Die Mission
Es geht jetzt steiler aufwärts. Wolfe geht voran. Er verankert die Taue mit Haken im Fels. Oder im Eis. Ich habe große Angst. Wolfe scheint keine Angst zu haben. Leila auch nicht. Sie zeigen es zumindest nicht. Wolfe ist der ranghöchste Offizier. Er muss die Moral in seinem Team wahren. Ob Leila ihn liebt? Sie schaut ihn bewundernd an, wenn er uns Mut macht. Sie hat keine Angst weil er bei ihr ist. Ich glaube sie liebt ihn. Der Wind ist unmenschlich kalt. Wir sind auch schon gut einen Kilometer über der Oberfläche. Man kann sie sehen wenn es blitzt. Dann erstrahlt die schwarze Landschaft in einem unheimlichen Licht. Eisbrocken fallen mir ins Gesicht. Wolfe hat einen weiteren Haken in den Fels getrieben. Ich möchte fortgehen von hier, weit fortgehen, auf die Erde zurück. Und ich will Leila mitnehmen. Ich will so gerne mit ihr glücklich sein. Doch sie liebt Wolfe. Und Wolfe liebt sie. Endlich eine Anhöhe. Man kann die Kuppel der Station schon sehen. Mein Herz schlägt schneller. Wolfe zeigt uns die Karte. Es sind nur 500 Meter zur Station. Wir gehen los, geduckt. Die beiden scheinen sich durch Blicke zu verständigen. Sie sind wahrscheinlich sehr glücklich. Der Boden ist hart und steinig. Ich versuche mich umzuschauen, doch ich sehe nur die erleuchtete Station. Und den schwarzen Boden davor. Wir nähern uns. Der Wind peitscht mir ins Gesicht. Wolfes Bart ist gefroren. Es hängen unzählige Kristalle daran. Seine Haut ist großporig und bleich. Leila sieht fest entschlossen aus. Ihre Haut ist gerötet von der Kälte. Ihre Augen haben keinen Glanz. Und doch ist sie wunderschön. Die ersten Wachen tauchen auf. Vorsichtig robben wir an den Patroullienweg heran. Wolfe kriecht zu einem Gitter. Leila und ich geben Deckung. Sein Schweißgerät leuchtet auf und funken sprühen. Das Gefällt mir nicht. Man wird uns entdecken. Wolfe hat das Gitter fast aufgeschweißt. Ich sehe Scheinwerfer über unseren Köpfen. Irgendwas stimmt nicht. Leila ist ganz ruhig. Wolfe winkt. Wir laufen los. Der Lüftungsschacht ist warm. Meine Gliedmaßen fühlen sich taub an. Ich will rasten, sage es aber nicht. Wolfe ist wahrlich ein geborener Anführer. Er zeigt keine schwäche. Leila folgt ihm unentwegt. Sie könnten das hier auch allein fertig bringen. Ohne mich. Ich habe zwischen den beiden sowieso nie eine Rolle gespielt. ich sehe durch ein Gitter einen großen Kasten. Wolfe sagt das das der Feuerleitrechner ist. Das sei unser Ziel. Mein Ziel ist Leila. Wir klettern aus dem Schacht. Ich sage etwas zu Leila, und sie schaut mich freundlich an. Wie liebreizend sie ist. Wir rücken vor. Keine Wachen in Sicht. Ich knie mich an das Schaltpult. Wolfe gibt Leila die Sprengladung und wir befestigen sie. Wolfe hält Ausschau. Niemand zu sehen. Wir sind fertig und ich schaue Leila in die Augen. Sie lächelt mich an sagt das wir es bald geschafft haben. Sie lächelt mich an wie einen Bruder. Sie liebt Wolfe, nicht mich. Wir rennen zum Schacht. Die Ladung detoniert Dumpf hinter uns. Ich falle hin. Schüsse Peitschen durch den Raum. Wolfe und Leila erwidern. ich krieche zu ihnen. Von der anderen Seit strömen dutzende Wachen in den Raum. Ich suche Deckung und schieße einen nach dem anderen nieder. Leila macht sich an der Türsteuerung zu schaffen. Sie hat es geschafft, die Tür ist offen. Die Station wird von einem Beben erschüttert. Wolfe feuert weiter auf die Verteidiger. Leila stürzt. Sie stürzt und fällt. Direkt in den Kühlgraben der Anlage. Der Graben ist so tief wie der Berg hoch ist. Ungefähr einen Kilometer. Ich habe es auf den Plänen gesehen. Sie hält sich an einer Verstrebung fest. Ich springe hinterher und halte sie. Ich halte sie am Arm. Jetzt hat sie auch Angst. Sie fleht mich an sie hochzuziehen. Wolfe kriegt davon nichts mit. Er wird von Geschützfeuer eingedeckt. Was soll ich tun? Ich habe ihr Leben in meinen Händen. Sie wird mir sehr dankbar sein. Wolfe ebenfalls. Wird sie mich dafür lieben? Sie schaut mich an mit ihren hellgrünen Augen. So als wolle sie sagen "mach doch endlich! Sie wird mich niemals lieben! Sie wird immer nur Wolfe lieben. Sie Liebt nur Wolfe. Jetzt schaut sie mich ängstlich an. Sie will nicht das ich sie loslasse. Doch ich habe keine andere Wahl. Ich werde die Frau die ich liebe nicht in die Arme eines anderen treiben. Wolfe sieht uns. Ich schaue zu ihm und verziehe mein Gesicht. Er ist zu weit weg um mir zu helfen. Er kann sie nicht sehen, doch er weiß das sie an meinem Arm hängt. Er sieht auf einmal nicht mehr so kalt und hart aus. Er feuert weiter. Leila hat tränen in den Augen. Sie weiß das sie Wolfe nicht mehr wieder sehen wird. Nichteinmahl sehen, wie er in der Nische an der Tür steht und tapfer einen Feind nach dem anderen umlegt. Ich bin der letzte den sie sehen wird. Und dabei liebt sie mich gar nicht. Sie liebt Wolfe. Sie fällt. Ich bin mir sicher das sie jetzt schreit. Ich kann es nicht hören. Sie sieht immer noch wunderschön aus. Der Fallwind spielt mit ihren Haaren. Ihr schlanker Körper fällt und fällt. Zu schade das er gleich zerschmettert wird. Schade das ich nicht anders handeln konnte. Wolfe rennt herüber. Er schreit vor Verzweiflung. Das Geschützfeuer interessiert ihn jetzt nicht mehr. Er wird getroffen. In die Schulter. Aber er rennt weiter. Ja, auch er hat sie geliebt. Doch er wird sie nie mehr haben. Genau wie ich.