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Die Meta-Zeit
für Annika,
weil du versucht, das zu verstehen
Die Meta-Zeit ist nicht spiralförmig. Die Meta-Zeit ist nicht in Wahrscheinlichkeitsschleifen aufgebaut. Die Meta-Zeit ist nicht jederzeit. Sie ist nicht kontinuierlich. Ist nicht gleichzeitig. Ist nicht rund, nicht eckig, nicht fest und nicht flüssig oder plasmatisch. Man kann nicht sagen, dass sie etwas ist, denn dann ist sie es sofort nicht, weil sie ja nicht sein kann, was in ihr enthalten ist, denn dann wäre sie ja weniger als sie in sich trägt. Sie ist auch nicht ALLES, denn da lässt man den Meta-Raum heraus. Und sie ALLES abzüglich des Meta-Raumes zu nennen, das ist doch wohl eher etwas unhöflich. Sie ist alles, was man in ihr nicht sehen kann, alles, woran man nicht denkt, dass sie sein könnte. Und selbst das ist sie nicht.
Die Meta-Zeit ist der wahre Endgegner der Gottesnegierung.
Denn was kann man darüber sagen?
Kurz zur Erklärung:
Die Meta-Zeit, ist die mit dem Meta-Raum verschränkte Substanz, in der sich die Raum-Zeit in all ihren Ausschweifungen bewegt, anders gesagt, die Bewegung, die die Raum-Zeit im Meta-Raum ausübt.
Also die Ebene, in der man sich vorzustellen versucht, wie sich ein Multiversum über die Dauer seiner Existenz entwickelt.
Da wir uns aber schon schwer tun, uns das Multiversum bildlich vorzustellen, ist die Vorstellung der Meta-Zeit mehr oder minder unmöglich.
Trotzdem versucht intelligentes Leben wieder und wieder zu diesem Meta-Raum-Zeit-Kuddelmuddel vorzudringen.
Alleine der Versuch eine Maschine zu planen, die die Möglichkeit bietet in jenen neuen Kosmos vorzudringen, ganz davon zu schweigen sie dann auch wirklich zu bauen, ist dabei schon unglaublich unmöglich. Denn womit soll man anfangen?
Und wie ist dieser Versuch philosophisch einzuordnen?
Kann ein körperhaftes Wesen dorthin durchdringen? Oder gibt man an der Schwelle zu dieser neuen Art der Realität alles, was man an Masse an sich hat, ab?
Und was bleibt dann überhaupt übrig?
Fragen fragen Fragen.
Die folgende Geschichte erzählt von den Unvorhersehbarkeiten, den Problemen, den persönlichen Schicksalen und den Erfolgen auf dem Weg zu einer Maschine, die die Raum-Zeit verlässt, und den Sprung hinüber schafft, in die Welt der Meta-Raum-Zeit. Sie versucht, den Problemen, die aufkommen, wenn plötzlich alles irgendwie gleichzeitig passiert (wie auch immer man sich das vorstellen soll), ein Gesicht und ein Gefühl zu geben. Denn wir können zwar nicht wissen, wie es hinter dem Vorhang genau aussieht, aber wir haben die Fantasie es uns vorzustellen.
Also einmal los:
Geschichten und die Geschichteten, die Erzähler und das Erzählte, die Gebärenden und die, die gebart werden. Was geht nicht alles was ist, Hand in Hand mit seinen um es her gesetzten Polen. Und sind, jedes für sich genommen, die Dinge nicht schrecklich einsam ohne einander? Und was passiert eigentlich, wenn ein Beobachter aus dem von ihm beobachteten System herausspringt? Wenn was erlebt wurde plötzlich weg ist, oder der Erlebtende die ihm das Erleben möglich gemacht habende Welt verlässt? Nun, er ist dann halt nicht mehr da. Ganz einfach.
Das System kümmert sich herzlich wenig darum. Freunde und Verwandte werden es vielleicht bemerken, sonst passiert aber grundlegend nichts. Die Welt an sich vergisst leicht was nicht mehr da ist, denn sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, das einzuordnen was gerade passiert. Nichts ist so vergangen, wie der Dunst des Morgens, gegen Nachmittag.
Folgende Geschichte ist vor einiger Zeit aus der Meta-Zeit herausgepurzelt. Aber wer in seinen Träumen einmal ganz vorsichtig zugehört hat, der hat bestimmt schon einmal ein Echo vernommen, von den Dingen, die sich aus der Zeit gestohlen haben, um sich in anderen Dimensionen massenhaft zu verhalten. Und wenn man Brotkrumen sammelt, kann man zwar kein neues Brot damit backen, aber man kann immerhin Panade daraus machen. Diese Geschichte ist also so etwas wie ein Zeit-Schnitzel; aus Irrwegen und Schüssen ins Dunkle, ummantelt von einer Panade aus Wahrheit.
Vergessen Sie jetzt bitte einmal alles, was Sie über Kontingenz und Geradlinigkeit gehört haben, denn wer mit der Meta-Zeit spielt, der fällt ganz sicher hin. Nur gibt es da nichts, wohin man fallen könnte, und auch nichts, worin. Es geht also eher um die Sache des Fallens an sich. Komplizierte Angelegenheit.
Also zum zweiten Mal:
Das Schiff war schon eine Weile unterwegs, auch wenn ihr nicht klar war, was genau das bedeutete. Sie verstand immer noch nicht wie es funktionierte, auch wenn Er es ihr schon einige Male erklärt hatte. Seit die Erde von Ihnen verschleppt worden war, hatte sich vieles geändert.
Sie errichteten Denkmäler und Monumente, die Menschen hatten sich Ihnen anzupassen und zu gehorchen. Wer Ihnen nicht gehorchte, verschwand einfach. Niemand weiß, wohin.
Trotz alledem ging sie weiter zur Schule. Das Leben ging eben weiter.
Dort würde sie heute bei einem Ausflug mitmachen.
Auf einen Berg, auf dem eine Stadt aus Sandstein errichtet worden war.
Über einen Pfad, aus einem einzigen Baum heraus geschnitten, was ihr allerdings seltsam vorkam, denn Bäume hatten nicht die Höhe von mehreren Kilometern.
Zumindest nicht auf der Erde.
Entlang des Weges waren Sicherungsfallschirme angebracht, sollte die Erde erneut so stark beben, dass sie davon herunter in die Tiefe geworfen werden würden. Die Bedrohung schien real, aber sie konnte nicht sagen, ob das Beben es war.
Der Pfad schlang sich jenen Berg hinauf wie eine Schlingpflanze, und der Abgrund war nie weit entfernt. Ein Geländer gab es nicht.
Sie hatte den Jungen geküsst. Oder er sie?
Sie wusste es nicht genau, auch nicht wieso.
Aber es musste wohl geschehen sein, und es schien ihr auf eine instinktive Art und Weise wichtig.
Als sie mit ihren Klassenkameraden oben angekommen war, wartete Er schon auf sie.
Sie dachte kurz daran, dass es nach einem gemeinsamen Weg wohl auch wichtig sei, mit den Mitgereisten den Weg zu besprechen, ging dann aber trotzdem zu Ihm in das Schiff.
Er erzählte ihr noch einmal, wie die Erde damals gestohlen wurde, wie plötzlich ein Ruck durch die Welt ging und die allgemeine Richtung der Dinge sich plötzlich änderte.
Wie er und seine Freunde überlegten, wie man die Eroberer austricksen, wie man sie vertreiben konnte. Doch es war ihnen nichts eingefallen. Keine Idee schien funktionieren zu wollen. Deshalb beschlossen sie unterzutauchen.
Er erzählte ihr nicht oft davon, aber immer wenn er es tat, hatte sie das Gefühl es schon tausende Male gehört zu haben. Sie fühlte sich jedes Mal so, als wäre sie dabei gewesen.
Wieder draußen ging sie mit ihrer Klasse zusammen weiter, über kleine Stege, voller Menschen, bis hin zum höchsten Punkt. Der Fluss strömte weit unter ihnen schnell dahin, darauf fuhren kleine Segelboote und riesige Dampfer. Ganz oben sollten sie in einen Laden gehen, in dem es Menschen zu kaufen gab, doch der Besitzer sagte ihr, das wäre nicht so. Sie verstand es nicht wirklich.
Sie verstand es noch nicht.
Sie gingen den Weg wieder hinunter, sie sah eine wunderschöne Landschaft in der Ferne, hoch aufragende Nadelbäume darauf, kleine Hütten zwischen ihnen. Ein träumerischer Wald, den sie berühren zu können glaubte, so als schwebe sie über ihm. Doch als sie die Hand danach ausstreckte, merkte sie, dass sie noch sehr weit entfernt war. Ein sumpfiger Fluss, gesäumt von gelbem Schilf, war zwischen ihr und dem Wald. Sie watete hindurch, voller Angst was wohl in ihm lauern könnte. Sie wusste, dass es nicht nur freundliche Wesen gab. Sie glaubte Hände zu spüren die nach ihr griffen, glaubte zu versinken, von der Strömung mitgerissen zu werden. Panik überfiel sie.
Sie watete zurück zum Ufer.
Die Welt vor ihren Augen verschwamm. Realität und... ja und was eigentlich? Gab es viele Realitäten? Oder war alles eine Illusion mit einer zugrunde liegenden Realität, wie bei einem Kaleidoskop, dass viele Muster aus nur einem Bild wob?
Sie fand keinen Halt mehr, wusste aber auch nicht, woran sie sich überhaupt hätte halten können, was „Halt“ an sich überhaupt war. Wer sie war. War sie eins? Oder war sie viele? Wo befand sie sich? Wo hatte sie sich befunden? Woher kam sie, und wohin gehörte sie?
Plötzlich war sie wieder in seinem Schiff. Er erzählte ihr von dem Versuch der Widerstehenden, sich zu verkleiden, um Sie abzulenken. Es hatte wohl funktioniert, es gab noch einige von ihnen dort draußen, die außerhalb der Sphäre agierten. Die Menschheit aber war in einem Traum gefangen, dem Traum eines kleinen Mädchens. Doch wenn sie es schaffen würden, wenn sie es schaffen würden ihr zu zeigen, was die Wahrheit und was bloßer Traum war, wenn sie das schaffen würden, dann bestünde Hoffnung. Aber niemand verstand das Problem.
Und keiner konnte so genau sagen, was dann geschehen würde. Niemand wusste wirklich wer Sie waren. Gab es sie überhaupt? Oder waren sie Hirngespinste, Echos aus anderen Welten? Sie wusste es nicht. Wusste Er es?
Am Anfang kommt einem alles so leicht vor, man geht einfach los.
Aber wenn man einmal irgendwo ist, dann ist plötzlich alles andere irgendwo anders. Und dort muss man doch auch einmal hin, oder nicht? Und dann hat man ja immer noch nicht alles gesehen.
Vielleicht wurde es Zeit. Und als sie zu fallen begann, wusste sie nicht worin.
Als sie erwachte, und plötzlich wieder er war, war er sich sicher, das er geträumt hatte. Doch er wusste nicht wovon. Er hatte genug eigene Problem.
Ihm war bewusst, dass er allen in den Rücken gefallen war, doch das musste sein.
Er dachte bei sich, dass die Wirkung, die erzielen würde, die Hoffnung die er damit gab, aufwiegen würde, was er seinen Liebsten gerade antat. Sie verstanden ihn schon lange nicht mehr, er machte es ihnen nicht leicht. Doch es musste sein.
Jedes Schiff, welches er gebaut hatte, stand kurz vor der Vollendung. Er sprach an jenem Tag mit vielen Menschen, die meisten kannte er nicht. Sie alle überzeugte er. Alles lief wie geplant. Wann er den Plan gefasst hatte, das wusste er nicht mehr. Es schien ihm unendlich lange her zu sein.
Gemischte Gefühle durchfuhren ihn. Doch es blieb keine Zeit für ihn zu zögern. Es musste jetzt alles glatt laufen, alle Hebel waren in Bewegung gesetzt.
Doch dann kam die Frage, auf die es keine richtige Antwort gab. Er musste bloß lügen, musste bloß verheimlichen, wer er wirklich war. Es fiel ihm doch sonst so leicht.
Aber der, der ihn gefragt hatte, er würde wissen wenn er log. Und das konnte er ihm nicht antun.
Welche Lüge ist es wert gesprochen zu werden?
Er ließ sich auflaufen. Er sagte, er wäre nicht wer er vorgelogen hatte zu sein. Und die endlosen Möglichkeiten schrumpften zu einer einzigen Welt zusammen. Eine Welt, in der keines der Schiffe die er gebaut hatte jemals den Boden verlassen würde. Wie Kugeln in einem Revolver aufgerollt standen sie bereit, doch kein Leben war in sie gefahren. Es war zu spät um jetzt noch zurück zu können.
War alles umsonst gewesen? All das Lügen?
Er wusste es nicht.
Er wusste es noch nicht.
Und ein Vorhang fällt über die Welt, und die Schauspieler entgleiten durch die Wunden, die die Lügen in die Ränder der Zeit geschlagen hatten, an jene Orte, von denen wir träumen, wenn wir nicht wissen wovon.
Und dann:
Noch niemals in der Geschichte der Menschheit, gab es so viele Menschen die träumen. Dabei ist es egal, ob es sich um Tagträume, Zukunftsträume oder Erinnerungen, Wunschträume, Platzhalterträume, oder eben die Träume handelt, mit denen wir des Nachts im Schlaf erfahren.
Was dabei passiert ist nicht leicht zu sehen. Es ist vielmehr ein Gefühl, welches sich einstellt, wenn man einmal unsere Zeit genau betrachtet.
Traum und Realität waren schon immer untrennbar miteinander verwoben. Über der, zumindest im Vergleich zu den Träumen, klaren und kontingenten Realität, spielte schon immer der Traum mit der Wahrnehmung, den Emotionen, den Vorstellungen der Wesen die in der Lage sind zu träumen.
Und nun, da wir so viele träumende Menschen wie noch niemals zuvor hatte, ist die Realität dicht eingehüllt, in eine Daunendecke aus Träumen. Es wird immer schwieriger Traum und Realität auseinander zu halten.
Ich sage nicht, dass das schlimm ist. Es ist wunderschön. Die Traumzeit aus der Zeit vor unserer Zeit kommt zu uns zurück, und ein neues Zeitalter ist im Begriff zu entstehen. Alles wird sich verändern, und wir werden nicht mehr zurück können. Und wenn wir eines Tages aus der Zeit purzeln, werden wir überall dort als Echo verbleiben, wo Ohren und Augen den Träumen zugewandt sind. Und wir werden Lehrer werden, lange nachdem wir noch wussten, was es bedeutet zu wissen.