Die Meerjungfrau und der Wind
Angenehm kühl. Tiefes blau. Dunkel und hell. Dein Herz schlägt und mit dir atme ich. Wir sind eins. Weit, ruhig, mächtig. Liebe. Still.
Es durchzuckt mich ein Ruf. Ich öffne meine Arme und öffne mich für das Neue. Im Gleichklag deines Herzschlages treibt mich meine Flosse nach oben. Deine Struktur verändert sich sowie deine Farbe. Es wird wärmer, seicht. Schließlich durchbricht mein Kopf deine Oberfläche. Zum ersten Mal. Ich schmecke Luft, zum ersten Mal. Und die Sonne berührt meine Haut. Es ist schön, den Körper im sicheren Gewand meiner Mutter, dem Ozean, zu wissen und nun meinen Vater die Sonne zu spüren. Und nun lausche ich ihm zum aller ersten Mal, dem unbekannten Wind. Er streichelt mein Gesicht und Wonne erfüllt mein Herz. Ich bin überrascht welch wundervolles Wesen mir hier Geschichten erzählt. Ich lausche, bis mein Gesicht das Wasser vermisst. Nun komme ich jeden Tag. Und lausche meinem neuen Freund dem Wind. Er setzt Samen in mein Herz, wo bisher nur die Welt des Wassers war. Und es treibt mich näher an die Ufer. Mein Herz kennt den Weg. Und so fürchte ich mich nicht als ich mit Muscheln und Seetang, mit Sonne und Wind das Wasser verlasse. Meine Beine laufen getragen von der Energie der Sonne und meine Füße graben sich nun zum ersten Mal in den warmen breiigen, steinigen Sand. Und ich lache aus voller Seele. Mein Freund der Wind freut sich mit mir und streichelt meinen Arm. Gemeinsam gehen wir an Land. Und zum ersten Mal sehe ich die grüne Welt der Oberfläche.
Vergessen wandle ich nun durch einen Dschungel aus Beton. Suche und weiß nicht wonach. Da streichelt mich eine sanfte Briese und ich erinnere mich, bei allem Suchen, ich habe einen Freund. Ich nehme ihn an die Hand und weiß, mein Herz kennt den Weg.