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Die Maus - eine wirklich wahre Begebenheit

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19.02.2015
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Die Maus - eine wirklich wahre Begebenheit

Die Maus,welche ich zwecks ethisch korrekter Umsiedlung zu fangen beschloss, lebte seit unbestimmter Zeit im Niemandsland hinter unserer Küche; genau gesagt, wohnte sie irgendwo in dem von Menschen unerforschten Bereich zwischen Wandverkleidung, Heizkörper und rückwärtiger Seite unserer Einbauküche.
An und für sich hätte sie dort auch ein ruhiges, gewöhnliches und vor allem ein unentdecktes Mäuseleben führen können, wären ihr nicht zwei grob fahrlässige Fehler unterlaufen.

Sie hinterließ irgendwann unübersehbare, torpedoförmige Köttel, die es uns ermöglichten, ihre Wege nachzuvollziehen - wobei wir immer wieder feststellen durften, dass das Tier seinen Wirkungskreis nach und nach vergrößerte und offensichtlich auch unser Wohn- und Esszimmer als seinen Lebensraum zu annektieren suchte.
Ihr zweiter Fehler bestand darin, sich alsbald nicht mehr nur auf heimliche Streifzüge durch unsere nunmehr als „Mensch - Maus WG“ zu bezeichnende Wohnung, beschränken zu wollen, sondern es vorzog, uns offen und bestimmt gegenüber zu treten.
Ich vermutete, sie verfolgte die Absicht, uns auf diese Weise zu verdeutlichen, dass wir uns nun innerhalb ihres Hoheitsgebietes befänden und es ausschließlich ihrer Großherzigkeit zuschreiben dürften, die kalten Februartage in ihren warmen Räumlichkeiten verbringen zu können.
Allerdings erwartete sie hierfür regelmäßig einen kleinen Obolus, welchen wir in Form von Brot- und Kuchenkrumen auf dem Küchenboden im Allgemeinen und in unmittelbarer Nähe des Mülleimers im Speziellen, an sie zu entrichten hatten.

Die Maus musste natürlich davon ausgehen, dass der Deal genau so von uns anerkannt und daher mit einer gewissen Portion Unterwürfigkeit präzise ausgeführt wurde.
Die Wahrheit konnte das kleine Mäusehirn natürlich mitnichten nachvollziehen:

Die regelmäßige Nahrungsversorgung der Maus war lediglich unserem uns eigenen Misserfolg des Versuches, einen penibel sauberen Haushalt zu führen, geschuldet.
Ich persönlich hätte kein Problem damit gehabt, die rückwärtige Seite meiner Küche mit einem, sich zu benehmen wissenden Kleinstnager zu teilen. Meine sonst äußerst tolerante und vorurteilsfreie Lebensgefährtin allerdings, zog es vor, ohne Maus zu leben. Das machte insofern Sinn, als dass sie bei jedwedem Sichtkontakt mit dieser Säugetiergattung, innerhalb von Nanosekunden auf den nächstbesten Stuhl hüpfte.
Also wollte ich ihrer Bitte nach Entfernung des pelzigen Untermieters nachkommen.

Es war klar, dass das Tier lebend gefangen und ebenso lebendig im Stadtpark wieder ausgesetzt werden sollte.
Ich kaufte ein einfaches, günstiges Lebendfallenmodell und bestückte es mit allerlei Leckereien wie Nüsse, Schmalz, Nougatcreme und Brotstückchen.
Ich lernte vier Dinge:

1. Die genannten Leckereien sind in der Tat hervorragend dazu geeignet, eine Hausmaus
anzulocken
2. Unser ungewolltes Haustier war wesentlich geschickter als zuvor angenommen
3. Die günstige Falle war überhaupt nicht dazu geeignet, unsere Hausmaus festzusetzen und ich
bezweifelte ernsthaft, dass ihr eine generelle Mäusefangeignung inne wohnte
4. Es macht nicht immer Sinn, sparsam zu sein


Eineinhalb Wochen nach meinen ersten Fangversuchen bestückte ich ein Fallenmodell der Sonderklasse:
Verzinktes Stahlblechgehäuse und Mechanik, Sichtfenster, zwei Eingänge- kein Ausgang und größer als so mancher Vogelkäfig, in dem der ach so süße Wellensittich seinem traurigen Dasein fristen muss.

Die Maus war schnell gefangen. Doch ist es mir nicht möglich gewesen, es über mein großes tierfreundliches Herz zu bringen, das arme, verängstigte Geschöpf bei Minusgraden in einer ihm unbekannten, gefährlichen Umgebung in die vermeintliche Freiheit zu entlassen.

Es boten sich mir folglich nur zwei Wege diese Grausamkeit zu umgehen.
Nachdem meine Lebensgefährtin mir die Quasischeidung angedroht hatte, als ich ihr von Möglichkeit eins - das bedauernswerte Tier bis zum Sommer weiter hinter unserer Küche wohnen zu lassen - erzählte, blieb mir nur noch die zweite.
Ich wollte der Maus den Start in ihr neues, kaltes, gefährliches Leben im Park so angenehm und einfach wie möglich gestalten.
Aus einer Pappschachtel, altem Schaumstoff und einer in Streifen geschnittenen Baumwollschürze entstand sehr schnell ein neues Mäusezuhause, welches eine Dämmung aufwies, von der wir in unserer 15°C kühlen Wohnung nur zu träumen wagten (Das Problem mit unserer Heizung bedürfe allerdings einer separaten schriftlichen Zuwendung).
Noch einiges vom geliebten Frühstücksmüsli hinein und der Maus wäre locker für die kommenden drei Monate ein gemütliches, autarkes Leben in diesem exzellenten „Starter Kit für die Freiheit“ möglich.
Was uns beiden (der Maus und mir) nun lediglich noch bevorstand, war die Umsiedlung von Lebendfalle in Starter Kit.
Alles was meiner Ansicht nach vorbereitet werden konnte, war vorbereitet.
Ich hatte den Eingang zu ihrem angestammten Lebensraum hinter der Küche sorgfältig versperrt, die Pappschachtel weit genug geöffnet und die Tür zum Wohnzimmer geschlossen.

Es lief reibungslos. Das Tier setzte ich, es am Schwanz festhaltend, in die Box, füllte diese locker mit der Baumwollisolierung und wollte den Deckel schließen.
An diesem Punkt begann die Unternehmung aus dem Ruder zu laufen.
Das Haustier entschloss, sich kurzerhand meiner Kontrolle zu entziehen und sich stattdessen mit einem beherzten Sprung in letzter Sekunde aus der Schachtel zu katapultieren, um jetzt auf eigene Faust die Arbeitsflächen der Küche zu erkunden, nicht ohne gleichzeitig Gewähr zu leisten, dass meine erneuten Einfangversuche erfolgreich missglückten.
Kurzzeitig wähnte ich mich noch einmal als Sieger, als sie im Spülbecken festzusitzen schien.
Dies jedoch, ist offenbar nur Teil ihrer perfiden Taktik gewesen.

Ich mache es kurz.
Wieder hatte ich nur zwei Möglichkeiten:

Sagte ich meiner Liebsten, es wäre mir gelungen, das Tier aus der Wohnung zu entfernen und teilte ihr bei dem nächsten unvermeidlichen Hüpfer auf den Stuhl unseres Esstisches mit, dass es sich bei der auf dem Teppich sitzenden Maus wohl um einen Nachfahren unserer ehemaligen Mitbewohnerin handeln müsse,

oder

erkannte ich das Quasischeidungsgesuch meiner Freundin an und lebte fortan mit Maus aber ohne Frau?
So oder so muss ich mich nun damit abfinden, kläglich an einer Maus gescheitert zu sein.

Vorerst!

 

Hi Gumbold,
anscheinend hast du dich extra registriert, um deine Erfahrungen bei der Nagetierbeseitigung mit uns zu teilen :D. Der Titel hat mich sofort angesprochen, denn jeder wurde wahrscheinlich schon einmal von einer Maus hinters Licht geführt. Ich hatte einen kurzen, lustigen Text erwartet und wurde nicht enttäuscht. Der humorvolle, sachliche Schreibstil hat mir den ein oder anderen Lacher entlockt und mich an eine Fehleranalyse eines Beamten denken lassen. Hoffentlich verspürt die Lebensgefährtin nicht den Drang, bei Wortkrieger vorbeizuschauen, und die Entscheidung kann noch auf sich warten lassen :lol:
lg
Aki

 

Hallo Gumbold,

Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen. Eine wunderbare Anekdote über den Terror von Mäusen im Haushalt. Wer hatte nicht schon einmal ähnliche Probleme mit diesen hinterlistigen Nagetieren und wären sie doch nur alle so erquickend.
Sprachlich passend geschrieben, in einem trockenen Stil, der das Ganze sogar noch amüsanter macht. Mir gefällt Dein Humor. Mehr davon. ;)

Hier und da ist mir aber noch etwas aufgefallen:

Die Maus,welche ich Zwecks ethisch korrekter Umsiedlung zu fangen beschloss,

zwecks

An und für sich hätte sie dort auch ein ruhiges, gewöhnliches und vor Allem ein unentdecktes Mäuseleben führen können, wären ihr nicht zwei grob fahrlässige Fehler unterlaufen.

vor allem

Die Maus hinterließ irgendwann unübersehbare, kleine, torpedoförmige Köttel, die es uns ermöglichten, ihre Wege nach zu vollziehen - wobei wir immer wieder feststellen durften, dass sie ihren Wirkungskreis nach und nach vergrößerte und offensichtlich auch unser Wohn- und Esszimmer als ihren Lebensraum zu annektieren suchte.

Wann ist irgendwann?
Das kleine vor Köttel würde ich streichen, wenn ich Köttel lese, denke ich automatisch an was Kleines.
nachzuvollziehen

Das machte insofern Sinn, als das sie bei jedwedem Sichtkontakt mit dieser Säugetiergattung, innerhalb von Nanosekunden auf den nächstbesten Stuhl hüpfte.

dass

Die günstige Falle war überhaupt nicht dazu geeignet Komma unsere Hausmaus festzusetzen- und ich bezweifelte ernsthaft, dass ihr eine generelle Mäusefangeignung inne wohnte

Eineinhalb Wochen, nach meinen ersten Fangversuchen bestückte ich ein Fallenmodell der Sonderklasse:

kein Komma

Was uns beiden (der Maus und mir) nun lediglich noch bevor stand, war die Umsiedlung von Lebendfalle in Starter Kit.

bevorstand

Ich hatte den Eingang zu ihrem angestammten Lebensraum kein Komma hinter der Küche kein Komma sorgfältig versperrt, die Pappschachtel weit genug geöffnet und die Tür zum Wohnzimmer geschlossen.

Auf jeden Fall habe ich es gerne gelesen. ;)

Beste Grüße
gibberish

 

Hallo Gumbold,

es ist schon spät und daher auch nur eine kurze Rückmeldung. Das war eine richtig gute Geschichte, um den Tag zu beschließen.
Eine nette Episode, die du kurzweilig erzählt hast. Die humorvolle, zügige Erzählweise passt und der angeschlagene Ton wird gut durchgehalten.
Wer kennt sie nicht, die kleinen Erlebnisse mit den ungebetenen Hausbewohnern. Auch die, die auf Stühle steigen und grell kreischen sind gar nicht so selten. Es gab eine Reihe „Schmunzelstellen“: gut beobachtete Dinge, gut geschrieben.
Gerne gelesen. Joenna

 

Vielen Dank für Eure Kommentare und Hinweise.
Habe die von Gibberish entdeckten Fehler verbessert und hoffe, dass der Text jetzt soweit fehlerfrei ist.
Die Maus lebt nach wie vor in der Wohnung- meine Freundin aber auch.
Versuche sie so lange zu vertrösten, bis ich Möglichkeit 1 umsetzen kann :-)

Liebe Grüße
Der Gumbold

 

Hey,
Humor ist wohl immer so eine Sache, ich z.B. konnte hier nicht einmal schmunzeln.
Geschrieben ist es solide, auf ein paar Minischnitzer hat Gibberish ja schon hingewiesen.
Naja, keine besonders hilfreiche Response meinerseits. :e Wunderte mich eben nur, dass alle anderen Kommentatoren es lustig fanden. Aber Humor ist eben extrem subjektiv.

Gruß

 

Hallo Gumbold, hallo Superfant,

"Humor ist etwas extrem Subjektives." Ich stimme dir zu, Superfant. Gleichzeitig hat mich dieser Satz veranlasst, hier noch mal rein zu lesen und mich noch mal zu melden.

Worüber man lachen (hier eher schmunzeln) kann, liegt immer auch an der eigenen Stimmung, manchmal auch Tageszeit, in der man etwas liest.

Ich würde diese Geschichte nun nicht als den "Lach-Brüller" bezeichnen, will sie auch sicherlich nicht sein. Sie ist in der lockeren, augenzwinkernden Erzählweise unterhaltsam und trotz der Länge und der "erwartbaren" Ereignisse nicht langatmig. Das gelingt nicht jeder Geschichte und kann nur am "Erzählen" liegen.
Diese kleine Geschichte hat für mich ihren eigenen Charme. Der Autor hat es verstanden, an Wohlbekanntes anzuknüpfen, mir ein Lächeln und ein Nicken zu entlocken und die dreiste Feldmaus wieder in mein Erinnerungsfeld zu rufen, die einen ganzen Winter in unserer Küche ihr Unwesen trieb und am Ende sogar der nicht so mäusefreundlichen Falle entkam und den Käse dennoch gefressen hatte.

Ich habe die Geschichte nun heute, zu ausgeschlafener Tageszeit noch einmal gelesen und ich finde sie immer noch unterhaltsam. Und was ich auch spüre, ist die Lust des Erzählers, dieser keinen Maus und der Geschichte, einen ganzen Schwall und Überschwall an Worten zu schenken. Ich spüre den Genuss des Schreibens, auch den Genuss, sich selbst ein wenig auf die Schippe zu nehmen (Bsp.:Fallenkauf / penible Haushaltsführung). Das alles reiht sich so unauffällig ein, dass ich den Genuss des Schreibens in den meines Lesens ummünzen kann.

Superfant, vielleicht konnte ich dein Wundern ein wenig mit Verstehen füllen.
Gumbold, für dich vielleicht eine kleine Ergänzung zum spärlichen Nachtkommentar.

Liebe Grüße euch beiden. Joanna

 
Zuletzt bearbeitet:

Wäre wohl nicht der richtige "Ort", um Humor zu diskutieren.
Aber ...

Superfant, vielleicht konnte ich dein Wundern ein wenig mit Verstehen füllen.
Verstehe ja, weshalb jemand an einer bestimmten Stelle schmunzelt (also, die "Trigger" sind ja offensichtlich), nur finde ich es eben nicht komisch, sondern eher irgendwie "spießig", abgedroschen usw. Einfach sehr brav und unüberraschend.

Ich spüre den Genuss des Schreibens, auch den Genuss, sich selbst ein wenig auf die Schippe zu nehmen (Bsp.:Fallenkauf / penible Haushaltsführung).
Spüre den weniger, spüre eher braven und höchst konformen Witz, den ich selbst als nicht witzig empfinde.
Wie gesagt, Humor ist natürlich sehr subjektiv und auch irgendwie komplex. Eigentlich spielt ja das ganze eigene "Wesen" dort hinein. Bei mir ist Humor ansich auch eher eine Betrachtungsweise der Realität irgendwie.
Fand btw. eine Frage in Max Frischs Fragebogen sehr gut: Haben Sie Humor, wenn Sie allein sind?
:e
Aber das alles hat ja nun wenig mit obigem Text als solchem zu tun.


Gruß

 

Hallo Gumbold,

für mich war die Geschichte recht nett geschrieben. Es hat mir hier und da ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Jedoch ist es natürlich eine Anekdote aus deinem Leben, die durchaus sehr gerne erzählt werden sollte. Ich sehe sowas (Bildlich gesehen) aber auf Seite 3 einer Tageszeitung, was kurzes, nettes oder lustiges ...

Gerne würde ich wissen was "eure" Maus sonst noch so treibt. Ihr solltest allerdings aufpassen, dass sich nicht noch eine weitere Maus dazugesellt. ;-) Sonst könnte hier eine Mäusefamilie euch das Leben zur Hölle machen. Eine lenkt euch ab, während die andere euren Kühlschrank ausräubert ;-) Oder ihr holt euch einen Kater ... aber es sollte keiner sein wie "Tom" :lol:

Ich hoffe ich lese noch was von Dir !!

Schöne Grüße
Farbklecks

 

Hallo,
in der Tat soll der Witz hier nicht in den beschriebenen Geschehnissen liegen (ist ja auch nicht viel passiert), sondern, wie von Joanna richtig erkannt, in der etwas umständlichen Formulierung. Sie gewinnt deutlich an Energie und "Schmunzelfaktor", wenn Sie richtig betont vorgetragen wird. Evtl. vergleichbar mit den Geschichten von Dietmar Wischmeyer. Aber natürlich hat Superfant Recht, wenn er sagt, dass Humor eben sehr Subjektiv ist.
Das o.g. gilt sicherlich auch für meine neu hochgeladene Geschichte.

Liebe Grüße, der Gumbold

 

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