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Die Maulwürfe

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27.04.2015
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Die Maulwürfe

Lebensblitze

Allahu akbar – Gott ist groß -schon wieder rief der Muezzin zum Gebet. Es dämmerte über Würzburg. Von der Kadir-Moschee, die einmal der weltberühmte Kiliansdom gewesen war, hallte der Lautsprecher in diesem Herbst 2050 weit über den Main die Hänge hinauf. Vor gut 20 Jahren hatte sich der Islam überall in Deutschland durchgesetzt. Auf den alten Weinbergen weideten nun Schafe, um genug kultisch reines Fleisch zu bekommen.
Ellen und Anna schlugen ihre Tücher enger um die Köpfe. Sie stiegen zum Maryam-Tepe – die ehedem als Feste Marienberg bekannt gewesen war. „Da muss es sein“, Ellen hielt inne. Sie strich eine ihrer rotblonden Haarsträhnen wieder unters Kopftuch. Annas dunkle, kurze Haare waren da weit weniger auffällig.
Es waren gar nicht so sehr die Einwanderer gewesen, die in Deutschland den Boden für den Islam bereitet hatten. Nein, die gesamte Energieversorgung war zusammen gebrochen. Kohle und Atom hatten sowieso keine Zukunft mehr gehabt. Natürlich hätte es hierzulande genug Wind und Sonne für alle gegeben. Doch niemand wollte eine Starkstromleitung vor seiner Haustür haben. Das Ganze endete im großen Durcheinander. Ein kleiner Computerfehler vollendete das Chaos.
Da war es für energischere Strömungen leicht gewesen, sich durchzusetzen. Expandierende Sonnenenergie aus den Wüsten hatte neue Wege gefunden, um die großen Distanzen zu überwinden: Mit der Energie aus der Sonnenwärme spaltete man durch die so genannte Elektrolyse selbst Salzwasser zu Wasserstoff, Sauerstoff und Chlor. Der Wasserstoff ließ sich ganz einfach in kältere Regionen verkaufen – und schien unendlich vorhanden.

Noch drei Schritte nach links, zwei Körperlängen nach oben … Hier begann Ellen die Erde abzutasten. Einen kurzen Augenblick noch zögerte Anna, dann half sie ihrer Freundin.
Wirklich, die Felsen zur rechten Hand ließen sich leicht drehen. Vor Jahren hatte man in diesen Hang unterhalb der alten Festung Gänge als letzte Zuflucht. O Wunder – dort war man auf und weit verzweigte Tropfsteinhöhlen gestoßen. Niemand hatte zuvor etwas davon geahnt. Doch dann hatte die fremde Macht das Land dermaßen schnell übernommen, dass sie gar nicht mehr zum Einsatz gekommen waren.
Ellen suchte dort nach den ehemals weltberühmten Riemenschneider-Skulpturen. Sie waren dort versteckt worden, um sie vor der Zerstörungswut der neuen Machthaber zu bewahren. Damit wollte sie nun ein Versprechen erfüllen, dass sie erst im vergangenen Monat ihrer Mutter auf dem Totenbett gegeben hatte. Diese war einst eine berühmte Kunsthistorikerin gewesen. Sie hatte mit dazu beigetragen, die Werke da unten zu verstecken.
Die Mädchen krochen nacheinander in den dunklen Gang. Anna fiel das schon schwerer. Denn sie war längst nicht so schmal wie Ellen, sondern deutlich breiter gebaut. Nach einer Biegung spalteten sich mehrere Gänge ab. Sie waren nun höher, so dass die Mädchen aufrecht gehen konnten. Ellen zog nun eine schmale Schachtel aus der Tasche – wirklich und wahrhaftig noch gefüllt mit Streichhölzern. Eins davon rieb sie an der Seite der Schachtel. Es flammte auf. Sie entzündete damit eine Fackel, die sie auch noch unter ihren Tüchern hervorgezaubert hatte. Auch wenn der Schein nur gering war: Inzwischen galt alles, was ein wenig unabhängiger von der Sonnenenergie aus der Sahara machen konnte, als höchst aufrührerisch. Es genügte, um ihr Haar aufleuchten zu lassen.
Nach einer Biegung starrte Anna fassungslos in ein feingliedriges Gesicht unter einem durchsichtigen Schleier. Sie lüfteten vorsichtig die Folien. Waren sie hier auf die erste Skulptur gestoßen? Nein, kein warmes Holz, kalter Stein grinste sie an. Ein Stalagmit, eine Kalksäule, mit halbwegs menschlichen Formen. Halt, er ließ sich bewegen! Wie konnte er denn da aus dem feuchten Höhlenboden gewachsen sein? Und warum war er so verpackt als wäre er eine der kostbaren Skulpturen, bereit zu einer langen Reise.
Ellen griff sich nachdenklich an ihr linkes Ohrläppchen. „Wo sind denn alle die Kunstwerke hin, von denen meine Mutter sprach?“ Detailliert beschrieb sie ihrer Freundin die feingliedrigen Finger, die ausdrucksstarken Gesichter der Skulpturen Tilman Riemenschneiders. „Geschaffen für die Ewigkeit, doch aus vergänglichem Holz.“

Wenige Schritte weiter entdeckten sie immer mehr von ihnen.
„Halt!“ Da hinten – heller Lichtschein nach einer Biegung des Ganges.
Die beiden Freundinnen blickten sich erstaunt Licht an. Wer konnte außer ihnen noch hier umherschleichen? Sie eilten voran, bis vor ihnen ein Schlagen und Rasseln ertönte.
„Haben sie die Verstecke der Kunstwerke entdeckt? Aber warum verbrennen sie sie dann nicht?“, fragte Ellen atemlos und zupfte an ihrem Ohrläppchen. Alle anderen Kunstwerke hatten sie ja bereits zerstört.
Vorsichtig schlichen sich die beiden näher. Hin zu einem gleißenden Licht, das von Biegung zu Biegung mehr in die Augen stach. Ellen konnte jetzt die Fackel löschen. Zum Glück stand jetzt so viel alter Krempel – angefangen von verrosteten Ritterrüstungen bis hin zu rostigen Computerkisten der ersten Generation – an den Wänden des Ganges. So konnten sie sich einigermaßen gut in den Schatten, die sie warfen, verstecken. Was die Mädchen dort in einer riesigen Tropfsteinhalle sahen, verschlug ihnen den Atem: Eine Handvoll Männer verband die Skulpturen mit altertümlichen Kabeln. Hinten an der Rückwand waren unzählige von ihnen aufgereiht.
In der Mitte der Höhle stand ein komplizierter Apparat, dessen Außenhülle vor lauter Energie pulsierte. Dicke, altmodische Kabel waren mit ihm verbunden,
Ein Lichtblitz, unter dem sich eine der Skulptur aufzubäumen schien. Ihr Holz versengte. Der Berg schien um sie herum zu grollen. Selbst Ellens Haar schien aufzuleuchten. Zum Glück waren alle Männer so arg beschäftigt, dass niemand in ihre Richtung schaute.
„O weh“, stöhnte Anna, während ihr Lid nervös zuckte. „Wird er es aushalten?“
Das unerträgliche Licht war verglüht: Die feine Holzschnitzerei hatte sich in einen Stalagmit verwandelt, wie so viele in den Gängen herumstanden.
„Warum vernichten sie sie so aufwändig?“, staunte Ellen. „Einfaches Feuer wäre doch ausreichend.“
„Mehr Energie“, keuchte jetzt ein Mann, dessen widerspenstige Haarlocke deutlich zu erkennen war. Sie hatte sich vorwitzig unter seiner Kappe hervorgewagt. „Wie sonst lässt sich ihnen die Kraft des Lebens einzuhauchen.“

Entsetzt flohen die Mädchen. Sie stolperten durch die bald wieder dunklen Gänge. Die Streichhölzer fanden sie nicht mehr, um ihre Fackel wieder anzuzünden.
Vor allem Anna atmete schwer vor Angst und vor Anstrengung.
Endlich fanden die Mädchen einen Ausgang unterhalb eines alten Festungstors.
Doch Ellen wandte sich noch einmal um. Sie förderte aus der Tiefe einer Tasche endlich eine glitzernde Murmel ans Licht der Sterne.
„Lachenzym“, kicherte sie, „als ich klein war, war es der letzte Schrei, wirkungsvoller als das alte Lachgas.“
Mit aller Kraft warf sie die Murmel in die Abgründe hinein, die sie gerade verlassen hatten.

Nur Stille war um sie her. Am Fuß der Hänge, direkt am Main, harrten Ellen und Anna schon die ganze Nacht nach ihrem Abenteuer trotz der herbstlichen Kälte aus. Nun aber dämmert es. Sorgfältig bedeckte Ellen ihre Haare mit dem dunklen Tuch, so dass sie aufleuchten konnten.
Und kein Muezzin hatte bisher gerufen!
„Vielleicht war das Lachenzym bereits verdorben.“ Nachdenklich zupfte Ellen an ihrem Ohr.
„Wer weiß, vielleicht hat es die Maschinen dort unten getroffen. Und die Energiebahnen dort unten gestört.“
So oder so – bald jedoch würde der Aufruhr losbrechen, sobald jemand unter den neuen Herrn vom Vogelgezwitscher erwachte. Vorher sollten sie hier verschwunden sein.
Plötzlich ein Gepolter. Eine säulenartige Gestalt schwankte aus einem der Schächte. Keine schlanke Skulptur, nein einer der feuchten Stalagmiten – sie war zum Leben erwacht. Mechanisch bewegte sie ihre Gliedmaßen. Dann, an der Luft, brach sie in sich zusammen.
Weiteres Grollen: Maryam-Tepe knickte gerade weg. Die Festungsbrocken wälzten sich den Berg entlang, in dessen Inneren es mehr und mehr zu rumoren begann.


Marsanne

 

Hallo Marsanne,

zu allererst: Wilkommen hier ! :)
Ich wünsche Dir hier viel Spaß.

Zum Text:
Deine Idee, Deutschland ist Islamisiert, finde ich gar nicht schlecht.

Jetzt kommt leider schon das große "aber" :) (nimm es nicht so tragisch ;))
Inhaltlich kam ich mit der Geschichte nicht ganz mit. Ich habe den Eindruck mir fehlen Teile, die das zu einem Ganzen macht. Es ist ja ok, dass einem Ausschnitte fehlen - aber hier wirkt es, als fehlt mir "alles". Ich werde als Leser in ein Abendteuer geworfen, ohne dass mir die Protagonisten auch nur im Ansatz vorgestellt werden. Außer den Namen, und dass Ellen rotblonde Haare hat, erfahre ich über die beiden wenig. Jedenfalls zu wenig um mit ihnen zu sympatisieren, oder irgendeine Bindung aufzubauen. Es bleiben: zwei Mädchen.

Sprachlich fehlen mir leider auch ein paar Hintergründe, die es mir schwer machen, dem Text zu folgen.
Vielleicht ein paar Beispiele:

Allahu akbar – schon wieder rief der Muezzin zum Gebet.

"Allahu akbar" - was? Ich musste erst google und Wikipedia bemühen. Jetzt weiss ich es. ok. Aber wenn ich Geschichten lese, will ich nicht unbedingt gleichzeitig eine Wikipedia-Studie machen.
Insgesamt ist ein Einführungssatz damit zu (ich sag mal) "technisch". Er schreckte mich eher ab, als das er mich Neugirig auf mehr machte.

Das war schon längst nicht mehr möglich, nachdem sich die Araber vor rund zwei Jahrzehnten überall in Deutschland durchgesetzt hatten.

mich stört "die Araber". Das wirkt mir zu rassistisch. Wenn ein Protagonist das sagen würde - ok. Für die Geschichte finde ich es auch fragwürdig, denn es hat sich anscheinend der Islam ausgebreitet und die Herrschafft übernommen, dies muss ja nicht bedeuten, dass Deutschlad voll von arabisch abstammenden Menschen ist. Bei so einem Szenario gibt es sicher auch europäisch, bzw. blonde voll-blut-Islamisten.

Ellen und Anna schlugen ihre Tücher enger um ihre Köpfe. Obwohl sie zur Abdullah-Burg –die ehemals als Feste Marienberg bekannt gewesen war – hochstiegen, fröstelten sie. Das lag nicht nur am Abendwind, der nun auffrischte. Sie hätten nicht hier sein dürfen – nicht so spät am Tag und nicht auf der Suche nach den alten Gängen rings um die alte Festung.

Hier muss ich als Leser aber einen Holzhammer dabei haben, um die Gedankengänge in einen roten Faden zu dängeln, oder? :)
Warum müssen sie sich die Tücher enger binden? Sie fröstelten nicht nur wegen dem Abendwind, sondern weil sie nicht "hier" sein durften? Mir wird bei sowas ja immer warm, weil's Adrenalin ins Blut kommt. Und überhaupt, wenn sie schon irgendwo sind, wo sie nicht sein dürfen, wieso dann nochmal die Kopftücher enger binden? dann kann man das Dinges doch gleich abmachen. --> hier geht mir die logische Erzähl-Reihenfolge nicht in meinen Kopf.
Wie unabsichtlich streifte sie einen Atemzug lang Annas Arm.
Und hier. Was wäre denn an "Absichtlich" so schlimm? Und wieso ist das überhaupt erwähnenswert? Der Satz wirkt in der Geschichte Zusammenhangslos.
Die Mädchen tasteten sich voran. Nach einer Biegung des Ganges spalteten sich mehrere Wege ab. Ellen zog nun eine schmale Schachtel aus der Tasche – wirklich und wahrhaftig noch gefüllt mit Streichhölzern
Hier kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, was denn passiert? ok - es dämmerte vorher - es wird also Dunkel. Sie ertasten ein Erdloch. Ich stelle mir vor, wie sie da reinkriechen. Und dann: "Eine Biegung des Ganges" - Was für ein Gang? Seit wann können die im Dunkeln so sehen? und überhaupt, Können die da so nebeneinander reinspazieren? Bis eben krochen sie in meiner Vorstellung noch durch ein Erdloch.
Dennoch galt inzwischen alles, was ein wenig unabhängiger von der Sonnenenergie aus der Sahara machen konnte, als höchst aufrührerisch. Was dem Erdöl nicht gelungen war, hatte die Sonne vollendet.
Die Idee finde ich ja richtig genial. Aber das ist so "Lieblos" hingeschrieben. Mal von der Rechtschreibung abgesehen. Diese Idee hätte es verdient ein wenig ausgeschmückt zu werden.

Nach einer Biegung starrte Anna fassungslos in ein feingliedriges Gesicht unter einem durchsichtigen Schleier. Selbstbewusst streckte die Frau ihr Gesicht nach oben, auch wenn die Lider überschattet waren. Trauer umspielte nicht nur ihre Augen, sondern die Falten des Mundes. Doch auch sie konnten nur einen Atemzug lang verhehlen, dass es seltsam starr wirkte. Dann zog Anna der Figur den Plastikschutz vom Kopf.
Hier muss ich mich wiederholen: ich kann dem Geschehen nicht folgen. liegt da eine Leiche? Steckt die Leiche den Kopf selbstbewusst nach oben?
Lies das mal laut vor. Vielleicht hörst Du dann, was ich alles nicht verstehe.

Ich höre hier mit den Beispielen mal auf. Imsgesamt geht es für mich so unverständlich weiter.
Ich weiss nicht, was die beiden da überhaupt wollten.
Das Ende habe ich dann auch nicht verstanden. Lachenzym?
Die Burg "knickt weg"? Ist das eine Methapher?
Sorry, ich versteh es einfach nicht. Wie gesagt: DIe Grundidee des Textes fand ich gar nicht schlecht (sonst hätte ich auch nicht bis zu ende gelesen :))

Soweit von mir.
Nochmal: Willkommen hier bei den Wortkriegern ! :) Ich hoffe die Kommentare bringen dir etwas!

Gruss
pantoholli

 

Hallo Pantoholli,

vielen Dank für Deine ausführlichen Kommentare. Aber schade, dass Dir die Geschichte nicht so gefallen hat und Du ihr nicht so folgen konntest. Ich werde noch einmal in Ruhe darüber nachdenken und sie entsprechend überarbeiten. Uff, aber ich denke, das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht lässt sich doch noch etwas daraus machen. Viele Grüße Marsanne

 

Hallo,

das das Überarbeiten Zeit benötigt, weiss ich :) Ich habe für eine Überarbeitung eines Textes, in fast der gleichen Länge mal ein Jahr gebraucht.

"nicht gefallen" ist falsch, "schlecht verstanden" ist der bessere Ausdruck :)

Gruss
pantoholli

 

Hallo und Willkommen Marsanne,

Überarbeitung hat der Text auch aus meiner Sicht wirklich nötig. Es fängt bei formalen Sachen an: Mir sind zwar nur wenige Rechtschreibfehler aufgefallen, aber es gibt mehrmals abgebrochene Sätze, so als hättest du Sachen herausgenommen oder umgestellt, ohne darauf zu achten, ob der verbleibende Text noch Sinn ergibt. Es macht leider nicht den Eindruck, als ob hier richtig Korrektur gelesen wurde.
Da die Geschichte nicht so lang ist, mache ich dir zum Schluss des Kommentars eine Korrekturliste mit diesen Stellen - aber wenn du in Zukunft andere Geschichten schreibst, würde ich dir empfehlen, den fertig geschriebenen Text immer auszudrucken, ein paar Tage zur Seite zu legen und ihn dann noch mal sehr langsam und gründlich zu lesen. Dabei fallen dir solche Stellen meistens ganz von selbst auf, und du kannst sie gleich korrigieren. Erst nach diesem Arbeitsgang ist eine Geschichte reif, um gepostet zu werden.

Aber die formalen Schwächen sind aus meiner Sicht gar nicht das Hauptproblem. pantoholli hat schon angesprochen, dass man dem Text nur sehr schwer folgen kann. Es bleibt unklar, wer deine Figuren sind, was sie eigentlich treiben und was um sie herum geschieht. Das ist sehr ungünstig, denn so kann die Geschichte keine Emotionen hervorrufen - außer Verwirrung.
Beim Schreiben muss man sich immer wieder klar machen, dass der Leser nicht in den Kopf des Autors schauen kann. Ich sehe nur, was du hinschreibst, nicht, was du dir dabei gedacht hast. Und wenn das Hingeschriebene nicht logisch aufgebaut und klar formuliert ist, dann sehe ich nur Durcheinander und keine Geschichte, auch wenn in deinem Kopf bestimmt eine existiert.
Es hilft auch nicht gerade beim Verständnis, dass die Dialoge aus ziemlich zusammenhanglosen Sätzen bestehen, die kein Mensch je in dieser Form von sich geben würde.

Aber ich sehe noch ein drittes Problem, und das ist es der eigentliche Grund, warum ich die Geschichte kommentieren wollte. Du wirfst einen Blick in eine fiktive Zukunft, wie es viele Science Fiction-Geschichten tun. In diesen Fällen geht man als Autor oft schnell über die Frage hinweg, wie die Welt eigentlich von A (heute) nach B (der fiktiven Zukunft) gekommen ist - das ist ja in der Regel nicht das Wesentliche, sondern bildet nur den Hintergrund, vor dem die Geschichte spielen soll. Meistens finde ich es auch in Ordnung, wenn man diese Hintergrundinfos schnell abhakt. Professor Mustermann hat eine Zeitmaschine erfunden, Außerirdische sind gelandet, jeder Mensch bekommt bei der Geburt einen staatlich finanzierten Klon als Organersatzteillager - so weit, so gut, was passiert jetzt?

Es gibt aber Fälle, wo ich denke, dass man mit wesentlich mehr Sorgfalt vorgehen sollte als bei so einer handelsüblichen Science Fiction-Story. Etwa wenn eine Geschichte sich damit beschäftigt, wie sich die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Zukunft gestalten könnten, und besonders wenn sie sich mit den möglichen zukünftigen Rollen verschiedener Gruppen auseinandersetzt, die in der Gegenwart real existieren. Wenn man dabei nämlich nicht sorgfältig ist, läuft man Gefahr, Ressentiments zu schüren.

Die Gefahr sehe ich bei deiner Geschichte. Es gibt Stellen da drin, die mir wirklich Bauchschmerzen machen. Ich will dir nicht unterstellen, dass du sie so gemeint hast, wie sie auf mich gewirkt haben - dein Text hat eben das Problem, dass er anscheinend mit heißer Nadel gestrickt ist und das nicht alles auf Anhieb verständlich ist. Aber ich will dich auf diese Stellen aufmerksam machen und sie hinterfragen, und hoffe, dass du das bei deiner Überarbeitung dann im Hinterkopf behältst.

Aus Bequemlichkeit gehe ich einfach von oben nach unten durch den Text, ohne formale und inhaltliche Anmerkungen zu trennen.

Allahu akbar – schon wieder rief der Muezzin zum Gebet. Bald schon würde sich die Abenddämmerung über Würzburg senken. Von der Kadir-Moschee, die einmal der weltberühmte Kiliansdom gewesen war, hallte der Lautsprecher in diesem Herbst 2050 weit über den Main die Hänge hinauf. Noch vor wenigen Jahren hatte man dort Wein angebaut. Das war schon längst nicht mehr möglich, nachdem sich die Araber vor rund zwei Jahrzehnten überall in Deutschland durchgesetzt hatten. Nun weideten Schafe überall.

Okay, erster Punkt zu diesem Absatz: Die zeitlichen Anhaltspunkte, die du lieferst, passen nicht zusammen. Vor rund zwei Jahrzehnten - wenn "jetzt" 2050 ist, war das also um 2030 herum - fand diese Machtübernahme statt. Das habe ich so verstanden: seit der Zeit ist Deutschland ein muslimisches Land, in dem Alkohol verboten ist. Aber "bis vor wenigen Jahren" gab es noch Weinanbau. Auch wenn "wenige Jahre" keine präzise Angabe ist - die meisten Leser dürften von weniger als zehn ausgehen, definitiv weniger als zwanzig.

Das war schon längst nicht mehr möglich, nachdem sich die Araber vor rund zwei Jahrzehnten überall in Deutschland durchgesetzt hatten.

Zweiter Punkt dazu: hier fängt es bei mir schon an mit den Bauchschmerzen. "Die Araber" haben sich in Deutschland "durchgesetzt" in deiner Geschichte.
Wir haben jetzt 2015. Ich hab keine präzisen Zahlen im Kopf, aber ich bin mir ziemlich sicher, von den derzeit über 80 Millionen Menschen in Deutschland sind nicht mal zehn Prozent ausländischer Herkunft. Und "ausländischer Herkunft" schließt alles ein, vom Österreicher bis zum Chinesen. Wie viele Menschen aus arabischen Ländern darunter sind - keine Ahnung, aber ich mach mal eine weit überzogene Schätzung und sage fünf Millionen. Nicht alle Menschen mit dieser Herkunft sind übrigens Muslime. Aber in deiner Geschichte geht es ja um diejenigen, die es sind. Die setzen sich also in 15 Jahren hier durch? Übernehmen die Macht? Machen ihre religiösen Grundsätze zum Gesetz? In einem der reichsten Länder der Erde, NATO-Partner etc., mit zig Millionen Einwohnern, die keine Muslime sind?
Das glaube ich dir nicht.
Ich glaube natürlich nie, was in einer Science Fiction Geschichte abgeht. Aber ich bin bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass bald jemand eine Zeitmaschine erfindet oder ein Raumschiff, das mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen kann, oder dass Außerirdische mit uns Kontakt aufnehmen. Über andere Ideen lache ich vielleicht, weil sie einfach zu hanebüchen sind, aber lese die Geschichten dann meist trotzdem ohne Bauchschmerzen.
Aber eine Geschichte mit einer hanebüchenen Prämisse, die außerdem eine reale Gruppe von Menschen in einem bedrohlichen Licht erscheinen lässt? Das ist was anderes. Es gibt zur Zeit zu viele Leute, die irrationale Ängste vor Minderheiten schüren.

Versteh mich nicht falsch - natürlich kann man diese Idee "Deutschland als muslimisches Land" als Grundlage für eine Science Fiction-Geschichte nehmen. Und natürlich kann sich eine solche Geschichte auch kritisch mit dem Islam auseinandersetzen - zum Beispiel mit der Frage, was das für die Frauen bedeutet, für die individuelle Freiheit, für andere Religionen. Aber diese Auseinandersetzung sollte keinesfalls plump sein. Und einfach mit dem Finger zu schnipsen und zu sagen: in 15 Jahren ist hier Kalifat - das ist plump. Das kann ich nicht anders sagen.

Nun weideten Schafe überall.
Ja, wenn man so ein Land übernimmt mit einer langen Tradition als Industrieland, ist ja klar, dass man dann anschließend voll auf die Schafzucht setzt. Weil es sind ja "die Araber". Sie hätten natürlich auch ein paar Kamele anschaffen können, damit die Hänge nicht so monoton aussehen. :rolleyes:

Vor Jahren hatte man an diesem Hang als letzten Zufluchtsort einen Gang gebohrt. Und – o Wunder – war man dort auf und weit verzweigte Tropfsteinhöhlen gestoßen. Niemand hatte bislang etwas davon geahnt. Und nur wenige wussten noch von diesem Geheimnis des Berges.

"Niemand weiß davon" ist was anderes als "wenige wissen davon". Also ist einer der beiden Sätze nicht wahr.

Eins davon rieb sie an der Seite der Schachtel- Es flammte auf.
Entweder "es" klein, oder du machst nach der Schachtel einen Punkt. Wenn du den Gedankenstrich beibehältst, muss noch ein Leerzeichen davor.

Dennoch galt inzwischen alles, was ein wenig unabhängiger von der Sonnenenergie aus der Sahara machen konnte, als höchst aufrührerisch. Was dem Erdöl nicht gelungen war, hatte die Sonne vollendet.

Die Idee gibt es ja tatsächlich, Europa mit Solarstrom aus der Wüste zu versorgen - allerdings ist ein großes Projekt mit diesem Ziel (Desertec) erst kürzlich gescheitert, weil es sich wohl finanziell nicht lohnen würde. Die dezentrale Erzeugung von erneuerbaren Energien hier vor Ort funktioniert schon jetzt ziemlich gut, und der Anteil wird bis 2050 sicher noch deutlich zunehmen - die Sonne scheint nämlich auch in Deutschland.:cool: Die Abhängigkeit von anderen Ländern in Bezug auf die Energieversorgung wird also in Zukunft wohl eher ganz stark abnehmen. Also nein, das ist kein guter Erklärungsansatz für die neuen Machtverhältnisse, die du beschreibst.

Als Kind hatte Ellen manchmal auf - und unter – der Feste gespielt, während ihre Mutter sich als Kunsthistorikerin in die Räumlichkeiten der Feste Marienberg versenkt.

versenkte oder versenkt hatte

„Meine Mutter erzählte davon“, stieß sie hervor. „Manche der Skulpturen Tilman Riemenschneiders soll man unter der Festung vor den neuen Machthabern in Sicherheit gebracht haben.

Das ist ein gutes Beispiel für das was ich am Anfang zu den Dialogen meinte. Hast du schon mal irgendjemanden (außerhalb von einem Mittelalterfilm vielleicht) sagen hören "Meine Mutter erzählte davon"? Ich nicht. Die meisten Leute würden sagen: Meine Mutter hat davon erzählt.
Und niemand spricht abstrakt von "den neuen Machthabern", wenn es um eine konkrete Regierung im eigenen Land geht.
Wenn du Dialoge schreibst, dann denk besser nicht von Anfang an daran, was dieser Dialog dem Leser mitteilen soll. Stell dir vor, du wärst die Figur, die jeweils spricht, und überleg, was du zu den anderen Figuren sagen würdest, mit deinen Worten (wenn die Figur ein bisschen anders tickt als du, zum Beispiel älter ist oder zu einer anderen Kultur gehört, musst dich halt so gut wie möglich in sie hineinversetzen). Sag es am besten laut, bevor du es aufschreibst. Dann hast du bessere Chancen, natürlich wirkende Dialoge zu produzieren.

„Lass uns in Richtung Burg verschwinden“, flüsterte sie.
„Ist das nicht ein Umweg?“, entgegnete Anna genauso leise.
Es verbirgt besser unsere Spuren.“

Was für Spuren? Was machen die denn dort, was Spuren hinterlässt? Und vor wem müssen sie Spuren verbergen, ich denke, niemand sonst weiß von diesen Geheimgängen? :confused:

Sie eilten voran, bis vor ihnen ein Schlagen und Rasseln ertönte. Oder waren selbst die Ritter aus uralten Zeiten wieder zum Leben erwacht?

Warum sollten die beiden sowas denken? So ein Satz passt vielleicht, wenn du eine Gespenstergeschichte für Kinder schreibst. In diesem Kontext finde ich das total verwirrend, auch die Formulierung ist komisch: "selbst" - als gäbe es da noch einen Haufen andere zum Leben erwachte Dinge. Solche Sachen sind echt häufig in dieser Geschichte, das wirkt insgesamt einfach nicht gut durchdacht.

„Wenn sie die Verstecke der Kunstwerke entdeckt haben, warum verbrennen sie nicht diese Zeugnisse der alten Kultur wie vorher alle anderen?“, erwiderte Ellen atemlos.
Das ist auch kein gesprochener Satz. Lies den mal laut, fühlt der sich richtig an, wenn er aus deinem Mund kommt? Zeugnisse der alten Kultur? Das ist Schriftsprache, nicht?
Und "erwiderte" sagt aus, dass Anna vorher etwas gesagt hat, auf das Ellen antwortet, aber das letzte, was die gesagt hat war bloß "Halt!" - also passt das doch gar nicht.

Eine Handvoll Männer werkelte an den Kalksäulen herum und verband sie mit der alten Elektronik. Doch sie trugen helle Haare, wie selbst in dem ungewissen Licht zu erkennen war. Soweit es zu erkennen war, Sollten sich die Mädchen ihnen zu erkennen geben? Doch die Männer würden sie ebenso verscheuchen wie die neuen Machthaber.

So. Das ist einmal formal so durcheinander, dass es fast unlesbar geworden ist. Das Fette müssten eigentlich zwei Sätze sein. Das "zu erkennen war" wiederholt sich, und inhaltlich besteht zwischen "soweit es zu erkennen war" und "sollten sie sich zu erkennen geben" (das ist dann schon das dritte "erkennen") auch gar kein Zusammenhang. Boah, selbst meine Erklärung, was alles nicht stimmt, wirkt konfus. Ich habe wirklich den Eindruck, da hast du irgendwas rausgenommen oder umgestellt, ohne den Text zum Schluss noch mal zu lesen.

Aber nachdem ich mich durch diese Konfusion gekämpft habe, hab ich an der Stelle auch wieder Bauchschmerzen gekriegt wegen des Inhalts und der Aussage, die da drin steckt. Die Mädchen meinen zu erkennen, dass die Männer da nicht zu den Machthabern gehören, weil sie "helle Haare" haben.

Nun kann man zum einen niemandem ansehen, ob er Deutscher ist - weder an hellen Haaren noch an irgendwelchen anderen körperlichen Merkmalen. Zweitens aber ist die Nationalität oder die ethnische Zugehörigkeit auch keinesfalls mit religiöser Zugehörigkeit gleichzusetzen. Es gibt jede Menge deutsche Muslime, die halt irgendwann in ihrem Leben konvertiert sind. Da sind dann auch welche mit hellen Haaren dabei.
Und wenn Deutschland tatsächlich "islamisiert" wäre, dann würde die Zahl dieser Menschen mit Sicherheit ganz massiv zunehmen - nicht unbedingt aus innerer Überzeugung, aber aus Opportunismus. Wenn man ein bestimmtes Parteibuch oder eine bestimmte Religion braucht, um gesellschaftlich voranzukommen, dann werden sich viele diese Voraussetzungen zulegen. Also dass in einem solchen Land die Gleichung "helle Haare = nicht regierungstreu/auf unserer Seite" aufgehen würde, das ist eine sehr, sehr problematische Idee.

Dort hatte sich ebenso wie selbst Gleichzeitig hatten ein jüngerer Wüstensohn angeschlichen.
Der Satz ist auch kaputt.
Und das Wort "Wüstensohn" ist auch ... seltsam. Woher wollen die wissen, dass der junge Mann nicht in Deutschland geboren ist, ob der überhaupt schon mal eine Wüste gesehen hat in seinem Leben? Aber klar, der sieht halt so aus! Der hat wahrscheinlich keine hellen Haare und so. :rolleyes:
Der Typ ist aber auch so sehr merkwürdig. Der taucht da auf, interagiert aber überhaupt nicht mit den Figuren. Warum ist der in der Geschichte, welche Funktion hat der? So wie ich es sehe, könntest du ihn weg lassen, ohne das dem Text etwas fehlt.

„Lachenzym“, kicherte sie, so dass ihr Grübchen am Kinn bei hellerem Licht aufgegangen wäre, „ist darin eingeschlossen. Mal sehen, was es den Herrschaften bringen wird. Es muss schon 30 Jahre her sein, als ich es zum Geburtstag bekam. Damals war es der letzte Schrei, besser und wirkungsvoller als das alte Lachgas.“
Wie alt sind die Figuren? Bis hierhin sprichst du von "Mädchen" und "jungen Frauen". Jetzt sind sie weit über dreißig (wenn man Betäubungsmittel zum Geburtstag kriegt, müsste man mindestens ein Teenager sein, denke ich mir). Das ist auch nicht besonders gut durchdacht, oder?

Am Fuß der Hänge, direkt am Main, harrten Ellen und Anna nun schon die ganze Nacht trotz der herbstlichen Kälte aus. Natürlich hatten sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich wiederum in einer geschützten Höhle nahe zu sein.
Ich denke sie sind draußen. Worauf bezieht sich der Satz mit der Höhle? Die, aus der sie gekommen sind? Während sie da drin waren, hast du nicht deutlich werden lassen, dass sie oft geschützte Höhlen aufsuchen, und auch nicht, dass sie das tun, um sich darin "nahe zu sein". Was heißt das genau? Wenn die beiden eine Beziehung haben sollen, würde ich das an deiner Stelle viel deutlicher werden lassen - da wäre wenigstens ein Anhaltspunkt für die Motivation der beiden gegeben, denn eine lesbische Beziehung dürfte sie in einen Konflikt mit den Herrschenden bringen.

„Vielleicht war das uralte Lachenzym bereits verdorben.“
„Oder es ging da unten eine unheilvolle Verbindung mit alten und neuen Elementen ein!“
„Wenn bloß nicht alles zusammenbricht!“
Was ist los? Ich versteh' nichts von diesem Dialog. Wirklich kein Wort.

Die Abdullah-Burg knickte gerade weg. Die Festungsbrocken wälzten sich den Hang entlang, in dessen Inneren es mehr und mehr zu rumoren begann.
Und deine Figuren halten es nicht für nötig, auf dieses dramatische Ereignis irgendwie zu reagieren. Da hört die Geschichte einfach so auf. Das wirkt ziemlich seltsam, und unbefriedigend.

Du hast Ideen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, wenn man schreiben will. Aber es gehört noch viel, viel, viel mehr dazu, als eine Idee zu haben und einfach draufloszutippen. Nachdenken, hinterfragen, überarbeiten - und meistens ist es mit einer Runde davon nicht getan.

Es hilft, wenn man andere Texte liest, und genau analysiert. Dafür stellt dir das Forum ganz viel Material zur Verfügung. Idealerweise packst du deine Gedanken zu den anderen Texten dann auch in Kommentare - das ist nicht nur schön für den jeweiligen Autor, es hilft dir auch selbst weiter. Wenn du so oft wie möglich die Rolle des kritischen Lesers einnimmst, dann wirst du beim Schreiben besser im Blick behalten, wie ein kritischer Leser auf deinen Text reagieren könnte - und dir so vielleicht ein paar besonders kritische Reaktionen ersparen. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Marsanne,

die Idee einer muslimisch geprägten Kultur in Deutschland finde ich für eine SF-Geschichte sehr spannend (obwohl etwas von Houellbecq abgeguckt), die Ausführung geht sicherlich noch besser. So unlogisch, wie pantoholli es beschrieben hat, finde ich deinen Text allerdings nicht. Was Sprache und Aufbau der Geschichte angeht, musst du dir sicher nochmal Gedanken machen, aber die Thematik lässt sich auch ohne Wikipedia-Studie verstehen, wenn man sich zumindest ansatzweise mit dem Islam beschäftigt hat.

Ich gehe jetzt mal nicht so ausführlich auf einzelne Fehler ein wie Perdita (deren Kommentar ich zugegebenermaßen nur überflogen habe), das zu wiederholen bringt dir ja nichts. ;) Stattdessen hier kurz und knapp die Punkte, die mir am meisten aufgefallen sind:

nachdem sich die Araber vor rund zwei Jahrzehnten überall in Deutschland durchgesetzt hatten. Nun weideten Schafe überall.

-> sich die Araber durchgesetzt haben klingt für mich äußerst rassistisch. Diese Formulierung würde ich auf keinen Fall benutzen. Ich glaube (oder hoffe) nicht, dass du das absichtlich gemacht hast oder das selbst so sagen würdest. Daher solltest du die Formulierung am besten direkt ändern und nicht erst, wenn du den gesamten Text überarbeitest. Und Araber = Schafe als einziges Nutzvieh?? Hältst du das für realistisch? Deinem Text tut es nicht gut, hier Klischees zu bedienen.

Wie unabsichtlich streifte sie einen Atemzug lang Annas Arm.
Schließlich hofften sie darauf, in den alten Gängen bald ungestört zu sein.
Natürlich hatten sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich wiederum in einer geschützten Höhle nahe zu sein.

-> Ich würde aufgrund dieser Formulierungen mal vermuten, dass die beiden Mädchen oder Frauen lesbisch sind. Das schafft für deine Geschichte, angenommen ich liege richtig, eine gewisse Bedeutung, da Homosexualität im Islam, wenn ich mich nicht irre, komplett verboten ist. Ich finde es auch gut, dass du das nicht direkt schreibst, sondern der Leser selbst darauf kommen muss. Etwas deutlicher solltest du vielleicht trotzdem werden.

alles, was ein wenig unabhängiger von der Sonnenenergie aus der Sahara machen konnte, als höchst aufrührerisch.

-> Die Idee mit der Sonnenenergie finde ich interessant, da es dafür auch in der Realität Pläne gibt. Eine Abhängigkeit halte ich allerdings für zu unrealistisch. Mit Sonnen- und Windenergie kann Deutschland selbst genug Strom produzieren. Wenn du an dem Gedanken festhalten willst, musst du auf jeden Fall deutlich erklären, warum diese Abhängigkeit entstanden ist.

„Wenn sie die Verstecke der Kunstwerke entdeckt haben, warum verbrennen sie nicht diese Zeugnisse der alten Kultur wie vorher alle anderen?“, erwiderte Ellen atemlos.

-> Kulturvernichtung -> IS -> aktueller Anlass -> gelungen eingebautes Motiv. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass sie in dieser Situation den Satz so formulieren würde. Sie ist atemlos, gehetzt. Ich würde zwei oder drei kurze, abgehackte Sätze daraus machen.

Dort hatte sich ebenso wie selbst Gleichzeitig hatten ein jüngerer Wüstensohn angeschlichen. Er hielt sich nur wenige Meter hinter den Mädchen versteckt und beobachtete angespannt das Treiben. Deutlich war selbst im ungewissen Licht eine widerspenstige Haarlocke zu erkennen. Sie hatte sich vorwitzig unter seiner Kappe hervorgewagt. Sie wurde durch den Schattenwurf überdeutlich an die Wand geworfen.

-> Dass da ein Satzteil fehlt merkst du selbst.
-> Das Wort "Wüstensohn" finde ich irritierend. Nicht so schlimm wie das Wort "Araber" am Anfang, aber ich würde das auf jeden Fall ändern.
-> Du machst dir hier die Mühe, eine neue Person mit einigen Details einzuführen, aber sie bekommt im Text keinerlei Bedeutung! Das ist verschwendetes Potenzial. Ich hätte an dieser Stelle erwartet, dass der Junge eine positive Ausnahme zum negativen Islambild deiner Geschichte darstellt, indem er den Mädchen bspw. hilft. In der aktuellen Form wirkt er eher überflüssig.

Und kein Muezzin hatte bisher gerufen!
„Vielleicht war das uralte Lachenzym bereits verdorben.“
„Oder es ging da unten eine unheilvolle Verbindung mit alten und neuen Elementen ein!“
„Wenn bloß nicht alles zusammenbricht!“
Keinen Augenblick zu früh: Die Abdullah-Burg knickte gerade weg. Die Festungsbrocken wälzten sich den Hang entlang, in dessen Inneren es mehr und mehr zu rumoren begann.

-> Wenn du hier darstellen möchtest, dass das Lachenzym das Zusammenbrechen des Berges und der Burg ausgelöst hatte, erwarte ich im Bereich SF eine wissenschaftlich nachvollziehbare Erklärung, was da passiert ist. Die kann ich leider nicht finden. Wenn hingegen die Mädchen nur denken sollen, dass das Lachenzym das ausgelöst hat und es in Wirklichkeit die beobachteten Männer waren, was wohl naheliegender ist, verstehe ich nicht wirklich, was du an dieser Stelle bezwecken willst.

Zum Schluss noch ein allgemeines Problem: Eine starke Religiösität ist eigentlich immer Zeichen einer weltlichen Armut (Feuerbach, Marx). Daher ist es in einem reichen, demokratischen Land wie Deutschland höchst unwahrscheinlich, dass eine muslimisch geprägte Staatsform entsteht, es sei denn es gab einen bestimmten Auslöser dafür. Diesen müsstest du in deiner Geschichte auf jeden Fall noch unterbringen.

Ich freue mich schon auf die überarbeitete Variante!

Liebe Grüße
blackfyre

 

Hallo blackfyre,

Herzlichen Dank auch Dir für den ausführlichen Kommentar. Nach Pfingsten gehe ich in den Urlaub - vielleicht inspiriert er mich zu einer ausführlichen Überarbeitung. Mal sehen, ob ich es packe ... ;-)
Viele Grüße
Marsanne

 

Liebe Perdita,

herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich gehe in meinem Urlaub nach Pfingsten mal ausführlich mit der Geschichte in Klausur.
Ich denke, ich muss die einzelnen Punkte jetzt erst einmal bei mir sacken lassen. Vielleicht gelingt es mir ja, die Geschichte so zu gestalten, dass sie nicht unbedingt Verwirrung bei den Lesern auslöst. Ich schau mal, was sie machen lässt. Deine Gedanken zur Science Fiction (wie man von der Gegenwart zur Zukunft gelangt) fand ich grundsätzlich interessant, so deutlich war es mir bislang nicht geworden. Also, ich gehe mal mit allem schwanger.

Viele Grüße

Marsanne

 

Hallo Perdita,

hat jetzt was gedauert, aber ich habe nun eine Neufassung meiner Kurzgeschichte "Die Maulwürfe" unter dem Titel Lebensblitze eingestellt.

Viele Grüße

Marsanne

 

Hallo Blackfyre,

hat jetzt was gedauert, aber ich habe nun eine Neufassung meiner Kurzgeschichte "Die Maulwürfe" unter dem Titel Lebensblitze eingestellt.

Viele Grüße

Marsanne

 

Hallo nochmal :)

Zuerst habe ich deine Überarbeitung gar nicht gefunden. Aber jetzt habe ich es mir nochmal durchgelesen.

Kurzes Fazit: Es ist schon besser. Leider raffe ich das Ende immernoch nicht. Oder ich will es nicht glauben, was du meinst :)

Gruss
pantoholli

PS:
sry für die Kürze des Kommentars heute :)

 

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