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Die Maschine
Ich bin fest entschlossen zu warten, und wenn es bis zu meinem Lebensende ist.
Wir waren alle vier normale Jungs, falls es so was gibt.
Stefan, Roland, Werner und ich, Roland Nr. 2.
Wir waren begeisterte Anhänger utopischer Literatur, und da wir, alle im Alter von zwölf, sehr viel Phantasie hatten, spielten wir gerne, was man eben so spielt, Utopisches. Ich hätte nie gedacht, dass das ausarten würde. Ich weiß nicht, ob es unsere Phantasie war, die ihre Grenzen sprengte, oder Zufall. Jedenfalls sehe ich mich nun gezwungen, bestimmte Personen für hirnlose Idioten zu halten.
Der größte Zufall der Menschheit, und doch erklärt es vieles. Zum Beispiel den technischen Fortschritt - seine Existenzberechtigung - obwohl vieles, das es gibt, - natürlicherweise gibt, - vielleicht für immer in Falten verborgen bleibt.
Bis jetzt versteht man wahrscheinlich kein Wort. Aber das ist nicht so schlimm, denn man wird sowieso sagen, dass ich ein Lügner bin.
Ich nehme an, Stefan wird nichts dort ändern können und dann bald zugrunde gehen. Und ich werde dabei sein.
Wir hatten ein paar Tage vorher 'Die Zeitmaschine' gesehen, und selbstverständlich bastelten wir bei mir im Keller an unserem Gerümpelding, mit dem wir zehn Jahre in die Zukunft reisen wollten (erst mal sollte das genügen). Roland, Stefan und ich waren fast fertig, als Werner kam und sagte, er wolle zum Schwimmen. Roland ging mit zum See, und ich war froh, dass ich mit Stefan geblieben bin. Wir machten die ‚Zeitmaschine’ fertig und Stefan stellte sie auf zehn Jahre Zukunft ein (wie gesagt, nur um zu testen). Leider hatte die Maschine nur einen (alten Klappstuhl-) Sitz, so konnte nur einer reisen, und das war er (weil er die Idee gehabt hatte). Er stieg ‚ein’ und drückte auf den Hemdknopf, welcher der Anlasser war. Eine Sekunde später war er samt ‚Maschine’ weg. Es hat nicht mal ein komisches Geräusch gemacht.
Ich habe nie erzählt, was passiert ist. Nicht seinen Eltern, nicht der Polizei, nicht Roland, nicht Werner. Vielleicht war das Ding, das wir vier gebastelt hatten da im Keller, gar keine Zeitmaschine, und der Transport führte Stefan in die ewigen Jagdgründe, aber was soll man schon glauben, wenn man nicht mal den geringsten Hinweis hat?
Also glaube ich: Er reiste in die Zeit. Hoffentlich werde ich ihn dort sehen können. Eigentlich glaube ich das nicht. Aber er wird mich sehen können! Für ein Zurück war die Maschine offenbar nicht konstruiert (sonst wäre Stefan ja längst wieder da). Und da er jetzt immer noch nicht da ist, wird es ihm kaum gelungen sein, diesen Fehler zu beseitigen. Tja. Ich werde mich so benehmen, dass er weiß: Ich weiß, wo er ist! Obwohl ich seine Anwesenheit nicht bemerken werde. Er wird sterben müssen. Oder vielleicht ist er auch schon gestorben? Oder vielleicht stirbt er erst in sechs Dutzend Millionen Jahren? Da kann ich nichts dagegen tun.
Es sind bis jetzt neun Jahre vergangen. Und wie gesagt: Ich werde hier warten. Mindestens bis nächstes Jahr.
Dedicated to Mr. Uwe Post, who very likes time machines and that stuff!