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Die malloquinische Fee

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01.11.2013
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Die malloquinische Fee

Die mallorquinische Fee

Der Mond schien hell durch die Schlitze der Rollos. Natascha blickte ganz fasziniert zur gegenüberliegenden Wand, wo sich das Bild aus hellen und dunklen Streifen abzeichnete.
Natascha lag in ihrem Bett und hatte den Eindruck, noch hellwach zu sein, obwohl sie sonst um die Uhrzeit schon lange tief und fest schlummerte.
Aber es gab auch einen Grund, warum das heute nicht der Fall war: Denn morgen sollte ihr sechster Geburtstag sein und davor war sie natürlich schon etwas aufgeregt.
Doch wie sie so eine Zeit das Lichtmuster an der Wand beobachtete, merkte sie plötzlich, daß ihre Augenlider immer schwerer wurden, bis sie dann irgendwann einschlief.
Doch ihr Schlaf in dieser Nacht war sehr unruhig. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere und wieder zurück, weil sie viel wirres Zeug träumte, daß ihr eigentlich gar nicht gefiel und sie nicht richtig zur Ruhe kommen ließ.
Plötzlich wurde ihr Traumbild ganz hell und aus dem Lichtkegel trat plötzlich eine wunderschöne Fee mit einem wallenden blauen Kleid, langen schwarzen Haaren und einer leicht bräunlichen Hautfarbe. Die Fee kam immer näher. Sie wirkte so vertrauensvoll, daß man gar keine Angst vor ihr haben mußte. Plötzlich sagte sie: „Hallo Natascha!“ Natascha wunderte sich in ihrem Traum. Woher sollte die Fee ihren Namen kennen? Das erklärte die Fee aber sogleich in ihrem nächsten Satz. „Du wunderst Dich wahrscheinlich, daß ich Deinen Namen kenne, aber Du überhaupt nichts von mir weißt. Das ist nicht so einfach zu erklären, aber fürs erste will ich Dir nur sagen, daß Feen etwas mehr wissen als „normale“ Menschen.“ Natascha hätte gern mehr darüber gewußt, woher Feen ihr Wissen haben, aber als Zeichen, daß ihr das vorerst reichte, nickte sie nur einmal kurz.
Die Fee ergriff abermals das Wort: “Ich habe gehört, daß Du morgen Geburtstag hast. Und da ich nicht genau wußte, was ich Dir schenken soll, habe ich mir gedacht, daß ich einfach mal nachfrage. Du hast also einen Wunsch frei. Und denk dran: Feen können auch so manchen Wunsch erfüllen, den „normale“ Menschen nicht erfüllen können.“
Natascha war nun vollends verwirrt. Darauf war sie natürlich nicht vorbereitet. Normalerweise schwirrte es in ihrem Kopf nur so von Wünschen und Träumen, aber das war auf einmal wie weggeblasen.
Die Fee störte es aber keineswegs, daß der Wunsch bei Natascha nicht direkt wie aus der Pistole geschossen kam. Sie sagte ganz gelassen: „Laß Dir ruhig Zeit damit, sowas sollte ja auch reichlich gut überlegt sein. Außerdem habe ich Zeit bis morgen früh. Diese Nacht stehst nur Du auf meinem Zettel.“
Natascha dachte bei sich: „Was für ein Zettel.....?“ Aber das war wohl ein weiteres Geheimnis der Fee...
Natascha dachte nun ganz angestrengt nach, aber ihr wollte einfach kein geeigneter Wunsch einfallen.
Doch plötzlich schrie sie auf: „Liebe Fee, liebe Fee, ich habe da etwas!!!“
Die Fee war ganz neugierig: „Dann schieß los, was hast Du Dir denn ausgedacht?“
Natascha war auf einmal ganz aufgeregt und atmete kurz und heftig, als hätte sie gerade eine große körperliche Anstrengung hinter sich. Dann begann sie aber dennoch, ihren Wunsch zu schildern: „Also, liebe Fee, ich habe mir gedacht, weil das Wetter ja bei uns zuhause sehr oft schlecht ist und es zu allen meinen Geburtstagen bisher geregnet hat, sodass ich mit meinen Freundinnen und Freunden an diesem Tag niemals draußen spielen konnte, möchte ich mir wünschen, meinen Geburtstag mit allen Kindern auf Mallorca zu feiern.“
Die Fee war etwas überrascht, weil sie einen solchen Wunsch noch nie gehört hatte. Und das sollte etwas heißen, wenn man schon 20 Jahre dabei war, Kinderwünsche zu erfüllen.
Aber sie sagte: „Ein weiser Wunsch!!! Das ist wirklich eine große Herausforderung für mich. Aber ich werde mein Bestes tun, um ihn Dir zu erfüllen!“.
Dann verschwand die Fee genauso lautlos, wie sie gekommen war.

Als Natascha nun am Morgen von ihrer Mutter mit einem Geburtstagsständchen geweckt wurde, war sie noch total müde. Und plötzlich erinnerte sie sich daran, was die Erwachsenen an ihren Geburtstagen immer über das Altern erzählten. Fing das wirklich bei ihr schon an?!
Als ihre Mutter die Rollos in Nataschas Zimmer hochzog, wollte sich Natascha am liebsten wieder umdrehen und weiterschlafen. Es war nicht anders zu erwarten. Es sah so aus, als auch dieser Geburtstag ins Wasser fallen würde: Vom Himmel regnete es „Bindfäden“!
Am Frühstückstisch erzählte sie dann ihrer Mutter von ihrem Traum mit der unbekannten Fee. Ihre Mutter mußte dabei auch laut lachen, denn auch sie hatte natürlich noch nie von einer solchen Fee gehört, die Kinderwünsche erfüllt. Sie erklärte Natascha, daß es so etwas nur im Märchen gibt und daß solche Feen real gar nicht existieren. Natascha war natürlich traurig, daß ihre Mutter ihr so die letzte Illusion diesbezüglich nahm. Aber sie sagte sich: „Was soll es? Es wird bestimmt auch so ein schöner Geburtstag!“ Und diesmal stimmte ihre Mutter Natascha zu. Ihre Mutter hatte nämlich schon Unmengen von Kuchen gebacken, um die hungrige Kinderschar einigermaßen zu sättigen.
Es war halt nur blöd, dachte Natascha bei sich, daß es wieder regnete. Viel lieber, als drinnen in der Wohnung sich zu amüsieren, hätte sie draußen mit den anderen Kindern Ball gespielt oder Verstecken im Vorgarten und rund um die anderen Häuser: darauf hatte sie sich eigentlich besonders gefreut, hatte sie doch gerade in letzter Zeit einige ganz tolle Verstecke entdeckt, wo sie bestimmt niemand entdeckt hätte.
Aber daraus wurde nun wohl nichts: der Himmel war grau in grau und es schüttete mittlerweile in Sturzbächen.
Nachdem Natascha und ihre Mutter zusammen den Frühstückstisch abgeräumt hatten und anschließend noch abgespült hatten, um in der Küche nun Platz zu schaffen für die letzten Geburtstagskaffeevorbereitungen, klingelte es plötzlich an der Tür.
Nataschas Mutter sagte: „Das ist bestimmt der Briefträger. Geh mal nachschauen. Vielleicht hat er ein paar Glückwunschkarten für Dich?!“
Natascha ließ sich das nicht zweimal sagen, schmiß das Trockentuch in die nächste Ecke und war auch schon durch die Tür. An der Haustür angekommen, riß sie diese mit einer so irren Wucht auf, daß ihre die Klinke fast aus der Hand geflogen wäre.
Sie wollte schon den Briefträger begrüßen, den sie natürlich sehr gut kannte, aber auf einmal erschrak sie leicht und wich erstmal einen Schritt zurück.
Der Mann vor der Tür hatte zwar auch eine Uniform an, aber ein Briefträger war es mit Sicherheit nicht! Das erkannte auch Natascha, die schon im Begriff war, ihre Mutter zu rufen.
Plötzlich ergriff der Fremde das Wort: „Bist Du nicht Natascha Lange?“
Natascha war ziemlich verwundert. Woher kannte er ihren Namen, sie hatte ihn doch noch nie vorher gesehen. Schüchtern nickte sie und ihr Mißtrauen war deutlich auf ihrem Gesicht abzulesen.
Er fuhr fort: „Zunächst einmal will ich Dir ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren!“ Natascha zog instinktiv ihre Hand zurück, denn es kam ihr immer noch „spanisch“ vor.
„Ich bin beauftragt worden, Dich zu überraschen!“
Jetzt reichte es, dachte Natascha bei sich und schrie in einem schrillen Ton: „Maaaaamaaaaaaa!!!!!!“. Ihre Mutter erschrak auch fast wegen des durchdringenden Schreis und stürzte ebenfalls zur Tür.
Der fremde Mann begrüßte die Mutter und bat sie zu sich zur Seite. Natascha beäugte das Ganze sehr kritisch, wie der Mann ihrer Mutter recht lange etwas ins Ohr flüsterte.
Natascha erinnerte sich natürlich daran, wie man sie gelehrt hatte, sich nicht mit Fremden einzulassen. Sie hoffte nur, daß ihre Mutter diese Lehre auch befolgte.
Doch zu Nataschas Verwunderung, wirkte ihre Mutter, je mehr ihr der Mann erzählte, immer weniger mißtrauisch. Sie wirkte eher verwundert und vergnügt und stieß einige Male Schreie der Verzückung aus.
Natascha verstand die Welt nicht mehr. Steckte ihre Mutter vielleicht mit diesem uniformierten Fremdling unter einem Hut?
Plötzlich drehte sich ihre Mutter zu ihr um und klatschte in die Hände. „Natascha, pass auf! Wir schmeißen den Plan für den Geburtstag um, haben wir uns gerade überlegt!“
WIR!““ Also doch!!! Sie steckten unter einer Decke!!!
„Bitte geh mal Deine Schwimmsachen holen, ein paar Sandalen, Shorts und ein T-Shirt! Und beeil Dich bitte!“
‘Jetzt dreht sie völlig ab’, dachte Natascha nur bei sich. ‘Schwimmsachen ist ja noch okay, viele andere Familien gehen auch mit ihren Kindern bei diesem verregneten Wetter ins Spaßbad im Nachbarort, aber T-Shirt und Shorts ist dann doch etwas übertrieben. Sonst ist Mutti immer so drauf bedacht, daß ich ja keinen Pulli zu wenig mithabe und nu das. Das soll noch einer verstehen...’.
Aber gesagt, getan; Nataschas Mutter tat das gleiche und packte auch ihre Klamotten zusammen.
Dann gingen sie zusammen aus dem Haus. Natascha wunderte sich nur, daß ihre Mutter auf einmal so entspannt war, wo sie doch vorher wegen ihren Kuchen die absolute Hektik verbreitet hatte. Dieser fremde Mann schien ihr wirklich ein paar Flöhe ins Ohr gesetzt zu haben.
Als sie an der Straße ankamen, stand dort schon ein kleiner Bus, wo vorne am Steuer der uniformierte Fremde saß. Aber er war nicht allein in dem Bus....
Auf den hinteren Reihen saßen alle ihre Freunde, die eigentlich auch zu ihrer Geburtstagsparty kommen sollten. Und jedes Kind hatte auch Schwimmsachen, Shorts und T-Shirts dabei.
Natascha wußte nun: ‘Irgendwas ist hier faul an der Sache...’.
Als sie einstieg, stimmten alle lauthals ‘Happy Birthday’ an, worüber sich Natascha riesig freute.
Natascha nahm sich nun ein Herz und fragte den Fahrer: „Und wohin fahren wir jetzt?“
„Überraschung!!!!!!!!!“ kam es nur postwendend zurück.
Eigentlich mochte Natascha ja Überraschungen, aber in diesem Fall hätte sie es schon ganz gerne gewußt!
Aber Natascha freute sich so sehr, alle ihre Freunde um sich herum zu haben, daß sie diese Ungewißheit auch noch verschmerzen konnte.

Der Bus fuhr einen Weg, den Natascha überhaupt nicht kannte; zumindest ging es dort nicht zum Schwimmbad, soviel war klar! Nach einer Zeit bog der Fahrer auf die Autobahn, was sie doch wieder etwas skeptischer werden ließ!
Alle anderen Kinder bekamen das offensichtlich nicht so mit, denn sie redeten schon die ganze Fahrt so laut durcheinander, daß man das Autoradio des Fahrers, was eigentlich recht laut eingestellt war, fast überhaupt nicht hören konnte.
Nun bog der Bus von der Autobahn ab und Natascha spürte, wie das Kribbeln in ihrer Magengegend noch etwas zunahm. Der Bus bog auf eine riesige Allee. Am Ende dieser Allee sahen sie alle auf einmal ein riesiges Gebäude nicht allzu weit entfernt auftauchen.
Jetzt erkannte es Natascha! Es war der Flughafen!!!
Was sollte das jetzt nun wieder? Es paßte für Natascha noch immer nichts zusammen. Sie hatte noch nie davon gehört, daß sich im Flughafen ein großes Schwimmbad befand.
Plötzlich kam Natascha der Gedanke, sie könnten ja alle zusammen wegfliegen. Dann fiel ihr aber ein, daß ja keiner von ihnen einen Koffer mithatte, noch nicht einmal so notwendige Sachen wie Zahnbürste und Zahnpasta! Das war also offensichtlich auch nicht des Rätsels Lösung!
Also hieß es: Weiterwarten!
Der Bus fuhr offensichtlich nicht den vorgeschriebenen Weg zu den Parkplätzen am Abflugterminal, er fuhr eine ganz andere Richtung. Es schien so, als würde er direkt aufs Rollfeld fahren. Und tatsächlich, er tat es auch!
Dort, wo sonst nur die Tankwagen, Gepäckwagen und Busse mit Fluggästen fuhren, fuhren sie nun zwischendurch. Der Fahrer steuerte nun zielstrebig auf eine kleine zweimotorige Maschine zu, vor der anscheinend alle dazugehörigen Stewardessen Schlange standen. Darüber hinaus war der Aufgang zum Flugzeug mit Luftballons geschmückt!
Natascha bekam ihre Augen gar nicht mehr zu und drückte sich fast ihre Nase an der Busscheibe platt.
Dann hielt der Bus und eine der Stewardessen kam zum Bus und half jedem einzelnen Kind beim Ausstieg. Die ganze Kinderschar stürmte auf den Aufgang zum Flugzeug zu. Im Bus hatten alle so getan, als hätten sie, genau wie Natascha, keinen Schimmer von der ganzen Angelegenheit, aber nun schien es Natascha, als wüßten sie doch ein wenig mehr als sie.
Natascha ging nun auch an der Hand ihrer Mutter zum Flugzeug und auf einmal stimmten auch die Stewardessen das ‘Happy Birthday’ an. Natascha zwickte sich zwischenzeitlich immer mal wieder in den Hintern, um zu wissen, daß sie nicht träumte.
Als das Lied zuende war, gingen die Stewardessen nach und nach zum Flugzeug hoch und baten dann auch Natascha und ihre Mutter, die als Letzte noch unten vor der Treppe verblieben waren, hochzukommen.
Natascha durfte als Geburtstagsgeschenk auch in die Kabine des Piloten. Aber als sie ihn fragte, wohin sie denn fliegen würden, reagierte er ebenfalls wie der Busfahrer: „Überraschung!!!!“
Natascha war schon einige Male zusammen mit ihrer Mutter geflogen, aber aus der Perspektive des Piloten hatte sie das ganze noch nie gesehen. Sie war fasziniert von den vielen blinkenden Knöpfen im Cockpit und das allertollste war der Autopilot. Natascha hatte immer gedacht, daß die Piloten den ganzen Flug über den Steuerknüppel in der Hand halten mußten.
Der Kapitän erklärte ihr daraufhin, daß der Autopilot ihr den größten Teil der Arbeit abnahm und sie eigentlich nur beim Start und bei der Landung sowie bei heftigen Turbulenzen eingreifen mußten. Natascha überlegte sich, daß so ein Autopilot ja eine ganz praktische Sache war und man ich n vielleicht noch für einige andere Sachen benutzen konnte. Aber diesen Gedanken behielt sie für sich.
Nach ca. 1 ½ Stunden Flugzeit war es dann soweit. Der Kapitän übernahm den Steuerknüppel wieder und setzte zur Landung an. Natascha machte derweil die Augen zu, weil die Erde mit einer ‘Affengeschwindigkeit’ auf sie zuzukommen schien. Dann gab es einen heftigen Ruck und plötzlich hörte sie Applaus aus dem hinteren Teil des Flugzeugs. Es schien alles sauber geklappt zu haben.
Als der Kapitän dann die endgültige Parkposition erreicht hatte, verabschiedete er sich von Natascha mit den Worten: „Ja, mein kleines Mädel, dann noch viel Spaß und Freude an Deinem großem Tag und bis nachher!“
‘Bis nachher?’. Natascha wunderte sich ein weiteres Mal. ‘Warum bis nachher?’. Aber sie hatte sich vorgenommen, an diesem Tag keine weiteren Fragen zu stellen. Auf die meisten bekam sie ja eh nur eine Antwort: „Überraschung!!“

Als sie ausstiegen, blickte Natascha hinüber zum Flughafengebäude, was ihr doch sehr bekannt vorkam. Da sie noch nicht lesen konnte, konnte sie leider auch nicht die Buchstaben an der ihnen zugewandten Seite des Komplexes zu einem Wort zusammensetzen.
Aber warm war es hier und plötzlich kam ihr der Rat ihrer Mutter, entsprechende Kleidung mitzunehmen, doch sehr logisch vor. Aber wer konnte sowas Verrücktes ja schon ahnen?!

Als sie nun alle die Treppe vom Flughafen heruntergestiegen waren, kam ein ebenso kleiner Bus an, wie der, der sie zum Flugzeug gebracht hatte.
Alle eingestiegen, ging es los! Auch dieser Bus schien sich nicht an die Vorschriften zu halten und fuhr überhaupt nicht auf direktem Weg zum Flughafengebäude. Ganz im Gegenteil, der fuhr direkt auf die Langstraße, die vom Flughafen wegführte.
Natascha klebte wieder mit ihrer Nase an der Busscheibe fest und versuchte verzweifelt, etwas Bekanntes wiederzuentdecken. Und es dauerte auch wirklich nicht lange, da kamen sie an einer ganz in weiß gekalkten kleinen Windmühle vorbei, die ihr bei einem ihrer Urlaube schon ins Auge gestochen war.
„Mallorca!!!!!“ schrie Natascha auf einmal aus vollem Hals und alle anderen Kinder zuckten dabei zusammen.
Plötzlich und unvermittelt sagte der Fahrer laut und deutlich: „Si!!“, womit sich Natascha bestätigt fühlte.
Es war nun schon früher Nachmittag und die Sonne erhitzte das Innere des Busses ganz ordentlich. Die Fahrt ging an der Küstenstraße entlang in nordöstlicher Richtung. Viele der Kinder waren noch nie auf Mallorca gewesen und so lauschten sie alle ganz gespannt dem, was Natascha ihnen von der Insel erzählte. Ihre Mutter war dabei ganz amüsiert, da Natascha ab und an so einige Sachen durcheinanderschmiß, was aber halb so schlimm war, da es eh keiner nachprüfen würde.
Natascha und ihre Freunde waren so vertieft, daß sie fast gar nicht bemerkten, wie der Bus auf einmal hielt. Doch dann schauten sie sich um, aber sahen nur ein einzelnes kleines Häuschen in Strandnähe.
Was sollte das nun schon wieder? ‘Ich wußte gleich, daß sie uns nur reinlegen wollten’ dachte Natascha bei sich. Sie hatte nämlich schon einige Male von irgendwelchen Kaffeefahrten gehört, die irgendwohin gingen, wo weit und breit keine Zivilisation zu finden war. Dort fand dann eine mehrstündige Verkaufsveranstaltung statt, wo lauter unnütze Sachen verkauft wurden.
Dennoch stiegen alle Kinder zunächst einmal aus und näherten sich dem Haus. Sven, der schon vorgelaufen war, brach auf einmal in unüberhörbaren Jubel aus; daraufhin rannten die anderen Kinder auch los, weil sie nun auch gespannt waren, was Sven wohl entdeckt hatte.
Natascha betrat nun auch den Hinterhof des Hauses und konnte sich ebenfalls kaum halten. Da war eine riesige Geburtstagstafel aufgebaut mit noch mehr Kuchen als ihre Mutter daheim gebacken hatte; darüber hinaus waren überall Luftschlangen verteilt, ebenso wie Konfetti.
Natascha fragte sich, wer das wohl vorbereitet hatte. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung.
Nataschas Mutter bat die Kinder, die außer sich vor Freude waren, sich doch erstmal hinzusetzen. Als sie sich hingesetzt hatten und sich die ersten Hungrigen über die Kuchen hergemacht hatten, begann sie damit, den Kindern Kakao aus riesigen Kannen, die ebenfalls auf dem Tisch standen, einzugießen.
Als Natascha sich nun auch ein Stück Kuchen nehmen wollte und kurz hochblickte, sah sie auf einmal eine Frau aus dem Haus kommen.
Natascha erschreckte sich zunächst leicht, doch plötzlich erkannte sie diese Frau wieder: Es war die schöne Fee aus ihrem Traum in der letzten Nacht. Sie war in Wirklichkeit noch schöner als sie dies schon im Traum war. Und sie kam ebenso würdevoll wie auch im Traum nun auf Natascha zu.
Natascha ging ihr ebenfalls ein paar Schritte entgegen. Die anderen Kinder waren mucksmäuschenstill und man hätte glatt einen Kuchenkrümel auf den Boden fallen hören können.
Die Fee erhob dann das Wort: „Du kannst Dich nun ruhig nochmal in den Arm kneifen, damit Du weißt, daß das hier alles wahr ist. Natascha, Du solltest wissen, daß wir guten Feen noch nie einen Wunsch von braven Kindern unerfüllt gelassen haben. Aber Dein Wunsch war schon eine große Herausforderung, weil alles ja auch so schnell gehen mußte. Aber nun bist Du ja hier und ich will Dir natürlich erstmal ganz herzlich gratulieren zu Deinen sechs Jahren!!“
Dann holte die gute Fee plötzlich einen Blumenkranz hervor und steckte ihn Natascha ins Haar, damit auch jeder erkannte, daß es bei dieser Feier um sie ging.
Dann wünschte die gute Fee den Kindern erstmal noch viel Spaß und sagte noch, daß sie später noch eine Überraschung hätte. Bis dahin sollten sich die Kinder allerdings erstmal amüsieren.
‘Noch eine Überraschung?’, überlegte Natascha. ‘Was das wohl sein mochte?’. Sie überlegte krampfhaft, ob sie in ihrem Traum noch einen Wunsch geäußert hatte, aber da war nichts...
Tja, also hieß es: Abwarten und....nein, nicht Tee: Kakao trinken!
Nach dem Kaffee hielten es die Kinder nicht lange am Kuchentisch aus, sondern wollten nichts als wie an den Strand: Im Wasser planschen, Ball spielen, Sandburgen bauen, sie machten alles, was ihnen Spaß machte. Nataschas Mutter hatte alle Hände voll zu tun, die gesamte Rasselbande beisammen zu halten.
Nach zwei Stunden, als die Kinder immer noch rumtollten und rumwuselten wie anfangs, kam auf einmal die gute Fee den Strand hinab. Sie klatschte laut in die Hände und alle Kinder kamen sogleich zusammen.
„So Natascha, ich hatte Dir ja gesagt, daß ich da noch eine Überraschung für Dich habe.
Ich würde einfach sagen, ihr folgt mir, denn wir müssen noch einige Minuten gehen, bis wir da sind.“ sagte die gute Fee.
Natascha und ihre Freunde liefen also ganz andächtig in Zweierreihen hinter der Fee her.
Der Weg führte über einen kleinen Sandhügel an einer etwas größeren Ausbuchtung des Strandes. Als sie den Hügel passiert hatten, sahen sie auf einmal ein riesiges Zirkuszelt dort stehen: Es waren ganz mit bunten Streifen überzogen und riesig groß.
Als sie näherkamen, hörten sie immer deutlicher lautes Kindergeschrei aus dem Zelt kommen.
Die Fee ging nun zuerst in das Zelt und die Kinder folgten nicht weit hinter ihr.
Als die Gruppe eintrat, sank mit einem Mal der Lautstärkepegel auf Null.
Die Fee nahm nun Natascha an die Hand und deutete den restlichen Kindern an, sie mögen sich doch ebenfalls in die Zuschauerränge setzen.
In der Mitte der Manege wartete bereits der Zirkusdirektor. Dieser gratulierte Natascha auch sofort und dirigierte anschließend die gesamte aus Kindern bestehende Zuschauerschar zu einem Geburtstagsständchen. Natascha hatte so etwas noch nie erlebt und war überwältigt. Sie merkte deutlich, wie nach und nach eine Gänsehaut bekam.
Nachdem die Kinder fertig waren mit ihrem Ständchen, verließ die Fee die Manege und ließ Natascha alleine mit dem Zirkusdirektor. Dieser bat Natascha, ihn bei seiner ersten Dressurübung zu unterstützen. Natascha war ganz gespannt, um welche Tiere es sich bei dieser Nummer handelte. Sie hoffe nur, daß es keine Löwen oder Tiger waren, die gleich hineingeführt wurden, aber sie dachte sich schon, daß dazu bestimmt Käfige nötig gewesen wären, die aber nicht in der Manege plaziert wurden.
Plötzlich hob sich der Vorhang am Manegeneingang und herein kamen fünf wunderschöne schneeweiße andalusische Pferde. Natascha hatte noch nie im Leben solch stolze Pferde daher traben sehen wie diese spezielle Pferderasse.
Der Zirkusdirektor gab Natascha nun Instruktionen, was sie tun mußte. Zunächst einmal mußte sie eine Stange parallel zum Boden halten, was anscheinend ein Hindernis darstellen sollte.
Die Pferde hatten nun die Gangart zum Galopp gewechselt und sprangen mit spielerischer Leichtigkeit über die Stange, ein nach dem anderen.
Als alle Pferde zweimal über die Stange gesprungen waren, reihten sie sich in Reih und Glied am Eingang wieder auf.
Der Direktor zeigte Natascha nun, wie sie die Stange bei der nächsten Vorführung führen sollte. Er ‘malte’ dabei fortwährend Kreise in die Luft. Natascha hatte keine Ahnung, wozu diese Kreise die Pferde animieren sollten.
Also ließ sie sich überraschen: das erste Pferd kam nun auf sie zugetrabt. Als es nun in ihrer Nähe war, begann Natascha, wie der Zirkusdirektor ihr gezeigt hatte, einen Kreis nach dem anderen in die Luft zu ‘zeichnen’. Und dann geschah etwas, was Natascha noch nie gesehen hatte und was sie auch niemals zu glauben gewagt hatte: das Pferd begann, auf der Stelle zu tanzen und drehte dabei auf den Hinterbeinen eine Pirouette nach der anderen. Natascha kamen diese grazilen Bewegungen des andalusischen Pferdes vor wie ein kleiner Ballettanz.
Und so tanzte ein Pferde nach dem anderen seine Pirouetten und drehte sich exakt nach den von Natascha ‘gemalten’ Kreisen.
Als die Übung beendet war, brandete ein tosender Beifall auf, der nicht nur den Pferden, sondern auch Natascha galt, die Pferde so toll dirigiert hatte.
Der Zirkusdirektor kam, nachdem Natascha den Applaus der Kinderschar genossen hatte, auf sie zu, bedankte sich herzlich bei ihr für die wunderbare Durchführung der Dressur und wies ihr dann einen Ehrenplatz in der ersten Zuschauerreihe zu. Neben ihr saßen nun auch ihre Mutter und alle restlichen Freunde.
Der Zirkusdirektor moderierte nun eine Nummer nach der anderen an, allesamt Vorführungen mit Tieren: zuerst waren die Affen an der Reihe, die sogar einen Salto zeigten, danach ließ ein Schlangenbeschwörer mit einer kleinen Flöte eine Schlange aus einem Korb kriechen und und und…
Zum guten Schluß wurden dann doch noch Käfige aufgebaut und zwei riesige Raubkatzen stiegen in die Manege.
Natascha hätte bei dieser Nummer lieber in einer der hinteren Reihen gesessen, aber sie dachte sich, sie könne ja auch nicht den Zirkusdirektor enttäuschen, der ihr solch ein schönes Erlebnis beschert hatte. Stattdessen ergriff Natascha aber die Hand ihrer Mutter ganz fest, sodass ihrer Mutter diese fast schmerzte. Und sie ließ erst los, als der letzte Tiger die Manege wieder verlassen hatte.
Die Kinder bedachten ihn wegen des großartigen Programmes mit überschäumendem Applaus.
Natascha war auch ganz begeistert, obwohl sie bei der letzten Nummer ein wenig blaß um die Nase geworden war.
Als viele der anderen Kinder bereits das Zirkuszelt wieder verlassen hatten, kam noch einmal die gute Fee auf Natascha zu: „Nun wird es Zeit, mich zu verabschieden, denn gleich muß ich ja wieder zu den Kindern, die schon tief und fest schlafen und von ihren großen Wünschen träumen. Ich hoffe ihr hattet alle einen wunderschönen Tag gehabt, zumindest hat es ja nicht geregnet, was Du Dir ja am allermeisten gewünscht hattest....“
Dann wurde die gute Fee unsichtbar und hinterließ nur einen kleinen Glitzerregen.
Die Kinder waren überwältigt.

Draußen wartete auch schon der Bus, der sie wieder zum Flughafen bringen sollte. Natürlich fuhr er auch bis auf das Rollfeld vor und natürlich standen auch wieder alle Stewardessen zur Begrüßung bereit. Natascha war noch immer etwas unwohl bei diesem ganzen Aufwand, der nur ihretwegen getrieben wurde. Sie war sich sicher, daß das bestimmt für das komplette nächste Jahr ausreichen würde.

Auf dem Rückflug schliefen alle Kinder ganz fest und träumten von den vielen schönen Sachen, die sie den Tag über erlebt hatten. Doch die gute Fee erschien keinem mehr an diesem Tag!

 

Hej doobie68,

ich habe Deine Geschichte angefangen und nach nicht einmal der Hälfte abgebrochen. Es tut mir leid, ich weiß, dass sich das hart liest, aber leider hast Du es bis dahin nicht geschafft, irgendeine Spannung zu erzeugen, die mich gerne weiterlesen lässt.

Ich versuche mal anhand von ein paar Beispielen zu erklären, woran das liegt:

Natascha blickte ganz fasziniert zur gegenüberliegenden Wand, wo sich das Bild aus hellen und dunklen Streifen abzeichnete.
Nun ist der Schatten eines Rollos ja nicht per se faszinierend. Ich kann also gar nicht groß anders als erwarten, dass Du mir erklärst, was da jetzt so Spannendes dran ist.
Aber da kommt nichts. Durch solche unabsichtlichen falsche Fährten verprellst Du Deine Leser.

Natascha lag in ihrem Bett und hatte den Eindruck, noch hellwach zu sein, obwohl
hier erwarte ich vllt etwas zu lesen wie: ... obwohl sie schon halb schlief ...
Wenn Du schreibst: "Sie hatte den Eindruck", dann stellst Du ihren Wachzustand damit in Frage, betonst, dass es ihr persönlicher Eindruck ist und es sich anders verhalten könnte. Dir geht es hier aber gar nicht darum, Du willst lediglich sagen, dass sie wach war.
Ich empfehle Dir, so einfach wie möglich zu formulieren, bis du sicherer geworden bist.

Doch wie sie so eine Zeit das Lichtmuster an der Wand beobachtete, merkte sie plötzlich, daß ihre Augenlider immer schwerer wurden, bis sie dann irgendwann einschlief.
Doch ihr Schlaf in dieser Nacht war sehr unruhig.
Alles fett markierte könntest Du streichen ohne den Sinn entscheiden zu verändern. Füllwörter machen Deinen Text zäh wie einen alten Kaugummi.

Die Fee kam immer näher. Sie wirkte so vertrauensvoll, daß man gar keine Angst vor ihr haben mußte.
Besser als zu sagen, dass die Fee vertrauensvoll wirkte, wäre es Du würdest sie zeigen, wie sie vertrauensvoll ist. Was im Großen und Ganzen passiert ist, indem Du ihr Äußeres beschrieben hast.

Plötzlich sagte sie:
Das Wort "plötzlich" ist mit Vorsicht zu genießen. In diesem Fall wirkt es so, als hätte die Fee sich vorher den Mund zugehalten oder die Lippen fest zusammengepresst, damit kein Wort nach außen dringt - und es irgendwann nicht mehr ausgehalten.

Natascha wunderte sich in ihrem Traum. Woher sollte die Fee ihren Namen kennen?
Träume haben es an sich, eben nicht nach den gängigen Regeln im Wachzutsand zu funktionieren, d.h. es verwundert eher, dass Natascha sich wundert. Anders verhielte es sich, wäre Natascha wach.

fürs erste will ich Dir nur sagen, daß Feen etwas mehr wissen als „normale“ Menschen.“
Dass Feen anders ticken als "normale" Menschen, dürfte Deinen Lesern bekannt sein. Die Fee erklärt also nicht nur Natasche, was allgemein bekannt ist, Du erklärst es auch Deinen Lesern.

Die Fee ergriff abermals das Wort:
Das Wort "ergreift" man, wenn unentschieden ist, wer sprechen soll oder wenn viele durcheinander sprechen. Aber hier ist es so, dass Natascha nickt und schweigt. Die Fee braucht nichts "ergreifen".

Darauf war sie natürlich nicht vorbereitet. Normalerweise schwirrte es in ihrem Kopf nur so von Wünschen und Träumen, aber das war auf einmal wie weggeblasen.
Das finde ich gut. Damit erzeugst Du Spannung, weil nicht gleich ein Wunsch da ist. Deine Leser haben an dieser Stelle u.a. die Gelegenheit sich zu fragen: Was würde ich mir wünschen?

Diese Nacht stehst nur Du auf meinem Zettel.“
Natascha dachte bei sich: „Was für ein Zettel.....?“ Aber das war wohl ein weiteres Geheimnis der Fee...
Hiermit erzeugst Du wiederum keine Spannung. Ein Zettel ist idR dazu da, um sich etwas darauf zu notieren, das klingt wenig geheimnisvoll.

Warum die Kinder auf Mallorca feiern sollten, obwohl da eine Fee vor Natascha steht, die das Wetter doch egal an welchen Ort "gut" machen könnte, erschließt sich mir nicht.
Dass die Fee diesem Wunsch "weise" nennt, finde ich unnötig. Warum sollte Natascha "weise" wünschen, den Anspruch scheint mir die Geschichte nicht zu haben.

Ich wünsche Dir noch viel Spaß hier,

LG
Ane

 

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