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Die Macht des Chamäleons

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26.02.2009
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Die Macht des Chamäleons

Infantile Angstphantasien. Naturgemäß liegen solche beklemmenden Elemente nicht an der Oberfläche. Es sind widerliche Fossile, verborgen in zeitloser Dunkelheit. Dort lauern sie, immer darauf bedacht, zur passenden Zeit aus dem Versteck namens Vergangenheit hervorzuspringen, um in der gegenwärtigen Welt einmal mehr ihr spezielles Wirken zu entfalten.
Auch ich trage solch ein Fossil in mir. Jahrzehnte hatte ich es vergessen. Dann, vor zwei Tagen, wurde es geschäftig. Ob zu meiner Dienlichkeit oder um meinen Untergang zu besiegeln, war eine Frage, die mein Verstand nicht zu lösen vermochte.

Ich befand mich auf dem Weg von meiner Heimatstadt Hamburg zu einem nächtlichen Treffen mitten im Harz. Der Grund für diese Reise war eine rätselhafte Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Auch erhoffte ich ein wenig Ablenkung. In letzter Zeit hatte eine Dumpfheit mein Gemüt befallen.
Zunächst fuhr ich unter Sternen, die wie Glassplitter im Himmel steckten. Irgendwann nahm Dunst ihnen die scharfen Kanten. Später verschwanden sie hinter einer zerfurchten Wolkenmasse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.
Ich begann, an der Richtigkeit meines Handelns zu zweifeln. Von wirren Ahnungen gepeinigt, wollte meine Seele verharren, sich in eine Kugel samtblauer Stille verwandeln, doch jeder Herzschlag hetzte mich ein Stück weiter durch diese unfassbare Nacht.

Zur mitternächtlichen Stunde war ich an dem letzten Wegweiser vorbeigefahren. Die Landstraße schwankte durch eine Hügellandschaft, die unsichtbar hinter dem Regenschleier verborgen lag. Mich überkam das absonderliche Gefühl, der Rest der Welt könne in ein anderes, in ein gefälligeres Universum davongeschlichen sein.
Der kleine Ort Scharzfeld im Harz, zu dem die unerklärliche wie dringliche Nachricht mich trieb, lag wenige Kilometer vor mir. Es mochte noch eine knappe halbe Stunde bis zur Wahrheit sein oder vielmehr dem, was der Anrufer als eine Angelegenheit mit Bedeutung für mein zukünftiges Wohlergehen bezeichnet hatte. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass ich meinen Lebensweg in Finsternis beenden würde.
Das war der Moment, in dem sich das Chamäleon, mein ganz persönliches Fossil, zurückmeldete. Ich spürte, wie runzelige, eiskalte Greiffüße nach Halt suchend meine Wirbelsäule berührten.

Vor Jahrzehnten hatte sich das Chamäleon als buntes Poster, ein Geschenk der Nachbarin zu meinem achten Geburtstag, in mein Kinderzimmer geschlichen. Es hatte mir gefallen und ich hatte es sogar noch exotischer als die Rolling Stones gefunden.
Also heftete ich es mit Reißzwecken über meinem Bett an die Wand, nachdem ich die Stones abgenommen hatte – nicht aus Platzmangel, sondern weil nur ein Poster an der Wand hängen durfte. Das war eine Anordnung meines Vaters, um Verschandelung und Verwahrlosung des Quartiers vorzubeugen, wie er zu sagen pflegte.
Wenn ich das Chamäleon betrachtete und über es nachdachte, während ich des Spielens überdrüssig im Schneidersitz auf dem Linoleumboden saß, hielt ich dieses Reptil für ein kluges Geschöpf. Denn ich wusste, alles, was es fressen wollte, erschlich sich das kleine Tier mit viel Geschick und Raffinesse.
Manchmal, wenn ich in meinem Bett lag und das Mondlicht auf das Poster fiel, schien das Chamäleon plötzlich mehr als nur ein kluges und vorsichtiges Tier zu sein. Im silbrigen Licht des Mondes mutierte das exotische Reptil zu einem schwarzgrau gescheckten Dämon und der sah nicht so aus, als ernähre er sich von Fliegen und Käfern. Dieser Dämon würde alles verschlingen, egal wie groß, wenn es nur genug Angst in sich trüge.
Ich glaubte dies besonders, wenn Vater mich mit seinem Gürtel bearbeitet hatte, und das kam oft vor, öfter als der Mond zum Fenster herein schaute.
Wenn das dämonische Reptil erschien, zog ich die Bettdecke bis über meine Nasenspitze und hoffte, ich könne so meine Angst vor den gierig funkelnden Echsenaugen verbergen.

Die Straße führte bald steiler bergauf und in dichten Wald hinein. Wolkenfetzen, Schimären mit langgezogenen Pferdeschädeln gleich, schwebten tief über dem Asphalt.
Scharzfeld kannte ich bereits. Ich war im Jahre 1966 schon einmal dort gewesen, im Gasthof „Zum wilden Jäger“, mit meinen Eltern im Urlaub. Das wusste ich genau, weil es das Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in England gewesen war. Ich erinnerte mich, wenn auch nur mit Zweifel, an eine Höhle in dieser Gegend. Sicher war, wir waren vormittags oft zum Badesee gegangen. Nur wenn die Sonne nicht gebrannt hatte, unternahmen wir eine Wanderung in die Berge. Jeden Nachmittag jedoch hatten wir uns zeitig zurück zum Gasthof begeben, um dort vor dem Schwarzweiß-Fernseher einen Platz zu ergattern und die Übertragung der Fußballspiele zu verfolgen.
Die Gaststube hatte sich rasch gefüllt mit Einheimischen, einigen Feriengästen und einem kleinen Trupp Straßenarbeiter, der im Dorf Fußwege anlegte.
Soweit der Teil, an den ich mich auch vor dem Erhalt der Nachricht erinnert hatte. Noch viel mehr Einzelheiten hätte ich jederzeit über diesen Urlaub erzählen können, nur nicht die Sache mit dem ganz besonderen Straßenarbeiter.
Einer dieser Gesellen hatte wallendes, schwarzes Haar. Er trug ein Holzfällerhemd und ein Gürtel mit silberner Löwenkopfschnalle hielt eine zerschlissene Cordhose.
Dieser Mann saß an unserem Tisch. Er zeigte mir Zauberkunststücke mit Spielkarten, was meine Mutter nicht gern sah, oder mit Münzen, die er, nachdem er mir seine leeren Hände gezeigt hatte, scheinbar aus meinem Ohr hervorzauberte. Er murmelte unergründliche Zauberformeln, ließ dann ein Geldstück in seiner Hand verschwinden und raunte mir zu: „Geh zum Kamin, rechts auf dem Sims wirst du den Groschen finden.“
Wie durch ein Wunder fand ich das Geldstück an der beschriebenen Stelle. Auf meine Frage, wie er diesen Zauber schaffe, welche Zauberenergie er nutze, zuckte er mit den Schultern und versprach, er werde eines Tages sein Geheimnis mit mir teilen. Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Wenn die Zeit gekommen ist.“

Nun, die Zeit schien gekommen zu sein. Aber Zauberenergie? Das ist natürlich Unsinn, sagte ich mir fünfundvierzig Jahre später. Doch diese Erklärung war nicht geeignet, mich zu beruhigen. Denn nach jenem Abend war der namenlose Mann verschwunden und wenig später war und blieb er vergessen wie, anders war es nicht zu deuten, sauber aus meinen Erinnerungen herausgeschnitten.
Bis gestern, als mich seine Nachricht erreicht hatte, mit der ausdrücklichen Aufforderung, unverzüglich aufzubrechen zur Einhorn-Höhle bei Scharzfeld, um ihn, den zaubernden Straßenarbeiter, zur Nachtzeit zu treffen.

Die Schimären. Ich sah mich dazu verurteilt, sie zu ertragen. Sie waren wie tyrannische Mitgefangene in diesem Labyrinth aus schwarzen Burgmauern mit spitzen Zinnen, die in Wirklichkeit durch Regen und Wolkenschleier unkenntliche, gewaltige Tannen zu beiden Seiten der Straße waren. Nur, die Wirklichkeit bedeutete hier nichts mehr, ausgenommen der weißen Mittellinie. Sie war mein einziger Wegweiser auf dieser Reise zum Mittelpunkt des verdammten Labyrinths, wo Ungeheuerliches wartete … oder vielleicht auch nicht.
Ich spürte, wie das graue Chamäleon an meiner Wirbelsäule ein Stück herauf schlich. Meine Hände umklammerten das Lenkrad, als hielte ich ein Ruder auf sturmgepeitschter See. Vorsichtig durchfuhr ich eine langgezogene Kurve. Gleich dahinter erklomm die Straße eine Bergkuppe. Die Schimären vereinten sich zu einer grauen Masse, die jeden Lichtstrahl schluckte.
Ich schaltete in den ersten Gang runter, nahm den Fuß vom Gaspedal und lenkte den Wagen mit Schrittgeschwindigkeit durch die herabstürzenden Wassermassen direkt in die Wolken hinein. An mein Ohr drang ständiges Rauschen, als stünde der Wagen unter einem Wasserfall. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich nach draußen. Ich wagte nicht zu zwinkern und fragte mich erneut, diesmal mit unbestreitbarer Sorge, ob es da draußen noch etwas gab, außer Wasser, Nebel und die paar Kilometer Straße bis zur Höhle.

Treibt mich Neugier oder Irrsinn, und wird diese mysteriöse Begebenheit eine Rückkehr ins gewohnte Leben dulden? Nach diesen heiklen Fragen, auf die ich keine klaren Antworten fand, kroch das Chamäleon im Dämonengewand ein Stück weiter meinen Rücken empor, wie an einem Ast auf der Pirsch nach fetter Beute. Dabei tastete es mit kalten Klauen zwischen meinen Wirbeln, traf die empfindlichsten Nerven und jagte mir einen Schauer über Rücken und Schultern bis auf die Arme.
Gleich wird das Dämonen-Chamäleon mit seiner langen, klebrigen Zunge nach deinem Verstand schnappen. Kriech schnell unter die Decke! Ein seltsamer, reflexartiger Gedanke. Ich fühlte mich plötzlich nackt, so ohne Decke.

Nach einer Weile wichen die Bäume zurück und an der Straße grenzten Weideflächen, auf die sich der Nebel verzogen hatte.
Noch ungefähr zwei Kilometer, rechnete ich nach und um mir klarzumachen, dass das kein Grund zur Freude war, flüsterte mein Gefühl mir zu: Du weißt nicht, was dich dort erwartet, aber ich sage dir, in den letzten Stunden war alles viel zu seltsam, um harmlos zu enden!

„Was sollte mir bei der Höhle Schlimmes widerfahren?“, entgegnete ich laut, wie bei einem wirklichen Zwiegespräch. „Ich verrate es dir: Nichts, absolut nichts. Denn der Anrufer ist offensichtlich um mein Wohlergehen bekümmert.“ Doch diese Worte verloren ihren überzeugenden Klang, als mein Gefühl mir anvertraute, dass es genauso gut eine Warnung sein könne. Wenn ich nicht zu ihm käme, dann widerfahre mir etwas, das mir nicht gefallen würde.

Das Ortsschild „Scharzfeld“ tauchte im Regen auf. Die ersten dörflichen Häuser wirkten im regengedämpften Licht der Laternen wie Attrappen, die man mit dünner Farbe auf eine Leinwand gemalt hatte.
Zögernd fuhr ich die Hauptstrasse entlang, nahm vor jeder Abzweigung den Fuß vom Gaspedal und versuchte, keines der Hinweisschilder zu übersehen. Irgendwo musste eines den Weg zur Einhornhöhle weisen. Bisher hatte ich nur Kurpark, Gemeindehaus und Lichtspielhaus gelesen. Das waren Einrichtungen, die es damals, soweit ich mich erinnerte, hier noch nicht gegeben hatte.
Nach und nach schälten sich die ersten Geschäfte und Lokale aus der Dunkelheit. „Bald sollte der Wegweiser kommen“, murmelte ich erschöpft. Rechts erschien ein gepflasterter Platz mit einem Brunnen in der Mitte. Auch daran konnte ich mich nicht erinnern. Ich fuhr an dem Platz vorbei. Etwas weiter, auf der linken Straßenseite, entdeckte ich ein größeres Fachwerkhaus. Über dem Eingang beleuchteten drei Strahler eine braune Tafel. Der altdeutsche Schriftzug „Zum wilden Jäger“ war im grellen Licht der Lampen gut zu lesen. Das Schild ist deutlicher als alles andere, dachte ich mit Schaudern, und dann, etwas beruhigt: Sieh an, es gibt hier doch noch Altbekanntes.

Wenig später entdeckte ich ein schmales Holzschild. Es zeigte mit dem spitzen Ende nach links in eine Gasse und schien so alt zu sein wie der Ort selbst. Frostige Winter und glühende Sommer hatten tiefe Narben im Holz hinterlassen, in denen die eingravierten Buchstaben beinahe untergingen. ZUR EINHORNHÖHLE 2,6 KM, entzifferte ich mühsam und folgte dem Hinweis.
Direkt hinter dem letzten Haus lag ein Spielplatz. Das eiserne Klettergerüst, dessen Form mich an ein Chamäleon erinnerte, starrte drohend herüber. Nebel verschluckte dessen hinteren Teil. Bestimmt war es nur ein Dinosaurier.
Hinter dem Spielplatz lenkte ich den Wagen in den Wald, auf einer unbefestigten Straße, die nur noch die Breite eines Feldweges aufwies. Hoch über dem Weg schoben undefinierbare Laubbäume ihre gewaltigen Kronen ineinander. Unter ihrem Blätterdach wechselte das gleichmäßige Geräusch des Regens zu einem Stakkato blecherner Trommelschläge. Vom Scheinwerferlicht in Panik versetzte Schattenwesen irrten zwischen alten und jungen Bäumen umher, hasteten gerade noch sichtbar um die dicken Stämme herum oder sprangen auf langen, dünnen Beinen tiefer in den Wald.
Mit Sorge schaute ich in den Rückspiegel. Gut möglich, dass die mächtigen Bäume nicht nur den Blick nach oben versperrten, sondern hinter mir ihr knorriges Geäst auf magische Weise wie Schranken über den Weg senkten. Äußerst beunruhigt richtete ich meinen Blick wieder nach vorn, wo sich eine Biegung nach rechts andeutete.
So kurz davor, vor der vermutlich letzten Biegung zur Wahrheit, rumorte das Reptil als wolle es mir die Nackenwirbel herausreißen. Vermutungen darüber, was mich am Ende des Weges erwartete, verdichteten sich in meinem Hirn zu sinnlosem Gekreische. Meine Zähne mahlten knirschend aufeinander, ich zitterte am ganzen Körper, als würde ich da draußen nackt im eisigen Regen stehen und nicht im warmen Auto sitzen.

Die sanfte Krümmung des Weges führte tiefer in den Wald.
Rechts kam parallel des Weges ein langer Holzstapel in Sicht. Linker Hand schälte das tastende Licht weiterhin Baum für Baum aus der Dunkelheit. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Scheinwerfer das Ende des Stapels erfassten. Nach wenigen Metern erschien rechts hinter dem Holzstapel eine morastige Fläche.
„Der Parkplatz“, murmelte ich, nahm den Fuß vom Gaspedal und lenkte im weiten Bogen auf die freie Fläche. Tiefe Reifenspuren kreuzten den aufgeweichten Boden. Meine Augen verfolgten gebannt, wie der Lichtkegel langsam den Parkplatz abschwenkte.
Der Platz war von Bäumen umgeben. Im vorderen und linken hinteren Bereich gab es nichts Ungewöhnliches zu entdecken.
Ich näherte mich der Platzmitte. Das Trommeln der dicken Tropfen, die von den Blättern abflossen, versiegte, und wasserfallartiges Rauschen nahm wieder dessen Stelle ein.
„Nichts ... “, brachte ich noch heraus, das „Ich hab’s doch gewusst“ schaffte es nicht mehr über die Stimmbänder. Im hinteren rechten Viertel des quadratischen Platzes holte das Licht etwas Rötliches aus der Dunkelheit hervor, was kurz darauf als Heck eines älteren Golf-Models zu erkennen war. Plötzlich schlug mein Herz unregelmäßig und hart gegen den Brustkasten, als wollte es per Morsezeichen darauf drängen, hier sofort zu verschwinden. Ich spürte und verstand die Zeichen, aber ignorierte sie und beruhigte damit mein Herz kein bisschen.
Vielleicht wurde der Wagen hier zurückgelassen, weil der Motor nicht mehr ansprang, dachte ich voller Hoffnung und spähte angespannt hinüber, ohne Sicherheit darüber zu erlangen, ob der Wagen verlassen war. Beinahe gleichzeitig tauchte weiter hinten das nächste Fahrzeug auf. „Sollte das hier eine Versammlung werden?“, fragte ich mich, als Schlag auf Schlag noch fünf weitere Autos im dichten Regen erschienen. Eines stand ganz hinten rechts vor einem Baum, die Motorhaube ragte halb geöffnet und zerknautscht in die Luft. Es sah aus, als wäre es mit Tempo gegen den Baum gekracht.
Ich fuhr noch ein paar Meter durch den Matsch und hielt neben den roten Golf.
Bei keinem der Autos deutete etwas auf die Anwesenheit ihrer Besitzer hin; kein Licht ging an, keine Tür wurde geöffnet.
„Trotzdem, hier stimmt etwas nicht“, murmelte ich fast tonlos. Es standen zu viele Wagen hier. Nicht alle konnten einen Motorschaden haben oder einen platten Reifen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass das Personal für den Touristenbetrieb der Einhornhöhle hier die Nacht verbrachte. Selbst wenn, dann hätten sie ihre Wagen nicht planlos abgestellt.
Nur mal angenommen, die anderen Fahrer wurden auf die gleiche Weise hierher dirigiert, wo sind sie jetzt? Unentschlossen fuhr ich mit den Fingern durch meine wirren Haare.
Dann entdeckte ich etwas. Es sah klein und im Grunde harmlos aus, aber hier, in unmittelbarer Nähe zum Treffpunkt, war mit Sicherheit nichts harmlos, schon gar nicht, wenn es sich bewegte.
Zwischen den Bäumen, halb rechts vor mir, blinzelte ein kleines Licht. Es befand sich zu mir in einer erhöhten Position und bewegte sich langsam. Wenn es in einer Lücke zwischen den Bäumen wieder auftauchte, war es etwas tiefer und ein Stück nach links gewandert.
Ich hörte den Regen nicht mehr. Mein Herz verweigerte den nächsten Schlag. Das Blut in meinen Adern verhärtete zu Blei. Mein Gehirn verweigerte jedweden Gedanken. Meine Augen fixierten das Licht im Wald. Es war ein Moment absoluter Stille. Ich war gelähmt vor Entsetzen, dass hier tatsächlich jemand auf mich gewartet hatte.
Das Licht kam in einem leichten Bogen nach unten auf dem Parkplatz an. Direkt hinter dem Licht war eine hochgewachsene Gestalt zu erkennen.
Mein erster Gedanke, der die Stille durchdrang, war: Jetzt hast du die letzte Gelegenheit vertan. Keine Frage. Du hättest längst verschwinden können, aber nein, du musstest über abgestellte Autos grübeln!

Ich verengte meine Augen und versuchte, durch den Regenschleier mehr zu erkennen. Ja, es scheint ein Mensch zu sein, was sonst sollte da auf mich zukommen?
Wahrscheinlich war es ein Mann. Und der hielt eine Lampe in der rechten Hand und in der Linken einen Regenschirm, einen großen für zwei Personen. Soviel konnte ich ausmachen.
Mit der Lampe leuchtete der Mann vor sich auf den Boden und schwenkte sie dabei leicht hin und her. Er ging gemächlich auf den Parkplatz hinaus, direkt auf mich zu. Durch den Regen war trotz der eingeschalteten Scheinwerfer das Gesicht nicht zu erkennen.
Rasch sah ich mich nach weiteren Männern mit Stablampen um. Automatisch hatte ich befürchtet, von mehreren Leuten umzingelt zu werden. Das schien nicht der Fall zu sein. Keine Horde Schwarzvermummter mit Gewehren schlich heran, nur ein einzelner Mann, bedächtigen Schrittes unter einem Schirm.
Mit jeder Sekunde rückte der Schirmträger weiter in den Lichtkegel meiner Scheinwerfer. Er war groß, wenigstens eins neunzig, hatte dunkle Haare, die bis auf die Schultern reichten und im stürmischen Wind vor seinem Gesicht wehten. Der schwarze Regenschirm dagegen schwankte nicht einen Zentimeter. Der Mann musste nicht nur einen besonders stabilen Schirm, sondern auch Arme aus Stahl haben. Für einen, vorausgesetzt es war der Zauberer, weit über sechzig Jahre alten Mann war er demnach überraschend gut in Form.
Nervös leckte meine pelzige Zunge über rissige Lippen. Meine Kehle wurde mit jedem Schritt, den der Mann auf mich zu ging, noch trockener als sie ohnehin schon war.
Zentimeter um Zentimeter glitt der obere Rand des Lichtkegels auf der Gestalt nach unten. Das Antlitz des Fremden entschwand aus dem Scheinwerferlicht, bevor ich es richtig erkennen konnte. Unübersehbar dagegen blitzte unter dem Saum der Jeansjacke eine große Gürtelschnalle.

Der Mann kam in einem leichten Bogen um den linken Kotflügel herum. Seine Schritte schmatzten im Schlamm. Die verbleibenden zwei Sekunden, bis der Fremde neben mir stehen würde, nutzte ich für zwei Dinge: Ich fasste erstaunlich ruhig den Entschluss, mit dem Mann zu reden – Du musst es zu Ende bringen – und ich sorgte dafür, indem ich schnell mit dem Ellenbogen den Knopf der Türverriegelung drückte, dass der Kerl mir nicht zu nahe kommen konnte. Außerdem kannst du jederzeit losfahren, dachte ich und glaubte, genug Trümpfe auf der Hand zu haben.
Der Mann blieb vor der Tür stehen. Augenblicklich erkannte ich die Gürtelschnalle. Die silberne Löwenmähne und das vorstehende, weit aufgerissene Raubtiermaul schwebten knapp über dem unteren Rand des Fensters. Mein Herzschlag beschleunigte sich abenteuerlich. Ich hielt die Luft an und wartete. Jeden Moment musste der Mann seinen langhaarigen Kopf auf Fensterhöhe bringen. Was wird er sagen? Oder wird er etwas verlangen?
Die Stablampe wechselte von der rechten Hand unter die Achsel des linken Arms, der den Schirm hielt. Danach ging alles so schnell, das ich mich hinterher nur unvollkommen erinnern konnte. Die freigewordene Faust sauste ansatzlos nach vorn. Sie durchschlug das Glas, als wäre es aus Zuckermasse à la Hollywood.
Splitter flogen, trafen mein Gesicht und meinen Oberkörper. Ich kniff die Augen zu und duckte mich zur Beifahrerseite. Ich hörte die Türverriegelung klacken. Fast gleichzeitig wurde die Tür aufgerissen. Eisige Kälte drang in den Wagen und mit ihr nicht nur Regentropfen. Ich spürte, wie der Mann sich halb in den Wagen quetschte, öffnete meine Augen und sah seinen breiten Rücken vor mir. Vergeblich tastete ich mit dem linken Fuß nach der Kupplung und drückte den Schalthebel nach vorn. Der Knauf zitterte in meiner Hand, weil mein Fuß nicht die Kupplung trat, sondern zwischen den Pedalen eingeklemmt war. Das Getriebe gab ein Kreischen von sich. Der Angreifer erreichte den Zündschlüssel und stellte den Motor aus. Das Kreischen erstarb.
Der Kopf mit den schwarzen Haaren zog sich zurück, dann stand der Mann wieder draußen unter seinem Schirm, den er während der Aktion am ausgestreckten Arm hinter sich gehalten hatte. Sofort packte er meinen Oberarm und zog mich aus dem Sitz.
„Die Zeit drängt, Frank.“ Das war seine einzige Erklärung, dann schob er mich vom Wagen weg.
Ich taumelte ein paar Schritte durch den Matsch, bevor ich einigermaßen sicher auf den Beinen war. Seine Lampe lag im Dreck. Ich hob sie auf und leuchtete dem Mann ins Gesicht. „Wer sind Sie, verdammt, und was wollen ...“ Meine Stimmbänder versagten und brachen die Frage mit einem Stöhnen ab. Ich sah das Gesicht des Mannes. Jahrzehnte schmolzen zu einem zeitlosen Punkt. Ich sah in das Gesicht des Zauberers. Er hätte fünfundvierzig Jahre gealtert sein müssen, aber da waren keine Falten, nur glatte Haut. Es konnte nicht der Mann von 1966 sein, doch er war ihm ähnlich wie ein Zwilling. Es gab nur eine Möglichkeit.
„Du bist sein Sohn?“, quetschte ich mühsam heraus.
„Wessen ... Ach so, nein, ich bin niemandes Sohn.“Er hatte die Stirn gekraust als wäre es eine schwierige Frage oder eine schwierige Antwort gewesen.
Niemandes Sohn? Mit dieser bizarren Antwort war so wenig anzufangen wie mit dem Gebrabbel eines Schwachsinnigen. Es sei denn, er meinte damit, sein Vater ginge mich nichts an, aber um den dreht sich doch alles, oder nicht?
„Nun komm, wir sind spät dran.“ Und schon zerrte er mich weiter. Er führte mich über den aufgeweichten Platz ohne Rücksicht auf Pfützen oder tiefe Reifenspuren.
Wenn ich versuchte, irgendeine Vermutung zu formulieren, war es, als hätte ich plötzlich die Sprache verlernt.
Wir erreichten einen Waldweg. Der Naturpfad, knapp zwei Meter breit, wand sich im Zick-Zack-Kurs bergauf. Ich sah nach links zum beschädigten Honda Civic. Wie es aussah, stand er schon länger dort. Die Reifen waren abmontiert.
Ich wollte ihn fragen, was er mit mir vorhatte, aber der angefangene Satz ging in einem trockenen Husten unter.
„Achte auf den Boden vor dir, da liegen jede Menge Wurzeln frei.“
Ich leuchtete etwa zehn Schritte voraus. Der Weg bewältigte eine kleine Kuppe, und als litte der Berg unter Krampfadern, war er kreuz und quer mit kräftigen Wurzeln durchzogen. Jede wirkte wie ein kleiner Staudamm, der das herabfließende Regenwasser in eine andere Richtung zwang.
Ich hielt die Lampe höher, aber der Eingang zur Höhle war noch nicht zu sehen.
„Noch einundfünfzig Meter bis zur Höhle“, sagte der Mann, als hätte er meine Gedanken gelesen. Wahrscheinlich hat er es erraten, beruhigte ich mich. Aber einundfünfzig? Wie kam der Kerl mitten im Wald auf einundfünfzig Meter? Ich wollte ihn fragen, hielt mich jedoch zurück. Schließlich sollten mich ganz andere Probleme beschäftigen.
„Also, was willst du von mir?“, hustete ich mehr, als ich sprach. Um klarzulegen, dass ich endlich eine Antwort erwartete, blieb ich stehen.
Der Fremde zögerte keine Sekunde. Er griff mir unter die Achsel und schleifte mich mit scheinbar unerschöpflicher Kraft weiter den Weg hinauf.
Meine Füße stolperten über dicke Wurzeln. Bis ich Tritt fand, waren wir auf der Kuppe und dort sah ich, durch grauen Regen verschleiert, den Eingang der Höhle.
Mit jedem Schritt, den ich darauf zu machte, weigerte sich mein Verstand heftiger gegen die Bezeichnung „Eingang“. Was da vor mir langsam deutlich wurde, war, mit den übermannshohen und mindestens ebenso breiten Doppelflügeln, aus dunklen, in breiten eisernen Bändern gefesselten Eichenbohlen, ein wahres Bollwerk von Portal. Es erweckte den Eindruck, es wäre einfacher, sich einen Weg durch den umgebenden Fels zu bahnen, um in die Höhle zu gelangen, als durch dieses verschlossene Tor zu brechen.
„Drinnen erfährst du alles, was du vorab wissen musst. Außerdem bekommst du dort zu essen und zu trinken.“
Wenn ich da erst drinnen bin, kann alles zu spät sein. Von drinnen wird das Tor gewiss nicht einfacher zu öffnen sein als von außen, fürchtete ich. Davon abgesehen waren Höhlen für mich noch nie ein Ort zum Frohlocken gewesen.

Vor dem schweren Tor ließ mich der Fremde überraschend los. Ich wäre beinahe zu Boden gesackt, als ich meinen Körper wieder alleine tragen durfte.
Wäre es möglich zu fliehen, sich einfach umzudrehen und den Weg hinunterzurennen, fragte ich mich.
In dem Augenblick fuhr der Mann den Schirm ein. Ich beobachtete den Vorgang. Es gibt nicht viel auf dieser Welt, das einen Menschen mit einigen Jahrzehnten Lebenserfahrung noch wahrhaftig und tief verwundert. Aber was mit dem Schirm passierte, trieb mich in einen Zustand aus grenzenlosem Erstaunen. Das Ding faltete sich von selbst zusammen, so eng, dass die Feuchtigkeit aus den Falten heraus lief. Dann sah es aus, als verschwände die Bespannung des Schirms im Stab. Bis dieser sich zu ungefähr dreißig Zentimeter langen Segmenten selbstständig zusammengelegt hatte und wie ein eingeschobenes Fotostativ in der Hand des Fremden lag, verging bloß ein Augenblick.
Mein Staunen war Entsetzen gewichen. Ich deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den seltsamen Gegenstand, mein offener Mund brachte keinen Laut hervor. Ich sah noch, wie eine bräunliche Haut über das zusammengeklappte Gestell wuchs und es die Form einer Walze annahm, dann schaltete der Mann die Lampe, den Ex-Schirm, ein.
„Du wirst dich daran gewöhnen“, sagte der Fremde lächelnd.
Wirst dich dran gewöhnen ... Gewöhnen?
Der Fremde drückte die eiserne Klinke und öffnete das Tor so weit, dass wir nebeneinander durchpassten. Aus der Finsternis der Höhle quoll warme Luft.
Gewöhnen? An was? ... „An solch James-Bond-Spielzeug?“, brachte ich heiser heraus und wackelte mit meiner Lampe vor den Augen des Fremden. Der ergriff schweigend meinen Arm, drängte mich in die Höhle und zog das Tor hinter uns zu.
Makellose Schwärze, wie in einer Dunkelkammer bei Stromausfall wurde von unseren zwei schmalen, leicht bläulichen Lichtstrahlen beschmutzt. Das Gestein war trocken und schieferfarben. Es reflektierte kaum das Licht. Die Luft roch nicht muffig, hatte eher den Geschmack von gehaltvollem Mineralwasser.
Ich beobachtete, wie der Fremde den Lichtkegel etliche Meter vor bis zu einem Absatz schwenkte, hinter dem wahrscheinlich ein steiler Hang in die Tiefe abfiel. Jedenfalls erfasste der Lichtstrahl dahinter nichts mehr. Ungefähr zwei Meter vor dem Abgrund verlief eine hüfthohe, gelbe Absperrung aus daumendicken Eisenrohren. In der Mitte dieser langen Barriere gab es eine Pforte mit rotem Warnschild. Die weiße Schrift konnte ich im Licht der Lampe deutlich erkennen:

DURCHGANG
NUR FÜR PERSONAL
UND
RETTUNGSKRÄFTE
Mein Kopf pendelte zwischen dem Fremden und dem Schild hin und her. Dann wusste ich es mit unumstößlicher Sicherheit, noch bevor ich die Frage formuliert hatte. Weder der Fremde noch ich zählten auch nur entfernt zu den Personengruppen, die diese Pforte passieren durften, aber wir würden es trotzdem tun!
Ganz meinem Wissen nach, führte mich der Fremde auf die Absperrung zu, öffnete sie und zog mich wortlos durch die Pforte auf die andere, die unsichere Seite der Sicherheitsabsperrung.
Ich stoppte. Meine Schuhsohlen machten ein sandiges, knirschendes Geräusch, aber der Mann zerrte mich mit eisernem Griff Schritt für Schritt näher zum Abgrund. Im Lichtstrahl entdeckte ich eine Holztreppe mit beruhigend stabil aussehendem Geländer, die in den Abgrund führte.
Der Mann bugsierte mich zu einer Stelle vier Schritte rechts neben dieser hilfreichen Konstruktion. Selbst im Schein der Lampe war da nichts als schwarze Tiefe.
„Hey, willst du mich da runterstoßen?“ Meine Stimme klang harsch wie Schmirgelpapier auf Metall. Das Angstchamäleon saß mir bereits zwischen den Schultern. Ich spürte dessen Greifzangen so deutlich als würden Eiswürfel über meinen Rücken kullern.
„Wir gehen zu den anderen. Die warten schon.“ Die Stimme des Fremden klang zu glatt, zu emotionslos, als wäre darunter eine andere Wahrheit verborgen.
„Und wo sind die? Vielleicht mit zerschmetterten Knochen dort unten?“
Statt zu antworten, ließ er mich los und trat einen Schritt zurück.
„Leg deine Lampe vor dir auf den Boden“, befahl er.
Mir war nicht klar, warum ich das tun sollte, nur dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Ich atmete stoßweise. Jeder Atemzug ein Akt purer Gewalt.
„Die Lampe auf den Boden“, wiederholte der Fremde.
Tu endlich was! Dreh dich um, pack ihn an den Schultern, wirbele ihn rum und stoße ihn runter, brüllte es in meinem Kopf.
„Das kann ich nicht“, antwortete ich versehentlich laut.
Der Fremde fühlte sich wohl angesprochen, denn er fragte: „Wieso nicht?“
Ja, wieso nicht?, fragte ich im Stillen, drehte mich auf dem linken Fuß blitzschnell um und stieß dem Fremden mein rechtes Knie in den Schritt. Es traf exakt den Winkel zwischen den Beinen. Es traf nichts Weiches. Mein Knie prallte auf metallene Härte. Der Fremde gab keinen Laut von sich. Das langgezogene, gepresste Stöhnen aus Schmerz und Überraschung, tönte aus meiner eigenen Kehle.

Der Mann, oder was immer dieses Ding sein mochte, nahm mir die Lampe aus der Hand und legte sie vor dem Abhang auf den Boden. Ihr Licht erlosch. Die Lampe wurde flach und breitete sich wie eine zähe Flüssigkeit über den Steinboden aus, allerdings in exakt rechteckiger Form. Das Rechteck wuchs steif über die Kante des Abhangs hinaus und erreichte schnell die Fläche von gut einem Quadratmeter.
Bei einer Größe von ungefähr zwei Quadratmetern stoppte der Vorgang. Drei Viertel ragten nun über die Kante ins Leere. Im Grunde hätte die Platte über der Kante abkippen und in der Tiefe verschwinden müssen. Im Grunde dürfte es so eine „Lampe“ nicht geben, genauso wenig wie einen Mann, der absolut keine Weichteile zwischen seinen Beinen besitzt.
Ich drehte mich um und sah direkt in ein widerliches Madonnenlächeln, das selbstsicher und zufrieden, ohne Zähne zu zeigen und anscheinend unzerstörbar im blassen Gesicht dieser Kreatur haftete.
Der Fremde packte meine Schultern, drehte mich mit dem Gesicht zum Abgrund und schob mich auf die Plattform zu. Ich dachte an meine vierundachtzig Kilogramm, die ich gestern auf die Waage gebracht hatte. Angesichts der Plattform, die mir jetzt eher wie eine dünne Matte erschien, war das eine beunruhigende Tatsache.
Ich lehnte mein Gewicht nach hinten, gegen den Druck der Hand, doch die schob mich langsam und gleichmäßig weiter, mit der unnachgiebigen Kraft einer rollenden Lokomotive. Mein rechter Fuß rutschte auf die braune Matte.
„Hey, was wird das jetzt? Das hält doch nicht!“ Ich hörte meine Stimme von weit entfernt, als käme sie aus einer Kiste mit Watte. Das Chamäleon saß mir fest im Nacken, schien Maß zu nehmen und das Maul, mit der langen Zunge darin, zu öffnen.
Ich sah nach unten. Meine Füße stolperten auf den frei schwebenden Bereich. Ein Stoß von hinten beförderte mich bis kurz vor das Ende des schwebenden Teils. Ich wagte nicht zu atmen.
„Kannst die Augen zumachen, wenn du willst, es geht abwärts.“
Nachdem ich das Wort abwärts überdeutlich vernommen hatte, wollte ich mich herumschmeißen, an dem Fremden vorbeistürmen, aber der hatte es entweder geahnt oder er verfügte über sehr gute Reflexe. Blitzschnell schlang er seine Arme um meinen Oberkörper.
„Willst du dich umbringen?“, fragte er.
Ich beachtete ihn nicht. Kribbeln im Magen und das Gefühl von Bluthochdruck im Kopf beanspruchten mein Denken.
Demnach ging es schnell abwärts. Ohne den festen Griff des Fremden hätte ich laut geschrien und wäre womöglich von der Matte gefallen. Ein unausstehlicher Gedanke. Er implizierte Dankbarkeit gegenüber dem fremden Ding, dem ich alles andere als dankbar sein wollte.
Ich wischte den Gedanken beiseite und sah nach unten. Weder die Matte noch meine Füße waren zu sehen. Die Lampe in der Faust des Fremden strahlte sinnlos nach oben, weil er immer noch meine Brust umklammerte. Ich hoffte, dass wir noch auf dieser merkwürdigen Matte standen, ohne sicher sagen zu können, warum ich das hoffte. Vielleicht, weil es leichter zu ertragen war, auf einem seltsamen Handtuch in den Abgrund zu stürzen, als ohne Hilfsmittel.
Plötzlich sackte mein Blut nach unten. Die Abwärtsbewegung stoppte demnach. Weit konnten wir nicht gefallen sein, und unglaublicherweise lebte ich noch.
„Pass auf, wir drehen uns hundertachtzig Grad“, sagte der Mann und riss mich mit sich herum. Seine Lampe schwenkte er, bis der Lichtkegel das Gestein unmittelbar vor uns erhellte. Grauer, senkrechter Fels, aus dem in kleinen Rinnsalen Grundwasser sickerte.
Ich sah nach unten. Wir standen noch auf der Matte, aber die lag nicht auf dem Erdboden, sondern schwebte. Wie tief unter uns der Höhlengrund lag, war im schwachen Widerschein der Lampe nicht zu erkennen. Die Arme um meinen Brustkorb gaben keinen Millimeter nach. Arme, von denen ich nicht mehr glaubte, dass sie menschlich waren.

Die Vorgänge an der Wand bemerkte ich erst, als sie nicht mehr zu übersehen waren. Der Fels schien sich zu Sand aufzulösen. Die feinen Körner rieselten nicht nach unten, sie wuselten eher wie Ameisen planlos hin und her.
„Nicht menschlich“, flüsterte ich und starrte auf das geräuschlose Treiben, ohne nach dessen Sinn zu fragen. Der Fremde, das Ding, die Kreatur würde mir alles Wichtige erklären. Das hatte er versprochen. Nur ahnte ich auch, dass die Vorgänge an der Wand genauso wenig zu den wichtigen Dingen zählten wie die merkwürdigen Lampen. Das alles war in der seltsamen Welt des Fremden gewiss so banal wie in meinem Alltag Kugelschreiber und Kühlschränke.

Nach wenigen Sekunden zeichnete sich in dem scheinbar planlosen Gewusel ein Zweck ab. Das von dem körnigen Gewimmel befallene Stück Fels – es war groß wie eine Zimmertür – fiel in der Mitte ein wie ein missglückter Rührkuchen. Die senkrechte, ovale Delle vertiefte sich und riss auseinander. Der Rest des türgroßen Teils wuselte in den nun offenen Stollen und erstarrte dort an den Wänden zu einer neuen Gesteinsschicht.
Der Stollen führte ins Dunkel.

Ab hier wird aus konkreter Erinnerung fadenscheinige Legende.
Mein Herz schien kurz davor zu explodieren. Ich spürte, wie es mit hastigen, sich überschlagenden Trommelschlägen seinen letzten Countdown runterzählte. Ein grauer Schleier legte sich auf meine Augen. Es mochten nur noch Sekunden bis zum Finale sein, der Schmerzexplosion, die mein Herz zerreißen würde. Ich wartete darauf, ohne etwas von der realen Zeit zu ahnen. Ich hoffte, dass es nicht passieren würde und bettelte gleichzeitig darum, dass es sofort geschehen möge.
Irgendwann war es vorbei, weil etwas ganz anderes geschah.
Ich wusste nicht, was es war. Ich glaubte, dass das Tier in meinem Nacken seine lange, klebrig Zunge vorschnellen ließ, sie mit einem Ruck in sein Maul zurückzog und, mit einem triumphierenden Aufblitzen in den Augen, meinen Verstand und meine Seele verschlang.
Der graue Schleier vor meinen Augen wandelte sich in Dunkelheit. Mich überkam ein flüchtiges Gefühl der Schwerelosigkeit.

Ich fröstelte in der Dunkelheit. Es war, als brause ein kühler Wind durch mich hindurch. Als hätte dieser eine besondere Macht, der meine Haut, mein ganzer Körper, nicht den geringsten Widerstand entgegenzusetzen vermochte. Ein Wind aus den unendlichen Weiten einer namenlosen Steppe, der nie ein Hindernis angetroffen hatte und nun, am Ende seines langen Weges, keines mehr zu dulden schien. Ich spürte, wie der Wind mich mit der gleichgültigen Leere der kalten Steppe erfüllte.

Die Dunkelheit löste sich auf. Ich sah nichts als eine karstige Fläche, erdfarben, mit vereinzelten grünlichen Stellen, die von unbekannten Gräsern herrührten. Der Himmel bestand aus eisgrauem Nebel. Es war unmöglich zu bestimmen, ob der Horizont zum Greifen nah oder sich in weiter Ferne befand.
Ich drehte mich um. Den Straßenarbeiter, den Zauberer, das fremdartige Ding entdeckte ich nicht. Dafür war das, was vor mir lag, nicht weniger seltsam.
Ich befand mich nahe am Rand der Steppe. Vor mir ein jäher Abgrund, der in eine Ebene überging. Sie war übersät mit kleinen, vulkanartigen Erhebungen. In jedem Krater spiegelte ein klarer See das silbrige Licht des Himmels.
Ich empfand keine Angst in dieser fremdartigen Umgebung. Alle Angst hatte ich offenbar dort gelassen, wo ich hergekommen war.
Je länger ich auf die Vulkane hinabschaute, desto mehr entstand der Eindruck, dass sie sich bewegten, die Plätze tauschten, manche größer und andere kleiner wurden. Ich wollte deutlicher sehen, was da vor sich ging, und machte zwei Schritte auf den Abgrund zu. Laute ertönten, wie entferntes Gelispel. Meine Schritte hatten sich seltsam leicht angefühlt. Ich sah an mir herunter und fand meine Beine nicht. Ich hob die rechte Hand, drehte sie und wedelte damit vor meinen Augen, aber sah sie nicht.
Ich ging oder schwebte weiter bis an den Rand des Abhanges, wo das Getuschel lauter ertönte. Die Frage, ob ich auf das Geräusch zu gehe, oder das Geräusch sich mir nähert, beschäftigte mich. Und Einstein sagte: „Es spielt keine Rolle, das Ergebnis ist gleich.“
Das Gemurmel tönte mit der Zeit gehaltvoller, als flöge ich mit einem Fallschirm in ein vollbesetztes Stadion ein. Bald konnte ich es als Gesang erkennen. Gesang nach einer entfernt vertraut klingenden Melodie.
Es gab weitere Veränderungen. Manche der Kraterseen, nein bestimmt waren es die meisten, wurden an der Oberfläche schwärzlich. Diese blieben klein wie sie waren, während andere mitsamt ihren Vulkankegeln langsam anwuchsen. Unter ihren silberblauen Oberflächen huschten farbige Schlieren umher.
Die Steppe könnte meiner eigenen Vorstellung entsprungen sein, obwohl mir hierfür kein einleuchtender Grund einfiel. Diese seltsamen Krater waren es gewiss nicht. So etwas hatte ich noch nie gesehen, dachte ich, ohne mir sicher zu sein.
Weder Einstein noch die gleichgültige Leere verhalfen mir zu einer Antwort. Ich versuchte es mit etwas Einfachem und überlegte, wo ich hergekommen war und was ich dort zuletzt getan hatte.
Während ich darüber nachdachte, entstand im Pulk der Vulkane Unruhe. Sie gerieten in heftige Bewegung, rochierten umeinander, wuchsen, schrumpften, bis einer übermächtig heranwuchs und alle anderen beiseite drängte.
Nun erkannte ich, dass es keineswegs ein Krater mit einem See darin war, sondern ein Auge, eingebettet in einem stumpfen Kegel aus Echsenhaut. Ich vermutete, dass alle Krater Echsenaugen waren, Augen des Angstchamäleons. Mir erschien nichts mehr abwegig genug.
In dem großen Auge, oder durch das Auge hindurch, sah ich mich und den Straßenarbeiter in einem seltsamen Boot.
Das schlanke, hölzerne Gefährt pflügte lautlos durch eine wogende Substanz wie aus fluoreszierendem Blut, hinein in eine wesenhafte Schwärze, wo graue Schemen wirbelten, hin zu unbekannten Ufern. Der Weg schien nicht das Ziel, das Ziel schien kein Ort des Lichts, und das Leben blieb zurück, wie eine allmählich verblassende Erinnerung an bessere Tage.

Der Straßenarbeiter stand vorn im Boot, breitbeinig wie ein Gondoliere. Wie in Trance einem zwanghaften Rhythmus folgend, stach er mit dem Paddel auf blutrote Wogen ein, als wären es zum Angriff geduckte Rücken gefräßiger Fabeltiere. Sein breites Grinsen im Gesicht sagte vorwärts, nie zurück, immer näher zur Quelle der lockenden Melodie, die plötzlich laut und aufdringlich von irgendwo da vorn aus dem düsteren Getümmel heranschwebte.
Irgendwer spielt Orgel, dachte ich noch, dann setzte ein gemischter Chor ein.
Und der Chor sang: Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt ...
Mir wurde schwindelig.
... Alle Menschen werden Brüder ...
Das ist die Ode an die Freude, erkannte ich, und bittere Wut schüttelte mich.
... wer ein holdes Weib errungen, mische seinen Jubel ein ...
posaunte der Chor fröhlicher Stimmen,
... ja wer auch nur eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund ...
Das war zuviel, unerträglich, der blanke Hohn. „Aufhören damit!“ kreischte ich und erschauderte vor meiner eigenen Stimme.
... Freude, Freude treibt die Räder ...
... Sonnen aus dem Firmament, Sphären rollt sie in den Räumen ... ,
stimmte der Fährmann ein.
Man müsste ihn erschlagen.
... die des Sehers Rohr nicht kennt ...

Ab hier bleibt die Erinnerung im Dunkeln, bis ich mich vor dem Portal zur Höhle wiederfand.
Ich war allein.
Und doch, etwas war mir geblieben: das Angstchamäleon. Es ist jetzt mein ständiger Begleiter, nicht im Verborgenen lauernd, sondern spürbar an der Oberfläche.
Denn alles Leben geht irgendwann dahin. So auch meines, in dessen Mitte ich mich unter Sternen wähnte, die wie Diamantsplitter im Himmel steckten. Irgendwann nahm Dunst ihnen die scharfen Kanten. Jahrzehnte später verschwanden sie hinter einer zerfurchten Wolkenmasse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.
Eine Dumpfheit hatte mein Gemüt befallen, von der es dem Anschein nach keine Erleichterung gab.


Der Text enthält Auszüge von F. Schillers Gedicht „An die Freude“
Die Handlungsorte Scharzfeld und Einhornhöhle wurden vom Autor den Erfordernissen der Geschichte angepasst.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix,

hatte mich dazu veranlasst

Ich werde veranlasst, etwas zu tun. Im Satz davor heißt es „ich befand mich“, also hab ich im Kopf zusammengesetzt „ich wurde veranlasst, mich zu befinden“, oder sogar „mich befinden zu tun“. Den zweiten Satz würde ich eher einleiten mit „Grund dafür war“.


Zunächst fuhr ich unter Sternen, die wie Glassplitter im Himmel steckten. Irgendwann nahm ihnen eine Schicht Wolkendunst die scharfen Kanten. Später verschwanden sie hinter einer schwarzgrauen, zerfurchten Masse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.

Irgendwie Metaphern-Overkill. Passiert mir auch ständig, aber bei anderen Leuten fällt's einem halt schneller auf. :D


das verrückte Gefühl

„absonderliche“ oder „wirre“ würde besser zum Stil passen.


durfte; eine Anordnung meines Vaters, um Verschandelung und Verwahrlosung des Quartiers vorzubeugen

Semikolon muss da glaube ich nicht sein.


Scharzfeld kenne ich, denn ich war schon einmal dort

kannte ich, war … dort gewesen


ZUM WILDEN JÄGER

Zum wilden Jäger


auf Urlaub

im Urlaub


Fußball Weltmeisterschaft

-


Ich erinnerte mich, wenn auch nur zweifelhaft

vage


bis auf den letzten Platz gefüllt

alle Plätze besetzt, so ist einer übrig geblieben


auch vor dem Erhalt der Nachricht erinnerte.

erinnert hatte


eiskalte Greiffüße meine Wirbelsäule

Metapher wiederholt sich an dieser Stelle.


die wie ein energiehungriges Wesen jeden Lichtstrahl schluckte

die jeden Lichtstrahl schluckte, sonst hat das was von „Ach ja, diese energiehungrigen Wesen, kenn ich auch, ein schöner Vergleich“.


Dämonengewandt

gewand


kalten Greiffüßen

Das soll so ein wiederkehrendes Thema sein, ich finde dieses Bild vom Chamäelon auf der Wirbelsäule auch schick, aber Variieren tut da trotzdem Not. Zum Genre passend würde ich die „Greiffüße“ vielleicht mal „Klauen“ nennen, oder einfach „Füße“, wir wissen ja nun längst, was das für welche sind.


dass das kein Grund zur Freude ist

war


nahm vor jeder Abzweigung den Fuß vom Gaspedal und versuchte keines der Hinweisschilder zu übersehen

versuchte,


„Zum wilden Jäger“.

Das sieht merkwürdig aus, so alleinstehend.

Hinter dem Spielplatz lenkte ich den Wagen auf einer unbefestigten Straße in den Wald, die nur noch die Breite eines Feldweges aufwies.

Hinter dem Spielplatz lenkte ich den Wagen in den Wald, auf einer unbefestigten Straße, die nur noch die Breite eines Feldweges aufwies.


Dieser Hohlweg könnte die verwunschene Verbindung zum Universum der Albträume sein, kam mir in den Sinn.

Pfff, also man muss bei diesem Anno-Tobak-Stil ja zu Kompromissen bereit sein, in der Art, wie Menschen reden und denken, aber an der Stelle ist es mir jetzt echt ein bisschen viel.


Gut möglich, das

dass


was mich am Ende des Weges erwartet

erwartete


Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Scheinwerfer das Ende des Stapels erfassten und nach wenigen Metern erschien rechts hinter dem Holzstapel eine morastige Fläche.

Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Scheinwerfer das Ende des Stapels erfassten. Nach wenigen Metern erschien rechts hinter dem Holzstapel eine morastige Fläche.


Ich näherte mich der Platzmitte, das Trommeln der dicken Tropfen, die von den Blättern abflossen, versiegte und wasserfallartiges Rauschen nahm wieder dessen Stelle ein.

Ich näherte mich der Platzmitte. Das Trommeln der dicken Tropfen, die von den Blättern abflossen, versiegte, und wasserfallartiges Rauschen nahm wieder dessen Stelle ein.


„Nichts ... “ brachte ich noch heraus

Nichts ..“,


ich hab’s doch gewusst

Ich


Selbst wenn, dann hätten die ihre Wagen nicht planlos abgestellt

sie statt die, sonst klingt's steril.


„Nur mal angenommen, die anderen Fahrer wurden auf die gleiche Weise hierher dirigiert, wo sind sie jetzt?“

Lass ihn das denken, das klingt sonst echt schräg.


war mit Sicherheit nichts harmlos

??? „es“?


Ich hörte den Regen nicht mehr, hörte mein Herz nicht schlagen, obwohl es zweifellos emsigst damit beschäftigt war, und nicht das Blut in meinen Adern rauschen

Ich hörte den Regen nicht mehr, hörte mein Blut nicht mehr durch meine Adern rauschen, hörte mein Herz nicht schlagen, obwohl es zweifellos emsigst damit beschäftigt war.


gelähmt vor Entsetzen, das hier tatsächlich jemand auf mich gewartet hat.

dass, hatte


der die tiefe Stille zerbrach

Schweigen wird gebrochen, aber Stille zerbrechen? „beenden“ vielleicht?


schwarzvermummter

S


trug dunkle Haare

hatte. Man trägt die Harre lang oder kurz, aber die Farbe kann man sich ja eigentlich nicht aussuchen.


es ist der Zauberer

war


Nervös leckte meine pelzige Zunge über rissige Lippen und meine Kehle wurde mit

, und


Langes Haar und riesige Gürtelschnalle, verdammt, das ist mindestens ein entsprechendes Detail zu viel für meinen Geschmack!

Du bevormundest den Leser, indem du den Prot an dieser Stelle diesen Gedanken denken lässt.


Augenblicklich erkannte ich die Gürtelschnalle.

Die ist ihm vorher schon aufgefallen.



à


mein Gesicht und Oberkörper

und meinen


Ich kniff blitzschnell die Augen zu und wich zur Beifahrerseite aus, hörte die Türverriegelung klacken und fast gleichzeitig wurde die Tür aufgerissen.

Ich kniff die Augen zu und wich zur Beifahrerseite aus. Ich hörte die Türverriegelung klacken. Fast gleichzeitig wurde die Tür aufgerissen. … Weil du hier ja Tempo haben willst, Actionszene quasi.


Der Kopf mit den wirren Haaren

Nur ein paar Zeilen zuvor hat der Prot wirre Haare.


„Keine Zeit für Spielchen, Frank.“

Das klingt nach Film-Synchro. „Für so etwas haben wir keine Zeit, Frank.“


Seine Lampe lag vor mir im Dreck, ich hob sie auf und leuchtete dem Mann ins Gesicht.

Im Dreck. I


Wer sind sie

Sie


müsste fünfundvierzig Jahre gealtert sein

hätte … müssen


„Wessen ... Ach so, nein, ich bin niemandes Sohn.“Er

Das klingt zu flapsig, passt nicht zu Rest.


Zick-Zack Kurs

-Zack-Kurs


war es möglich, das

, dass


„Was ...“ hast du mit mir vor? Meine Frage ging in trockenem Husten unter.

Ich wollte ihn fragen, was er mit mir vorhatte, aber der angefangene Satz ging in einem trockenen Husten unter.


als hätte er meine gedankliche Frage gehört.

Als hätte er meine Gedanken gelesen.


Ich wollte ihn fragen, hielt mich jedoch zurück, schließlich sollten mich ganz andere Probleme beschäftigen.

Ich wollte ihn fragen, hielt mich jedoch zurück. Schließlich sollten mich ganz andere Probleme beschäftigen.


hustete ich mehr als ich sprach

mehr,


Um klarzulegen, das ich

dass



blieb


und trug oder besser gesagt, schleifte

Ich bat meine kraftlosen Beine um eine Stellungnahme und die sagten einstimmig nein.

Das klingt affig.


Aber was mit dem Schirm passierte, trieb mich in einen Zustand aus Staunen und blankem Entsetzen.

Verwunderung statt staunen, um die Wiederholung zu vermeiden. Es sollte mit Verwunderung beginnen, die dann in Entsetzen umschlägt, diese beiden finden sich ja eher selten in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Ich staune ja auch nicht über die Größe des Tieres, während ich an der Rehling stehe und zusehe, wie ein riesiger weißer Hai meine Freundin frisst.


Das Ding faltete sich von selbst um den Stab. So eng, das die Feuchtigkeit aus den Falten heraus lief und dann sah es aus,

Das Ding faltete sich von selbst um den Stab, so eng, dass die Feuchtigkeit aus den Falten herauslief. Dann sah es aus,


Das Ding faltete sich von selbst um den Stab. So eng, das die Feuchtigkeit aus den Falten heraus lief und dann sah es aus, als verschwände die Bespannung des Schirms im Stab. Bis der Stab sich zu ungefähr dreißig Zentimeter l

An solch James Bond Spielzeug

Koppeln.


Makellose Schwärze wie in einer Dunkelkammer bei Stromausfall

Makellose Schwärze, wie in einer Dunkelkammer bei Stromausfall,


aber wir werden es trotzdem tun!

Würden


Ich stoppte, meine Schuhsohlen machten ein sandiges, knirschendes Geräusch, aber der Mann zerrte mich mit eisernem Griff Schritt für Schritt näher zum Abgrund.

Ich stoppte. M


klang einwenig zu glatt

klang zu glatt


nur das es nic

dass


was mein ohnehin am Boden liegendes Befinden noch einen deftigen Schlag mit der Keule verpasste

meinem … liegenden


ramm ihn dein Knie in die Eier

ihm. Du hältst den Schnörkelstil vom Anfang nicht durch.


rammte dem Fremden mein rechtes Knie in den Schritt

stieß, wg Wiederholung


gab kein Laut

keinen


Lampe aus der Hand und legte sie vor dem Abhang auf den Boden. Augenblicklich erlosch die Lampe

Beim zweiten Mal Licht.


Eigentlich hätte die Platte über der Kante abkippen und in der Tiefe verschwinden müssen. Eigentlich

Bauch,“ hatte

h“, Gewitzel an solchen Stellen macht Stimmung kaputt.


Kannst die Augen zu machen

zumachen


wollte ich mich herumschmeißen, an dem Fremden vorbeistürmen, aber der hatte es entweder geahnt oder er besaß eine wahnsinnig kurze Reaktionszeit

wollte ich mich herumschmeißen und an dem Fremden vorbeistürmen, aber der hatte es entweder geahnt oder er verfügte über sehr schnelle Reflexe


verdammt schnell, wahnisnnig kurz, verfluchte Matte … Das wäre auch für einen insgesamt moderner formulierten Text zu umgangssprachlich.


weil es leichter zu ertragen ist

war


Arme, von denen ich nicht mehr glaubte, dass sie menschlich waren. Arme, von denen ich nun glaubte, dass sie einem völlig fremdartigen Gehirn gehorchten.

Ohne den zweiten Satz wirkt der erste viel stärker.


befallene Stück Fels, es war groß wie eine Zimmertür, fiel in der Mitte

befallene Stück Fels – es war groß wie eine Zimmertür – fiel in der Mitte


die mein Herz zerreißen wird

würde


darum, das es sofort g

dass


möge und irgendwann war es vorbei, weil etwas ganz anderes geschah.

. Irgendwann


Den Straßenarbeiter, den Zauberer, das fremdartige Ding entdeckte ich nicht, dafür war das, was vor mir lag, nicht weniger seltsam.

. Dafür


desto mehr entstand der Eindruck, das sie sich bewegten

dass


was da vor sich ging und machte zwei Schritte au

, und


Die Frage, ob ich auf das Geräusch zu gehe, oder das Geräusch sich mir nähert, entstand in meinem Hirn.

Ich war unsicher, ob … Ich fragte mich, ob


Manche der Kraterseen, nein tatsächlich waren es viele, wurden an der Oberfläche schwärzlich.

Manche der vielen …


ihren Vulkankegel

kegeln


dass alle Krater Echsenaugen sind

waren


In dem großen Auge, oder durch das Auge hindurch sah ich mich und den Straßenarbeiter in einem seltsamen Boot.

In dem großen Auge, oder durch das Auge hindurch, sah ich mich und den Straßenarbeiter in einem seltsamen Boot.


Aber die Europa Hymne wird im Fernsehen instrumental gespielt!

Aber die Europa-Hymne wird im Fernsehen instrumental gespielt! Bizarrer Gedanke angesichts der Umstände.


erkannte ich und bittere Wut verdrängte das Sturmgewitter meiner Erinnerungen.

, und


on gut sechshundert Kilometer

metern


Am besten fand ich das Bild mit dem Chamäleon, das sich an der Wirbelsäule festkrallt. Auch das nicht allzu übererklärende Finale hat mir gefallen. Allerdings fehlt dann am Ende für meinen Geschmack so ein bisschen der Knaller. Da geht es immer tiefer in diese Höhle, und man denkt oh, oh, oh, was kommt jetzt, und dann scheint doch alles nur eine Art LSD-Trip gewesen zu sein. Stilistisch ist mir vor allem aufgefallen, dass einerseits sehr schnörkelig formuliert wird, während an anderen Stellen dicke Umgangssprache herausquillt. Da muss mehr Konsequenz rein.


Grüße
JC

 

Lieber Asterix

Infantile Angstphantasien.

Damit war meine Neugierde als Leser, was dahinter stehen mag, schon im ersten Abschnitt geweckt.

Von abstrusen Ahnungen gepeinigt, wollte meine Seele verharren, sich in eine Kugel samtblauer Stille verwandeln, doch jeder Herzschlag hetzte mich ein Stück weiter durch diese unfassbare Nacht.

Die Poesie, die da anklingt, schien mir vertraut aus klassischen Gruselgeschichten, ohne aber augenscheinlich direkt daran anzulehnen.

Nach diesen heiklen Fragen, auf die ich keine klaren Antworten fand, kroch das Chamäleon im Dämonengewandt ein Stück weiter meinen Rücken empor, wie an einem Ast auf der Pirsch nach fetter Beute.

Da hat sich dämonisch vorwitzig ein t am Schluss angehängt.

Plötzlich sackte mein Blut nach unten. Die Abwärtsbewegung stoppte demnach.

Hier kam ich über die physikalische Wirkung ins Grübeln, obwohl es durch den entstehenden Druck plausibel klingt. Aber wahrscheinlich hast du es geklärt und es ist zutreffend.

Die Odyssee des Protagonisten entführte mich in eine sonderliche Welt, die mir eine Faszination eröffnete. Zwischendurch war mir mal der Gedanke an die Geschichte mit dem verfolgenden Affen bei Le Fanu aufgeblitzt, obzwar eine Assoziation einzig durch die tierische Figur eines Chamäleon gegeben ist. Aber es verstärkte meine Empfindung, hier einen gelungenen Klassiker zu lesen. Auch die Verdichtung, ja Fülle in den Beschreibungen, welche heute in Kurzgeschichten eher knapp ausfallen, trugen mir zu diesem Bild bei. Am Schluss war ich mir etwas unschlüssig, wie es zu deuten ist, war es Wahn oder skurrile Wirklichkeit. Eine kleine Überraschung hätte da wahrscheinlich einen grossen Effekt.

Eine geniale Idee fand ich die Personifizierung der Angst in einem Chamäleon, welches seine emotionale Befindlichkeit so schön in seinen wandelnden Färbungen ausdrücken kann. Ich hätte mir solche Einfärbungen direkt im Text vorstellen können, doch war es mir schon mit dem Wissen darum gegeben.

In einzelnen Passagen meinte ich sich indirekt wiederholende Beschreibungen gelesen zu haben, doch notierte ich sie nicht, da sie mich nicht eigentlich störten.

Meine Lesefreude übertünchte das Unbehagen völlig, sodass ich ohne infantile Regungen gestehen kann, sehr gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Asterix

Hm, nach dem Lesen deiner Geschichte gehts mir ein bisschen so, wie als ich zum ersten Mal Mulholland Drive oder Lost Highway gesehen hatte. Zum einen war das sehr mysteriös, mit grosser Liebe zum Detail, zum anderen bin ich aber auch ratlos und nicht sicher, an welchen Stellen ich jetzt entscheidende Hinweise verpasst habe. Sicher bin ich jedoch, dass da von deiner Seite aus mehr drinsteckt als ich jetzt beim ersten Lesen erfasst habe.

Die Fahrt zum Parkplatz und die Geschehnisse dort, bis der "Zauberer" (oder dessen Sohn?) auftaucht, finde ich zu lang. Sicher, du beschreibst es sehr ausführlich und schaffst auch, eine düster-gruselige Stimmung zu erzeugen; auf der anderen Seite wird aber halt auch leider einiges wiederholt, zudem sind Informationen erhalten, die für die Handlung keine Rolle spielen, und das macht den Beginn in meinen Augen zäh. Zwei wichtige Informationen fehlen für mich:

- Was genau hat denn nun der Zauberer auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass der Prot. alles stehen und liegen lässt und diese weite Fahrt auf sich nimmt?

- Woher kommt genau diese Faszination für den Zauberer, selbst nach einer solch langen Zeit?

Gerade zum zweiten Punkt: Die andere Erinnerung an die Kindheit, das Chamäleon, die Mischung aus Faszination und Angst, die kommt sehr gut rüber. Da kann ich mich reinversetzen, denn dieses Gefühl kennt man aus der eigenen Kindheit, aber was war das Besondere an dem Zauberer? Die Gürtelschnalle? Sein gesamtes Auftreten? So wahnsinnig spektakulär erscheint er mir nicht, also welche Bedeutung hat er im Leben des Prot. bisher gespielt? Das sähe ich gerne ausführlicher ausgearbeitet, vor allem eben auch, um die Motivation des Prot. besser zu verstehen. Ich finde es nämlich sehr unsinnig, eine solche Fahrt auf sich zu nehmen wg. einer AB-Nachricht eines absolut Fremden, also irgendwas muss da sein, das mir entgangen ist.

Auch wird mir die Erwartung des Prot. mit der Fahrt nicht klar. Er weiss ja permanent, dass ihm Gefahr droht, hat auf gut Deutsch gesagt die ganze Zeit ziemlichen Schiss, bleibt im Auto sitzen, verriegelt es gar - also warum ist er überhaupt zu dem Parkplatz gefahren?

Ich sehe in dieser Geschichte viele lose Fäden, da hätte ich mir gewünscht, dass die irgendwie zusammenlaufen. Die kindlichen Angstphantasien, der Zauberer, die vielen Autos auf dem Parkplatz, auch das Zerbeulte, vielleicht gar das schwierige Verhältnis zum Vater, das kurz anklingt - da ist vieles drin, und ich hätte mir gewünscht, dass das am Ende irgendwie zusammenläuft. Dass irgendwie eine runde Sache draus wird, dass so ein Aha-Effekt kommt, der das ganze Rätselhafte irgendwie entwirrt, ein Stück weit erklärt. Das fehlt mir hier, aber wie am Anfang angedeutet - vielleicht hab ichs schlicht auch nicht kapiert. Es ist doch sehr mystisch, viel Fantasy, die du dem Leser hier präsentierst, direkten Horror sehe ich in der Geschichte weniger. Klar, das ist subtiler, vieles geht über die Stimmung, auch die Kraterlandschaft am Ende mit den Augen und dem einsamen Fährmann - das hat alles was, keine Frage. Wie schon geschrieben, da ist viel Liebe zum Detail erkennbar - aber der rote Faden, den vermisse ich. Mag jetzt an mir liegen, vielleicht bin ich auch die falsche Zielgruppe (ich finde die Lynch-Filme auch nach mehrmaligem Sehen nicht wahnsinnig toll), aber die Auflösung am Ende, so nach dem Motto "war alles nur ein Traum" (das ist nicht deine Auflösung, aber sie kommt dem vom Prinzip her sehr nahe) ist mir einfach zu wenig für die Welt und das Konstrukt, das du zuvor aufbaust.

Vom Stil her, gut, den mag man entweder oder eben nicht. Mein Ding ist es nicht so ganz, wenngleich ich zugeben muss, dass dir die eine oder andere Stelle ziemlich gut gelungen ist. Insgesamt denke ich aber, dass man die Formulierungen um das eine oder andere Ajdektiv erleichtern könnte, ohne jetzt etwas einzubüssen. Ich habe meine Liste nicht mit der sehr ausführlichen Liste von Proof abgeglichen, also wenn da was doppelt genannt ist, siehs mir bitte nach:

Dort lauern sie, immer darauf bedacht, bei passender Gelegenheit aus dem Versteck Namens Vergangenheit hervorzuspringen,

namens

um in der gegenwärtigen Welt einmal mehr ihre speziellen Talente einzubringen.

"Talente" scheint mir hier der falsche Begriff zu sein. Es geht ja eher um die Wirkung, die sie entfalten.

Ich steckte voller Zweifel, ob der Richtigkeit meines Handelns.

Ich kann dir die Regel nicht nennen, aber ich glaube, dieses Komma gehört nicht hierher.

Es hatte mir gefallen und ich hatte es sogar noch exotischer als die Rolling Stones gefunden.

Er hört als Achtjähriger echt die Stones? Kann ich mir fast nicht vorstellen, dass seine Eltern (sein Vater vor allem), der ja als streng dargestellt wird, einen Achtjährigen sowas hören lässt. Generell glaube ich nicht, dass viele 8jährige in den 60ern in DE die Stones gehört haben oder sie überhaupt kannten, aber vielleicht täusche ich mich da.

Dieser Dämon könnte alles verschlingen, egal wie groß, wenn es nur genug Angst in sich trüge.

Was hat die Angst damit zu tun, ob es der Dämon verschlingen kann? Oder geht es um die Angst vor ihm?

Nur wenn die Sonne nicht vom wolkenlosen Himmel gebrannt hatte, unternahmen wir eine Wanderung in die Berge.

Das ist ein Beispiel für einen Satz, der unnötig zu lang ist: "Nur wenn die Sonne nicht gebrannt hatte, ..." oder "Nur wenn der Himmel nicht wolkenlos war ..." (<-- so besser nicht stehen lassen wg. der doppelten Verneinung, hab nur deine Formulierung übernehmen wollen) reicht völlig aus, deine Version ist doppelt-gemoppelt.

Du weißt nicht, was dich dort erwartet, aber ich sage dir, in den letzten Stunden war alles viel zu seltsam, um harmlos zu enden!

Das "Seltsame" hält sich an dieser Stelle noch ziemlich in Grenzen. Es sind düstere Metaphern zu lesen, aber wirklich viel passiert ist ja noch nicht (von der AB-Nachricht mal abgesehen).

Gut möglich, das die mächtigen Bäume nicht nur den Blick nach oben versperrten,

dass

Ich fuhr noch ein paar Meter durch den Matsch, stellte mich dicht neben den roten Golf und sah hinein.

Da hab ich Mühe mit dem Bild: Er sitzt selbst im Auto und fährt bei absoluter Dunkelheit neben ein anderes. Kann er dann echt reinschauen und auch wirklich was erkennen? Seine eigenen Scheinwerfer leuchten ja nach vorne, und im anderen Auto brennt kein Licht.

Ich war gelähmt vor Entsetzen, das hier tatsächlich jemand auf mich gewartet hat.

dass

Die freigewordene Faust sauste ansatzlos nach vorn. Sie durchschlug das Glas, als wäre es aus Zuckermasse a la Hollywood.

Gut ... der Typ ist kein Mensch, sonst bezweifle ich, dass jemand mal schnell mit seiner blossen Faust Sicherheitsglas durchschlägt.

Vergeblich tastete ich mit dem linken Fuß nach der Kupplung und drückte den Schalthebel nach vorn.

Ich war der Meinung, dass er in dem Moment schon zur Beifahrerseite geflüchtet ist (steht zwei Sätze zuvor).

„Wer sind sie, verdammt, und was wollen ...“

Sie in der Anrede gross.

Es sei den, er meinte damit, sein Vater ginge mich nichts an,

Es sei denn

Wie es aussah, war es möglich, das der Fahrer versucht hatte, den Fremden zu überfahren.

dass

Wie kann er von dem zerstörten Auto darauf schliessen?

Um klarzulegen, das ich endlich eine Antwort erwartete, bleib ich stehen.

dass

Er griff mir unter die Achsel und trug oder besser gesagt, schleifte mich mit anscheinend unerschöpflicher Kraft weiter den Weg hinauf.

Hier müsste es "scheinbar" heissen statt "anscheinend" - denn selbst wenn es kein Mensch ist, unerschöpfliche Kraft kann er nicht haben.

„Drinnen erfährst du alles, was du vorab wissen musst. Außerdem bekommst du dort zu Essen und zu Trinken.“

essen u. trinken klein hier.

Die Stimme des Fremden klang einwenig zu glatt,

ein wenig

Tu endlich was! Dreh dich um und ramm ihn dein Knie in die Eier!

ihm

beruhigte mich das im Moment nicht mal Ansatzweise so sehr wie gestern.

ansatzweise

Ohne den festen Griff des Fremden hätte ich laut geschrieen und wäre womöglich von dieser verfluchten Matte gefallen.

geschrien

Je länger ich auf die Vulkane hinabschaute, desto mehr entstand der Eindruck, das sie sich bewegten, die Plätze tauschten, manche größer und andere kleiner wurden.

Eindruck, dass

Wie im Trance einem zwanghaften Rhythmus folgend,

in Trance

Soviel von meiner Seite, viele Grüsse und bis zum nächsten Mal.

 

Hallo Proof!

Das ist schon witzig: Einiges, was du als Verbesserung empfiehlst, stand genau so in einer früheren Textversion.

Zum Beispiel:

Zitat:
Scharzfeld kenne ich, denn ich war schon einmal dort
kannte ich, war … dort gewesen

Irgendwann bin ich auf den Gedanken gekommen, das der Erzähler den Ort schließlich immer noch noch kennt. Und in dem Zuge ist auch das „gewesen“ abhanden gekommen.

Zitat:
Ich erinnerte mich, wenn auch nur zweifelhaft
vage

Noch ein Volltreffer! Genau dieses „Vage“ war der letzten Überarbeitung zum Opfer gefallen. Es passte mir nicht zum Stil.


schwarzvermummter
S

Hatte ich auch mal mit S!

Um es kurz zu machen: Alles, bis auf „vage“, aus deiner Liste wird demnächst entsprechend geändert. Vielen Dank für deine, fast schon aufopfernde Feinarbeit.
Ach, und wie kriege ich dieses à hin? Also, manchmal habe ich den Eindruck, ich weiß die einfachsten Sachen nicht. Komisch.

Zum Stil: Das „Schnörkelige“ wird bleiben, das Umgangssprachliche wird reduziert. Dank deinem Hinweis bin ich in der Sache nun ein Stück weiter.

Da geht es immer tiefer in diese Höhle, und man denkt oh, oh, oh, was kommt jetzt,
Freut mich, dass mir das gelungen ist. „Oh, oh, was kommt jetzt“, darum geht es ja schließlich (auch).

Allerdings fehlt dann am Ende für meinen Geschmack so ein bisschen der Knaller.
Da habe ich lange überlegt. Was kann ich hiernach - Der Stollen führte ins Dunkel. - noch bringen, ohne das Thema (an der Stelle) zu zerstören. Aber alles, was ich dort schreiben könnte, würde zu einer Erkenntnis des Protagonisten führen. Er würde wissen, was der Zauberer (der, ohne das die Bezeichnung im Text erscheint, gegen Ende gewiss als Androide zu erkennen ist) mit ihm vorhat, Gutes oder Böses.

dann scheint doch alles nur eine Art LSD-Trip gewesen zu sein.
Erwischt. Ich sollte wenigstens beim Schreiben die Finger von dem Zeug lassen. :D

LG

Asterix


Hallo Anakreon!

Eine geniale Idee fand ich die Personifizierung der Angst in einem Chamäleon,
Wie so oft, hast du auch hier den Kern meiner Geschichte freigelegt. Der Titel hätte auch lauten können: Die Macht der Angst.
Allerdings geht es, so ist jedenfalls meine Absicht, hier noch etwas tiefer ins Thema „Angst“. Der Angst wird nachgesagt, sie habe ein Schutzfunktion. Diese Geschichte soll das in Frage stellen.

hier einen gelungenen Klassiker zu lesen. Auch die Verdichtung, ja Fülle in den Beschreibungen, welche heute in Kurzgeschichten eher knapp ausfallen, trugen mir zu diesem Bild bei.
In der Tat, ich habe zuvor einige Klassiker quergelesen, mir stilistische Merkmale herausgesucht, Art der Beschreibungen, Verwendung der Adjektive, Tempo und Aufbau der Handlungen usw.
Schön, das mein erste Versuch nicht völlig in die Hose gegangen ist. Aber ich habe noch Einiges nachzuarbeiten.

Am Schluss war ich mir etwas unschlüssig, wie es zu deuten ist, war es Wahn oder skurrile Wirklichkeit.
Eher skurrile Wirklichkeit, in der fiktiven Welt des Protagonisten.

In einzelnen Passagen meinte ich sich indirekt wiederholende Beschreibungen gelesen zu haben, doch notierte ich sie nicht, da sie mich nicht eigentlich störten.
Das reicht mir schon. Werde die Passagen überarbeiten.

Ich hätte mir solche Einfärbungen direkt im Text vorstellen können, doch war es mir schon mit dem Wissen darum gegeben.
Der Gedanke gefällt mir. Ich überlege, ob ich das Farbenspiel einbauen kann.

Meine Lesefreude übertünchte das Unbehagen völlig, sodass ich ohne infantile Regungen gestehen kann, sehr gern gelesen.

Dazu kann ich nur sagen: Vielen Dank. :)

LG
Asterix


Hallo Schwupps!

Zu deinem Beitrag komme ich später.
Da stecken viele Fragen drin (ein Aha-Effekt kommt, der das ganze Rätselhafte irgendwie entwirrt,) deren Beantwortung (z.B. was macht F. Schiller dort?) mehr Zeit erfordern als ich im Moment habe.
Auch ist mir das zu wichtig, um es so auf die Schnelle …

Mulholland Drive, musstest du mich daran erinnern? Mann, oh, Mann … :D

LG
Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, lieber Asterix,

der Anfang deiner Geschichte war ungewöhnlich, so eine Art theoretischer Setzung. Dann die Personifizierung des Angstfossils im Chamäleon. Es gefällt mir gut, wie du die Kindheitsängste nutzt, um eine Erwartungshaltung aufzubauen. Der Vater, der nur ein Poster erlaubt und dann das Chamäleon selbst, das für den Jungen interessanter ist als die Stones und das sich dann aus einem nur listig scheinenden Reptil in ein Wesen verwandelt, das sich immer mehr in das Innere des Jungen hineintastet. Dieses Bild hat mir außerordentlich gut gefallen.
Auch die weiteren Ereignisse, immer mit dem Chamäleon im Hintergrund, wie allmählich alle Barrieren niedergerissen werden, und nur noch die Angst regiert wie eine weite Ebene, aus der das Auge des Chamäleons wächst, weil das Chamäleon alles verschlingt, wenn es nur mit genügend Angst gefüttert wurde. Eine Tautologie, aber eine sehr schöne. Das alles hat schon etwas sehr Archaisches. Furcht als Urgefühl des Menschen.

Der Gang in die Höhle? Mir erschien das eigenartigerweise sehr körperlich, fast, als wäre das Gestein zum Leben erwacht und fleischlich oder organisch geworden. Der rudernde Zauberer wie der Fährmann, der die Lebenden auf dem Fluss Styx rudert.
Sie erinnert an Geschichten von Lovecraft o.ä. Auch dein Stil passt gut dazu, wenn auch an einigen Stellen, worauf Proof ja schon hinwies, sich Umgangssprachliches eingeschlichen hat. Aber das wolltest du ja sowieso noch mal korrigieren, daher dazu jetzt nichts weiter.
Man kann in deiner Geschichte eine Fülle von liebevoll/in dem Fall unheimlich gezeichneten Einzelheiten entdecken, von lebendig gewordenen Schattenwesen, Bäumen, die sich heimlich zu Geflechten verbinden, sich auflösendem Gestein usw..

Ich habe deine Geschichte als etwas sehr Reales, Psychologisches empfunden, die Auseinandersetzung eines Menschen mit seiner eigenen Angst. Der Ausflug in jenem eigenartigen Stollen zu der weiten Ebene mit dem Wind wie das Niederreißen der letzten Mauer, bis man dann ganz weit unten der eigenen Urangst gegenübersteht. Vielleicht der Angst vor dem Tod? Ist das erst einmal geschehen, dann empfindet man nicht mehr alltägliche Furcht, dann ist Angst zum ständigen Begleiter geworden, dann sind wir alle gleich in unserer Grundangst.

Ich weiß nicht, ob ich mit diesen Assoziationen nicht völlig daneben liege, aber das macht nix, wenn es Spaß macht, die Geschichte zu lesen.

Ich habe nur einen Kritikpunkt, außer, dass ich nicht genau kapiere, warum der Zauberer ein Android sein muss und warum die Ode an die Freude auftaucht. Beides macht sich aber zweifellos gut. Und ich kann sehr gut damit leben, es nicht genau zu wissen. Es baut sich nämlich hervorragend in meine Assoziationsketten ein.
Der Kritikpunkt ist ein anderer, nämlich, dass ich ein stärkeres Motiv bevorzugen würde, warum der Mann zur nächtlichen Stunde an diesen gottverlassenen Flecken fährt. Du schreibst zwar was dazu, aber es überzeugt mich nicht richtig.


Eine richtige Korrekturliste mach ich nicht, wolltest ja eh noch mal gucken und die anderen haben schon viel geschrieben.


Doch ein zwei Sachen wollte ich dir noch ans Herz legen, nimm, was dir dienlich ist:

1)

Zunächst fuhr ich unter Sternen, die wie Glassplitter im Himmel steckten. Irgendwann nahm ihnen eine Schicht Wolkendunst die scharfen Kanten. Später verschwanden sie hinter einer schwarzgrauen, zerfurchten Masse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.

Bild finde ich prinzipiell schön, weil es eine düstere Stimmung macht, allerdings zu viel geballtes Sprachbild, Adjektive etc., vielleicht so:
Zunächst fuhr ich unter Sternen, die wie Glassplitter im Himmel steckten, bis ihnen Dunst die scharfen Kanten nahm. Später verschwanden sie hinter einer zerfurchten Wolkenmasse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.
Schwarzgrau weg, obwohl du ja mit dieser Farbe spielst, verkohlte Holzdecke bringt diese Farbgebung schon ins Bewusstsein.

2)

Im silbrigen Licht des Mondes mutierte das exotische Reptil zu einem schwarzgrau gescheckten Dämon und der sah nicht so aus, als ernähre er sich von Fliegen und Käfern. Dieser Dämon könnte alles verschlingen, egal wie groß, wenn es nur genug Angst in sich trüge.
Ich glaubte dies besonders, wenn Vater mich mit seinem Gürtel bearbeitet hatte, und das kam oft vor, öfter als der Mond zum Fenster herein schaute.

Schön, weil es eine Verbindung schafft, zwischen den ganz persönlichen Ängsten des Jungen vor dem strengen, dominanten Vater und dann später der Regentschaft des Chamäleons.

3)

Ich erinnerte mich, wenn auch nur zweifelhaft, an eine Höhle in dieser Gegend.

Du wolltest das zweifelhaft unbedingt drin lassen, es passt aber grammatikalisch nicht. Ich kann es dir leider nicht beweisen. Sich zweifelhaft erinnern? Nee. Das geht nicht. Vage oder ungenau gefällt dir, glaube ich nicht, weil es inhaltlich eine andere Bedeutung hat. Wie wär es mit: zweifelnd / mit Zweifel.

4)

in diesem Labyrinth aus schwarzen Burgmauern mit spitzen Zinnen, die in Wirklichkeit durch Regen und Wolkenschleier unkenntliche, gewaltige Tannen zu beiden Seiten der Straße waren. Nur, die Wirklichkeit bedeutete hier nichts mehr, ausgenommen der weißen Mittellinie.

Auch sehr stimmungsvoll.

5)

Die Schimären vereinten sich zu einer grauen Masse, die wie ein energiehungriges Wesen jeden Lichtstrahl schluckte.

Das Fette würde ich kürzen.

6)

Das eiserne Klettergerüst, in Form eines Chamäleons oder vielleicht doch eher eines Dinosauriers, starrte drohend herüber. Der Nebel, hier am Ortsrand dichter als zwischen den Häusern, verschluckte den hinteren Teil des Urviechs.

Hier würde ich kürzen. Ich finde es schön, wenn das Klettergerüst an das Chamäleon erinnert, doch viel mehr würde ich gar nicht schreiben, denn das Urviech ist unfreiwillig komisch.
Vielleicht irgendwie sowas? Das eiserne Klettergerüst starrte drohend herüber. Seine Form erinnerte an ein Reptil/Chamäleon, dessen hinterer Teil vom Nebel verschluckt wurde. / dessen Rücken im Nebel verschwand.

7)

Ich schaute mit sorgenvollem Verdacht in den Rückspiegel.

Bin darüber gestolpert, sorgenvoll und Verdacht erscheint mir doppelt gemoppelt. Vielleicht nur misstrauisch oder sorgenvoll.

8)

„Der Parkplatz“, murmelte ich und bekam dabei die Zähne kaum auseinander. Ein Krampf wütete in meinen Kiefermuskeln.

Da bin ich auch gestolpert. Wenn man murmelt, macht man den Mund ohnehin nicht weit auf, des Fette würde ich also weglassen. Und der Satz danach wirkt etwas übertrieben auf mich.

9)
Sehr schön ist dann auch das Sammelsurium der verlassenen Autos. Und das auf ihn zukommende Licht.

10)
Hier jedoch bin ich wieder gestolpert:

Ich hörte den Regen nicht mehr, hörte mein Herz nicht schlagen, obwohl es zweifellos emsigst damit beschäftigt war, und nicht das Blut in meinen Adern rauschen. Es war ein Moment absoluter Stille. Mein Gehörsinn ignorierte sämtliche Geräusche von innen und außen. Mein Gehirn verweigerte jedwede Gedanken. Meine Augen fixierten das Licht im Wald. Ich war gelähmt vor Entsetzen, das hier tatsächlich jemand auf mich gewartet hat.

Ich weiß, was du mit dem Nichtmehrhörenkönnen von innen und außen sagen willst, aber das Bild scheint mir hier nicht zu passen. Herz und Blut hört man normalerweise ohnehin nicht, im Gegenteil, das Herz hört und spürt man erst in starker Panik besonders kräftig ebenso das Rauschen im Kopf, also den Puls. Ich fände es besser, wenn du das Nichtmehrbemerken der Physis als Erstarren beschreiben würdest. Nicht einfach nur als Nichthören, denn wie gesagt, im Alltag, hörst du es auch nicht. Es ist also kein dem Leser verständliches Bild für Angst oder Panik.

11)

Der Fremde zögerte keine Sekunde. Er griff mir unter die Achsel und trug oder besser gesagt, schleifte mich mit anscheinend unerschöpflicher Kraft weiter den Weg hinauf.

Das Fette kürzen, schleifte allein ist stärker.

12)

Was da vor mir langsam deutlich wurde, war, mit den übermannshohen und mindestens ebenso breiten Doppelflügeln, aus dunklen, in breiten eisernen Bändern gefesselten Eichenbohlen, ein wahres Bollwerk von Portal.

Find ich gut, wie du hier das eigentliche Subjekt rauszögerst, baut Spannung auf und lenkt die Aufmerksamkeit auf das scheinbar undurchdringliche Tor. Betont dadurch das, was dahinter wohl kommen wird.

13)

Ich bat meine kraftlosen Beine um eine Stellungnahme und die sagten einstimmig nein.

Das würde ich umformulieren, klingt unpassend/zu lustig in dem Zusammenhang.

14)

Mir war nicht klar, warum ich das tun sollte, nur dass es nichts Gutes bedeuten konnte, was meinem ohnehin am Boden liegenden Befinden noch einen deftigen Schlag mit der Keule verpasste.

Finde ich zu übertrieben, das Fette, sind außerdem ein paar Vertipperli dabei, die ich schon ausgebessert habe.

15)

Jeder Atemzug ein Akt purer Gewalt, sinnloser Gewalt, dachte ich und erwog ernsthaft die Möglichkeit, damit aufzuhören.

Das stoßweise Atmen vorher finde ich gut, aber den zitierten Satz finde ich übertrieben. Zumindest den Gedanken mit dem Atmen aufzuhören, den würde ich weglassen oder umformulieren, das baut Distanz zum Lser auf. So denkt in der Situation mMn keiner.

16)

Nach wenigen Sekunden zeichnete sich in dem scheinbar planlosen Gewusel ein Trend ab.

Den Trend würd ich ersetzen, ist zu modern für den sonstigen Sprachstil der Geschichte.

17)

Ich glaubte, dass das Tier in meinem Nacken seine lange, klebrig Zunge vorschnellen ließ, sie mit einem Ruck in sein Maul zurückzog und, mit einem triumphierenden Aufblitzen in den Augen, meinen Verstand und meine Seele verschlang.

Schön

18)
Auch die ganze Szenerie danach find ich cool beschrieben. Hat mich echt in den Bann gezogen. Der Wind aus der Steppe, der Besitz von ihm ergreift, die karstige Fläche, aus der sich die Vulkane erheben, die Kraterseen, die Stimmen. Der Zauberer, der zum Straßenarbeiter wird. Die Straße in das Unbekannte. Der rudernde Zauberer.


Als Fazit: Hat mir echt gefallen, dieses narbig mythische Lesevergnügen. Ich freu mich auf weitere unheimliche Geschichten von dir.

PS: Ein bisschen neugierig bin ich natürlich trotzdem, wie die Ode reingehört.

Ciao, bis demnächst
Novak

PS: Gruß an Schwups:
Aber wie man in den Sechzigern die Stones gehört hat!!!! Ununterbrochen. Auch als Achtjähriger! Trotz oder gerade wegen strenger Väter.
Das einzige ist, ob der Vater es wirklich erlaubt hätte, dass das Plakat aufgehängt wird. Da hast du Recht.

 

Und noch etwas ist mir geblieben: Das Angstchamäleon. Es ist jetzt mein ständiger Begleiter …
und wie schon Anakreon bemerkt hat,

lieber Asterix,

ist es, wenn auch kein schönes, so doch eine interessante Wahl, Angst im Bild des Chamäleons zu beschreiben.

Da ist der Affekt, der sich von der Furcht durch den fehlenden oder vagen gegenständlichen Bezug unterscheidet. Da findet sich dasBild der Angst in der Echse, die sich der Umgebung bis zur Unkenntlichkeit anpasst, ohne je unsichtbar zu werden, ein urzeitliches Getier, dessen Finger und Zehen zu Greifzangen

Greiffüße
verwachsen sind, und das mit klebriger Schleuderzunge seine Beute fängt, und brächte das Chamäleon der Angst seine Beute um den Verstand, dass das Eingangszitat getrost verallgemeinert werden könnte, denn was uns allen ständiger Begleiter ist, ist ein Angstchamäleon.

Aber nicht die Allegorie, sondern Orte, die ich kenne, ziehen mich in die Geschichte, die als romatisierende Beschreibung beginnt (gut möglich, dass einem Erstling nun das Etikett Adjektivitis angeheftet würde). Aber schon ein Vorredner hat darauf hingewiesen, wie der Stil sich wandelt, wobei er nach einem Sinkflug für einen Augenblick zur Heideggerei mutiert und man das Sein wesen zu hören vermeint in der Passage

… eine wogende Substanz wie aus fluoreszierendem Blut, hinein in eine wesenhafte Schwärze, wo graue Schemen wirbelten, …
und statt des bekanntesten Satzes der Neunten Beethovens Wagner nicht auf Blechblasinstrumenten, sondern auf Blockflöten pfeifen zu hören meint.

Da wäre zunächst

Scharzfeld
zu nennen, mit der mächtigen Burgruine der Welfen auf steilem und an sich schwer zugänglichem Fels mit einem umfänglichen Höhlensystem im Fels unterhalb der Burg, das von den Burgherren seinerzeit als Vorratslager genutzt wurde. Der Fels, auf dem heute ein Restaurant einen herrlichen Ausblick bietet Richtung Barbies und Lauterberg, wurde zu meiner Zeit (verdampt lang her im vorigen Jahrtausend) gelegentlich von weglagernden Ziegen des Wirtes beherrscht.

Parallel im Tal zur Durchgangsstraße der Bahnhof – ein wenig an Stationen der Railway aus alten Western erinnernd. Dann, wieder im Text. wird ein

Badesee,
genannt, durch den ich auch schon geschwommen bin, vermutlich der Wiesenbekerteich, eines der schönsten Freibäder weit und breit.

Auf der Ruinenseite der Straße aber, etwas abseits gelegen, ist dann die Einhornhöhle – die man getrost zusammenschreiben kann statt

Einhorn-Höhle,
eine Tropfsteinhöhle, die schon im 18. Jh. von Interessierten wie etwa Goethe begangen und gelegentlich erkrochen wurde, die nach fehl gedeuteten Funden von den Einheimischen benannt wurde, die – in jedem Örtchen Reih um ein wenig anders – Ostfälisch, kurz: südsächsische Dialekte sprachen und heute gelegentlich noch sprechen - sie würden heute exakt das Angstchamäleon als Dreihorn-Chamäleon identifizieren, das wohl wegen seines dritten Horns auf der Schnauzenspitze schlimmer als der Teufel oder irgendein Gaukler von Straßenarbeiter sein muss …
Dieser Dämon könnte alles verschlingen, egal wie groß, wenn es nur genug Angst in sich trüge.

Was nach der Lektüre der Vorredner der Kleinkrämerseele übrig bliebe –
was nach zwölf Seiten Manuskript eng- und einzeilig unter TNR 12 pt. beschrieben nicht verwundern sollte -
in der Reihenfolge ihres Auftretens, ohne dass eine Garantie auf Vollständigkeit gegeben werden könnte:

Naturgemäß liegen solch beklemmende Elemente nicht an der Oberfläche.
beklemmende + n

Namens
Adjektiv: namens

Bin mir jetzt nicht sicher, ob einer der Vorgänger schon angesprochen hat:

Dämonengewandt
Gewandt ist durchaus eine Substantivierung des Verbs wenden (2. Partizip = gewandt) und bedeutet nix anderes als das Gewendete, womit das (gefaltete) Tuch gemeint ist (Gewandhaus = Tuchhaus), dem freilich das t abgeschliffen wurde und nicht nur deshalb zur Decke mutieren kann …

Mein Gehirn verweigerte jedwede Gedanken.
Klingt so’n bissken wie die Umkehrung der „keinsten“ Weise, denn warum Plural, so der Singular schon mehr als nix wäre?

einsneunzig
Immer getrennt!, eins neunzig
… und trat einen halben Schritt hinter mir.
Besser: „trat … hinter mich.“

Wiederstand
Widerstand

Und jetzt sag ich nix mehr

… Rhythmus folgend, stacht er mit dem Paddel …,
außer:
gern gelesen und

tschüss,

Friedel

Aber dann doch noch'n PS,

um nicht zu vergessen, dass in der Einhornhöhle seinerzeit einiges vom Kalten Herzen Hauffs gefilmt wurde, also inzwischen ein weltweit bekanntes Höhlensystem ...

 

Hi Asterix,

Deine Geschichte ist sehr gut darin, Atmosphäre zu erschaffen. Hier passen viele Dinge gut Zusammen. Nur ein paarmal gibts da so witzige Einschübe, die dem ganzen kunstvollen Angstgebäude den ernst nehmen. Du verstehst sehr gekonnt, die Stimmung aufzubauen und das ist ein großer Pluspunkt und daher empfehle ich die witzigen Passagen - siehe hinten noch einmal in den Details- ganz zu streichen.

Ansonsten wirkt der Text wie ein gekonntes drippeln vor dem Tor, aber ohne Torschuss. Anders gesagt fühle ich mich, als hättest ich einen Text gelesen, aus dem die Szene mit dem Höhepunkt versehentlich gelöscht wurde. Ansonsten passt alles, aber zum Ende hin passiert nichts. Die Erinnerung ist gelöscht und die Angst bleibt und ich konnte nicht mal eine Andeutung finden, was da passierte, als er die Ode an die Freude rezitierte. Ich fände es cool, wenn zwischen diesem Text das was er sieht, bruchstückhaft hervorkäme - das wird ein hartes Stück arbeit, du müsstest deiner fantastischen Beschreibung noch etwas hinzufügen, was eine Stufe fremdartiger wäre.


Zunächst fuhr ich unter Sternen, die wie Glassplitter im Himmel steckten. Irgendwann nahm ihnen eine Schicht Wolkendunst die scharfen Kanten. Später verschwanden sie hinter einer schwarzgrauen, zerfurchten Masse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.

- Sehr schöne Beschreibung, die andeutet, was da noch kommen mag ;)

Ich bat meine kraftlosen Beine um eine Stellungnahme und die sagten einstimmig nein.
- das ist zu witzig und fällt für mich aus dem ernsten Rahmen der bisherigen Geschichte.
Ganz meinem Wissen nach, führte mich der Fremde auf die Absperrung zu, öffnete sie und zog mich wortlos durch die Pforte auf die andere, die unsichere Seite der Sicherheitsabsperrung.
- Der Satz verwirrt mich. Ist der Held so im Delirium, dass er nicht mehr genau weiß, was passierte? Es würde dann eher heißen. Soweit ich mich noch erinnere, …
„Wir gehen zu den anderen. Die warten schon.“ Die Stimme des Fremden klang einwenig zu glatt, zu emotionslos, als wäre darunter eine andere Wahrheit verborgen.
- ein wenig
nur das es nichts Gutes bedeuten konnte, was mein ohnehin am Boden liegendes Befinden noch einen deftigen Schlag mit der Keule verpasste
.
- hier finde ich die scherzhafte Ausdrucksweise wieder unpassend

lg
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Schwupps!

Deine Anmerkungen habe ich alle gern übernommen, das kommentiere ich nicht alles. Bis auf:


Er hört als Achtjähriger echt die Stones? Kann ich mir fast nicht vorstellen, dass seine Eltern (sein Vater vor allem), der ja als streng dargestellt wird, einen Achtjährigen sowas hören lässt. Generell glaube ich nicht, dass viele 8jährige in den 60ern in DE die Stones gehört haben oder sie überhaupt kannten, aber vielleicht täusche ich mich da.
Wo hörte man coole Musik in den 60ern?
Auf Kurzwelle, Radio Hilversum. War manchmal sogar mit deutschsprachiger Moderation.
Welche Musik war cool?
Du hast vielleicht schon mal von der Gnade der späten Geburt gehört. Damit meint man die Jahrgänge, die nicht in den Krieg ziehen mussten bzw. die den Krieg nicht erlebt haben.
In Anlehnung daran – aus dem musikalischen Blickwinkel betrachtet – kann ich sagen, dass ich die Gnade der frühen Geburt hatte. Mir blieben Vater Abraham, Kübelböckartige, wie auch Weihnachtsbäckereigeträller erspart.
Es gab nur Musik für Erwachsene.
Das Poster.
Die Stones haben sich auch gerne, wie damals üblich, in Anzug und Krawatte ablichten lassen.
„Hören lassen“ …
Das ging schon. Manche Kinder hatten ein eigenes Radio, ein Röhrenradio von der Müllkippe oder ein altes von den Großeltern auf ihrem Zimmer.

Das "Seltsame" hält sich an dieser Stelle noch ziemlich in Grenzen. Es sind düstere Metaphern zu lesen, aber wirklich viel passiert ist ja noch nicht (von der AB-Nachricht mal abgesehen).
Für sich betrachtet, ist die Aussage überzogen. Aber es ist nur sein „Gefühl“, was da spricht. Sein Verstand sagt daraufhin etwas anderes: „Was sollte mir bei der Höhle Schlimmes widerfahren?“, entgegnete ich laut, wie bei einem wirklichen Zwiegespräch. „Ich verrate es dir: Nichts, absolut nichts. Denn der Anrufer ist offensichtlich um mein Wohlergehen bekümmert.“
Das zukünftige Wohlergehen war bisher das einzige Stichwort auf dem AB.
Ich habe jedoch die Aufforderung, die der Straßenarbeiter auf den AB gesprochen hat, nun etwas erweitert, durch die Ankündigung von Leiden. Ich hoffe, dadurch wird das Motiv wie auch das Rätselhafte etwas mehr hervorgehoben und deine Frage - also warum ist er überhaupt zu dem Parkplatz gefahren? – in Verbindung mit dem Folgenden, etwas besser beantwortet.

Dein zweiter wichtiger Punkt ist:
aber was war das Besondere an dem Zauberer? Die Gürtelschnalle? Sein gesamtes Auftreten? So wahnsinnig spektakulär erscheint er mir nicht,
und:
Auch wird mir die Erwartung des Prot. mit der Fahrt nicht klar. Er weiss ja permanent, dass ihm Gefahr droht, hat auf gut Deutsch gesagt die ganze Zeit ziemlichen Schiss, bleibt im Auto sitzen, verriegelt es gar - also warum ist er überhaupt zu dem Parkplatz gefahren?

Für den achtjährigen Frank war der Zauberer bestimmt mindestens so spektakulär wie das „Wembley-Tor“. Ganz sicher spektakulärer als der Badesee oder die Wanderungen im Gebirge. An das alles konnte er sich vor dem Anruf erinnern. Der Zauberer dagegen war aus seinem Gedächtnis „wie herausgeschnitten“ gewesen.
In einer frühen Version hatte ich noch weitere Beispiele dazu, die jedoch einer Kürzung zum Opfer gefallen sind. Hier ein Auszug (noch in der ursprünglich 3. Person):
Wenn das Wembley- Tor alle paar Jahre mal wieder durch die Medien geisterte, hatte er sich natürlich nicht nur an das Geschehen auf dem Rasen erinnert, sondern auch an ein paar andere Gäste, die ihm aufgefallen waren.
Einer der Feriengäste, ein dicker Mann mit Goldrandbrille und blondem Stoppelhaarschnitt, der mit seiner kleinen, schmalen, etwas verhuschten Frau immer am gleichen Tisch saß und wenn Lothar Emmerich am Ball war, aus vollem Hals „lauf – Emma - lauf!“ zum Fernseher schrie. Und natürlich die Wirtstochter Marianne, sie mochte um die 17 oder 18 Jahre alt gewesen sein und hatte Abends in ihrem Trachtenkleid die Gäste bedient. Irgendwelche verfrühten Hormone zwangen Frank dazu, wenn sie an seinem Tisch vorbeiging, ihr auf das Hinterteil zu schielen und wenn er sich dabei erwischte, fragte er sich verwundert, was daran eigentlich so interessant sein soll. All diese und noch mehr Dinge waren seine beständigen Erinnerungen an den Urlaub 1966. Nur der Zauberer nicht.
Wieso konnte er sich an die Goldrandbrille von einem dicken Feriengast erinnern, mit dem er nicht ein Wort gewechselt hatte, und gleichzeitig einen zaubernden Straßenarbeiter vergessen?

Ich meine, dadurch wird deutlich, dass das Besondere nicht am Zauberer selbst festzumachen ist, sondern an der Situation, dem plötzlichen Erinnern nach dem Anruf.
Frank könnte das mit einem Schulterzucken abtun. Aber er ist ein Mensch, der den Dingen gern auf den Grund geht – Du musst es zu Ende bringen, sagt zweimal. Dabei ist er sich durchaus seinem verrückten Handeln bewusst – Treibt mich Neugier oder Irrsinn, fragt er sich.

Sollte ich den Teil der Rückblende wieder, vielleicht gekürzt, also ohne Mariannes runden Arsch, wieder reinnehmen?

Ich sehe in dieser Geschichte viele lose Fäden, da hätte ich mir gewünscht, dass die irgendwie zusammenlaufen.
Tun sie meiner Meinung nach. Besonders, seit ich die Zahl der Fahrzeuge etwas erhöht und aus dem Knabenchor (das war wirklich blöd) einen gemischten Chor gemacht habe. Auch den Nachtrag habe ich gelöscht. Der war wirklich überflüssig und hat das Ganze verwässert.

Dass irgendwie eine runde Sache draus wird, dass so ein Aha-Effekt kommt, der das ganze Rätselhafte irgendwie entwirrt, ein Stück weit erklärt. Das fehlt mir hier, aber wie am Anfang angedeutet - vielleicht hab ichs schlicht auch nicht kapiert.
Vielleicht hilft es, bei der Auslegung hauptsächlich über die Bilder zu gehen, weniger über die Handlung. So Dinge wie die Gürtelschnalle, das kaputte Auto, auch der Schirm für zwei(!) Personen, erfüllen lediglich praktische Zwecke.

Das etwas zähe Fortschreiten der Handlung, du beziehst dich da auf Franks Autofahrt, braucht die Geschichte, um ein Bild zu liefern. Den Lebensweg über die Gefühlsebene. Zunächst mit klarer Sicht bis zu den Sternen (in dem Zusammenhang ist übrigens die Autobahn auch der Kürzung zum Opfer gefallen), dann, gegen Ende, wird’s immer düsterer, bedrückender, langsamer, bis von der Realität (rechts und links des Weges) nix mehr wahrgenommen wird. Nur die Mittellinie leitet noch, was bedeutet, er findet keine andere (Blick-)Richtung, als die auf sein Ende, eben den Mittelpunkt des (Lebens-)Labyrinthes, dem Tod.
Hier zwei entsprechende Auszüge:
Nur, die Wirklichkeit bedeutete hier nichts mehr, ausgenommen der weißen Mittellinie. Sie war mein einziger Wegweiser auf dieser Reise zum Mittelpunkt des verdammten Labyrinths, wo Ungeheuerliches wartete … oder vielleicht auch nicht.
und
Vermutungen darüber, was mich am Ende des Weges erwartete, verdichteten sich in meinem Hirn zu sinnlosem Gekreische.
Ich meine, solche Aussagen kann man dem Leser nicht zu Gemüte führen, ohne den entsprechenden Raum im Text.

Mag sein, das ich das durch die Autorenbrille quasi zwangsläufig so sehen muss oder gar will. Davon will ich mich nicht freisprechen. Ich erkenne halt nicht, was da rausgestrichen werden kann, also ich sehe da zumindest nix Großes. Einzelne Sätze könnten sicherlich noch entschlackt werden.

mystisch, viel Fantasy, die du dem Leser hier präsentierst, direkten Horror sehe ich in der Geschichte weniger.
Wenig Horror. Das mag sein. Ich bin in dem Genre Anfänger. Nicht nur als Schreiber, sondern, falls man King und Koontz Bücher nicht dazuzählt, auch als Leser.
Geschrieben habe ich mit der Vorstellung, die Geschichte unter „Seltsam“ zu posten. Aber am Ende hat sie dann doch nicht so recht dorthin gepasst. Auch wegen dem Androiden nicht.

Vielen Dank für deinen Beitrag, der mir hier geholfen aber auch viele Erkenntnisse für meine nächste Horrorgeschichte vermittelt hat.

Ach:
Das Rätsel um Schillers Text wird in meiner Antwort auf Novaks Beitrag gelüftet.
Zu den Stil-Brüchen mehr in meiner Antwort auf Friedels Beitrag.

Lieben Gruß

Asterix

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo, liebe Novak!

Ich weiß nicht, ob ich mit diesen Assoziationen nicht völlig daneben liege, aber das macht nix, wenn es Spaß macht, die Geschichte zu lesen.
Ich will es mal so sagen: Als ich deine Eindrücke zur Geschichte las, also das war schon unheimlich. Ich hab echt eine Gänsehaut bekommen und immerzu gedacht, das kann doch nicht sein. Da schwurbelst du so einen verworrenen Text hin und dann kommt jemand, der blickt durch die Zeilen direkt in dein Hirn, liest jeden noch so verrückten Gedanken, der dir beim Schreiben gekommen war.
Sogar hier sind deine Empfindungen zum Textinhalt treffend:
Der Gang in die Höhle? Mir erschien das eigenartigerweise sehr körperlich, fast, als wäre das Gestein zum Leben erwacht und fleischlich oder organisch geworden.
Ich will niemandem den Appetit auf Rührkuchen verderben – wer einen empfindlichen Magen hat, möge zum nächsten Absatz übergehen –, aber hält man sich dessen Oberseite senkrecht vor Augen, hat die Spalte, der Riss im Kuchen, eine entfernte Ähnlichkeit zu einer Vagina.
Der Stollen, in der Höhle, der sich öffnet, führt schlichtweg zu einem sicheren Ort, symbolisch zurück in den (sicheren) Mutterleib. Dieses Bild gehört zum Part des Zauberers (es ja auch seine Installation). Er will den Protagonisten beschützen (dazu weiter unten mehr).
Der Prot, Frank, sieht in dem Bild, in dem dunklen Stollen, etwas ganz anderes, etwas Bedrohliches. Nicht nur einen Gang ins Ungewisse (wie seine Autofahrt), sondern den Weg in den Tod. Seine Angst zeigt ihm (durch das Auge des Angstchamäleons) das Bild des Fährmannes und die Fahrt über den Styx.

Nun ertönt auch noch, mitten auf dem Styx, die Ode „An die Freude“. Zugegeben, da kann selbst ich, als Autor, meinem Erzähler kaum noch folgen. :D

Ich interpretiere das mal als Zusammenfassung und zugleich Überspitzung des Themas. Die Angst vor dem Ungewissen, davor, wo die nähere Zukunft hinführt. Das bezeichne ich als infantile Angst, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Grundlagen.
Diese Angst geht (meiner Meinung nach) im frühen und mittleren Erwachsenenleben verloren. (Genauso, wie Frank sein Erlebnis mit dem zaubernden Straßenarbeiter und das Chamäleon vergessen hatte). Man glaubt an Technik, an Versicherungen, an den Partner und die eigene, scheinbar unerschöpfliche Kraft.
Erst gegen Ende des Lebens, tritt diese Angst wieder in Erscheinung. Der letzte Schritt ins Ungewisse steht bevor, man wird, wie du treffend geschrieben hast, mit einer Art Urangst, der Angst vor dem Tod, und was danach kommen mag, konfrontiert. Diese Angst hat, meiner Meinung nach, kindliche Züge. Sie ist diffus und im Grunde unnötig.

Zurück zur Ode. Der Erzähler hat nach der größtmöglichen Differenz für das finale Bild gesucht. Eben die Fahrt über den Styx (hinein in eine wesenhafte Schwärze, wo graue Schemen wirbelten, hin zu unbekannten Ufern) und die (lebensbejahende/optimistische) Ode „An die Freude“.
Der zaubernde Straßenarbeiter (diese Figur steht für die erträgliche Leichtigkeit des Seins) will ihn vor dieser Urangst bewahren. Er will ihm einen alternativen Weg zeigen, mit dem Lebensende umzugehen. Wie es auf den Aufrufbeantworter ja gesagt hatte: Es geht um eine ernste Angelegenheit: dein (Franks) Wohlbefinden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Am Ende unterliegt Frank seiner Angst:
Ab hier bleibt die Erinnerung im Dunkeln, bis ich mich vor dem Portal zur Höhle wiederfand.
Ich war allein.

Er ist nicht Mitglied des Chors (der anderen, die vor ihm dem Zauberer gefolgt sind), der die Ode schmettert. Er gehört nicht zu denen, die mit Konventionen brechen (was die Mode streng geteilt). Er vertraut nicht dem, was er bis dahin erreicht hat (wer ein holdes Weib errungen, mische seinen Jubel ein). Er erfreut sich nicht mehr an seinen Kindern (wer auch nur eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund). Er empfindet keine rechte Freude mehr und tritt in seiner Angst auf der Stelle (Freude, Freude treibt die Räder).
Er ist allein … mit seiner Angst: etwas ist mir geblieben: Das Angstchamäleon.

Diese Interpretation zu Schillers Zeilen ist für die vorliegende Geschichte zurechtgebogen, aber in dem Zusammenhang auch nicht ganz abwegig, denke ich.

dass ich ein stärkeres Motiv bevorzugen würde, warum der Mann zur nächtlichen Stunde an diesen gottverlassenen Flecken fährt. Du schreibst zwar was dazu, aber es überzeugt mich nicht richtig.
Das verstehe ich. Alle anderen haben das auch moniert. Ich habe nun den AB-Text, der über die ersten Absätze auszugsweise verteilt zu finden ist, um die Alternative zum Wohlbefinden, nämlich Qualen, erweitert. Also eine ungünstige Alternative geschaffen, die eintritt, wenn Frank der Einladung nicht folgt. Ich hoffe, es klingt eher nach einer Prophezeiung, nicht zu sehr nach einer greifbaren Drohung. Frank muss die Wahl haben, ob er hinfährt oder nicht. So empfinde ich das.

der Anfang deiner Geschichte war ungewöhnlich, so eine Art theoretischer Setzung.
Solche Anfänge mag ich, vor allem als Autor. Da kann ich mich beim Schreiben dran reiben, weil die Theorie nach Beweisen verlangt.

warum der Zauberer ein Android sein muss und warum die Ode an die Freude auftaucht.
Die Ode habe ich bereits erwähnt, bleibt die Frage: Warum ein Androide.
Ich finde die Entmenschlichung des Straßenarbeiters gar nicht so unpassend. Dadurch nimmt er eine Position über den Dingen ein. Auch ist ein Androide gewissermaßen für die Ewigkeit, nicht dem (menschlichen) Verfall unterworfen, könnte man sagen. Genau so wie das Thema der Geschichte. Das hat auch Gültigkeit bis in alle Ewigkeit, vermute ich einfach mal.

Das würde ich umformulieren, klingt unpassend/zu lustig in dem Zusammenhang.
Ja, solche Stellen gibt es immer wieder in meinen Texten. Ich kann da nix gegen tun, außer nachbessern, nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde. Vielleicht sollte ich es endlich mal mit einer Humor-Geschichte probieren. Ähm … Bin ich nicht sogar in der Rubrik … äh … hüstel … und hab noch keine Geschichte dort? :sealed:

Vielen Dank für deinen grandiosen Beitrag!

Asterix
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Hallo Friedel!

statt des bekanntesten Satzes der Neunten Beethovens Wagner nicht auf Blechblasinstrumenten, sondern auf Blockflöten pfeifen zu hören meint.
Die Blockflöten-Backpfeife hab ich verdient. Also sag ich brav: Danke!
Ich arbeite daran. Zunächst habe ich die groben Stilbrüche eliminiert. Alles weitere braucht noch etwas Zeit. Der Text soll ja nicht komplett zur Heideggerei mutieren.

dessen Finger und Zehen zu Greifzangen
Die Greifzangen habe ich, zur Variation, eingebaut. Auch den sonstigen Kleinkram dankend übernommen.

Aber nicht die Allegorie, sondern Orte, die ich kenne, ziehen mich in die Geschichte, die als romatisierende Beschreibung beginnt
Ja, die Einhornhöhle. Nicht nur dieser faszinierende Name hat mich veranlasst, den Originalschauplatz* von Birkendorf (Schwarzwald) nach Scharzfeld (Harz) zu verlegen.
Zwischen Birkendorf und Schluchsee (obwohl gut 7 km lang, im Text zum Badesee "Wiesenbeker Teich" geschrumpft) gibt es leider keine passende Höhle.
Die Örtlichkeiten, Einhorn-Höhle und Scharzfeld, habe ich nur leicht den Erfordernissen der Geschichte angepasst.

* Ja, die Geschichte enthält autobiographische Elemente. Na klar: Der Urlaub 1966 samt dem zaubernden Straßenarbeiter. Dieser eigenartige Mann war viele Jahre immer mal wieder Thema in meiner Familie, die, und das möchte ich besonders betonen, keinen prügelnden Vater als Vorstand hatte, sondern einen Menschen, mit dem mich eine Seelenverwandtschaft verband, wie ich sie sonst nie erlebt habe.

Lieben Gruß

Asterix

Ach, eines noch:
(verdampt lang her im vorigen Jahrtausend)
Ne schöne Jrooß von BAP, do kanns „t“ weglasse, dann is alles em Lot.


Hallo Proof!
Ein kurzer Nachtrag:

Wessen ... Ach so, nein, ich bin niemandes Sohn.“Er
Das klingt zu flapsig, passt nicht zu Rest.

Schade, das es (bei dir) so wirkt. Ich meinte, damit eine starke wie rätselhafte Antwort gefunden zu haben. Der „Mann“ ist, wie sich später herausstellt, tatsächlich niemandes Sohn.


aber wir werden es trotzdem tun!
Würden

Habe es geändert. Aber so ganz überzeugt bin ich nicht. Warum „würden“? Er ist sich sicher, das sie es tun werden. Für ihn gibt es da keine Zweifel:
Dann wusste ich es mit unumstößlicher Sicherheit, noch bevor ich die Frage formuliert hatte. Weder der Fremde noch ich zählten auch nur entfernt zu den Personengruppen, die diese Pforte passieren durften, aber wir werden/würden es trotzdem tun!

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Hallo Bernhard!

Schön, mal wieder etwas von dir zu hören.

Habe deinen Beitrag grad eben gelesen. Einiges, wie die witzigen Stellen, hab ich bearbeitet.
Zu deinen anderen Punkten schreibe ich dir die Tage noch ausführlicher.

Vielen Dank und lieben Gruß

Asterix

 

Auf Kurzwelle, Radio Hilversum. War manchmal sogar mit deutschsprachiger Moderation.
Welche Musik war cool?

Ich erweitere noch um - es sträubt sich mir das Haar, wenn ich an die heutige Parteiung denk, die gefahrlos ihren überwiegenden Flachsinn gefahrlos in die politisierende Welt setzem darf - "Piraten"-Sender wie Radio Carolina und Radio Veronica (auf Schiffen außerhalb der Hoheitsgebiete installierte Radiosender, die mit am Aufstieg des Britpop arbeiteten und Tag und Nacht sendeten, ohne sonstige kommerzielle Unterbrechungen, wenn die Erinnerung mich da nicht doch trügt.

Gruß

Friedel

 

Hallo Bernhard!

Deine Geschichte ist sehr gut darin, Atmosphäre zu erschaffen. Hier passen viele Dinge gut Zusammen. Nur ein paarmal gibts da so witzige Einschübe, die dem ganzen kunstvollen Angstgebäude den ernst nehmen. Du verstehst sehr gekonnt, die Stimmung aufzubauen und das ist ein großer Pluspunkt und daher empfehle ich die witzigen Passagen - siehe hinten noch einmal in den Details- ganz zu streichen.

Das freut mich außerordentlich! Und die „witzigen“ Stellen sind nun eliminiert!

Die Erinnerung ist gelöscht ...
Auch das habe ich verändert.

Ansonsten wirkt der Text wie ein gekonntes drippeln vor dem Tor, aber ohne Torschuss. Anders gesagt fühle ich mich, als hättest ich einen Text gelesen, aus dem die Szene mit dem Höhepunkt versehentlich gelöscht wurde.
Am Ende steht nun eine Art Wiederholung des Anfangs. Ich erhoffe mir dadurch, den tieferen Einblick in die Geschichte zu erleichtern.
Auch am Anfang habe ich etwas hinzugefügt. (Der Grund für diese Reise war eine rätselhafte Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Auch erhoffte ich ein wenig Ablenkung. In letzter Zeit hatte eine Dumpfheit mein Gemüt befallen.)
Vielleicht kann man am Ende nun erahnen, was der Androide ihm zeigen wollte, und was er den anderen Höhlenbesuchern offensichtlich bereits gezeigt, bzw. genommen hat, dass sie so fröhlich singen.

Ich fände es cool, wenn zwischen diesem Text das was er sieht, bruchstückhaft hervorkäme - das wird ein hartes Stück arbeit, du müsstest deiner fantastischen Beschreibung noch etwas hinzufügen, was eine Stufe fremdartiger wäre.
Zwischen Schillers Zeilen noch fremdartigere Bilder als davor? Wahrlich eine Herausforderung! Ich bin mir allerdings im Moment noch nicht sicher, ob das der Geschichte dienlich ist. Und falls ja, welche Bilder.

- Der Satz verwirrt mich. Ist der Held so im Delirium, dass er nicht mehr genau weiß, was passierte? Es würde dann eher heißen. Soweit ich mich noch erinnere, …
Dann wusste ich es mit unumstößlicher Sicherheit, noch bevor ich die Frage formuliert hatte. Weder der Fremde noch ich zählten auch nur entfernt zu den Personengruppen, die diese Pforte passieren durften, aber wir würden es trotzdem tun!
Ganz meinem Wissen nach, führte mich der Fremde auf die Absperrung zu,

Nein, kein Delirium. Das soll eine Steigerung zu: Ich ahnte, dass … und zu: Ganz wie ich es geahnt hatte … sein.
Wenn das so völlig daneben ist, gib doch bitte noch einmal Laut. :D

Ich würde auch gern wissen, ob da nun irgendwas, außer den Bildern und der Spannung, funktioniert. :shy:


Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

Die Geschichte gefällt mir gut, als Horrorgeschichte empfinde ich sie aber nicht. Ich meine nicht, dass sie in der falschen Kategorie steht - was dem Protagonisten passiert, ist schon ziemlich beängstigend, aber seine Gefühle springen beim Lesen irgendwie nicht über. Vielleicht ist sind die Beschreibungen einfach zu kunstvoll :). Ich war jedenfalls viel mehr fasziniert als dass ich mich gegruselt hätte. Aber es ging mir auch schon mit manchen Geschichten von Lovecraft so, an den erinnert mich die Geschichte auch.

Das mit dem fehlenden Horror hängt glaube ich damit zusammen, dass die Geschichte nicht so richtig den Eindruck vermittelt, der Protagonist wäre in einer ausweglosen Situation. Gut, er hat diese irrationale Angst, und die ist auch toll beschrieben mit dem Bild des Chamäleons - aber nichts vermittelt den Eindruck, er hätte keine andere Wahl als zu der Höhle zu fahren und den Anweisungen des Fremden zu folgen. Und er bleibt auch die meiste Zeit über sehr passiv, er ist eigentlich nur ein Beobachter. Das einzige Mal, dass er richtig aktiv wird, ist da wo er dem Fremden sein Knie in die nicht vorhandenen Weichteile rammt - und da kam es für mich irgendwie auch aus heiterem Himmel. Er versucht nie, umzukehren, oder es dem Fremden auszureden ihn da in die Höhle zu verschleppen, er geht da gleich zum Angriff über. Das scheint irgendwie gar nicht zu ihm zu passen.

Am Ende hätte ich mir gewünscht, dass irgendwie deutlich wird, wozu diese ganze Sache nun gut war - was der Fremde gemeint hat als er sagte, das dient dem Wohlergehen des Protagonisten. Vielleicht steckt das ja im Text und ich habe es überlesen, aber jedenfalls hat die Geschichte bei mir den Eindruck hinterlassen, sie hätte keinen richtigen Abschluss. Es ist fast ein bisschen so, als würdest du mit "es war alles nur ein Traum gewesen" enden.

Der Stil ist schön zu lesen, aber ich hätte es noch besser gefunden wenn die Geschichte nicht diese klaren Bezüge zum 20. Jahrhundert hätte - dafür ist er nämlich doch ganz schön altmodisch. Diese ganzen Bezüge (Fußball-WM und so weiter) scheinen mir auch eher unnötig. Die Geschichte könnte zeitlos sein, ohne diese Hinweise auf eine Epoche auskommen, und dann würde der Stil nicht mehr so anachronistisch wirken.

Hier sind ein paar Stellen mit Anmerkungen und kleine Korrekturen:

Ob zu meiner Dienlichkeit oder um meinen Untergang zu besiegeln, war eine Frage, die mein Verstand nicht zu lösen vermochte.
*
Hat der Asterisk da eine Bedeutung? Der sieht verirrt aus.

Ich steckte voller Zweifel ob der Richtigkeit meines Handelns. Von abstrusen Ahnungen gepeinigt, wollte meine Seele verharren, sich in eine Kugel samtblauer Stille verwandeln, doch jeder Herzschlag hetzte mich ein Stück weiter durch diese unfassbare Nacht.
Den Absatz fand ich ein bisschen sehr geschwollen :)

Es mochte noch eine knappe halbe Stunde bis zur Wahrheit sein oder vielmehr dem, was der Anrufer als eine ernste Angelegenheit um mein zukünftiges Wohlergehen bezeichnet hatte
Mit der Formulierung kann ich mich nicht so richtig anfreunden. „eine ernste Angelegenheit für mein zukünftiges Wohlergehen“, würde ich sagen.

Einer dieser Gesellen hatte wallendes, schwarzes Haar, trug ein Holzfällerhemd und ein Gürtel mit silberner Löwenkopfschnalle hielt eine zerschlissene Cordhose.
Das würde sich in zwei Sätzen besser lesen.

Doch diese Worte verloren ihren überzeugenden Klang, als mein Gefühl mir anvertraute, das es genauso gut eine Warnung sein könne. Wenn ich nicht zu ihm käme, dann widerfahre mir etwas, dass mir nicht gefallen würde.
Das/dass ist genau verkehrt rum – im ersten Satz müsste es „dass“ sein und im zweiten „das“ :)

Das eiserne Klettergerüst, dessen Form mich an ein Chamäleon erinnerte, starrte drohend herüber. Nebel verschluckte dessen hinteren Teil. Bestimmt war es nur ein Dinosaurier.
Das gefiel mir sehr gut. Das Chamäleon ist für ihn schlimmer als ein Dinosaurier, das zeigt sehr schön wie irrational Ängste sein können :)

„Wieso nicht?“, fühlte der Fremde sich angesprochen.
Das gefällt mir nicht so, ich wäre für „fragte der Fremde“. Ist aber Geschmackssache

Der Fremde, das Ding, die Kreatur wird mir alles Wichtige erklären.
Besser: würde, das Präsens passt da nicht.

Grüße von Perdita

 

Hi Asterix,

Ich würde auch gern wissen, ob da nun irgendwas, außer den Bildern und der Spannung, funktioniert.
Das ist doch schon ne ganze Menge ;)
Nun im Ernst. Es gibt für mich zwei Punkte, die nicht funktionieren. Einmal verstehe ich nicht, wovor er so Angst hat, und was ihn so fertig macht. Hier kann ich nicht mitfühlen und das zweite ist natürlich, dass ich nicht mal annähernd mitbekommen habe, was ihn drinnen so fertig gemacht hat.
Wenn du das hinkriegst, dann würde ich sogar über eine Empfehlung nachdenken ;)

Bernhard

 

Hi, Perdita!

Ich war jedenfalls viel mehr fasziniert als dass ich mich gegruselt hätte.
Demnach habe ich mein Ziel zu 100% erreicht, aber doch nicht so ganz. :D

Die Geschichte wollte ich für die Rubrik „Seltsam“ schreiben, schien mir nach Fertigstellung jedoch eher für „Horror“ geeignet.

aber nichts vermittelt den Eindruck, er hätte keine andere Wahl als zu der Höhle zu fahren und den Anweisungen des Fremden zu folgen.
Er könnte den Anruf löschen und Zuhause bleiben. Aber das wäre auch nicht nachvollziehbar. Die Sache mit dem zaubernden Straßenarbeiter – der sich nach so langer Zeit meldet, und der seltsamerweise in Vergessenheit geraten war – ist für Frank ja nicht uninteressant. Seine Nachricht kann sowohl als bedrohlich, als auch wohlmeinend ausgelegt werden.
Das Frank das Bedrohliche zunächst nicht wahrgenommen hatte, habe ich jetzt etwas deutlicher eingearbeitet:
Zunächst fuhr ich unter Sternen, die wie Glassplitter im Himmel steckten. Irgendwann nahm Dunst ihnen die scharfen Kanten. Später verschwanden sie hinter einer zerfurchten Wolkenmasse, deren Anblick an eine verkohlte Holzdecke erinnerte.
Und nach dieser „Verdunkelung“ nun: Ich begann, an der Richtigkeit meines Handelns zu zweifeln …
Danach tritt das Chamäleon auf.
Später fragt er sich (wie bisher): „Treibt mich Neugier oder Irrsinn, …“

Und er bleibt auch die meiste Zeit über sehr passiv, er ist eigentlich nur ein Beobachter. Das einzige Mal, dass er richtig aktiv wird, ist da wo er dem Fremden sein Knie in die nicht vorhandenen Weichteile rammt - und da kam es für mich irgendwie auch aus heiterem Himmel. Er versucht nie, umzukehren, oder es dem Fremden auszureden ihn da in die Höhle zu verschleppen, er geht da gleich zum Angriff über. Das scheint irgendwie gar nicht zu ihm zu passen.
Frank ist eine typische Figur in einer Opferrolle. Das wird so bleiben. Franks überraschender Angriff passt da nicht wirklich. Ich werde das ändern. Entweder noch mehr als Kurzschlussreaktion hinstellen – es geht ja für Frank in dem Moment erstmals um konkrete körperliche Bedrohung – oder mir eine andere Lösung einfallen lassen, wie ich an der Stelle, für Frank erkenntlich, den Straßenarbeiter als Androide enttarne.

Frank versucht nie umzukehren. Er versucht immerhin, bereits vor der Höhle sich Klarheit über die Motive des Fremden zu verschaffen. Nur reagiert dieser nicht darauf, sondern vertröstet ihn auf später.
Dieses „zur Höhle verschleppen“ werde ich so darstellen, das es auch als eine hilfreiche Handlung gedeutet werden kann.

Am Ende hätte ich mir gewünscht, …
Dieser Wunsch findet sich in jeder Kritik. Da für mich das Ende überhaupt nicht rätselhaft ist, habe ich mir eine Liste über zwei Punkte gemacht:
1.Was der Leser aus dem Text erfahren kann.
2.Was ich über die Geschehnisse und andere Dinge (z. B. die Verbindung von Schillers Ode zur Freimaurerloge – was mir übrigens auch erst später in den Sinn gekommen ist und meine Idee, das Gedicht zu verwenden, gefestigt hat) weiß.

Da werde ich noch dran arbeiten. Das kann so nicht bleiben.

Die Geschichte könnte zeitlos sein, ohne diese Hinweise auf eine Epoche auskommen, und dann würde der Stil nicht mehr so anachronistisch wirken.
Zeitlos, das gefällt mir. Auch das Thema ist zeitlos. Aber wenn ich die WM 1966 rausnehme, blieben dennoch Telefon und Auto. Ich könnte eine briefliche Nachricht verwenden und Frank zur Höhle reiten lassen. Was wiederum den Androiden noch kurioser wirken ließe.
Also auch den Androiden ersetzen. Er wäre dann ein Mensch oder ein Gott. Beides passt schlecht zur Geschichte. Als Mensch stünde die Figur nicht (weit genug) über den Dingen und eine Gottheit hat da nix zu suchen … es ist ja eine sehr heidnische, man könnte sogar sagen, eine Geschichte (über den Tod und was danach kommen mag) gegen jede Konfession.


So. Überall, wo „ich werde“ steht, brauche ich noch Zeit bis zum nächsten Wochenende.
Ein paar Kleinigkeiten habe ich bereits geändert. Beispiele:


Zitat:
„Wieso nicht?“, fühlte der Fremde sich angesprochen.
Das gefällt mir nicht so, ich wäre für „fragte der Fremde“. Ist aber Geschmackssache
Ja, auch für mich ist das ein grässlicher Redebegleitsatz. Ich hatte aber keinen gefunden, der sich in den Rhythmus der Textpassage einfügt und zugleich das Missverständnis hervorhebt. Dabei ist die Lösung so einfach. Ich habe es nun umgedreht und etwas hinzugefügt, um in der Perspektive zu bleiben:
Der Fremde fühlte sich wohl angesprochen, denn er fragte: „Wieso nicht?“

Zitat:
Ich steckte voller Zweifel ob der Richtigkeit meines Handelns. Von abstrusen Ahnungen gepeinigt, wollte meine Seele verharren, sich in eine Kugel samtblauer Stille verwandeln, doch jeder Herzschlag hetzte mich ein Stück weiter durch diese unfassbare Nacht.
Den Absatz fand ich ein bisschen sehr geschwollen
Da habe ich nun den Eisbeutel draufgelegt. Ich hoffe, die Schwellung ist ein wenig zurückgegangen.
„Ich begann, an der Richtigkeit meines Handelns zu zweifeln. Von wirren Ahnungen …“


Zitat:
Es mochte noch eine knappe halbe Stunde bis zur Wahrheit sein oder vielmehr dem, was der Anrufer als eine ernste Angelegenheit um mein zukünftiges Wohlergehen bezeichnet hatte
Mit der Formulierung kann ich mich nicht so richtig anfreunden. „eine ernste Angelegenheit für mein zukünftiges Wohlergehen“, würde ich sagen.
Das ist ein schwieriger Fall.
Korrekt müsste es etwa heißen: „was der Anrufer als eine ernste Angelegenheit bezüglich meines zukünftigen Wohlergehens bezeichnet hatte …“
Klingt mir zu sehr nach verstaubtem Kanzleideutsch. Vielleicht ist das Wort „Angelegenheit“ nicht ganz treffend. Oder es fehlt etwas. Ein Anliegen an … eine Angelegenheit von …
Hmm. Ich versuche es hiermit:
was der Anrufer als eine Angelegenheit mit Bedeutung für mein zukünftiges Wohlergehen bezeichnet hatte

Es ginge auch: „mit Einfluss auf“, wäre das besser?


Sehr gefreut, und vor Allem zur weiteren Arbeit an der Geschichte ermutigt, haben mich deine lieben Worte „Die Geschichte gefällt mir gut“, „von Lovecraft so, an den erinnert mich die Geschichte auch“ und „Der Stil ist schön zu lesen“.

Vielen Dank

Asterix


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Hi, Bernhard!

Wenn du das hinkriegst, dann würde ich sogar über eine Empfehlung nachdenken
Oha, da setzt du mich gewaltig unter Druck. :shy: :D
Die zwei Problempunkte werde ich bis nächstes WE hoffentlich beseitigen können.
Wenns vollbracht ist, gebe ich nochmals Laut.

Vielen Dank für deine Rückmeldung!

Lieben Gruß

Asterix

 

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