Mitglied
- Beitritt
- 20.08.2017
- Beiträge
- 48
Die Mätresse
Giulia Farnese 1474 - 1524,
Papst Alexander VI (Rodrigo Borghese) 1431 - 1503
Rom. Um 1600.
Im Vatikan gab es keine andere Statue, die nachweislich so viele junge und möglicherweise auch ältere Männer dazu verführt hat, sich in unbeobachteten Momenten vor ihr zu befriedigen und auf ihren makellosen Marmorkörper zu ejakulieren.
Deshalb entschloss man sich um diese Zeit, die "Bella Guilia" des Bildhauermeisters Guglielmo Della Porta in einen Bleimantel zu hüllen.
Gegen Entgelt waren die vatikanischen Sittenwächter aber noch bis ins 19. Jahrhundert bereit, den Bleimantel vorübergehend zu entfernen.
Das ist quellenkundlich gesichert.
Als Namen seines Modells für diese wohl sehr erotische Plastik, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus bis heute unverständlichen Gründen vernichtet wurde, wählte Bildhauer Della Porta eine Frau namens:
Giulia Farnese.
Rom. 2016. Villa Borghese.
Hier besucht man Bilder von Raffael, unter anderem das Gemälde „Die Dame mit dem Einhorn“, das er in mehreren Versionen geschaffen hat. Sie zeigen alle eine junge blonde Schönheit mit einem klugen Antlitz, wachen Augen und einem Mund, der Sinnlichkeit verheißt und Durchsetzungsfähigkeit androht.
Sinnliche aber fast schmale Lippen, Herzmund, wache Augen, blond, aber nicht ostfriesen-blond.
Das historische Vorbild für die Portraits war:
Giulia Farnese.
Retrospektiv. Um 1500. Vatikan
Der Vatikan verkauft mehr Bordelllizenzen als die anderen großen europäischen Städte zusammen. Aus allen Ländern strömen junge Frauen hierher, um als Huren einen sozialen Aufstieg zu schaffen, der in anderen Gegenden der Welt und zu anderen Zeiten der Weltgeschichte völlig undenkbar wäre. Ein Kirchengelehrter übersetzt das Wort Kurtisane zum ersten Mal als „edle Hure.“ Ein Zehntel der Stadtbevölkerung besteht schließlich aus Prostituierten, die überwiegend das Ansehen von Kirchenmännern genießen, vom einfachen Abt bis hin und zu Kardinälen und Päpsten.
Angeblich gutaussehend (auf Gemälden riesige Nase, Basedow-Augen, schwulstige Lippen und vor allem sehr viel älter als Guilia), leidenschaftlich und klug wird Papst Alexander VI zum Bannerträger und Gestalter dieses Lustreichs und findet darin nach vielen schönen anderen Geliebten endlich eine Frau, die zukünftig jeden ihrer Briefe mit einem lateinischen Kürzel unterschreibt, welches bedeutet:
„Des Papstes gehorsame Sklavin.“
Dieses lässt Missdeutungen zu.
Der Name der angeblich so gehorsamen Sklavin:
Giulia Farnese
Retrospektiv. Italienischer Palast des spanischen Kardinals Rodrigo Borgia. 1489.
Pier Luigi Farnese hat bereits 1474 bei der Geburt seiner Tochter Giulia mit der Familie Orsini vereinbart, dass sie eines Tages einen männlichen Spross der Orsinis heiraten werde. 1489 wird sie dementsprechend dem einäugigen Orso angetraut. Man feiert die Hochzeit im Palast des Kardinals Borgia, dessen uneheliche inzwischen weltberühmte Tochter Lucrezia später Gulias beste Freundin werden wird.
Als Rodrigo Borgia die fünfzehnjährige Braut auf der Hochzeit sieht, macht er sie noch in dieser Nacht zu seiner Geliebten. Danach gibt er alle seine bisherigen unehelichen Kinder in die Obhut von Gulias neuer Schwiegermutter Adriana de Mila und verlässt seine römischen Geliebten, insbesondere seine langjährige Gefährtin Vanozza, die ihn bis an sein Lebensende immer wieder freundschaftlich vor Gulias Zaubermacht warnen wird.
1492 schenkt Giulia ihrem Geliebten Rodrigo Borgia ihre Tochter Laura.
Im August dieses Jahres wird Rodrigo Borgia zum Papst Alexander VI gekürt. Giulia sagt ihm an diesem Tage:
„Leg mir die Welt zu Füßen.“
Rom, Päpstliche Gemächer, retrospektiv ab August 1489
Giulia geht auf Rodrigo zu, der am Schreibtisch sitzt und sie berühren will, sie aber entzieht sich ihm.
„Es ändert sich nichts zwischen uns.“
Giulia stellt ihren Fuß vorsichtig auf seinen Schenkel und antwortet:
„Doch mein Herr, Gebieter und Papst.“
Er schiebt den langen Rock aus edlem Brokat über ihre Fesseln und will ihren Fuß küssen, doch wieder entzieht sie sich ihm.
„Das kostet dich einen Ring, mein Herr.“
Er nickt, küsst inbrünstig und lange ihre zierlichen Füße und leckt über das kunstvolle weiche Leder ihrer Schuhe, Kunstwerke, die man heute als High Heels bezeichnen würde.
Schließlich verlieren sich seine Hände auf ihrer Haut und drängen an den Innenseiten ihrer Oberschenkel hoch.
„Das kostet dich ein Bistum für meinen Bruder, mein Gebieter.“
Papst Alexander lehnt ab, lässt aber nicht von ihr.
Und noch in diesem Jahr kürt er den fünfundzwanzigjährigen Allesandro Farnese zum Kardinal, im Volksmund Cardinal Gonella
- "Röckchen" - und auch Cardinal "Fregnese" - auch als "Kardinal Möse" verspottet.
Doch das Volk täuscht sich in Gulias Bruder und ihren Absichten. Später wird er als Papst Paul III die Gegenreformation einleiten.
Erst nach seiner Ernennung besucht Gulia Rodrigo wieder in seinen päpstlichen Privatgemächern.
Wieder darf er ihre Füße küssen und ihre Oberschenkel streichen, dieses Mal gegen eine Kette und ein Landgut.
Schließlich fleht er sie auf Knien an, sich so wie früher endlich wieder vor ihm zu entkleiden und sich zu ihm zu legen.
Giulia knöpft langsam ihre Korsage auf, sieht ihn an und sagt lächelnd zu ihm:
„Das kostet dich das Himmelreich, mein Papst.“
Venedig, Retrospektive. 1501.
Giulia hat den Papst verlassen und verbirgt sich vor ihm einige Monate in ihrem Geburtsort Capodimonte bei ihrem eigentlichen Ehemann Orso, um dann weiter nach Venedig zu reisen. Die Venezianer schwärmen schon bald von ihrer Schönheit und Anmut. Dann erhält sie Post aus Rom. Der Briefwechsel zwischen ihr und Rodrigo wird von der vatikanischen Bibliothek lange unter Verschluss gehalten und erst kürzlich in Auszügen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Papst an Giuilia:
„Wir verbieten Ihnen unter Androhung von Ächtung und ewiger Verdammnis sich jemals wieder diesem einäugigen Zuchthengst Orso zu nähern.“
Eigentlich hätte Guilia damit aber das Heilige Sakrament der Ehe endlich erfüllt.
Rom, 1502.
Giulia gerät in die Hände des französischen Heeres, und der Papst bietet inständig darum, diese Geisel freizugeben.
Rodrigo beobachtet gelangweilt das Treiben. Die fünfzig schönsten Kurtisanen der Stadt sammeln zwischen umgerissenen Kandelabern auf Knien Maronen vom - mit frommen Freskos verzierten - Boden und werden dabei von den einfachen Kirchenmännern und auch von hohen Kirchenfürsten gefickt. Man schätzt Orgien dieser Art in Rom.
Für denjenigen, der die meisten Frauen nehmen kann, hat der Papst einen Preis gewidmet.
Von Venedig her breitet sich zum ersten Mal eine unbekannte sogenannte französische Krankheit aus, welche fast nur die Vornehmen der Gesellschaft befällt. Auch der uneheliche Sohn des Papstes Cesare Borgia wird noch an diesem Jahr an der Syphilis sterben.
Giulia ist nicht da.
Dann endlich eine Nachricht von den Franzosen.
Rom. Engelsburg, 1502.
Er hat sich angekleidet wie ein Borgia und nicht wie Papst Alexander. In einer edlen Rüstung, umgürtet mit Schwert und Dolch, blickt er die Burgzinnen hinab zu dem französischen Heer von viertausend Mann vor den Mauern seiner Festung.
Giulia steht vor den Männern.
Er geht die Turmtreppen hinab, lässt das Tor öffnen, nimmt wortlos ihre Hand und dreht seinen Feinden den Rücken zu, um zusammen mit ihr den Burghof zu betreten.
Niemand rührt sich. Die Feinde verlassen die heilige Stadt.
Päpstliche Gemächer, 1502.
Man hat für das Paar Kapaun aufgetischt und Rodrigo will ihn mit dem Messer zerteilen, aber Giulia unterbricht ihn.
„Das macht man so nicht mehr. Ich habe aus Venedig Dinge mitgebracht, die Gabeln genannt werden.“
Rodrigo kommt damit nicht zurecht, und Gulia stellt schnell ihren Fuß auf seinen Schenkel, weil sie seine neuerlichen Blutdruckattacken fürchtet und sich um ihn sorgt.
Er hat ohnehin keinen Appetit und küsst innig ihren Schuh, zieht ihn vorsichtig aus, nimmt lüstern ihren zierlichen Fuß tief in den Mund.
„Mein Herr, Gebieter und Papst ...“
Er fährt hoch und faucht sie an.
„Verdammt, bist du Braut Christi noch teurer geworden?“
„Ja, Herr,“ haucht sie.
„Sag einfach, was du willst und du bekommst es.“
Vorsichtig entzieht ihm ihren Fuß und beugt sich bis auf Augenhöhe zu ihm herab.
„Ich will dich, Rodrigo.