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Die Liebe der Babys

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18.08.2013
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Die Liebe der Babys

1.) Etwa fünf Monate alt ...


„Herr Smoley, ich verstehe ja, dass Sie zur Zeit zu wenig Schlaf bekommen! Nur haben Sie auch hier in der Firma noch etwas Verantwortung zu tragen. Sie sind ja wohl kein Penner, oder? Gehen Sie jetzt nach Hause und bringen Sie sich auf Vordermann!“, hatte ihm sein Chef vor etwa zehn Minuten offenbart.
Hanno griff in das Handschuhfach.
Der hatte ja überhaupt keine Ahnung. Hanno begann zu zittern. Draußen auf dem Parkplatz sah er eine junge Mutter ihr Kleines aus dem Kinderwagen heben. Ihre Arme verschränkten sich über dem Rücken des Babys. Die Sanftheit in ihrem Blick war wie ein Brandmal in seinen Augen.
"Und Koch?", dachte er. Der wusste nicht, was es bedeutete, Vater von diesen Zwillingen zu sein. Dieser kinderlose Bastard. Für einen kurzen Moment beneidete er ihn. Erneut sah er durch die Frontscheibe seines Vans. Die Mutter auf dem Parkplatz küsste das Kind auf die Stirn. Ein eisiger Schauer huschte über seinen Nacken und das Bild dieser unertäglichen Harmonie verblasste. Es war wegen dieses abscheulichen Gedankens, der sich gerade durch sein gequältes Gehirn wand:"Susie ist schon wieder schwanger!"
Hanno biss sich auf die Lippen und öffnete die Schapsflasche.
„Unsauber hat er gesagt! Für all das, sehe ich noch topfit aus!“
ER wusste aber sehr wohl, dass Herr Koch keine Spielchen spielte. Noch einmal so in der Firma aufzutauchen - das wäre nicht drinnen gewesen.
Hanno begann zu schwitzen, er nahm einen ausgiebigen Schluck.
"Phua!"
Aber alles nicht seine Schuld.
Und Susie? Verdammt, dachte sich Hanno.
„Never change a running system!“
Das hätte er sich früher überlegen sollen. Wie schön war doch das Leben. So schön, als sie noch zu zweit waren ...

Hanno hatte noch nicht einmal seinen Mantel ausgezogen, stürmte sie ihm aus dem Wohnzimmer entgegen.
„Du bist schon da?“
„Ja, ähm …!
Susie fiel ihm ins Wort: „Das ist so toll!“
Ihre auffallende Freundlichkeit überraschte ihn.
„Ich freu mich so, Hanno!“
Er schluckte.
„Was?"
Ahnend, dass jetzt wieder etwas von den Kindern kommen würde. Hoffentlich nicht wieder was sehr Ungewöhnliches. Aber wenn es um die Zwillinge ging, war mit allem zu rechnen. Inzwischen …
Man mochte ihn darüber für verrückt erklären. Aber er war es nicht. Niemand konnte verstehen wie das war. Leonni hat ihm letzten Sonntag gesagt ...
Der Puls fing kurzfristig zu rasen an. Die Stirn wurde feucht.
Leonni hat ihm gesagt, dass sie ihn hasst. Gerade mal 19 Woche alt. 19 Wochen! Hanno fand es ja auch erstaunlich und vielleicht wäre er auch stolz auf seine kleine Tochter gewesen. Aber für Stolz war kein Platz in seinem Herzen. Die kalten blauen Augen seiner Tochter ließen kein Gefühl mehr zu. Außer Furcht. Panik ...
Hanno musste sich sehr beherrschen, dass er es Susie nicht entgegenbrüllte, dass es ihr endlich sagte.
Dann sah er, wie sich ihre Lippen bewegten. Er wollte es aber nicht wissen. Nichts mehr davon, wie toll doch seine Kinder waren. Wie außergewöhnlich hochbegabt. Es war ein Fluch und kein Segen ...
„Bitte nicht ...“, dachte er sich. Doch Susie sagte es. Locker und leicht – voller Euphorie. Hanno spürte, wie sie ihm damit eine Last auf die Schultern legte. Er konnte sich nicht freuen. ER konnte sich nicht ...
„Leon hat …! Leon hat gesagt: `Mami – ich hab dich lieb!`“
Seine Finger schlossen sich fest um den letzten noch geschlossenen Knopf seiner Jacke.
„Was?“, entfuhr es ihm abermals. Panik stieg in ihm hoch. Was?
„Leon hat ...“, wiederholte er ihre Worte.
„Ja …“, sagte sie mit manisch leuchtenden Augen.
„ … lieb! Ist das nicht – wundervoll?“

2.) Etwa sieben Monate alt ...

Leonni war eindeutig die Aufgwecktere der Beiden, dachte sich Hanno. Kein Wunder, dass sie auch den Ton angab. So dirigierte sie Leon nach ihren Vorstellungen herum. Er gehorchte. Und sie war auch die Listigere, wenn man diese Eigenschaft überhaupt einem knapp sieben Monate altem Säugling, zusprechen konnte. Aber Hanno hatte schon erfahren müssen, dass man das – jawohl, dass man das in manchen Fällen durchaus machen konnte.
Bei den beiden Kindern auf jeden Fall. Verzweifelt versuchte er seine zitternden Finger zu beruhigen. Er nahm sich das Bier vom Tisch.
„Wie schaffst du das nur? Listiges kleines, hinterhältiges Mistvieh.“, dachte er sich und genehmigte sich einen kräftigen Schluck.
Susie blickte von der Wickelauflage zu ihm hoch und schüttelte den Kopf.
"Jetzt säufst du schon jeden Tag, Hanno!"
"Ja, Papa! Besser weg gehn!"; Leonni lächelte Susie an.
"Ja, mein Schatz! Soll der böse Papa doch besser weg gehen!", sagte Susie.
"Aber ja doch meine Schätze - böser Papa wird gleich weg gehen!"
Hanno nahm noch einen Schluck, dann hörte er ein wütendes Fauchen. Leon hatte Mucki im Vorüberlaufen die Rassel an den Kopf geworfen.
„Ich hasse diese Kinder!“, dachte es sich und erschrack über sich selbst. Sein Blick fiel auf die kahlköpfige Leonni. Dann wieder auf Susie. Ihr Gesicht wirkte eingefroren.
Mucki schrie erneut. Diesmal wegen Leonni. Hannos Finger verkrampften sich zu kantigen Bögen.
"Hey. Lass doch die liebe Katze in Ruhe!", sagte er mit zitternder Stimme.
"Pfch.", machte Mucki und rammte der Kleinen ihre Krallen in den Oberarm.
"Aua! Mama!"
"Was ist denn?", sagte Susie:" Mann Hanno, so schaff doch dein dämliches Vieh raus!"
Hanno griff nach dem Bier. Als hätte er gewusst, dass dem allgemeinen Wahsinn gleich die Krone aufgesetzt werden würde. Fassungslosigkeit keimte in seinem Verstand, wuchs rasant und es dauerte nur einen Wimpernaufschlag, ehe sich dessen Ranken um sein Innerstes schlangen und ihm die letzten Reste von Normalität zu erdrücken drohten.
Es war ihm, als wäre er Gefangener eines bösen Traumes - gebannt starrte er auf seine Tochter. Zuerst drückte sie ihre beiden Handflächen auf den abgewetzten Bodenbelag, dann streckte sie ihrer Arme durch. Hanno sah es wie in Zeitlupe. Ihre Knie wackelten kurz - doch dann: Sie stand einfach auf und marschierte los. So, als hätte sie das immer schon getan.
Hanno ersparte sich, das zu kommentieren. Ein prüfender Blick zu Susie verriet ihm, dass es für sie keinen Grund zur Sorge darstellte.
"Na und.", hätte sie nur gesagt. NA UND! Das war überhaupt ihre Lieblingsantwort. Hanno brach den Gedanken abrupt ab.
"Wahnsinn!", flüsterte er.
Leonni ging zur Katze und gab ihr einen kräftigen Tritt.
"Nicht doch!", stammelte Hanno.
"Pfch!", sagte Mucki und verschwand unter dem Sofa.
Hanno begann zu zittern. Leonni streckte ihm die Zunge entgegen.
"Oh Gott!"
Sein Magen verknotete sich.
„Warum nur? Warum nur haben wir kein beschissenes Kondom verwendet auf dem Scheiß-Teppich?“
In seinem Kopf tobte ein Wirbelsturm. Gierig griff er nach dem Bier ...
"Ich kann nicht mehr - Gott, ich pack das nicht mehr!"
"Jammer nicht immer so rum! Das hat einen schlechten Einfluss auf die Kinder!", sagte Susie. Hanno ignorierte sie.
Seine Finger begannen aber noch stärker zu zittern.
Das konnte doch gar nicht stimmen. Niemals. Erst gestern hat er die Kleine von seinem Kollegen Michael gesehen. Die konnte noch kaum sprechen. Aber das Kind war schon fast zwei Jahre alt. Hanno hatte Angst …

Die Katze schrie. Hanno wurde wach. Er richtete sich auf. In seinem Mund schmeckte es nach abgestandenem Bier. Sein Schädel dröhnte.
Mucki schrie noch einmal. Qualvoll - dann brach der Schrei jählings ab. Panik kam auf.
Hastig stieg er vom Sofa, hielt inne und lauschte in die Dunkelheit. Angestrengt – es blieb still. Er setzte sich in Bewegung. Öffnete die Wohnzimmertüre und trat raus in den Flur. Ganz leise. Auf Zehenspitzen. Und auf Höhe des Badezimmers hörte er was.
„Flüstern?“
Das kam eindeutig aus der Küche. Hanno schlich weiter. Sein Herz pochte wild in der Brust.
„Pfch! Katzevieh! Pfch!“, hörte er es wispern.
Dann etwas lauter: „Nicht mehr! Nicht mehr – pfch!“
Hanno schlug das Herz bis zum Hals. Seine Finger drückten auf den Lichtschalter. Zitternd.
Das unsägliche Szenario wurde in grelles Licht getaucht.
„Pfch!“
Es dauerte länger als nur ein paar Schrecksekunden. Bedeutend länger, bis Hanno diesen Anblick verkraften konnte.
Der Verstand musste das erst noch richtig weichkauen, bevor er es hinunterschlucken konnte. In erträglich große Happen. Es war blankes Entsetzen.
Seine Finger verkrampfte sich - bis die Fingerkuppen rot wurden. Paralysiert glotze er auf das Zwiebelmesser in ihrer kleinen Hand. Blut - überall war Blut.
„Gott – Mucki? Nein!“
Hanno schnappte nach Luft, er begann zu taumeln.
„Oh Gott!“, presste er mit letzter Kraft heraus.
"War das deine Rache? Du kleine Missgeburt. Ja? War sie das ..."
Leonni sah zu ihm hoch. Ihre rosa Kleidchen war blutverschmiert. Hanno glaubte den Verstand zu verlieren.
„Papa.“
Ein Stück Fell klebte auf ihrem ansonsten kahlen Kopf! Leon stand ein paar Schritte von ihr entfernt.
„Papa!“, sagte Leonni nochmal.
„Katzevieh nicht mehr >Pfch<! Leonni hat kaputt gemacht!“
Hanno erbrach sich - sein Verstand hatte sich gerade verschluckt.
Ein grauer Schleier drängte sich in sein Blickfeld und seine Beine wurden taub. Hanno verlor das Bewusstsein ...

3.) Etwa siebeneinhalb Monate alt ...

"Endlich wieder daheim.", dachte Hanno und war froh, das Krankenhaus hinter sich gelassen zu haben. Eilig schloß er die Wohnungstüre und verdrehte den Schlüssel im Schloss. Beim Blick auf die Küchentüre begann er zu schwitzen.
"Diese blöde Sache ...", in der Hand hielt er noch immer die Zeitung.
Aber diese Geschichte hatte auch noch einen anderen Aspekt. Seine Fingerspitzen vibrierten leicht. Auf seinem Gaumen kitzelte es. Hanno brauchte jetzt unbedingt ein Bier.
„Verdammt! Was soll ich jetzt nur tun! Koch wird mich feuern!“
Hanno schaute verächtlich auf das "Drecksblatt".
„Susie! Ich weiß, dass ich es nur dir erzählt habe!“, dachte er.
„Du dumme Kuh! Scheiße!“
Hanno verlor langsam die Kontrolle. Die Beherrschung ...
Der Druck war allmählich zu groß. SEIN Verstand nahe daran zu zerbrechen. Er fing an, sich selbst Leid zu tun. Er war aber scheinbar der einzige. Denn selbst die werten Nachbarn schauten ihn schon komisch an. Wie einen Freak! Wie das größte Arschloch auf Erden ...
Und er glaubte es ja selbst schon bald.
"Das größte Arschloch auf Erden!"
Und würde er auf ewig im Höllenfeuer verbrennen - nicht auch nur irgendwer würde ihm eine Träne nachweinen.
Seine Finger verkrampften sich - man konnte sagen, standardmäßig. DAS, dachte er. Das hatte er auch bald nicht mehr unter Kontrolle ...
Das alles!
Nur noch beschämend.
Klar, dass jetzt alle dachten, dass er einen Vollschaden hatte. Hanno ging in die Küche und holte sich ein Bier.
„Das ist ja nicht mehr zu Aushalten – so ein Dreck ...“
Hektisch öffnete er die Flasche.
"Hasste Susie ihn etwa auch?"
Er lächelte bitter.
Mit zitternden Fingern schlug er die Zeitung auf.
„Verdammt! Es wäre ein Wunder, wenn mich Koch nicht rauswerfen würde.“
>>Blutiges Ritual? Vater sagt, es war ein Unfall ...<<, stand da, in fetten Buchstaben.
Schlimmer konnte es nicht mehr werden, dachte er. Obwohl: Susie und die Kinder würden heute wieder nach Hause kommen ...

Susie trat mit ernster Miene aus dem Schlafzimmer und schloss vorsichtig die Türe. Sie wirkte älter als sonst. Hanno wusste nicht genau woran es lag. Doch irgendwie hatte Susie nichts Begehrenwertes mehr für ihn. Ihr Verhalten war untragbar geworden ...
Hanno lächelte kalt, als sie sich zu ihm auf das Sofa setzte. Und es war wirklich nichts mehr da, wunderte er sich. Kein zärtliches Gefühl oder Verlangen. Alles weg.
Susie strich sich eine blonde Strähne aus den Augen und fuhr sich über ihren Bauch. Hanno schaute auf die Seite. Er fühlte sich betrogen. Von ihr, vom Leben ...
„Hast du wieder getrunken?“, fragte sie. Hanno überdrehte die Augen.
„Das ist das Einzige was du wissen willst? Du warst mich nur einmal besuchen im Krankenhaus!“
„Krankenhaus? Du meinst wohl Nervenklinik!“
Hanno schluckte.
"Ja ..."
Susie baute sich vor ihm auf - so als würde sie zum entscheidenden Schlag ausholen.
"Nun, weißt du.", sagte sie bedachtsam.
"Weil du immer sagst:`Die sind ja nicht normal!` Diese Tests in Wien, haben aber keine Begabungen festgestellt. Nur vielleicht die Motorik ..."
"Was! Eine Woche Tests. Die haben sich doch verstellt! Und du? Du deckst sie auch noch!"
Susie machte einen erschrockenen Gesichtsausdruck. Hanno wurde noch wütender.
„Hanno! Ach Hanno ..."
Hannos Augen folgten Suies pendelndem Zeigefinger.
"Die Leute reden schon über dich! Weißt du, was meine Mutter gesagt hat? Das ist mir alles so peinlich ...“
Hanno seufzte und strich sich über den fettigen Bart.
„Will ich gar nicht wissen!“
„Sie hat gesagt, dass du total überfordert bist. Dass du irgendeine Show abziehst, damit ich dich rauswerfe und du gut dastehst! Andere aber sagen:`Der ist ja verrückt ...`“
Hanno drehte sich zu ihr. Wutentbrannt. Glaubte Susie tatsächlich, dass das alles nur eine Show war. Das mit Mucki – glaubte sie, dass er seine liebe Katze tatsächlich selbst abgeschlachtet hatte? Damit er keine Freude mehr im Leben haben und sie ihn rauswerfen würde? Und dass er das alles über Leonni nur zum Spaß erzählte?
„Ist mir ja sowoeso schon alles egal!"
"Ah! Na klar!"
"Ja! Auch was in der Zeitung steht! Wie ist das überhaupt rausgekommen?“
Susie senkte den Blick.
„Ach! Na du!"
"Du hast es doch allen im Krankenhaus erzählt, als du erwacht bist! Von mir hat niemand was! Ich habe einfach nur gesagt, dass ich dich ohnmächtig in der Küche gefunden habe! Hanno.“
Susie zog ihre Schultern nach vorne, wie immer wenn sie log. Hanno hasste sie dafür. Er würde sie immer hassen. Sie raubte ihm die letzte Kraft ...
„Was?“,sagte er.
„Ja! Kann ich auch nichts machen, wenn du so blöd bist!“
„Was?“
„Ja!“
Susie triumphierte. Hanno stand auf. Er hielt es kaum noch aus. Seine Hand ballte sich zur Faust.
„Na klar!“, fauchte er.
„Du bist ja eine tolle Frau! Zum Pferdestehlen!“
„Wohl eher nicht!“, sagte Susie:„Dafür bist du mir zu unfähig!“
Hanno verließ den Raum. Er musste …
Er musste weg hier. Bevor noch ein Unglück geschah.

4.) Etwa zehn Monate alt ...

„Ganz normale Kinder?“
Es war Sonntag und Hanno beobachtet vom Sofa aus, wie Leon mit den Bauklötzen spielte. Leonni hing an Mamas Brust.
„Ganz normal?“
Mit Entsetzen betrachtete er die Zeichnung in seiner Hand, die Leon gerade gemalt hatte.Mit einer Mischung aus Erfurcht und Panik schaute Hanno auf die fünf, darauf abgebildtetn Figuren. Auf der einen Seite der Zeichnung standen offenbar Susie, Leonni und Leon. Alle drei lächelten. Auf der anderen Seite er und ein kleines Baby. Der Gesichtsausdruck dieser Figuren wirkte traurig. Hanno schluckte. Woher konnte er nur wissen, dass ...? Eine unsägliche Müdigkeit breitete sich in ihm aus.
"Und das jetzt!"
Hanno verzog das Gesicht.
„Nette Familie! Was für ein Glück ...“, sagte er mit schwacher Stimme. Susie ignorierte ihn.
Hanno nahm sich das Bier.
„Alles ganz normal? Lediglich die motorische Entwicklung! Spitze ...“
Hanno sah argwöhnisch wie Leon den fünfzigsten Bauklotz übereinander schlichtete.
„Die motorische Entwicklung ...“
Dann nahm er einen ausgiebigen Schluck – Leon sah ihn an.
„Pfch!“
Hanno machte sich gar nicht die Mühe, Susie darauf aufmerksam zu machen. War ja nur ein simples >Pfch!“.< Keinesfalls eine Anspielung auf Mucki. Nein, keinesfalls.
Hanno stellte die Dose zurück auf den Tisch. Leon lächelte.
„Papa! Pfch ...“
Im Augenwinkel sah Hanno wie Leonni den Kopf zur Seite drehte.
„Papa! Katze kaputt gemacht ...“, ihre Augen funkelten dämonisch.
„Ja, Papa hat die Katze kaputt gemacht, mein Schatz!“, sagte Susie. Ihre Stimme klang zärtlich. So voller Liebe. Hanno war es, als müsste er ihr gleich eine reinhauen.
Aber ER beobachtete sie nur. Er ...
Er fühlte …
…sich dumpf …

5.) Etwa zwölfeinhalb Monate alt ...

ER fasste es noch immer nicht. Mit tränennassen Augen nahm er diesen unsäglichen Zettel. 2856 Euro. Sein letzter Gehaltszettel. Es schnürte ihm die Kehle zu. Was wohl Susie dazu sagen würde. Sein Chef hatte ihm heute gekündigt.
„Herr Smoley, als Mann, der die Firma nach außen hin vertritt, sind Sie untragbar geworden. Wissen Sie, die Hälfte Ihrer Klienten hat schon das Weite gesucht!“
„Aber ...“, hatte Hanno geantwortet.
„Nicht aber, Herr Smoley! Es tut mir Leid!“
Herr Koch hat ihn darauf ins Sekretariat gebeten, wo er seine Schlüssel abgeben musste.
„Bis Montag haben Sie Zeit, ihr Büro auszuräumen.“
„Klar, Herr Koch. Ich verstehe Sie!“
Doch Hanno hat in Wahrheit gar nichts mehr verstanden. Und er fühlte sich gerade so mies wie noch nie.
Dieser Zustand sollte sich auch nicht bessern, befürchtete er. Im Gegenteil. Bald würde alles – ja alles nur noch viel schlimmer werden.
Hanno drückte die Zigarette aus.
In drei Wochen würden die kleinen Bastarde Verstärkung erhalten. In drei Wochen. Hanno griff nach einer weiteren Zigarette. Verdammt! Wer zum Teufel, sollte das alles bezahlen?

6.) Etwa vierzehn Monate alt ...

Es war ein weiteres Mädchen. Hanno wurde es warm. Ein Mädchen – ein richtiges, ein normales Mädchen.
Mari. Dieser Name gefiel ihm.
„Mari!“, sagte er zu Susie.
„Ein schöner Name!“
Hanno bemerkte gar nicht, dass Susie inzwischen eingeschlafen war.
„Mari!“
„Papa?“
Hanno sah zu Leonni rüber. In ihren Augen wohnte Hass. Purer Hass. Hanno blickte auf den Boden.
„Leonni Mari nicht lieb! Leonni Papa nicht lieb!“
Hanno tat so als würde er das nicht hören und bestaunte weiterhin dieses kleine Wesen vor ihm im Stubenwagen.
Ja, das Unglück war immer kleiner geworden in der letzten Zeit, fand er. Sogar Susie schien ihn wieder etwas zu mögen, schätze er die Gesamtsituation völlig falsch ein.
„A tu tu tu! A tu tu tu!“
Ach, war das Leben nicht schön. Seine Kieferknochen knackten.
Vor ein paar Wochen hätte er das selbst niemals für möglich gehalten. Aber jetzt war er froh über dieses Kind. Über Mari. Er liebte sie so. Er konnte sie lieben.
Zärtlich streichelte er seiner TOCHTER über das flauschige Haar.
Es war alles so schön. Ganz gleich, was auch passiert war. Derzeit fühlte er sich so ausgeglichen.
„A tu tu tu! A tu tu tut!“
Das Schlimmste war nicht eingetroffen. Mari war ein liebes, ein normales Kind.
„Na meine Süße!“
Gleichgültig was mit den Zwillingen war. Er hatte wieder einen Grund, zuversichtlich zu sein. Mit strahlenden Augen blickte er zu Susie auf dem Sofa. Sein mürber Verstand zeigte ihm ein harmonisches Bild.
"Ach!"
So ein süßes Baby. Wie die Mama. Hanno lächelte und bemerkte gar nicht wie schizophren das alles eigentlich war. Sein Verhältnis zur Familie. Doch tief in ihm drinnen, brodelte sie weiter. Die Furcht. Er bemerkte es nicht, aber seine Finger zitterten wieder …
„Mari, Mari, Mari ...“
Er blickte nochmal zu Susie.
„Ach, ist deine Mama nicht schön, mein Schatz?“
Es gab nun nichts mehr, was ihm diese Freude nehmen konnte, dachte er. Nicht einmal die Zwillinge.
Dann zog jemand an seinem Hosenbein. Er drehte sich um, sein manischer Blick heftete sich auf Leonni..
„Papa! Leonni hasst Mari! Leonni hasst Papa!“
Seine Hände verkrampften sich.
„Nicht einmal die Zwillinge ...“
Er würde schon was finden, um sie zu besänftigen ...

7.) Etwa sechzehn Monate alt ...

In der einen Hand hielt er die Puppe für Leonni. In der anderen einen Spielzeugrevolver. Dieser Punkt würde an ihn gehen. Eindeutig. Seine Vorfreude war riesig.
Und Susie? Für die hatte er noch etwas viel Besseres. Hanno gluckste.
"Hehehe ..."
Denn das Vorstellungsgespräch heute war gut gelaufen. Es war super, dass er bald wieder als Vermögensberater arbeiten würde können. Bei S&T Finanzberatung. Das war auch höchste Zeit. Mari war jetzt neun Wochen alt.
„Mari, Mari, Mari ...“, summte er vor sich hin.
Freudig klemmte er sich die Puppe unter das Kinn, nahm den Schlüssel und steckte ihn ins Schloß. Die Türe klappte auf ...
„Hallo, meine Schätze! Bin wieder da!“
Doch Hanno erhielt keine Antwort.
„Hallo?“
Nichts. Kein Ton. Hanno wunderte sich. Wo waren die denn alle? Suchend wanderte sein Blick den Flur entlang. Alle Türen geschlossen? Ungewöhnlich!
„Meine Allerliebsten? Ist euch was passiert?“
Hanno wurde nervös. Die Zwillinge?
„Hallo!“, die Spielsachen in seinen Händen begannen zu vibrieren.
Noch immer nichts, dann entdeckte er einen Zettel auf dem Boden. Hanno ging hin und bückte sich.
„Was zum Teufel?“
Die Haut seines Gesichtes wurde blass und die Spielsachen fielen aus seinen Händen. Der Atem beschleunigte sich.
Hannos manische Phase war vorüber.
Denn das was da vor ihm lag, war die Zeichnung von Leon. Er nahm sie hoch, seine Finger schlossen sich krampfartig um das Papier.
"Die Zeichnung!", stammelte Hanno. Sie sah nun völlig anders aus.
„Susie! Mari?“
Hanno sprang auf, das Blatt fiel auf den Boden.
„Mari!“, brüllte er, während er noch einmal verzweifelt auf den Zettel starrte. Auf das blutrote Kind - auf Mari. Auf seine durchgeschnittene Kehle. Die anderen drei lächelten noch immer ...
„Nein!“
Das Glück, es war …
Es war gestorben. Für immer weg. Er wusste es in dem Moment, als er sechs krakelige Buchstaben unter der Zeichnung entdeckte.
LEONNI.
Unter diesem Horrorbild.
Hanno rang nach Atemluft. Aber, dachte er. Aber, vielleicht war es nur ein Scherz, oder eine bösartige Drohung?
Ja, denn sowas konnte nicht sein! Das konnte kein vierzehn Monate altes Kind zu Stande gebracht haben. Sowas nicht. Seine Augen hefteten sich nochmal auf jedes Detail der Zeichnung. Sezierten jeden Millimeter.
„Wie sollte das denn gehen? Das können sie gar nicht! Das können sie gar nicht!“
Hanno stand auf. Das konnten sie nicht! Langsam ging er den Flur entlang und näherte sich der Wohnzimmertüre.
„Nein! Ein Scherz! Nur ein Scherz!“
Seine Hand drückte die Klinke nach unten. Der Verstand war bereit zu verenden.
„Wie denn?“
Hanno öffnete die Türe.
„Hallo Papa!“, sagten die Zwillinge im Duett.
Hanno erschrack. Er sah zu Susie. Sie strahlte ihn an. Ihr Gesicht war blutüberströmt. Hannos Knie gaben nach. ER spürte einen kalten Dorn in seinem Herzen.
Leon begann lauthals zu lachen.
„Papa?“, Leonni zeigte auf das rote etwas vor ihr auf dem Boden.
Sein Verstand erbrach sich. Mit letzter Kraft starrte er auf das, was die Zwillinge und (SUSIE!) von ihr übrig gelassen hatten. Dann erst hörte er ein Schluchzen. Er sah auf.
„Susie!“, hauchte ein letzter Teil in ihm. Der Rest seiner Seele. Sie sah ihm tief in die Augen. Ihr Mund zeichnete ein zaghaftes Lächeln in ihr Gesicht.
„Heul, Heul! Hanno – hahaha ...“
„Susie! Was – oh mein Gott! Susie?“, winselte Hanno.
„Papa?“, Leonni trat auf ihn zu.
„Wieso?!“
Susie zuckte mit den Achseln und nahm Leons Hand.
„Weil ich meine Kinder liebe!“
„Auch Mari war dein Kind!“, brüllte er sie an.
„Nein, Mari war dein Kind, Hanno! Nur deins ...“
Hanno schrie. Dann fasste ihm Leonni auf die Schulter.
Ihre blauen Augen strahlten.
„Papa?“, sagte sie mit engelhafter Stimme.
„Papa? Wird schlafen gehen?“
Leonni lächelte, als sie ihm das Messer entgegenstreckte. Einige Augenblicke war es still. Leonni wartete geduldig.
„Los doch! Tu es! Verpiss dich endlich aus unserem Leben!“, sagte Susie.
„Aber …!“, Hanno resignierte.
„Damit kommst du sowieso nicht klar, du Pfeife.“
Hanno stimmte ihr im Gedanken zu. Ja, damit würde er nicht klar kommen.
„Na los! Leonni wird nicht ewig warten!“
„Ja, Mama Recht haben.“, Leonni lächelte fröhlich.
Dann traf Hanno die einzige noch vertretbare Entscheidung.
„Ja!“, sagte Hanno: „Papa wird schlafen gehen!“
Zittrige Finger schlossen sich um die Klinge.
„Papa? Jetzt Leonni Papa lieb!“
„Ich weiß, mein Schatz! Ich weiß!“
Ein letztes Mal blickte er in Susies blaue Augen. Dann drückte er sich die Klinge in den Bauch. Alles wurde warm.
„Aja! Die Zeichnung ist von mir!“
Aus Hannos Mund schoß Blut.
„Das wär ja was? Wenn das die Kinder gemacht hätten ...“ , sagte sie.
Ein archaisches Gurgeln war das letzte Kommentar, zu dem er gerade noch fähig war ...

 
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Hallo Mirkoo

Du hast eine gute Idee gehabt, in Gedanken sind deine Figuren zum Leben erwacht, doch ist Dir die Umsetzung leider nicht gelungen. Habe sie bis zum dritten Absatzt gelesen, dann ab da nur überflogen. Einige Szenen kannst Du getrost streichen, weil sie nichts Neues verraten, einige haben mich verwirrt. Deine Geschichte leidet unter ein paar Logikfehler. Finden musst Du sie selbst. Der Schreibstil ist flüssig lesbar, doch Du kannst ihn noch ausbauen. Außerdem erzeugst Du keine Atmosphäre in deinem Text, der mich als Leser in den Bann zieht und nicht mehr loslässt.

Logikfehler.
Und aus ihrem Mund roch es nach Adrenalin.
Wie kann es aus dem Mund nach Adrenalin riechen ?

Er spürte Susis weichen Finger an seiner Hose.
Wie kann man durch die Hose oder Jacke den Weichheitsgrad eines Fingers bestimmen ?

Nur ein Tipp.
Versuche mal mit einer Szene, deinen Protagonisten in eine lebensbedrohliche und ausweglose Situation zu bringen. Du kannst es Dir einfach machen, indem Du dem Mut und der Angst, den natürlichen Gefühlen, jeweils eine Stimme gibst. (Innerer Konflikt). Stell es Dir vor, wie ein Engel und Teufel auf den Schultern eines Menschen.

Ich wünsche Dir viel Spass beim Schreiben.

Gruß
Life4Back

 

Hi Life4Back!

Zunächst "Herzlichen Dank" fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, dass dir die Idee gefällt.
Schade, dass die Umsetzung nicht so dein Fall war. Ich hoffe, dass es bei anderen Lesern nicht so sein wird, bzw. dass dies Geschmackssache ist.
Atmospäre und Spannung - ich werde wohl noch einige Kritiken abwarten, bevor ich mich ans Überarbeiten mache.
Zum Text: Die "Urfassung" war doppelt so lange. Eigentlich war es mein Plan einen Roman daraus zu machen. Hierfür fehlen mir aber noch die nötigen Fertigkeiten. Leider.

Ja, diese Idee ist schon lange mein Baby. Es war sehr schwer einen so langen Zeitraum in eine Kurzgeschichte reinzupacken, ohne dass die Spannung verloren geht. Ein paar Freunde, die die Geschichte gelesen haben waren teilweise sehr begeistert davon. Logikfehler hat niemand entdecken können. Denn das war meine Bitte - dass sie darauf achten sollten. Ich habe keine Ahnung welche Fehler du meinen könntest und wäre dir sehr dankbar, wenn du mir diesbezüglich einen kleinen Tipp geben könntest.

So, jetzt warte ich mal ab, was noch so dazu gesagt wird. Bin schon etwas nervös.
PS: Jeder Absatz hält Informationen bereit, die meiner Meinug nach für die Geschichte wichtig sind und natürlich geht es mir auch um eine entsprechende Charakterisierung des Hauptprotagonisten.
Da ich in der Vergangenheit immer viel zu viel in meine Geschichten reingepackt habe, war ich natürlich sehr gespannt, ob dieser entschlackte Schreibstil besser ankommt. Ich habe mich wirklich bemüht nicht zu viel zu verarbeiten. Aber mit den vorhandenen Informationen müsste sich der geneigte Leser alles zusammenreimen können.

Tja, hoffe wir "lesen" uns bald wieder.

LG

 

Hallo Mirkoo

Als ich den Titel las, dachte ich einen Moment, er zeige eine entwicklungspsychologische Neuentdeckung an, phänomenal, in dieser Rubrik! - Die Geschichte war mir dann nur unglaublich, zwar flüssig geschrieben, für mein Empfinden aber doch allzu abstrus, kaum spannend und langatmig. Schockiert hat sie mich nicht, vom Inhalt her aber auch nicht sonderlich unterhalten. Kinder mussten schon öfters für Horrorsplatter herhalten, doch gewinnend fand ich daran noch kaum etwas. Zwischendrin überlegte ich mir, mit lesen abzubrechen. Ich tat es nicht, da ich mir eines Vorurteils bewusst war und doch wissen wollte, ob es sich in dieser Geschichte brechen könnte. Es tat es nicht, da die Szenen mir zu unglaubwürdig aufgezogen, die Ereignisse nicht subtil tiefgehend und mit geringer Abweichung zur Realität erzählt sind. Dies wäre mir ansonsten unter die Haut gefahren.

Ein paar Stellen habe ich kopiert, da sie mir den Lesefluss behinderten:

Leon hat gesagt. >Mami – ich hab dich lieb<!“
Da geht es ja wirklich phänomenal zu, ein Baby von ein paar Monaten, das nicht nur Laute plappert, sondern klare, ganze Sätze spricht. :D

Und aus ihrem Mund roch es nach Adrenalin.
Wie schmeckt denn deines Erachtens körpereigenes Adrenalin? Oder ist der gleichnamige Energydrink gemeint?

„Was – ja!“, antwortete Hanne.

Ich fragte mich, was kommt denn da für eine Henne ins Spiel, nach Hanno nun Hanne?

Hanne klopfte an die Türe von Britany.
Und wieder taucht sie auf, wie ein mir als Leser nicht definierter Geist.

Plankes Entsetzen.

Schlagartig dachte ich mit blankem Entsetzen an Plankton.

„Herr Smoley, als Mann, der die Firma nach außen hin vertritt, sind sie untragbar geworden. Wissen Sie, die Hälfte Ihrer Klienten hat schon das Weite gesucht!“

… Sie …

Es war Liebe auf dem ersten Blick.
… den ..

Soweit mein Eindruck als Leser. :)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Mirkoo

Für mich funktioniert der Text leider auch nicht. Ich hab ihn gestern schon gelesen, aber auch abgebrochen. Ich habe den Eindruck, du möchtest wirklich was lernen, deshalb versuch ich mal aufzuzeigen, was mich dazu gebracht hat, den Text (im ersten Anlauf) nicht zu Ende zu lesen.

Susie war sehr aufgeregt. Hanno hatte noch nicht einmal seinen Mantel ausgezogen, stürmte sie ihm aus dem Wohnzimmer entgegen.

Kein sehr glücklicher Einstieg. Du versucht zwar, direkt ins Geschehen einzusteigen, aber "sehr aufgeregt" - klingt nicht so prickelnd. Dann hast du auch eine grammatikalische Ungenauigkeit gleich im zweiten Satz - da fehlt nach dem Komma ein "da", so wie es dasteht, klingt es im besten Fall schräg, ist mMn aber falsch. Diese Ungenauigkeiten ziehen sich übrigens durch den gesamten Text - du musst unbedingt genauer arbeiten, wenn du Leser gewinnen willst, da sind unzählige vermeidbare Fehler in dem Text. Damit machst du dir die beste Geschichte kaputt, das Lesen muss flutschen, da darf man nicht an jedem zweiten Satz hängen bleiben.

„Leon hat … ! Leon hat gesagt. >Mami – ich hab dich lieb<!“

Hier geht es schon weiter. Also, du kannst dir merken, vor Ausrufezeichen, Punkte, Kommas, Doppelpunkte und Strichpunkte kommt nie ein Leerzeichen. Das Leerzeichen vor den drei Punkten ist ok. Dann ist "Leon hat gesagt" kein Satz. Wenn die direkte Rede danach folgt, muss da ein Doppelpunkt hin. Und die Anführungszeichen innerhalb der direkten Rede, nimm doch lieber diese hier: '
Du verwendest die Grösser-/Kleinerzeichen, die wären dann passend, wenn du die Klammern verwenden würdest: »« aber dann wären die "einfachen" Klammern diese hier: ›‹ und nicht diese hier: >< - du siehst den Unterschied. Dann kommt das Satzzeichen (Ausrufezeichen) innerhalb die direkte Rede. Also eigentlich müsste dieser Satz so dastehen:

"Leon hat ...! Leon hat gesagt: 'Mami - ich hab dich lieb!'"

Seine Finger schlossen sich fest um den letzten zu öffnenden Knopf seiner Jacke.

Auch der Satz klingt einfach umständlich. "den letzten zu öffnenden Knopf" - findest du nicht, dass das komisch klingt? Nicht wie etwas, das einen in die Geschichte zieht, oder? Warum nicht einfach: "Seine Finger schlossen sich um den letzten Knopf seiner Jacke" oder so. Versuche, prägnanter, genauer zu werden, es klingt vielleicht doof, aber versuch, weniger Wörter zu brauchen für das, was du sagen willst. Knapper ist fast immer besser, das gilt vor allem für Leute die noch nicht so viel Erfahrung haben.

Bevor Hanno noch wusste, wie ihm gerade geschehen war, warf sie sich ihm an den Hals.

Ich will wirklich nicht unnötig gemein zur Geschichte sein, und ich pick nicht jeden Satz raus, um dir eins reinzudrücken, aber schau mal hier: dieses "nicht wusste, wie ihm geschah" - das ist schon eine abgegriffene Phrase, und du verwendest sie nicht korrekt, es müsste eben heissen: "Bevor Hanno wusste, wie ihm geschah" - keine Notwendigkeit für das "noch", keine Notwendigkeit fürs Plusquamperfekt.

„Komm, lass es uns tun!“, sagte sie:“Hier, auf dem Teppich!“

Hm, die prüde Ehefrau verhält sich wie in einem Porno? Das macht die Figur nicht gerade glaubwürdiger, auch wenn das mit dem Sex-Entzug erst später erwähnt wird, aber letzen Endes muss ja das Gesamtbild einer Figur passen.

Erzähltechnisch finde ich es keine gute Idee, die Bordell-Szene anzuschliessen. Ich hab nicht erkannt, warum die für die Geschichte eine Rolle spielt. Braucht es die überhaupt? Nach dem ersten Absatz war mir nicht klar, was eigentlich das Problem für den Erzähler ist. Du musst da früher drauf eingehen, dass sich die Kinder seiner Meinung nach unheimlich verhalten, das geht aus dem ersten Absatz für sich genommen überhaupt nicht hervor. Und im zweiten Absatz dann das Bordell, das geht in eine ganz andere Richtung, als du erzählen willst. So eine Szene kann man schon mal zwischenschieben, aber dann muss die Geschichte schon etabliert sein. Wenn du es in der Reihenfolge aufziehst, fragt sich ein Grossteil der Leser, worum es überhaupt geht, und hat schon zwei Absätze gelesen.

Leonni

Leonie / Leoni meinst du? Oder gibt es diese Schreibweise auch?

Trotzdem aber, war sie die Listigere, wenn man diese Eigenschaft überhaupt einem knapp sieben Monate altem Säugling, zusprechen konnte.

Unbedingt Kommaregeln nochmal anschauen.

"Trotzdem war sie die Listigere, wenn man diese Eigenschaft überhaupt einem knapp sieben Monate alten Säugling zusprechen konnte."

„Wie schaffst du das nur? Listiges kleines, hinterhältiges Mistvieh.“

Das Problem an dem Text, ich verstehe nicht, was der gegen seine Kinder hat. Ehrlich, mir ist das nicht klar geworden, warum redet der so mit seiner Tochter? Du musst den Leser da mehr an die Hand nehmen und zum Thema führen, in deinem Kopf mag das alles klar sein, aber da stehen nur so Fragmente - irgendwas mit listig, mit aufgeweckt, das finde ich bei einem Säugling erstmal positive Eigenschaften, über die man sich doch freut als Eltern (kennst du frischgebackene Eltern? Hör mal, wie die über ihre Kinder reden, die loben alles, was die tun, in den Himmel).

Hanno dachte keinen Moment daran, dass man sowas als Vater besser nicht für seine Kinder empfinden sollte. Vor allem jetzt, da weiterer Nachwuchs im Anmarsch war. Denn das da, befand er. Das waren keine gewöhnlichen Kinder.

Das geht so leider auch nicht. Wie gesagt, genauer arbeiten. Der erste Satz, aus wessen Sicht ist der geschrieben? Das kann ja nicht die von Hanno sein, wenn da steht, dass er keinen Moment an etwas dachte. Gleich danach schwankst du aber direkt wieder zu Hannos Perspektive.

Als Resultat entfremdete er sich zusehens.

zusehends

Öffnete vorsichtigt die Wohnzimmertüre und trat raus in den Flur.

vorsichtig

Hanno sah argwöhnisch wie Leon den fünfzigsten Bauklotz übereinander schlichtetet.

schichtete

Mari. Dieser Name gefiel ihm.

Also für die Namen hast du schon exotische Schreibweisen gewählt. Warum nicht Marie?

Also Mirkoo - was mich wirklich gestört hat an dem Text, die ganzen Ungenauigkeiten. Schreibfehler, Kommafehler, formale Fehler (Leerzeichen vor Kommas etc.). Du siehst auch, ich hab mich fast nur damit auseinandergesetzt. Die solltest du unbedingt korrigieren, als allererstes.

Vom Stil her, versuche Füllwörter zu vermeiden. Jag deinen Text mal hier durch zum Beispiel: https://www.schreiblabor.com/textlabor/filler/ Da bekommst du mal ein Gefühl, wie unnötig aufgebläht der Text ist.

Vom Erzählerischen her, versuche dich von Anfang an mehr auf die Beziehung Vater - Zwillinge zu konzentrieren. Lass die Prostituierte weg. Beschreibe die Szenen genauer, die den Vater misstrauisch werden lassen gegenüber den Zwillingen, das wird so noch nicht klar. Früh sprechen und laufen ist nicht wirklich unheimlich, und dann drehst du mit dem Mord an der Katze gleich voll auf. Versuche das, etwas moderater zu steigern.

Was mir an dem Text gefällt, und das könntest du auch beibehalten: man kann ihn auch so verstehen, dass der Vater sich alles nur einbildet und sich in einen Wahn steigert. Das finde ich dann auch spannend an dem Thema, sonst folgt der Text ja stark den Genre-Regeln. Also den Leser im Ungewissen lassen, ob der Vater wahnsinnig wird oder die Kinder wirklich Monster sind, das wäre so ein Aspekt, an dem ich den Text aufziehen würde, weil in vielen Variationen dieses Themas die Kinder die Bösen sind.

Ich hoffe, du lässt den Kopf nicht hängen - einfach weiter dranbleiben. Viel Lesen, das ist das Wichtigste, auch mal "analytisch" lesen, das heisst, wenn dir ein Text gut gefällt, dann versuch herauszufinden, warum dir der Text gut gefällt. Was hat der Autor gemacht, um dich zu begeistern? Vieles davon ist Technik, das kann man abschauen und lernen, auch wenn der Weg dahin anstrengend ist. Aber wer hat gesagt, dass Schreiben ein Vergnügen ist ;)?

Viel Erfolg weiterhin,
Schwups

 

Hi Anakreon!

Danke auch für deine "Stellungnahme".
Habe deine entdeckten Fehler gleich beseitigt.
Zu deinem Eindruck: Abstrus - aber genau das ist ja der Kern meiner Geschichte. Diese bizarren Kinder. Genau darauf sollte die (leider scheinbar nicht vorhandene) Spannung aufbauen. Das sie eben wahnsinnig weit sind, in ihrer Entwicklung. Und dabei wollte ich dem Leser noch etwas Freiraum lassen - für eigene Interpretationen. Weil mir ja immer der Vorwurf gemacht wurde, ich würde alles zu sehr "zerpflücken".
Dazu noch die eher nüchterne Wiedergabe der Realität als Kontrast - die Aussagen von Leonni, die ich auf das Niveau einer 2-3jährigen gehoben habe. Das mit der Zeitung - die Schockmomente. Das Implizieren einer positiven Stimmung (wo er Mari sieht), wonach alles umschlägt, um dann komplett ins Schwarz einzutauchen. Vor allem auch das mit der Kinderzeichnung. Ist dieser Teil nicht spannend und schrecklich? Wie er ihre Unterschrift sieht - die Unterschrift eines 14 Monate alten Kindes. (ich weiß, dass das sehr schräg ist!) Unter der Zeichnung, die Hanno darauf vorbereitet, was er gleich sehen wird. Vielleicht auch unglaubwürdig; Aber sind ja eigentlich beinahe alle Geschichten dieses Genres - wenn man es genau nimmt.
Beim Fesseln von Susie zum Beispiel. Das stellt es Hanno ja sogar selbst in Frage, was er das auf der Zeichnung sieht. Das ist dir hoffentlich nicht entgangen. Ich habe es nur nicht direkt ausgesprochen - nur angedeutet. Also nicht im Sinne von: >Hanne sieht ein Bildnis von seiner Frau, sie ist gefesselt.<
Und wie haben sie das gemacht? Da ist dann die Leserschaft gefordert. Z.B: sie ist eingeschlafen und dann - irgendwie. Das war mein Plan - Scheinbar ein Fehlschlag. Aber durch ernstgemeinte Kritik lernt man am meisten. Auch, wenn ich manchmal schon Angst davor habe, eine Geschichte hier reinzustellen. Es ist dann eher so wie in der Schule: Das Negative wird zumeist in den Vordergrund gestellt. Aber du bist ja auch nicht mein Motivationstrainer :) hehe ...
Du hast es eh, relativ "gefühlvoll" rübergebracht. Merci!
Ich denke ja, dass es immer schwieriger wird, etwas wirklich Innovatives zu schreiben. (Fast) alles hat es schon mal gegeben. Und dieses "fast" muss man erst mal finden, damit man wirklich genial sein kann. Mir ist das scheinbar nicht gelungen. Schnief ...
Aber ich bin froh, dass du schreibst, dass ich einen flüssigen Schreibstil habe.
Das ist ja schon einmal eine wesentliche Verbesserung - aus meiner Sicht.
Was ich aus dem Plot dramaturgisch noch rausholen kann - weiß ich nicht. Das seltsame ist nämlich, dass dies die erste meiner Geschichten ist, die ich selbst "cool" finde. Naja, Eignenlob stinkt ja bekanntlich. Deshalb sag ich dahingehend nun lieber nichts mehr. Aber: Vielleicht könntest du ja, was die fehlende Spannung anbelangt, noch etwas konkreter werden. Wäre dir sehr dankbar.
Aja: Ich dachte mir, nachdem ich ca. 10 Seiten rausgestrichen habe, dass diese Geschichte alles sein kann, jedoch keinesfalls langatmig. Ja: Ich hab es trotzdem geschafft! ;)

Anakreon: Danke für alles! Natürlich hoffe ich noch immer, dass sich jemand findet, der die Geschichte so mag wie sie ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich denke ja, dass es immer schwieriger wird, etwas wirklich Innovatives zu schreiben. (Fast) alles hat es schon mal gegeben. Und dieses "fast" muss man erst mal finden, damit man wirklich genial sein kann. Mir ist das scheinbar nicht gelungen. Schnief ...

Ich glaube, man darf sich als Autor gar nicht immer damit quälen, die eine Idee zu finden, die noch keiner jemals gehabt hat. Es geht auch nicht darum, super genial zu sein und Einfälle zu haben, auf die niemand sonst kommen würde.

Im Zentrum steht doch, dass du eine Geschichte erzählen willst. Du willst den Leser - zumindest für eine Weile - aus seiner Realität in deine Fiktion holen, also überlege dir, welche Aspekte in einem Text bringen einen Leser dazu, weiterzulesen? Gerade in einem solchen Text ist es wichtig, das Augenmerk auf die Charaktere zu legen, und zwar die, mit denen deine Leser mitfiebern sollen, also in diesem Fall der Vater. Wie bringst du ihn dem Leser näher? Also erstmal nicht fragen: wie mache ich die Kinder unheimlicher, sondern: wie muss ich den Vater beschreiben, damit der Leser einen Zugang zu dieser Figur bekommt und am Ende sagt, Mensch, so hätte ich das auch gemacht in dem Moment. Wenn du den Leser so weit hast, ist das schon die halbe Miete, denn dann fiebert er mit, und dann entsteht genau das, was du willst: Spannung.

Das ist auch nicht einfach, aber ich glaube, du profitierst mehr davon, wenn du dein Augenmerk auf solche Aspekte legst als wenn du zwanghaft versuchst, dir was völlig Neues auszudenken.

 

Hallo Mirkoo,

die Idee kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann nicht sagen, woher.

Im Kern gefällt mir die Geschichte.

Du hast ja geschrieben, dass Du schon kräftig gekürzt hast.
Ich denke, Du könntest noch weiter kürzen. Diese ganze Britnay-Sache würde ich raus nehmen- sie macht Hanno unsympathisch. Ich kann keinen notwendigen Zusammenhang erkennen.

Überhaupt bleibt Hanno als Protagonist ziemlich blass. Man hat kein Mitleid mit ihm, fühlt nicht den Horror, der sich anbahnt, weil seine Gefühle nicht klar beschrieben sind, bzw. in seinem Gejammer um sein ungelebtes eheliches Recht untergehen.


Der dringend benötigte und so „wundervolle“ Sex lag jetzt schon wieder gut vier Wochen hinter ihm.

jammer..., und das geht jetzt ewig so weiter...
Wozu?


Fand ich schwierig:

Leonni war ein Mutant. Die Tochter Satans. Und Leon. Der Antichrist?

Antichrist?
Das ist mir ein bisschen zu dick. Und was hat Leon getan, um seinen Vater auf diese Idee zu bringen.


Oder hab ich die ganze Geschichte falsch verstanden?

Ist der arme Hanno aus sexueller Frustration und Eifersucht auf die symbiotische Beziehung zwischen seiner Frau und seinen Kindern wahnsinnig geworden, sodass er seine Kinder mit dem Teufel identifiziert, seine Katze umbringt und am Ende sogar seine Tochter?

Ne, oder?


Bin verwirrt

Karakum

 

Hallo Mirkoo,

die Story hinter deiner Geschichte gefällt mir; mich erinnern mordende Kleinstkinder immer an "Friedhof der Kuscheltiere" und das ist und bleibt eins meiner Lieblingsbücher.

Wie den anderen ist mir aber auch aufgefallen, dass du viele Fehler im Text hast und das macht das Lesen mühsam. Ohne die gute Story im Hintergrund hätte ich vermutlich nicht bis zum Ende gelesen...

Bei Kapitel 2 frage ich mich, warum du diese Episode eingebaut hast. Du bringst damit die Story nicht wirklich weiter. Und wie Karakum schon geschrieben hat, Hanno wird dadurch unsympathisch. Ich leide nicht gerne mit unsympathischen Zeitgenossen.

Dann in Kapitel 3 der Satz "Leonni schürtze die Arme an den Hüften" - häh? Was macht sie? Gibt es das überhaupt? Das ist so eine Stelle, an der ich förmlich hängengeblieben bin. Das kann ich mir nicht vorstellen. Da stoppt das "Kopfkino". Verstehst du was ich meine?

In Kapitel 7 hast du zu viele Wortwiederholungen. Glück, glücklich, es war alles so schön, es war schön... Das ist zu eintönig und dann zweimal kurz hintereinander: "nicht einmal die Zwillinge". Also ich weiß nicht, wie es den anderen Lesern geht, aber spätestens da war mir klar, dass Mari die Story nicht überleben wird.

Die Namen der Figuren finde ich ungewöhnlich, auch darüber bin ich immer wieder "gestolpert" und aus dem Lesefluss gekommen. Mit "gewöhnlicheren" Namen kann ich mich persönlich besser identifizieren.

Überrascht hat mich am Ende, dass der Protagonist quasi den Freitod wählt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte eher auf einen Showdown zwischen den Zwillingen und Hanno getippt.

Alles in allem eine Geschichte mit Potenzial, wenn auch mit Stolperfallen beim Lesen.

Viele Grüße
Toirol

 

Hallo Mirkoo

Aber: Vielleicht könntest du ja, was die fehlende Spannung anbelangt, noch etwas konkreter werden. Wäre dir sehr dankbar.

Was der Spannung meist Abbruch tut, ist, wenn eine Geschichte in weiten Teilen voraussehbar wird. Es beginnt mit dem Titel, der einen Reiz ausüben muss, welcher den Leser neugierig macht, ohne aber das Wesentliche vorabzunehmen. Mit einem gelungenen „Einstiegssatz“ kann der Autor diesen Reiz verstärken, das Interesse des Lesers in den Stoff einzutauchen festbinden. Beginnt man beispielsweise mit einer Szene, in der der Protagonist in irgendwelcher Form aus der Normalität geworfen wird, er zu einer ungewohnten Handlung gezwungen ist, hat man ein starkes Moment, auf dem man aufbauen kann.
Im Handlungsverlauf kommt es dann darauf an, den Konflikt spielen zu lassen, ohne sich zu verlieren. Redundante Dinge, die wohl fast jedem Autor im ersten Entwurf unterlaufen, sollten bei den verschiedenen Korrekturlesungen des Manuskripts eliminiert werden. Hierbei ist nicht die Quantität was man löscht massgeblich, sondern die Qualität dessen, was bestehen bleibt.
Der Ausgang einer Geschichte ist dann der letzte Höhepunkt. Lässt diese noch eine überraschende Wende zu, so bleibt es dem Leser eher nachhaltig im Gedächtnis, er wird gerne wieder zu Geschichten dieses Autors greifen.

In Deiner Geschichte sind es solche Elemente, die verbesserungsfähig sind, um den Spannungsbogen zu steuern und zu straffen. Ich denke, mitunter ein Grund, warum dies für mein Empfinden nicht zum Tragen kam, war, dass Du die Geschichte eigentlich für einen Roman plantest. Bei einer Kurzgeschichte muss man, wenn man zu schreiben beginnt, sich der Begrenzung bewusst sein. Ausschweifendes erzählen ist hier nicht gefragt. Jeder Satz ist unter diesem Fokus abzuwägen, seine Bedeutung für den Inhalt will überlegt sein. Was im Roman weitschweifiger untermalt werden kann, muss hier mit knapper Präzision eingefügt werden, dem Leser soweit tragbar auch Lücken für eigene Bildvorstellungen lassen. Dennoch kann es in Details wichtig werden, dass man nicht einfach mit groben Umschreibungen darüber hinwegfährt.

Ein Stück Fell der Katze klebte auf Leonnis ansonsten kahlen Kopf! Leon stand ein paar Schritte vor seiner Schwester und drückte an Muckis Augäpfeln herum.
„Papa?“, fragte Leonni.
„Papa! Katzevieh nicht mehr >Pfch<! Leonni hat kaputt gemacht!“
Sein Verstand hatte sich gerade verschluckt - Hanno verlor das Bewusstsein.

Dieses scheussliche Moment, das in Deiner Geschichte eine zentrale Rolle einnimmt, wird hier im Prinzip in den zwei ersten Sätzen abgehandelt. Hier wäre die Möglichkeit, wenn es schon Splatter sein will, es mehr auszukosten, ohne direkt gewaltverherrlichend aufzuscheinen.

Ich habe mir mal das 4. Kapitel willkürlich vorgenommen, mich gefragt, wie es in der gesamten Geschichte wirkt. Hier wird in der ersten Hälfte vor allem seine Situation mit einer Erzählstimme beleuchtet, obwohl es genügt, wenn der Leser es aus seiner Befindlichkeit spürt. Solches erzeugt Langatmigkeit. Es muss mehr aus der aktiven Handlung kommen, die in Teilen durch eine Erzählstimme noch erläutert wird.

Schwups hat Dir in seinen beiden Kommentaren mit einer präzisen Analyse bereits aufgezeigt, worin sich generell Schwächen zeigen. Sein Hinweis, dass der Protagonist dies zunehmend wahnhaft Erleben könnte, ist m. E. ein Dreh, der die Geschichte in ihrer Aussagekraft vertiefte, dem ganzen Plot eine sinnbesetzte Bedeutung und Spannung gäbe. Seine sprachlichen Hinweise solltest du unbedingt auch aufnehmen, mit deren Umsetzung lässt sich da einiges lenken, das Leser goutieren.

Spannung zu erzeugen ist nicht einfach lehrbuchhaft umsetzbar, es braucht Übung. Ein vermehrtes Hinterfragen seiner Arbeit selbst, wie ein Text beim Leser ankommt, ist bei realistischer Sicht meist zweifelbehaftet. Natürlich darf man von seiner Arbeit überzeugt sein, sollte auch, aber mit einem Körnchen von Unsicherheit bleibt man selbstkritischer und freut sich umso mehr, wenn es eine gute Aufnahme findet.

Ich hoffe, diese Ausführungen helfen Dir noch ein Stück weiter zu verstehen, warum mir die Spannung nicht aufkommen wollte.

Lass Dich nicht entmutigen. Solche Erfahrungen machen alle, die mit Schreiben begonnen haben. An dem vorliegenden Stück hättest Du aber eine gute Übung, um mehr herauszuholen. Und in diesem Forum bietet sich die Gelegenheit, es zu überarbeiten und es auf mehr Zuspruch zu testen.

Also ich wünsche Dir weiterhin viel Freude beim Lesen Kommentieren und Schreiben. :)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hi!
So, jetzt habe ich nochmal ordentlich nachgebessert.

@Anakreon:

Danke für dein Hilfestellung: Habe einige (fast alle) deiner Tipps reingebracht. Was das mit der Spannung angeht. Auch das Ende der Geschichte hält eine neue Überraschung bereit. Bin gespannt, was du dazu sagen wirst.
LG

@Toirol

Freut mich, dass dir die Idee hinter der Geschichte gefällt. Habe jetzt einiges geändert. Vielleicht gefällt dir jetzt ja auch die Geschichte.

LG

@Schwups

Und dir auch noch mal recht herzlichen Dank. Du hast mir ja auch so einige Tipps geben können. Habe versucht, so viel wie möglich in die Geschichte reinzunehmen. Vieles habe ich weggelassen und doch ist einiges dazu gekommen. Vor allem wegen des Versuchs der Charakteriesierung meines Hauptprotagonisten. Denke, dass man jetzt mehr Bezug zu ihm aufbauen kann. Habe auch versucht, aus dem Ende noch was rauszuholen. Auch habe ich mich bemüht, ein wenig subtiler zu sein.
Nur leider kann ich selbst überhaupt nicht einschätzen, ob es jetzt wirklich halbwegs gut geworden ist. Selbst bin ich immer sowas von blind für meine Texte. Bei anderen sehe ich es sofort - ist wie ein Fluch.
Aber cool von dir, dass du mir so geholfen hast. Nur stellt sich die Frage, ob das was gebracht hat. Sehe selbst ...

LG

@Karakum

Auch dir, herzlichen Dank für deinen Beitrag. Habe gekürzt. Zunächst. Dann ist wieder etwas mehr geworden. Ging aber nicht anders. Hoffe, dass die Geschichte dadurch nicht an anderer Stelle zu langatmig geworden ist. Viel Spaß, falls du die Geschichte nochmals liest.


@AN alle!

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals aufrichtig bedanken. Nur durch solch ernstgemeinte und umfassende Kritik kann man etwas lernen. Das ist vorbildlich. Habe schon ein paar Jahre auf einer anderen Plattform herumgegurkt. Aber nicht viel gelernt dabei. Kaum Kommentare erhalten. Ihr seid Spitze!

DANKE

LG, Markus

 

Hallo Mirkoo,

leider haben mir die Änderungen in Deiner Geschichte überhaupt gar nicht gefallen.

Hanno ist jetzt nicht nur unsympatisch, er ist ein echtes Arschlosch.

Er säuft, rülpst rum und beschimpft seine Frau.

„Damit der Trampel endlich kapiert, was los ist!“

So redet er von der Mutter seiner Kinder. Und lässt sich trotzdem von ihr verführen.
Soll er doch kriegen, was er verdient!

Immerhin ist jetzt klar, dass er verückt ist. Besser gesagt krank.

Hanno lächelte und bemerkte gar nicht wie schizophren das alles eigentlich war. Sein Verhältnis zur Familie. Und tief in ihm drinnen, brodelte die Furcht. Gärte die Vergangenheit.

Trotzdem kann ich kein Mitleid mit ihm haben. Er ist ein Ekel.


Und jetzt ist Susie auch noch verrückt!

Er sah zu Susie. Sie strahlte ihn an. Ihr Gesicht war blutüberströmt.

Für mich kommt da kein richtiger Horror auf, die Monster bringen sich nur gegenseitig um.
Es gibt keine richtigen Opfer. Außer Mari natürlich. Aber sie hat zu wenig Präsenz, um als Opfer wirklich wahrgenommen zu werden.


Du hast Dir beim Überarbeiten viel Arbeit gemacht.
Da hattest einige Kommentatoren und viele Verbesserungsvorschläge.
Vielleicht bist du übers Ziel hinausgeschossen, weil Du zu viel davon einbauen wolltest.

Ich finds, wie gesagt, nicht gelungen.

Ich bin gespannt, wie jemand die Geschichte kommentiert, der die erste Fassung nicht gelesen hat.

Viel Spaß und viel Erfolg
Karakum

 

Hi Karakum!

Schade, dass dir die Geschichte jetzt weniger gefällt als vorher.
Aber ist Hanno wirklich so ein derbes Arschloch? Ich habe mir bemüht mir vorzustellen, wie man sich fühlt, wenn einem derartig viel Ungemach widerfährt. Er zeigt die gesamte Bandbreite an Empfindungen. Und sein Umgang mit Susie. Sie ist es doch, die ihn letztendlich dabei unterstützt, wahnsinnig zu werden.
Aber was braucht es jetzt noch in der Geschichte? Szenen, in denen Leonni auf Susie einredet, der Mutter sagt: Los doch, bringen wir Papa um, machen wir das Arschloch fertig?
Nun: Das wollte ich mir sparen. Hanno ist ja kein richtiges Arschloch. Nur ist er ziemlich angespannt und überfordert von der Gesamtsituation. Am Ende bricht der Vulkan schließlich aus. Bei allen. Nur Leonni ist so wie immer. Nein, eigentlich ist sie freundlich wie nie.

Und Mari? Ich habe mir überlegt, dass man als Leser gar nicht so viel über sie wissen muss. Sie ist süß, sie ist normal, Hanno liebt sie und zeigt dadurch seine Schokoladenseite. Man sieht hier aufblitzen, was für ein Kerl er wirklich sein könnte. Abseits dieses Wahnsinns.

Zum Ende: Ok, hier habe ich noch was nachgelegt. Ich fand es cool. Damit hat bestimmt keiner gerechnet. Dass mit Susie. Habe ich wahrscheinlich für diejenigen geschrieben, die die erste Version schon kennen.
Natürlich habe ich dafür ein Spannungsfeld zwischen den beiden aufbauen müssen. Hanno und Susie.

PS: Ich bin jetzt fast ein wenig traurig. ;)
Nein, keine Sorge! Danke für die ehrliche Kritik. Ändern werdde ich an der Geschichte ohnehin nicht mehr viel. Sonst werde ich nämlich wahnsinnig !!!

LG, Mirkoo

 

Hallo Mirkoo!

Es tut mir leid, ich wollte Dich weder traurig noch wahnsinnig machen.

Trotzdem möchte ich zu Deinem letzten Kommentar noch etwas sagen, wenn Du erlaubst.


sein Umgang mit Susie. Sie ist es doch, die ihn letztendlich dabei unterstützt, wahnsinnig zu werden.

Das kann ich aus der Geschichte wirklich nicht herauslesen.
Die Tatsache, dass sie sich ihm sexuell verweigert, als Begründung für sein schlechtes Benehmen, seine Depression und seinen Realitätsverlust zu nehmen, ist mir jetzt echt zu platt.

Was hat sie ihm sonst noch getan?
Erst nach dem Katzenmord fängt sie an , sich zu wehren, auch mal ein ein böses Wort zu verlieren.
Hat sie die Regional-Zeitung informiert? Das ist mir nicht klar.

wie man sich fühlt, wenn einem derartig viel Ungemach widerfährt

Was ist ihm denn tatsächlich widerfahren? Seine Kinder sind anstrengend und unheimlich. Das könnte ein Elternpaar auch zusammen schweißen.
Aber Susie idealisiert ihre Kinder und Hanno fühlt sich ausgeschlossen.

Das macht ihn so fertig, dass er sich zu einem Zeitpunkt, an dem die Kinder gerade fünf Monate alt sind, vom liebenden Gatten in ein Ekelpaket verwandelt hat?

Nee, das funktioniert nicht.


Das ist nur meine Meinung, Mirkoo. Du kannst sie auch in die Tonne haun, wenn Du willst.

Ändern werde ich an der Geschichte ohnehin nicht mehr viel.

Das finde ich völlig in Ordnung. Man muss nicht endlos herumdoktern. Dann raubt man sich die Kraft für etwas Neues.

Sonst werde ich nämlich wahnsinnig !!!

Bitte nicht!

Liebe Grüße
Karakum

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Karakum!

Ja, danke! Aber im Prinzip hast du leider auch nicht unrecht. Jetzt wo du das angesprochen hast - jetzt fällt es mir auch auf.
Nun: Ja, ich habe es getan. Ob Hanno nun sympathischer wirkt, alles plausibler wird.
Jetzt hört man halt auch Selbstzweifel heraus - er denkt jetzt selbst, dass er ein Arschloch ist.
Und das mit Susie habe ich noch etwas verfeinert.

Deine Meinung war somit nicht für die Tonne.

LG


ZUSATZ! 29.11.2013; 20:13

So, jetzt ist die Geschichte fertig! Ganz fertig! Lohnt sich auf jeden Fall nochmal drüberzulesen.
Habe rausgeholt, was mir möglich war. Gekürzt und gekürzt. Dazugeschrieben. Hat jetzt aber einen Sog, denke ich.
Bin gespannt, was ihr darüber zu sagen habt!

LG

 

Hi nochmal!

Aufgrund einer persönlichen Nachricht, habe ich stilistisch noch ein wenig nachgebessert. Am Inhalt hat sich dadurch allerdings kaum etwas verändert. Nur ist einiges vielleicht plausibler geworden - und eventuell, hat meine hoffentlich letzte Überarbeitung der Geschichte, auch den Spannungsbogen noch ein wenig angezogen.

Seht aber besser selbst. Falls es noch wen interessiert!

Schöne Zeit euch!

LG

 

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