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Die letzten Mönche

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09.03.2024
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Die letzten Mönche

### Tagebuch des Bruders Matthias

**1. Januar 1803**

Ein neues Jahr beginnet und mit ihm ein neues Capitel unsrer Geschichte. Der Winter ist bitterkalt, und der Wind pfeifet durch die Ritzen unsers alten Klosters. Doch wir finden Trost in unserm Glauben und den Gebeten, die uns Wärme und Stärke schenken. Heut habe ich eine Predigt von Pater Anselm vernommen, die mich besonders berühret hat. Er sprach von Hoffnung und der ewigen Liebe Gottes, die uns auch in finsteren Zeiten leitet.

**15. Februar 1803**

Die Gerüchte werden lauter. Es heißet, daß unser Kloster bald aufgehoben werden soll. Napoleon und seine Armeen haben viele Veränderungen gebracht, und die Säkularisation scheinet unausweichlich. Einige meiner Brüder sind besorgt, andere zornig. Ich jedoch finde Trost im Gebet. Unser Leben liegt in Gottes Hand, und ich vertraue darauf, daß er uns durch diese schwere Zeit führen wird.

**10. März 1803**

Heute erhielten wir die offizielle Mitteilung: Unser Kloster wird aufgehoben. Wir haben einen Monat, unsre Angelegenheiten zu regeln und das Kloster zu verlassen. Die Nachricht hat uns alle tief getroffet. Bruder Johannes konnte seine Thränen nicht zurückhalten, und auch ich fühlete eine große Leere in meinem Herzen. Was wird aus uns werden? Wohin sollen wir gehen? Doch inmitten dieser Unsicherheit finde ich Ruhe im Glauben.

**5. April 1803**

Die letzten Tage im Kloster sind gezählet. Wir packen unsre wenigen Habseligkeiten und bereiten uns darauf vor, das einzige Zuhause zu verlassen, das wir je gekannt haben. Heute war ein besonders schwerer Tag. Ich ging durch die stillen Gänge und gedachte der vielen Jahre, die ich hier verbracht habe. Jeder Stein, jede Ecke birgt Erinnerungen. Doch ich weiß, daß unsre Reise hier nicht endet. Gott hat einen Plan für uns, auch wenn wir ihn noch nicht erkennen können.

**20. April 1803**

Heute war unser letzter Tag im Kloster. Wir versammelten uns ein letztes Mal in der Capelle, um gemeinsam zu beten und Abschied zu nehmen. Pater Anselm sprach von Vertrauen und Muth, und seine Worte gaben uns Kraft. Als wir die Tore hinter uns schlossen, fühlete ich sowohl Trauer als auch eine seltsame Erleichterung. Ein Capitel ist zu Ende, doch ein neues beginnet. Wir werden unsern Weg finden, geführet von Gottes Hand.

**30. April 1803**

Es ist nun einige Tage her, daß wir das Kloster verlassen haben. Wir sind in einem kleinen Dorfe untergekommen, wo die Menschen uns freundlich aufgenommet haben. Das Leben hier ist einfach, aber erfüllet. Ich helfe auf den Feldern und finde Freude in der Arbeit und dem einfachen Leben. Die Gemeinschaft der Brüder bleibt stark, und wir stützen einander in dieser neuen Umgebung. Ich sehe nun klarer: Gott hat uns hierher geführet, um uns zu zeigen, daß sein Licht überall leuchtet, nicht nur innerhalb der Klostermauern.

**15. Mai 1803**

Das Leben gehet weiter. Wir haben uns gut eingelebet und unser Platz in dieser neuen Gemeinschaft gefunden. Die Felder stehen in voller Blüthe, und die Natur erinnere uns täglich an die Schönheit und den Segen Gottes. Jeden Abend versammeln wir uns zum Gebet, und ich fühle, wie der Frieden in mein Herz zurückkehret. Die Zukunft mag ungewiss sein, doch ich vertraue darauf, daß Gott uns weiterhin leiten wird. Der Weg mag anders sein als erhofft, doch er führet uns immer näher zu ihm.

 

Hallo @Binidin,

am Anfang hat mich dein Text durch das Thema reingezogen: Napoleon in Deutschland, eine Zeit des großen Umbruchs, und alles erzählt aus den Mauern eines Klosters heraus, also an der Schnittstelle der alten Ordnung hin zur Moderne. Aber das war's dann leider schon.
Es geschieht nichts Unerwartetes, und der Konflikt, den du beschreibst, ist nicht wirklich einer: Der Mönch gleitet vom Wehmut über seinen verlorenen Lebenssinn nahtlos über in "eigentlich ist das Leben im Dorf doch ganz nett". Das mag in der Realität durchaus vereinzelt passiert sein (bin kein Historiker), aber historisch korrekt hin oder her: Du wolltest ja kaum einen historischen Bericht, sondern eine fiktionalisierte Version in Form einer Kurzgeschichte schreiben. Also brauchst du starke Konflikte, am besten innerer Natur, um Spannung zu erzeugen. Ich würde den Mönch nach seiner Ankunft im neuen Leben erstmal so richtig auf die Schnauze fallen lassen: Ein Gelehrter, der das derbe, weltliche Leben nicht gewohnt ist und sich völlig verloren fühlt. Vielleicht kann er dann auch mit Gott hadern, besonders dramatisch bei einem Mönch. Und dann am Schluss der großen Wendepunkt, vielleicht ein Aha-Erlebnis, bei dem er sich doch mit dem Dorfleben anfreundet und alles gut wird. (Nur als Beispiel.) Aber so hat der Text trotz des spannenden Hintergrunds m.E. keinen Biss. Er erfüllt nicht mal die Standardkriterien für eine Kurzgeschichte, sorry.
Die Sprache wirkt historisch oder zumindest historisierend; wie nahe das ans tatsächliche Deutsch von 1803 herankommt, kann ich nicht beurteilen, vom Klang her passt es für mich aber und ließ sich flüssig lesen.

Nix für ungut!

V.G.
M.D.

 

Hallo @Bindin,

ich fand deinen Text ganz atmosphärisch geschrieben.
Die Situation ist finde ich auch interessant, der Verlust der Heimat des Mönches und die Ankunft an einem Ort, wo man nicht weiß wie es weitergeht.

Aber an der Stelle geht es ja gerade erst los. Die Stoik des Schreibers, dieses "es kommt wies kommt", kann ja auch trotz turbulenter Ereignisse bestehen bleiben.
Ich hätte es interessant gefunden wenn die Gemeinschaft langsam zerfällt, der Schreiber aber beständig dabei bleibt alles so sein zu lassen wie es ist und mit immer weniger Mitmönchen ausharrt, die Zerfallsereignisse beschreibt und am Ende sich vielleicht auch eine neue (andere) Gemeinschaft bildet.

Oder es passieren andere interessante Dinge, so ist es für mich aber leider auch etwas langweilig. Die gewählte Tagebuch-Form, also diese immer gleich langen Textblöcke pro Tag, machen den Text finde ich dann auch schnell monoton, wenn das was im Text steht dann auch recht ähnlich ist.

Schöne Grüße
Philipp

 

Moin @Binidin,

mir fehlen ein wenig die Antworten auf Kommentare; als würde man gegen eine Wand schreiben. Sich nicht mit dem eigenen Text beschäftigen, das kann ich u.U. nachvollziehen, sich aber nicht mit denen beschäftigen, die sich dazu äußern, ist nicht die feine englische Art.

Zu deinem Text:
Ich schätze mich so ein, dass ich recht weit hinten stehe, wenn es um die Einhaltung oder Abweichung klassischer Regeln bezüglich Geschichten (lange oder kurze) geht. Für mich bedeutet das: Solange sie gut erzählt sind, lese ich oder höre zu. Es muss etwas hängen bleiben, eine Essenz, das Gelesene sollte einen Widerhaken in mein Hirn pflanzen - oder so spannend erzählt sein, dass ich die Zeit vergesse. Das ist hier nicht der Fall.

Klassischerweise, wenn von einem Tagebuch die Rede ist (Kino), dann passiert Alltag und am Ende des Alltags, gibt es eine Stimme aus dem Off oder man sieht eine schreibende Hand, man hört laute Gedanken, die erzählende Person fasst zusammen, Fragen entstehen, Antworten bilden sich, ein Fazit. Auch Zuschauer fassen zusammen, wenn sie Alltag und Fazit sehen. Das funktioniert, weil es auch im Alltag so ist. Bedeutet: Erzählung wird es dann, wenn zwischen den Tagebucheinträgen Geschichten passieren, Geschehen stattfindet, Dialoge wachsen. So wie es jetzt ist - und auch deine anderen Texte - werden sie nach und nach ans Ende der Liste rutschen und in Vergessenheit geraten. Sie zünden kein Licht an.

Das erinnert mich an Schule. Geschichtsunterricht. Buch aufschlagen, Seite 87, lesen, abfragen ... am nächsten Tag: war das was? Oder du hast eine/n Geschichtslehrer/in, die auf die Idee kommt, ein Römerkastell zu besuchen, wenn Freiwillige Legionäre darstellen oder Menschen einladen, die spannend erzählen können - oder es ein Theaterstück mit Cäsars Ermordung gibt ... derer Möglichkeiten gibt es viele. Auch beim Schreiben.

Grüße
Morphin

 

Hallo @Binidin ,
fand ich ja interessant, dass Napoleon die Klöster aufgelöst hat. Normalerweise ist Frankreich ja ein erzkatholisches Land, na ja nicht so ganz wie Spanien und Italien. Aber die französische Revolution hat mit der Kirche nichts am Hut gehabt, nehme ich an.

Ich wusste bloß, dass sowas bei der Reformation abgeschafft wurde und sich die Mönche und Nonnen einen Job suchen mussten. War da nicht gerade ein fünfhundertster Jahrestag und gab es da nicht einen gewissen Zwingli?

Ich komme gerade vom Thema ab, aber durch die Radiosendungen über die Reformation damals wurde ich dazu angeregt, mir Gedanken zu machen, was eigentlich aus den Leuten geworden ist, die plötzlich aus ihrem gewohnten Umfeld rausgerissen wurden und sich im bürgerlichen Leben zurechtfinden mussten. Und damit wären wir wieder bei Deinem Text.

Vielleicht könntest Du noch mehr auf die geschichtlichen Hintergründe eingehen, da mich das Thema neugierig gemacht hat. Ich nehme an, Du bist da auch durch Zufall drauf gestoßen. Du wirst doch kein ehemaliger katholischer Priester sein?
Gruß Frieda

 

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