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Die letzte Welt
Ein einheitlicher Raum. Gerade, symmetrische Strukturen. Keine Brüche, Unebenheiten oder chaotischen Verhältnisse. Ordnung und Reinheit.
Helles Licht flutet den Raum. Alles ist weiß; alles ist gleich.
Alle wollen gleich sein und sind es nun auch. Da liegen sie nieder – die Gleichen und Gleichmacher. Still, stumm, unbeweglich. Keine Bewegung. Auch sie wäre Widerstand. Nur Ruhe, Genuss und Gleichheit. Keine Aktivität, keine Wildheit zittert durch ihre Körper. Nichts bewegt sie. Nichts bricht aus ihnen heraus. Alles ist ihnen gleichgültig.
Nur einer ist noch – der Einzelne und Einzige. Er durchquert den Raum erhobenen Hauptes, auch wenn es ihm sichtlich schwer fällt. Der Mensch wandelt zwischen den Passiven. Eigentlich den Toten, den Letzten.
Dies war ihre Welt; die Letzte. Sie lastet leicht und angenehm. Sie bedeutet „Glück“. Das Glück der Gleichen; erschaffen von den letzten Menschen.
Sein Blick streift durch den Raum. Überall nur Schlafende und Ruhende. Es ist eine stille Welt.
Nur einer ist noch da. Das Überbleibsel der alten Menschheit. Der Bestien, Wilden, Tatendurstigen, Wollenden, Schaffenden, Vernichtenden.
Die Zeit ist abgelaufen für ihn und für die letzten Menschen; auch wenn sie glauben, dass die Zeit still steht. Doch die Geschichte findet kein Ende. Niemals.
Der Aktive setzt seinen Weg fort und erreicht eine Öffnung. Diese verspricht Hoffnung auf eine andere Welt. Doch was er sieht ist noch ein Raum. Weiß, klar und still.
„Wo ist das Geheul und Geschrei der alten Zeit und Welt. Vorbei. Nichts mehr da. Nur noch die Letzten und Ich. Keine Zukunft für mich und die anderen. Aus.“
Sein letzter Entschluss. Mit ihm fällt die alte Menschheit. Niemand wird dann mehr da sein – nur die Ruhenden, welche auch vergehen werden. Nur später.
Für ihn stirbt nun die letzte Welt, bevor sie sich selbst überlebt hat. Keine andere war noch möglich.
Es wird dunkel und die Sicht verschwimmt. Die Welt vergeht in schwarz, und ist auch – vorüber.