Die letzte Trauer
Die Straße war voller Laub und nass. Es war Herbst und die Bäume schüttelten ihre Blätter
ab. Er fuhr schnell, so schnell wie er sonst auch immer fuhr.
Dabei war er auf dem Weg nach Hause. Es war ein langer Tag gewesen und er wollte so
schnell wie möglich in sein Bett.
Ihn beschäftigten Dinge, viele Dinge. Die meisten waren unwichtiger Natur wie die Probleme
mit seinem Chef oder das neue Projekt. Ein Gedanke ließ ihn aber ni
cht mehr los.
Hatte er richtig gehandelt? Was wäre, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre?
Hätte er es verhindern können? Diese Fragen geisterten in seinen Kopf herum, während er über die Landstraße fuhr.
Er fuhr um eine Kurve, wo ein Kreuz mit einem Bild aufgestellt war.
Plötzlich sah er Sie. Er sah Sie und konnte sich nicht mehr losreißen.
Es war seine Tochter. Sie trug die gleichen Klamotten wie bei dem Unfall.
Ein rotes Kleid, verziert mit weißen Rosen, und eine dunkelblaue Jeans. Sie sah ihn mit funkelten,
leuchtenden Augen an. Warum hast du mich nicht gerettet Papa? fragte Sie.
Er konnte diese Frage nicht beantworten, er wusste ja selber keine Antwort darauf.
Sie fragte diesen Satz immer und immer wieder. Er dachte, jetzt hatte er endgültig den
Verstand verloren. Dann war sie auf einmal verschwunden.
Doch die Leere im Herzen blieb. Er wendete auf der Landstraße und fuhr zurück.
Zurück zu der Stelle, wo das Kreuz mit dem Bild stand.
Es fing an zu regnen, als er vor dem Kreuz seiner Tochter stand und anfing zu weinen.