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Die letzte Saison

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15.10.2015
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Die letzte Saison

Ein Schritt. Ein einziger Scheißschritt. Ich müsste ihn nur machen, und zwar jetzt.
Aber ich komme wieder mal nicht vom Fleck. Björn zieht an mir vorbei zum Korb: eins, zwei, Absprung. Als ich mich endlich bewege, ist es längst zu spät, meine Hand trifft seinen Unterarm, der Ball springt sonstwohin. „Foul!“, rufe ich.
„Schon wieder Kino!“, höre ich Schmitt zischen. Ich muss lächeln. Nee, Reinhard, das hier hat nichts mit Kino zu tun. Ich bin einfach nicht mehr so schnell. Die alten Knochen.
Kino. Wie ich das Wort gehasst habe. Reinhard Schmitt, mein alter Mathelehrer und Basketballtrainer, hat es geprägt, weil ich als Jugendlicher manchmal so unerklärlich tatenlos dastand, statt den Gegner energisch anzugreifen oder mir nach einem Wurf sofort die beste Reboundposition zu sichern. Mentale Blockade, eine Sekunde Denkpause, einfach so. Und keine Ahnung, woher das kam oder was ich dagegen tun sollte.
Ich bin das nie ganz losgeworden, weder dieses Kino-Syndrom noch Schmitts Stimme in meinem Kopf. Dabei liegt das alles schon vierzig Jahre zurück, und der alte Mann lebt vielleicht gar nicht mehr. Aber mir geht es wie dem schizophrenen Professor in A Beautiful Mind, der seine eingebildeten Freunde auch dann noch sah, als er wusste, dass sie nicht real waren. Wir konnten beide nur lernen, so gut wie möglich damit klarzukommen. Und alles in allem war ich dabei ganz erfolgreich.
„Kann's weitergehen, Timo?“ Björn reißt mich aus meinen Gedanken.
„Oh. Klar.“
„Na bestens, dann mal los.“ Er macht seinen Einwurf, und das Spiel läuft weiter.

Unter der Dusche lasse ich das Wasser so heiß über meinen geschundenen Körper laufen, wie es gerade noch erträglich ist. Nach dem Training bin ich jedes Mal völlig fertig. Es macht eben keinen Spaß, wenn man sich nicht richtig reinhängt, egal ob heute in der Freizeitgruppe oder damals als Beinahe-Profi. Zweite Bundesliga, immerhin, das hätte wohl keiner dem unsportlichen Streber zugetraut, der ich mit dreizehn noch war. Dann sprach mich Vitali auf dem Pausenhof an, einfach weil ich damals schon eins neunzig groß war und sie noch einen Center für das frisch gegründete Team brauchten. Mein Leben veränderte sich. Und bald wird es sich wieder verändern.
Scheiße, ist das wirklich schon so lange her? Unvermittelt habe ich einen Song im Ohr.

Glory days, well, they'll pass you by,
glory days, in the wink of a young girl's eye,
glory days, glory days ...
Ich muss unbedingt mal wieder die alten Springsteen-CDs raussuchen.

Am nächsten Tag ertappt mich Sanela, als ich mir im Schlafzimmer Schmerzgel aufs Knie schmiere. Zu blöd. Warum habe ich das nicht im Bad gemacht? Sie runzelt die Stirn, stellt den Wäschekorb aufs Bett und öffnet den Schrank. „Sag nichts“, sage ich.
„Tue ich doch gar nicht.“ Sie dreht mir den Rücken zu, ich kann nicht sehen, ob sie amüsiert oder missbilligend guckt. Eine Weile sehe ich ihr zu, wie sie die Bügelwäsche einräumt.
Ich war vom ersten Moment an verknallt wie ein Pennäler, als wir uns in den Neunzigern an der Uni trafen. Zwei Spätstudenten: Ich hatte die Ausbildung wegen des Sports vernachlässigt, ihr Lebenslauf wurde vom Krieg in ihrer bosnischen Heimat durcheinandergebracht. Damals hat sie selbst noch gespielt, Twin Towers nannten sie uns im Mixed-Team, weil Sanela fast so lang ist wie ich. Mit der ersten Schwangerschaft hat sie aufgehört, seitdem hält sie sich mit Yoga und Pilates fit. Und wie fit! Anmutig wie eh und je, kein Stück gealtert, kein Gramm zugelegt. Ich dagegen mit meinem Waschbärbauch ...
„Ich hör ja auf. Haben wir doch besprochen.“ Zum Saisonende, neunzehnter Juni, das ist die Marke, die ich mir gesetzt habe. Bloß nicht zu Silvester oder zum Geburtstag, da bin ich auch so schon depressiv genug.
„Hauptsache, du hältst dich auch dran. Ist ja nicht dein erster Versuch.“ Sie hat Recht, wie immer. Ich habe nie geraucht, aber damit aufzuhören, stelle ich mir ähnlich vor. Man weiß, dass es einem nicht guttut, aber man greift trotzdem immer wieder zum Glimmstengel. Oder eben zum Ball. Ich kann einfach nicht anders. Dabei haben zwanzig Jahre Leistungssport mehr als genug Spuren an meinem Körper hinterlassen. Der Rücken tut fast jeden Tag weh. Die Schultern auch, obwohl sie beide operiert sind. Drei Finger waren nacheinander gebrochen. Ebenso das linke Handgelenk, auf dem mal so ein Fettwanst gelandet ist, nachdem er mich umgerannt hatte. Wenigstens hat der Schiri das Foul gegen ihn gepfiffen.
Und die Knie, mehr als alles andere. Die sind einfach verschlissen, haben mein Gewicht zu lange durch die Gegend wuchten müssen. Rennen, springen, Richtungswechsel – alles Gift, wenn die Knorpel abgenutzt sind und Knochen auf Knochen reibt. Nein, Basketball ist nicht mehr. Sechs Wochen noch, dann endet meine letzte Saison.
„Komm mal her.“ Ich greife Sanelas Handgelenk und ziehe sie aufs Bett. Sie lässt sich neben mich fallen und lacht ihr wunderbares Lachen, tief aus der Kehle. Ich kicke den Korb von der Matratze.
Wollen doch mal sehen, ob nicht irgendein Körperteil noch funktioniert.

„Du kannst ja 'nen anderen Sport machen“, sagt Lukas. Mein Bruder ist zum Angrillen gekommen. Wir haben uns fast ein halbes Jahr nicht gesehen, vierhundert Kilometer schaffen doch eine ziemliche Distanz. „Wir haben jetzt zusammen Nordic Walking angefangen. Macht echt Spaß.“
„Bleib mir vom Leib, das ist doch für alte Leute! Warum nicht gleich Seniorengymnastik?“ Ich bin wohl eine Spur lauter, als ich sein sollte. Sabine, Lukas' Frau, schnappt nach Luft.
Aber Lukas lächelt nachsichtig. „Werd du auch mal sechzig, dann sprechen wir uns wieder. Sind ja nur noch ein paar Jahre.“ Sanela stellt die Salatschüssel auf den Tisch. Ich kann ihren Hinterkopf förmlich feixen sehen, als sie zurück in die Küche geht. „Nee, wirklich, dabei kann man sich echt auspowern, wenn man's richtig macht. Hab ich vorher auch nicht geglaubt. Und es geht nicht so auf die Knochen, low impact und so.“
„Ich denk mal drüber nach.“ Ich versuche, das Thema zu wechseln, aber ich komme nicht weit. „Wie geht's Papa?“
„Ach. Alzheimer ist scheiße. Aber körperlich ist er nicht totzukriegen. Letzte Woche ist er in Unterhose durch die Gänge getapert und hat den Trainingsraum gesucht. Als sie ihn wieder einfangen wollten, hat er erst rumgepöbelt und dann eine Pflegerin ausgeknockt.“ Lukas kichert. „Na ja, nicht ganz, aber sie hat immerhin geblutet. Hat eben seinen berüchtigten linken Jab nicht kommen sehen.“
Wir schauen in unsere Bierflaschen, während unser Grinsen langsam verblasst. „Er hat halt zu oft einen auf die Murmel gekriegt“, sage ich.
„Ja, meinen die Ärzte auch. Keine Indikation, dass wir das auch kriegen müssten.“
„Besser ist das.“
„Aber vergesslich seid ihr alle beide“, wirft Sabine ein. „Will vielleicht mal einer das Fleisch umdrehen? Das qualmt doch schon wieder!“

Beim nächsten Training ist ein Neuer dabei. Er stellt sich als Niklas vor, dreiundzwanzig, Student, macht sein Praktikum in unserer Stadt. Will nur unter der Woche ein bisschen mittrainieren, hat zuhause seinen Stammverein. Bezirksliga.
Wir spielen wie immer einfach Hell gegen Dunkel. Ich trage heute ein schwarzes Shirt, Niklas ein gelbes. Gleich bei seinem ersten Ballbesitz bringt er mich mit einer Körpertäuschung aufs falsche Bein, schiebt sich dann mit einem schnellen Dribbling an mir vorbei zum leichten Korb. Anfängerglück!
Doch ich merke schnell, dass dieser Niklas richtig was draufhat. Gute Sprungkraft, feine Wurftechnik, kluges Stellungsspiel. Ordentlicher Körpereinsatz unterm Korb. Ein bisschen wie ich damals, er spielt ebenfalls Center, hat auch ungefähr meine Länge. Und die weiß er einzusetzen, macht im Angriff einen Korb nach dem anderen und hält in der Verteidigung seine Zone sauber. Nachdem er meine Standwürfe zweimal in Folge geblockt hat, ist mir klar, dass ich meine Strategie ändern muss. So locker wie sonst in unserer Freizeittruppe wird das heute nicht.
Natürlich ist Niklas schneller als ich, beweglicher. Ich muss meine Erfahrung ausspielen, immerhin kenne ich nach vierzig Jahren Basketball die Pass- und Laufwege blind, habe alle Tricks schon gesehen. Wenn ich ihm in die Augen schaue, weiß ich, wohin er spielt, bevor seine Hände sich bewegen. So kann ich mehrere seiner Pässe abfangen und ihm einfach den Ball wegtippen, wenn er ihn nicht gut genug schützt.
Und ein paar Körbe kriege ich auch hin. Als Vitali zum linken Flügel dribbelt, sinke ich rechts so weit ab, dass Niklas den Körperkontakt zu mir verliert. Seine Augen hat er auf dem Ball, er will keinen Pass zulassen. In seinem Rücken stehle ich mich Richtung Freiwurflinie, er merkt es zu spät, und als Vitali zu mir passt, kann Niklas meinen Wurf nicht mehr verhindern. Und drin. Yes!
„Hey, Mister T.!“ Vitali haut mir in der Trinkpause auf die Schulter, so dass ich mich an meinem Wasser verschlucke. Das hat er schon früher gerne gemacht. Der einzige Kumpel aus Jugendzeiten, den es in dieselbe Stadt verschlagen hat. „Du spielst ja heute wie neugeboren. Was trinkste denn da – Jungbrunnen?“ Ich versuche zu grinsen, während ich huste. Er hat schon Recht, heute fühle ich mich richtig gut. Ich kann kaum erwarten, dass es weitergeht.
Beim nächsten Angriff kriege ich am Zonenrand den Pass. Niklas steht eng bei mir, will mir keinen Raum zum Schießen geben. Aber ich habe noch ein paar Asse im Ärmel. Mit einem langen Schritt Richtung Grundlinie setze ich meinen Hakenwurf an, den Arm abgewandt vom Gegner, am höchsten Punkt abgedrückt, unmöglich zu blocken. Diesen Skyhook habe ich mir in den Achtzigern von Kareem Abdul-Jabbar abgeguckt, als der in der NBA gerade seinen dritten Frühling erlebte; den kennen die Jungen heute gar nicht mehr. Treffer!
Vom Kino-Effekt ist heute nichts zu spüren, ich bin hellwach. Was meine Knie mir an Schnelligkeit versagen, mache ich durch Antizipation wett. Mein Bauchgefühl sagt mir, wo ich nach einem Wurf stehen muss, um den Rebound zu kriegen. Und als Niklas an der Zonenecke Vitali ausfintet und zum Korb zieht, stehe ich schon mitten in seinem Laufweg. Er prallt voll in mich hinein, ich lande schwungvoll auf dem Hosenboden, aber es ist sein Foul. Ich muss laut lachen. Nimm das, Schmitt!
Mir tut heute nichts weh, ich bin ganz im Wettkampfmodus, und Niklas scheint es nicht anders zu gehen. Wir liefern uns jetzt einen offenen Schlagabtausch, der alte Hase gegen den jungen Hüpfer. Routiniert streife ich ihn an seinem eigenen Mitspieler ab, kriege den Pass und mache den leichten Korb. Im schnellen Gegenangriff gibt Björn den langen Pass nach vorn auf Niklas, der mich natürlich im Sprint abhängt und zum Slam Dunk hochsteigt. Ich muss erst mal wieder zu Atem kommen und lasse meine Mannschaft einen Angriff ohne mich laufen.
Doch bei Niklas' nächstem Wurf bin ich wieder voll da, schraube mich mit aller Kraft in die Luft. Ich werde schwerelos, steige immer weiter und schlage am höchsten Punkt den Ball zur Seite weg. Ein Block für die Galerie! Wo sind Zuschauer, wenn man welche braucht?
Noch bevor ich lande, merke ich, dass das nicht gutgeht. Niklas und ich sind uns zu nahe, ich bin fast auf ihn gesprungen. Und er ist vor mir wieder unten, mein Raumgefühl sagt mir, dass seine Füße genau dort stehen, wo meine hin wollen. Keine Chance mehr auszuweichen.
Ich komme auf. Ein schnalzender Laut, ein stechender Schmerz, und ich kugele über den Hallenboden. Fuck!
Björn kniet als Erster neben mir. „Lass mal sehen.“ Aber er braucht gar nicht zu gucken, ich spüre schon, wie der Knöchel anschwillt. Ich trommele vor Frust auf den Boden, bis die Faust mehr wehtut als der Fuß.
„Hat irgendjemand Eisspray dabei?“

„So, Herr Wilms, hier sind die MRT-Bilder.“ Der Arzt hat die Ausdrucke vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Er lächelt schwach, während er auffordernd auf den Stuhl zeigt, seine Stirn ist leicht gerunzelt. Mir ist klar, was jetzt kommt, diesen professionell-betroffenen Blick habe ich oft genug gesehen. Und mein Knöchel ist über Nacht nicht gerade dünner geworden.
Ich werde nicht enttäuscht. „Ein glatter Bänderriss, wie ich befürchtet habe. Außenband, hier, sehen Sie das? Diese Lücke da sollte nicht sein, das müsste ein Stück sein.“ Mit der Spitze seines Kugelschreibers zeigt er irgendwas auf dem Papier.
Ich habe da schon früher nie viel erkennen können. Was soll's, dafür ist er ja der Spezialist. „All die Jahre ...“, denke ich halblaut. Er sieht mich fragend an. „Ich hab schon viele Verletzungen gehabt, aber nie an den Sprunggelenken. Komisch eigentlich. Ganz untypisch.“
Er blickt kurz in seine Notizen. „Basketball, hatten Sie gesagt?“ Ich nicke. „Hm. Vielleicht sollten Sie mal eine andere Sportart ausprobieren? Die weniger auf die Gelenke geht?“
„So was wie Nordic Walking?“
„Gute Idee.“ Er sieht mein Gesicht und weicht ein paar Zentimeter zurück. „Das machen heute ganz viele. Auch junge Leute.“
„Ich denk mal drüber nach.“
„Hm. Gut. Also ... für Ihren Knöchel werden wir erst mal eine Orthese nehmen. So eine Art Schiene, haben Sie ja bestimmt schon mal gesehen, die kriegen Sie im Sanitätshaus. Eine OP braucht es normalerweise nicht, das beobachten wir erst mal, da können wir später noch umentscheiden, falls es nötig sein sollte.“

Kurz darauf stehe ich auf dem Flur, mit einer Verordnung für die Orthese und einem Rezept für Schmerzmittel in der Hand. Ich verlasse die Praxis und schleppe mich auf eine Bank unter dem nächsten Baum.
Es ist ein Maitag wie aus dem Fotoalbum. Gut zwanzig Grad, fast windstill. Die Sonne wechselt ab mit weißen Wolken. Blühende Rhododendren in den Rabatten. Ein paar Kinder radeln an mir vorbei durch die Fußgängerzone, brav mit Helm auf dem Kopf. Ich rechne. Sechs Wochen Schiene, dann Krankengymnastik. Das wird locker Mitte Juli, deutlich jenseits des Saisonfinales.
Ich atme tief ein. Der Frühling riecht nach Aufbruch und Neubeginn, nicht nach Ende und Abschied.
Nicht auf diese Weise.
Verdammt! Sanela wird mir den Kopf abreißen.

 

Habt ihr auch gerade alle so ein Déjà-vu? Jawoll – Timo is back!

Ich habe mich gefragt, wie es dem jungen Helden aus meiner Schrittfehler-Geschichte wohl gehen wird, wenn er älter ist. Es ist keine richtige Fortsetzung, weil beide Geschichten in derselben (jetzigen) Zeit spielen. Eher so etwas wie eine alternative Realität. Vielleicht mein eigenes Copywrite.

Natürlich kann diese Geschichte auch alleine stehen, wie es die Forenregeln verlangen. Aber vermutlich gibt sie dann nicht so viel her.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg!

Deine Geschichte scheint irgendwie untergegangen zu sein. Dann will ich sie mal mit einem Kommentar wiederbeleben. Ich lese und kommentiere sie ganz unabhängig von der Schrittfehler-Geschichte.

Der erste Absatz zieht mich nicht rein. Da wird Basketball gespielt, aha.

„Schon wieder Kino!“, höre ich Schmitt zischen.
=> Schreibst du das absichtlich so, um den Leser hinters Licht zu führen? Ich meine, weil da ja gar kein Schmitt ist, was man aber erst einige Sätze später erfährt?

"Kino. Wie ich das Wort gehasst habe."
=> Diese Kino-Sache erschließt sich mir nicht. Was soll den dieses "Kino-Syndrom" sein? Ist das ein medizinischer Fachbegriff? Oder wie ist da jemals jemand auf die Idee gekommen, dem Protagonisten das an den Kopf zu werfen? (Ich würde denjenigen bloß fragen: Hä? Was meinst denn du? Und denken: Was für ein Bekloppter. => Das nur, um meinen Gedankengang zu veranschaulichen. Du hast dir sicher was bei "Kino" gedacht, aber was, ist absolut nicht ersichtlich für mich.)

Dann steht er unter der Dusche. Ich fange an zu gähnen. Es kommen viele Erinnerungen an früher, das ist reines "Tell". Dein Protagonist hat es durch sein Handeln noch nicht geschafft, mein Interesse zu wecken, dann interessieren mich Erinnerungen an früher noch viel weniger.

"Und bald wird es sich wieder verändern."
=> Ah, endlich der erste Spannungsaufbau!

"Am nächsten Tag ertappt mich Sanela"
=> Ist das nicht 'ne Margarine?

Und dann kommt das Thema deines Textes raus: Er ist Basketballsüchtig. Das Thema finde ich klasse. Die Umsetzung weniger, weil du die Süchtigkeit nicht wirklich zu mir Leser übertragen kannst. Ich sehe, der spielt Basketball, auch wenn das seiner Gesundheit nicht gut tut. Aber warum? Was treibt ihn? (Und ehrlich gesagt, ich könnte das auch nicht, in einem Text zeigen, warum ein Süchtiger süchtig ist und nicht los kommt von seiner Sucht.)

Das Gespräch mit dem Bruder dann, Alzheimer des Vaters, was hat das für eine Relevanz für dein Thema?

Darauf folgt viel Basketball. Mich interessiert der Sport nicht, für mich fehlt da ein (sportloser) roter Faden, der mich in der Geschichte hält.

Es endet mit einem Bänderriss. Doch besiegt das die Sucht? Aus meiner Erfahrung mit Alkoholsüchtigen kann so eine (entsprechende) Erfahrung/Erkankung den Süchtigen beieinflussen, seine Sucht zu beenden, muss es aber nicht. Daher ist mir dein Ende zu offen.

Grüße,
Chris

 

Hallo Chris Stone,

Deine Geschichte scheint irgendwie untergegangen zu sein. Dann will ich sie mal mit einem Kommentar wiederbeleben.
Dafür alleine bin ich dir schon mal sehr dankbar. Ich hatte wohl einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt, etliche neue Geschichten an dem Wochenende, außerdem Deadline zum Copywrite, wie ich später erfuhr. Und dann sank und sank mein Posting ... :(

Ich lese und kommentiere sie ganz unabhängig von der Schrittfehler-Geschichte.
Das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil ich natürlich sehen will, wie diese Story für sich genommen wirkt. Schlecht, weil sie offenbar nicht so gut wirkt ...

Der erste Absatz zieht mich nicht rein. Da wird Basketball gespielt, aha.
Nicht jedermanns Sache, das habe ich schon bei der anderen Story gemerkt. Das schränkt die Leserschaft ein.

„Schon wieder Kino!“, höre ich Schmitt zischen.
=> Schreibst du das absichtlich so, um den Leser hinters Licht zu führen?
Wenn ich ernsthaft jemanden hinters Licht führen wollte, hätte ich das aber ziemlich stümperhaft angestellt. Ganze zwei Zeilen später wird gezeigt, dass dies ein Flashback in seine Jugend ist. Mute ich damit dem Leser zu viel zu?

=> Diese Kino-Sache erschließt sich mir nicht. Was soll den dieses "Kino-Syndrom" sein? Ist das ein medizinischer Fachbegriff? Oder wie ist da jemals jemand auf die Idee gekommen, dem Protagonisten das an den Kopf zu werfen?
Spätestens hier zeigt sich, dass die fehlende Kenntnis der anderen Geschichte tatsächlich ein Problem sein kann. Dort habe ich diesen Kino-Effekt (der natürlich kein Syndrom im medizinischen Sinne ist) ausführlicher beschrieben, und selbst das war nach Meinung mancher noch nicht ausreichend:
Kino. Ich hasse dieses Wort, das er geprägt hat. Als ob ich das mit Absicht täte, mich genüsslich zurücklehnte, um dem Spiel der anderen zuzugucken. Als ob ich mich nicht selbst am liebsten in den Arsch beißen würde, wenn ich wieder mal wie festgefroren stehenbleibe, während der Ball vom Ring abprallt und alle anderen längst um die beste Reboundposition rangeln. Und als ob ich mir nicht schon nächtelang das Hirn zermartert hätte, woher das kommt und was ich dagegen tun kann.
Jedenfalls wollte ich das hier nicht wiederholen, auch weil der Schwerpunkt dieser Geschichte ein anderer ist. Ich suche noch nach dem einen Satz, der das prägnant zusammenfasst.
Übrigens ist der Begriff insoweit authentisch, als mein alter Jugendtrainer den tatsächlich genau so benutzt hat. (Hat damals eigentlich jeder verstanden.) Ob der bekloppt ist, müsstest du mit ihm selbst ausdiskutieren ... :D

Dann steht er unter der Dusche. Ich fange an zu gähnen. Es kommen viele Erinnerungen an früher, das ist reines "Tell".
Erinnerungen halt. Der Hintergrund, vor dem sich dann die heutige Geschichte entwickelt.

Dein Protagonist hat es durch sein Handeln noch nicht geschafft, mein Interesse zu wecken, dann interessieren mich Erinnerungen an früher noch viel weniger.
Okay, das kann ich verstehen.

"Und bald wird es sich wieder verändern."
=> Ah, endlich der erste Spannungsaufbau!
Wenn ich bedenke, dass ich den Satz fast gestrichen hätte, weil er mir zu zaunpfahlmäßig erschien ...

"Am nächsten Tag ertappt mich Sanela"
=> Ist das nicht 'ne Margarine?
Einen Groschen für jeden, der das behauptet ... nein, das ist ein bosnischer Vorname. Die Margarine heißt nur ähnlich.

Und dann kommt das Thema deines Textes raus: Er ist Basketballsüchtig. Das Thema finde ich klasse. Die Umsetzung weniger, weil du die Süchtigkeit nicht wirklich zu mir Leser übertragen kannst. Ich sehe, der spielt Basketball, auch wenn das seiner Gesundheit nicht gut tut. Aber warum? Was treibt ihn?
Es geht nicht nur - und für mich nicht einmal primär - um Basketball. Das hängt zusammen mit ...
Das Gespräch mit dem Bruder dann, Alzheimer des Vaters, was hat das für eine Relevanz für dein Thema?
Der Prot ein Problem mit dem Älterwerden, ganz einfach. Ich hätte wirklich gedacht, viel deutlicher (um nicht zu sagen, plumper) könnte ich das gar nicht darstellen.

Darauf folgt viel Basketball. Mich interessiert der Sport nicht, für mich fehlt da ein (sportloser) roter Faden, der mich in der Geschichte hält.
Der rote Faden sollte das eben Genannte sein. Wenn der Sportbezug abschreckt, kann ich das allerdings schlecht heilen.

Es endet mit einem Bänderriss. Doch besiegt das die Sucht? Aus meiner Erfahrung mit Alkoholsüchtigen kann so eine (entsprechende) Erfahrung/Erkankung den Süchtigen beieinflussen, seine Sucht zu beenden, muss es aber nicht. Daher ist mir dein Ende zu offen.
Auch bei meinem Ende hätte ich gedacht, es sei ziemlich eindeutig. Allerdings habe ich mich an dieser Stelle bemüht, etwas sparsamer mit dem Tell zu sein - womöglich war ich tatsächlich zu sparsam (ungewöhnlich für mich, vielleicht unerwartet für den Leser).
Ich verzichte mal noch darauf, meine Deutung des Endes zu offenbaren, und warte ab, ob es anderen klarer erscheint.

Liebe Chris, du merkst mir sicher eine gewisse Frustration an. Bitte denke nicht, ich würde dir die Schuld geben, dass du meine Geschichte nicht verstehst. Selbstverständlich liegt die Bringschuld bei mir, meine Idee der Story zu vermitteln.

Gut möglich, dass die Abhängigkeit von der Vorgeschichte dieser hier den Todesstoß versetzt. Andererseits würde es diese Story ohne die andere nicht geben.

Na ja, mal sehen, ob es noch andere Meinungen gibt. Auf jeden Fall erst mal vielen Dank, Chris, für deinen Input.

Grüße vom Holg ...

 
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Hallo The Incredible Holg,

auch ich habe deine Geschichte unabhängig von der Schrittfehler-Geschichte gelesen.

Mit dem ersten Absatz habe ich so meine Schwierigkeiten, was vielleicht daran liegt, dass ich so gar nichts mit Basketball anfangen kann. Allerdings bezweifle ich, dass es anders gewesen wäre, wenn dein Protagonist Fußball spielen würde. Dir gelingt es nicht, mein Interesse zu wecken, obwohl ich mentale Blockaden durchaus lesenswert finde. Was du mit dem "Kino Syndrom" sagen möchtest, glaube ich zu verstehen. Aufmerksam beobachten, aber es ist unmöglich, in das Geschehen einzugreifen. Die Bezeichnung finde ich dennoch äußerst unschön.
Der abschließende Dialog...
"Oh. Klar."
"Na bestens, dann mal los."
nun ja, der ist zum Gähnen und eigentlich auch nicht handlungsrelevant, oder?

Beinahe hätte ich an dieser Stelle aufgehört... Ich bin froh, Timo noch eine Chance gegeben zu haben.

Großes Lob für den Einbau der Springsteen Passage. Passt fantastisch, weil sie wie geschnitten auf die Gefühlslage deines Protagonisten wirkt und den Leser direkt anspricht.

"Wollen doch mal sehen, ob nicht irgendein Körperteil noch funktioniert." Galgenhumor, finde ich treffend, doch diese Aussage lässt sich nur schwerlich mit dem Bild von Timo vereinbaren, das ich im Kopf habe.

Dass der Arzt ihm "Nordic Walking" ans Herz legt, hast du fein eingefädelt. Welch Ironie des Schicksals, der arme Timo. Ich musste mitfühlend schmunzeln. Dieser Ratschlag wäre für mich das perfekte Ende deiner Geschichte, was deinen Schluss aber nicht schmälern soll.

Wer wünscht sich schließlich keinen Neuanfang, der einen gleich zu Beginn den Kopf kostet?

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo Holg,

ich lese deine "Fortsetzung" natürlich mit einem anderen Interesse, weil ich ja von Anfang an verfolgt habe, wie "Timo Kino (den Dino lass ich mal weg)" sich zu "Schrittfehler" hin entwickelt hat. Und da steckt halt der jugendliche Schlacks Timo im gealterten mitsamt den wunderbaren Zwischentönen.
Wer den zweiten Text nur kennt, der muss sich vieles erzählen lassen in Erinnerungen des Prots. Und das ist nicht dasselbe. Im Grunde müsstest du dieselbe Arbeit noch einmal leisten. Aber nun für ein neues Thema, wo es nicht mehr um den Sport allein geht, sondern um eine neue Dimension, das Loslassen und das Akzeptieren von Altwerden. Ganz schön schwierig, dieses Thema, und ich weiß ja, du bist noch ein ordentliches Stück davon entfernt. Deshalb entlässt du deinen Timo noch mit der Hoffnung auf einen sportlichen Neubeginn.

Ich verstehe das. Ich meine aber, die Eigenständigkeit deines Textes könnte gewinnen, wenn du diesen Prozess noch mehr in den Fokus nehmen würdest. Sanela (ich kenne übrigens ein Roma-Mädchen mit diesem Namen) wäre da eine gute Partnerin. Schließlich musste sie ja viel früher vom Leistungssport Abschied nehmen;). Und der sehr ausführliche Part mit der jungen Konkurrenz könnte zugespitzt werden auf den Sportunfall.

Im Übrigen hast du recht: Das Timing spielte bei mir tatsächlich eine Rolle. Ich wollte mich schon früher melden.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Holg,

es geht in deiner Geschichte um das Nicht-loslassen-Können. Du beschreibst das, was uns allen im Alter bevorsteht, was wir verdrängen, womit wir kämpfen und vor dem wir letztendlich resignieren, resignieren müssen: die Erkenntnis, dass etwas nicht mehr geht. Sanela als kluge Betrachterin hat sie, dein Protagonist kämpft dagegen an, bäumt sich auf, misst sich an Jüngeren. Bei einem meiner Freunde führte dieses Nicht-wahrhaben-Wollen während eines Tenniswettkampfs zum Tode. Sein Herz sagte einfach: Nein, das schaffe ich nicht mehr. Und Schluss. Andere waren klüger und ersetzten rechtzeitig Tennis durch Golf.

Je nachdem, wie man gelagert ist, geht man mit dieser Lebenssituation um: Die einen konstatieren, was geschieht, kämpfen, versuchen hinauszuschieben oder finden einen neuen Weg, andere geben auf und werden depressiv.

Holg, es liegt wohl an deiner eher lakonischen Art der Darstellung, dass mir diese innere Dimension in deinem Text fehlt. Du beschreibst für mein Empfinden weitgehend die Oberfläche des Phänomens. Ich als angejahrte Leserin kenne und erfasse den inneren Prozess des Protagonisten. Aber dein Text selber berührt ihn mMn nur indirekt. Deshalb erreicht er auch meine Gefühlsebene nur auf Umwegen. Erst, wenn der Leser über Timo, die Wichtigkeit des Basketballs und die Konsequenzen des Aufgebens für ihn, nachdenkt, erschließt sich ihm die Problematik und auch der innere Konflikt. Aber du thematisierst diesen nicht wirklich oder nur andeutungsweise, z.B., indem du Timo ironisch werden lässt:

„So was wie Nordic Walking?“
Doch auch diese Ebene ist nur eine angedeutete. Ich kann mich deinem Timo einfach nicht wirklich nähern, ich spüre seine innere Befindlichkeit nicht. Und deshalb entwickelt sich das (hoffnungsvolle) Ende deines Textes für mein Empfinden auch nicht aus dem inneren Kampf deines Protagonisten:

Ich atme tief ein. Der Frühling riecht nach Aufbruch und Neubeginn, nicht nach Ende und Abschied.
Nicht auf diese Weise.
Holg, das Thema deines Textes berührt mich aufgrund meines Alters. Vielleicht auch deshalb halte ich diesen letzten Satz für zu oberflächlich. Vieles ist möglich, um im Alter positive Erlebnisse zu haben, aber hinter allem steht doch die Erkenntnis, dass es dem Ende zugeht und ein echter Aufbruch oder Neubeginn schon mal aus biologischen Gründen nur bedingt möglich ist. Man kann versuchen, etwas an die Stelle dessen, was nicht mehr möglich ist, zu setzen, aber ein ‚Auf zu neuen Ufern’ scheint mir zu euphorisch.

Noch etwas zum Anfang. Du möchtest dem die Vorgeschichte nicht kennenden Leser Timo vorstellen und beziehst dich auf deinen Timo-Text. Ich empfinde diesen Teil als schwerfällig und bemüht. Der Problematik des jetzigen Textes hilft mMn das Wieder-aufleben-Lassen des Kino-Syndroms nicht. Welchen Stellenwert hat es für deine neue Geschichte? Warum lässt du sie nicht für sich wirken. Das Thema und die Problematik können durchaus für sich stehen. Hier stimme ich wieselmaus zu. Allerdings würde ich versuchen, die psychologische Dimension dessen, was da mit dem Timo geschieht, etwas zu vertiefen.

Das meine Meinung zu deiner Geschichte, die gut formuliert ist und sich sehr gut liest. Mir fehlt ein wenig die Tiefe. Aber das hat möglicherweise etwas mit mir selbst zu tun.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo JackOve,

Mit dem ersten Absatz habe ich so meine Schwierigkeiten, was vielleicht daran liegt, dass ich so gar nichts mit Basketball anfangen kann. Allerdings bezweifle ich, dass es anders gewesen wäre, wenn dein Protagonist Fußball spielen würde. Dir gelingt es nicht, mein Interesse zu wecken
Das ist schade, deckt sich aber schon mal mit dem vorigen Komm.

obwohl ich mentale Blockaden durchaus lesenswert finde. Was du mit dem "Kino Syndrom" sagen möchtest, glaube ich zu verstehen. Aufmerksam beobachten, aber es ist unmöglich, in das Geschehen einzugreifen. Die Bezeichnung finde ich dennoch äußerst unschön.
Verstanden hast Du es schon mal richtig. Die Bezeichnung mag unschön sein, ist aber authentisch. Heißt natürlich nicht, dass man sie in einer Geschichte so verwenden muss.

Der abschließende Dialog...
"Oh. Klar."
"Na bestens, dann mal los."
nun ja, der ist zum Gähnen und eigentlich auch nicht handlungsrelevant, oder?
Das sollte andeuten, wie tief Timo in seine Erinnerung abgetaucht ist. Kann man aber kürzen oder streichen, da hast du Recht.

Beinahe hätte ich an dieser Stelle aufgehört... Ich bin froh, Timo noch eine Chance gegeben zu haben.
Und ich erst! :)

Großes Lob für den Einbau der Springsteen Passage. Passt fantastisch, weil sie wie geschnitten auf die Gefühlslage deines Protagonisten wirkt und den Leser direkt anspricht.
Ich bin immer vorsichtig mit Zitaten, das kann ins Auge gehen. Aber hier fand ich es auch passend, zumal der komplette Song in etwa das gleiche Thema hat wie die Geschichte, das Zitat also nicht verfälscht ist.

"Wollen doch mal sehen, ob nicht irgendein Körperteil noch funktioniert." Galgenhumor, finde ich treffend, doch diese Aussage lässt sich nur schwerlich mit dem Bild von Timo vereinbaren, das ich im Kopf habe.
An dieser Stelle hatte ich beim Schreiben auch ein wenig gehadert. Da ist ein kleiner Stimmungswechsel drin, den ich nicht richtig erkläre, wo ich eine ausführliche Erklärung aber auch wenig lesenswert fand. Vielleicht doch etwas holpriger, als ich dachte.

Dass der Arzt ihm "Nordic Walking" ans Herz legt, hast du fein eingefädelt. Welch Ironie des Schicksals, der arme Timo. Ich musste mitfühlend schmunzeln.
Na, da hat ja doch etwas funktioniert ... :shy:

Dieser Ratschlag wäre für mich das perfekte Ende deiner Geschichte, was deinen Schluss aber nicht schmälern soll.
Dann wäre das Ende zwar eine nette Pointe, aber so ganz ohne Wendung oder Entschluss auf seiten des Prot. Mir würde da was fehlen.

Wer wünscht sich schließlich keinen Neuanfang, der einen gleich zu Beginn den Kopf kostet?
Na, ich hoffe doch mal, dass Sanela das nur im übertragenen Sinne tun wird ... :D Aber ein Ehekrach ist wohl programmiert, wenn Timo wirklich einen Rückzieher vom Rücktritt macht.

Vielen Dank, JackOve, für deinen Kommentar. Ich bin froh, dass du ein paar positive Punkte gefunden hast.



Hallo wieselmaus,

ich lese deine "Fortsetzung" natürlich mit einem anderen Interesse, weil ich ja von Anfang an verfolgt habe, wie "Timo Kino (den Dino lass ich mal weg)" sich zu "Schrittfehler" hin entwickelt hat. Und da steckt halt der jugendliche Schlacks Timo im gealterten mitsamt den wunderbaren Zwischentönen.
Du bist die erste Kommentatorin, die den Text mit Bezug zum Original liest. "Wunderbare Zwischentöne" klingt ja schon mal gut ...

Wer den zweiten Text nur kennt, der muss sich vieles erzählen lassen in Erinnerungen des Prots. Und das ist nicht dasselbe. Im Grunde müsstest du dieselbe Arbeit noch einmal leisten.
Ja, das ist wohl die Krux bei Fortsetzungen i.w.S.: Entweder man baut auf dem Vorigen auf, dann hängt man alle ab, die das nicht kennen. Oder man muss dasselbe noch mal erzählen, versucht aber zu kürzen, weil man sich ja nicht wiederholen will und lieber Platz für das Neue lassen möchte. Vermutlich ein Grundproblem auch dieses Textes.

Aber nun für ein neues Thema, wo es nicht mehr um den Sport allein geht, sondern um eine neue Dimension, das Loslassen und das Akzeptieren von Altwerden. Ganz schön schwierig, dieses Thema, und ich weiß ja, du bist noch ein ordentliches Stück davon entfernt.
Nun ja, sooo weit weg bin ich nun auch nicht. Alt genug für eine Midlife-Crisis bin ich allemal, die ersten Zipperlein habe ich auch längst, die körperliche Leistungsfähigkeit lässt merklich nach. Ich glaube nicht, dass ich von Timos Stand so weit entfernt bin, der hat mir gerade mal zehn Jahre voraus, und das vielleicht im Kalender, aber bestimmt nicht an mentaler Reife ...

Deshalb entlässt du deinen Timo noch mit der Hoffnung auf einen sportlichen Neubeginn.
Na ja, er hat wohl diese Hoffnung, wobei es genaugenommen kein Neubeginn, sondern nur ein "Weiter so" sein kann, was er sich erhofft. Meine Hoffnung für ihn ist da deutlich geringer, er sollte mal lieber auf seine Frau hören.

Ich meine aber, die Eigenständigkeit deines Textes könnte gewinnen, wenn du diesen Prozess noch mehr in den Fokus nehmen würdest.
Noch mehr? Es ist doch schon zentrales Thema der Geschichte. Du meinst, noch mehr wegschneiden, was davon ablenkt?

Sanela (ich kenne übrigens ein Roma-Mädchen mit diesem Namen) wäre da eine gute Partnerin. Schließlich musste sie ja viel früher vom Leistungssport Abschied nehmen.
Sie hätte wohl nicht gemusst, aber sie hat es getan. Offenbar hatte Basketball für sie nicht denselben Stellenwert wie für Timo, der ja schon als Jugendlicher sein Selbstbewusstsein sehr stark daran festgemacht hat. Da ist seine Frau um einiges abgeklärter, er könnte sicher viel von ihr lernen.

Und der sehr ausführliche Part mit der jungen Konkurrenz könnte zugespitzt werden auf den Sportunfall.
"Zugespitzt" auch hier im Sinne von "gekürzt"? Hier hatte ich das Bedürfnis, klar zu machen, wie Timo zum einen generell für Basketball brennt, wie sehr ihn aber zum anderen der Wettkampf auch seelisch jung hält. Das schien mir mit einer zu kurzen Darstellung nicht ganz sichtbar zu werden. Aber vielleicht habe ich mich da etwas verschätzt.

Tja, ich muss mal sehen, was ich daraus mache. Ich glaube zu verstehen, dass diese Geschichte zu unentschieden zwischen Fortsetzung und Eigenständigkeit pendelt. Eine Fokussierung wäre vonnöten, und ich muss entscheiden, worauf.

Vielen Dank, wieselmaus, für diese Einblicke!



Liebe barnhelm,

bei dir habe ich offenbar einen persönlichen Nerv getroffen, auch aufgrund dessen, was mit deinem Freund geschehen ist. Das macht diese Diskussion für mich "gefühlt" etwas heikel. Aber du bist ja lange genug dabei, um zu wissen, dass wir hier nur über eine Geschichte sprechen.

Holg, es liegt wohl an deiner eher lakonischen Art der Darstellung, dass mir diese innere Dimension in deinem Text fehlt. Du beschreibst für mein Empfinden weitgehend die Oberfläche des Phänomens.
Das stimmt genau, und es war auch durchaus Absicht. Ich wollte hier keine schwermütige Auseinandersetzung mit den wahren Problemen des Alterns führen, sondern lieber etwas leichtfüßig und ironisch die Realitätsverweigerung eines Mannes in einer leicht verspäteten (oder verlängerten) Midlife-Crisis schildern. Vom Tonfall her weiche ich da sicher von der ersten Geschichte ab, die ja auch nicht schwerblütig, aber doch recht ernsthaft war. Hier verwende ich eher die Stimme, deren leicht humoristische Facette mich in meiner "Kälteschlaf"-Geschichte noch selbst überrascht hat, die ich hier aber mal bewusst anwenden wollte.

Ich als angejahrte Leserin kenne und erfasse den inneren Prozess des Protagonisten. Aber dein Text selber berührt ihn mMn nur indirekt. Deshalb erreicht er auch meine Gefühlsebene nur auf Umwegen.
Da glaube ich eine Erwartungshaltung herauszuhören, die mein Text nicht erfüllen kann und auch nicht erfüllen will. Ja, mir fehlt hier die Ernsthaftigkeit und damit wohl auch ein wenig die Tiefe.

Erst, wenn der Leser über Timo, die Wichtigkeit des Basketballs und die Konsequenzen des Aufgebens für ihn, nachdenkt, erschließt sich ihm die Problematik und auch der innere Konflikt. Aber du thematisierst diesen nicht wirklich oder nur andeutungsweise, z.B., indem du Timo ironisch werden lässt
Ist es nicht meistens so, dass das, was uns in Komödien als lustig geschildert wird, im wirklichen Leben keineswegs komisch ist? Egal, ob Beziehungskomödie, Slapstick-Prügelei, absurdes Kriminalstück oder Politsatire - wenn man das jeweilige Thema mal richtig durchdenkt, vergeht einem schnell das Lachen. Ist es deshalb falsch, das Thema lustig, ironisch, sarkastisch oder satirisch anzufassen? Sicher nicht.

Das soll nicht heißen, dass dies hier als schenkelklopfende Komödie gedacht war. Es soll auch nicht heißen, dass man nicht auch in humorvollen Stücken eine gewisse Tiefe erreichen kann. Dass ich in dieser Hinsicht nachbessern kann, streite ich nicht ab. Aber deine (von mir vermuteten) Erwartungen muss ich schon ein wenig dämpfen.

hinter allem steht doch die Erkenntnis, dass es dem Ende zugeht und ein echter Aufbruch oder Neubeginn schon mal aus biologischen Gründen nur bedingt möglich ist. Man kann versuchen, etwas an die Stelle dessen, was nicht mehr möglich ist, zu setzen, aber ein ‚Auf zu neuen Ufern’ scheint mir zu euphorisch.
Ich glaube, mein Ende ist wirklich missverständlich geraten, zumindest kommt es mir anhand der bisherigen Kommentare so vor. Ist es die Formulierung mit "Aufbruch und Neubeginn", die eine falsche Fährte legt?
Alles, was ich hier ausdrücken will, ist, dass Timo wohl doch nicht wie geplant aufhören wird, sich immer noch nicht von seinem Lieblingssport trennen kann. Ich hatte tatsächlich zuerst eine klarere Formulierung, die mir dann aber als furchtbares Tell erschien.
Jedenfalls sind es keine neuen Ufer, die Timo hier ansteuern will, er will einfach noch länger weitermachen, sich weiterhin dem Unvermeidlichen verweigern. Was natürlich nicht klappen kann, weshalb ihm Sanela den Kopf ... wenn nicht gleich abreißt, so doch hoffentlich etwas zurechtrückt.

Noch etwas zum Anfang. Du möchtest dem die Vorgeschichte nicht kennenden Leser Timo vorstellen und beziehst dich auf deinen Timo-Text. Ich empfinde diesen Teil als schwerfällig und bemüht. Der Problematik des jetzigen Textes hilft mMn das Wieder-aufleben-Lassen des Kino-Syndroms nicht. Welchen Stellenwert hat es für deine neue Geschichte? Warum lässt du sie nicht für sich wirken.
Ja, diese Tendenz habe ich aus den bisherigen Komms auch schon abgeleitet: Ich klebe zu sehr an der ersten Geschichte. Da wollte ich ganz viele Referenzen einbauen, das ganze Personal noch mal aufmarschieren lassen, ein paar Formulierungen wiederverwenden (quasi als Eigenzitate). Das war wohl zu verspielt und nimmt der neuen Geschichte ihre Eigenständigkeit. Das werden ziemlich viele Darlings, die ich da killen muss ... :cry: Andererseits eröffnet mir das die Freiheit, neue Schwerpunkte zu setzen und vielleicht sogar ein bisschen mehr Tiefe zu gewinnen.

Liebe barnhelm, ich hoffe, ich habe dich nicht vor den Kopf gestoßen. Du hast mir wertvolle Erkenntnisse über die Wirkung meines Textes vermittelt, auch wenn ich nicht alles erfüllen kann und will, was du dir vielleicht in einer Geschichte dieser Art wünschst.



Noch mal ganz lieben Dank an euch alle!

Grüße vom Holg ...

 

Hej The Incredible Holg,

yeah, im Gegensatz zu der ersten "Basketball-Geschichte" fiel mir der Zugang zu dieser Story leichter. Sie war persönlicher und trug verschiedene Emotionen in sich. Basketball war ja nur ein "Aufhänger" für seinen Schmerz. Und im Grunde ist das wunderbar, weil du, also der Autor, weiß, wovon er spricht und deswegen verleihst du dem Protagonisten Authentizität.

Seine Auseinandersetzung mit dem Verlauf allen Lebens ist nicht allzu negativ und tragisch ausgefallen. Er macht das gut. :D

Zum anderen liest sich die Geschichte gut. Ich folge ihr gern. Sicher könnte man immer dies und das ausschmücken, intensivieren, Gewicht legen. Aber die Idee, einen Protagonisten aus einer anderen Story aufzunehmen und an einer anderen Stelle seines Lebens zu betrachten, finde ich derbe gut. Darf man das übernehmen? :hmm:

Danke für das Wiedersehen mit Timo und einen freundlichen Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

im Gegensatz zu der ersten "Basketball-Geschichte" fiel mir der Zugang zu dieser Story leichter. Sie war persönlicher und trug verschiedene Emotionen in sich.
Das freut mich sehr, denn so war es durchaus beabsichtigt. Auch wenn es im Umkehrschluss heißt, dass die erste Geschichte weniger persönlich und emotional war ... :Pfeif:

Basketball war ja nur ein "Aufhänger" für seinen Schmerz. Und im Grunde ist das wunderbar, weil du, also der Autor, weiß, wovon er spricht und deswegen verleihst du dem Protagonisten Authentizität.
Da möchte ich fast dasselbe antworten wie im vorigen Absatz. Ich wusste doch hoffentlich auch in der anderen Geschichte, wovon ich sprach ...? Immerhin war ich ja selbst mal jung, auch wenn's lange her ist ... :hmm:
Aber nein, ich werde einfach mal das Lob zu dieser Geschichte annehmen und mich drüber freuen. :D

Seine Auseinandersetzung mit dem Verlauf allen Lebens ist nicht allzu negativ und tragisch ausgefallen. Er macht das gut.
Er wird schon die Kurve kriegen, auch wenn er momentan noch sehr in Realitätsverweigerung macht. Aber er hat ja seine Frau.

Zum anderen liest sich die Geschichte gut. Ich folge ihr gern.
Super! Allmählich habe ich das Gefühl, diese Ich-Stimme in den Griff zu kriegen. Das ist jetzt meine dritte Geschichte in Folge, die ich aus dieser Perspektive erzähle. Die nächste wird aber vermutlich wieder in dritter Person sein. Und auch thematisch ganz anders. Stay tuned, folks ...

Sicher könnte man immer dies und das ausschmücken, intensivieren, Gewicht legen.
Diese Story wird noch einen größeren Umbau kriegen. Dass das nötig ist, haben mir die anderen Komms klargemacht. Aber dein Beitrag sagt mir, dass es auch etwas beizubehalten gibt. :D

Aber die Idee, einen Protagonisten aus einer anderen Story aufzunehmen und an einer anderen Stelle seines Lebens zu betrachten, finde ich derbe gut. Darf man das übernehmen? :hmm:
Ich glaube kaum, dass ich das Urheberrecht für die Idee beanspruchen kann. :lol: Also nur zu!

Ich danke dir für den wohlwollenden Kommentar, Kanji!

Grüße vom Holg ...

 

Lieber Holg,

ich finde es toll, wie du dich mit deinen Kommentatoren auseinandersetzt und dabei auf jeden sehr ernsthaft und detailliert eingehst. So erkenne ich auch, warum deine Geschichte bei mir nicht wirklich funktioniert hat: Meine Erwartungshaltung stand mir selber im Weg und ich habe deine Intention einfach missverstanden. Das kann ich voll akzeptieren und nachvollziehen.

Aber mir geht deine Geschichte doch nicht aus dem Kopf und ich habe sie mir noch einmal durchgelesen, natürlich jetzt mit deiner Intention im Kopf. Holg, nimm alles, was ich jetzt schreibe, als meine Gedanken über deinen Text. Einen Anspruch auf Richtigkeit haben sie natürlich nicht.

Du schreibst in deiner Antwort:

Ich wollte hier keine schwermütige Auseinandersetzung mit den wahren Problemen des Alterns führen, sondern lieber etwas leichtfüßig und ironisch die Realitätsverweigerung eines Mannes in einer leicht verspäteten (oder verlängerten) Midlife-Crisis schildern. Vom Tonfall her weiche ich da sicher von der ersten Geschichte ab, die ja auch nicht schwerblütig, aber doch recht ernsthaft war. Hier verwende ich eher die Stimme, deren leicht humoristische Facette mich in meiner "Kälteschlaf"-Geschichte noch selbst überrascht hat, die ich hier aber mal bewusst anwenden wollte.
Doch ich frage mich, ob dir wirklich gelungen ist, was du dir vorgenommen hast: das, was dir in deiner ‚Kälteschlaf’-Geschichte so en passant passiert ist, bewusst einzusetzen, um deinen Protagonisten und seine Auseinandersetzung mit dem Älterwerden lakonisch-ironisch darzustellen?

Für mein Gefühl schilderst du über weite Strecken eher das oberflächliche Geschehen, die Realitätsverweigerung schwingt unterschwellig mit, wird aber nicht wirklich zum Thema, erreicht mich als Leser nicht. Und auch die Ironie kommt mMn nicht zum Tragen. Sie steckt natürlich in den kurzen Äußerungen Sanelas, im Darauf-Bedachtsein des Prot., nicht an das eigentlich Thema zu stoßen, in der Abwehr der guten Ratschläge, in den Gesprächen beim Grillen, da schon, aber doch insgesamt eher angedeutet, so als wäre nicht wirklich etwas los: Sanela feixt, lächelt, wirft ein paar Äußerungen in den Raum und auch Timo hat eigentlich nur ein bisschen das Problem, dass er das alles nicht an sich heranlassen möchte. So könnte man deine Geschichte auch lesen. Vielleicht ist es ja auch so: In dieser Phase ist da noch kein wirkliches Problem, da ist nur der Anflug eines Problems, eines, dass man aber auch noch schnell vergessen bzw. wegschieben kann. Das suggeriert ja auch dein Schluss.

Aber wenn ich deine Geschichte so lese, so fehlt mir in ihr etwas, sei es Brisanz, sei es ein innerer Konflikt, irgendetwas, was mich als Leser wirklich mitnimmt.

Woran kann das liegen? Ich kann natürlich nur von meinem Empfinden ausgehen. Und da bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Was dir in den Gedanken und im inneren Monolog deines Prot im ‚Kälteschlaf’ gelingt, fehlt mir in deiner neuen Geschichte, die Reflektion bzw. Selbstreflektion deines Timo, seine Gedanken über das, was da mit ihm geschieht, seine innere Reaktion. Im ‚Kälteschlaf’ decken die Gedanken deines Protagonisten über die Suche nach einem Platz für den Kater nach und nach ihn und seinen Umgang mit seinem Eheproblem auf. Da entsteht eine ironische Ebene fast wie von selbst. Die musst du in dieser Geschichte mMn verstärken bzw. stärker herausarbeiten, damit man zum Schluss schmunzeln kann, über die Art, wie da jemand mit seinem Älterwerden umgeht.

Wie schon oben gesagt, muss ich mit meinen Gedanken nicht Recht haben. Ich wollte sie dir nur gerne vermitteln.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Holg

Auch wenn du vorhast die Geschichte umzuschreiben, hier noch eine weitere Meinung eines Lesers:

Alles, was ich hier ausdrücken will, ist, dass Timo wohl doch nicht wie geplant aufhören wird, sich immer noch nicht von seinem Lieblingssport trennen kann. Ich hatte tatsächlich zuerst eine klarere Formulierung, die mir dann aber als furchtbares Tell erschien.
Jedenfalls sind es keine neuen Ufer, die Timo hier ansteuern will, er will einfach noch länger weitermachen, sich weiterhin dem Unvermeidlichen verweigern. Was natürlich nicht klappen kann, weshalb ihm Sanela den Kopf ... wenn nicht gleich abreißt, so doch hoffentlich etwas zurechtrückt.

Das kam bei mir auch nicht so an. Wenn man das weiß und den letzten Abschnitt liest, dann erscheint es klar, aber ohne dieses Wissen hab ich es anders gelesen.

Verdammt! Sanela wird mir den Kopf abreißen.

Ich dachte das bezieht sich auf seine Verletzung. Sie reißt ihm den Kopf ab, weil sie wollte, dass er früher aufhört, und er wollte nicht auf sie hören und hat sich jetzt eine ernste Sportverletzung zugezogen, die ihn wochenlang außer Gefecht setzen wird.

Ich finde es schade, dass du hier nicht weitergehst und diesen Konflikt ausführlicher thematisierst. Es kommt rüber, dass dein Protagonist mit seinem Alter hadert, dass er den Sport gerne weiterführen will, aber sobald er sich einer echten Gegenwehr stellen muss, blendet der Text aus. Das Gespräch mit Sanela möchte ich kaum als Konflikt bezeichnen, vielleicht hat es den in der Vergangenheit mal gegeben, aber was du uns zeigst ist ein Konsens. Die haben sich auf etwas geeinigt, und es ist zu dem Zeitpunkt nicht (oder kaum) absehbar, dass der Prot. davon abweichen will. Zwar erwähnst du kurz, dass er sich "ertappt" fühlt beim Eincremen seines Knies (was ich ein gutes Detail finde), aber das hat für ihn ja keine Konsequenzen.

Dann haben wir die Verletzung. Das ist ein echtes Problem für einen ambitionierten Sportler, da kann man richtig in eine Krise stürzen. Aber auch hier gehst du nicht weiter. Er beschließt aufgrund der Verletzung, am Basketball-Spielen festzuhalten, aber da wird ihm Sanela im Wege stehen und natürlich auch sein Körper. Und was das mit ihm macht, wie er damit umgeht, das fände ich wirklich interessant - deshalb ist es schade, dass du uns das vorenthältst und (zu?) früh ausblendest.

Ich habe die andere Geschichte übrigens auch nicht gelesen (oder habe sie zumindest inhaltlich nicht mehr im Kopf), ich finde hier auch den ersten Abschnitt nicht wirklich gelungen, mit dem Kino-Ding, das empfand ich eher als Hürde um in den Text reinzukommen. Und: Als du Niklas als neuen, jungen Mitspieler eingeführt hast, dachte ich, der Text geht in die Richtung, dass er dem Protagonist seinen Platz streitig macht. Den Bänderriss hätte er sich ja auch in einem normalen Training mit den üblichen Leuten zuziehen können. Warum hier den Niklas einführen? Ist wohl so eine Sache wie mit dem Chekhovschen Gewehr. Ich dachte da kommt ein Neuer, der ist jünger - also muss beides eine Rolle spielen. Tut es letzten Endes dann aber nicht. Find ich absolut ok, hat mich beim Lesen nur etwas gewundert, warum du es so aufgezogen hast.

Also die Kritik ist jetzt etwas länger ausgefallen als beabsichtigt. Wollte dir eigentlich nur schnell mitteilen, dass mir es besser gefallen hätte, wenn du tiefer in den Konflikt reingehst, vielleicht sogar dort beginnst, wo die Geschichte jetzt endet (also statt den Text hier umzubauen könntest du in einer weiteren eigenständigen Geschichte vielleicht einfach weitererzählen - solange jeder Text für sich steht, ist das überhaupt kein Problem, und man könnte es sogar als Serie deklarieren).

Abgesehen davon hab ich die Geschichte aber gern gelesen. Die Basketball-Szene war mir einen Tick zu lang (es ist glaube ich relativ schwierig, so eine Sport-Szene literarisch umzusetzen), aber das könnte auch daran liegen, dass ich mit Basketball nichts anfangen kann. Fußball hätte mir vielleicht mehr zugesagt (oder Badminton, daher kenne ich übrigens das Problem mit den Gelenken und den Knien selbst). Tolles Thema, mit dem ich mich identifizieren kann, stilistisch sauber bei deinen Texten sowieso.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo barnhelm,

ich finde es toll, wie du dich mit deinen Kommentatoren auseinandersetzt und dabei auf jeden sehr ernsthaft und detailliert eingehst.
Das Kompliment kann ich gleich zurückschmettern: Bei so ernsthaften und detaillierten Kritiken kann man (ich) ja kaum anders, als in gleicher Weise zu antworten.

Meine Erwartungshaltung stand mir selber im Weg und ich habe deine Intention einfach missverstanden. Das kann ich voll akzeptieren und nachvollziehen.
Ein richtig guter Autor wäre wohl besser als ich in der Lage, Erwartungshaltungen auf Leserseite zu überwinden.

Doch ich frage mich, ob dir wirklich gelungen ist, was du dir vorgenommen hast: das, was dir in deiner ‚Kälteschlaf’-Geschichte so en passant passiert ist, bewusst einzusetzen, um deinen Protagonisten und seine Auseinandersetzung mit dem Älterwerden lakonisch-ironisch darzustellen?
Na, die Antwort auf die Frage erhoffe ich mir von euch! :D

Für mein Gefühl schilderst du über weite Strecken eher das oberflächliche Geschehen, die Realitätsverweigerung schwingt unterschwellig mit, wird aber nicht wirklich zum Thema, erreicht mich als Leser nicht.
Die kommt auch erst gegen Ende so richtig zum Tragen. Ich würde sagen, in der Grillszene fängt es an, weil Timo sich solchen "altersangemessenen" Ideen wie Nordic Walking verweigert; aber das ist vielleicht noch nicht sehr deutlich. Im Training ist er dann einfach unter Adrenalin, das kann man eh nicht ganz ernst nehmen. Und dann kommt die Wendung nach dem Arztbesuch vielleicht tatsächlich etwas plötzlich.

Und auch die Ironie kommt mMn nicht zum Tragen. Sie steckt natürlich in den kurzen Äußerungen Sanelas, im Darauf-Bedachtsein des Prot., nicht an das eigentlich Thema zu stoßen, in der Abwehr der guten Ratschläge, in den Gesprächen beim Grillen, da schon, aber doch insgesamt eher angedeutet
Ich wollte nicht mit dem Holzhammer arbeiten. Kann sein, dass ich es deshalb ein bisschen untertrieben habe. Ist aber auch ein schmaler Grat ... :hmm:

Vielleicht ist es ja auch so: In dieser Phase ist da noch kein wirkliches Problem, da ist nur der Anflug eines Problems, eines, dass man aber auch noch schnell vergessen bzw. wegschieben kann. Das suggeriert ja auch dein Schluss.
Was heißt schon "Problem"? Timo ist ja nicht wirklich alt, auch nicht invalide, er wird auch weiterhin Sport treiben können, nur besser nicht diesen speziellen. Und selbst wenn er weiter Basketball spielt, wird das keine existentiellen Folgen haben, es geht ja nicht um Leben und Tod. Er müsste nur mal eine realistische Bestandsaufnahme machen, was noch geht und was nicht (hat er bestimmt sogar schon mal, aber nur widerstrebend, und er handelt nicht danach) - dann würde er erkennen, dass noch ganz vieles geht und nur weniges nicht mehr.

Nein, ein großes Problem hat er nicht. Auch dies vielleicht (ohne dass ich das so geplant hätte) ganz ähnlich wie in der Originalgeschichte, wo der junge Timo seine Problemchen ja auch für viel größer hält, als sie sind.

Was dir in den Gedanken und im inneren Monolog deines Prot im ‚Kälteschlaf’ gelingt, fehlt mir in deiner neuen Geschichte, die Reflektion bzw. Selbstreflektion deines Timo, seine Gedanken über das, was da mit ihm geschieht, seine innere Reaktion. Im ‚Kälteschlaf’ decken die Gedanken deines Protagonisten über die Suche nach einem Platz für den Kater nach und nach ihn und seinen Umgang mit seinem Eheproblem auf.
Hm. Nach meinem Empfinden weigert sich auch der Prot in "Kälteschlaf", seinen Problemen wirklich ins Gesicht zu sehen. Es gelingt ihm mehr "versehentlich". Hier soll das trotzdem ein bisschen anders sein: Timo weiß nicht nur unterbewusst (wie der "Kälteschläfer"), sondern durchaus bewusst, wo sein Problem liegt, und trotzdem verweigert er die logische Konsequenz daraus. Aber nichtsdestotrotz:
Die musst du in dieser Geschichte mMn verstärken bzw. stärker herausarbeiten, damit man zum Schluss schmunzeln kann, über die Art, wie da jemand mit seinem Älterwerden umgeht.
Ja, da hast du vermutlich Recht. Ich muss noch einmal gründlich in mich gehen und möglichst präzise auf den Punkt bringen, was ich zeigen will, damit ich entscheiden kann, wie ich es am besten tue.

Wie schon oben gesagt, muss ich mit meinen Gedanken nicht Recht haben. Ich wollte sie dir nur gerne vermitteln.
Und dafür danke ich dir sehr, barnhelm! :) Ich denke, dass du mit sehr vielem Recht hast.



Hallo Schwups,

Auch wenn du vorhast die Geschichte umzuschreiben, hier noch eine weitere Meinung eines Lesers
Immer her damit! Je mehr, desto nützlicher, damit das Umschreiben auch gleich in die richtige Richtung geht.

Das kam bei mir auch nicht so an. Wenn man das weiß und den letzten Abschnitt liest, dann erscheint es klar, aber ohne dieses Wissen hab ich es anders gelesen.
Da bin ich wohl in die klassische Autorenfalle getappt. Mir erschien es beim Schreiben nämlich auch völlig klar ...

Ich dachte das bezieht sich auf seine Verletzung. Sie reißt ihm den Kopf ab, weil sie wollte, dass er früher aufhört, und er wollte nicht auf sie hören und hat sich jetzt eine ernste Sportverletzung zugezogen, die ihn wochenlang außer Gefecht setzen wird.
Das hatte ich als mögliche Fehlinterpretation sogar erwogen, aber dann gemeint, es müsste trotzdem hinreichend klar sein. Offenbar eine Fehleinschätzung, da es ja bei der Mehrzahl der Leser nicht zu funktionieren scheint.

Ich finde es schade, dass du hier nicht weitergehst und diesen Konflikt ausführlicher thematisierst. Es kommt rüber, dass dein Protagonist mit seinem Alter hadert, dass er den Sport gerne weiterführen will, aber sobald er sich einer echten Gegenwehr stellen muss, blendet der Text aus. Das Gespräch mit Sanela möchte ich kaum als Konflikt bezeichnen, vielleicht hat es den in der Vergangenheit mal gegeben, aber was du uns zeigst ist ein Konsens.
Ich möchte hier gar keinen äußeren Konflikt zeigen, den Timo mit Sanela oder irgendwem sonst führt. Mir ging es um das Geschehen in ihm selbst. Er hat ein Problem mit seinem Alter - nicht mit Sanela oder Lukas und nicht mal mit Niklas.

Zwar erwähnst du kurz, dass er sich "ertappt" fühlt beim Eincremen seines Knies (was ich ein gutes Detail finde), aber das hat für ihn ja keine Konsequenzen.
Nein, sollte es auch nicht. Er fühlt sich ja nicht in dem Sinne ertappt, dass er etwas Verbotenes getan hätte. Es werden nur wieder mal seine Alterserscheinungen sichtbar, die er ja schon selbst nicht sehen möchte, geschweige denn, dass er sie Sanela sehen lassen will. Dass sie existieren, wissen aber alle.

Dann haben wir die Verletzung. Das ist ein echtes Problem für einen ambitionierten Sportler, da kann man richtig in eine Krise stürzen. Aber auch hier gehst du nicht weiter. Er beschließt aufgrund der Verletzung, am Basketball-Spielen festzuhalten, aber da wird ihm Sanela im Wege stehen und natürlich auch sein Körper. Und was das mit ihm macht, wie er damit umgeht, das fände ich wirklich interessant - deshalb ist es schade, dass du uns das vorenthältst und (zu?) früh ausblendest.
Es ist nicht die Verletzung, die ihn in die Krise stürzt, sondern sein Alter. Verletzungen hatte er schon früher, damit hat er umzugehen gelernt, das ist immer alles wieder verheilt, und danach ging es weiter. Alter ist blöderweise nichts, was wieder heilt. (Hey, vielleicht kann ich so eine Aussage direkt verwenden ...?)

Wenn er souveräner mit seinem Alter umgehen könnte, würde er nach dem Bänderriss sagen: He, was soll's, ich wollte eh aufhören, also tue ich's halt vier Wochen früher, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, bla, bla, bla - wenn der Bänderriss verheilt ist, gehe ich Walken. Aber das kann er nicht sagen, statt dessen sagt er: So kann ich doch nicht abtreten, da muss ich erst wieder einsteigen, damit ich anschließend "richtig" und "auf meine Art" aussteigen kann. Oder so was in der Art. Im übrigen fühlt er sich um die vier Wochen betrogen, die er noch hätte genießen wollen; das alleine wäre für ihn schon Grund, wieder einzusteigen, aber nur für vier Wochen lohnt ja kaum ...

ich finde hier auch den ersten Abschnitt nicht wirklich gelungen, mit dem Kino-Ding, das empfand ich eher als Hürde um in den Text reinzukommen.
Ja, das habe ich aus den anderen Komms auch schon geschlossen. Eine von den vielen Referenzen auf den Originaltext, die ich gerne drin haben wollte. Die, Darling, die ...! :eek:

Als du Niklas als neuen, jungen Mitspieler eingeführt hast, dachte ich, der Text geht in die Richtung, dass er dem Protagonist seinen Platz streitig macht. Den Bänderriss hätte er sich ja auch in einem normalen Training mit den üblichen Leuten zuziehen können. Warum hier den Niklas einführen? Ist wohl so eine Sache wie mit dem Chekhovschen Gewehr. Ich dachte da kommt ein Neuer, der ist jünger - also muss beides eine Rolle spielen. Tut es letzten Endes dann aber nicht.
Doch, das spielt schon eine Rolle. Timo fühlt sich durchaus von ihm herausgefordert in einer Weise, wie es ihm mit den vertrauten Mitspielern nicht (mehr) passieren würde. (Ohne dass es Niklas' Schuld oder Absicht wäre, das passiert alles nur in Timo.) Deswegen geht er ja noch mal so an seine Grenzen. Das ist jetzt arg, dass das nicht rübergekommen ist ... :(

Also die Kritik ist jetzt etwas länger ausgefallen als beabsichtigt.
Macht gar nix. :D

Wollte dir eigentlich nur schnell mitteilen, dass mir es besser gefallen hätte, wenn du tiefer in den Konflikt reingehst, vielleicht sogar dort beginnst, wo die Geschichte jetzt endet
Wäre legitim, aber womöglich ein ganz anderer Konflikt als der, den ich behandeln wollte.

also statt den Text hier umzubauen könntest du in einer weiteren eigenständigen Geschichte vielleicht einfach weitererzählen - solange jeder Text für sich steht, ist das überhaupt kein Problem, und man könnte es sogar als Serie deklarieren
Hatte ich kurz mal überlegt, wenngleich mit einem etwas anderen Ziel. Aber man muss den Basketball ja auch nicht totreiten (um mal ein ganz schiefes Bild zu verwenden) ...

Die Basketball-Szene war mir einen Tick zu lang
Da war ich beim Schreiben unsicher. Das sollte eine Art Wende sein und deshalb hinreichend ausführlich werden. Aber für den Nicht-Basketballer vielleicht tatsächlich zu ausführlich.

Abgesehen davon hab ich die Geschichte aber gern gelesen. (...) Tolles Thema, mit dem ich mich identifizieren kann, stilistisch sauber bei deinen Texten sowieso.
Vielen Dank! :)

Ich habe dir jetzt sehr viel erklärt, was die Geschichte eigentlich selbst vermitteln muss. Das zeigt, wie viel Arbeit ich noch vor mir habe. Umso wichtiger dein Input für meine anstehende Überarbeitung, deshalb vielen Dank auch dafür!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg

Deswegen geht er ja noch mal so an seine Grenzen. Das ist jetzt arg, dass das nicht rübergekommen ist ...

Doch doch, das kam schon rüber dass sich hier ein Konkurrenz-Kampf entwickelt und das Spiel dadurch schneller wird. Aber wenn es dir nur um die Verletzung gegangen wäre: die kann sich auch in einem normalen Spiel zutragen, zumal es ja während eines Sprungs geschah. Auch wenn das Spiel sonst langsamer ist, ich nehme an, springen / blocken werden sie trotzdem ... ;) Also für die Verletzung hätte es Niklas nicht gebraucht, das war mein Punkt.

Aber wie ich schon geschrieben habe, das ist absolut ok es so zu machen, ich habe nur etwas anderes erwartet aufgrund der Einführung von Niklas.

Mir ging es um das Geschehen in ihm selbst. Er hat ein Problem mit seinem Alter - nicht mit Sanela oder Lukas und nicht mal mit Niklas.

Warum trennst du das so strikt? Das eine führt doch zum anderen. Er hat ein Problem mit seinem Alter und möchte deshalb unbedingt am Basketball-Spielen festhalten, weil er sich nicht eingestehen will, dass sein Körper da nicht mehr mitmacht. Prompt bekommt er ein Problem mit Sanela. Oder mit Niklas, weil der ihm den Platz streitig macht. Innere Probleme führen oft zu "äußeren" Konflikten, das würde ich gar nicht so getrennt voneinander betrachten. Das meine ich dann auch mit "weiter / tiefer gehen". Aber ich kann es auch voll und ganz akzeptieren, wenn du sagst, das wolltest du nicht thematisieren. Für mein Empfinden würde die Geschichte dadurch allerdings interessanter werden.

Es ist nicht die Verletzung, die ihn in die Krise stürzt, sondern sein Alter.

Hm Krise, ich weiß nicht. Ich lese das so nicht raus. In deiner Antwort an barnhelm schreibst du ja auch, dass das Problem nicht wirklich groß ist. Frage: Wenn es dir gar nicht um die Verletzung geht, warum baust du sie dann ein? Klar, sie ist der Auslöser, dass Timo am Basketball-Spielen festhalten will, aber mit dieser Entscheidung endet ja dann auch der Text. Irgendwie hab ich das Gefühl, da fehlt einfach noch was.

Holg, ich würde mich freuen wenn du mich nach der Überarbeitung kurz anpingen könntest, falls ich das übersehe. Gern lese ich die neue Fassung nochmal, weil ich gespannt bin, was du draus machst.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Schwups,

danke für die nochmalige Antwort.

Doch doch, das kam schon rüber dass sich hier ein Konkurrenz-Kampf entwickelt und das Spiel dadurch schneller wird. Aber wenn es dir nur um die Verletzung gegangen wäre: die kann sich auch in einem normalen Spiel zutragen, zumal es ja während eines Sprungs geschah. Auch wenn das Spiel sonst langsamer ist, ich nehme an, springen / blocken werden sie trotzdem ... Also für die Verletzung hätte es Niklas nicht gebraucht, das war mein Punkt.
Dazu zwei Antworten: Zum einen spielt Timo sonst schon zurückhaltender. In der Einstiegsszene lässt er Björn mit Rücksicht auf seine "alten Knochen" vorbeiziehen, beim zweiten Training nimmt er erst Standwürfe (statt Sprungwürfe), bis die von Niklas mehrfach geblockt werden. Ich denke nicht, dass er so hohe Risiken eingegangen wäre, wenn die Konkurrenz zu Niklas ihn nicht so aus der Reserve gelockt hätte.
Zum anderen soll diese Szene ganz unabhängig von der Verletzung zeigen, wie sehr er für diesen Sport brennt, wie sehr der ihn jung hält (zumindest seelisch, körperlich ja eher nicht). Das fand ich am plausibelsten mit einem frischen Element, mit dem das normale Training noch mal aufgelockert und für Timo besonders spannend gemacht wird. Damit sollte auch die Fallhöhe noch mal etwas größer werden, wenn ihn ausgerechnet jetzt diese Verletzung stoppt.
Also: Tschechows Gewehr schießt schon, auch wenn der Knall vielleicht lauter sein sollte. ;)

Innere Probleme führen oft zu "äußeren" Konflikten, das würde ich gar nicht so getrennt voneinander betrachten. Das meine ich dann auch mit "weiter / tiefer gehen". Aber ich kann es auch voll und ganz akzeptieren, wenn du sagst, das wolltest du nicht thematisieren. Für mein Empfinden würde die Geschichte dadurch allerdings interessanter werden.
Darüber werde ich nachdenken, wenn ich die Geschichte überarbeite. Ich fand den inneren Konflikt interessanter und den äußeren eher ablenkend; ich wollte die Geschichte auch nicht durch mehrere simultane Konflikte verwässern. Wenn allerdings das eine, worauf ich mein Augenmerk gelegt habe, nicht stark genug wirkt, wäre das ein Grund, da umzusteuern. Abwegig ist es ja nicht, da hast du völlig Recht.
Ich muss mal sehen, wie wichtig mir mein ursprüngliches Ziel ist, und deinen Komm dahingehend auch noch mal mit den anderen abgleichen.

Hm Krise, ich weiß nicht. Ich lese das so nicht raus. In deiner Antwort an barnhelm schreibst du ja auch, dass das Problem nicht wirklich groß ist.
Ja, Krise ist übertrieben. Die Formulierung kam zustande, weil du in deinem Komm von einer (möglichen) Krise durch die Verletzung gesprochen hattest. Eine Krise braucht einen Höhepunkt, während die Sache mit dem Alter ja eher schleichend passiert. Andererseits heißt es ja auch Midlife-Crisis. Wie auch immer.

Frage: Wenn es dir gar nicht um die Verletzung geht, warum baust du sie dann ein? Klar, sie ist der Auslöser, dass Timo am Basketball-Spielen festhalten will, aber mit dieser Entscheidung endet ja dann auch der Text.
Siehe oben, Stichwort Fallhöhe: Der Wettkampf mit Niklas (und der Spaß, den Timo dabei hat) bringt die Höhe, die Verletzung den Fall. Außerdem soll das die Unvernunft verdeutlichen, mit der Timo mit seinem Körper und dessen Zustand umgeht. Den allmählichen Verschleiß zu verdrängen ist eine Sache; sich so in den Kampf hineinzusteigern, dass man sich leichtsinnig Verletzungen einhandelt, ist eine zweite. Auch da handelt er nicht altersgerecht - früher hätte er wahrscheinlich noch die Reflexe gehabt, mit dem Fuß woanders zu landen, jetzt kann er solche Stunts eben nicht mehr bringen.

Ich rechtfertige hier jetzt wieder viele Dinge, die die Geschichte eigentlich selbst hergeben sollte. Ich nehme das alles mit in meine Überarbeitung, das sind wirklich wertvolle Hinweise.

Holg, ich würde mich freuen wenn du mich nach der Überarbeitung kurz anpingen könntest, falls ich das übersehe.
Das mache ich gerne. Wird aber eine Weile dauern.

Gern lese ich die neue Fassung nochmal, weil ich gespannt bin, was du draus machst.
Und ich erst! :D

Danke nochmals!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,

deine Geschichte hatte ich auch noch auf meiner To-Read-Liste …

Ich habe noch gut die erste Geschichte im Kopf und bin mal gespannt, wie es weitergeht. Wolltest du nicht eigentlich die Ursprungsstory in die Ich-Perspektive umschreiben? Egal.

„Schon wieder Kino!“, höre ich Schmitt zischen. Ich muss lächeln. Nee, Reinhard,
Er ist also inzwischen per du mit Schmitt. Gefällt mir.

Kino. Wie ich das Wort gehasst habe.
Hehe. Einige Leser auch :Pfeif:

und der alte Mann lebt vielleicht gar nicht mehr.
Aha. Doch keine wörtliche Rede oben, sondern Gedanken, Einbildung … Wieso hast du uns auf die falsche Fährte geführt?

Am nächsten Tag ertappt mich Sanela, als ich mir im Schlafzimmer Schmerzgel aufs Knie schmiere.
Ja! Sie sind zusammen gekommen. Gut.

Ebenso das linke Handgelenk, auf dem mal so ein Fettwanst gelandet ist, nachdem er mich umgerannt hatte. Wenigstens hat der Schiri das Foul gegen ihn gepfiffen.
Richtig so! Die Verletzung an sich war in dem Augenblick egal. Hauptsache, sie wurde bestraft. Kommt mir auch bekannt vor.

Ich kicke den Korb von der Matratze.
Wollen doch mal sehen, ob nicht irgendein Körperteil noch funktioniert.
Hehe.

Eine schöne Sportgeschichte über einen Mann, der es nicht lassen kann und die auch ganz ohne die vorherige Story funktioniert.
Obwohl ich die Sportszene ein wenig zu lang finde und nicht alle Begriffe kenne, habe ich verstanden, worum es ging. Gut und verständlich genug beschrieben.

Habe mich gefragt, warum der Vater überhaupt vorkommt. Ich finde, dass alles, was eine KG nicht weiterbringt, keine Relevanz hat, raus muss.

Das Ende gefällt mir. Er gibt nicht auf.

Gerne gelesen. Und wieder denke ich, dass ich auch unbedingt Mal eine Sportgeschichte schreiben muss ...

Schönen Tag und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

da habe ich deinen Komm ja knapp verpasst! Dann will ich ihn auch mal gleich beantworten.

Ich habe noch gut die erste Geschichte im Kopf und bin mal gespannt, wie es weitergeht. Wolltest du nicht eigentlich die Ursprungsstory in die Ich-Perspektive umschreiben?
Öööhm - hab ich doch längst? Guckstu hier.

Er ist also inzwischen per du mit Schmitt. Gefällt mir.
Ja, irgendwann ist er erwachsen geworden, Schmitt war dann auch nicht mehr sein Lehrer. Schön, dass dir dieses Detail aufgefallen ist.

Kino. Wie ich das Wort gehasst habe.
Hehe. Einige Leser auch
Ich irgendwann auch fast ...

Aha. Doch keine wörtliche Rede oben, sondern Gedanken, Einbildung … Wieso hast du uns auf die falsche Fährte geführt?
Tja ... Mir ging es nicht darum, falsche Fährten zu legen, sondern ich wollte auf ein paar (vermutlich zu viele) Elemente und Charaktere der ursprünglichen Geschichte anspielen. In diesem Fall darauf, dass Timo dieses Kino-"Trauma" nie so völlig ablegen konnte. Gerade am Anfang des Textes wollte ich auch noch einmal so ein bisschen das Feeling aus der ersten Geschichte wiederaufleben lassen, bevor die Handlung dann eine neue Richtung nimmt.
Ich musste aber inzwischen einsehen (du hattest vermutlich nicht die Muße, alle anderen Kommentare zu lesen?), dass das der Geschichte mehr schadet als nützt, insbesondere wenn man den Vorgänger nicht kennt.
Insofern ist der Bezug auf das Kino-Problem in diesem Text eines von diversen Darlings, deren Schicksal leider besiegelt ist ...

Ja! Sie sind zusammen gekommen. Gut.
Das hoffe ich doch für die beiden! :naughty: Auf jeden Fall sind sie zusammengekommen. :lol:

Im Ernst: Ich hab das Mädel einfach zu sehr gemocht, um es rausstreichen zu können, und dieses Darling wird auch definitiv drinbleiben. :D Ich hatte erwogen, sie vielleicht nur eine Freundin aus Jugendtagen sein zu lassen, aber das fand ich dann halbherzig und doof. Ich musste aber die Vergangenheit ein bisschen umschreiben, weil ich bosnische Migranten in den Sechziger-/Siebzigerjahren nicht recht plausibel fand. So kam sie halt erst zum Studium rüber.

Richtig so! Die Verletzung an sich war in dem Augenblick egal. Hauptsache, sie wurde bestraft. Kommt mir auch bekannt vor.
Noch ein Detail, bei dem ich froh bin, dass es bemerkt wurde. :) Er hat aber doch Recht, oder? Außerdem passt es zu Timos Charakter, dass er auf seinen Körper relativ wenig Rücksicht nimmt.

Eine schöne Sportgeschichte über einen Mann, der es nicht lassen kann und die auch ganz ohne die vorherige Story funktioniert.
Ersteres freut mich sehr, bei letzterem sind inzwischen Zweifel angebracht. Siehe oben mit den Darlings, die noch über die Klinge springen müssen, damit das Ganze wirklich alleine stehen kann. Und du fragst ja selbst:
Habe mich gefragt, warum der Vater überhaupt vorkommt. Ich finde, dass alles, was eine KG nicht weiterbringt, keine Relevanz hat, raus muss.
Da gebe ich dir Recht, siehe abermals die Darlings. Ob es gerade den Vater treffen wird, weiß ich noch nicht. An dieser Stelle wollte ich Timo mal zumindest für einen kurzen Moment ein bisschen ernsthafter nachdenken lassen über das Alter (also "richtiges" Alter, denn er selbst ist ja noch kein Greis) und wohin das führen kann. Kann man aber sicher auch anders hinkriegen.

Das Ende gefällt mir. Er gibt nicht auf.
Ob das klug ist, sei dahingestellt ... :lol:

Gerne gelesen.
Yay! :bounce:

Und wieder denke ich, dass ich auch unbedingt Mal eine Sportgeschichte schreiben muss ...
Da bin ich aber gespannt! So etwas hat seine ganz eigenen Herausforderungen, kann ich dir inzwischen aus Erfahrung sagen ... welche Sportart wäre denn deine?

Vielen Dank, GoMusic, für deinen wohlwollenden Kommentar!

Grüße vom Holg ...

 

Hi Holg,

Ich wieder.

Wolltest du nicht eigentlich die Ursprungsstory in die Ich-Perspektive umschreiben?
Öööhm - hab ich doch längst? Guckstu hier.
Oh, wie peinlich. Habe ich doch glatt verdrängt. :confused:

Ich musste aber inzwischen einsehen (du hattest vermutlich nicht die Muße, alle anderen Kommentare zu lesen?), dass das der Geschichte mehr schadet als nützt, insbesondere wenn man den Vorgänger nicht kennt.
In diesem Fall habe ich nicht die Kommentare gelesen.

Ja! Sie sind zusammen gekommen. Gut.
Das hoffe ich doch für die beiden! Auf jeden Fall sind sie zusammengekommen.
Was so ein kleines Leerzeichen doch alles anrichten kann.

Ich hab das Mädel einfach zu sehr gemocht, um es rausstreichen zu können, und dieses Darling wird auch definitiv drinbleiben. Ich hatte erwogen, sie vielleicht nur eine Freundin aus Jugendtagen sein zu lassen, aber das fand ich dann halbherzig und doof. Ich musste aber die Vergangenheit ein bisschen umschreiben, weil ich bosnische Migranten in den Sechziger-/Siebzigerjahren nicht recht plausibel fand. So kam sie halt erst zum Studium rüber.
Richtig so. Hatte auch nie das Gegenteil behauptet.

Richtig so! Die Verletzung an sich war in dem Augenblick egal. Hauptsache, sie wurde bestraft. Kommt mir auch bekannt vor.
Noch ein Detail, bei dem ich froh bin, dass es bemerkt wurde. Er hat aber doch Recht, oder? Außerdem passt es zu Timos Charakter, dass er auf seinen Körper relativ wenig Rücksicht nimmt.
Na klar hat er Recht. Jeder Mann würde so handeln! :lol:

An dieser Stelle wollte ich Timo mal zumindest für einen kurzen Moment ein bisschen ernsthafter nachdenken lassen über das Alter (also "richtiges" Alter, denn er selbst ist ja noch kein Greis) und wohin das führen kann. Kann man aber sicher auch anders hinkriegen.
Die ernsthaften Gedanken müssen auch drin bleiben. Das finde ich wichtig.
Vielleicht kann man das aber tatsächlich auch als Gedanken einbauen.

Und wieder denke ich, dass ich auch unbedingt Mal eine Sportgeschichte schreiben muss ...
Da bin ich aber gespannt! So etwas hat seine ganz eigenen Herausforderungen, kann ich dir inzwischen aus Erfahrung sagen ... welche Sportart wäre denn deine?
Die ersten Gedanken hatte ich, als der Film „Foxcatcher“ raus kam. (Habe ihn noch immer eingeschweißt im Regal stehen.) Ich kenne nicht viele Geschichten über das Ringen ... :D

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Oh, wie peinlich. Habe ich doch glatt verdrängt. :confused:
Wie man das mit traumatischen Erlebnissen eben so tut ... :shy:

Was so ein kleines Leerzeichen doch alles anrichten kann.
Schlimmer sind nur Kommas.

Richtig so. Hatte auch nie das Gegenteil behauptet.
Hatte auch nie behauptet, dass du das Gegenteil behauptet hättest. :D

Die ernsthaften Gedanken müssen auch drin bleiben. Das finde ich wichtig.
Vielleicht kann man das aber tatsächlich auch als Gedanken einbauen.
Joa, aber der elegantere Weg sind doch meistens Dialoge, oder? Na, mal sehen, was ich damit mache.

Die ersten Gedanken hatte ich, als der Film „Foxcatcher“ raus kam. (Habe ihn noch immer eingeschweißt im Regal stehen.) Ich kenne nicht viele Geschichten über das Ringen ... :D
Ich warte gespannt ...!

Grüße vom Holg ...

 

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