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Die letzte Frage

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20.04.2002
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Die letzte Frage

Seit Jahrzehnten hatte es keinen solchen Schneesturm mehr in dem kleinen Neubautendorf zwischen Weinreben und Großindustrie gegeben.
Damals waren zahllose Dächer zerstört worden, Wasserleitungen hatten sich in Eisrohre verwandelt und eine alte verstörte Frau hatte sich auf dem Glatteis den Arm gebrochen.
Kaum jemand in dem kleinen Dorf hatte dem Mann, der an diesem Tage in einem Chaos aus Kälte und Eis zu Grabe getragen worden war Beachtung geschenkt.
Es war der Vater eines 14 jährigen Jungen gewesen.

Heute viele Jahre später , in dem selben Örtchen, tobte wieder ein solcher Sturm und wieder trat ein Mann seine letzte Reise an.
Heute am 16. Dezember folgte der Sohn seinem Vater.

Eine kleine Trauergemeinde prozessierte bei eisiger Kälte, in schwarze Wintermäntel gehüllt,
über den winzigen von einer tristen Steinmauer umzäunten, nun schneebedeckten Friedhof.
Nur eine einzige Frau war unter den Trauernden. Sie vergoss keine Tränen.
Niemand vergoss Tränen, den der eisige Wind lies jede Flüssigkeit gefrieren.
Kein Pfarrer war unter den Gästen zu finden.

Vier Männer trugen, die Prozession anführend, den schlichten erdfarbenen Sarg.

Ein faltige alter Mann, welcher an der Friedhofsmauer lehnte und die Szenerie wie ein Maler der sein Kunstwerk betrachtet, besah, dachte nach.
„ Wie du es dir immer Gewünscht hast mein alter Freund, ist es nun eingetreten. Ein Leben dem Schreiben über die Menschen gewidmet, und ein von ihnen unbeachteter Tot.
Nur die engsten Freunde sind erschienen. Wie hast du immer gesagt? : So trennt sich die Spreu vom Weizen.“

Der Trauergemeinde hatte sich mittlerweile durch den 50 cm hohen Neuschnee bis zum frisch ausgehobenen und schon fast wieder zugeschneiten Grab hindurchgekämpft.
Die vier Sargträger schienen große Mühe zu haben den mittelgroßen schlichten Sarg durch diese Schneemassen zu schleppen, und nur der Respekt vor dem Toten hielt sie davon ab den Sarg für kurze Zeit abzusetzen.
Der alte Mann an der Mauer , er war als Hans Gruber bekannt murmelte, für niemanden hörbar:„ Bist du Zufrieden, mein alter Freund? Hast du alles erreicht? Bist du deswegen gestorben? Gab es nichts mehr für dich zu sagen?
Haben deine Schriften das Bewirkt was sie sollten? Haben die Menschen nachgedacht?“

Der Sarg wurde langsam und mit aller Sorgfalt in die Grube hinein gelassen.
Die wenigen Gäste sagten kein Wort, sondern schauten wie gebannt auf die in die Tiefe gleitende Holzkiste . Eine halbe Minute verging in völliger Stille, dann hatte der Sarg seinen ihm angestammten Platz erreicht.
Nun schlurften die Trauernden, einzeln, jeder in sich selbst vertieft zum Fußende des Grabes um sich ein letztes Mal von ihrem Freund zu verabschieden.
Niemand hielt eine Rede, niemand verkündete den Gästen die Heldenhaftigkeit des Verstorbenen. Nur leises an den Toten persönlich gerichtetes Murmeln war zu hören.

Hans fuhr sich mit der Zunge über die fast gefrorenen Lippen.
„ Ja genau so hättest du es dir gewünscht, einen hauch Pathos, doch ohne all sie leeren Reden.
Nun gut, deine Beerdigung verläuft also wie du es dir gewünscht hast, aber wie war es mit deinem Leben?“
Es dauerte eine Weile dann wendete sich auch der letzte Trauergast ab, strich sich den Schnee aus den Haaren und folgte den anderen mit ausdrucksloser Miene.
Hans Gruber richtete sich auf und schlenderte langsam und gemächlich in Richtung Grab.
Der Totengräber der sich gerade daran machte die Grube zu zuschaufeln bemerkte ihn nicht.
„ So nun sind nur noch wir beide da“, flüsterte Gruber dem Sarg zugewannt.
„ Ja, du bist berühmt geworden, hast Anerkennung und Geld gescheffelt, und deine Werke werden in höchsten tönen gelobt.“ Die Hand des alten Mannes ballte sich zu einer Faust und er schrie aus vollem Hals so dass die Stimme über den ganzen Friedhof hallte: „ Aber nun sage mir endlich , bist du zufrieden, hast du geschrieben wie du schreiben wolltest?“ Hans sank auf die Knie, drückte sein, zwischen Glück und Verzweiflung hin und her gerissenes Gesicht in den Schnee ... und verblasste langsam, bis er vollkommen verschwunden war.
Der Totengräber bemerkte nichts von alle dem. Er hatte den Alten nicht gesehen und auch nicht seine Stimme gehört, das einzige was er gört hatte war das heulen des Sturmes gewesen.

Einige Zeit später wurde der Grabstein des Toten aufgestellt.
Die Inschrift lautete:

Hans Gruber
Geb. am / Ges. am

Bin ich zufrieden?

 

Hi Marot!
Zunächst einmal muss gesagt werden, auch wenn dich dies jetzt wohl aufregt, dass du dich dringend um deine Rechtschreibung kümmern solltest. Ich werde es uns hier ersparen, die diversen Fehlgriffe zu zitieren. Dies sollte dich jedoch nicht davon abhalten, deinen Text selbst nochmals durchzulesen!
Was die inhaltliche Seite angeht, gefallen mir deine humoristischen Texte um einiges besser. Wenn du dich im Schreiben der Texte von Zweifel und Selbstmitleid leiten lässt, fehlt ihnen meines Erachtens die nötige Lockerheit um wirklich fesseln zu können.
Übrigens: Ich hätte diesen Text unter tausenden als deinen identifizieren können. (Wen wundert es?)

 

Liebe Elis
Wen wunderts das dir diese Geschichte etwas unangenem war du Verdrengungskünstlerin :D
Was das Selbstmitleid angeht teuschst du dich.
Es ist jedem selbst überlassen , diese Geschichte nun positiev oder negatiev zu deuten.

Danke für die Kritik :)

 

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