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Die letzte Chance

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29.05.2002
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9

Die letzte Chance

Der Kaffee ist zu stark, sagte Reinhard. Schon wieder!
Sie schwieg. Blickte auf ihre Hände. Wie gemein er war! Wie gemein!
Sie hatte sich so viel Mühe gegeben mit dem Kaffee und er war so gemein.
Und die Brötchen sind auch wieder pappig. Wenn das Essen nicht bald
besser wird, dann frühstücke ich woanders!
Sie schwieg.
Hast du mich gehört?
Ja, Reinhard. Ein Flüstern nur.
Sie hasste ihn. Hasste diese grollende Stimme, die ihr sagte,
was sie falsch machte. Hasste diese kleinen, blauen Augen, die sie
kaum eines Blickes würdigten. Hasste den dichten, blonden,
an manchen Stellen schon grau werdenden Bart, in den er seine
Gemeinheiten hinein brummelte, wenn er sie nicht laut aussprechen wollte.
Er ging. Kein Abschiedskuss, nicht mal eine Umarmung.
Wann hatte er sie das letzte Mal zärtlich berührt?
Fünf, sechs Jahre war es wohl her. Vielleicht sieben.
Seitdem: nur noch Ärger, Unzufriedenheit.
Und sie schwieg.

Um halb 12 kam der Polizist. Er war jung, kurze, braune Haare, blaue Augen.
Er stand da, vor ihrer Haustür, blickte auf den Boden,
drehte seine Mütze in den Händen.
Sind sie Frau Meier?
Sie wusste es, wusste, was kommen würde und wollte es nicht wahrhaben.
Es tut mi leid. Ihr Mann... er...
Sie fing an zu schluchzen. Erst leise, dann immer lauter.
Der Polizist sagte etwas, sie hörte es nicht.
Am Ende schrie sie. Gellend, kreischend, auch ein bißchen hysterisch.
In der Küche wurde der Kaffe kalt. Nicht zu stark und nicht zu schwach,
ganz genau richtig.
Doch es war niemand da, der ihn noch trinken würde. Nie mehr.

 

Erstmal herzlich willkommen, Sternschnuppe. :)

Deine Geschichte beschwört schmerzhafte Gefühle herauf. Wer fürchtet sich nicht allein schon vor der Vorstellung, man verabschiedet sich von einem nahestehenden Menschen im Streit und er kehrt nie mehr zurück. :(

Den Plot find de ich gut, er berührt, macht betroffen und nachdenklich.
Ich finde allerdings, man könnte die Geschichte noch ausbauen. Noch ein bisschen mehr Details, damit dem Leser die Protagonisten näher gebracht werden. Denn je mehr der Leser für die Personen in Deiner Story empfindet, desto stärker wird er in die Geschichte miteinbezogen.

Zum Formalen: Du benutzt keinerleih Anfühungsstriche bei Deiner wörtlichen Rede, ändere das bitte. Bei Deinem kurzen Text kann man das gerade noch verschmerzen, aber es fällt dem Leser schwerb einer Geschchte zu folgen bei der die Dialoge optisch nicht kenntlich gemacht werden.

 

Mhmm. Dann sollte man aber zumindest noch ein paar Absätze einfüge, um es dadurch hervorzuheben. Es ist nämlich verwirrend, wenn man zweimal nachlesen muss um zu verstehen, ob es erzählter oder gesprochender Text ist..

 

hi sternschnuppe,
herzlich willkommen auf kg.de
gleich vorab, deine stärke liegt in der formulierung und beschreibung der situation.
es ist durchaus eine gute sache, zu versuchen, die geschichte kurz zu halten.
deine aber ist viel zu kurz! das ist sehr unbefriedigend, gerade bei der gewichtigen thematik, die du gewählt hast. gib dem leser etwas mehr zeit sich in das "elend", das du beschreibst, hineinzufühlen. der leser möchte vor dem ende deiner geschichte deine protagonistin viel mehr bedauern *g*
bye
barde

[ 30.05.2002, 17:16: Beitrag editiert von: Barde ]

 

Hi!
Erstmal wollte ich mich für eure Tips bedanken, ich werde bei meiner nächsten Kurzgeschichte versuchen, sie zu beachten.
Dann wollte ich noch sagen, dass das meine erste Kurzgeschichte ist, also habt bitte Verständnis, wenn nicht alles perfekt ist :)
Das wars erstmal, ich freue mich über jede weitere Kritik, die mir hilft, mich weiter zu verbessern.
Bis bald, eure Sternschnuppe87

 

Hallo Sternschnuppe87!

Ich stimme weitgehend mit den Meinungen der anderen überein, über eine Sache wundere ich mich aber ein wenig:
Erst hasst sie ihren Ehemann, dann ist sie total traurig, dass er nicht mehr da ist. Ich meine, es war ja kein "gewöhnlicher" Streit; vielmehr scheint die Ehe schon seit Jahren kaputt zu sein.

Insgesamt aber ein ganz nettes Geschichtchen.

Zitat: Es tut mi leid - Ein Buchstabe fehlt

Viele Grüße, Michael

 

Hallo Sternschnuppe!
Durch deinen Thread bin ich auf dich und deine Geschichte aufmerksam geworden! Ich kann mich aber nur den anderen anschließen, was die Länger betrifft. Etwas zu kurz bzw. wenn schon so kurz, dann muß sie mehr Aussage haben. Damit meine ich, dass jeder Satz etwas erklären muß, um bei der Kürze den gewünschten Effekt zu erziehlen. Was mir noch unangenehm aufgefallen ist, ist das völlige Auslassen von wörtlicher Rede bzw. der dazugehörigen Anführungsstriche. Das würde ich an deiner Stelle noch editieren! Aber ansonsten ist dir ein solider Einstand hier geglückt, mach weiter so.

Saludo, Gam.

 

@ Michael: Sorry, wenn das nicht so ganz rausgekommen ist, aber die Hauptaussage der Geschichte soll sein, dass die Frau erst bemerkt, dass sie ihren Mann doch noch liebt, als sie ihn nie mehr wiedersehen kann.

 

@Michael... Ich denke, selbst wenn die Ehe schon seit Jahren zerrüttet war, was offenbar angedeutet werden soll - wenn der Partner dann plötzlich stirbt ohne dass man eine Aussprache hatte, ist man einfach getroffen und leidet - das geht an niemandem spurlos vprüber. ;)

Bei mir kam die Aussage jedenfalls an. :)

 

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