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Die Leiche im Moor
Es war ein wunderschöner Sonntag Anfang August. Die Sonne brannte vom Himmel. Ein leiser Windhauch raschelte sacht durch die Wipfel der Bäume.
„Max, radel nicht so weit vorne weg. Du weißt doch, daß die Pfade abseits des Weges ins Moor führen. Einige Kinder, die nicht auf ihre Eltern gehört haben sind schon im Moor versunken.“
Herr Gelblich versuchte seinen nach vorne preschenden Sohn etwas Angst einzujagen, damit er bei der Familie blieb, doch vergeblich. Vergnügt sauste der Knirps mit seinem Fahrrad und Bello, dem Hund, seinen Geschwistern Harry und Heike und seinen Eltern davon.
Er verschwand hinter der nächsten Biegung und kurz darauf hörten sie seinen durchdringenden Schrei.
Herr und Frau Gelblich sahen sich einen kurzen Moment erschrocken an, dann traten sie heftig in die Pedale.
Max` Fahrrad lag im Gras neben einem anderen, verbeulten Fahrrad und sein roter Haarschopf leuchtete hinter einem Gebüsch hervor. Bello lief aufgeregt kläffend Familie Gelblich entgegen.
„Ich hab´ das verbeulte Fahrrad gesehen und in dem Moment ist Bello auch schon in die Büsche abgehauen“, stammelte Max aufgeregt, als Herr Gelblich bei seinem Sohn ankam. Neben ihm im Gras lag ein Mädchen, etwa so alt wie Max, also elf Jahre. Ihre Hose war zerrissen und dreckverschmiert. An ihrer Stirn klebte vertrocknetes Blut.
„Wir müssen ihr helfen“, rief er und suchte unbeholfen nach ihrem Puls am Handgelenk.
„Am besten wir verständigen die Polizei und auch einen Rettungswagen“, sagte Frau Gelblich.
„Aber hier ist weit und breit keine Telefonzelle“, sagte ihr Mann, „Verdammt, jetzt fliegt die Menschheit schon seit zehn Jahren zum Mond, aber ein tragbares Telefon haben sie noch nicht erfunden.“
Er warf seinem ältesten, dem fünfzehnjährigen Harry ein Mark Stück zu und sagte :“Fahr bis zur nächsten Wegkreuzung, da steht eine Telefonzelle und ruf Polizei und Krankenwagen an.“
Er drehte sich wieder zu Max und dem Mädchen um als es über ihm im Baum raschelte und ein Mann heruntersprang.
„Hi, ich bin Thomas Schreiber“, stellte sich der Hüne von Mann vor, und reichte Herrn Gelblich seine Riesenpranke.
„Wir sind Journalisten vom öffentlich Fernsehen und untersuchen das verhalten der Passanten, wenn sie einen verletzten Menschen sehen.“
Bei diesen Worten erhob sich das Mädchen und wischte sich über ihre Stirn. „Theaterblut“, sagte sie lächelnd und zeigte Max ihre rote Hand. Aus dem Gebüsch kamen zwei Frauen, mit Mikrofon und Kamera bewaffnet und nickten Familie Gelblich freundlich zu.
„Sie haben prima reagiert. Allen voran aber ihr Sohn Max“, sagte Herr Schreiber und strich dem Jungen dabei über die Haare. „Keiner war bisher so schnell bereit Aleksandra zu helfen.“
„Ja, ja Pappa, und dann kamt ihr ins Fernsehen und du warst der Held des Tages und hast dich unsterblich in Mama verliebt.“ Der kleine Roger verdrehte die Augen.
„Max, Liebling, ich glaube dein Sohn kann die Geschichte, wie wir uns kennengelernt haben bald nicht mehr hören.“
Aleksandra kam ans Bett ihres Sohnes, küßte ihn auf die Stirn und strich ihrem Mann liebevoll über die Haare.
„Mach das Licht aus, wenn du mit dem Geschichten erzählen fertig bist“, sagte sie lächelnd.
„Ich liebe dich Aleksandra.“
„Ich dich auch, mein Held.“