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Die Leere des siebten Tages

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14.02.2011
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Die Leere des siebten Tages

Schmitzinger ist ein Mann von Ende dreißig, gebaut wie der Durchschnittsdeutsche, das heißt, sein Bodymaßindex ist grenzwertig, seine Anziehungskraft auf das schöne Geschlecht zu vernachlässigen. Und trotzdem ist Schmitzinger sechs Tage die Woche ein ausgeglichener Mensch, dem es an nichts fehlt; zumindest fehlt nichts, dessen er sich bewusst wäre. Aber das ist ja die Hauptsache, alles andere interessiert nicht. Ihn nicht. Nur samstags abends, wenn er in seine Stammkneipe - ein dunkler Raum am Eck zweier sich kreuzender Straßen - in der Altstadt Hohenauenstätts geht, begleitet ihn ein mulmiges Gefühl.
Nach seinem Realschulabschluss absolvierte er eine Kaufmannslehre in einem soliden mittelständischen Betrieb, der er eine Weiterbildung als PC-Fachkraft folgen ließ. Soviel Engagement wurde belohnt, denn bereits nach vierundzwanzig Monaten, in denen er insgesamt einundsiebzig Stunden Praxisseminare zur Netzwerkadministration und zur Netzwerk- und Telekommunikationstechnik absolviert, fünfundfünfzig Studienhefte durchgearbeitet und auf der Online-Plattform den CBT´s, den Computer Based Trainings-Lehrgang bestanden hatte, durfte er sich „Geprüfter Netzwerkmanager“ nennen. Schmitzinger wurde so einer jener Privilegierten in einer wirtschaftsschwachen Region, die einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen hatte. Endlich ein gerechter Lohn für harte Arbeit! Da fielen die bescheidenen Aufregungen in den Folgejahren kaum ins Gewicht, als man ihm zuerst das Urlaubsgeld, dann das Weihnachtsgeld strich, und letztlich seine Arbeitszeit verkürzte, was nichts anderes hieß, als dass er weniger Gehalt bekam bei gleicher Arbeitsbelastung. Überstunden feierte man sowieso nicht ab; es gehörte zum guten Ton, diese verfallen zu lassen. Schmitzinger hatte bei seinem Chef, dem Bezirksleiter Knapenstätt, die Ausnahme erwirkt, dass er auch samstags arbeiten dürfe. Warum es als eine Ausnahme galt, während dreiviertel der Belegschaft freiwillig gezwungen das gleiche taten, konnte ihm niemand sagen. Er hatte aber auch nicht gefragt.
Der Arbeitssamstag hatte sich wie so oft zu einem vergnüglichen Plausch unter Kollegen entwickelt, wo man nur zaghaft die Rückstände der vergangenen Woche aufzuarbeiten gedachte, da man wahrscheinlich unbewusst befürchtete, das Erfüllen des Arbeitspensums in der dafür gedachten Zeit führe zu Rationalisierungsmaßnahmen, da bestimmt weniger Leute die gleiche Arbeit zu leisten imstande wären. Ganz unbegründet war dieses Bauchgefühl keineswegs, weshalb man aus einer Fliege einen arbeitsaufwendigen Dickhäuter zu machen pflegte, damit der Stress seine Begründung fand. Jene Zeit im Büro war von solchem Charakter, den man auch in den Freizeitaktivitäten der Mitarbeiter finden konnte, weshalb ab der Mittagspause Alkohol die Runde machte. Schmitzinger hielt sich zwar vornehm zurück, jedoch ohne den Spielverderber zu spielen. In seiner langjährigen Berufserfahrung hatte er bereits die Kenntnis gewonnen, dass man als Schwimmer gegen den Strom, auch wenn es nur eine Pißrinne (sic!) sein sollte, mehr Nach- als Vorteile hatte. Im Grunde keine Wahnsinnserkenntnis, die jedoch erst einmal gelebt sein will. Vor allem stellte dies an das Seelenleben des Betroffenen hohe Anforderungen. Diese möglichen Nachteile wollte Schmitzinger vermeiden, woraufhin er begonnen hatte, öfter seine Freizeit mit den Arbeitskollegen zu verbringen. An die Tatsache, dass die oftmals volltrunkenen Freundschaftsbekundungen und das Zustandekommen intimer Nähe am nächsten Arbeitstag wieder vergessen waren, musste er sich erst noch gewöhnen. Aber es ging schon besser. Nach den ganzen Jahren, in denen sein Privates, seine außerdienstlichen Aktivitäten zusammenschrumpften, konnte er ehrlich sagen: Er hat ein ausgefülltes Leben; und das immerhin sechs Tage die Woche!
Ein Außendienstmitarbeiter einer Zubringerfirma, mit dem er seit wenigen Monaten in freundschaftlichem Kontakt steht, ist sein heutiger Begleiter in der Stammkneipe „Pilsbaum“, die er schon als Azubi regelmäßig besucht hatte. Bereits seit achtzehn Uhr sitzt Schmitzinger mit Hemmer, dem Außendienstmitarbeiter, vor einem Pils und schaut mit den Anwesenden die Sportschau. Zwar weiß man hier - und Schmitzinger hatte auf der Arbeit das Radio nebenbei laufen lassen - wie die Wacker Hohenauenstätt abgeschnitten hat, dass die Konkurrenz wieder im Gegensatz zum eigenen Team wertvolle Punkte im Abstiegskampf gewann, doch dies ist für die hiesigen „Pilsbaum“-Besucher kein Grund, sich das Spiel und das der Rivalen nicht zusammengefasst anzuschauen.
„Ich habs dir gesagt! Habichsdirnichtschongesagt? Die Neuverpflichtungen taugen keinen Schuss Pulver!“, poltert Herbert, der Wirt und Besitzer des „Pilsbaums“ zu Schmitzinger rüber.
„Aber Mensch, Herbert, du musst doch den Jungen die Zeit geben!“, warf Hemmer ein. „Okamehle ist erst zwanzig, da braucht man noch die Zeit!“
Der Wirt winkt mit einem fleckigen Tuch, das er in der Hand hält, ab. „Wie war es bei uns früher?“, fragt er daraufhin zurück.
Schmitzinger und Hemmer schauen sich an und grinsen. „Ja ja, Herbert“, prustet Schmitzinger heraus. Vierzehnachtzehn im Bananenkrieg. „Nix zu fressen und keine Schuhe!“ Die Kneipe lacht und der Wirt begibt sich mit einer schlecht gespielten beleidigten Miene hinter den Tresen, wo er ebenfalls lacht.
„Das Problem ist doch“, spricht Hemmer weiter, „die Flanken sind zu ungenau. Man hat zwar mit Dobroworsky einen kopfballstarken Spieler vorne drin, doch aus nix kann der auch nix machen!“
„Bleibt nur zu hoffen“, erwidert Schmitzinger, „dass die Phoenix morgen in der Hauptstadt Punkte lässt.“
„Da hast du was Wahres gesagt. Prost!“
Im „Pilsbaum“ sitzt das übliche Publikum des Samstags. Schmitzinger kennt sie alle. Selten nur verirrte sich jemand Fremdes hierher, und wenn es einmal geschah, dann kam dieser nicht wieder. Ganz sicher! Um acht Uhr macht Herbert den Fernseher aus und lässt Wolfgang Petry laufen. „Verliebn, Verlorn, Vergessn, Verzein…“ wie jeden Samstag. Schmitzinger bestellt sich noch ein Pils und holt die Skatkarten… wie jeden Samstag. Kalle, ein frühpensionierter ehemaliger Postbote, und Lumpi, arbeitsloser Elektriker und hartzviergebeutelter Stammgast des „Pilsbaums“, steigen mit ein. Die nächsten vier Stunden dreschen sie, fluchen sie, trinken sie, rauchen sie, pissen sie, lachen sie, grölen sie. Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle? – Hölle, Hölle, Hölle. Und das sollen die anderen sein?
Um zwölf Uhr geht Schmitzinger nach Hause, ein drei Zimmer Appartement unweit der Altstadt in einem Vierfamilienhaus. Unten links sieht er, dass noch Licht brennt. Es ist die Familie Önder. Sie haben drei Kinder, er steht bei Opel am Fließband und immer, wenn Schmitzinger ihn sieht, lächelt Herr Önder durch seinen dickborstigen Schnauzer. Mit Frau Önder hat Schmitzinger noch nie gesprochen, seit die Familie vor drei Jahren hier eingezogen ist. Er geht ihr weitestgehend aus dem Weg. Schmitzinger hatte mal im Fernsehen gehört, und dazu eindringliche Bilder gesehen, dass man mit muslimischen Frauen nicht sprechen dürfe, da man sie sonst verunreinige und man selbst umgebracht werden dürfte. Er wusste zwar nicht, ob dies stimmte, aber da er sicher war, dass die Familie Önder jeden Freitag die städtische Moschee (ein Raum im Hinterhof eines Bettengeschäfts) besuchte, hatte der geprüfte Netzwerkmanager beschlossen, kein Risiko einzugehen. Auch deshalb lächelte er stets zu Herrn Önder zurück.
Als er schließlich in seinem Bett liegt, ist er zwar müde und ein wenig betrunken, doch das Gefühl hat er wieder. Eine seltsame Mischung aus Angst, Nervosität und gespannter Erwartung, eher negativ als positiv in seiner Erregung. Noch bevor er sich Gedanken machen kann, was es denn nun eigentlich genau sei, schläft er ein.
Gegen neun Uhr erwacht Schmitzinger und ist sich sogleich bewusst, er ist in der Hölle, Hölle, Hölle. Er hatte nichts geträumt und trotzdem das Gefühl, dass ihn in seinem Schlaf Gedanken und Bildern besucht hatten, die ihn auf den siebten Tag vorbereiten sollten. Bevor er sich vollends ins Geruchlose, ins Farblose, in die schier endlos anmutende Gleichheit des Tages wirft, kocht er sich Kaffee und backt zwei Brötchen auf. Der Beginn und gleichzeitig auch Höhepunkt der Bestrebung, den Tag zu ritualisieren, auf dass er von seiner erdrückenden Leere verliert. Ein Schiff im Eis gefangen; ein stehendes Gewässer, dessen leichtes Kräuseln der Oberfläche nicht tief genug zu dringen vermag; es klebt an Schmitzinger zäher als alles künstlich erschaffene. Was soll er tun? Nur die Gewissheit, dass es nur ein Tag ist, vermag ihn zu trösten. Es erspart ihm aber nicht das notwendige Hindurchgehen oder Aussitzen der Fadheit.
Der geprüfte Netzwerkmanager wirft einen Blick in die Fernsehzeitschrift, der den verzweifelten Kenner der Verzweiflung erkennen lässt. Einzelne Schimmer der Hoffnung, feste Punkte an denen man sich entlang hangeln konnte, blitzen auf. Um fünfzehn Uhr kommt die Verfilmung von Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ mit Kirk Douglas. Bis dahin sind es nur, da er sich mit dem Frühstück schon ewig Zeit gelassen hat, noch fünf Stunden, die es zu vertreiben gilt. Sonst sendet man nichts, was sich zum Anschauen lohnt. Findet zumindest er, was augenscheinlich unzählige Programmdirektoren nicht so sehen. Schmitzinger hatte schon vor Jahren versucht, dem Formel-Eins-Rennen etwas abzugewinnen. Die Fahrer, die in bunten Rennwagen stundenlang im Kreis fahren und dann und wann sich von der Piste schubsen, hätten sein Elend verkürzen können. Doch es ging nicht. Außer Fußball konnte er sich nichts Sportliches anschauen. Und das schwarz-weiße Leder sollte erst am Abend wieder in der Glotze getreten werden.
Schmitzinger setzt sich mit einer Tasse Kaffee vor seinen Computer. Mit einigen Handgriffen setzt sich die Maschine mit einem leichten Brummen in Gang; Bewegungen, die er ohne Nachzudenken und Wahrzunehmen ausführt. Diese traumwandlerische Sicherheit kommt nicht von ungefähr: Sechs Tage die Woche starrt er in den Bildschirm, auf der Arbeit und abends danach. Er klickt sich zu seinem Postfach und schaut in dessen virtuellen Eingang. Keine neue E-Mail. Es hätte ihn auch gewundert, denn wer sollte ihm von Samstag auf Sonntag etwas geschrieben haben? Seit neulich war er in einer Art Verzeichnis angemeldet, wo er seine ehemaligen Schulkameraden gefunden hatte. Man plauderte via E-Mail über die gute alte Zeit und teilte sich mit, was in der Zwischenzeit so passiert war und wer mit wem etwas hatte oder immer noch hat. Die meisten sind verheiratet, zwei Paare sogar in der gleichen Klasse gewesen, und haben Kinder. Einige wenige, zu denen Schmitzinger gehört, sind Singles.
Singles, das hört sich jung, flippig und abenteuerlich an. Da kann das deutsche „Alleinstehend“ nicht mithalten, denn es schwingt dabei etwas Depressives mit. Allein will ja niemand sein! Single, das sind die adretten Karrieristen mit ihrem stilsicheren Auftreten, ihren feinen Manieren und der unwiderstehlichen Anziehungskraft auf beide Geschlechter; das ist: Im Rampenlicht stehen, viel Geld verdienen, eine unendliche Freiheit genießen; das ist: Die Unterwäsche im Flur liegen lassen, im Fernsehen schauen, was man will. Nein, als Single war man unmöglich alleine. Deshalb kam sich Schmitzinger auch sehr seltsam vor, wenn er sagte, er sei Single. Ende dreißig und Single, das ist der personifizierte Jugendwahn, der Versuch, der Welt des Fun zu huldigen. Doch so steril wie die tatsächliche Funwelt war sein Singledasein nicht, wie sich oftmals am siebten Tag zeigte. Die keimfreie Atmosphäre war durchdrungen von schmerzhafter Einsamkeit; Sterilität bedeutete nun mal auch einen gewissen Grad an Alleinsein.
Noch vor wenigen Jahren stand der siebte Tag im Zeichen des Sportes; des einzigen Sportes, dem Schmitzinger Begeisterung entgegenbringen konnte. Dass es ihm an Talent mangelte, tat der Sache keinen Abbruch. Auf einer bestimmten Ebene des Amateurfußballs gilt immer noch die Maxime: Dabei sein ist alles. Naja, die Maxime passten sich eben dem allgemeinen Niveau an. Seit er aber nicht mehr dabei war, hatte sich dies alles rasch verflüchtigt. Die Knie, die Knochen, es schmerzte an allen Ecken und Enden, weshalb das Dabeisein stetig zu einer ernsthaften Quälerei heranwuchs. Als er diesem Elend ein Ende machte, stieß er auf kollektives Unverständnis, da er noch jung sei, es ältere Spieler gebe, er sich sowieso anstelle wie ein Mädchen. Der Chor der Schmähungen bekräftigte seinen Entschluss, während die körperlichen Qualen in seelische umschlugen. Die Hölle des siebten Tages begann ihre Wirkung zu entfalten, und dies umso schlimmer, als er sich vor einem Jahr entschlossen hatte, seine ehemaligen Spielkameraden nicht mehr vom Rand des Platzes anzufeuern.
Der Zeiger seiner großen Wanduhr steht nun kurz vor der zwölf, als er den Computer ausmacht. Lang genug hat er sich nun rumgedrückt, vergebens auf ernsthafte E-Mails gewartet. In seiner Verzweiflung liest er sogar diejenigen Mails, die ihm in bunten Lettern einen größeren Penis versprachen oder wie man seinen vorhandenen möglichst lange stramm und aufrecht halten konnte. Natürlich benötigte man dazu die entsprechenden Kreditkarten plus Pillen, meist aus Übersee oder Fernost. Schmitzinger weiß nicht, wozu er eine ausdauernde Erektion gebrauchen könnte. Für seinen allabendlichen Masturbationsritus ist eine willentlich herbeigeführte Standfestigkeit unzweckmäßig. Was soll er auch stundenlang sein Fortpflanzungsorgan bearbeiten, bis es leichte Verbrennungserscheinungen und Hautreizungen davonträgt? Auch hat er keine Freundin (Single!) oder eine Affäre, weshalb sich die Frage nach Dauer, Technik oder Anzahl der Ejakulationen auch nicht ernsthaft stellt. Wenn er ab und an in eine dieser Kabinen im Sexshop ging, musste er sein Arbeitspensum exakt in jener Zeit erledigen, die sein Kleingeld zuließ. Keine Chance für Viagra.
Vom nahen Kirchturm schallen die Glocken herüber. Er denkt kurz nach, was er sich zum Mittagessen machen könnte. Doch die Tatsache, dass er keinen Hunger verspürt, ist ihm nicht gerade bei der Entscheidungsfindung hilfreich, so dass seine Gedanken abschweifen. Schmitzinger geht an sein Bücherregal, das vor allem mit Fachliteratur über Computer gefüllt ist. Dazwischen stehen die üblichen Verdächtigen wie Grisham, Brown, Konsalik. Geprüfte Netzwerkmanager sind wahre Bestsellergaranten, während sie den tiefsinnigen Werken ihre exklusive Stellung und den wahren Kennern sublimer Prosa ihre fachliche Kompetenz ließen. Das ist sehr nett und schafft ein kleines Fleckchen Weltfrieden. Wenigstens in der literarischen Welt.
Er nimmt sich einen Bildband über Ägypten aus dem Regal, was er vor zwei Jahren anlässlich einer Nilkreuzfahrt gekauft hatte. Unkonzentriert durchblättert er die Abbildungen der Pyramiden, überfliegt die Beschreibungen. Chephren, Cheops, Chaba, Sahure, Neferirkare, ursprünglich sei die Stufenpyramide des Djoser als flacher rechteckiger Bau mit geböschten Wänden geplant gewesen, doch der im Ziegelbau verhaftende Baumeister änderte nach und nach den Bauplan und gab dem Sakralbau die Gestalt, die man heute noch in Sakkara bewundern könne. Schmitzinger liest nun interessierter, dass diese erste Pyramide mit vierzigtausend Stein- und Keramikgefäßen angefüllt war. Noch dieser Tage, nach tausenden von Jahren ist dieser Bau sechzig Meter hoch. „Das nenn ich: enlarge your penis!“, sagt er zu sich selbst und grinst blöde.
Sein Blick fällt auf das Fensterbrett, wo eine Handvoll Pflanzen versuchen, das wenige Sonnenlicht zu erhaschen. Ihr Zustand lässt ihn schlussfolgern, dass er diese mal wieder gießen könne. Die wenigen Blüten ragen nicht stolz in die Höhe, sondern hängen traurig herab. „Immerhin diese sollen heute schön stehen!“, sagt er wieder laut und kann sich auch diesmal das bescheuerte Grinsen nicht verkneifen. „Wenn mich einer hören könnte!“, schickt er als überflüssigen Kommentar hinterher. Mit gefüllter Gießkanne macht er sich ans Werk und bewässert seine wenigen Blumen und Mini-Sträucher, von denen er nicht mal weiß, wie sie heißen. Dies verschafft ihm gerade einmal drei Minuten der Zerstreuung.
Den Ägyptenbildband stellt er zurück ins Regal und wirft sich vor den Fernseher. Beim Durchzappen der Kanäle intensiviert sich sein Schmerz, da nun, wir haben viertel vor eins, neben dem Höhepunkt des Tages, dass Autos ziemlich schnell im Kreis fahren, die Programme gefüllt sind mit amerikanischen Serien oder Spielfilmen. Diese sind so platt und langweilig, dass Schmitzinger der Einfall kommt, diese seien eine nachträgliche Bestrafung für den Nationalsozialismus. Im Endeffekt sind sie das auch, jedoch geht dieser Strafe ein entscheidender Charakterzug verlustig, da man sich ohne Probleme der Peinigung entziehen kann. Ja? Wirklich? Ist das ganz ehrlich so?
Genau dies meint er um Punkt eins zu tun und beschließt, sich ein Schnitzel in die Pfanne zu hauen. Dazu Knödel mit Rotkraut. All dies würde ihn eine gute Stunde in der Küche beschäftigen, von der Trägheit nach dem Essen, welche ihn und seine Leere Milde stimmen würde, ganz zu schweigen. Kurz überlegt er, ob er die sanfte Narkose mit einem Weizenbier verstärken soll, nur der Blick in den Kasten, dessen Flaschen allesamt leer sind, zerschlägt sein Vorhaben.
Der Prozess der Verwandlung gelingt in den seltensten Fällen. Das Übergehen des emsigen Zustandes in den laissez-faire mag als triumphierendes Glück den Jahresurlaub kennzeichnen, für den siebten Tag war dies jedoch nicht geeignet. Als zu schwach stellte sich das Motiv der Metamorphose heraus; von wegen, es gibt nichts, was die Form bewahrt. Hier war die Form in Granit gebombt, für den menschlichen Augenblick unerschütterlich, nur das zählte! Die Unendlichkeit der Zeit, die Myriaden von Jahren konnten den Steingewordenen erweichen. Oder eben manchmal der Jahresurlaub.
Letztes Jahr war Schmitzinger in Phuket gewesen. Einer jener Singleurlaube, die für wenige Tage die Illusion einer Gemeinschaft bieten, welche spätestens nach dem Rückflug in eine gesteigerte Einsamkeit umschlagen. Den faden Nachgeschmack, dass er sich den verzweifelten Urlaub ausgesucht hatte, konnte er heute noch schmecken. Aber die Nutten waren klasse! Kleine zierliche Persönchen, die ihn Papi nannten, kurz bevor sie seinen unbeschnittenen Penis lutschten wie eine Zuckerstange auf dem Jahrmarkt Hohenauenstätts. Was sollte ein Jahr zuvor der Quatsch mit den Pyramiden und das hinauf und hinabschippern des langweiligen, stinkigen Flusses, der gerade mal eine erbärmliche antike Hochkultur erschaffen hatte!
Schmitzinger wendet unter lautem Zischen das Schnitzel in der Pfanne. Die Knödel sind schon gut, nur noch aus dem Beutel schneiden und… „Verdammt, warum ist das Weizenbier alle?“, raunzt er, als er die Schere in der Schublade sucht.
Damals hatte er sich ernsthaft überlegt, eine dieser kleinen Huren hinter dem Glas mit nach Deutschland zu nehmen. Nachdem die dreiundvierzig ihm Befriedigung verschafft hatte, ließ sie ihn wissen, dass sie gut kochen und jeden Tag noch besser Ficki machen könne. Unser geprüfter Netzwerkmanager war echt in der Zwickmühle, die Kleine wusste genau, auf was es ankam! Nur die Vorstellung, dass nach zwei Ehejahren und dem Durchfüttern ihrer unzähligen Verwandtschaft er wieder alleine dastehen würde, hielt ihn davon ab. Solange er sich sein Schnitzel machen konnte und Geld hatte, sich im Wohnwagen von einer in die Jahre gekommenen Dirne einen blasen zu lassen, war die Welt recht passabel. Mit einem lauten Rülpsen beendet er seine Mahlzeit und legt sich vor den Fernseher, in dem er den im Kreis fahrenden Autos zuschaut. Es ist ihm absolut egal, wer wen überholt oder rausfliegt oder sonst was. Das monotone Brummen beruhigt ihn und er schläft rasch ein.
„Fünf Punkte für BMW!“, schreit der dämlich aussehende Reporter ihn wach. „Und nur zwei für Ferrari!“, blökt dieser sogleich hinterher, als ob es auf der Welt nichts Wichtigeres gäbe. Wahrscheinlich war dies sogar so und Schmitzinger reibt sich seine Augen und furzt einen lang gezogen Ton, der zwischendurch die Pentatonik wechselt, in die Couch. „Zeit für Kaffee“, sagt er zu dem immer noch blöde dreinblickenden Reporter, der gerade in seinem Ohr popelt und etwas schwafelt von: „Die Verbindung ist weg.“
Auf dem Weg in die Küche schaut Schmitzinger auf die Uhr. Kurz vor drei! Da war doch was? Als er den Beutel in die Kaffeemaschine steckt, fällt es ihm wieder ein: Kirk Douglas und 20.000 Meilen unter dem Meer. Der Höhepunkt des Tages! Der Höhepunkt ist die Hölle, Hölle, Hölle…
Rechtzeitig um drei ist der Kaffee gut und er liegt wieder da, wo er kurz zuvor bereits gelegen hatte. Der Film läuft auf irgendeinem Programm, das Schmitzinger so selten anschaute, dass er zuerst nicht weiß, welche Ziffer er drücken muss. Er findet dann doch den exotischen Sender und entdeckt gleich in grellen bunten Farben der Fünfziger seinen Held. Kirk steckt in einem gestreiften T-Shirt, das er bei jeder sich bietenden Gelegenheit auszieht, um seinen muskulösen Oberkörper zu zeigen. Nun gut, heute würde man sagen, der gute Kirk sei eher ein halbes Hemd, da haben wir ganz andere Hollywoodkaliber, Arnie sei Dank. Aber in den Fünfzigern – man hatte ja nix zu fressen! – war der drahtige, schmächtige Muskeltyp das Ideal. Unseren geprüften Netzwerkmanager kümmert dies nicht, er hatte die Ausbildung jeglicher Muskulatur schon vor Dekaden ad acta gelegt. Außer in Phuket macht ihn das auf der gesamten Welt höchst unattraktiv. Im Grunde ist Schmitzinger deshalb zu den ganz großen Zeitgenossen zu rechnen. Er hat den Irrsinn der Gesundheitsfanatiker erkannt, der darin liegt, um jeden Preis produktiv zu sein, damit man länger lebte. Er stellt sich vor, dass der Lebensabend im Zeichen der Pensionierung oder Rente einem immer wiederkehrenden siebten Tag gleicht. Die Metamorphose, welcher er im Jahresurlaub anheim fällt, bleibt so aus. Keine Hoffnung auf Besserung - und Erholung für was? Für den Tod? Auch darum hatte er schon vor Jahren beschlossen, der Gesellschaft den Gefallen zu tun, diese nicht länger als nötig mit seiner Anwesenheit zu belästigen. Vielleicht würde er sich bei gegebenem Anlass vor den Zug werfen oder in Phuket ein kleines Etablissement eröffnen, wo seine zierliche Hauptfrau ausgewählte Kunden bediente, während er dabei saß und den gemeinsamen Hund streichelte. Bis dahin würden aber noch viele leere Tage ins Land ziehen…
Kirk spielt gerade Ukulele und eine Robbe mit dem Namen Esmeralda grunzt und quiekt dazu. Die Einvernehmlichkeit mit einem Tier soll dem muskulösen Rebellen, der im Übrigen keine Situation auslässt, um von dem ach so schlimmen Schiff herunter zu kommen, eine weitere herzensbrechende Note zu verleihen. Natürlich soll das süße, putzige Tier auch Kirks Dämlichkeit überblenden, welche nicht allzu offensichtlich werden durfte, denn die Möglichkeit auszuschlagen, mit dem einzigen U-Boot der Welt bis zum Rest seiner Tage über die Erde zu schippern und gesunde Meeresnahrung zu essen, und stattdessen lieber in den exklusiven Kreis der US-Marines oder sonst einer militärischen Einheit zurückkehren zu wollen, war selten blöd. Selbst für Hollywoodverhältnisse. Damals in den Fünfzigern war das Publikum anscheinend noch etwas kritischer und empfand allzu hirnrissige Plots als Beleidigung; deshalb Esmeraldas Auftritt. Heute ist das selbstverständlich anders: Je blöder und übertriebener der Held agiert, desto günstiger fällt das Urteil des Zuschauers aus.
Nach diesem Film aus den Fünfzigern übernahmen die Tiere mehr und mehr die Hauptrolle (Mr. Ed, Flipper, Lassie, Furie), um in den Achtzigern von Leblosen (Nr. 5, R2D2, Kit) oder Außerirdischen (E.T., Alf) abgelöst zu werden. Doch dies nur am Rande.
Das Happyend des Filmes ist vorüber und der Abspann läuft ab. Kirk Douglas, Esmeralda, der Professor und der trottelige Gehilfe sind dem Monster Kapitän Nemo entkommen. Die Welt ist nun dank der Marines, die die Basis des Terroristen ausfindig gemacht haben und unter hohen eigenen Verlusten zerstören, sicherer geworden.
Siebzehn Uhr. Was nun?
Es fällt Schmitzinger ein, dass nun ein Kiosk um die Ecke geöffnet ist; jeden Sonntag ab 17 Uhr.
„Endlich!“, sagt er zu sich und zieht sich ein paar ausgetretene Turnschuhe an.
Langeweile zu empfingen ist eine Überzeugung, mit der Schmitzinger geboren worden war. Grundsätzlichkeiten legt man nicht so einfach ab, schon gar nicht, wenn man kein wirkliches Interesse an anderen hat. Deshalb bleibt ihm nur eins zu tun.
„Kalle, Servus. Alles klar? Gestern das Spiel gesehen? War mal wieder eine traurige Angelegenheit. Aber Geld macht wohl träge. Weißt ja, die Frisur ist wichtiger als die Kondition. Im Übrigen habe ich Werner die Freundschaft gekündigt. Dem alten Lump. Gestern im „Pilsbaum“ hat er ausgepackt! Ja, FC-Fan ist er geworden, hat er gesagt. Wegen der Leistung der Wacker. Jetzt mal im Ernst: Schönwetterfan ist er. Mehr nicht. Man muss auch zu seinem Verein stehen, wenn er in der Scheiße steckt. Ne, ehrlich, Kalle, das kann ich echt nicht nachvollziehen. Und morgen wieder dumme Sprüche von Knapenstätt anhören müssen. Weißt ja, Bezirksleiter, dem kannst du nicht so einfach übers Maul fahren. Ach, Kalle, weißt du was? Darauf genehmige ich mir jetzt mal nen Kurzen!“
Schmitzinger redet seit etlichen Minuten ununterbrochen, während sein Gegenüber, ein kleines Männlein mit der Physiognomie Keith Richards mit offenem, zahnlosem Mund an seinen Lippen hängt. Ab und an kommt ein „Ähem“ zwischen den übrig gebliebenen Stummeln hervor, was Schmitzinger vollends genügt, um sich zum Weiterreden bestätigt zu fühlen.
Nach einer Stunde, in der er zwei Pils und einen Zinn 40 getrunken hat, bekommt Schmitzinger Hunger. Er beschließt, ins nahe McDonalds zu gehen, um sein Abendessen zwischen laut redenden und wild gestikulierenden Pubertären einzunehmen. Lange schon war er nicht mehr dort gewesen; warum ihm gerade jetzt dieser Einfall kommt, weiß er auch nicht. Unweit des Kiosks befindet sich der Fastfoodtempel, so dass er nicht weit zu laufen hat. Dort angekommen steuert er mit sicheren Schritten auf die freie Kasse zu, hinter der sich eine pickelige, dicke Teenagerin verschanzt.
„Was darfs denn sein?“, fragt diese, ohne Schmitzinger anzuschauen.
„McRib-Menü. Groß. Cola. Zum Mitnehmen!“, lautet seine Antwort.
„Majo oder Ketchup?“, kommt es hinter dem Tresen hervor.
„Ketchup.“
„Zum Mitnehmen oder hier essen?“
„Zum Mitnehmen.“
„Maxi oder normal?“
„Groß.“
„Also Maxi?“
„Ja, Maxi.“
„Was darf`s als Getränk sein?“
„Cola.“
„Also einmal McRib-Menü. Groß. Cola. Zum Mitnehmen.“
„Genau so möchte ich das!“, bestätigt unser geprüfter Netzwerkmanager die kleine Dicke.
Schmitzinger findet die Unterhaltung zwar absurd, sie amüsiert ihn dennoch. Immerhin eine Unterhaltung! denkt er sich. Im Gegensatz zum wortkargen Kalle! Wie Kirk mit seinen sehnigen Armen wohl reagiert hätte? Er hätte sich bestimmt sein Ringel-T-Shirt vom Leib gerissen und der Pickelvisage Prügel angedroht. Oder mit seiner Ukulele ein Lied gespielt.
„Pommes kommt gleich!“, sagt die Verkäuferin und schiebt das Tablett mit Schmitzingers Essen zur Seite, um weiter zu bedienen. Er wirft einen Blick in die Tüte. Fishmäc. Da steht Fishmäc auf der Verpackung. Dafür gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder ist ihnen die MacRibfolie ausgegangen, weshalb sie zur Fishmäcfolie greifen mussten, oder die Folienverpackungsaufschrift beschreibt genau den Inhalt.
„Entschuldigen Sie“, versucht sich Schmitzinger Gehör zu verschaffen.
„Moment, Pommes kommen gleich!“, bekommt er als Antwort.
„Nein, keine Pommes!“, entgegnet er.
„Aber zum Menü gehört Pommes dazu!“, nuschelt sie ihm zu, während sie das Kleingeld für einen Kunden abzählt.
„Ja, ist in Ordnung. Pommes dazu, aber…“
„Die kommen ja gleich!“, klingt es nun genervter hinter der Kasse hervor, denn offensichtlich hat sich die pickelige Verkäuferin verzählt. Ihre Gesichtsröte lässt auf erhöhtes Stressempfinden und höchste Konzentration schließen.
„Ja, nur ich wollte ein MacRib!“, Schmitzinger lässt nicht locker.
„Anstatt Pommes? Da muss ich aber extra berechnen!“, kommt es fast schon panisch hinter der Theke hervor, nachdem diese es endlich geschafft hatte, dem Kunden sein Wechselgeld auszuhändigen.
„Nein, nein. Ich habe einen Fishmäc anstatt MacRib!“, fährt er ohne Erbarmen fort.
Kirk, hilf mir!, denkt Schmitzinger verzweifelt. Nun findet er die Unterhaltung nicht mehr lustig. In ihm ist nun der Kämpfer entfacht; der Streiter für den richtigen Inhalt in der entsprechenden Verpackung. Keine Gnade für pubertierende Aushilfs-kassiererinnen.
„Sie wollten keinen Fishmäc?“, fragt Pickelvisage, die sich nun gesammelt hatte und versucht, die Situation heil zu überstehen, ohne dass sie in Tränen ausbricht.
„Nein, MacRib-Menü“, antwortet er kühl und ein wenig versnobt, so als hätte er im Autohaus einen Lamborghini in Bordeaux bestellt und einen in Purpur erhalten.
„Aber schon Maxi?“, fragt Pickelvisage.
„Ja“, antwortet er.
Ein Gefühl der Ausgefülltheit steigt in ihm auf. Da ist keine Spur mehr von Langeweile, er steht voll im Existenzkampf des Lebens. Denn was anderes ist diese Nahrungsbeschaffung ja nicht. Es fehlen zwar die wilden Tiere, die Fleischfresser, die ihm auflauern, die anderen feindlichen Neandertaler, die ihm keulenschwingend nachstellen, aber sein Blutdruck ist hoch, man kann das an den geröteten Ohren sehen, und sein Körper ist voller Adrenalin, als er endlich sein bestellte Essen bekommt.
Er beeilt sich, um wieder in seine Wohnung zu kommen. Noch kurz bei Kalle vorbei: „Kalle, mach mir noch mal schnell zwei Zinn 40 und ein Pils klar!“ Dann nach Hause. Schmitzinger öffnet die Tür zum Hausflur. Da steht Herr Önder plus Frau. Verdammt, das jetzt auch noch!, denkt sich unsere PC-Fachkraft, grüßt den lächelnden Herrn Önder freundlich, wirft sogleich seine Augen zu Boden und eilt an Frau Önder vorbei. Das würde ihm jetzt noch fehlen. Ein religiöser Konflikt im Flur und der MacRib wird kalt. Ein tiefer Seufzer bricht aus ihm heraus, als er endlich seine Wohnungstür hinter sich schließt. Viel zu viel Aufregung für den siebten Tag, das ist er nicht gewohnt.
Im Fernseher läuft „Nur die Liebe zählt“. Jene Sendung, in der Kai Pflaume ausländische Liebhaber auf der ganzen Welt ausfindig macht, um sie zu ihren fetten deutschen Frauen - denn nicht nur die meisten hiesigen Männer haben ein Problem mit dem Bodymaßindex! - zurückzubringen. So einfach sollten die Afrikaner nicht davon kommen. Erst dicke Muttis mit ihrem ebenholzfarbenen Prügel die Sinne rauben, dann frustrierte, für den Durchschnittsdeutschen unmöglich zu befriedigende Hausfrauen zurücklassen. Nein, so nicht! Auch wenn wir dekadenten Europäer von unserer animalischen Anziehungskraft und eines ansehnlichen Körperbaus befreit worden waren, haben wir doch die finanziellen Mittel, die Lustsklaven überall auf dem Globus ausfindig zu machen und einfliegen zu lassen. Pflaume sei Dank!
Schmitzinger isst sein halbwarmes Junkfood, so nennt man diese Pampe nun euphemistischerweise, und kippt einen Zinn 40 nach.
Ungeduldig wartet er auf die richtige Uhrzeit, um schlafen gehen zu können. Vorher tut er sich einen Hollywoodblockbuster an, so nennt man nun die Filme, welche die Straßen leer fegen sollen wie anno vierundfünfzig während des Wunders von Bern. Im Film spielt einer von diesen unsäglichen Jungschauspielern aus der amerikanischen Traumfabrik mit, die noch öfter als Kirk jede Gelegenheit nutzen, Schmitzinger seine körperlichen Defizite drastisch vor Augen zu führen. Er sieht Muskelpartien, von denen er nicht mal wusste, dass es sie gibt.
Schmitzinger, der geprüfte Netzwerkmanager, ist mehr als glücklich, als er in seinem Bett liegt, leicht von dem Alkohol betäubt und mit der Aussicht, sechs Tage der Seins-vergessenheit vor sich zu haben. Da macht es ihm auch nichts mehr aus, dass die Phoenix in der Hauptstadt gewonnen hatte.
-Ende-

 

Hallo Bohemund!

Der beste Satz dieser Geschichte:

Viel zu viel Aufregung für den siebten Tag,
:lol:

Das Problem bei einer authentischen Darstellung der Ödnis ist, dass es einfach nur öde zu lesen sein wird. Das ist gleichzeitig das Problem und die Stärke dieser Geschichte. Einige Beschreibungen fand ich gelungen, weil sie sehr spitz formuliert waren oder einfach von guter Beobachtung und Menschenkenntnis zeugen und andere fand ich langweilig, weil ich sie entweder so oder ähnlich irgendwo gelesen/gehört habe oder weil sie zu sehr nach Beamtendeutsch klangen.

Mir gefällt die Geschichte nicht, nicht weil sie schlecht geschrieben worden ist oder schlecht konstruiert oder sonstwas, sondern weil ich zu der MTV-Generation gehöre. Ich habe mich zu oft gelangweilt und mich gefragt, wann hört das endlich auf?! Wenn man das nun kürzen würde, würde die Geschichte an Sinn verlieren. Denn der Leser wird durch die Form und Länge in den Zustand von diesen Schmitzinger gedrängt, ob er es will oder nicht, der muss die gleiche Leere etragen wie Schmitzinger.
Manche stehen auf solche Art von Texten, ich nicht.

Der Kommentar ist für dich jetzt wenig hilfreich, aber ich kann dir versichern, dass die Geschichte gut geschrieben ist, du hast auch einen nachvollziehbaren Charakter mit 'modernen' Neurosen erschaffen, oder den modernen Biedermeierdeutschen glaubwürdig dargstellt.
Jedoch spielt das alles so gar nicht in meiner Welt, ich habe null Bezug zu dem ganzen und fands einfach nur langatmig und langweilig zu lesen.
Ich bin nicht die Zielgruppe. Ansonsten willkommen hier und viel Spaß beim Lesen und Schreiben.

JoBlack

 

Hallo Bohemund,

Die Leere des siebten Tages
diese Überschrift veranlasste mich Deine Geschichte auf meinen Bildschirm zu holen. Sie scheint gut geschrieben zu sein, aber ich muß zugeben sie nicht ganz gelesen zu haben. Der Ablauf der Handlung erinnert ein bisschen an die Herstellung eines Pizzateiges. Da versucht der Bäcker auch aus wenig Masse einen riesigen dünnen Boden herzustellen.
Eine grobe Wortzählung ergab den „tollen“ Wert von 4822 Worte.
Wenn Du Dich mal ein wenig auf den einschlägigen Seiten umsiehst wirst Du feststellen das gerade bei vielen Wettbewerben die Wortzahl auf 1000 begrenzt ist. Dieses zwingt den Schreiber zu straffen und hält den Leser bei Laune. Versuche einfach mal Deine Geschichte in diese Richtung zu überarbeiten. Es würde Deiner „kleinen“ Geschichte gut tun und sie
...von schmerzhafter Einsamkeit...
befreien.

Gruß, Keinstein

 

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