Die lautlosen Schreie!
Die lautlosen Schreie!
Es ist Abend.
Chips stehen auf dem überfüllten Tisch, der Fernseher läuft.
Das kleine Mädchen, wir wollen sie Sahra nennen, ist mit ihren Gedanken weit weg.
Sie ist zwar zu Besuch, aber ihre Seele ist ganz woanders.
Wie immer.
Sie hat Heimweh.
Sie hat es gar nicht gerne woanders zu übernachten.
Sie fühlt sich nicht wohl, sie weiß nicht warum.
Zu viele einsame Nächte in Spitälern, durchweint voller Heimweh, haben sie zu sehr zu ihrer Schutzperson, ihrer Mutter gedrängt. Dort fühlt sie sich beschützt, alleine kann sie nicht sein.
Den Film im Fernsehen nicht beachtend, wird sie müde, das Heimweh wird immer größer, aber sie weiß sie muss tapfer sein.
Das hat sie gelernt, wer tapfer ist, ist gut, wird gelobt, bekommt Liebe.
Sie hat Angst wenn sie nicht bei ihrer Mutter sein kann, bei ihrer Beschützerin.
Hasst sich aber dafür, dass das sie Heimweh hat.
Wie alles andere das ihr Angst macht, sprechen, Fremde Menschen usw. versucht sie es so gut es geht es zu verdrängen und zu unterdrücken.
Sie ist nicht gerne hier, hier muss sie ständig Dinge tun, die sie nicht tun will.
Sie hat gelernt Dinge zu tun, die man nicht tun will, das muss so sein.
Aber dafür bekommt sie sehr viel, „Liebe“ ist das nicht toll.?
Es ist schön, wenn Liebe so bedingungslos ist.
Der Fernseher wird abgedreht, das Licht geht aus.
Jetzt heißt es schlafen gehen, die anderen Kinder sind kleiner wie Sahra und schlafen bereits.
Sahra liegt mit einem Mann im Bett der 20 Jahre älter ist wie sie.
Sie weiß nicht warum.
Die anderen Kinder schlafen im Kinderzimmer, Sahra nicht.
Sie will nach Hause, das Heimweh tut so weh.
Aber sie muss durchhalten, tapfer, tapfer, das geht ihr durch den Kopf.
Es geht vorbei, durchhalten, es geht vorbei.
Das Hirn des kleinen Mädchens läuft auf Hochtouren.
Sahra weiß was jetzt kommt.
Der Mann verlangt von ihr, ihn zu streicheln.
Sahra mag das nicht, aber sie ist tapfer, sie weiß alles geht vorüber.
Er hat sie doch so gern, er würde ihr nichts Böses wollen.
Er nimmt ihre Hand und führt sie zu seinen Genitalien.
Sahra will schreien, sie weiß, dass das nicht richtig ist.
Sie weiß zwar nicht warum, aber sie fühlt es, sie hat Angst.
Ihr Herz rast, Tränen schießen ihr in die Augen.
Sie will weg, aber sie kann nicht.
Sie lässt alles über sich ergehen was sein muss, bis sie nicht mehr kann.
Sie springt auf, sagt sie hat so Bauchweh und rennt aufs WC.
Sie weint und weint, traut sich nicht mehr zurück.
Sie will endlich nach Hause, warum muss sie hier sein, warum kann sie nicht sagen, dass sie lieber zu Hause sein möchte.
Der Mann kommt zu Sahra aufs WC, holt sie zurück ins Schlafzimmer.
Sahra hat solche Angst, das sie lieber sterben möchte.
Aber es passiert nichts mehr.
Minuten, die wie Stunden dauern vergehen.
Nach einiger Zeit hört sie nur mehr ein leises Schnarchen.
Es ist vorbei. Sahra ist erleichtert, er schläft.
Sie war brav, sie hat es wieder überstanden.
Doch etwas hat sich in ihr verändert, etwas, dass ihr ganzes Leben verändert hat.
Noch begreift sie nicht, was da passiert ist.
Sie ist zu klein, sie war gerade mal sieben Jahre alt.