Die lautlose Bitte
Lauf mein Kind...
Lauf doch... bleib doch nicht stehen.
Er hat dir doch gerade sein breites Kreuz zugekehrt, deine Chance. Er wird es gar nicht so schnell bemerken, dass du nicht mehr auf dem grasbewachsenen Weg stehst und auf die nächste Aufforderung wartest.
Los, dreh dich um, setz einen Fuß vor den anderen... lauf über die Straße, auf den rettenden Gehweg in Richtung Stadtmitte.
Lauf doch...
Sieh den Fremden nicht an, als sei er ein frommes Lamm das auf der Weide grast.
Was wird geschehen, wenn du stehen bleibst?
In deinem kleinen Geist ist keine Antwort parat. Doch willst du es wissen, kleines unschuldiges Ding?
Nein, ich kann dir die Wahrheit nicht zumuten.
Du verstehst es sowieso nicht.
Doch ich flehe dich an, lauf doch...
Warte nicht auf meine Erklärung, warte nicht auf den Förster, der seine Schrotflinte einsetzt und den Wolf nachher in den Brunnen stößt, warte nicht, lauf doch...
Er schaut gerade in das dämmernde Dickicht.
Was soll ich denn noch tun?
Ich schrei mir schon die Seele aus dem Leib.
Warum hörst du mich nicht und bleibst stehen?