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Die Kurve

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21.04.2014
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Die Kurve

Hier und da reißt der Boden auf, als Martin mit dem Rechen darüberfährt. Es ist gut, den Boden zu verletzen; der Rasen wird jetzt besser atmen können. Irene hält den Gartensack. Sie reden nicht miteinander. Martin geht in die Hocke, und während er einen Haufen welker Blätter in den Sack stopft, bemerkt er den Mann auf dem Gehweg. Martin kennt ihn, Koslowski heißt er, wohnt drei vier Häuser weiter. Koslowski trägt eine Schiebermütze auf dem Kopf, die Hände sind im Mantel verborgen.
Irene raschelt wie zur Aufforderung mit dem Sack, aber Martin bleibt sitzen und beobachtet den Mann.
»Dass man sich hier überhaupt noch vor die Tür traut«, nuschelt er im Vorbeigehen.
»Wie war das?«, fragt Martin.
Koslowski geht kopfschüttelnd weiter.
»Was du gesagt hast, will ich wissen!«
»Lass doch«, sagt Irene.
Martin springt auf, zieht die Arbeitshandschuhe aus und eilt durchs Gartentor. Er packt Koslowski an der Schulter und dreht ihn zu sich um. »Was hast du gesagt?«
»Lassen Sie mich in Ruhe.« Angst ist in den aufgerissenen Augen zu sehen und etwas, dass Martin an Irene erinnert, wenn sie sagt: Siehst du! Hab ich’s doch gewusst.
»Ich hab euch Penner so satt!« Martin schubst Koslowski, der daraufhin rückwärts taumelt und beinahe zu Boden geht.
»Sie wollen wohl auch in den Knast, wie Ihr Sohn? Muss man sich nicht wundern.«
Martin stürzt nach vorn, packt ihn am Kragen und holt aus.
»Martin!«, brüllt seine Frau. »Hör auf!«
»Verpiss dich!«, sagt er zu ihm, und zu Frau Göhden auf der anderen Straßenseite, die im Hauseingang steht – das ganze Geschehen im Blick: »Und du dich auch, du alte Schachtel!«
Er lässt ab und marschiert zurück zum Haus, sieht sich nicht mehr um, hört nur schnelle Schritte, die sich von ihm wegbewegen. »Ich bin im Keller«, sagt er im Vorbeigehen zu seiner Frau und schlägt die Tür zu.
»Ich hab' keinen Schlüssel«, ruft sie ihm nach.
»Dann geh' hinten rum!«

Ein Springseil und ein löchriges Handtuch hängen über der Sprossenwand. Daneben die Kurzbank, eine Hantel mit großen Gewichtsscheiben an den Seiten. Links der Boxsack aus Leder, auf dem Streifen von abgenutztem Tape glänzen.
Er hält sich nicht damit auf, Handschuhe anzuziehen, nein, die Ketten klirren und der 120-Kilo-Sack beginnt zu pendeln.
Ein paar Minuten später sinkt Martin in die Knie. Er pumpt nach Luft, die Hände vibrieren, die Knöchel sind feuerrot und aufgeschürft.
Martin geht zur Trainingsbank, legt eine weitere Scheibe auf, zieht jetzt Handschuhe an und bringt sich in Position. Fünzehn Jahre. Kai wird Ende Dreißig sein, bis ihn Martin wieder bei sich hat. Er hebt die Hantelstange von der Ablage, atmet langsam ein, gleichzeitig lässt er das Gewicht zu sich heran. Luft presst er durch die Lippen – Spucke und Rotz mit dabei – während er das Scheißding wieder anhebt. Der Atem geht schneller, als es leichter wird, die Arme fast gestreckt. »Fünfzehn Jahre«, zischt er, bevor er von Neuem loslegt.
Die Muskeln beginnen bald zu zittern und die Augen tränen vom Schweiß oder der Anstrengung. Martin blinzelt und als die Stange kurz vor seiner Brust verharrt, ist Schluss. Die Kraft versagt, er bekommt das Ding nicht mehr hoch. Martin zwingt sich, ruhig zu bleiben. Er widersteht der Versuchung, sich irgendwie unter der Hantel durchzukämpfen. Die Stange würde ihm nur auf den Hals rutschen. Hundert Kilogramm pressen ihm schmerzhaft den oberen Brustkorb zusammen. »Scheiße«, faucht er und schafft es mit letzter Kraftanstrengung, das Teil knapp über den Kopf zu stoßen und rasch darunter wegzutauchen. Die Stange knallt lärmend auf die Bank, wippt einmal auf und bleibt schließlich liegen.

Martin fühlt sich besser, nachdem er kalt geduscht hat. Der Zorn glimmt nur noch wie Reste eines abgebrannten Feuers in ihm. Er holt sich ein Jever aus dem Kühlschrank und setzt sich zu Irene an den Tisch. Dunkle Halbmonde unterstreichen ihre blauen Augen. Ihr Lächeln wirkt angestrengt.
»Hör mal, es tut mir leid. Ich hab' überreagiert«, sagt er.
Sie fummelt an einer Kerze herum, den Blick stier in die Flamme gerichtet. Wachs fließt herab und bildet dicke Tropfen auf dem Holztisch, als Irene ein Stückchen Rand abbricht. »Ich versteh' schon.«
»Das hat nichts ...«
»Nicht mal Angelika grüßt mehr.«
»Angelika? Vom Rossmann?«
Irene nickt. »Alle schauen mich so an, ich halt das langsam nicht mehr aus, Martin.«
»Sind doch alles Arschlöcher.« Er trinkt einen Schluck. »Hey«, Martin rutscht näher an sie heran, »komm her.« Er nimmt sie in den Arm, drückt ihren Kopf an seine Brust. Sie riecht anders als früher. Sie riecht überhaupt nicht.
»Ich möchte hier weg. Mit dir. Noch mal neu anfangen«, sagt sie.
»Mich kriegt keiner weg!«
»Nicht mal ich?«
»Und das Haus, die Arbeit?«
»Ein guter Imbiss läuft überall. Und ich finde auch was. Kann von mir aus putzen gehen, wenn’s sein muss. Wie viel hast du gestern verkauft, hm?«
»Ich will wieder auf’n Markt in die Stadt. Kohlmann sagt, er gibt mir Standfläche.«
»Dann können wir doch gleich wegziehen.«
»Wir haben uns das aufgebaut hier. Und jetzt klein beigeben, nur weil diese Wichser ...«
»Wir haben längst verloren, Martin.«
»Einen Scheiß haben wir!« Wie oft hatte man ihm gesagt, er sei ein Verlierer – schon in der Schule, als er noch schmalbrüstig aufs Maul bekommen hatte –, aber das war er nicht. Nie. Er hat’s allen bewiesen, hat sich nie unterkriegen lassen. Und im letzten Schuljahr – das Training hatte ihn zu einem jungen Olympioniken geformt – respektierten, beneideten sie ihn sogar.
»Wären wir doch nie hergekommen.« Sie krallt sich in sein Shirt. »Und wäre ich doch nie schwanger geworden.«
»Wie kannst du ...?« Martin greift nach ihren Wangen und sieht ihr ins tränenverschmierte Gesicht. »Wie kannst du so was sagen? Wir hatten schöne Zeiten, oder nicht? Mit Kai ...« Martins Stimme bricht. Er räuspert sich und steht auf. »Das darfst du nicht!« Er schnappt sich die Flasche vom Küchentisch. »So denken!«
»Waren wir schlechte Eltern, Martin?«
Er nimmt einen Schluck. »Wer ist schon perfekt?«
Sie lächelt nichtssagend. »Sieh dich nur an. Uns! Du ziehst dich völlig zurück. Und mich beachtest du kaum noch.«
»Das stimmt nicht!«
»Doch, Martin. Du merkst es nur nicht.«
Er schüttelt den Kopf und trinkt.
»Das Geschäft geht den Bach runter. Kein Mensch will uns hier.« Sie nickt Richtung Flasche in seiner Hand. »Und du fängst wieder zu saufen an, stimmt’s?«
»Merkst du überhaupt noch was?« Martin marschiert zur Spüle und schüttet das Bier in den Ausguss. »Zufrieden?«
Irene wendet sich der Kerze zu. »Wir könnten zu meinen Eltern, an die Küste? Das Haus ist groß genug und sie sagen ...«
»Du hast mit deinen Eltern gesprochen?«
»Ja, hab' ich. Ich kann einfach nicht mehr!«
»Okay und wann wolltest du mir das mitteilen?«
»Mach ich doch gerade.« Sie bläst die Kerze aus, Rauch steigt auf.
»Und ich soll Fischbrötchen verkaufen, ja? Oder zur See fahren? Du weißt genau, dass ich nie und nimmer in den Norden ziehe.«
»Dann lass' uns noch mal zum Psychologen.«
Martin lacht auf. »Erst weg und dann zum Seelenklempner. Was denn jetzt?«
»Keine Ahnung. Irgendwas. Wir müssen irgendwas tun, Martin.«
Er setzt sich zu ihr und greift nach ihrer Hand. »Unser Sohn hat die größte Scheiße gebaut, die man nur bauen kann. Da müssen wir durch. Aber es wird besser werden, glaub' mir.«
»Nein. Nichts wird besser. Und ich will auch nicht im selben Ort wie die Mutter von ... Es geht einfach nicht.«
Martin drückt sie an sich und atmet geräuschvoll aus. Er denkt an das junge Paar, das sie mal waren, dem die Welt zu Füßen lag. Das Liebespaar, das Träume pflückte wie Blumen auf einer Sommerwiese, um sich an ihnen zu erfreuen. Nein, sie sind nicht verblüht. Noch nicht.

Der Geldbeutel rutscht ihm aus der Hand. Martin weiß, dass es nicht an der Kälte liegt. Er ist nervös. Wie stets, wenn er kontrolliert wird. Und dann die Uniformierten: Er kann sie nicht leiden, versteht nicht, warum man so einen Beruf überhaupt ausüben mag.
»Tschuldigung«, sagt er, hebt die Lederbörse auf, fummelt den Personalausweis heraus und legt ihn in die Durchreiche.
Der JVA-Beamte blickt abwechselnd auf den Ausweis und zu ihm. Martin fühlt sich ertappt, obwohl es keinen Grund dazu gibt. Die Stirn glänzt von Schweiß. Ein elektrischer Summton ertönt und Martin stemmt sich gegen die Tür; den Rest kennt er schon. Er zieht die Jacke aus, bringt sie – neben Geldbeutel und Handy – im abschließbaren Spind mit der Nummer Fünfzehn unter. Immer wählt er die Fünfzehn. Nächstes Jahr wird es wohl die Vierzehn werden.
Der Beamte winkt ihn heran und Martin geht mit mulmigem Gefühl durch den Rahmen. Es piepst, woraufhin Martin hastig einen Schritt rückwärts macht und sogleich die Taschen abtastet.
»Die Uhr«, sagt der Mann auf der anderen Seite und nickt Richtung Handgelenk.
»Oh, ja, klar.« Martin reicht sie dem Beamten. Wieder tönt es, dann nicht mehr, als Martin erneut durchs Portal schreitet.
Auf dem Weg zum Besucherraum muss er an Ägypten denken. An den Zoll, die Kontrolle und an die Unterkunft mit dem nierenförmigen Pool und den Palmen ringsum. Kai saß in diesem Kinderbett, hinter Gittern. Kein so ein leichtes Ding mit Netz, wie es sie heutzutage gibt. Martin hatte es sich von den Schwiegereltern aufschwatzen lassen. Sauschwer war das Teil, ein riesen Aufwand, es aufzugeben und später zum Hotel zu schleppen. Er hasste, wie Kai darin festsaß – hilflos sah er aus – und es war Martin, der ihn befreite. Befreier-Papa. Doch nicht heute, nicht mehr. Das war einmal. Heute blieb Kai eingesperrt.
Es sitzen noch andere im Raum, zwei Uniformierte stehen an der gelb getünchten Wand neben einem kitschigen Landschaftsbild. Am Nachbartisch wird gelacht, am Tisch hinten an der Tür schluchzt eine Frau, während ihr Typ ausdruckslos aus dem vergitterten Fenster guckt.
Jetzt wird Kai hereingeführt. Martin lächelt, aber der Sohn blickt nur zu Boden, die Schultern vorgebeugt, und setzt sich.
»Hey«, sagt Martin.
»Hallo.«
»Na? Wie geht’s?«
Kai schnaubt nur und schaut ihm in die Augen. »Mama?«
»Du weißt, sie hält das einfach nicht aus. Nächstes Mal vielleicht.«
Kai starrt wieder nach unten.
»Ich zahle dir nachher was ein, ja? Dann kannst du dir was kaufen und telefonieren. Telefoniert doch mal, hm?«
»Ja, danke.«
»Geht’s dir gut?«
»Meinst du das ernst?«
»Fehlt dir was, brauchst du irgendwas?
»Alles gut«, sagt Kai und knetet die Finger. Auch er sieht jetzt aus dem Fenster, wie der Typ, dessen Frau oder Freundin mittlerweile aufgehört hat, zu weinen.
»Der VfL ist durch, schon mitbekommen?«
»Ja«, sagt Kai, der irgendwo anders ist. Kai, der irgendwer anders ist.
»Wenn die so weiter machen, schaffen sie's bestimmt ins Finale.«
»Interessiert mich nicht.«
»Okay, ich dachte nur ... Ach, egal.«
»Hat mich nie interessiert.«
Martin nickt.
»Hast du was von deinen Kumpels gehört?«
»Keine Ahnung«, erwidert Kai.
»Komm, verarsch' mich nicht.«
»Ich hab' Sven geschrieben.«
Wieder nickt Martin.
Sie haben immer was zu quatschen gehabt, haben sich gegenseitig nie ausreden lassen, weil es eine Menge zu erzählen gab, über Politik oder Sport oder Schule – Gott und die Welt – und jetzt hat Martin einfach vergessen, was er alles sagen wollte, obwohl er nie darüber nachdenken musste, obwohl es noch so viel gegeben hatte, kurz bevor ihm die Geldbörse entglitten war. Es fällt ihm nicht ein, nichts fällt ihm ein und die kostbare Zeit wird zum Feind, da sie langsam vergeht.
Kai steht unvermittelt auf. »Sorry, Papa, ich muss.«
»Was? Wieso? Wir haben uns eine Woche nicht mehr gesehen.«
»Ich weiß und es tut mir leid.«
Kai dreht sich zu einem der Beamten um, der schon auf ihn zukommt.
Martin erkennt die Narbe an Kais Hinterkopf. Kai sprang auf die Seilbahn wie ein kleiner Tarzan zu Lianen. Er sauste los, das Stahlseil schnurrte bis zum Haltepunkt, das Kind peitschte abrupt nach oben, verlor den Halt und stürzte rücklings auf einen Stein.
»Tschüss«, flüstert Martin, doch Kai wurde bereits durch eine Tür geführt, die wieder abgeschlossen wird.
Zehn Minuten später zieht Martin die Winterjacke an und ist draußen. Er ist erleichtert, frische Luft atmen zu können, und schämt sich ein wenig dafür.

Das Geschäft läuft einfach beschissen, der Umsatzeinbruch tut so langsam richtig weh. Es machte aber überhaupt keinen Sinn, für fünfzehn, zwanzig Euro mehr, bis zum Abend auf dem Parkplatz zu stehen. Er würde unbedingt Kohlmann ansprechen müssen, um die Standfläche auf dem Markt zu bekommen. Dann sieht er die Jungs auf dem Gehweg herumalbern und Martin fährt seinen geliebten Foodtruck rechts ran. Die Jungs sehen auf, lesen erst die Aufschrift Martins Wurstkiste und schauen kurz darauf durchs Führerhaus.
»Hey, ihr Racker!«, sagt Martin und steigt aus.
»Trainer«, sagen sie im Chor, bis auf Steffen. Der blickt an sich herunter.
»Wie läuft's bei euch? Geht ihr zum Training?« Er klopft einem Jungen auf die Schulter.
»Ja«, sagen sie, was ihm einen Stich versetzt. Er liebte die Mannschaft, das Training, den Verein. Dass der Vorstand ihm gesagt hatte, er solle eine Auszeit nehmen, hatte Martin für eine noble Geste gehalten. Später wusste er, sie wollten ihn nur auf die Feine abservieren. Sicher stecken die Eltern dahinter! Und gerade bei Steffens würde er drauf wetten.
»Ihr habt ja echt Erfolg gehabt. Ich hab' Eure Spiele verfolgt.«
»Ja«, sagt einer, Steffen schaut Martin jetzt an. »Kommen Sie wieder?«, fragt er.
»Na klar«, sagt Martin, obwohl das alles andere, als wahrscheinlich ist. Martin spürt, wie ihm das Lächeln verrutscht.
»Und Herr Hanselmann, der uns trainiert?«
»Der macht das natürlich super, sonst würdet ihr ja nicht die Matches gewinnen. Also der bleibt auf jeden Fall ... die ganze Saison. Aber nächstes Jahr komme ich bestimmt wieder!«
»Ja«, sagen sie.
»Und mögt Ihr den Peter Hanselmann denn?«
»Ja«, sagen sie, auch Steffen, und Martin fühlt ein weiteres Mal diesen Stich in den Eingeweiden.
»Das ist prima«, sagt er, »Wirklich, das freut mich für Euch, Jungs!«
Sie stehen in Reih und Glied wie Spielfiguren, grinsen und nicken scheu.
»Gut Jungs, hat mich echt gefreut, euch mal zu sehen. Viel Spaß beim Training, weiter so!« Martin steigt ein, lässt das Beifahrerfenster runter und fügt hinzu: »Und grüßt den Peter von mir, ja? Nicht vergessen! Tschüss ihr Racker!«
»Tschüss«, sagen sie im Chor. Martin sieht im Rückspiegel, wie sich die Reihe auflöst und sie erneut miteinander rumalbern.

Die Luft ist klar und frisch, der Himmel makellos, es könnte schön sein, ist es aber nicht. Die Zeit ist diesmal ein Freund, weil sie langsam vergeht, weil Martin und Irene bereits seit einer Stunde einen Schritt vor den anderen setzen und immer noch nicht da angekommen sind, wo Martin niemals hin wollte. Doch Irene bestand darauf, packte ihre Tasche, nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Er ließ sich auf sie ein – was hatte er sich nur dabei gedacht – und jetzt ist es zu spät. Ein Berg aus Sand ragt vor ihnen auf, Betreten verboten! steht auf dem gelben Schild, das an dem stacheldrahtbewährten Zaun hängt, der das Kieswerk vor unbefugtem Zutritt schützt. Und dann sieht er es, zehn Meter entfernt, das einfache Holzkreuz, und Schwerelosigkeit macht sich in ihm breit. Irene spürt es wohl auch, denn sie drückt seine Hand und bewahrt ihn davor, ins Nichts zu schweben. Eine dieser grünen Kunststoffvasen mit Bodenanker steckt vor dem Kreuz, die Blumen darin verwelkt. Martin weigert sich, den Namen abzulesen, er kennt ihn schon. Irene schluchzt, als sie den Rucksack öffnet und die Grablichter herauskramt. Sie streckt ihm eines hin und Martin nimmt es wie in Trance entgegen. Kein Windhauch regt sich, nur das Krächzen der Krähen beweist, dass er nicht träumt. Irene zündet beide Lichter an.
»Komm«, sagt sie und Martin kommt. Sie stellen die Kerzen ab, aber das rote Glas leuchtet nicht, da die Sonne heller scheint. Ihm kommt das alles sinnlos vor.
Sie hören das Auto, bevor sie es sehen. Eine Staubwolke und das Geräusch von wegspritzendem Kies und Schotter wirken bedrohlich. Irene und er starren wie gebannt hin, bis das Fahrzeug hält und die Frau aussteigt.
»Gehen Sie weg von hier«, sagt sie.
»Hören Sie ...«, setzt Irene an.
»Gehen Sie.«
»Es tut mir leid«, hört er sich sagen.
»Gehen Sie weg! Gehen Sie weg! Weg hier! Gehen Sie! Weg! Weg!« Die Frau brüllt die Litanei wie verrückt geworden und macht immer wieder eine Wegwerfbewegung.
Irene weicht zurück, dann bricht sie zusammen und heult, während die Frau weiter schreit und mit dem Arm fuchtelt. Martin packt Irene. »Komm, lass uns verschwinden.« Er hilft ihr hoch. Leblos wirkt sie, wie das Mädchen, an das ein Kreuz mit welken Blumen erinnern soll.
Irene läuft neben ihm. Sie weint nicht, sie flüchtet, so wie Martin. Glas zerspringt hinter ihnen, einmal, noch einmal und Martin weiß, es sind die Grablichter, die nicht leuchten, die nie mehr leuchten werden.

Zu Hause angekommen, nimmt er Irene in den Arm – kein Tonus, kein Schluchzen, kein Wort. Er versucht, mit ihr zu sprechen, obwohl ihm selbst nach Schweigen ist, aber auch das hilft nicht. Martin stellt den Fernseher an, hört, wie Badewasser eingelassen wird und ist dankbar, das Hirn auf Stand-by schalten zu können.
Der Nachmittag vergeht, nur das Fernsehlicht lässt den Raum unruhig aufflackern. Irene setzt sich an den Esstisch und zündet wieder eine Kerze an. Er kommt sich vor wie in einer Gruft, dreht das Licht an und holt sich ein Jever aus dem Kühlschrank. »Irene«, sagt er, sie antwortet nicht, starrt nur ins Kerzenlicht. »Irene!« Etwas lauter, doch ohne Reaktion. Martin fläzt sich erneut vor die Glotze, er hat null Plan, was er sich ansieht und irgendwann springt er auf und marschiert zu ihr an den Tisch. »Irene, red' mit mir!«
»Ich will hier weg«, sagt sie mit leerem Blick, den sie ins Nirgendwo richtet. Sie trägt ihren weißen Bademantel, die Haare hängen ihr schlaff die Schultern herab. Wie Irene so im Kerzenschein sitzt, sieht sie so aus, als wäre sie geistesgestört. Martin bekommt Angst. Und noch etwas, Ekel regt sich in ihm. Ekel davor, Angst zu haben. »Ich will hier auch weg!«, sagt er, knallt das Bier hin und zieht die Jacke über. »Und zwar jetzt!«

Die Fensterläden bleiben hier immer verschlossen, die Wände sind mit dunklem Holz vertäfelt und durch den Zigarettenrauch, der den Raum ausfüllt, kommt er sich wie in einer Räucherkammer vor. Martin mag die Kneipe einfach.
Kohlmann hockt schon am Tresen und unterhält sich mit dem Wirt. Martin legt von hinten den Arm um ihn und setzt sich auf den Barhocker daneben.
»Grüß dich, Kohlmann.«
»Mann«, sagt der und lächelt, »freut mich wirklich, dass du vorbeischaust.«
»Ja, ich bin auch froh.« Zum Barkeeper gerichtet: »Ein helles Hefe bitte und zwei Wodka.«
Kohlmann lacht. »Hast was vor?«
»Ich brauch' das jetzt. Trinkst doch einen mit, oder?«
»Klar. Aber nur einen, muss morgen früh aufstehen.« Kohlmann fummelt eine Marlboro raus und steckt sie an.
»Gibst du mir eine?«, fragt Martin. Eine braunhaarige Frau mit überschminktem Gesicht am anderen Ende zwinkert ihm zu. Martin kennt dieses Zwinkern. Ein typisches Barschlampengetue, denkt er.
»Rauchst du wieder?«
»Fange gerade damit an.« Martin grinst und diesmal ist es Kohlmann, der ihm auf die Schulter klopft.
»Wenn du meinst«, sagt er und hält ihm die Schachtel hin. »Ich sag nichts dazu. Bist selber groß.«
»Stimmt.«
»Na, wie geht’s dir, Martin?«
Der Wirt stellt die Getränke ab, Martin zündet die Kippe an und hebt anschließend das Schnapsglas. »Wie’s einem halt so geht. Prost!«
Sie trinken und Martin sieht aus dem Augenwinkel, dass auch die Brünette ihr Glas gehoben hat.
»Ah«, Kohlmann schüttelt sich, lächelt kurz darauf wieder. »Ja, wie’s einem so geht, hast recht. Apropos, in acht Wochen. Kannst dann auf’m Münsterplatz verkaufen. Einjahresvertrag wird frei. Ist das was?«
»Und ob! Echt jetzt? Das ist toll, Kohlmann. Hilfst mir wirklich weiter.«
»Läuft nicht gut bei dir, ich weiß. Wegen deinem Sohn, hm?«
»Weißt du, eigentlich hab' ich null Bock darüber zu reden.« Martin nimmt einen kräftigen Schluck Bier und wischt dann Schaum von der Lippe. »Aber, nein, das liegt nicht an meinem Sohn, sondern an den Arschlöchern im Ort!«
Kohlmann nickt.
»Vergessen wir’s, ja?! Hab kein Bock, okay?«
»Und Irene?«
»Da hab' ich auch kein Bock drauf.«
»Dann lass uns einfach einen Saufen, ja?« Kohlmann lacht. Ein gewinnendes, ansteckendes Lachen hat er.
»Bin dabei.«
Drei, vier Gläser später ist die Welt ein lebenswerter Ort für Martin. Kohlmann ist wie Medizin, Martin fragt sich, warum er erst jetzt wieder mal ausgeht.
»Martin, ich find’s gut, dass du mal rauskommst. Müssen wir öfter machen. Die Jungs fragen ständig nach dir. Bringt doch nix, sich in ’n Schneckenhaus zu verziehen. Nächstes Mal machen wir alle ein’n drauf!«
»Ja, hast recht, machen wir.« Sie stoßen an und Kohlmann trinkt aus.
»Jetzt muss ich aber. Muss echt früh raus. Trink' eins für mich mit. Oder kommste auch?«
»Ich trink noch eins.«
Kohlmann bezahlt die ganze Zeche, bevor er sich verabschiedet.

Martin kippt drei weitere und taumelt in die Wohnung der Frau aus der Bar, mit der er zwar Bruderschaft getrunken, ihren Namen jedoch wieder vergessen hat. Sie fragt, ob er was wolle und Martin schmeißt sie aufs Bett, setzt sich auf ihren Bauch und sagt, es gäbe etwas, was er wolle. Die Brünette lacht und boxt ihm auf die Brust. Martin hält ihren mit Armreifen klimpernden Arm fest und beugt sich näher zu ihr. Sie küssen sich, er schmeckt ihren weingeschwängerten Mund und Tabak, was ihn nur noch heißer werden lässt. Martin richtet sich auf und verschmiert den weinroten Lippenstift mit dem Daumen. Sie packt ihn und saugt daran. Martin schiebt ihre Bluse hoch und grapscht unter ihrem festsitzenden Push-up nach den Titten, sie fummelt an seinem Gürtel herum. Kurz darauf stülpt sie gekonnt ein Kondom über seinen pulsierenden Schwanz, nimmt ihn so tief in den Mund, dass sie würgen muss. Dann grinst sie ihn an. Er reißt ihr die Hosen runter und dringt in sie ein. Er hört, wie sie stöhnt, was ihn weiter anstachelt. Irgendwann hört und sieht er gar nichts mehr. Er spürt nur das Gefühl in seinem Schwanz, wenn er eintaucht und eintaucht wie eine Maschine bei der Arbeit. Er arbeitet jetzt, er trainiert hart, hoch und runter, Schweiß läuft an ihm herab und er kann spüren, dass er bald zum Ende kommt. Er hört wieder ihr Stöhnen, ihr Schreien, sie kratzt ihn, hoch und runter, dann ist es so weit, er spritzt eine Riesenladung ab, bevor er schwer atmend auf sie niedersinkt.
»Weg mit dir«, sagt sie.
Martin grunzt nur erschöpft ins Kopfkissen.
Sie versucht, ihn von sich zu stoßen, es gelingt ihr jedoch nicht.
»Hau ab, du Arschloch!«, schreit sie auf ein Mal und Martin ist hellwach, sieht sie an und erkennt, dass ihr Gesicht nicht nur vom Lippenstift, sondern von der ganzen Schminke verschmiert ist. Schwarze Linien und dunkle Flecken sind rund um ihre zornigen Augen. Martin dreht sich weg und steht schwankend auf. Ihm wird schwindelig. »Was ist denn?«, fragt er.
Sie zupft sich die Bluse runter – ein paar Knöpfe fehlen – und wirft sich die Decke über die Beine. »Du verdammter Scheißkerl«, schreit sie. »Verpiss' dich hier!« Dann fängt sie an zu heulen, schlimmer als Irene. Und der Gedanke an Irene macht ihn krank. Der Schwindel nimmt zu und Martin zieht sich die Hose an, das volle Kondom hängt noch am Schwanz, es ist ihm egal, er will nur weg von hier.
»Hab ich dir wehgetan?«, fragt er, während er in die Schuhe schlüpft.
»Halt dein Scheiß-Maul und verzieh' dich endlich!«
Auf der Straße angekommen, kramt er das Handy aus der Tasche und ruft ein Taxi.
Als es ankommt, schmeißt er sich auf die Rückbank, gibt die Adresse an und versucht zu verstehen, was hier passiert ist. Er ist bemüht, sich an jedes Detail zu erinnern, möchte wissen, ob er etwas Böses getan hat. Wie Kai. Er horcht ganz tief in sich rein und glaubt letztendlich, dass es sich einfach um eine verfickte Schlampe handelt, die schlichtweg durchgedreht ist, weil sie vergebens auf ihren Höhepunkt gewartet hat. Eine, die sich ausgenutzt gefühlt hat, oder so was. Er kennt solche Weiber und schwört sich, Irene nie wieder zu hintergehen und ein Teil seines Bewusstseins fragt sich, wie lange der Schwur diesmal halten wird.

Kurz vermutet er, den Schlüssel verloren zu haben, dann fühlt er ihn in der Jackentasche und schließt vorsichtig auf. Er will bloß vermeiden, dass Irene aufwacht und ihm die Hölle heißmacht.
Im Haus ist es stockdunkel, nur das Ticken der Wanduhr ist zu hören. Martin schleicht nach oben und linst ins Schlafzimmer, doch Irene ist nicht da. »Irene?« Nichts. »Irene!«, brüllt er. Nichts. Er macht den Kleiderschrank auf und weiß, dass sie weg ist, aber es ist ihm egal. Er muss pissen, aber auch das ist ihm egal. Martin schmeißt sich nur noch ins Bett. Alles dreht sich und als er glaubt, er müsse kotzen, klingelt das Telefon. Sie ist es, denkt er, bleibt jedoch liegen. Er lässt es klingeln und schläft bald ein.

Martin öffnet die Augen und Sonnenstrahlen spießen sie auf. Er zuckt zusammen und schreckt hoch. Der Kopf schmerzt und die Blase platzt ihm jeden Moment. Er wankt zum Klo und reißt die Hose runter. »Scheiße«, sagt er, als er den Gummi bemerkt, der schwer an seinem Schwanz baumelt. Er zieht das Ding ab, pisst gefühlte zehn Liter, wickelt das Kondom in Toilettenpapier ein und spült den ganzen Dreck der letzten Nacht runter.
»Irene«, ruft er ohne Sinn, als er in Pantoffeln nach unten geht. Der Schädel explodiert gleich, ein Riesenbrand wütet im Rachen. Martin eilt zum Kühlschrank und trinkt Milch aus der Tüte. Ein Rinnsal fließt am Mundwinkel herab. Er flucht, schnappt sich das Geschirrtuch vom Haken und wischt die Soße von Gesicht und Boden auf. Martin nimmt Platz, das Telefon läutet wieder. Er weiß nicht genau, warum er es ignoriert, er weiß nur, dass er jetzt nicht kann, dass er nicht da sein möchte, für niemanden.
Martin braucht Luft zum Atmen, kalte klare Luft, die Lungen füllt und in kleinen Wölkchen entweicht. Martin tritt vor die Tür, streckt sich und stopft das nach Rauch und Parfum stinkende Hemd in die Hose. Kein Mensch weit und breit. Die Umgebung wirkt wie eine verblühte amerikanische Vorstadtsiedlung. Der Foodtruck passt perfekt ins Bild, auch wenn es ein Citroën HY ist, ein Oldtimer, sein eiscremefarbener Stolz, Baujahr 1965, in den er drei Jahre Restaurationsarbeit gesteckt hat. Herzblut, Nerven und Geld hat ihn der Traum gekostet.
Als er um den Wagen geht, erkennt er, was in schwarzer Schrift quer über Martins Wurstkiste geschrieben steht: Verrecke!
Er will das nicht sehen, ihm wird speiübel, er wischt sich das Gesicht und während die Hände den Blick freigeben, erspäht er Koslowski auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der verstohlen zu ihm rüber sieht. Koslowski beginnt zu laufen, dann ruft er: »Verzieh' dich hier!«
Martin schließt die Augen.
Er wird ruhig, bevor jemand in ihm den Marsch bläst, bevor jemand das Signal gibt, die Ketten sprengt und ihn, den Kampfhund, endlich von der Leine lässt. Martin jagt Koslowski hinterher. Der Typ ist schnell, das muss er ihm lassen. Atemwolke hinter Atemwolke. Eine Dampflok hetzt die andere, vorbei an all den schönen, toten Häusern, die wie Grabsteine den Weg flankieren. Jetzt ist er nahe genug. Er holt aus, und erwischt Koslowskis Haxen – ein böses Foul!, aber es ist kein Schiedsrichter weit und breit. Niemand pfeift ihn zurück, auch nicht, als er in Koslowskis Kreuz springt, mit dem Knie voran. Niemand hört den Schrei, der nicht mehr lange währen wird, denn Martin packt das Haar von Koslowski, dessen Schiebermütze auf der Straße liegt, packt es ganz fest und schlägt Koslowskis Kopf auf den Asphalt, nein, auf den Bordstein, voll auf die Kante und es klatscht und klackt und knackt dumpf, wieder und wieder, und Blut spritzt auf den Weg, kein Schreien, nur noch das Geräusch eines Holzpflocks, der von einem Hammer in den Boden gerammt wird, bis sich etwas ändert, bis es sich so anhört, als breche was auf, eine Kokosnuss, deren heißer Saft sich über all das kalte Grau ergießt. Es ist gut, Koslowski zu verletzen, damit er, Martin, besser atmen kann.
Das Telefon läutet.
Martin öffnet die Augen und Koslowski erscheint, unversehrt. Die Illusion löst sich auf wie Tollkirschen in Salzsäure und lässt nur ihr Gift zurück. Er sieht ihn um die Ecke biegen. Sieht, wie er ihm den Stinkefinger zeigt, bevor er aus dem Sichtfeld verschwindet. Martin schüttelt den Kopf, das Telefon klingelt unbeirrt weiter und er spürt den Schlüsselbund in der Hosentasche. Er zeichnet mit dem Finger die Buchstaben nach, die in der Nacht hässlich aufgepinselt wurden: V-e-r-r-e-c-k-e.

Der Motor springt an, Martin schlüpft aus den Pantoffeln – sie behindern nur beim Fahren – und tritt aufs Gas. Weg von hier, von all dem Scheiß, all den Arschlöchern, dem Telefon, Koslowski, den Schlampen und ... weg von Kai.
Sonnenlichtfeuer schießt durch alte Pappeln hindurch und taucht ihn und seinen Traum auf vier Rädern in ein Licht- und Schattenspiel. Martin liebt diese Allee mit den mächtigen Bäumen, die bis zum Himmel wachsen. Kai ist – wie er – immer gerne hier entlang gefahren. Kai. So viel Gemeinsamkeiten, nicht? Wieso sagt er: Hat mich nie interessiert? Verrecke, ja, das hat man ebenso zu Kai gesagt, dem Sohn, und jetzt ihm, dem Vater und ihr, der Mutter, der ganzen Familie! Verpiss dich, verzieh dich, weg von hier! Kai und er sind eins. Und Irene ...
Das Fahrzeug rast zum Ausgang der Allee. Die größten Weißpappeln stehen dort, sie sollen beseitigt werden, weil sie eine Gefahr darstellen. Weg von hier! Gleich neben dem Schild – mit den Rot-weißen-Ecken darauf – steht auch ein Holzkreuz. Sind es zwei? Manchmal leuchten Blumen ringsum, manchmal nicht, manchmal sind sie welk und faulig, oder einfach weg. Martin drückt das Pedal bis zum Anschlag durch. Hinter der Kurve geht’s zur Autobahn, Richtung Norden und nach Süden.

 
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Hallo hell,

dein Thema finde ich gut, mit der Umsetzung habe ich so meine Schwierigkeiten. Mich hat das von Absatz zu Absatz mehr genervt, dass ich nicht erfahren habe, weswegen der Sohn eingefahren ist.

Da wird so eine unnötige Spannung aufgebaut, die mich daran hindert, mich in Ruhe auf die Handlung einzulassen, um die es eigentlich geht. Wo wäre ein Unterschied in der Dramaturgie, wenn z.B. klar wäre, für was der Sohn sitzen muss? Es wird ja schon eine heftige Sache sein, 15 Jahre, Mord wahrscheinlich. Aber um die Reaktionen der Nachbarn auch nachvollziehen zu können, möchte ich das als Leser wissen. Ja klar, egal was der Sohn macht, die Eltern können wahrscheinlich nichts dafür. Trotzdem: Mir fehlt die Info.

Zudem kam bei mir anfangs die Verwirrung dazu, dass ich erst dachte, der Vater wäre im Knast gewesen und nach 15 Jahren wieder frei gekommen. Da fände ich es dringend notwendig, dass das in den ersten Absätzen geklärt wird, dass es um Kai geht.

Angst ist in den groß gewordenen Augen zu sehen und etwas, dass Martin an Irene erinnert, wenn sie sagt: Siehst du! Hab ich’s doch gewusst.
Den Satz finde ich unglücklich. Einmal durch den fetten Teil und dann den Schwenk zu Irene, die etwas sagt, aber nicht so schaut, was ihn an etwas erinnern könnte. Ganz verquert ist das. Also ich kann damit nicht viel anfangen.

Martin stürzt nach vorn, packt das Arschloch am Kragen und holt aus.
Hier mischt sich meiner Meinung nach der Autor zu sehr ein. Martin kann ihn Arschloch nennen, aber beschreibend finde ich das unpassend.
»Ich bin im Keller«, sagt er im Vorbeigehen zu seiner Frau und schlägt die Tür zu.
»Ich hab' keinen Schlüssel«, ruft sie ihm nach.
»Dann geh' hinten rum!«
Schöne Detaildialoge. Aber innerhalb dieses Absatzes müsste klar werden, dass es sich um den Sohn handelt, der sitzt.

»Und wäre ich doch nie schwanger geworden.«
Und noch da lässt du mich als Leser im Unklaren. Nee, dieses Versteckspiel finde ich nicht gut.

»Waren wir schlechte Eltern, Martin?«
Er nimmt einen Schluck. »Wer ist schon perfekt?«
Ich denke hier, dass der Vater wegen Kindesmißhandlung saß. Merkst du, wie blöd das für den Leser ist?


Sie haben immer was zu quatschen gehabt, haben sich gegenseitig nie ausreden lassen, weil es eine Menge zu erzählen gab, über Politik oder Sport oder Schule – Gott und die Welt – und jetzt hat Martin einfach vergessen, was er alles sagen wollte, obwohl er nie darüber nachdenken musste, obwohl es noch so viel gegeben hatte,
Die Sprachlosigkeit wird gut gezeigt.

und spült den ganzen Dreck der letzten Nacht weg.
Mir gefällt auch, wie du die Szene mit der Schlampe beschreibst.
Das Fahrzeug rast zum Ausgang der Allee. Die größten Weißpappeln stehen dort, sie sollen beseitigt werden, weil sie eine Gefahr darstellen. Weg von hier! Gleich neben dem Schild – mit den Rot-weißen-Ecken darauf – steht auch ein Holzkreuz. Sind es zwei? Manchmal leuchten Blumen ringsum, manchmal nicht, manchmal sind sie welk und faulig, oder einfach weg. Martin drückt das Pedal bis zum Anschlag durch. Hinter der Kurve geht’s zur Autobahn, Richtung Norden und nach Süden.
:confused: Und nicht mal das Ende kann ich richtig deuten. Fährt er jetzt weg oder begeht er Suizid?

Also in einem Satz gesagt: Gut geschrieben, aber manches nicht erklärt, was mich richtig wuschig macht :D

Liebe Grüße
bernadette

edit:

An den Zoll, die Kontrolle und an die Unterkunft mit dem nierenförmigen Pool und den Palmen ringsum. Kai saß in diesem Laufstall, hinter Gittern. Kein so ein leichtes Ding mit Netz, wie es sie heutzutage gibt. Martin hatte es sich von den Schwiegereltern aufschwatzen lassen. Sauschwer war das Teil, ein riesen Aufwand, es aufzugeben und später zum Hotel zu schleppen. Er hasste, wie Kai darin festsaß – hilflos sah er aus – und es war Martin, der ihn befreite. Befreier-Papa. Doch nicht heute, nicht mehr. Das war einmal. Heute blieb Kai eingesperrt.
das liest sich völlig konstruiert - und zeige mir mal ein Elternpaar, das den Laufstall mit ins Hotel nimmt ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo MelMay,


auch wenn ich es mir immer auszureden versuche, aber gerade vor dem ersten Kommentar - unter meinen Geschichten - steigt kontinuierlich meine Nervosität an. Ich hab' einfach Probleme damit, meine Texte einordnen zu können - vermutlich kennen das die meisten.
Umso schöner dann, wenn die erste Resonanz eine positive ist :).

Ja, das Thema ist schwierig, aber wichtig, finde ich. Es gibt eben auch Opfer, die man nicht gleich auf dem Schirm hat; Menschen, die stigmatisiert werden. Sie sind halt greifbar für den Unmut und den Zorn der Leute.
Das alles böte mMn auch deutlich mehr Räume, Stoff, der einen Roman füllen könnte.
Schön, dass du die Sprache passend, die Handlung nachvollziehbar und die Charakter gut gezeichnet findest.
Die Verbesserungen habe ich dankend übernommen.

Liebe MelMay, vielen Dank fürs Zeitnehmen, Kommentieren und für die lobenden Worte. Hat mich sehr gefreut.


Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette,


toll, dass du mit deinem Rasiermesser vorbeischaust :).

Nur ganz kurz:

Zudem kam bei mir anfangs die Verwirrung dazu, dass ich erst dachte, der Vater wäre im Knast gewesen und nach 15 Jahren wieder frei gekommen. Da fände ich es dringend notwendig, dass das in den ersten Absätzen geklärt wird, dass es um Kai geht.
Da sind wohl zwei Wörter verschütt gegangen - jetzt sind sie wieder drin. Vielleicht wird das alles nun etwas deutlicher für dich.


Später mehr, ich freue mich darauf ...


Weiter geht's, bernadette.


Wo wäre ein Unterschied in der Dramaturgie, wenn z.B. klar wäre, für was der Sohn sitzen muss? Es wird ja schon eine heftige Sache sein, 15 Jahre, Mord wahrscheinlich.
Es ist einfach nicht das Thema. Die genaue Tat ist letztendlich irrelevant, ja, austauschbar, wenn sie schwer genug ist. Und du ziehst ja deine Schlüsse, im Verlauf der Geschichte kann man sich ja denken, was passiert ist.
Wichtig war mir durch die "Nicht-klar-Benennung" Martins Ohnmacht, Verdrängung anzudeuten. Er will das alles auch gar nicht so genau wissen, will auch den Namen des Mädchens nicht lesen, er bekommt die Tat, nein, will sie nicht mit seinem Sohn in Verbindung bringen.

Angst ist in den groß gewordenen Augen zu sehen und etwas, dass Martin an Irene erinnert, wenn sie sagt: Siehst du! Hab ich’s doch gewusst.
Den Satz finde ich unglücklich.
Okay, überdenke ich noch mal.

»Waren wir schlechte Eltern, Martin?«
Er nimmt einen Schluck. »Wer ist schon perfekt?«
Ich denke hier, dass der Vater wegen Kindesmißhandlung saß. Merkst du, wie blöd das für den Leser ist?
Ich denke, es wird jetzt klarer.

An den Zoll, die Kontrolle und an die Unterkunft mit dem nierenförmigen Pool und den Palmen ringsum. Kai saß in diesem Laufstall, hinter Gittern. Kein so ein leichtes Ding mit Netz, wie es sie heutzutage gibt. Martin hatte es sich von den Schwiegereltern aufschwatzen lassen. Sauschwer war das Teil, ein riesen Aufwand, es aufzugeben und später zum Hotel zu schleppen. Er hasste, wie Kai darin festsaß – hilflos sah er aus – und es war Martin, der ihn befreite. Befreier-Papa. Doch nicht heute, nicht mehr. Das war einmal. Heute blieb Kai eingesperrt.
das liest sich völlig konstruiert - und zeige mir mal ein Elternpaar, das den Laufstall mit ins Hotel nimmt
Ach komm, bernadette, es wird sich in jeder Geschichte was finden, dass konstruiert wirken könnte. Vermutlich weil sie konstruiert worden sind. Und selbst wahre Begebenheiten - in Textform verpackt -, könnten durchaus konstruiert wirken. Mein Leben ist voll davon :).
Übrigens habe ich das schon beobachten können, dass Eltern so was machen.

Das Fahrzeug rast zum Ausgang der Allee. Die größten Weißpappeln stehen dort, sie sollen beseitigt werden, weil sie eine Gefahr darstellen. Weg von hier! Gleich neben dem Schild – mit den Rot-weißen-Ecken darauf – steht auch ein Holzkreuz. Sind es zwei? Manchmal leuchten Blumen ringsum, manchmal nicht, manchmal sind sie welk und faulig, oder einfach weg. Martin drückt das Pedal bis zum Anschlag durch. Hinter der Kurve geht’s zur Autobahn, Richtung Norden und nach Süden.
Und nicht mal das Ende kann ich richtig deuten. Fährt er jetzt weg oder begeht er Suizid?
Auch diese Deutung überlasse ich dir.
Vielleicht weiß Martin das selbst noch nicht.


Liebe bernadette, herzlichen Dank für deine Zeit und Gedanken zu meiner Geschichte. Hat mich sehr gefreut!


Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber hell,

du erzählst hier eine aufwühlende Geschichte. In ihrem Mittelpunkt steht Martin, der damit fertig werden muss, dass sein Sohn Kai einen Menschen ermordet hat. Was er tatsächlich getan hat, bleibt unklar. Er hat fünfzehn Jahre bekommen. Das kann wohl nur ein Kapitalverbrechen sein.Vielleicht hat Kai seine Freundin in der Kiesgrube umgebracht? Der Titel suggeriert allerdings einen Verkehrsunfall. Aber das ist auch nicht so wichtig.

Du beschreibst zwei Tage aus Martins Leben, beleuchtest die Beziehung von Martin und Irene, zeigst das gebrochene Verhältnis Martins zu seinem Sohn Kai, schilderst, wie Martin versucht, seinen Zorn und seinen Frust zu bewältigen. Im Hintergrund steht das, was Kai getan hat. Du willst zeigen, wie die Eltern mit dieser Tat umgehen und letztendlich daran scheitern. Diese Grundidee hast du verfolgt und sie teilt sich mir mit. Allerdings hatte ich einige Probleme beim Lesen deines Textes, inhaltliche, sprachliche und orthographische. Ich gehe mal durch:

Martin kennt ihn, Koslowski heißt er, wohnt drei vier Häuser weiter. [Koslowski] Er trägt eine Schiebemütze [auf dem Kopf], die Hände sind im Mantel verborgen.
Vielleicht kannst du den Namen nur einmal erwähnen. Ich glaube, diese Kopfbedeckung heißt ‚Schiebermütze’. Und dass man sie auf dem Kopf trägt, dürfte klar sein.

Irene raschelt wie zur Aufforderung mit dem Sack, aber Martin bleibt sitzen und beobachtet den Typen durch Atemwölkchen hindurch.

Hier wie auch an anderen Stellen lieferst du als Autor eine Bewertung mit.

Martin stürzt nach vorn, packt das Arschloch am Kragen und holt aus.

»Verpiss dich!«, sagt er zu dem Typen,

Koslowski beginnt zu laufen, dann ruft das Arschloch:

Für mich ist es ein Unterschied, ob der Protagonist in seinen Gedanken oder in seiner Rede jemand als ‚Typ’ oder ‚Arschloch’ bezeichnet oder ob der Erzähler seine Figuren so bewertet. MMn sollte er eine neutrale Betrachtungsweise beibehalten:

Irene raschelt wie zur Aufforderung mit dem Sack, aber Martin bleibt sitzen und beobachtet seinen Nachbarn durch Atemwölkchen hindurch.

‚Atemwölkchen’ können sich eigentlich nur bei Minustemperaturen bilden. Wie passt das zum Frühlingsbild des Bodenlüftens?
Der Atem geht schneller, als es leichter wird, die Arme fast gestreckt.
Was meinst du mit dem ‚es’? Was wird leichter? Überhaupt habe ich Probleme, mir diese Szene genauer vorzustellen. Kann aber auch daran liegen, dass ich grundsätzlich keine Ahnung von dem Geschilderten habe.

Dunkle Halbmonde unterstreichen ihre blaue Augen. Ihr Lächeln wirkt angestrengt.
Da kenne ich mich ein bisschen besser aus: ‚Unterstreichen’ ist ja ein eher positiver Begriff. Man will das Blau der Augen noch deutlicher machen, z.B. durch einen entsprechenden Lidstrich. Aber dass ‚dunkle Halbmonde’ (über oder unter den Augen) das schaffen, habe ich noch nie gehört. Du meinst wohl etwas anderes, denn Irene ist ja traurig und er entschuldigt sich:

»Hör mal, es tut mir leid. Ich hab' überreagiert«, sagt er.

Irene blickt in die Flamme und fummelt an der Kerze herum. Wachs fließt an ihr herab, als sie ein Stückchen Rand abbricht.

Der Bezug ist natürlich klar, aber grammatisch funktioniert das so nicht: Der Wachs fließt nicht an Irene herab.

Sie riecht anders als früher. Sie riecht überhaupt nicht.
Was denn nun?

Der Docht versinkt zischend im flüssigen Wachs …
Im Moment zünde ich jeden Abend Kerzen an. Ich habe noch nie ein Zischen gehört, wenn der Docht im Wachs versinkt.
»Tschuldigung«, sagt er, hebt die Leerbörse auf,
Ich denke, du meinst eine Lederbörse.

Der sieht einen Augenblick zu Martin herüber; mit Augen, die voller Wissen sind, die es aber für sich behalten möchten.
Ich habe große Probleme, mir diese Augen vorzustellen. Das ist eine Empfindung von Martin und so solltest du es mE auch darstellen.

Martin erkennt die Narbe an Kais Hinterkopf. Kai sprang auf die Seilbahn wie Tarzan zu Lianen. Er sauste los, das Stahlseil schnurrte bis zum Haltepunkt, das Kind peitschte abrupt nach oben, verlor den Halt und stürzte rücklings auf einen Stein.
Tarzan zu den Lianen
Dieses (komische) Bild finde ich an dieser Stelle völlig deplatziert. Es geht doch darum, dass Kai sich als Kind so sehr verletzt hat, dass er davon eine Narbe zurückbehalten hat.

Das Geschäft lief erneut beschissen, der Umsatzeinbruch tut so langsam richtig weh.
Ich denke, du solltest hier gleich mit dem Präsens ‚läuft’ beginnen.

Wie läufts bei Euch?
läuft’s
Anders als im Brief schreibt man die Anredepronomen du/euch in der wörtlichen Rede klein.

Später wusste er, sie wollten ihn nur auf die Feine abservieren.
auf die feine Art (ist ja hier keine wörtliche Rede)

Martin weigert sich, den Namen [ab]zulesen (zu lesen), er kennt ihn schon.
Hier fände ich es stärker, wenn du den erklärenden Nachsatz wegließest.

»Komm«, sagt sie und Martin kommt. Sie stellen die Kerzen ab, aber das rote Glas leuchtet nicht, da die Sonne heller scheint, weshalb ihm all das sinnlos vorkommt.
Das ist eigentlich eine starke Stelle: Alles, was sie tun, erscheint ihm sinnlos, so auch das Anzünden der Kerzen, deren Flamme dann sogar unsichtbar bleibt. Nur verkürzt du diesen Gedanken durch das lapidare ‚weshalb’.

Irene läuft neben ihm. Sie weint nicht, sie flüchtet, so wie Martin. Glas zerspringt hinter ihnen, einmal, noch einmal und Martin weiß, es sind die Grablichter, die nicht leuchten, die nie mehr leuchten werden.
Warum zerspringen die Grablichter? Und natürlich: Warum werden sie nie mehr leuchten? Das ist keine Tatsache, sondern Martins Empfindung: Für ihn werden sie nie mehr leuchten.

nimmt er Irene in den Arm – kein Tonus, kein Schluchzen
Meinst du ‚kein Ton’?

Kohlmann zahlt und lädt Martin zum Bier ein, bevor er sich verabschiedet.

Du meinst, Kohlmann zahlt und gibt zum Abschied noch ein Bier für Martin aus.

»Weg mit dir«, sagt sie.
Diese Reaktion wie auch ihr weiteres Verhalten kommen hier unvermittelt. Es wird mir als Leser nicht klar, warum sie so reagiert. Warum ist sie so zornig? Warum weint sie zum Schluss? Die Befindlichkeit dieser Kneipenbekanntschaft öffnet einen anderen Erzählstrang, der für mich von der eigentlichen Martin-Handlung ablenkt.

ob er etwas böses getan hat.
etwas Böses

Manchmal leuchten Blumen ringsum, manchmal nicht, manchmal sind sie welk und faulig, oder einfach weg.
Er kann im Auto sitzend nicht genau feststellen, ob es ein Holzkreuz ist oder ob es zwei sind. Aber er sieht die leuchtenden Blumen und die nicht leuchtenden darum herum, kann erkennen, dass sie welk sind, riechen, dass sie faulig sind, oder dass sie einfach nicht mehr da sind. Diesen Satz am Ende würde ich noch einmal überdenken.

Lieber hell. Das Thema deiner Geschichte finde ich spannend. Leider überzeugt mich deine Aus- und Aufarbeitung nicht immer. Deine Grundidee ist eine Geschichte wert: Wie gehen Eltern damit um, dass ihr Kind straffällig geworden ist, sogar ein Menschenleben ausgelöscht hat? Du zeigst die verschiedenen Möglichkeiten, damit umzugehen am Beispiel dieses Vaters: wie er mit seinem Zorn über die Mitmenschen versucht fertig zu werden, wie er versucht, mit seiner Frau eine gemeinsame Basis zu finden, wie sie vergeblich Trauerarbeit leisten, wie er seine Gedanken mit Alkohol und Sex zu verdrängen versucht, wie er alleingelassen allem zu entfliehen versucht. Was mir fehlt, ist eine gewisse Stringenz. Vielleicht wäre es gut, wenn du die einzelnen Phasen stärker auf das Wesentliche begrenzen , jede Szene auf ihren wichtigen Aspekt reduzieren würdest. Koslowski nimmt für mich zu viel Raum ein, ebenso die Begegnung mit der Frau in der Bar. Und die Begegnung mit den jungen Leuten halte ich für überflüssig. Da verzettelst du dich für mein Empfinden, gerätst sogar manchmal in einen anderen Handlungsstrang (Frau in der Bar).

Auf jeden Fall eine sehr interessante Geschichte, an der es aber noch einiges zu tun gibt.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo MelMay,

für den Autor ist jeder Satz wichtig, den er als Feedback bekommt. Ich habe auch viel aus den Kommentaren von anderen gelernt. Wenn du den Text zuvor selber durchgeackert hast und dann weitere Gedanken dazu bekommst, verinnerlichst du das doch auch. Also gibt es einen mehrfachen Lerneffekt.


Was barnhelm und mich betrifft: Werde erst mal so alt wie wir :D

 

Hallo Hell,

um es auf den Punkt zu bringen: ich fand die Geschichte klasse! Schon der Anfang hat mich gepackt, so dass ich unbedingt weiter lesen musste. Das Thema, die Umsetzung, die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, sprachlich gibt es nichts zu meckern. Toll!

Besonders gut gefallen mir deine Dialoge, sie sind sehr authentisch, z.B. die Passage, als der Vater den Sohn im Gefängnis besucht. Du schaffst es mit wenigen Sätzen, die ganze Sprachlosigkeit, das Unbehagen auf beiden Seiten, das schlechte Gewissen rüberzubringen.
barnhelm muss ich ein bisschen Recht geben mit ihrer Kritik, dass der Erzähler mit Worten wie "der Typ" oder "Tussi" wertend ist. Besser ist hier neutral zu bleiben.

bernadette hat geschrieben:

Mich hat das von Absatz zu Absatz mehr genervt, dass ich nicht erfahren habe, weswegen der Sohn eingefahren ist.
Ich hab zwar auch darauf gewartet, dass man erfährt, was genau passiert ist, aber jetzt bin ich der Meinung, dass das nichts mit der Geschichte zu tun hat. Es geht nicht um Kai sondern um seine Eltern, die Hinterbliebenen, wenn man so will. Ob es jetzt heimtückischer Mord war oder eine Affekthandlung ändert nichts an der Situation für die Eltern.
Auch das offene Ende hat mir gut gefallen.

Sehr gerne gelesen,
schöne Grüße, Kerkyra

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell

Zur Geschichte als Ganzer werde ich mich - so der Plan - später noch äussern. Für mich ist die Frage der Perspektive sehr spannend, da ich gerade dabei bin, eine Ich-Erzählung in eine personale Erzählung umzugiessen. In diesem Kontext ist mir barnhelms Aussage aufgefallen. Stimmt doch gar nicht, war meine erste Reaktion. Natürlich vermischen sich Erzähler und Figur beim personalen Erzählen, das Geschehen wird ja aus dem Blickwinkel des Protagonisten erzählt.

Ich habe also den ersten Abschnitt angeschaut und stelle fest, dass ich barnhelm insofern recht geben muss, als ich ebenfalls über diese Stellen gestolpert bin - sogar jetzt noch, wo du "Arschloch" draussen und nur noch "der Typ" drinnen hast.

Ich habe mir überlegt, woran das liegen mag, und denke, dass du den Text bis zu diesem Zeitpunkt zuwenig als personale Erzählung angelegt hast. Du hast zwar die Aussage, dass es gut ist, wenn der Boden verletzt wird - eine Wertung der Figur und nicht des Erzählers. Danach nimmst du aber eher die Perspektive eines objektiven Beobachters ein, erzählst sehr neutral und in diesem Kontext wirkt der isolierte Begriff "Arschloch" oder "Typ" eben wie ein Ausrutscher, wie eine Wertung des Erzählers. Ich vertrete mal die These, dass - wenn du schon früher im Text deutlicher machst, dass aus der Perspektive des Protagonisten erzählt wird - man über diese Begriffe nicht mehr stolpern würde. Die Alternative wäre, dass du "Arschloch" als erlebte Rede einführst: "... nuschelt Koslowski im Vorbeigehen. So ein Arschloch!" (Als plumpes Beispiel).

Also ich denke, du solltest die Erzähperspektive vereindeutigen: Neutraler Beobachter - dann musst du alle Wertungen streichen, den Typen und vielleicht sogar, dass es gut ist, den Boden aufzubrechen. Oder personale Erzählung - dann solltest du m.E. häufiger aus der Perspektive der Figur erzählen.

Soweit meine Überlegungen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette, barnhelm, Kerkyra, Peeperkorn,

bernadette schrieb:
Hier mischt sich meiner Meinung nach der Autor zu sehr ein.

barnhelm schrieb:
Hier wie auch an anderen Stellen lieferst du als Autor eine Bewertung mit.
...
Für mich ist es ein Unterschied, ob der Protagonist in seinen Gedanken oder in seiner Rede jemand als ‚Typ’ oder ‚Arschloch’ bezeichnet oder ob der Erzähler seine Figuren so bewertet. MMn sollte er eine neutrale Betrachtungsweise beibehalten

Kerkyra barnhelm muss ich ein bisschen Recht geben mit ihrer Kritik schrieb:
Peeperkorn schrieb:
In diesem Kontext ist mir barnhelms Aussage aufgefallen. Stimmt doch gar nicht, war meine erste Reaktion. Natürlich vermischen sich Erzähler und Figur beim personalen Erzählen, das Geschehen wird ja aus dem Blickwinkel des Protagonisten erzählt.
erst mal: Vielen Dank euch allen für die vielen Gedanken zum Text :).

Bevor ich ausführlicher auf eure Komms antworte, möchte ich mich zuerst der Perspektive zuwenden.

Peeperkorn schrieb:
Für mich ist die Frage der Perspektive sehr spannend ...
Ja, für mich eben auch und ich war sehr auf die Reaktionen gespannt.
Ich habe mir nicht nur einige Gedanken zu Figuren, Plot etc. gemacht, sondern ganz besonders zur Perspektive, zum Erzähler. Ein äußerst spannendes Thema, das durchaus zu faszinieren weiß - mich jedenfalls. Erzähler, die unzuverlässig sind z. B. Wow :)!
Nachdem ich die Geschichte im Kopf beendet hatte, stellte sich die Frage nach der passenden Erzählperspektive: Ich wollte etwas versuchen, dass die Distanz zwischen Erzähler und Prot. zeitweise aufhebt, aber nie ganz. Das fand ich sehr herausfordernd.
Auktorial: ist partout nicht meins (ich könnte mehr dazu schreiben, zielführend wäre es jetzt aber nicht).
Neutral: war mir zu weit weg.
Personal: gefiel mir schon besser, war mir aber noch zu distanziert (meist verwende ich den Personalen- oder Ich-Erzähler, und ich bilde mir ein, dass mir sonst kaum Perspektivfehler unterlaufen).
Ich-Erzähler: aus bestimmten Gründen war mir das zu nah dran.
Multiperspektive: mMn ungeeignet für Kurzgeschichten
Was also tun? Ideal erschien mir, ein Ich-Erzähler, der in der 3. Person erzählt, also personal. Und das habe ich eben ausprobiert. Illeismus gepaart mit Erlebter Rede.
Zu verquer?
Vielleicht, aber ich probiere eben ganz gerne mal was aus. Der Segen der Seite hier ist doch, dass man fundiertes Feedback bekommen kann.
Weil die meisten WK - ich schließe mich mit ein - diesen Scannerblick bekommen, kann es aber auch die Kehrseite geben. Neben allgemein gültigen Regeln, hat man auch Schreib-Konventionen im Kopf, nach denen man automatisiert Texte durchstöbert. Das ist auch gut so, denke ich. Trotzdem frage ich mich manchmal, wie wir reagieren würden, wenn ein namhafter Autor abseits bekannter Konventionen schreiben würde (gibt ja durchaus jede Menge Beispiele). Würde man Fehler anprangern oder Fragen stellen. Ich bin mir nicht sicher.
Noch spannender ist die Frage nach der Wirkung beim "Leser da draußen", der sich normalerweise nicht so viele Gedanken um Erzählperspektiven etc. macht.
Nicht missverstehen, ich will mir hier nichts anmaßen. Ich will nur ausprobieren und lernen.

Aber, um hier abzukürzen, ich ziehe aus euren Komms, dass mein Text perspektivisch unsauber scheint. Ich mache mir da auf jeden Fall Gedanken dazu ...

Peeperkorn schrieb:
Also ich denke, du solltest die Erzähperspektive vereindeutigen: Neutraler Beobachter - dann musst du alle Wertungen streichen, den Typen und vielleicht sogar, dass es gut ist, den Boden aufzubrechen. Oder personale Erzählung - dann solltest du m.E. häufiger aus der Perspektive der Figur erzählen.
... und werde wohl in diese Richtung gehen.


Vielen Dank schon mal!


hell


Wird fortgesetzt ...


Weiter geht's barnhelm,


Martin kennt ihn, Koslowski heißt er, wohnt drei vier Häuser weiter. [Koslowski] Er trägt eine Schiebemütze [auf dem Kopf], die Hände sind im Mantel verborgen.
Vielleicht kannst du den Namen nur einmal erwähnen. Ich glaube, diese Kopfbedeckung heißt ‚Schiebermütze’. Und dass man sie auf dem Kopf trägt, dürfte klar sein.
Bewerte die Dopplung einfach als stilistische Marotte ;). Aber [auf dem Kopf] ist raus und klar, natürlich heißt es Schiebermütze; ist korrigiert, danke.


Irene raschelt wie zur Aufforderung mit dem Sack, aber Martin bleibt sitzen und beobachtet den Typen durch Atemwölkchen hindurch.
Hier wie auch an anderen Stellen lieferst du als Autor eine Bewertung mit.
Ich bin den Text jetzt noch mal durchgegangen und hab' den Erzähler "neutraler" werden lassen.

Irene raschelt wie zur Aufforderung mit dem Sack, aber Martin bleibt sitzen und beobachtet seinen Nachbarn durch Atemwölkchen hindurch.
‚Atemwölkchen’ können sich eigentlich nur bei Minustemperaturen bilden. Wie passt das zum Frühlingsbild des Bodenlüftens?
Wieso denn Frühlingsbild? Den Boden kann man auch im Herbst belüften.

Der Atem geht schneller, als es leichter wird, die Arme fast gestreckt.
Was meinst du mit dem ‚es’? Was wird leichter? Überhaupt habe ich Probleme, mir diese Szene genauer vorzustellen. Kann aber auch daran liegen, dass ich grundsätzlich keine Ahnung von dem Geschilderten habe.
als es leichter wird, [das Gewicht zu stemmen] z.B.
Ich lasse das erst mal so, denke aber nochmals darüber nach.
Dass du das Geschilderte nicht verstehst, mag tatsächlich daran liegen, dass du "grundsätzlich keine Ahnung" vom Bankdrücken hast. Vielleicht gibt es noch andere Meinungen dazu.

Dunkle Halbmonde unterstreichen ihre blaue Augen. Ihr Lächeln wirkt angestrengt.
Da kenne ich mich ein bisschen besser aus: ‚Unterstreichen’ ist ja ein eher positiver Begriff.
Für mich nicht. Unterstreichen lässt sich einiges.

Irene blickt in die Flamme und fummelt an der Kerze herum. Wachs fließt an ihr herab, als sie ein Stückchen Rand abbricht.
Der Bezug ist natürlich klar, aber grammatisch funktioniert das so nicht
Ist dem so? Man könnte unterstellen, Wachs fließe an der Flamme herab, aber an Irene?
Immerhin scheint der Bezug klar zu sein. Ich überprüfe das noch mal oder formuliere besser gleich um.

Sie riecht anders als früher. Sie riecht überhaupt nicht.
Was denn nun?
Das will ich so. Ist ja im Präsens geschrieben. Er bemerkt, dass was anders ist und erkennt dann, wie es ist.

Der Docht versinkt zischend im flüssigen Wachs …
Im Moment zünde ich jeden Abend Kerzen an. Ich habe noch nie ein Zischen gehört, wenn der Docht im Wachs versinkt.
Vielleicht nutzen wir unterschiedliche Kerzen, du und ich, ich kenne das jedenfalls so. Andererseits knistern meine eher ...
Ach, ich schmeiße es einfach raus :).

»Tschuldigung«, sagt er, hebt die Leerbörse auf,
Ich denke, du meinst eine Lederbörse.
Da denkst du richtig, danke.

Martin erkennt die Narbe an Kais Hinterkopf. Kai sprang auf die Seilbahn wie Tarzan zu Lianen. Er sauste los, das Stahlseil schnurrte bis zum Haltepunkt, das Kind peitschte abrupt nach oben, verlor den Halt und stürzte rücklings auf einen Stein.
‚Tarzan zu den Lianen’
Dieses (komische) Bild finde ich an dieser Stelle völlig deplatziert. Es geht doch darum, dass Kai sich als Kind so sehr verletzt hat, dass er davon eine Narbe zurückbehalten hat.
Das Bild soll einfach ein wenig Dynamik zeigen. Zudem glaube ich, dass man sich im Nachhinein auch augenzwinkernd an einen Unfall erinnern kann, wenn nicht mehr zurückgeblieben ist, als eine Narbe am Hinterkopf.
Ich überdenke das (komische) Bild aber noch mal.

Das Geschäft lief erneut beschissen, der Umsatzeinbruch tut so langsam richtig weh.
Ich denke, du solltest hier gleich mit dem Präsens ‚läuft’ beginnen.
Stimmt, danke.

Wie läufts bei Euch?
läuft’s
Danke.

Später wusste er, sie wollten ihn nur auf die Feine abservieren.
auf die feine Art (ist ja hier keine wörtliche Rede)
Und dennoch erzählt der Erzähler eben so :).


»Komm«, sagt sie und Martin kommt. Sie stellen die Kerzen ab, aber das rote Glas leuchtet nicht, da die Sonne heller scheint, weshalb ihm all das sinnlos vorkommt.
Das ist eigentlich eine starke Stelle: Alles, was sie tun, erscheint ihm sinnlos, so auch das Anzünden der Kerzen, deren Flamme dann sogar unsichtbar bleibt. Nur verkürzt du diesen Gedanken durch das lapidare ‚weshalb’.
Hab ich geändert, danke.

Irene läuft neben ihm. Sie weint nicht, sie flüchtet, so wie Martin. Glas zerspringt hinter ihnen, einmal, noch einmal und Martin weiß, es sind die Grablichter, die nicht leuchten, die nie mehr leuchten werden.
Warum zerspringen die Grablichter? Und natürlich: Warum werden sie nie mehr leuchten? Das ist keine Tatsache, sondern Martins Empfindung: Für ihn werden sie nie mehr leuchten.
Sie zerspringen, weil sie ihnen hinterhergeworfen werden. Vielleicht mache ich das noch klarer. Danke für den Hinweis.

nimmt er Irene in den Arm – kein Tonus, kein Schluchzen
Meinst du ‚kein Ton’?
Tonus=Spannungszustand der Muskulatur. Hier also im Sinne von: schlaff.

Kohlmann zahlt und lädt Martin zum Bier ein, bevor er sich verabschiedet.
Du meinst, Kohlmann zahlt und gibt zum Abschied noch ein Bier für Martin aus.
Hab ich klarer gemacht, danke.

»Weg mit dir«, sagt sie.
Diese Reaktion wie auch ihr weiteres Verhalten kommen hier unvermittelt. Es wird mir als Leser nicht klar, warum sie so reagiert. Warum ist sie so zornig? Warum weint sie zum Schluss? Die Befindlichkeit dieser Kneipenbekanntschaft öffnet einen anderen Erzählstrang, der für mich von der eigentlichen Martin-Handlung ablenkt.
Ja, mit diesem Einwand hab' ich gerechnet; ich lasse das trotzdem drin, weil es mir für Martins Geschichte wichtig erscheint. Der Leser bekommt halt einfach keine Antwort darauf. Wie im RL manchmal. Da die Frau nur eine Nebenfigur ist, lasse ich den dünnen Faden eben ins Nichts laufen.

ob er etwas böses getan hat.
etwas Böses
Danke.

Manchmal leuchten Blumen ringsum, manchmal nicht, manchmal sind sie welk und faulig, oder einfach weg.
Er kann im Auto sitzend nicht genau feststellen, ob es ein Holzkreuz ist oder ob es zwei sind. Aber er sieht die leuchtenden Blumen und die nicht leuchtenden darum herum, kann erkennen, dass sie welk sind, riechen, dass sie faulig sind, oder dass sie einfach nicht mehr da sind.
Nein, vom Auto aus, kann er das nicht erkennen. Allerdings kennt er die Allee, ist schon unzählige male durchgefahren und er wohnt schließlich in der Gegend. Das mit dem zweiten Kreuz ist ja kursiv geschrieben, ist also nicht neutral-objektiv beobachtet.
Ich überdenke aber auch das nochmals.

Ebenso den Umfang der einzelnen Szenen. Dir ist das u.a. zu ausufernd, ich wollte und will mir aber für diese Geschichte Räume nehmen. Mal sehen ...


Liebe barnhelm, herzlichen Dank auch für deine Zeit, deine Gedanken und Hinweise zum Text. Einiges habe ich übernommen, einiges nicht, ich werde allerdings die angesprochen Punkte erneut auf den Prüfstein legen.


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...

 

Lieber hell,

spätes Feedback von mir: Sehr packende Story! Besonders gelungen fand ich das mit der Fantasie-Sequenz deines Protagonisten. So eröffnen sich (zusammen mit der brutalen Sex-Szene und Martins sonstigen Gedanken) am Ende eine Reihe von Fragen für den Leser - ich mag das. Nur an einer Stelle finde ich, dass du einen Faden aufnimmst und vergisst, ihn zu einem verträglichen offenen Ende weiterzuspinnen: Die Sache mit Steffen. Ich war bis zum Ende gespannt, was es mit dem Jungen und seiner Familie auf sich hat.. schade, dass hier keine Infos mehr kommen. Täte der Geschichte vielleicht gut das noch zu vervollständigen? Ansonsten: Wirklich gelungen, kann mich nur wiederholen.
LG
Klaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey hell

Jetzt also noch ein Kommentar zur ganzen Geschichte. Ich beschränke mich auf zwei Aspekte, die mir besonders aufgefallen sind.

Der Text leuchtet das Leben Martins sehr gut aus, du hast viele gute Szenen drin, die ich einzeln sehr mochte, vor allem der Einsteig mit Koslowski und die Trainingseinheit im Keller haben mir gefallen, aber auch die Szene in der JVA und die Sexszene fand ich stark.

Die Geschichte insgesamt konnte mich aber nicht so ganz packen. Zunächst fand ich den Dialog mit Irene zu ausufernd, zu sehr ins Detail gehend, das ist so eine Auslegeordnung für den Leser, damit er mitkriegt, wie die Situation ist. Ich hätte mir das knapper gewünscht.

»Und das Haus, die Arbeit?«
»Ein guter Imbiss läuft überall. Und ich finde auch was. Kann von mir aus putzen gehen, wenn’s sein muss. Wie viel hast du gestern verkauft, hm?«
»Ich will wieder auf’n Markt in die Stadt. Kohlmann sagt, er gibt mir Standfläche.«
»Dann können wir doch gleich wegziehen.«

»Wir haben uns das aufgebaut hier. Und jetzt klein beigeben, nur weil diese Wichser ...«
»Wir haben längst verloren, Martin.«

Hier zum Beispiel könnte das Fettmarkierte aus meiner Sicht weg.

»Waren wir schlechte Eltern, Martin?«
Er nimmt einen Schluck. »Wer ist schon perfekt?«
Sie lächelt nichtssagend. »Sieh dich nur an. Uns! Du ziehst dich völlig zurück. Und mich beachtest du kaum noch.«
»Das stimmt nicht!«
»Doch, Martin. Du merkst es nur nicht.«
Er schüttelt den Kopf und trinkt.
»Das Geschäft geht den Bach runter. Kein Mensch will uns hier.« Sie nickt Richtung Flasche in seiner Hand. »Und du fängst wieder zu saufen an, stimmt’s?«

Auch diesen Dialog fand ich zu ausführlich. Dabei hast du ja es ja durchaus drauf, die Beziehung der beiden zu zeigen, statt die in Dialogen auszuwalzen. Zum Beispiel mit diesem "Ich hab' keinen Schlüssel - Dann geh hinten rum" am Anfang. Oder das Spiel mit der Kerze und dem heissen Wachs. Ich würde da mehr in diese Richtung gehen und dafür das Analytische, das gemeinsame Erörtern, Fischbrötchen verkaufen oder zum Psychiater, etwas zurückfahren.

Auf alle Fälle fühlte ich mich hier an dieser Stelle etwas gebremst. Danach kommt die starke Szene mit dem Jungen, aber bereits hier habe ich mich gefragt, wie man das dramaturgisch vielleicht besser verknüpfen, das stärker als eine Erzählung konzipieren könnte. Was, wenn Martin und Irene nicht darüber streiten würden, ob sie wegziehen oder nicht, sondern darüber, dass Irene nicht in die JVA mitkommen möchte? Du kannst den Konflikt genauso gut aufziehen, die Beziehung der beiden zeigen, aber dann hättest du einen dramaturgischen Übergang von der einen Szene zur nächsten.

Was ich sagen will, ist Folgendes: Bereits in der JVA-Szene hatte ich das Gefühl, hier eine Art "Stationen-Geschichte" zu lesen. Du präsentierst Martin in verschiedenen Situationen, mit verschiedenen Menschen. Und das ist sicher eine Stärke der Geschichte. Man kann folgende Etappen identifizieren:

Martin und Koslowski I
Martin im Trainingskeller
Martin und Irene I
Martin und Kai
Martin und die Jungs
Martin und Irene beim Grab
Martin und Irene II
Martin und Kohlmann
Martin und die Frau aus der Bar
Martin und Koslowski II (Fantasie)
Schluss

Also, du hast da eine ganze Menge. Mein Punkt ist aber der, dass die einzelnen Szenen für meinen Geschmack zu wenig verknüpft sind, sich keine innere Dynamik oder Logik ergibt, das eine folgt nicht aus dem anderen. Das muss auch nicht für jede Szene der Fall sein, versteh mich nicht falsch. Aber das einzige, was die Geschichte zusammenhält, ist die physische Anwesenheit von Martin. Wenn Kai sagen würde, hey, sprich mal mit den Jungs und richte ihnen aus, dass ich das alles nicht wollte, oder sagt, richte meiner Mutter aus, sie brauche mich nie wieder besuchen, dann hast du ein Motiv, ein inneres Movens, das Martin von der einen Szene in die andere treibt. Hier aber, so habe ich das empfunden, und das wäre dann der eigentliche kritische Einwand, spüre ich weniger Martin als Figur mit Wünschen und Zielen, sondern eher den Autor, der mir Martin in verschiedenen Situationen zeigen möchte.

Ich weiss nicht, ob ich mich verständlich machen konnte. Ich weiss auch nicht, ob ich das überhaupt als Kritik formulieren will. In meinem subjektiven Empfinden hatte die Geschichte einfach zuwenig Zug und Kohärenz drin, so dass ich wirklich mit Martin durch diese Tage gegangen wäre. Aber es mag ja durchaus deine Absicht gewesen sein, das so in einzelnen Szenen und auch fragmentiert zu präsentieren. Ich hoffe aber, du kannst mit meinen Überlegungen etwas anfangen.

An den einzelnen Szenen will ich nicht rummäkeln, denn, das habe ich bereits gesagt, die haben mir gut gefallen, ich finde, du hast ein sehr gutes Gespür für soziale Interaktion etc.

Noch zwei Details aus dem Gedächtnis:

Im Trainingskeller hast du mal füfzehn statt fünfzehn. Und die Zigaretten: Marlboro statt Marlborough.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kerkyra,


... um es auf den Punkt zu bringen: ich fand die Geschichte klasse! Schon der Anfang hat mich gepackt, so dass ich unbedingt weiter lesen musste. Das Thema, die Umsetzung, die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, sprachlich gibt es nichts zu meckern. Toll!
Danke (weiß gar nicht, was ich sonst noch dazu schreiben könnte) :).

Besonders gut gefallen mir deine Dialoge, sie sind sehr authentisch, z.B. die Passage, als der Vater den Sohn im Gefängnis besucht. Du schaffst es mit wenigen Sätzen, die ganze Sprachlosigkeit, das Unbehagen auf beiden Seiten, das schlechte Gewissen rüberzubringen.
Und das freut mich ganz besonders Toll, wenn mir das bei dir gelungen ist.

@barnhelm muss ich ein bisschen Recht geben mit ihrer Kritik, dass der Erzähler mit Worten wie "der Typ" oder "Tussi" wertend ist. Besser ist hier neutral zu bleiben.
Okay, ihr habt mich eh schon überzeugt - ich bin den Text dahingehend nochmals durch und habe dementsprechend überarbeitet.

bernadette hat geschrieben:
Mich hat das von Absatz zu Absatz mehr genervt, dass ich nicht erfahren habe, weswegen der Sohn eingefahren ist.
Ich hab zwar auch darauf gewartet, dass man erfährt, was genau passiert ist, aber jetzt bin ich der Meinung, dass das nichts mit der Geschichte zu tun hat. Es geht nicht um Kai sondern um seine Eltern, die Hinterbliebenen, wenn man so will. Ob es jetzt heimtückischer Mord war oder eine Affekthandlung ändert nichts an der Situation für die Eltern.
Auch hier wieder, dein Kommentar freut mich einfach nur, genau so sah und sehe ich das auch. Die Tat als solche ist nicht das Thema, ist letztendlich sogar austauschbar.

Auch das offene Ende hat mir gut gefallen.
Prima!


Liebe Kerkyra, es wäre schlichtweg gelogen, würde ich behaupten, dein Komm ließe mich kalt. Deine Worte haben mich sehr gefreut - schön, wenn ein Text so gut ankommt.
Herzlichen Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren. Das verlangt Zeit und Aufwand; ich weiß das sehr zu schätzen!


Gruß


hell


Hallo KlausHopper,


Sehr packende Story! Besonders gelungen fand ich das mit der Fantasie-Sequenz deines Protagonisten. So eröffnen sich (zusammen mit der brutalen Sex-Szene und Martins sonstigen Gedanken) am Ende eine Reihe von Fragen für den Leser - ich mag das.
Noch mehr Lob? Wie schön :).
Das freut mich natürlich, Klaus.

Nur an einer Stelle finde ich, dass du einen Faden aufnimmst und vergisst, ihn zu einem verträglichen offenen Ende weiterzuspinnen: Die Sache mit Steffen. Ich war bis zum Ende gespannt, was es mit dem Jungen und seiner Familie auf sich hat..
Ja, ich kann das verstehen, da ich Steffen und die Elternsache recht prominent dargestellt habe. Ich denke gerne darüber nach, ob ich den Faden weiter verknüpfen sollte. Danke für den guten Hinweis!


Lieber Klaus, auch dein Komm zaubert natürlich ein Lächeln in mein Gesicht. Danke dafür! Für deine Gedanken, für deine Zeit und überhaupt ...


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hey Peeperkorn,


Der Text leuchtet das Leben Martins sehr gut aus, du hast viele gute Szenen drin, die ich einzeln sehr mochte, vor allem der Einsteig mit Koslowski und die Trainingseinheit im Keller haben mir gefallen, aber auch die Szene in der JVA und die Sexszene fand ich stark.
Das freut mich schon mal.

Zunächst fand ich den Dialog mit Irene zu ausufernd, zu sehr ins Detail gehend, das ist so eine Auslegeordnung für den Leser, damit er mitkriegt, wie die Situation ist. Ich hätte mir das knapper gewünscht.
Ohne jetzt die angesprochenen Textstellen zu zitieren: Ich kann das schon verstehen, aber ich mag es zuweilen einfach, Dialogen mehr Räume zu geben. Die Figuren quatschen zu lassen. Das erzeugt für mich einfach ein gewisses - wie soll ich es nennen - Situationssetting, erzeugt eine gewisse Stimmung. Ja, ich mag das, was nicht heißen soll, dass es gut ist. Dir als Leser stößt es als zu ausufernd auf. Ich überdenke deinen wichtigen Hinweis, klar, den Rotstift halte ich bereits in der Hand.

Was, wenn Martin und Irene nicht darüber streiten würden, ob sie wegziehen oder nicht, sondern darüber, dass Irene nicht in die JVA mitkommen möchte? Du kannst den Konflikt genauso gut aufziehen, die Beziehung der beiden zeigen, aber dann hättest du einen dramaturgischen Übergang von der einen Szene zur nächsten.
Das ist eine sehr gute Überlegung und Idee, Peeperkorn, doch sie beißt sich mit meiner Prämisse, die ich im Kopf hatte und zu beweisen versucht habe.
Letztendlich wäre es eine andere Geschichte geworden, wenn ich den Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Martin und Irene gelegt hätte - wenn das der Dreh und Angelpunkt gewesen wäre. Vielleicht eine bessere, mag sein, ich weiß es nicht.

Bereits in der JVA-Szene hatte ich das Gefühl, hier eine Art "Stationen-Geschichte" zu lesen. Du präsentierst Martin in verschiedenen Situationen, mit verschiedenen Menschen. Und das ist sicher eine Stärke der Geschichte.
...
Mein Punkt ist aber der, dass die einzelnen Szenen für meinen Geschmack zu wenig verknüpft sind, sich keine innere Dynamik oder Logik ergibt, das eine folgt nicht aus dem anderen. Das muss auch nicht für jede Szene der Fall sein, versteh mich nicht falsch. Aber das einzige, was die Geschichte zusammenhält, ist die physische Anwesenheit von Martin.
Das, was die Geschichte mMn zusammenhält, ist weniger die physische Präsenz Martins, sondern das Verbrechen Kais, das schwerwiegende Folgen hat. Jede Szene steht genau damit in Verbindung (sollte es zumindest). Und Martin kann sich dem nicht entziehen, ob er jetzt eine Kämpfernatur ist oder nicht - er gleicht eher einer tragischen Figur, einer Art Don Quijote, der nicht gegen Windmühlen gewinnen werden wird.
Der Fokus liegt natürlich auf Martin, auf das, was er erlebt und was das mit ihm macht. Du sprichst von Stationen, ich würde es Etappen nennen. Dies + das+ jenes ... führt eben zu der Entwicklung des Prots; zum explosiven Gemisch, das sich in Martin zusammenbraut.

Hier aber, so habe ich das empfunden, und das wäre dann der eigentliche kritische Einwand, spüre ich weniger Martin als Figur mit Wünschen und Zielen, sondern eher den Autor, der mir Martin in verschiedenen Situationen zeigen möchte.
Martin äußert ja seine Ziele, er will sich behaupten, möchte bleiben, nicht aufgeben etc. Und die "Stationen" torpedieren den Erfolg, den er sich erhofft. Er muss vielleicht auch lernen, aufzugeben, obwohl das nicht seinem Naturell entspricht. Es macht eben keinen Sinn, gegen Windmühlen zu kämpfen, zumindest nicht in praktischer Hinsicht.

Aber es mag ja durchaus deine Absicht gewesen sein, das so in einzelnen Szenen und auch fragmentiert zu präsentieren. Ich hoffe aber, du kannst mit meinen Überlegungen etwas anfangen.
Aber ja, ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Hier entspricht aber - glaube ich - tatsächlich meiner Absicht, die Geschichte derart zu präsentieren.
Ob ich mit deinen Überlegungen was anfangen kann? Du scherzt wohl :). Natürlich kann ich das, wie könnte es anders sein. Du hast dir sehr viele, sehr kluge Gedanken zu meiner Geschichte gemacht. Die regen mich zum Nachdenken an und werden weiter in mir verankert bleiben, gären, und irgendwann in die nächsten Texte einfließen.
Deshalb: Ein Riesendank an dich, Peeperkorn. Ich finde deinen Kommentar sehr wertvoll, auch für die Zukunft und das ist schon was!

Du weißt hoffentlich, dass ich mir sehr wohl darüber im Klaren bin, was es heißt, sich eingehend einer Geschichte zu widmen. Merci vielmal!


Gruß


hell

 

Hallo Maria,


schön, dass du vorbeischaust, auch wenn du es nicht mal bis zum Ende geschafft hast.
Da du die ganze Zeit auf eine Auflösung gewartet hast, ist es auch i. O. so, vorzeitig abzubrechen, denn viel mehr hättest du nicht finden können - darum ging es mir auch nicht.

... deine Erzählweise … wie gesagt, mir fällt nicht das richtige Wort ein (ich weiß nicht einmal, ob es ein richtiges Wort gibt), aber sie kommt mir halt kurzgehackt vor. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.
Und ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll, Maria.
Du hegst (oder ich wecke) falsche Erwartungen und du kommst halt auch mit der Erzählweise nicht klar. So ist es eben.

Dieser eine Satz ist aber eine blühende Schönheit in einer graubetonten Geschichte.
Die Geschichte sollte auch graubetont sein.

»Du hast mit deinen Eltern gesprochen?«
»Ja. Natürlich hab' ich das. Ich kann nicht mehr!«
»Okay und wann wolltest du mir das mitteilen?«

Und bei diesem Dialog, also bei dem ganzen Dialog, fehlt für mich die Dynamik. Es kommt mir schon fast aufgesetzt vor, als würden die beiden ein Skript laut vorlesen. Irgendwie auf die Art eben.
Hm, auch hier weiß ich nicht, was ich erwidern könnte. Er funktioniert eben nicht bei dir.

Martin geht mit mulmigem Gefühl durch den Rahmen.
Hier hättest du das mulmige Gefühl ausschreiben sollen. Würde dem Bild deutlich mehr Kraft geben.
Ja, vielleicht, ich finde aber, ein wenig Tell darf schon sein. ich muss nicht jedes körperliche Symptom ausgeschrieben bekommen - als Leser. Ich denke aber darüber nach.

... aber wieso und das wie bewahrst du wie ein Geheimnis und von einem Absatz zum nächsten baut das nicht die Spannung, die du dir wünscht, sondern ich denke mir nur noch: UFFFFFF, heute noch? Du hättest es früher auflösen sollen, einfach so mal erzählen, was da abgeht, denn die Handlung selbst, die baut doch die Spannung auf, die du dir wünschst.
Also ich wollte das nicht als prominentes Spannungselement nutzen. Für mich spielt die Tat als solche einfach keine Rolle. Sie soll/kann austauschbar bleiben.
Du bist da aber mit bernadette in guter Gesellschaft.

Überhaupt schaffst du es nicht ganz, mich zu überzeugen, dass man ihre Eltern wegen dem Sohn hassen musst. Die können ja auch nichts dafür.
Nur leider entspricht das eben oft den Tatsachen. Aber du schreibst ja selbst, es scheint mir bei dir nicht überzeugend genug gelungen zu sein, das glaubhaft darzustellen. Ehrlich gesagt, ich bin schlicht davon ausgegangen, dass der Leser dies nicht hinterfragen muss.

Martin bekommt Angst. Und noch etwas, Ekel regt sich in ihm. Ekel davor, Angst zu haben.
Unschön. Man kann Ekel und Angst deutlich besser beschreiben, ihnen den Platz geben, den sie brauchen, um sich für den Leser zu entfalten.
Natürlich kann man das, muss man aber nicht, finde ich. Hin und wieder darf auch etwas Tell sein. Wenn ich etwas gewichten möchte, dann nutze ich gerne Show, aber nicht ausschließlich.

Ich habe den Absatz überflogen und jetzt mache ich einen Punkt. Tut mir leid, aber das ist alles nicht wirklich … interessant. Für meinen Geschmack ziehst du das Geheimnis unnötig in die Länge und der Spannungsaufbau leidet darunter zu sehr. Außerdem erzählst du mir viel zu viel Alltag.
Du wartest eben gebannt auf die Auflösung, aber darum geht es mir ja nicht. Es geht mir um was völlig anderes.
Und dass dir das zu viel Alltag ist: Na, ich habe der Geschichte doch auch das Stichwort Alltag verpasst. Es ist (u.a.) eine Alltagsgeschichte. Einen Thriller wollte ich nicht schreiben.

Als die Dame zuhause ausrast und brüllt, sie will weg von hier, da war die Dynamik der Geschichte da und dann landet er in der Kneipe und kippt sich ein Bier hinter die Binde. Da raubt es für meinen Geschmack einfach alles und es funktioniert für mich nicht mehr.
Na ja, er flüchtet halt, da er den Druck nicht aushält. Druck ist ein entscheidendes Element in der Geschichte. Menschen gehen unterschiedlich damit um. Sie werden aggressiv, autoaggressiv, ausweichend ...
Ich glaube einfach, das Hauptproblem, das du hast, ist einfach eine falsche Erwartungshaltung.
Der Hinweis ist aber tatsächlich hilfreich für mich, denn ich sollte überdenken, ob ich falsche Erwartungen geweckt habe.

Hier geht es eigentlich nicht um das Geheimnis, sondern darum, dass sie weg will und er nicht. Aber du baust viel zu sehr darauf aus, dass eine Auflösung kommen wird und ich weiß nicht, ob das passiert, aber bis hier hin ist so ziemlich alles Alltag ...
Aber die Geschichte habe ich doch auch mit dem tag Alltag versehen :confused:.
Du scheinst doch auch erkannt zu haben, worum es (u.a.) geht.
Diese Auflösung war nie mein Schwerpunkt - aber ja, gut, dass du mich darauf aufmerksam machst. Wie oben schon erwähnt, ist das ein guter Hinweis, den ich überprüfen muss - bernadette sieht das ja ähnlich.
Interessant wäre die Frage, wie die Geschichte auf dich wirken würde, wäre von Anfang an klar, was Kai angestellt hat.
Da dir die ganze Erzählweise aber ohnehin nicht zusagt, gehe ich davon aus, dass du trotzdem abgebrochen hättest :).

Schade, Maria, dass mein Text nicht bei dir funktioniert hat, aber so ist es eben.


Ich danke dir für deine Zeit und Gedanken zu meiner Geschichte. Deine Hinweise werden mich weiter beschäftigen - mal sehen, zu was das noch führen wird, im Text.


Gruß


hell

 

Hallo hell,

ein kurzer Kommentar zu Deiner Geschichte aus meiner Leserperspektive. Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei:

»Lassen Sie mich in Ruhe.« Angst ist in den groß gewordenen Augen zu sehen und etwas, dass Martin an Irene erinnert,

Muss wohl "das" heißen. Warum sind die Augen groß geworden und nicht einfach nur aufgerissen oder etwas in der Art?

Ein Springseil und ein löchriges Handtuch hängen über der Sprossenwand. Daneben die Kurzbank, eine Hantel mit reichlich Gewicht an den Seiten.

"reichlich Gewicht" kann ich mir einfach nicht vorstellen, deswegen ist das für mich überflüssig oder Du musst es für mich anders ausdrücken.

Martin fühlt sich besser nach dem Training und der kalten Dusche.

"nach dem Training" könntest Du für mich weglassen, das steckte für mich in der kalten Dusche.

Irene blickt in die Flamme und fummelt an der Kerze herum. Wachs fließt an ihr herab, als sie ein Stückchen Rand abbricht. »Ich versteh' schon.«

Hier springt das für mich hin und her, da ich erst die Flamme sehen, dann plötzlich die Kerze. Andersherum wäre es für mich eingängiger von der "Kameraführung".

»Du hast mit deinen Eltern gesprochen?«
»Ja. Natürlich hab' ich das. Ich kann nicht mehr!«

Das "Ja. Natürlich hab' ich das." könnte wegen mir weg.

Der Docht versinkt im flüssigen Wachs, Rauch steigt auf.

Das ist für mich ein leicht schiefes Bild, da der Docht nicht versinkt, sondern einfach so weit runtergebrannt ist, dass die Flamme ins Kerzenwachs geht. Aber die meisten dürften darüber hinweglesen.

Der JVA-Beamte blickt abwechselnd auf den Ausweis und zu ihm. Martin fängt zu schwitzen an, fühlt sich ertappt, obwohl es keinen Grund dazu gibt.

Ist es wichtig, dass Martin anfängt zu schwitzen? Mir hätte "Martin schwitzt, ..." gereicht.

Der Beamte winkt ihn heran und Martin geht mit mulmigem Gefühl durch den Rahmen. Es piepst und Martin macht einen Schritt rückwärts, tastet die Taschen ab.

Durch das und in "piepst und Martin macht" hatte ich eine Gleichzeitigkeit vor Augen - liegt wahrscheinlich am Präsenz. Diese Gleichzeitigkeit hat mich aber gestört, da Martin das piepsen hört und dann sicherlich erst zögert, bevor er einen Schritt rückwärts macht.

Die Luft ist klar und frisch, der Himmel makellos, es könnte schön sein, ist es aber nicht. Die Zeit ist diesmal ein Freund, weil sie langsam vergeht,

Hier bin ich über das "weil sie langsam vergeht" gestolpert, weil das die gleiche Begründung ist wie weiter oben, wo die Zeit der Feind ist. Aber statt "weil" "obwohl" zu schreiben löst das Problem nicht. Mein spontaner Einfall wäre, den Satz einfach umzustellen: "Weil sie langsam vergeht, ist die Zeit diesmal ein Freund" - aber das ist Geschmackssache.

hier war mir etwas viel Perspektivengehüpfe:

Die Zeit ist diesmal ein Freund, weil sie langsam vergeht, weil Martin und Irene bereits seit einer Stunde einen Schritt vor den anderen setzen und immer noch nicht da angekommen sind, wo Martin niemals hin wollte. Irene bestand darauf, packte ihren Rucksack, nahm ihren Mann bei der Hand und zog ihn mit sich. Er ließ sich auf sie ein

Er erste Satz ist Martins Perspektive, der zweite Irenes, der dritte wieder Martins.

Die Frau brüllt die Litanei wie verrückt geworden und macht immer wieder diese Wegwerfbewegung.

Bei "diese" frage ich "welche"? Ich würde hier "eine" oder "die" schreiben.

Tja, den Rest habe ich überfliegend verschlungen (Zeitmangel).

Eine Geschichte die hängenbleibt, wobei mir die Traumszene zu brutal war, ehrlich gesagt. Die hätte ich nicht gebraucht, zumindest nicht so explizit.

Ansonsten finde ich den Text gut gelungen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Geschichtenwerker,


es freut mich, dass du meinen Text unter die Lupe genommen hast.

Gelesen habe ich deinen Komm schon vor Tagen, hab' es aber nicht geschafft, zeitnahe zu antworten - bitte entschuldige das. Ich hatte dadurch aber Zeit, mir deine Kritikpunkte durch den Kopf gehen zu lassen; und um hier abzukürzen: Ich habe die von dir monierten Passagen überarbeitet.
Ich könnte jeden einzelnen Punkt nochmals aufgreifen, letztendlich würde es meine Antwort an dich aber nur unnötig aufblähen :).

Die Luft ist klar und frisch, der Himmel makellos, es könnte schön sein, ist es aber nicht. Die Zeit ist diesmal ein Freund, weil sie langsam vergeht ...
Hier bin ich über das "weil sie langsam vergeht" gestolpert, weil das die gleiche Begründung ist wie weiter oben, wo die Zeit der Feind ist. Aber statt "weil" "obwohl" zu schreiben löst das Problem nicht. Mein spontaner Einfall wäre, den Satz einfach umzustellen: "Weil sie langsam vergeht, ist die Zeit diesmal ein Freund" - aber das ist Geschmackssache.
Hier bleibe ich allerdings beratungsresistent, denn ich wollte das so - auch aus stilistischen Gründen.

... wobei mir die Traumszene zu brutal war, ehrlich gesagt. Die hätte ich nicht gebraucht, zumindest nicht so explizit.
Ja, kann ich verstehen; ist meist so bei Gewaltszenen, meine ich. Sie polarisieren, sogar zuweilen bei Horrorgeschichten :). Mir war allerdings wichtig, eine heftige Entladung anzudeuten, auch wenn sie nur gedanklicher Natur war.

Eine Geschichte die hängenbleibt ...
...
Ansonsten finde ich den Text gut gelungen.
Das freut mich natürlich.


Lieber Geschichtenwerker, ich bedanke mich für deine Zeit, deine Gedanken und Verbesserungsvorschläge.
Ich hab' mich sehr über deinen Kommentar gefreut.


Gruß


hell

 

Hallo hell,

Gelesen habe ich deinen Komm schon vor Tagen, hab' es aber nicht geschafft, zeitnahe zu antworten - bitte entschuldige das.

Glaube mir, ich weiß was Stress bedeutet und erwarte alles andere als eine schnelle Antwort auf meinen Kommentar.

Hier bleibe ich allerdings beratungsresistent, denn ich wollte das so - auch aus stilistischen Gründen.

Ich würde nie erwarten, dass ein Autor wegen eines Kommentars etwas ändert. Die Verantwortung möchte ich gar nicht haben! Ich finde es genau richtig, dass Du entscheidest, was Du änderst und was nicht und in diesem Sinne "resistent" bist. Dass Du das dann noch begründest, finde ich sehr nett.

Lieber Geschichtenwerker, ich bedanke mich für deine Zeit, deine Gedanken und Verbesserungsvorschläge.
Ich hab' mich sehr über deinen Kommentar gefreut.

Das freut mich und immer wieder gerne.

Gruß
Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey hell,

ich habe mal bisschen in deinen Schubladen gekramt, und wenn die Geschichte auch älter ist, und Du wahrscheinlich in neueren Projekten steckst, ich las Dir mal ein kurzes Feedback da.

Ist irgendwie ein jimmy-Thema, für mich als Leser insofern spannend, wie sich solche Geschichten lesen, wenn es nicht um die totale Reduktion dabei handelt, sondern im Gegenteil, es breit erzählt wird, so breit, dass man schon fast in Romanlesegewohnheiten verfällt. Ich mochte das. Klar kann man hier radikal mit dem Rotstift durch und dann wird das Ganze auch intensiver, dichter, wahrscheinlich auch drückender, muss aber gar nicht, es drückt auch so schon gewaltig.

Ich finde das irgendwie gut, wie hier alle sozialen Bindungen so nach und nach zerbröseln. Die zu den Nachbarn, zu den Kunden, zum Verein, zum Sohn, die Ehe. Wie man hofft und krallt und dagegen kämpfen will, und doch nie eine echte Chance hat. Ja, Kampfgeist bringt nur noch mehr Scherben hervor. Aufgeben, ein Wort, das Martin eigentlich aus seinem Wortschatz gestrichen hat. Aber diesmal hat er keinen Einfluss drauf, keine Möglichkeit dem etwas entgegenzusetzen. Diesmal lässt es sich nicht durch einen Kinnhaken lösen. Und auch Irenes Mittel versagen.

»Dass man sich hier überhaupt noch vor die Tür traut«, nuschelt er im Vorbeigehen.

So nah ist er dran? Ich habe die beiden irgendwo im Garten vermutet, Koslowski auf dem Gehweg - da war im Kopf bei mir so viel Abstand, dass man etwas Genuscheltes nicht hören könnte. Aber klar, brüllen tut man solche Sätze nicht.

»Lassen Sie mich (in Ruhe).«

Klingt echter ;).

»Martin!«, brüllt seine Frau. »Hör auf!«
...
»Ich bin im Keller«, sagt er im Vorbeigehen zu seiner Frau und schlägt die Tür zu.

Ich finde das schräg, wenn da immer "seine Frau" steht. Personaler Erzähler und der würde sie doch eher Irene nennen. Wenigstens einmal.

Ich lass das mal mit der Textarbeit. Wenn Du darauf noch Lust hast, bist ja inzwischen selbst dein bester Kritiker.

Was mir auffällt, ist so eine eigenartige Distanz des Erzählers zum Geschehen. Die überträgt sich. Man bleibt immer einen halben Schritt vor den Personen stehen und beobachtet sie, ich erlebe sie nicht unmittelbar. Vielleicht doch mal paar Anmerkungen ausdünnen, keine Ahnung, müsste den Text daraufhin nochmals analytischer lesen, um zu sagen: deswegen. Auch fließt das nicht so schön wie bei den "Träumen". Das ruckelt hin und wieder, gerade, wenn man den Text laut liest. Das war aber auch schon meine ganze Kritik.
Thema und Figuren finde ich super gezeichnet. Und das Ende, Du versuchst ja durch die Kreuze, war es eins, oder waren es zwei, die Blumen, die nicht festgelegte Himmelsrichtung, den Titel schon einen Selbstmord "vorzubereiten". Ich habe das aber gar nicht so gelesen. Für mich war klar, er wird nach Norden auf die Autobahn auffahren. Keine Ahnung, wie offen Du es halten wolltest, oder ob Du wirklich den Suizid im Auge hattest, also falls, dann doch noch mal ran ;).

Beste Grüße und einen schönen Tag,
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fliege,


ich habe mal bisschen in deinen Schubladen gekramt, und wenn die Geschichte auch älter ist, und Du wahrscheinlich in neueren Projekten steckst, ich las Dir mal ein kurzes Feedback da.
Huch! Dass der Text noch mal auftaucht ... Freut mich aber, dass du in meinen Schubladen herumgewühlt hast, und schön auch, dass du den da rausgekramt hast :).
Neue Projekte ... Einen (vorerst) abgeschlossenen Text (haste nicht gefunden, gell?, obwohl der schon seit geraumer Zeit in der Schublade steckt und vor sich hinreift), hab' ich zu bieten, mit dem ich allerdings (noch) nicht ganz zufrieden bin; fällt mir tatsächlich ein wenig schwer, den hochzuladen - Empfehlungen setzen irgendwie auch unter Druck :shy:.
Und mal sehen, ob ich was zur Challenge hinbekomme (zwei Seiten stehen immerhin schon).

Ist irgendwie ein jimmy-Thema, für mich als Leser insofern spannend, wie sich solche Geschichten lesen, wenn es nicht um die totale Reduktion dabei handelt, sondern im Gegenteil, es breit erzählt wird, so breit, dass man schon fast in Romanlesegewohnheiten verfällt. Ich mochte das. Klar kann man hier radikal mit dem Rotstift durch und dann wird das Ganze auch intensiver, dichter, wahrscheinlich auch drückender, muss aber gar nicht, es drückt auch so schon gewaltig.
Ja, ich weiß noch, dass ich einfach den Drang hatte, hier weiter auszuerzählen, mir mehr Raum zu lassen. Das war schon eine Vorgabe, die ich mir selbst gesetzt hatte, als Übung auch (man könnte natürlich ehrlicher sagen, dass ich mich dies mal nicht so sehr selbstkasteit habe; ist mir also nicht schwer gefallen :)), ähnlich bin ich übrigens bei "Grenzen in Fluss" vorgegangen.
Schön, dass du die breite Erzählweise gemocht hast - ist ja schon auch ein Vabanquespiel in der Gattung -, dass das Bedrückende noch spürbar genug für dich zu sein scheint.

Ich finde das irgendwie gut, wie hier alle sozialen Bindungen so nach und nach zerbröseln. Die zu den Nachbarn, zu den Kunden, zum Verein, zum Sohn, die Ehe. Wie man hofft und krallt und dagegen kämpfen will, und doch nie eine echte Chance hat. Ja, Kampfgeist bringt nur noch mehr Scherben hervor. Aufgeben, ein Wort, das Martin eigentlich aus seinem Wortschatz gestrichen hat. Aber diesmal hat er keinen Einfluss drauf, keine Möglichkeit dem etwas entgegenzusetzen. Diesmal lässt es sich nicht durch einen Kinnhaken lösen. Und auch Irenes Mittel versagen.
Das hast du sehr schön, hast du treffend zusammengefasst - insofern hab' ich das wohl ganz gut hinbekommen.

Ich lass das mal mit der Textarbeit.
Und ich stelle sie vorerst hinten an; dein Komm wird mir aber dabei helfen, wenn es soweit ist.

Wenn Du darauf noch Lust hast, bist ja inzwischen selbst dein bester Kritiker.
Ich bin furchtbar selbstkritisch, zuweilen wohl auch zu selbstkritisch. Zudem gibt's ja noch die Betriebsblindheit auf Erden, unter der ich leider auch zu leiden hab'.

Was mir auffällt, ist so eine eigenartige Distanz des Erzählers zum Geschehen. Die überträgt sich. Man bleibt immer einen halben Schritt vor den Personen stehen und beobachtet sie, ich erlebe sie nicht unmittelbar.
Ja, stimmt, lese ich auch so - ich glaube, ich wollte schon auch eine gewisse Distanz wahren, einen gewissen Ton in den Text reinbringen, aber ... hm ... ja. Ich nehme mir den Text sicher noch mal vor, dann werde ich den Text in jedem Fall darauf abklopfen und kritisch überdenken.

Auch fließt das nicht so schön wie bei den "Träumen". Das ruckelt hin und wieder, gerade, wenn man den Text laut liest.
Sehe ich auch so, da sind stellenweise noch zu viele Ecken und Kanten drin. Ist sicher so, dass der Text noch nicht ganz ausgegoren war und ist - ich hab' den ein wenig voreilig hochgeladen, denke ich.

Thema und Figuren finde ich super gezeichnet. Und das Ende, Du versuchst ja durch die Kreuze, war es eins, oder waren es zwei, die Blumen, die nicht festgelegte Himmelsrichtung schon einen Selbstmord "vorzubereiten". Ich habe das aber gar nicht so gelesen. Für mich war klar, er wird nach Norden auf die Autobahn auffahren.
Wow! Erst mal: Danke fürs Lob.
Finde ich gut, dass du das so klar herausliest - dass er die Autobahn gen Norden nehmen wird.
Ich wollte den Gedanken, ob das alles noch Sinn ergibt, den Gedanken an das Hintertürchen schlechthin schon auch haben - der sollte so im Hintergrund aufblitzen und wie eine Art Hintergrundstrahlung wirken. Ob sie letztendlich auch was bewirken wird? Ich halte es für möglich, die Geschichte endet aber, bevor wir es erfahren. Also, geplant hat er den Suizid sicher nicht, als er sich hinters Steuer geklemmt hat. Da war erst mal Groll.


Liebe Fliege, freut mich sehr, dass du so eine Schubladenkramerin bist.
Herzlichen Dank für deine Zeit, Gedanken und die schönen (wie auch kritischen) Worte.


Beste Grüße retour und einen schönen Novemberabend.


hell


Fortsetzung folgt, Manlio.


Weier geht's Manlio,


Super Grundidee: was macht das mit Eltern, wenn der Sohn ein Verbrechen begeht.
Ja, das finde ich ein spannendes Thema. Da legt man meist auch nicht so den Fokus drauf - den legt man schon eher auf die Eltern der Opfer.

Sehr, sehr gut gefiel mir, dass nicht erwähnt wird, weswegen Kai im Gefängnis sitzt. Erstens erhöht das die Spannung, zweitens kannst du dich so ganz auf die Folgen der Tat konzentrieren. Ob Kai nun Mord oder etwas anderes zur Last gelegt wird, ist für deine Story ja nicht wirklich relevant.
Zwar wurde ich von manchen deswegen ganz schön durch die Mangel gedreht, aber ja, die Tat als solche steht nicht im Vordergrund, ist letztendlich austauschbar.
Schön, dass dir das gefallen hat
.
Martin kennt ihn, Koslowski heißt er
Hier auch wieder, du bist ja in Martins Perspektive, der erste Satzteil ist schon im zweiten enthalten und im Grund nicht nötige Erklärung.
Mal exemplarisch - ich habe es Fliege schon geschrieben: dem Text würden zwei/drei Überarbeitungen mehr sicher guttun. Bei Gelegenheit werde ich die bestimmt noch investieren. Dabei werde ich auch dein kritisches Auge im Hinterkopf behalten. Danke dafür.

Zumal es scheint, dass du die Perspektive wechselst (erst personal, jetzt objektiv). Auch das mag ich persönlich nicht so gern.
Du meinst, auktorial, nicht? Also, die Perspektive ist schon personal, man könnte stellenweise auch einen neutralen Erzähler ausmachen; wenn du einen Fehler gefunden hast, lass es mich wissen.

»Ich bin im Keller«, sagt er im Vorbeigehen zu seiner Frau und schlägt die Tür zu.
Hier hast du die personale Perspektive verlassen, warum eigentlich?
Hab ich das?

Puh, Kommentieren ist Arbeit, mir reicht's erst mal.
Oh ja, ich weiß, das macht richtig Arbeit.


Manlio, ich hab mich sehr über deinen Besuch gefreut.
Herzlichen Dank für deine Gedanken, deine Zeit und Anmerkungen zu meinem Text!


Gruß


hell

 

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