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Die Kunst, einen Bus zu fahren

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26.08.2002
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Die Kunst, einen Bus zu fahren

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Wenn ich abends, müde nach der Arbeit, von der S-Bahn-Untergrundstation nach oben trotte, müsste ich eigentlich noch mehr als einen Kilometer den Hügel hoch zu meiner Wohnung laufen. Es gibt jedoch eine Buslinie, deren Station nur einen Steinwurf weit vom Aufgang entfernt liegt, und der Bus fährt bis fast vor meine Haustür, wenn ich ihn bekomme. Ich bekomme ihn aber nie.
Immer wenn ich nach oben gelange, sehe ich entweder, dass der Bus seine Türen schließt, um loszufahren oder den soeben losgefahrenen Bus, aber niemals und kein einziges Mal habe ich jemals diesen Bus erwischt, seitdem ich diesen Weg habe – und ausnahmslos fährt der Bus ohne mich an mir vorbei den Hügel hinauf.

Es spielt übrigens keinerlei Rolle, an welchem Tag oder um welche Uhrzeit ich aus der S-Bahn steige – ob ich früher oder später das Büro verlasse, ob es nachmittags oder abends ist, ob Montag, Dienstag oder Samstag: Der Vorgang ist immer der Gleiche. Sobald ich den obersten Absatz der Treppe erreiche, ist der Bus gerade abgefahren oder dabei, abzufahren. Gleichzeitig nah und doch unerreichbar fern fährt er dann an mir vorüber, keine zwei Meter an mir vorbei, und ausnahmslos jedes Mal muss ich mich zu Fuß den Hügel hinaufschleppen.

Jeden Tag, Woche für Woche, wird die Hoffnung auf eine Busfahrt wie ein Blatt Papier in der unnachgiebigen Faust des Lebens zerknüllt. Anfangs konnte ich gar nicht glauben, wie es möglich sein konnte, dass es geschah. Ich durchsuchte Körper und Kleidung nach einem Peilsender... GPS-Signale... so was. Ich analysierte mehrfach das Szenario:

Wenn man von der S-Bahn hochkommt, überblickt man nach zwei Sekunden Fußweg die Straße, auf welcher der Bus zur Station fährt. Kurz bevor er sie erreicht, muss er über eine Ampel. Sobald der Bus mein Sichtfeld erreicht, braucht er fünfzehn Sekunden bis zur Ampel und fünf Sekunden von der Ampel zur Station. Dieser Zeitraum verlängert sich um 35 Sekunden, wenn der Bus bei Rot an der Ampel warten muss. Gehe ich mit normalem Schritt, erreiche ich die Station in fünf Sekunden.

Warum ich das mit den Sekunden ins Spiel bringe? Nun, sowohl die S-Bahn als auch der Bus können ja unmöglich sekundengenau um die gleiche Uhrzeit ihre Stationen erreichen. Die S-Bahn kommt manchmal zu spät, mal fünf, mal 25 Minuten, die Straßen sind manchmal dicht, ein ander Mal leer; mal gibt es Stau, dann wieder keinen; manchmal kommt der Bus noch über eine Ampel, dann wieder nicht; hin und wieder wird er aufgehalten, weil ein Fahrgast beim Kartenkauf vorn sein Portemonnaie nicht findet. Es gibt Verschiebungen der Ankunftszeiten von Bus und Bahn in einem Fenster von – sagen wir – zwei bis drei Minuten – und um es genau zu wissen, nahm ich einen Vormittag frei und verbrachte ihn mit meiner Stoppuhr an der Straße, die zum Hügel hinaufführt. Um die Wahrscheinlichkeit auszurechnen, mit der man (wie ich) den Bus nicht kriegen kann, wenn man von der S-Bahn kommt. Sie liegt zwischen 5/(5+20)*100 bis 5/(5+55)*100 Prozent.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man die Treppe hochsteigt und den Bus auf seinem Abschnitt an einer Position sieht, die es unmöglich macht, ihn noch zu erreichen, liegt bei acht (Ampel rot) bis zwanzig (Ampel grün) Prozent. Bei fünf Versuchen erreicht man den Bus mindestens viermal rechtzeitig, um einzusteigen, wenn man ihn sieht, sagt die Stochastik. Egal bei wievielen Versuchen erreiche ich den Bus nicht, das sagt die Wirklichkeit. Und es gab nicht eine einzige Ausnahme.

Drei Monate später. Mit autogenem Training und progressiver Muskelrelaxation hatte ich es geschafft. Ich dachte anfangs höchstens noch vier bis fünf mal an den Bus, dann nur noch zwei bis drei Mal in der Stunde. Für Sekunden vergaß ich, dass es in dieser Stadt überhaupt Busse gab.
Dann kam der Montag, an dem ich aus der S-Bahn stieg, sogar ausgesprochen langsam nach oben trödelte und oben angekommen Zeuge wurde, wie der Bus – soeben seine Türen schloss und abfuhr.
Wie immer. Scheinbar!

Denn sofort wurde der neokortische Teil meines Hirns aktiv und begann zu kombinieren: Okay, du kamst hoch und der Bus fuhr dir davon, insofern nichts Neues, oberflächlich betrachtet. Nur – diesmal hast du getrödelt. Hättest du nicht getrödelt, wärst du heute um mindestens zwölf Sekunden schneller oben an der Straße gewesen – und dann, mein Freund, dann! hättest du ganze sieben Sekunden mehr gehabt als nötig, um ihn zu erwischen! Ganz leicht zu erwischen!

Den nächsten Tag trödelte ich nicht, bekam auch den Bus nicht – aber das war auch nur ein letzter Test, denn: Ich weiß längst, was zu tun ist! An den Füßen trage ich 200-Euro-Laufschuhe für 100-Meter-Sprinter und am Körper nur leichte Sportkleidung. Die S-Bahn fährt ein, ich steige aus. Aber ich bin nicht blöd. Von Mittwoch an bewege ich mich eine Woche lang wieder konsequent langsam, trotz der neuen Ausrüstung, als ob ich sie gar nicht hätte. Ich schlendere desinteressiert über die Stufen, summe entspannt eine Melodie vor mich hin und sehe oben angekommen ohne innere Anteilnahme dem Bus zu. Aber nur bis Donnerstag! Am Freitag jedoch steige ich aus und - hehehe! das ist der Trick! - tue zunächst so, als würde ich wieder trödeln, schmeiße dann meine Aktentasche zu Boden und renne hoch so schnell ich kann. Der Bus steht schon da. Als der Fahrer mich sieht, schließt er hektisch – fast panisch – die Türen und klemmt eine alte Frau dabei ein, die einsteigen wollte. Sie schreit und schlägt mit der Handtasche um sich. In wenigen Sätzen bin ich heran. Die Alte befreit sich mit einem Ruck und torkelt. Die Tür schließt. Soll sie ruhig! Während mein rechter Arm sich an der Halterung des Außenspiegels einhakt, zerre ich mit der linken Hand den Hammer aus der Gürtelschlaufe. Die Alte macht einen halben Schritt auf die Tür zu und wird von einer Passantin gestützt. Der Fahrer schert aus der Haltebucht und rammt ein Taxi, das stehen bleibt und hupt. Ich hole mit dem Hammer aus und treffe die Alte an der Stirn, woraufhin sie tot auf die Straße stürzt. Leider, weil der Schädel der Alten den Schwung des Hammers bremste, so dass die Fahrertür nicht gleich beim ersten Schlag birst, sondern erst beim zweiten und dritten und vierten und fünften. Es regnet Splitter. Fahrgäste kreischen. Die Passantin hält mich fest, ich haue auch sie mit dem Hammer um und zwänge mich durch die gesplitterte Tür. Der Fahrer hebt seinen blutigen Kopf vom Lenkrad, ich zerre ihn vom Sitz und befördere ihn mit zwei Tritten nach draußen. Setze mich, öffne alle Türen, ergreife das Steuer, lege mit ruhiger Hand den Gang ein, drücke mit dem Bug das Taxi zur Seite und fahre los, über den Taxifahrer drüber, der im Weg steht und herumgestikuliert. Polizeisirenen heulen, schreiende Fahrgäste springen aus dem fahrenden Bus, denn ja! ja! das stimmt: Ich fahre! Ich fahre mit dem Bus! Jetzt fahre ich den Bus den Hügel hinauf! Und das ist alles, was zählt – der Bus, der Hügel und ich.


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Hallo FlicFlac

Ich finde sie amüsant, die Geschichte, ein Kalauer über die schlechten Sitten des öffentlichen Verkehrs, man kennt solches an vielen Orten. Was mich jedoch sehr mager dünkt, ist sowohl die Logik als auch die Erkenntnis, zu der dein Prot. kommt.

Zwei Kilometer den Hügel hinauf, da ist seine Wegstrecke zu Fuss auch bei guter Kondition mindestens dreissig Minuten.

Die S-Bahn kommt manchmal zu spät, mal fünf, mal 25 Minuten,

Eine S-Bahn verkehrt ja nicht in mehreren Stunden nur einmal. Wenn man von der Wahrscheinlichkeit ausgeht, zweimal die Stunde, und der Bus anscheinend auf diesen Fahrplan abgestimmt ist, würde es sich für den Protagonisten sich lohnen, auszuspannen und auf den nächsten Bus zu warten.

Auch die Hammer-Philosophie zündet nicht eigentlich, es bedingte ja, dass er durch das Fenster kletterte, da er an der Türe auch mit hineingreifen deren Verriegelung nicht lösen könnte, diese ist im Fahrerbereich.

Das einzig Philosophische, das ich da erkennen mag: Überleg dir erst, bevor du jemandem den Hammer über den Schädel ziehst, ob mit überlegter Ruhe sich das Problem nicht allein löst.

Na ja, philosophieren oder was man so nennt, kann man über alle Dinge, auch zur Karnevalszeit. :D

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Servus FlicFlac,

Ich bin wirklich froh, dass ich endlich meine Schwellenangst vor der Philosophie-Abteilung überwand und so in den Genuss dieser Geschichte kommen konnte.
Aber erwarte dir jetzt bitte keine hochkompetente Analyse oder tiefsinnige Interpretation von mir, in erster Linie möchte ich dir sagen, dass ich die Geschichte wirklich genossen habe, ich fand sie witzig und verstörend, nachdenklich machend und herrlich schräg, absurd und … ja, philosophisch.
Einfach ganz wunderbar.

Sie beginnt so harmlos und banal, mit einem alltäglichen Missgeschick, wie es wohl jeder schon oft genug erlebt hat, der Scheißbus, der einem knapp vor der Nase davonfährt, und jeder kennt das Gefühl dabei, man empfindet es je nach Befindlichkeit entweder als persönlichen Affront oder als willkommene Gelegenheit, noch schnell eine zu rauchen, wie auch immer, der Ärger ist üblicherweise schnell vergessen und meistens erreicht man ihn ohnehin, den Scheißbus, meistens …

Nicht so dein Icherzähler:

… aber niemals und kein einziges Mal habe ich jemals diesen Bus erwischt, seitdem ich diesen Weg nehmen muss – und ausnahmslos fährt der Bus ohne mich den Hügel hinauf, an mir vorbei.
Oha, was ist denn das für ein Pechvogel? Der eine unter Millionen, der statistische Ausnahmefall oder gar ein Verfluchter?
Albert Camus‘ „Der Mythos des Sisyphos“ las ich zuletzt vor, na ich sag mal, gut dreißig Jahren, aber schon nach wenigen Zeilen tauchte die Assoziation dazu in meinem Kopf auf, weil auch hier die Unvermeidbarkeit, die Unausweichlichkeit des fortwährenden Scheiterns, immer und immer wieder …

Wofür hat der Held hier zu büßen, fragte ich mich, dass er dazu verdammt scheint, zwar nicht einen Stein den Berg hochwälzen zu müssen wie Sisyphos, doch zumindest sich selbst einen Hügel hinauf plagen muss, immer und immer wieder, jeden Tag aufs Neue, hat er sich gar unwissentlich irgendwelchen Göttern (Göttern in Gestalt von Busfahrern?) widersetzt?

Ich durchsuchte Körper und Kleidung nach einem Peilsender... GPS-Signale... so was. Ich analysierte immer wieder das Szenario.
Aber er ist offenbar kein Dummkopf, er will sich noch nicht abfinden mit dem Unvermeidlichen, er sucht ganz rational nach Ursachen und Lösungen.

– und um es genau zu wissen, nahm ich einen Vormittag frei und verbrachte ihn mit meiner Stoppuhr an der Straße, die zum Hügel hinaufführt. Um die Wahrscheinlichkeit auszurechnen, mit der man (wie ich) den Bus nicht kriegen kann, wenn man von der S-Bahn kommt.

Allerdings vergeblich.

Jedesmal wenn ich hochkomme, kriege ich den Bus nicht, das sagt die Wirklichkeit. Und es gab bislang nicht eine einzige Ausnahme.
Drei Monate später war mein Wille gebrochen und ich hatte es geschafft, mit autogenem Training. Ich dachte kaum noch an den Bus oder daran, dass es in dieser Stadt überhaupt Busse gab.

Und schließlich das wahrlich furiose Finale, der schiere Aberwitz, die bedenken- und rücksichtslose Auflehnung, eine Revolte im wahrsten und besten Sinn des Wortes und wohl auch im Sinne Camus'. Der Schluss ist wirklich gewaltig, und obendrein ganz toll und leidenschaftlich geschrieben. Befreiend für deinen armen geschundenen Helden und befreiend auch für mich als Leser!

Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Sagte ja schon Camus.


Hier sind noch ein paar Verbesserungsvorschläge:

Es gibt jedoch eine Buslinie, deren Station nur einen Steinwurf weit vom Aufgang entfernt liegt, und der fährt mich fast vor meine Haustür,
und der Bus fährt mich, oder: und die führt fast bis zu meiner Haustür

ob ich früher oder später das Büro verließ,
und fahre los, über den Taxifahrer drüber, der im Weg stand und rumgestikulierte.

Präsens wäre hier besser, finde ich.

mindestens vier mal, wenn man ihn sieht, sagt die Stochastik. Jedesmal wenn ich ...

viermal zusammen, dafür Jedes Mal getrennt.

summe gemütlich ein Melodie vor mich hin

Ein klitzekleines e fehlt hier.

So, jetzt dürfen sich die wirklich hellen Köpfe, die Profis sozusagen, über deinen Text hermachen.

Chapeau, FlicFlac!

offshore

 

Hallo FlicFlac!

Deine Geschichte lese ich als Parabel: Der Wunsch des Protagonisten, im Bus mitzufahren, ja ihn selber zu fahren, muss symbolisch für etwas anderes stehen. Ich glaube, in deiner Erzählung erfüllt sich ein verbotener Kinderwunsch: Welcher Knabe träumt nicht davon, Lokführer zu werden, Pilot oder Kapitän? Oder eben Bussfahrer. Der große Steuermann zu sein.

Das darf der Junge aber erst werden, wenn er erwachsen ist. Solange er noch klein ist, muss er neidisch zusehen, wie sein Vater das Auto steuert und er selber eben nur mitfährt. Wie die Oma. Wie die kleine Schwester. Diese Kindheitssituation: Der Kleine darf nur mitfahren, aber nicht am Steuer sitzen, nicht den Platz des Vaters einnehmen, lässt sich als Subtext, als „Unterbewusstsein“ deiner Parabel vermuten. (Vor ein paar Jahren ging mal – wenn ich mich recht erinnere - durch die Medien, dass ein kleiner deutscher Junge einen Lastwagen entführt hat und damit bis in die Niederlande gefahren ist – sind halt Kinderwünsche!)

Da aber aus gutem Grund Kindern vieles verboten ist, zum Beispiel, solch ein PS-starkes Fahrzeug zu steuern und manch anderes, wird dein Protagonist von dem Busfahrer wie ein Eindringling behandelt, der den Buss mit verbotenen Absichten überfällt, und die Polizei ist alarmiert.

Deine Geschichte ist ein Beispiel für gelungenes parabelhaftes Erzählen.

Grüße
gerthans

 

Hej FlicFlac,

auf mich wirkt das eher satirisch. In dieser Rubrik nicht gerade die leichteste Übung.
Wenn Dein Text einen philosophischen Anspruch hat, wenn der täglich verpasste Bus im übertragenden Sinn gesehen werden soll, dann passt für mich das Ende nicht.

Im Mittelteil habe ich abgeschaltet (bei Verschiebungen, Wahrscheinlichkeiten und Verkehrsaufkommen), das mag an meiner Müdigkeit liegen, aber ich bin gut ohne diese Teile ausgekommen. Schöner wär's natürlich, wenn die unabdingbar wären. Für die Geschichte wär das besser.

Der Stil hat mir gut gefallen. Und ich fand das Ende auch ganz witzig (außer das mit der alten Frau, ich mag es nicht, wenn alte Frauen mit Hämmern erschlagen werden).

Sollte ich die Handlung in Deiner Geschichte graphisch darstellen, würde ich eine Exponentialfunktion wählen. Bei Null fängt Deine Geschichte an und eine Steigerung gibt es erst kurz vor Schluss (und dass ich solche Vergleiche heranziehe, zeigt mir einmal mehr, dass ich eigentlich zu müde bin um hier was Vernünftiges zu schreiben), die ist dann allerdings sehr drastisch.

Ich hoffe, Du kannst was mit meinem Kommentar anfangen.

LG
Ane

 

Hallo Flic Flac.
Eine gute Geschichte über das Leben.
Immer kommt man zu spät.
Knapp an der Beförderung vorbei, immer die falsche Frau...;)
Man rackert sich ab um etwas zu erreichen (anstrengend den Berg hoch laufen) und die andern fahren bequem mit dem Bus.
Das Paradies ist immer woanders.
Man könnte durchdrehen vor lauter Ungerechtigkeit (Amoklauf)
wirklich gut.
Danke und Gruß
Blues

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für die verschiedenen Feedbacks. Vor allem dir, Ernst. Ich werde einige deiner Vorschläge aufgreifen und mit-ein-redigieren.

@Anakreon

Eine S-Bahn verkehrt ja nicht in mehreren Stunden nur einmal. Wenn man von der Wahrscheinlichkeit ausgeht, zweimal die Stunde, und der Bus anscheinend auf diesen Fahrplan abgestimmt ist, würde es sich für den Protagonisten sich lohnen, auszuspannen und auf den nächsten Bus zu warten.
Mag sein, jedoch haben Albträume ihre eigene Logik. Natürlich hätte sich K. in Kafkas Schloss auch in ein Taxi setzen können: "Zum Schloss bitte!" ;)
Anders ausgedrückt: Es geht für den Protagonisten in dieser Prämisse nicht darum, irgendeinen Bus zu bekommen, sondern den einen, der die Situation löst (von dem er glaubt, dass er die Situation ... löst).
Auch die Hammer-Philosophie zündet nicht eigentlich, es bedingte ja, dass er durch das Fenster kletterte, da er an der Türe auch mit hineingreifen deren Verriegelung nicht lösen könnte, diese ist im Fahrerbereich.
Er kommt durch die zersplitterte Scheibe der Tür, dachte ich.

@Ernst

Und schließlich das wahrlich furiose Finale, der schiere Aberwitz, die bedenken- und rücksichtslose Auflehnung, eine Revolte im wahrsten und besten Sinn des Wortes und wohl auch im Sinne Camus'. Der Schluss ist wirklich gewaltig, und obendrein ganz toll und leidenschaftlich geschrieben.
Was mir vorschwebte, war eine Person, die aus der Passivität (des Opfers, des Erleidens) gelangt in die Aktivität (des Täters, der Entscheidung).

Deshalb sehe ich es auch so wie @Gerthans:

Der Wunsch des Protagonisten, im Bus mitzufahren, ja ihn selber zu fahren, muss symbolisch für etwas anderes stehen. Ich glaube, in deiner Erzählung erfüllt sich ein verbotener Kinderwunsch: Welcher Knabe träumt nicht davon, Lokführer zu werden, Pilot oder Kapitän?
Das kindliche Ausgeliefertsein (falls vorhanden) will in der Revolte enden: das Steuer selbst in die Hand zu bekommen ist der Wille, nicht die vermeintliche Lösung: den Bus zu bekommen und weiter Fahrgast zu sein?

@Ane:

Der Stil hat mir gut gefallen. Und ich fand das Ende auch ganz witzig (außer das mit der alten Frau, ich mag es nicht, wenn alte Frauen mit Hämmern erschlagen werden).
Ich habe die Frau nicht erschlagen, allerdings passierte dies meinem Protagonisten. Selbst Figuren, die man erfindet, sind ja nie wirklich zu kontrollieren.

@Blues:
Auch dir danke für die Kritik. Die Frage ist ja aber, was das Leiden verursacht: Den Bus nicht zu bekommen oder abhängig zu sein davon, den Bus zu bekommen?

..

 

Hi FlicFlac,

Die Kunst, einen Bus zu fahren.
Dargeboten als philosophische Geschichte.
Was erwartet mich: Nietzsche am Steuer (bloß nicht!) oder Heraklit als Passagier (schon besser).
Lasse mich überraschen.

Wenn ich abends, müde nach der Arbeit, von der S-Bahn-Untergrundstation nach oben komme, müsste ich eigentlich noch über einen Kilometer den Hügel hoch zu meiner Wohnung laufen. Es gibt jedoch eine Buslinie, deren Station nur einen Steinwurf weit vom Aufgang entfernt liegt, und der Bus fährt bis fast vor meine Haustür, wenn ich ihn bekomme. Ich bekomme ihn aber nie.
Immer wenn ich nach oben komme, sehe ich entweder, dass der Bus seine Türen schließt, um loszufahren oder den gerade losgefahrenen Bus, aber niemals und kein einziges Mal habe ich jemals diesen Bus erwischt, seitdem ich diesen Weg nehmen muss – und ausnahmslos fährt der Bus ohne mich den Hügel hinauf, an mir vorbei.
- … nach oben komme = … nach oben stiefele/ trotte/ marschiere (jedes andere Verb ist liest sich in diesem Zusammenhang angenehmer als das simple komme)
- … nur noch einen Kilometer (?) (die Hinzufügung – oder Weglassung – des Adverbs hängt davon ab, was du mit diesem Satz ausdrücken möchtest)

- … gibt eine Buslinie = … existiert (?)
- 4x (be-) komme
- … um ohne mich loszufahren (würde ich der Klarheit zuliebe ergänzen)
- 2x losfahren

Es spielt übrigens keinerlei Rolle, an welchem Tag oder um welche Uhrzeit ich von der S-Bahn komme – ob ich früher oder später das Büro verlasse, ob es nachmittags oder abends ist, ob Montag, Dienstag oder Samstag: Der Vorgang ist immer der gleiche. Sobald ich die Treppe oben bin, ist der Bus gerade abgefahren oder dabei, abzufahren. Gleichzeitig nah und doch unerreichbar fern fährt er dann an mir vorüber, keine zwei Meter an mir vorbei, und ausnahmslos jedes Mal muss ich mich zu Fuß den Hügel hinaufschleppen.
- ein weiteres Mal komme
- Ist es nicht sogar derselbe Vorgang? Falls gleich, dann: der Gleiche
- Du arbeitest in dieser Story vorwiegend mit simplen Verben (handhabt Kafka in einigen seiner Geschichten ebenfalls so); ist hin und wieder okay. Aber hier liest es sich für meinen Geschmack schauderhaft: Sobald ich die Treppe oben bin. Wie wäre es alternativ bspw. mit: Sobald ich den obersten Absatz der Treppe erreicht habe (?)
- Zum ersten Mal ein abwechslungsreiches Verb: hinaufschleppen. Endlich!!

Jeden Tag, Woche für Woche, zerknüllt die Hoffnung auf eine Busfahrt wie ein Blatt Papier in der unnachgiebigen Faust des Lebens. Anfangs konnte ich gar nicht glauben, wie es möglich sein konnte, dass es so geschah. Ich durchsuchte Körper und Kleidung nach einem Peilsender... GPS-Signale... so was. Ich analysierte immer wieder das Szenario.
- Zerknüllt eine Hoffnung?. So noch nie gehört. Da du den Vergleich mit dem Blatt Papier anfügst, müsste es grammatikalisch korrekt heißen: wird zerknüllt wie …
- 2x so (wird häufig als überflüssiges Füllwort zwecks Satzverlängerung eingesetzt)

Wenn man von der S-Bahn hochkommt, überblickt man nach zwei Sekunden Fußweg die Straße, auf welcher der Bus zur Station fährt. Kurz bevor der Bus sie erreicht, muss er noch über eine Ampel. Sobald der Bus ins Sichtfeld kommt, braucht er fünfzehn Sekunden bis zur Ampel und fünf Sekunden von der Ampel zur Station. Dieser Zeitraum wird um 35 Sekunden größer, wenn der Bus bei Rot an der Ampel warten muss. Wenn ich normal gehe, bin ich von der Treppe in fünf Sekunden an der Station.
- erneut: 2x (hoch-) kommt
- .. auf welcher = die der Bus befährt, um …
- … muss er eine Ampel überqueren (noch kann weg)
- … ins Sichtfeld kommt = in mein Sichtfeld gerät/ eintaucht
- … wird … größer = verlängert sich um
- 2x wenn
- .. bin ich = erreiche ich binnen

Warum ich das mit den Sekunden ins Spiel bringe? Nun, sowohl die S-Bahn als auch der Bus können ja unmöglich sekundengenau um die gleiche Uhrzeit ihre Stationen erreichen. Die S-Bahn kommt manchmal zu spät, mal fünf, mal 25 Minuten, die Straßen sind manchmal dicht, manchmal leer; manchmal gibt es Stau, dann wieder keinen; manchmal kommt der Bus noch über eine Ampel, dann wieder nicht; manchmal wird er aufgehalten, weil ein Fahrgast beim Kartenkauf vorn sein Portemonnaie nicht findet. Es gibt also Verschiebungen der Ankunftszeiten von Bus und Bahn in einem Fenster von – sagen wir – zwei bis drei Minuten – und um es genau zu wissen, nahm ich einen Vormittag frei und verbrachte ihn mit meiner Stoppuhr an der Straße, die zum Hügel hinaufführt. Um die Wahrscheinlichkeit auszurechnen, mit der man (wie ich) den Bus nicht kriegen kann, wenn man von der S-Bahn kommt. Sie liegt zwischen 5/(5+20)*100 bis 5/(5+55)*100 Prozent.
- 6x manchmal (definitiv 3x zu viel!)
- … kommt über eine Ampel = schafft er es bei Dunkelgelb gerade noch, die Ampel zu passieren
- … zwei bis drei Minuten. (Punkt)
- 2x um
- verbringt man einen Vormittag gemeinsam mit einer Stoppuhr? (hört sich zumindest komisch an)
- Klammereinschübe in Belletristik sind nie schön anzuschauen
- Wie oft der Kerl von der S-Bahn kommt. Unglaublich!!
- Die Kalkulation gefällt mir. Wenngleich ich sie nicht nachrechnen werde.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man hochkommt, und den Bus auf seinem Abschnitt an einer Position sieht, die es unmöglich macht, ihn noch zu erreichen, liegt bei nur acht (Ampel rot) bis zwanzig (Ampel grün) Prozent. Bei fünf Versuchen bekommt man den Bus mindestens viermal, wenn man ihn sieht, sagt die Stochastik. Jedes Mal wenn ich hochkomme, kriege ich den Bus nicht, das sagt die Wirklichkeit. Und es gab bislang nicht eine einzige Ausnahme.
- Wenn du weiterhin kommt schreibst, kommt‘s mir irgendwann hoch. Sorry für den Kalauer.
- Kein Komma nach hochkommt
- Stochastik oder Statistik? Egal, wir befinden uns in einem Traum
- 2x wenn (zzgl. der wenn's aus dem Abschnitt davor)

Drei Monate später aber war mein Wille, den Bus zu kriegen, irgendwie weg, ich hatte es geschafft, mit autogenem Training. Ich dachte kaum noch an den Bus oder daran, dass es in dieser Stadt überhaupt Busse gibt. Es war ein Montag, an dem ich aus der S-Bahn stieg, sogar ausgesprochen langsam nach oben trödelte und oben angekommen sah, wie der Bus – eben seine Türen schloss und abfuhr.
Wie immer. Scheinbar.
- … kriegen = erreichen
- irgendwie (reines Füllwort)
- … weg. (Punkt)
- Ich hatte es mit autogenem Training geschafft.
- eben = soeben

Aus einem rätselhaften – zumindest mir nicht plausiblem – Grund springst du nun in der Erzählzeit vom Präsens in die Vergangenheit.

Denn plötzlich wurde der neokortische Teil meines Hirns aktiv und begann zu kombinieren: Okay, du kamst hoch und der Bus fuhr dir davon, insofern nichts Neues, oberflächlich betrachtet. Denn – diesmal hast du getrödelt. Wenn du nicht getrödelt hättest, wärst du heute um mindestens zwölf Sekunden schneller oben gewesen – und dann, mein Freund, hättest du ganze sieben Sekunden mehr gehabt als nötig, um ihn zu erwischen! Ganz leicht zu erwischen!
- Weshalb denn? Die begründende Konjunktion ergibt an dieser Stelle mMn keinen rechten Sinn.
- 2x denn
- 2x getrödelt
- 2x erwischen

Den nächsten Tag trödelte ich nicht, bekam auch den Bus nicht – aber das war auch nur ein letzter Test, denn: Ich weiß jetzt, was zu tun ist! An den Füßen trage ich 200-Euro-Laufschuhe für 100-Meter Sprinter und am Körper nur leichte Sportkleidung. Die S-Bahn fährt ein, ich steige aus. Aber ich bin nicht blöd. Von Mittwoch an trödele ich eine Woche lang wieder konsequent, trotz der neuen Ausrüstung, als ob ich sie gar nicht hätte. Ich schlendere desinteressiert nach oben, summe gemütlich eine Melodie vor mich hin und sehe oben ohne innere Anteilnahme dem Bus zu, wie er an mir vorbeifährt. Bis Donnerstag. Am Freitag jedoch steige ich aus und - hehehe! das ist der Trick! - tue auch erst so, als würde ich wieder trödeln, schmeiße dann meine Aktentasche zu Boden und renne hoch so schnell ich kann.
- 3x trödeln
- … hätte = am Leib hätte
- 2x oben
- Das (großschreiben, da vorher ein Ausrufezeichen steht) ist der Trick …
- … tue ich zuerst so, als …
Es wird viel getrödelt in diesem Absatz. Einmal hast du freundlicherweise in schlendern ausgewechselt.

Der Bus steht schon da. Als der Fahrer mich sieht, schließt er hektisch – fast panisch – die Türe und klemmt eine alte Frau dabei ein, die zu schreien anfängt. In wenigen Sätzen bin ich heran. Die Alte befreit sich mit einem Ruck und torkelt. Die Tür schließt. Soll sie ruhig! Während mein rechter Arm sich an der Halterung des Außenspiegels einhakt, zerre ich mit dem linken den Hammer aus der Gürtelschlaufe. Die Alte macht einen Schritt auf die Tür zu und wird von einer Passantin gestützt. Der Fahrer schert aus der Haltebucht und rammt ein Taxi, das hupend stehen bleibt.
- … schließt (sich?)

Verständnisfrage: wo kommt der Hammer auf einmal her? Den hattest du bisher mit keinem Wort erwähnt. Der wird ja nicht außen am Spiegel des Busses hängen, sondern der Prota hat ihn bei sich. Weshalb? Hatte er von vornherein vor, an diesem Tag jemanden zu erschlagen?
Es handelt sich um einen Traum. Deshalb leicht verworren. Schon klar. Trotzdem erstaunt mich der plötzlich auftauchende Hammer jetzt ein bisschen.

Ich hole mit dem Hammer aus und treffe die Alte an der Stirn, dass sie tot auf die Straße fällt. Leider, weil die Stirn der Alten den Schwung des Hammers bremste, so dass die Fahrertür nicht gleich beim ersten Schlag birst, sondern erst beim zweiten und dritten und vierten und fünften. Es regnet Splitter. Fahrgäste kreischen. Die Passantin hält mich fest, ich haue auch ihr den Hammer auf dem Kopf und zwänge mich durch die gesplitterte Tür.
- … an der Stirn, woraufhin sie …
- fällt evtl. in kippt umwechseln
- Da der Kopf (um die WWH Stirn zu umgehen) der Greisin den Schwung des Hammers hemmte, birst die Fahrertür (leider) nicht beim ersten, sondern erst beim zweiten, dritten, vierten, fünften Schlag.
- … auf den (Akkusativ) Schädel (Synonym für Kopf und Stirn)

Der Fahrer hebt seinen blutigen Kopf vom Lenkrad, ich zerre ihn vom Sitz und trete ihn nach draußen. Setze mich ans Steuer, mache alle Türen auf, drücke mit dem Bug das Taxi zur Seite und fahre los, über den Taxifahrer drüber, der im Weg steht und rumgestikuliert. Polizeisirenen heulen, schreiende Fahrgäste springen aus dem fahrenden Bus, denn ja! das stimmt: Ich fahre! Ich fahre mit dem Bus! Jetzt fahre ich den Bus selbst den Hügel hinauf! Und das ist alles, was im Augenblick zählt – der Bus, der Hügel und ich.
Weshalb ist der Kopf des Fahrers blutig? Auf den hatte der Prota bisher gar nicht eingeschlagen.
- Nach draußen entweder ein Komma, dann kann es mit setze mich ans Steuer weitergehen oder einen Punkt setzen. In diesem Fall muss der nachfolgende Satz jedoch umgestellt werden.
- Mache alle Türen auf = öffne alle/ sämtliche Türen
- .. los. (Punkt)
- … denn ja! Es stimmt: …


Zwischenfazit Stil: gefällt mir. Die Geschichte – bzw. der (Alb-) Traum – ist flott geschrieben. Ich musste – bis auf einige grammatikalische Wackler – an keiner Stelle stoppen. Das Fieberhafte des Inkubus hast du gut dargestellt. So laufen halt manche nächtlichen Fantasien ab, mit denen das Unterbewusstsein uns quält.

Erinnert phasenweise tatsächlich an Kafka. Und zwar sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Er benutzte ebenfalls eine Flut simpler Verben. Bin immer wieder erstaunt, wie wenig er abwechselte. Die Wucht seiner Erzählungen rührte mMn eher vom Inhalt her denn von seiner Formulierkunst.

Bei aller Wertschätzung dieses großen Autors vertrete ich trotzdem die Auffassung, dass Abwechslungen bei der Wortwahl dem Lesegenuss zuträglich sind. Deshalb würde ich dir eine Reduktion von kommen (+++), trödeln (+++), kriegen (++) und oben (++) ans Herz legen.

Du schreibst zu 80% in der Jetztzeit. Wird bei der Schilderung von Träumen oft so gehandhabt. Allerdings springst du im Mittelteil plötzlich ins Präteritum. Und zwar beginnend mit der Stelle, in der du von den drei Monaten beim autogenen Training berichtest. Mir ist allerdings nicht klar, weshalb du jetzt in die Vergangenheit wechselst. Denn anschließend geht’s dann wieder im Präsens weiter. Ich kann hinter der unterschiedlichen Zeitauswahl keine Logik entdecken. Falls der eingeschobene Teil zeitlich zurückliegt, dann müsstest du mMn Vergangenheit II (also Perfekt) verwenden.

Inhalt
Erzähler beschreibt einen immer wiederkehrenden (Alb-) Traum. Er verlässt die unterirdische S-Bahn, läuft die Treppe hoch und verpasst den Anschlussbus. Jeden Tag aufs Neue. Egal, ob die Bahn pünktlich, zu früh oder spät in den Bahnhof einfährt. Er stoppt den Vorgang mit der Uhr, berechnet statistische (oder stochastische) Wahrscheinlichkeiten, legt sich teure Sportklamotten zu. Alles vergebens.

Bis ihm endlich ein Licht aufgeht. Die missliche Angelegenheit hat nichts mit Pünktlich- und Wahrscheinlichkeit zu tun, sondern richtet sich als perfiden Angriff gegen ihn selbst. Der Bus (bzw. dessen Fahrer) wird immer weg sein; egal wann der Prota den oberen Treppenabsatz erreicht. Noch schlimmer: der Bus startet mit voller Absicht zu früh, sobald der Prota oben auftaucht.

Jetzt keimen Mordgedanken auf. Der Erzähler veranstaltet ein kleines Massaker im Busbahnhof. Dem Fahrer geschieht es recht. Denn der handelte durchgängig bösartig und schadenfroh. Die arme Alte war halt zur falschen Zeit am falschen Ort. Manchmal läuft es eben dumm im Leben. Wäre sie besser zu Hause im Bett geblieben.

Prota kann endlich mit dem Bus den Hügel hinauffahren und wacht dort hoffentlich aus seinem Traum auf.

Gefällt mir! Wenngleich der Mittelteil mit den eingeschobenen drei Monaten beim Psychologen (bzw. autogenen Training) m.E. unlogisch ist. Denn davon träumt der Prota ja nicht. Kann mich bei mir an keine nächtliche Fantasie erinnern, in der ein Vierteljahr ins Land geht. Dieses ständige dem Bus hinterherrennen hat was. Kann ich mich sofort reinversetzen. Plastische Schilderung einer in den Tiefen des Unterbewusstseins abgespeicherten Urangst. Gut gelöst.


Ob’s direkt Philosophisch ist, wage ich leicht anzuzweifeln. Trotzdem sehr gerne gelesen!
Vllt kannst du einige meiner Anmerkungen gebrauchen. Die Hinweise basieren - wie sämtliche Literaturkritik - ausschließlich auf meinem individuellen Sprachempfinden.

Vg sinuhe

 

Hallo Flic Flac,

eine hübsch tragische und am Ende überraschend blutige Geschichte, hat mir gut gefallen.
Allerdings finde ich mich nicht darin, bei mir ist es umgekehrt, immer schalten die Ampeln auf Grün, immer bekomme ich meine Anschlüsse, na ja, fast :-). Trotzdem, ich kenne Menschen, die diesen Albtraum zu leben scheinen und zumindest in ihrer Phantasie auch auf andere einhämmern ... oder irgendwie auch in echt.
Wäre interessant, sich mal die Kindheit des Prots anzuschauen, bestimmt bekamen seine Geschwister zu Weihnachten immer die gewünschten Geschenke, er aber nie.

Gut geschrieben,

viele Grüße,

Eva

 

Liebe Eva, dankeschön. Leider komm ich erst demnächst dazu, noch an der Story zu feilen. Aber es kommt!

 

Hallo Flic Flac!

Deine Geschichte hat mir gut getan. Echt.
Ich habe sie, stell dir vor, wegen des Titels angeklickt. Hierzu, und dafür entschuldige ich mich im Voraus, einige Gedanken, die mir da in den Sinn kommen.
Die Kunst einen Bus zufahren, … einen Baum zu pflanzen, … einen Berg zu besteigen, auf alle Fälle die Kunst zu leben – so hätte es doch auch heißen können. Ob wir das große Ziel erreichen, hängt eben nicht von Wahrscheinlichkeiten, wie es dein Prot hier heraus findet, auch nicht von anderen Gedankenspielchen ab. Mag sein, dass er sich zu sehr darauf versteift hat, nicht locker, nicht geduldig genug die Sache betrachtet hat. Ja, er war sich wohl selbst dabei im Weg gestanden. War wohl in seiner Absicht auch nicht aufrichtig genug.
Jetzt zu deiner Wendung:
Aber dann geht er ja mit einer solchen Aggression vor. Mit dem Kopf durch die Scheibe sozusagen. Das klappt nicht. Denn was hat er jetzt nach all dieser Anstrengung? Ein einziges Mal den Bus fahren und dann ab in den Knast? Wird er jetzt sein restliches Dasein in irgend einer Zelle hockend mit dieser einen Erinnerung fristen? Immer und immer wieder? Hölle pur.
Mir scheint es da wahrscheinlicher, dass, hätte er so wirklich getan und das bezweifle ich, er sich mit samt dem Bus gegen die Wand krachen ließe, denn was soll alles Busfahren der Welt, wenn man den einen schon gefahren ist. Niemals würde es an das eine Mal heran kommen.
Mir kam es aber beim Lesen eher so vor, als ob er sich den besagten, blutigen Donnerstag nur ausgemalt hat. Und wenn, dann fehlt mir wie gesagt das Selbstzerstörerische an seiner Handlung.

Was ich mir beim Lesen erhofft habe, war ein ganz anderer Schluss: Der Bus hält an und er steigt ein. Einfach so.
Ist sicherlich nicht so actiongeladen, aber hätte mich zumindest noch mehr beeindruckt.
Wäre fast schon unheimlich gewesen.

Grüße,
Cybernator

 

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