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Die Kraft meines Ahnen

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21.06.2016
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Die Kraft meines Ahnen

Danke, dass ihr euch um dieses Lagerfeuer versammelt habt und mir euer Ohr leiht! Es ist nicht mehr lange, bevor wir die Waffen in unseren Händen benutzen werden, um diese Monster dort draußen zu töten. Daher also eine kleine Ansprache eures neuen Offiziers, nicht lange und auch nicht unnötig in die Länge gezogen. Ich weiß schließlich ob meines Rufs: Der reiche Sohn aus den höchsten Institutionen; nahe an der Macht, fern von allem Dreck!
Die Geschichte, die ich erzählen will, handelt von einem Mann, der seinerzeit nicht viel älter war als ich es jetzt bin. Er ist mein Ahne und – das sage ich nicht ohne Stolz – ein Mann, der große Beinamen trug: Der Mutige. Der Erprobte. Der Furchtlose. Der Schlächter! Doch bevor er all das war, schlurfte er, noch vor seinem ersten Kampf, unsicher über diese Erde. Zwar gehörte seine Rüstung zu den prächtigsten und sein Schwert zu den schärfsten, aber jeder der anderen Krieger wusste, was sein sollte. Sie und ihre Äxte und Speere, Holzschilde und wild zusammengewürfelte Kleidung aller Farben! Sie hausten im Dreck am Ende des langen Schlachtzuges, während mein Ahne mit anderen Reitern die Spitze bildete, vor ihnen nur noch der König. Vorne siegt das Edle und hinten erntet der Tod. Der Krieg hat vielfach sein Antlitz gewandelt – diejenigen, die das Gegenteil behaupten, sind dumm. Doch gewiss gibt es einige Konstanten, etwas Wesenhaftes, das dem Krieg eigen ist, nicht wahr? Was meint ihr?
Vielleicht war es diese Erkenntnis, die ihn unsicher werden ließ. Ihr müsst wissen, dass der Schlachtzug bereits unermessliche Verwüstung über das Land gebracht hatte. Fast zwei Jahre waren sie schon unterwegs, und viele wussten nicht einmal mehr, warum diese und jene erschlagen, geköpft, geteilt, erstochen, verbrannt werden sollten. Wind und Wetter bestimmten den Zeitpunkt der Kämpfe, was uns heutzutage fast egal sein kann. Doch damals waren Frühling und Sommer fürs Schädelspalten und zum Winter hin musste ein Quartier gefunden sein. Das Besorgen von Vorräten aus den umliegenden Dörfern war eine Aufgabe für einen wie ihn, hoch zu Ross wohlgemerkt, mit dem Panzerhandschuh auf ein Haus deutend, damit andere die Drecksarbeit verrichteten. Er hatte all das gesehen, müsst ihr wissen, aber er war letztlich nicht dabei. Physisch anwesend, das wohl, aber es ist ein merklicher Unterschied, ob man nur einen Befehl anordnet oder aber ihn ausführt; die Waffe selbst schwingt, meinetwegen auch den Knopf drückt, oder eben nicht. Und er hatte es nicht getan – noch nicht!
Seine Wege führten ihn also durch winterigen Morast weiter und weiter zurück, ein Abstieg zum Pöbel dieser Blut-Armee, und er sah drein, als habe er etwas auf dem Weg verloren, dass es nun unbedingt wiederzufinden galt. Manche nehmen die falsche Abzweigung. An so etwas dachte er vielleicht, ich weiß es nicht. Er sah all das Elend, wie die Familien, die diesem Kriegstross üblicherweise nachzogen: abgemagerte Kinder als Boten und verzweifelte Frauen, die ihre Körper hingaben. Die Männer wiederum, die getötet hatten, blickten gleichmutig drein oder kauten so lange wie nur möglich auf ihrem Fleisch herum. Zelte hielten den einsetzenden, mürrischen Regen nur unzureichend ab. Und immer wieder gab es Routinetätigkeiten, die ständig von Offizieren – niederen als er es war – angeordnet werden mussten. Eine undankbare, doch immens wichtige Aufgabe, war das Vertreiben der Finsternis. Sie hatten Fackeln aufzustellen, damit die Dunkelheit nicht das Licht übermannte.
Mein Ahne war in diesen Momenten zuvorkommend. Ohne die Rüstung war er wohl, gehüllt in einen unauffälligen Überwurf. Deswegen hat ihn niemand bemerkt und deswegen stand er bei einem der Fackelträger am Rande des Lagers. Möglicherweise war es den Menschen aber auch egal, was er dort trieb.
Ich stelle mir vor, wie er in das Gespräch mit einem dieser Männer geriet. Nach einigem Hin und Her bemerkte dieser Fackelträger vielleicht, mit wem er es hier zu tun hatte. Die Quellen, aus denen ich dies rekonstruierte, zeugen schließlich von der Bekanntheit meines Ahnen. Unschuldig, bübisch, weiblich, zart: Das sind die Attribute, mit denen er beschrieben wurde, bevor er groß und kraftvoll sein sollte. Das muss auch dieser Mann gedacht haben. Oder aber, er war einfach redselig, weil er stetig in die Nacht starrte, hinüber zu den drohenden Felsen und mahnenden Wäldern. Da war es gut, Ängste teilen zu können, die ihn und andere heimsuchten. Die Oberen, die prügelten doch bei solch Aberglauben! Und doch teilten sie einen solchen.
So erzählte er meinem Ahnen vom Ghul. Ah, ihr habt vom Ghul gehört, nicht wahr? Aber besitzt ihr auch das Wissen über seine Herkunft? Nicht, dass es der Kenntnis bedürfte, die den Ghul in der arabischen Mythologie verortet, als androgynen Untoten mit grässlich verzerrter Fratze und langen Klauen, die ihn zum Graben in der Erde befähigen. Entscheidend ist wohl, dass der Ghul sich von den Toten ernährt – und zwar ganz besonders den frischen Toten! Der Ghul folgt dem verderblich-süßlichen Geruch der Gefallenen, die so zart und fein schmecken. Der Ghul ist der stumme, manchmal schmatzende und scharrende Beobachter des fahrenden Kriegervolks. Er lauert im Dunkel, er beobachtet uns, und er packt uns, wenn nötig! Tötet, aber tötet nicht zu viel, sodass ich nicht in Rage gerate – das, meine ich, wäre sein Rat an uns, wenn diese Bestie denn sprechen könnte.
In dieser oder ähnlicher Form muss mein Ahne vom vermuteten Begleiter in der Finsternis erfahren haben. Er mag dem Mann auf die Schulter geklopft haben, kameradschaftlich-verstehend. Immerhin wäre es seine Aufgabe als einer der Mächtigen gewesen, das Wolfsschafsherdenrudel – ja, so nenne ich es – zu führen. Ich bin allerdings nicht davon überzeugt. Wahrscheinlich hat er genauso hinaus in die Ferne geblickt und sich gefragt, ob das Geheul dieser und jener Tiere dort nicht etwas viel Schrecklicheres überdeckte. Wahrscheinlich ist er wieder zurückgeschlurft, über die Schulter blickend, immer wieder, um dann in der Nacht kein Auge zuzukriegen.
Bald zogen sie weiter und weiter, immer noch keinen passenden Ort für das Winterlager gefunden, weil überall nur die Verwesung wartete. Es mangelte an Nahrung, es mangelte an Versorgung, Hygiene, Verpflegung – das ist alles abzulesen aus entsprechenden historischen Dokumenten. Es mangelte wohl auch an Erfolgen. Manche, wie schließlich auch mein Ahne, sahen das Elend alsbald in dieser einen Sache begründet: Die Unersättlichkeit des Ghuls!
Ihre Toten hatten sie versucht nach guter Sitte zu beerdigen. Derlei sollte einen Ghul gewiss abhalten. Doch wenn sie zu nachlässig werden, und wenn sie auch die Körper ihrer getöteten Feinde nicht achten, kommt der Ghul auf den Geschmack. Hinzuaddiert seien die Sündhaften unter den Toten auf der eigenen Seite, und schon ist der Ghul äußert gefräßig – äußert, meine Freunde! Für jede Wut eines Erschlagenen wächst seine Kraft – jedenfalls glaubten sie das, und mittlerweile auch mein Ahne. Manche wimmerten vor möglichen Abkömmlingen des Ghuls höchstselbst. Dann wären es gleich mehrere dieser Monster, die dem Tross folgen sollten und Unglück über ihn brachten!
All dies war dem Kopf wie dem Hintern des Zuges wohlbekannt. Glaubt ihr aber auch nur einer wollte meinen Ahnen begleiten, als er insistierte, der Ghul müsse erschlagen werden? Nein, natürlich nicht! Man kann wohl nebeneinander kämpfen und füreinander Hiebe abfangen. Aber wagt man sich gemeinsam gegen das Dunkel? Nein, denn Furcht regiert! Es ist eine Furcht vor der eigenen Grausamkeit, um ein Unendliches potenziert, wie es die Fratze des Monsters zeigt! Das ist jedenfalls meine Theorie. Dass das Blutvergessen sowieso kein Ende nehmen wird. Was meint ihr?
Nun trug er seine Rüstung und sein Schwert mit Stolz. Tag und Nacht watete er über die Ebenen. Er fand die Spuren des Ghuls, doch bei Sonne würde er sich nicht zeigen, das wusste er bald, weshalb er auch des Nachts loszog, Fackeln aufstellend, und in jeder Stunde mehrerer Nächte einen weiteren Schritt aus ihrem Schein trat, hinein ins Dunkel.
Er war von seiner Sache überzeugt. Dass sein erster, durch die Waffe gebrachter Tod einen Untoten niedermachen sollte, empfand er bestimmt als eine heilige Prüfung und große Genugtuung – oder aber bösartige Ironie.
Als er den Ghul fand, war alles noch viel schrecklicher, als er es sich ausgemalt hatte. Er machte ihn in einer unscheinbaren Kuhle aus, dort, wo er, ohne je eine große Sache daraus gemacht zu haben, und ohne je wieder darüber nachzudenken, das bleiche Fleisch einer Vogtstochter platziert hatte. Vor vier Tagen war sie von einer Lanze durchbohrt worden. Sie war nur der Feind, also was galt es sie zu begraben, wenn sie den Tod selbst locken konnte und das Unheil bezwang? Ah, seht ihr die Widersprüchlichkeit?
Über ihr war seine bucklige, grünlich-grauliche Gestalt gebeugt. Lange Klauen bohrten sich in das Fleisch des Weibes. Mein Ahne, ein unerfahrener, aber gewissenhafter Mann, der seinen Platz finden wollte, forderte dieses Ding heraus, zu einem Duell zwischen Ehre und Widerlichkeit. Obwohl kein göttliches Gesetz es verlangte, klopfte er auf seinen Schild und zwang das Wesen aufzusehen.
Das war die Fratze des Ghuls: Monströs, wohl wahr, aber am Ende doch menschlich, allzu menschlich! Ein Monster, das in der straffen, wohlgenäherten Gesichtshaut seiner nicht unähnlich war.
Die Feiglinge hatten die widerlichen Laute aus der Dunkelheit vernommen und zu beten begonnen. Es war ein schneller Kampf, der Blut und Dreck meines Ahnen forderte. Die Klaue hatte seine so edel glitzernde Rüstung direkt über der Brust zerfetzt. Auch wankte er und schnaufte stark, als er zurück ins Licht trottete. In der rechten baumelte sein schwarzgallig tropfendes Schwert, in der linken der verunstaltete, die weißlich-stechendenden Augen verloren habende, nach mehreren Hieben abgetrennte Kopf des Ghuls. Und die Menge jubelte! Denn sie liebt das Blut.
Im Folgenden belohnte der König meinem Ahnen fürstlich. Dann wurde er zu dem, was seine Bestimmung war: Ein Krieger. Es heißt, das Blut des Ghuls habe ihn stark gemacht. Oder aber, Gott habe ihn belohnt, um nun für seine Sache zu streiten. Er wurde des Königs bester Kämpfer. Mit seinem Tun setzte endlich wieder der Erfolg der langwierigen Unternehmung ein. Weitere Jahre sollten folgen, doch irgendwann war der Kriegszug siegreich und konnte endlich aufgelöst werden. Nichts weniger als die Erfüllung, die wahre Erfüllung mit dem Schwert in der Hand, hat mein Ahne ihnen gebracht. Er hat gezeigt, dass es nötig ist in die Dunkelheit zu gehen. Jahre später starb er, durchbohrt von fünfundzwanzig Pfeilen.
Das, meine lieben Zuhörer, ist nur eine kleine Geschichte. Sie unterstreicht die Notwendigkeit von Willen, Mut und Überzeugung. Ich kann euch anführen, wenn ihr mit mir an diese finsteren Orte geht. Aus der Geschichte kann jeder lernen. Ich habe es getan, ich bin den Weg gegangen. Nun wartete die Feuerprobe. Unsere Feinde sind wie Ghule! Vertraut mir…

 

Deine Schreibweise kommt mir auf den ersten Blick unnötig antiquiert vor. Ich würde mir eine weniger gestochene Sprache wünschen, wenn ein Militär zu seinen Männern spricht.
Ahne, Ahne und nochmals Ahne! Überall mein Ahne!
Wird ein Wort zu oft benützt verliert es seine Bedeutung.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!


Ich habe ein Problem mit dieser Geschichte und werde versuchen zu erläutern warum. Am Schreibstil liegt es nicht, obwohl die eigentümliche Sprechweise des Offiziers recht künstlich wirkt und in wenigen Fällen gänzlich danaben scheint, aber das ist Nebensächliches.
Ich habe schließlich 80% der Geschichte gelesen, einschließlich des Endes, Übriges habe ich überflogen. Und damit habe ich das Gefühl, noch viel zu viel gelesen zu haben, denn Spannung hat mir die umständliche Sprache des Offiziers nicht vermitteln können, obwohl hier im Kern eine doch recht spannende Geschichte schlummert - und darin sehe ich die größte Schwäche Textes.
Das Format, in dem hier diese Geschichte in der Geschichte erzählt wird. Beziehungsweise: warum wird mir denn über diese Geschichte um den Ghoul nur von einem Dritten berichtet. Warum hast Du denn dieses Format gewählt? Würde mir hier ein Erzähler, der unmittelbar dabei ist, die Geschichte von der Armee und den sie verfolgenden Ghoul nahebringen, würde daraus schnell und unkompliziert eine spannende Geschichte. Doch so wird hier lediglich der einzig spannungstragende Teil der Geschichte wie nebensächlich heruntergerattert und schließlich sogar noch entwertet:

Das, meine lieben Zuhörer, ist nur eine kleine Geschichte.
Hier wird wieder auf den gegenwärtigen Handlungsstrang Bezug genommen, welcher ja streng genommen gar nicht existiert.
Wenn man darüber hinwegsehen könnte, erübrigt sich noch immer die Frage, was denn nun der gegenwärtige Handlungsstrang aussagen möchte:
Danke, dass ihr euch um dieses Lagerfeuer versammelt habt und mir euer Ohr leiht! Es ist nicht mehr lange, bevor wir die Waffen in unseren Händen benutzen werden, um diese Monster dort draußen zu töten. Daher also eine kleine Ansprache eures neuen Offiziers, nicht lange und auch nicht unnötig in die Länge gezogen. Ich weiß schließlich ob meines Rufs: Der reiche Sohn aus den höchsten Institutionen; nahe an der Macht, fern von allem Dreck!
Das, meine lieben Zuhörer, ist nur eine kleine Geschichte. Sie unterstreicht die Notwendigkeit von Willen, Mut und Überzeugung. Ich kann euch anführen, wenn ihr mit mir an diese finsteren Orte geht. Aus der Geschichte kann jeder lernen. Ich habe es getan, ich bin den Weg gegangen. Nun wartete die Feuerprobe. Unsere Feinde sind wie Ghule! Vertraut mir…
Daraus wird weder eine Handlung noch ein Mehrwert für die Geschichte ersichtlich. Mal davon abgesehen, dass diese Textstellen einfach nicht schön sind, wird hier keine Szene aufgebaut, keine Gegenwart geschaffen. Um Interesse zu wecken oder Spannung zu evozieren, ist das, euphemistisch ausgedrückt, zu wenig. Und damit schließt sich der Kreis wieder: die Geschichte, die der Offizier erzählt, hat für sich genommen einiges zu bieten, das magere Drumherum jedoch wirkt bestenfalls überflüssig, vllt eher wie Beihilfe zum Mord der eigentlichen Geschichte.
Und daher erschließt sich mir nicht, warum hier dieses Format gewählt wurde. Warum nicht die Geschichte um den Ghoul von einem Erzähler ausstaffieren lassen, der selbst dabei gewesen ist.

Ich habe Teile der Geschichte gerne gelesen und finde es schade, dass sie sich selbst im Wege steht. Du hast einen vernünftigen Schreibstil, ich bin mir sicher, Du könntest Dir zu mehr verhelfen.


MfG PutridPalace

 

Er ist mein Ahne und – das sage ich nicht ohne Stolz – ein Mann, der große Beinamen trug: …

Im Gegensatz zu meinen Vorrednern - insbesondere @Putrid Palace - hab ich gleich drei Probleme mit dieser Geschichte,

lieber Dohlenmann,

das erste ist schon im Eingangszitat, denn üblicherweise ahne ich, dass es das falsche Geschlecht ist, „mein Ahne … ein Mann ...“, denn nicht erst im nhd. ist „der Ahn“ der Vorfahr‘ und die „Ahne“
sein feminines Gegenstück und dieses Paar konnte durchaus schon die Generation vor der eigenen Elterngeneration sein – bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von ca. 30 Jahren (nach der heute noch die „Generation“ angesehen wird) in überwiegend schriftunkundigen Gesellschaften kann das auch gar nicht anders sein, selbst wenn der Ostorogothe Theoderich (der Dietrich von Bern der Sage), 75 Jahre alt wurde und unrühmlich am Dünnpfiffi – der Ruhr - statt heldenhaft – wie es die Sage berichtet – auf einem schwarzen Hengst in den Himmel einzureiten. Er kannte bestenfalls seinen Vater und den oströmischen Kaiser, dem er in jungen Jahren zur Geisel gegeben wurde (heißt nicht, dass er gegeißelt wurde, sondern dem Reich zu Sicherheit und Einhaltung des Friedens gegeben wurde und so in den Genuss römischer Erziehung kam - wahrscheinlich incl. Militärwesens).

Als nächstes fällt mir auf – antiquierte Sprache hin oder her – dass keine „hoveli(c)he“ Sprache trotz des hölichen Klanges des „Euch“ zu vernehmen ist, wie es Euer Majestät und auch jedem gleichrangigen Zuhörer gebührt, selbst wenn's heutige "euch" vertrauter klingt als ein "Sie" oder "Ihr", alles nah am Adhortativ ("passt auf euch auf", "wie geht es uns", berühmte Frage eines jeden Arztes an den Patienten, der korrekterweise antworten muss "wie's mir geht, weiß ich, aber uns?")

Aber eigentlich ist mir als erstes aufgefallen, dass ich bisher vergeblich auf eine Antwort auf den Beitrag vom April 2018 auf Deinen vorherigen Titel, den Heiligenschein, warte. Und der gefiel mir von Anfang an besser als dieses geschwätzige Werk.

Nix für ungut und schönen Restsonntag!

Friedel

Die Übersicht sollte man dann in der Kriegsführung auch nicht dem Zufall überlassen.

 

Danke für die Rückmeldungen!

@Eomin
Alles klar, du hast recht, das wichtige Wort ist zu oft vorhanden. Womit ließe sich das aber an den entsprechenden Stellen ersetzen? Also was für ein besseres Wort könnte man finden?

@Putrid Palace
Nach deiner Rückmeldung würde ich diese Rahmenhandlung jetzt wohl eher ausbauen.
Zur Frage, warum sie überhaupt da ist: Die Geschichte wurde für einen Wettbewerb geschrieben, indem es um ein Monster gehen sollte. Ich wollte aber nicht einfach eine Straight-Forward-Gruselgeschichte aus dem Handbuch erzählen. Meine Idee war, dass hier ein Offizier eine Geschichte erfindet, die ihn selbst in ein besseres Licht rückt. Dazu berichtet er von einem Vorfahren, um die eigenen militärischen Glanzleistungen zu betonen - obwohl er ja gar nicht gehandelt hat. Ich hatte diese Idee nach einer Beschäftigung mit Militärfamilien, die solche Narrative nicht selten haben: "Schon mein Großvater hat gekämpft..." Der Clou wären die Andeutungen dazu, dass der Offizier selbst nicht das feinste Anliegen hat und sich mithilfe so einer Geschichte größer macht als er ist.
All das aber, was ich jetzt erklärt habe, wollte ich aber eigentlich eher vermitteln - und eben nicht darlegen müssen. Das ist mir wohl nicht ganz gelungen.

@Friedrichard
Ok, danke für die Hinweise zum Ahn(en). Ich habe mir über diese Wortherkunft ehrlich gesagt keine sonderlichen Gedanken gemacht, sondern einfach eine Figur so daherreden lassen, wie sie meint, was Ahne ist.

Bei deinem zweiten Einwand stehe ich ehrlich gesagt gerade auf dem Schlauch. Da müsstest du noch einmal klarer werden. (Ich finde deine Beiträge immer sehr informativ, aber auch recht verkopft und weiß oft erst einmal nicht, wie ich sie einordnen soll.)

Zum Heiligenschein kann ich dir nur sagen, dass ich die Informationen dort aufgenommen habe und auch schon den Text überarbeitete und dort erst wieder posten wollte, wenn ich davon eine zweite Version bereitstellen kann, die der ersten nicht zu ähnlich ist. Das ist im Moment noch nicht der Fall. Ich habe es aber gelesen und die Sache dort aufgenommen, vielen Dank!
Mich wundert allerdings, dass du die vorliegende Geschichte "geschwätzig" findest, die andere aber nicht, von der es doch hieß, sie habe zu viel Ballast?

 

Oder aber, er war einfach redselig, ...

Hallo Dohlenmann,

Du schreibst bzgl. der älteren Geschichte

Zum Heiligenschein kann ich dir nur sagen, dass ich die Informationen dort aufgenommen habe und auch schon den Text überarbeitete und dort erst wieder posten wollte, wenn ich davon eine zweite Version bereitstellen kann, die der ersten nicht zu ähnlich ist. Das ist im Moment noch nicht der Fall. Ich habe es aber gelesen und die Sache dort aufgenommen, vielen Dank!

Das muss einer ja erst mal wissen, Schwamm drüber.

Aber ich muss mich auch selbst korrigieren, was den „Ahn“ betrifft. Duden und DWDS (das „Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache“) lassen neben der alten Trennung der Ahn/die Ahne inzwischen der/die „Ahne“ zu, wobei seit einiger Zeit die „Ahnin“ hinzugekommen ist.
Den Irrtum bitte ich zu entschuldigen.
Das kommt davon, wenn man meint, alles im Kopf zu haben.

Was Du nun mit dem zwoten Verweis meinst, ist mir nun wiederum nicht klar – die historische Erläuterung – dass man bestenfalls die Elterngeneration kannte – oder bzgl. der Höflichkeitsform oder die Anmerkung zu den Pronomen „euch/ihr“?

Wie dem auch sei, hier nun einige Anmerkungen – trotz der Nähe zu Rubriken, vor denen mich gruselt, aber wenn man Rushdie oder auch 1000 + eine Nacht gelesen hat, verkraftet man auch „Ghul“ und andere schaudrigen Dinge in den Köpfen und der Literatur.

Aber zum Text!

Danke, dass ihr euch um dieses Lagerfeuer versammelt habt und mir euer Ohr leiht! Es ist nicht mehr lange, bevor wir die Waffen in unseren Händen benutzen werden, um diese Monster dort draußen zu töten. Daher also eine kleine Ansprache eures neuen Offiziers, nicht lange und auch nicht unnötig in die Länge gezogen.
Der „Offizier“ ist aus dem frz. „officier“ (eigentlich ein Beamter) entlehnt und taucht im 16. Jh. im Deutschen auf und wird erst im 30jährigen Krieg gebräuchlich, was zeigt, dass die Höflichkeit des französischen Adels nicht erst mit Ludwig XIV. Einzug hielt in der „Höflichlichkeitsformen“ des Deutschen.

Ich weiß schließlich ob meines Rufs:
Am „ob“ (Präposition) wird man die Antiquiertheit festmachen können, wird es doch fast ausschließlich nur noch als Konjunktion gebraucht. Aber genau das ist dann eine Stelle, die mir gefällt und die Präposition wurde mit Sicherheit bis ins 19. Jh. häufiger als heute verwendet.

Die Geschichte, die ich erzählen will, handelt von einem Mann, der seinerzeit nicht viel älter war als ich es jetzt bin.
Nix falsch – aber halten Offiziere lange Vorträge? Zumindest der Appendix „es jetzt bin“ ist entbehrlich. Denn genau das behauptet ja die Negation („nicht älter als ich“) der vergleichenden Konjunktion.

Er ist mein Ahne und – das sage ich nicht ohne Stolz – ein Mann, der große Beinamen trug: …
oder auch hier
Immerhin wäre es seine Aufgabe als einer der Mächtigen gewesen, das Wolfsschafsherdenrudel – ja, so nenne ich es – zu führen.
Da haben wir das Geschwätzige in seiner selbst an höchster Stelle gepflegten Form, wie wir es aus dem öffentlichen Raum kennen …
Der Mond ist aufgegangen, meine Damen und Herren, und ich betone es ausdrücklich, am Himmel, wunderbar!, so ähnlich hat mal Dieter Hildebrandt die Sprache des scheinbar ewigen Kanzlers Kohl auf den Punkt gebracht, der sich zugleich nicht scheute, in die Rentenkasse zugunsten seiner Politik zu greifen.

Seine Wege führten ihn also durch winterigen Morast weiter und weiter zurück, …
„wintrig...“
..., die getötet hatten, blickten gleichmutig drein oder kauten so lange wie nur möglich auf ihrem Fleisch herum.
„Gleichmut“, Adjektivierung aber „gleichmütig“

Zelte hielten den einsetzenden, mürrischen Regen nur unzureichend ab.
Wann hätte je der Regen gemurrt? nicht der erste Verdacht auf Akute Adjektivitis ...

Sie hatten Fackeln aufzustellen, damit die Dunkelheit nicht das Licht übermannte.
Ein Offizier in der Gartenlaube im Gespräch mit Hedwig C.-M.

Ich stelle mir vor, wie er in das Gespräch mit einem dieser Männer geriet.
Heißt, dass „dieser“ eine Mann aus diesen Männern ein Selbstgespräch führte (der bestimmte Artikel behauptet ja, dass da schon gesprochen wird, der unbestimmte Artikel ließe ein Gespräch zwischen den beiden entstehen.)

Der Ghul ist der stumme, manchmal schmatzende und scharrende Beobachter des fahrenden Kriegervolks.
Warum nur der Krieger? An den alten Kriegszügen nahmen auch Marketender und allerelei anderes Volk teil, das sich Gewinn von dem Feldzug versprach. Prostituierte z. B.

Er lauert im Dunkel, …
„im Dunkeln“

All dies war dem Kopf wie dem Hintern des Zuges wohlbekannt.
Das gefällt mir, aber im Krieg ist auch deftigeres angesagt
Dass das Blutvergessen sowieso kein Ende nehmen wird.
¿Blutvergessen?

Tag und Nacht watete er über die Ebenen.
Stehn die Ebenen unter Wasser? Feuchtgebiete?
In der rechten baumelte sein schwarzgallig tropfendes Schwert, in der linken der verunstaltete, die weißlich-stechendenden Augen verloren habende, nach mehreren Hieben abgetrennte Kopf des Ghuls.
Die „Rechte“ wie die „Linke“ oder „rechte/linke Hand“
Die Steigerung von „stechenden“ wäre „stechendere“

Und nun schnappt die Fälle-Falle auch noch zu

Im Folgenden belohnte der König meinem Ahnen fürstlich.
Nichts weniger als die Erfüllung, die wahre Erfüllung mit dem Schwert in der Hand, hat mein Ahne ihnen gebracht. ...
Welche „wahre“ Erfüllung?

Er war von seiner Sache überzeugt. Dass sein erster, durch die Waffe gebrachter Tod einen Untoten niedermachen sollte, empfand er bestimmt als eine heilige Prüfung und große Genugtuung – oder aber bösartige Ironie.
Welche Ironie?

Wo schwätzet diese Offizier nicht?

Nix für ungut,

Friedel

 

Hallo Friedel,
danke für die Antworten, das meiste davon werde ich in den Text einbauen. Ansonsten:

Also, ich sagte nicht, dass dieser Offizier nicht geschwätzig wäre. Aber mir erscheint der Text weniger schwätzerisch als der vom Heiligenschein. Auch weil's kürzer ist.

Und warum magst du eigentlich keine bildliche Sprache? Natürlich murrt ein Regen nicht, aber ein Erzähler, wie dieser hier, kann ihn doch gut und gerne so empfinden. Mir ist das schon des Öfteren bei deinen Kommentaren aufgefallen, Friedel. Du scheinst solche Vergleiche nicht zu mögen. Was natürlich okay ist, aber mich würde, von Schreiber zu Schreiber, einfach interessieren, warum? Es gibt ja bspw. Schreiblehrer, die genau zu solchen Vergleichen raten um den Regen eben nicht ellenlang - und mit noch mehr Adjektiven - als grau, diesig, finster etc. zu schildern.

 

... warum magst du eigentlich keine bildliche Sprache? Natürlich murrt ein Regen nicht, aber ein Erzähler, wie dieser hier, kann ihn doch gut und gerne so empfinden. Mir ist das schon des Öfteren bei deinen Kommentaren aufgefallen, Friedel. Du scheinst solche Vergleiche nicht zu mögen. Was natürlich okay ist, aber mich würde, von Schreiber zu Schreiber, einfach interessieren, warum? Es gibt ja bspw. Schreiblehrer, die genau zu solchen Vergleichen raten um den Regen eben nicht ellenlang - und mit noch mehr Adjektiven - als grau, diesig, finster etc. zu schildern.

(Ich finde deine Beiträge immer sehr informativ, aber auch recht verkopft und weiß oft erst einmal nicht, wie ich sie einordnen soll.)

Lieber Dohlenmann,

jetzt wirstu wahrscheinlich überrascht sein, dass ich Raben-/Krähenvögel mag, und die Dohle zählt dazu. weil es gesellige Tiere sind und sehr viel an „Gesellschaftsregeln“ innerhalb der Verbände haben (das geht hinunter bis zum Paar, weil vor allem dem größten Rabenvogel, dem Kolkraben, nachgesagt wird, er halte die monogame Beziehung ein Lebenlang durch. Treue und Untreue ist also keine Erfindung von Primaten.

Und warum magst du eigentlich keine bildliche Sprache?
Weil sie i. D, R. geschwätzig ist und zu blumigen, kurz: kitschigen Bildern neigt und schnell in der Gartenlaube landet
Nicht jedes Adjektiv wird sich vermeiden lassen, aber dass „Regen“ nass und grau ist, sollt ein jeder wissen, selbst wenn einer farbenblind und/oder gefühlskalt ist. In längerer Prosa wird man blumig daherkommen können, aber je kürzer die Geschichte, desti mehr Ballast muss abgeworfen werden.

Außer Wolf Schneider sind mir alle Schreibratgeber ein Gräuel, ähnlich den Versprechern, ein Vermögen gewinnen zu können, indem man in ein Schneeballsytem einzahle. Placebos, manchmal klappte‘s auch da. Wobei ich selbstveständlich verstehe, wenn ein Ratgeber Erfolg zeigt bei einem Ratsuchenden, der seinen Regeln folgt.

Wirksamste Schreiblehrer sind zunächst, Welt-Literatur selbst zu lesen und sich durchzubeißen, so hab ich z. B. Mittelhochdeutsch gelernt (und auch gelegentlich hierorts angewandt) und wurde das Interesse an der Etymologie geweckt . Und vor allem, die Grammatik einigermaßen zu beherrschen ist Grundbedingung.
Noch wirksamer ist ein Schreibgruppe. Ich war in zweien (1974 ff. und 2006 ff.) in beiden geschah etwas seltsames.
In der ersten, die auch geschlossen in den Werkkreis Literatur der Arbeit eintrat und durch mein Verhalten geschlossen hinausgeworfen wurde, weil der Werkkreis ohne Nachfrage (und in der Folge Tantiemen nicht zahlte) Texte von uns veröffentlicht hatte, ohne uns zu fragen. Da kam mein Studium zur richtigen Zeit mal zur Anwendung ...
Wir bekamen Tantiemen nachgezahlt. Nix berauschendes – da waren die 500 DM auf die Hand für eine 1/2stündige Lesung in den Stadtwerken zu A. beim Treffen des VSNW schon was feines (verewigt und erweitert in den „Geschichten aus Beerde“). In der zwoten (in Niedersachsen) wurd ich von Anfang an gefragt, warum ich überhaupt dabei sei.

Ich hab dem größten Verweigerer klar machen können, dass es keine „Unkosten“ gibt, schon gar nicht für das, eben „Kosten“, was sie vorgeben. Kosten entstehen ohne Vorsilbe, die eher das Gegenteil erzwingen.

Und um auch aufs Kopfgesteuerte einzugehen - fast alle meine Stoffe neigen zu Historie und Satire: Gefühlsduselei in historischen Ereignissen hat nicht einmal ein Geschehen besser gemacht. Der Geschäftsmann Henri Dunant hat nicht geheult, sondern nach der Schlacht von Solferino den Grundstein zum Roten Kreuz gelegt, Albert Schweitzer hat neben all seinen Talenten Hand angelegt. Denkwürdig, dass ich so aus dem Kopf nur Schweizer nennen kann, die ja nunmal in der Finanzkrise 2008 ff. nicht gänzlich unbeteiligt waren.

Aber ich ufer aus, vllt. hab ich ein bisschen helten können.

Tschüss und bis bald

Friedel

 

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