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Die Krötenprinzessin
Die Krötenprinzessin
Es war einmal vor langer Zeit, in einem sehr kleinen und sehr feuchten
Königreich, irgendwo am anderen Ende der Welt!
Der König, eine alte Kröte, schlurfte mit Hängeschultern durch die Gänge
seines Schloßes. Seine Warzenhaut hing fast bis zum Boden und auch sein Gesicht war nicht mehr weit davon entfernt. Hätte man ohne sich zu bücken hinein blicken können, hätte man den Kummer bemerkt, der sich in seinem Gesicht widerspiegelte.
Eigentlich hatte er alles, was man sich als König hätte wünschen können. Aber
er besaß auch etwas, das er sich nicht wünschte! Und das war ein Problem.
Seine Tochter hatte sich noch nicht entschlossen zu heiraten! Und wie alle
Prinzessinnen in ihrem Alter wimmelte sie alle Prinzen ab, die ihr den Hof
machten!
Viele Prinzen aus allen Teilen der Erde waren gekommen, um bei ihm um die Hand seiner Tochter anzuhalten.
Doch sie ließ niemanden in ihre Gemächer. Dabei war sie doch die
schönste Krötenprinzessin aller Königreiche der Welt.
Ihr Vater wurde langsam unruhig. So viele Prinzen konnte es gar nicht mehr geben, also sprach er mit der Prinzessin. Er bettelte sie an, sich doch nun endlich für einen zu entscheiden. Doch die Prinzessin wollte einen Ehemann, der mindestens genauso betörend, genauso hübsch und genauso edel war wie sie selbst. Und so verging die Zeit.
Die Prinzessin verbrachte die Stunden damit, vor dem Spiegel ihr Haar zu kämmen und sich in ihren Kleidern zu bewundern.
Eines Tages jedoch hielt vor dem Schloß ein Kutsche. Sie hatte die Form eines Schwans, prächtig, weiß und edel.
Und aus dieser Kutsche stieg ein Prinz. Ein Prinz von so edler Herkunft, daß sich sogar die Sonne beschämt hinter einigen Wolken zurückzog.
Doch dadurch wurde es nicht ein Stückchen dunkler, ganz im Gegenteil. Der Prinz selbst schien soviel Licht auszustrahlen, daß die Bediensteten schützend ihre Hand vor die Augen hielten, um nicht geblendet zu werden.
Nur die Prinzessin, die inzwischen auf den Hof gekommen war, blickte ihm tief in die dunklen, fast schwarzen Augen. Ja, er war es. Er war der zukünftige König dieses Reiches und ihr zukünftiger Ehemann.
Sie ging auf ihn zu und nahm ihn in ihre Arme. Vorsichtig berührte sie mit ihren Händen seine Haut, die sich anfühlte wie der Flügel eines Schwanes...eines Schwanes, der über die blauen Wellen eines Sees dahin glitt, graziös und elegant...eines Schwanes mit tief schwarzen Augen...und wie sie funkelten...wie edel sie schauten...aber sie schauten an ihr vorbei...würdigten ihr nicht eines Blickes...und ehe sie ihre Tränen unterdrücken konnte, schwomm der Schwan auf den Wellen des Sees über sie hinweg und verschwand im dichten Schilf.
Und mit ihm verschwand auch das Schloß, die Bediensteten und der Prinz, samt Kutsche.
Weinend schwamm die Prinzessin an die Oberfläche des Sees und ans Ufer.
Sie betrachtete ihr Gesicht in den Spiegelungen des Wassers. Ja, sie war eine Prinzessin, aber sie war nicht hübsch. Ihre grüne Haut war schleimig nass und mit Warzen übersäät. Ihre riesigen Füße hatten Schwimmhäute und an ihren Fingern hatte sie klebrige Knubbel. Ihr Mund war riesig und ihre Zunge so lang, daß sie damit mühelos über ihre Glubschaugen lecken konnte. Sie war häßlich! Und da gab es einfach nichts zu beschönigen, sie war häßlich!
Weinend wandte sie ihren Blick ab und verschwand wieder im Wasser. Sie schwamm zurück ins Schloß, wo ihr Vater schon auf sie wartete.
„Du sollst doch nicht so weit hinausschwimmen. Hast du wieder mal den Schwan beobachtet? Hör auf damit, mein Kind. Du bist ein Frosch und du wirst es immer bleiben und nichts kann das ändern, auch deine ewigen Tagträumereien nicht!“
Die Prinzessin schaute ihren Vater an und brach wieder in Tränen aus.
„Niemand wird mich heiraten wollen, so wie ich aussehe! Niemand interessiert sich für mich und niemand wird mich je in den Arm nehmen und mich lieb haben!“
Der Krötenkönig ging auf sie zu und umarmte sie.
„Siehst du? Ich nehme dich in den Arm und ich habe dich lieb, so lieb wie ich Deine Mutter lieb habe.“
Die Prinzessin riß sich los. Dicke Tränen kullerten über ihr breites Maul.
„Aber das ist nicht das selbe! Das ist etwas ganz...“
Weinend hüpfte sie auf ihr Zimmer und donnerte die Tür ins Schloß.
Sie schmiß sich auf ihr Bett und heulte, so wie noch nie jemand zuvor geheult hatte. Sie heulte und schluchzte und schluchzte und heulte, bis ihr ganzes Kissen tränendurchnässt war.
Inzwischen stand der Mond hoch am Himmel und alle Tiere im See hatten sich schlafen gelegt.
Nein, so konnte das nicht weitergehen, dachte sich die Prinzessin. Wenn ich schon so häßlich bin, dann soll auch niemand mehr meinen Anblick ertragen müssen. Und so schlich sie sich leise aus dem Schloß und schwamm unbemerkt wieder an die Oberfläche des Sees zurück.
Ganz ruhig lag er da. Und offenbar schliefen nicht alle Tiere. Ein Schwarm Mücken kreiste über dem Wasser, das durch keine Welle bewegt wurde und im Wald hinter dem See schrie ein Uhu seine unheimlichen Rufe in die Nacht.
Die Prinzessin schwamm ans Ufer und kletterte aus dem Wasser. Als sie an einer Wiese angekommen war, die etwas höher lag als das Seeufer, schaute sie zurück. Der Wind strich über ihre traurigen Augen und trocknete die Tränen auf ihren Wangen.
Da lag er, der See, ganz friedlich und wunderschön. Das Licht des Mondes spiegelte sich silbrig im Wasser und die Stimmen ihrer Familie wurde durch den Wind bis in jede Ecke des Gewässers getragen. Das Gequake würde noch bis in die frühen Morgenstunden anhalten und erst dann nach und nach verstummen.
Wie oft hatte sie als kleiner Frosch da gesessen und diesen Stimmen gelauscht. Und wie oft hat sie sich dadurch in Traumwelten entführen lassen, die um soviel besser waren als die Wirklichkeit?
Ohne ein Ton zu sagen, verabschiedete sie sich von dem See und von dessen Bewohnern.
Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg. Auf den Weg in eine Welt, in der sie alleine war, eine Welt, wo sie häßlich sein durfte, ohne daß sie jemals von irgend jemanden angesehen werden mußte.
Sie hüpfte die ganze Nacht durch und den ganzen Tag. Sie hüpfte, bis sie vor Erschöpfung liegen blieb, und als sie sich ausgeruht hatte, hüpfte sie weiter.
Sie kannte nur noch ein einziges Ziel...die Einsamkeit!
Irgendwann kam sie an einem Bauernhof vorbei.
Ihre Großmutter hatte ihr als sie klein war davon erzählt, aber gesehen hatte sie noch keinen.
Und sie erinnerte sich an die Bewohner des Hofes, an Schweine, Kühe, Hühner und Hunde.
Die Prinzessin wurde neugierig und vergaß für einen kurzen Augenblick ihren Wunsch nach Einsamkeit. Noch nie hatte sie lebendige Schweine gesehen. Die kannte sie nur von Bildern aus dem Märchenbuch ihrer Großmutter.
Aber dann erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.
Vor einer großen Scheunentür lag ein schnurrendes Knäuel mit schwarzem Fell.
Sie kannte dieses Wesen nicht, also schlich sie sich vorsichtig heran.
Jetzt, aus der Nähe, erinnerte sie das Wesen an eine Erzählung, die sie mal gehört hatte.
Es war eine Katze, mit einem seidig schimmernden Fell. Sie leckte ihre Pfoten und strich damit über ihre spitzen Ohren und ihre Schnauze. Und danach leckte sie die vielen kleinen Fellknäule, die vor ihrem Bauch lagen.
Ein Fellknäuel versuchte sich der Zuneigung seiner Mutter zu entziehen und tapste ungeschickt davon, fiel jedoch schon bald auf die Seite und wurde von einer weiteren, größeren Katze gepackt und zurück getragen. Zärtlich leckte die Große die Köpfe der anderen, die sich das gerne gefallen ließen. Sie gehörten ganz offenbar zusammen und sie sahen so bildhübsch zusammen aus.
Ein Schmerz durchzuckte das Herz der Prinzessin. Sie erinnerte sich wieder daran, warum sie unterwegs war. Also stahl sie sich wieder vorsichtig davon.
Ihr Schicksal wird es sein, einsam in der Einöde zu leben, irgendwo, wo sie niemand finden wird.
Tief betrübt hüpfte sie weiter.
Es begann zu regnen. Nur ein paar Tropfen fielen vom Himmel und zerplatzten auf der Straße. Doch bevor sie aufschlugen, brach sich das Sonnenlicht in ihnen und ließ sie aussehen, wie Farbe! Farbe die frisch vom Regenbogen getropft war.
Die Prinzessin sah nach oben und tatsächlich war da ein Regenbogen, riesengroß und er schimmerte leuchtend bunt. Und das Regenwasser schien tatsächlich von ihm abzuperlen. Und immer mehr bunte Farbkleckse klatschten auf die Erde und immer strahlender schien die Sonne zu leuchten.
Ein kunterbunter Schmetterling, der noch bis eben auf einer Blume gesessen hatte, flatterte an der Prinzessin vorbei, um einen Unterschlupf zu suchen. Seine Flügel waren so zart und zerbrechlich, daß jeder weitere Wassertropfen sie hätte durchschlagen können.
Warum nur, war alles um sie herum so schön? Und warum hatte sie nichts von der Natur davon abbekommen?
Immer bunter wurden die Farbkleckse, immer wilder und lauter das Geräusch, wenn sie auf dem Boden zersprangen. Es prasselte und prasselte und zusammen mit den Geräuschen des Windes ergab es eine Melodie, wie sie schöner nicht sein konnte. Die ganze Natur schien dazu zu tanzen. Von überall kamen Tiere. Vögel ließen sich auf den Bäumen nieder, die Bienen erhoben sich von den Blumen in die Lüfte, die Ameisen auf dem Boden schienen wild durcheinander zu rennen.
Doch langsam zog sich die Sonne zurück und das Farbenspiel erlosch. Und schon nach kurzer Zeit war kein Tier mehr zu sehen, nur die Prinzessin saß noch immer da im seichten Regen. Schnell suchte auch sie unter einem nahen Rhababerblatt Unterschlupf.
Ein trübes Grau machte sich breit und ein heftiger Regenschauer setzte ein.
So traurig wie noch nie kauerte sie sich unter das Rhababerblatt. Sie war ganz alleine, von den Tieren war nichts mehr zu sehen. War ihr Aussehen Schuld daran? Hatten sich die anderen Tiere vor ihr geekelt? Ja, sie glaubte, daß es so war und es schmerzte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Regen wieder aufhörte und die Sonne wieder zum Vorschein kam.
Noch hatte die Prinzessin Kraft, um weiter zu hüpfen, also tat sie das auch.
Irgendwann sah sie vor sich eine breite Landstraße, die scheinbar nur aus Mulden zu bestehen schien, in denen sich Regenwasser gesammelt hatte. Und da kein einziger Windstoß den Boden berührte, bildete das Wasser eine spiegelnde Oberfläche. Und es spiegelte so sehr, daß die Prinzessin dachte direkt in den Himmel zu sehen. Doch jedesmal, wenn sie sich einer solchen Mulde näherte, sah sie plötzlich nicht mehr die Wolken, sondern sie sah sich, in all ihrer Häßlichkeit. Jeder weitere Hüpfer schmerzte, denn jedesmal sah sie die Wirklichkeit, die ihr so grausam vorkam. Aber wohin sie auch hüpfte, sie konnte ihren Spiegelbildern nicht entkommen. Sie waren da, überall um sie herum. Überall wurde sie von ihrem eigenen breiten Maul angegrinst. Überall wurde sie von ihren eigenen Glubschaugen angestarrt!
Wie durch einen Alptraum taumelte sie vorwärts,
Die Straße zog sich endlos hin. Aber sie mußte weiter gehen. Irgendwann würde sie schon zu Ende sein, irgendwann mußte sie zu Ende sein. Aber es war kein Ende in Sicht.
Schließlich blieb die Prinzessin erschöpft vor einer Pfütze liegen. Und sie starrte in ihr Gesicht, unfähig sich zu bewegen. Und sie sah sich an, stundenlang.
Langsam ging die Sonne unter, aber die Prinzessin war noch immer so erschöpft, daß sie sich nicht rühren konnte. Und dann passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Sie mußte lächeln. Nein, ihr war gar nicht zu Lächeln zumute, aber es kam einfach. Da lag sie, die eklige Kröte und sie konnte ihren Blick nicht von sich lassen. Es war ihr tatsächlich möglich gewesen, sich stundenlang anzusehen. Das war einfach ein Lächeln wert, aber es war nur von kurzer Dauer. Schnell war dieses kurze Gefühl der Freude wieder verschwunden. Langsam konnte sich die Prinzessin wieder bewegen und sie sah wieder dieses warzenübersääte, grüne Unding. Sie sah sich...so wie sie war!
Sie hüpfte weiter, aber nicht mehr auf der Landstraße. Statt dessen schlug sie sich querfeldein durch die Büsche, die den Weg säumten.
Die Gegend um sie herum veränderte sich. Die Straßen wurden spärlicher und der Untergrund sumpfiger. Immer seltener sah sie andere Tiere und immer seltener wurde sie mit deren Schönheit konfrontiert. Ganz langsam wich die Traurigkeit aus ihren Augen, nur in ihrem Herzen blieb sie. Dort hatte sie sich ganz tief, ganz fest eingenistet.
Sie hüpfte so lange, bis der Boden unter ihren Füßen so matschig war, daß sie bei jedem Sprung daran kleben blieb. Also watete sie weiter, ganz langsam. Es kostete sie viel Kraft, ihre Beine jedesmal aus dem Schlamm zu ziehen, der sie festhielt, als wolle er sie zum Aufgeben zwingen, aber die Prinzessin gab nicht auf. Sie kämpfte um jeden Schritt, um jeden Zentimeter, der sie vorwärts brachte!
Kleine Echsen rasten an ihr vorbei. Sie hatten die selbe schleimige Haut wie sie, vielleicht eine andere Farbe, aber doch hatten beide eine gewisse Ähnlichkeit. Ja, dachte die Prinzessin, hier bin ich auf dem richtigen Weg. Nicht nur die Gegend, auch die Tiere werden häßlicher.
Sie quälte sich weiter voran. Und wieder einmal näherte sich die Sonne langsam dem Horizont, der durch die sumpfige Moorlandschaft aus verrotteten Bäumen und Schlingpflanzen und dichtem Unterholz, nicht zu sehen war.
Und im Zwielicht des Sonnenuntergangs, blieb die Prinzessin plötzlich stehen. Direkt vor ihr saß das widerlichste, ekligste und absolut abstoßendste, was sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Eine dunkle, fette, schwarze, behaarte Spinne, die fast so groß war, wie sie selbst. Und mit tausenden Fassettenaugen starrte die Spinne sie an.
Die Prinzessin traute sich nicht, sich zu rühren. Das mußte sie auch gar nicht, denn dieses behaarte Unding kam von selbst auf sie zu. Langsam und vorsichtig setzte sie ihre acht Beine in Bewegung. Graziös, ganz ohne Frage, aber eklig.
Ein Schauer machte sich auf dem Rücken der Prinzessin breit und Panik stieg in ihr hoch. Was mochte die Spinne von ihr wollen? Würde sie gefressen werden? Unfähig sich zu bewegen blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Ihr Herz klopfte wie wild. Sollte das das Ende ihrer Reise sein? Der schwarze Schatten krabbelte näher.
Aber was war das? Die Spinne schien überhaupt kein Interesse an ihr zu haben. Sie ging einfach an ihr vorüber. Und die Krötenprinzessin bemerkte etwas, daß sie stutzig machte:
Im Licht der untergehenden Sonne, glänzte das schwarze Fell der Spinne ebenso schön, wie das schwarze Fell der Katzen, die sie auf dem Bauernhof gesehen hatte. Konnte etwas so Abstoßendes doch auch ein wenig schön sein?
Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, war die Spinne verschwunden.
Also watete die Prinzessin weiter durch den Morast.
Und immer wieder wuselten kleine Echsen an ihr vorbei. Nur, daß sie wesentlich schneller vorwärts kamen. Es sah irgendwie witzig aus, sie, das plumpe Etwas, und drum herum diese lustigen kleinen Wuseler. Die Prinzessin lächelte. Es war ihr nicht bewußt, daß sie lächelte, aber doch tat sie es. Und mit diesem Grinsen im Gesicht kam sie zu einem Wasserloch und ohne es eigentlich zu wollen, blickte sie hinein und sie sah...sich, einen lächelnden Frosch. Sie kippte ihren Kopf zur Seite und sah sich an. Eine kleine Libelle flog an ihr vorbei, drehte eine Schleife, kam zurück und setzte sich auf ihre Schnauze. Der schillernd bunte Schwanz wackelte hin und her.
Was war passiert? War dies hier ein Zauberwald? Wurde sie verhext? Sie konnte es sich nicht erklären, in diesem Moment wußte sie nur eins, so häßlich war sie gar nicht. Ganz im Gegenteil, dieses Lächeln war schön, so schön, daß sogar eine schüchterne Libelle davon angezogen wurde.
Ein Gefühl von unglaublicher Wärme breitete sich in ihr aus. Ein Gefühl von übersprudelnder Freude und hätte sie nicht im Schlamm festgesteckt, wäre sie vor Freude wohl gehüpft. Aber sie saß fest, so fest sogar, daß sie nicht in der Lage war, sich zu bewegen.
Und da steckte sie nun, stundenlang. Die Sonne war schon lange verschwunden...es war dunkel...und es war ihr egal. Sie war gar nicht so häßlich, wie sie immer dachte. Sie hatte ein schönes Lächeln und nur das allein zählte für sie in diesem Augenblick.
Und irgendwann ging dir Sonne wieder auf und die Prinzessin saß immer noch, bis zur Hüfte im Matsch.
Und sie würde noch heute da sitzen, wenn da nicht diese Kutsche gewesen wäre. Es war eine weiße Kutsche in Form eines Schwans. Eine weiße Kutsche mit einem silbrigen Glanz. Und sie hielt, direkt neben ihr.
Das Herz der Prinzessin begann wie verrückt zu schlagen. Sie wagte es kaum zu atmen, als die Tür aufging und der Prinz, dem diese prächtige Kutsche gehörte, ausstieg. Er war in einem roten Mantel gehüllt und streckte seine Hände nach ihr aus. An seinen Fingern hatte er klebrige Knubbel und seine grüne Haut, die von Warzen übersäät war, schimmerte in allen Farben des Regenbogens im Licht der aufgehenden Sonne! Er war so schön, so edel, so elegant. Schnell griff die Prinzessin nach der Hand, die er ihr noch immer entgegenstreckte und er sah ihr in die Augen. Ganz ruhig, tief und durchdringend.
Und er sah eine wunderschöne Froschdame, mit großen, klaren Augen und einem bezaubernden Lächeln.
Sie blickte zurück. Schwarze Augen, er hatte tief schwarze Augen. Und sie funkelten wie die Sterne der Nacht. Und seine Hand fühlte sich an wie ein See voller Daunenfedern. Mit einem kräftigen Ruck zog er die Prinzessin aus dem Schlamm und nahm sie mit in seine Kutsche. Sie redeten kein Wort, denn in diesem Augenblick war jedes Wort überflüssig.
Die Schwanenkutsche setzte sich in Bewegung.
Niemand weiß, wohin sie gefahren sind, aber egal was sie gemacht haben, sie haben es gemeinsam getan.
Erst viele Jahre später sind sie zum See der Prinzessin zurückgekehrt und lebten dort mit ihren tausend kleinen Kaulquappen glücklich und zufrieden, bis an ihr Lebensende...
Ende