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Die Krötenprinzessin

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15.08.2005
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Die Krötenprinzessin

Die Krötenprinzessin

Es war einmal vor langer Zeit, in einem sehr kleinen und sehr feuchten
Königreich, irgendwo am anderen Ende der Welt!
Der König, eine alte Kröte, schlurfte mit Hängeschultern durch die Gänge
seines Schloßes. Seine Warzenhaut hing fast bis zum Boden und auch sein Gesicht war nicht mehr weit davon entfernt. Hätte man ohne sich zu bücken hinein blicken können, hätte man den Kummer bemerkt, der sich in seinem Gesicht widerspiegelte.
Eigentlich hatte er alles, was man sich als König hätte wünschen können. Aber
er besaß auch etwas, das er sich nicht wünschte! Und das war ein Problem.
Seine Tochter hatte sich noch nicht entschlossen zu heiraten! Und wie alle
Prinzessinnen in ihrem Alter wimmelte sie alle Prinzen ab, die ihr den Hof
machten!
Viele Prinzen aus allen Teilen der Erde waren gekommen, um bei ihm um die Hand seiner Tochter anzuhalten.
Doch sie ließ niemanden in ihre Gemächer. Dabei war sie doch die
schönste Krötenprinzessin aller Königreiche der Welt.
Ihr Vater wurde langsam unruhig. So viele Prinzen konnte es gar nicht mehr geben, also sprach er mit der Prinzessin. Er bettelte sie an, sich doch nun endlich für einen zu entscheiden. Doch die Prinzessin wollte einen Ehemann, der mindestens genauso betörend, genauso hübsch und genauso edel war wie sie selbst. Und so verging die Zeit.
Die Prinzessin verbrachte die Stunden damit, vor dem Spiegel ihr Haar zu kämmen und sich in ihren Kleidern zu bewundern.
Eines Tages jedoch hielt vor dem Schloß ein Kutsche. Sie hatte die Form eines Schwans, prächtig, weiß und edel.
Und aus dieser Kutsche stieg ein Prinz. Ein Prinz von so edler Herkunft, daß sich sogar die Sonne beschämt hinter einigen Wolken zurückzog.
Doch dadurch wurde es nicht ein Stückchen dunkler, ganz im Gegenteil. Der Prinz selbst schien soviel Licht auszustrahlen, daß die Bediensteten schützend ihre Hand vor die Augen hielten, um nicht geblendet zu werden.
Nur die Prinzessin, die inzwischen auf den Hof gekommen war, blickte ihm tief in die dunklen, fast schwarzen Augen. Ja, er war es. Er war der zukünftige König dieses Reiches und ihr zukünftiger Ehemann.
Sie ging auf ihn zu und nahm ihn in ihre Arme. Vorsichtig berührte sie mit ihren Händen seine Haut, die sich anfühlte wie der Flügel eines Schwanes...eines Schwanes, der über die blauen Wellen eines Sees dahin glitt, graziös und elegant...eines Schwanes mit tief schwarzen Augen...und wie sie funkelten...wie edel sie schauten...aber sie schauten an ihr vorbei...würdigten ihr nicht eines Blickes...und ehe sie ihre Tränen unterdrücken konnte, schwomm der Schwan auf den Wellen des Sees über sie hinweg und verschwand im dichten Schilf.

Und mit ihm verschwand auch das Schloß, die Bediensteten und der Prinz, samt Kutsche.
Weinend schwamm die Prinzessin an die Oberfläche des Sees und ans Ufer.
Sie betrachtete ihr Gesicht in den Spiegelungen des Wassers. Ja, sie war eine Prinzessin, aber sie war nicht hübsch. Ihre grüne Haut war schleimig nass und mit Warzen übersäät. Ihre riesigen Füße hatten Schwimmhäute und an ihren Fingern hatte sie klebrige Knubbel. Ihr Mund war riesig und ihre Zunge so lang, daß sie damit mühelos über ihre Glubschaugen lecken konnte. Sie war häßlich! Und da gab es einfach nichts zu beschönigen, sie war häßlich!
Weinend wandte sie ihren Blick ab und verschwand wieder im Wasser. Sie schwamm zurück ins Schloß, wo ihr Vater schon auf sie wartete.
„Du sollst doch nicht so weit hinausschwimmen. Hast du wieder mal den Schwan beobachtet? Hör auf damit, mein Kind. Du bist ein Frosch und du wirst es immer bleiben und nichts kann das ändern, auch deine ewigen Tagträumereien nicht!“
Die Prinzessin schaute ihren Vater an und brach wieder in Tränen aus.
„Niemand wird mich heiraten wollen, so wie ich aussehe! Niemand interessiert sich für mich und niemand wird mich je in den Arm nehmen und mich lieb haben!“
Der Krötenkönig ging auf sie zu und umarmte sie.
„Siehst du? Ich nehme dich in den Arm und ich habe dich lieb, so lieb wie ich Deine Mutter lieb habe.“
Die Prinzessin riß sich los. Dicke Tränen kullerten über ihr breites Maul.
„Aber das ist nicht das selbe! Das ist etwas ganz...“
Weinend hüpfte sie auf ihr Zimmer und donnerte die Tür ins Schloß.
Sie schmiß sich auf ihr Bett und heulte, so wie noch nie jemand zuvor geheult hatte. Sie heulte und schluchzte und schluchzte und heulte, bis ihr ganzes Kissen tränendurchnässt war.
Inzwischen stand der Mond hoch am Himmel und alle Tiere im See hatten sich schlafen gelegt.
Nein, so konnte das nicht weitergehen, dachte sich die Prinzessin. Wenn ich schon so häßlich bin, dann soll auch niemand mehr meinen Anblick ertragen müssen. Und so schlich sie sich leise aus dem Schloß und schwamm unbemerkt wieder an die Oberfläche des Sees zurück.
Ganz ruhig lag er da. Und offenbar schliefen nicht alle Tiere. Ein Schwarm Mücken kreiste über dem Wasser, das durch keine Welle bewegt wurde und im Wald hinter dem See schrie ein Uhu seine unheimlichen Rufe in die Nacht.
Die Prinzessin schwamm ans Ufer und kletterte aus dem Wasser. Als sie an einer Wiese angekommen war, die etwas höher lag als das Seeufer, schaute sie zurück. Der Wind strich über ihre traurigen Augen und trocknete die Tränen auf ihren Wangen.
Da lag er, der See, ganz friedlich und wunderschön. Das Licht des Mondes spiegelte sich silbrig im Wasser und die Stimmen ihrer Familie wurde durch den Wind bis in jede Ecke des Gewässers getragen. Das Gequake würde noch bis in die frühen Morgenstunden anhalten und erst dann nach und nach verstummen.
Wie oft hatte sie als kleiner Frosch da gesessen und diesen Stimmen gelauscht. Und wie oft hat sie sich dadurch in Traumwelten entführen lassen, die um soviel besser waren als die Wirklichkeit?
Ohne ein Ton zu sagen, verabschiedete sie sich von dem See und von dessen Bewohnern.
Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg. Auf den Weg in eine Welt, in der sie alleine war, eine Welt, wo sie häßlich sein durfte, ohne daß sie jemals von irgend jemanden angesehen werden mußte.
Sie hüpfte die ganze Nacht durch und den ganzen Tag. Sie hüpfte, bis sie vor Erschöpfung liegen blieb, und als sie sich ausgeruht hatte, hüpfte sie weiter.
Sie kannte nur noch ein einziges Ziel...die Einsamkeit!
Irgendwann kam sie an einem Bauernhof vorbei.
Ihre Großmutter hatte ihr als sie klein war davon erzählt, aber gesehen hatte sie noch keinen.
Und sie erinnerte sich an die Bewohner des Hofes, an Schweine, Kühe, Hühner und Hunde.
Die Prinzessin wurde neugierig und vergaß für einen kurzen Augenblick ihren Wunsch nach Einsamkeit. Noch nie hatte sie lebendige Schweine gesehen. Die kannte sie nur von Bildern aus dem Märchenbuch ihrer Großmutter.
Aber dann erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.
Vor einer großen Scheunentür lag ein schnurrendes Knäuel mit schwarzem Fell.
Sie kannte dieses Wesen nicht, also schlich sie sich vorsichtig heran.
Jetzt, aus der Nähe, erinnerte sie das Wesen an eine Erzählung, die sie mal gehört hatte.
Es war eine Katze, mit einem seidig schimmernden Fell. Sie leckte ihre Pfoten und strich damit über ihre spitzen Ohren und ihre Schnauze. Und danach leckte sie die vielen kleinen Fellknäule, die vor ihrem Bauch lagen.
Ein Fellknäuel versuchte sich der Zuneigung seiner Mutter zu entziehen und tapste ungeschickt davon, fiel jedoch schon bald auf die Seite und wurde von einer weiteren, größeren Katze gepackt und zurück getragen. Zärtlich leckte die Große die Köpfe der anderen, die sich das gerne gefallen ließen. Sie gehörten ganz offenbar zusammen und sie sahen so bildhübsch zusammen aus.
Ein Schmerz durchzuckte das Herz der Prinzessin. Sie erinnerte sich wieder daran, warum sie unterwegs war. Also stahl sie sich wieder vorsichtig davon.
Ihr Schicksal wird es sein, einsam in der Einöde zu leben, irgendwo, wo sie niemand finden wird.
Tief betrübt hüpfte sie weiter.
Es begann zu regnen. Nur ein paar Tropfen fielen vom Himmel und zerplatzten auf der Straße. Doch bevor sie aufschlugen, brach sich das Sonnenlicht in ihnen und ließ sie aussehen, wie Farbe! Farbe die frisch vom Regenbogen getropft war.
Die Prinzessin sah nach oben und tatsächlich war da ein Regenbogen, riesengroß und er schimmerte leuchtend bunt. Und das Regenwasser schien tatsächlich von ihm abzuperlen. Und immer mehr bunte Farbkleckse klatschten auf die Erde und immer strahlender schien die Sonne zu leuchten.
Ein kunterbunter Schmetterling, der noch bis eben auf einer Blume gesessen hatte, flatterte an der Prinzessin vorbei, um einen Unterschlupf zu suchen. Seine Flügel waren so zart und zerbrechlich, daß jeder weitere Wassertropfen sie hätte durchschlagen können.
Warum nur, war alles um sie herum so schön? Und warum hatte sie nichts von der Natur davon abbekommen?
Immer bunter wurden die Farbkleckse, immer wilder und lauter das Geräusch, wenn sie auf dem Boden zersprangen. Es prasselte und prasselte und zusammen mit den Geräuschen des Windes ergab es eine Melodie, wie sie schöner nicht sein konnte. Die ganze Natur schien dazu zu tanzen. Von überall kamen Tiere. Vögel ließen sich auf den Bäumen nieder, die Bienen erhoben sich von den Blumen in die Lüfte, die Ameisen auf dem Boden schienen wild durcheinander zu rennen.
Doch langsam zog sich die Sonne zurück und das Farbenspiel erlosch. Und schon nach kurzer Zeit war kein Tier mehr zu sehen, nur die Prinzessin saß noch immer da im seichten Regen. Schnell suchte auch sie unter einem nahen Rhababerblatt Unterschlupf.
Ein trübes Grau machte sich breit und ein heftiger Regenschauer setzte ein.
So traurig wie noch nie kauerte sie sich unter das Rhababerblatt. Sie war ganz alleine, von den Tieren war nichts mehr zu sehen. War ihr Aussehen Schuld daran? Hatten sich die anderen Tiere vor ihr geekelt? Ja, sie glaubte, daß es so war und es schmerzte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Regen wieder aufhörte und die Sonne wieder zum Vorschein kam.
Noch hatte die Prinzessin Kraft, um weiter zu hüpfen, also tat sie das auch.
Irgendwann sah sie vor sich eine breite Landstraße, die scheinbar nur aus Mulden zu bestehen schien, in denen sich Regenwasser gesammelt hatte. Und da kein einziger Windstoß den Boden berührte, bildete das Wasser eine spiegelnde Oberfläche. Und es spiegelte so sehr, daß die Prinzessin dachte direkt in den Himmel zu sehen. Doch jedesmal, wenn sie sich einer solchen Mulde näherte, sah sie plötzlich nicht mehr die Wolken, sondern sie sah sich, in all ihrer Häßlichkeit. Jeder weitere Hüpfer schmerzte, denn jedesmal sah sie die Wirklichkeit, die ihr so grausam vorkam. Aber wohin sie auch hüpfte, sie konnte ihren Spiegelbildern nicht entkommen. Sie waren da, überall um sie herum. Überall wurde sie von ihrem eigenen breiten Maul angegrinst. Überall wurde sie von ihren eigenen Glubschaugen angestarrt!
Wie durch einen Alptraum taumelte sie vorwärts,
Die Straße zog sich endlos hin. Aber sie mußte weiter gehen. Irgendwann würde sie schon zu Ende sein, irgendwann mußte sie zu Ende sein. Aber es war kein Ende in Sicht.
Schließlich blieb die Prinzessin erschöpft vor einer Pfütze liegen. Und sie starrte in ihr Gesicht, unfähig sich zu bewegen. Und sie sah sich an, stundenlang.
Langsam ging die Sonne unter, aber die Prinzessin war noch immer so erschöpft, daß sie sich nicht rühren konnte. Und dann passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Sie mußte lächeln. Nein, ihr war gar nicht zu Lächeln zumute, aber es kam einfach. Da lag sie, die eklige Kröte und sie konnte ihren Blick nicht von sich lassen. Es war ihr tatsächlich möglich gewesen, sich stundenlang anzusehen. Das war einfach ein Lächeln wert, aber es war nur von kurzer Dauer. Schnell war dieses kurze Gefühl der Freude wieder verschwunden. Langsam konnte sich die Prinzessin wieder bewegen und sie sah wieder dieses warzenübersääte, grüne Unding. Sie sah sich...so wie sie war!
Sie hüpfte weiter, aber nicht mehr auf der Landstraße. Statt dessen schlug sie sich querfeldein durch die Büsche, die den Weg säumten.
Die Gegend um sie herum veränderte sich. Die Straßen wurden spärlicher und der Untergrund sumpfiger. Immer seltener sah sie andere Tiere und immer seltener wurde sie mit deren Schönheit konfrontiert. Ganz langsam wich die Traurigkeit aus ihren Augen, nur in ihrem Herzen blieb sie. Dort hatte sie sich ganz tief, ganz fest eingenistet.
Sie hüpfte so lange, bis der Boden unter ihren Füßen so matschig war, daß sie bei jedem Sprung daran kleben blieb. Also watete sie weiter, ganz langsam. Es kostete sie viel Kraft, ihre Beine jedesmal aus dem Schlamm zu ziehen, der sie festhielt, als wolle er sie zum Aufgeben zwingen, aber die Prinzessin gab nicht auf. Sie kämpfte um jeden Schritt, um jeden Zentimeter, der sie vorwärts brachte!
Kleine Echsen rasten an ihr vorbei. Sie hatten die selbe schleimige Haut wie sie, vielleicht eine andere Farbe, aber doch hatten beide eine gewisse Ähnlichkeit. Ja, dachte die Prinzessin, hier bin ich auf dem richtigen Weg. Nicht nur die Gegend, auch die Tiere werden häßlicher.
Sie quälte sich weiter voran. Und wieder einmal näherte sich die Sonne langsam dem Horizont, der durch die sumpfige Moorlandschaft aus verrotteten Bäumen und Schlingpflanzen und dichtem Unterholz, nicht zu sehen war.
Und im Zwielicht des Sonnenuntergangs, blieb die Prinzessin plötzlich stehen. Direkt vor ihr saß das widerlichste, ekligste und absolut abstoßendste, was sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Eine dunkle, fette, schwarze, behaarte Spinne, die fast so groß war, wie sie selbst. Und mit tausenden Fassettenaugen starrte die Spinne sie an.
Die Prinzessin traute sich nicht, sich zu rühren. Das mußte sie auch gar nicht, denn dieses behaarte Unding kam von selbst auf sie zu. Langsam und vorsichtig setzte sie ihre acht Beine in Bewegung. Graziös, ganz ohne Frage, aber eklig.
Ein Schauer machte sich auf dem Rücken der Prinzessin breit und Panik stieg in ihr hoch. Was mochte die Spinne von ihr wollen? Würde sie gefressen werden? Unfähig sich zu bewegen blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Ihr Herz klopfte wie wild. Sollte das das Ende ihrer Reise sein? Der schwarze Schatten krabbelte näher.
Aber was war das? Die Spinne schien überhaupt kein Interesse an ihr zu haben. Sie ging einfach an ihr vorüber. Und die Krötenprinzessin bemerkte etwas, daß sie stutzig machte:
Im Licht der untergehenden Sonne, glänzte das schwarze Fell der Spinne ebenso schön, wie das schwarze Fell der Katzen, die sie auf dem Bauernhof gesehen hatte. Konnte etwas so Abstoßendes doch auch ein wenig schön sein?
Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, war die Spinne verschwunden.
Also watete die Prinzessin weiter durch den Morast.
Und immer wieder wuselten kleine Echsen an ihr vorbei. Nur, daß sie wesentlich schneller vorwärts kamen. Es sah irgendwie witzig aus, sie, das plumpe Etwas, und drum herum diese lustigen kleinen Wuseler. Die Prinzessin lächelte. Es war ihr nicht bewußt, daß sie lächelte, aber doch tat sie es. Und mit diesem Grinsen im Gesicht kam sie zu einem Wasserloch und ohne es eigentlich zu wollen, blickte sie hinein und sie sah...sich, einen lächelnden Frosch. Sie kippte ihren Kopf zur Seite und sah sich an. Eine kleine Libelle flog an ihr vorbei, drehte eine Schleife, kam zurück und setzte sich auf ihre Schnauze. Der schillernd bunte Schwanz wackelte hin und her.
Was war passiert? War dies hier ein Zauberwald? Wurde sie verhext? Sie konnte es sich nicht erklären, in diesem Moment wußte sie nur eins, so häßlich war sie gar nicht. Ganz im Gegenteil, dieses Lächeln war schön, so schön, daß sogar eine schüchterne Libelle davon angezogen wurde.
Ein Gefühl von unglaublicher Wärme breitete sich in ihr aus. Ein Gefühl von übersprudelnder Freude und hätte sie nicht im Schlamm festgesteckt, wäre sie vor Freude wohl gehüpft. Aber sie saß fest, so fest sogar, daß sie nicht in der Lage war, sich zu bewegen.
Und da steckte sie nun, stundenlang. Die Sonne war schon lange verschwunden...es war dunkel...und es war ihr egal. Sie war gar nicht so häßlich, wie sie immer dachte. Sie hatte ein schönes Lächeln und nur das allein zählte für sie in diesem Augenblick.
Und irgendwann ging dir Sonne wieder auf und die Prinzessin saß immer noch, bis zur Hüfte im Matsch.
Und sie würde noch heute da sitzen, wenn da nicht diese Kutsche gewesen wäre. Es war eine weiße Kutsche in Form eines Schwans. Eine weiße Kutsche mit einem silbrigen Glanz. Und sie hielt, direkt neben ihr.
Das Herz der Prinzessin begann wie verrückt zu schlagen. Sie wagte es kaum zu atmen, als die Tür aufging und der Prinz, dem diese prächtige Kutsche gehörte, ausstieg. Er war in einem roten Mantel gehüllt und streckte seine Hände nach ihr aus. An seinen Fingern hatte er klebrige Knubbel und seine grüne Haut, die von Warzen übersäät war, schimmerte in allen Farben des Regenbogens im Licht der aufgehenden Sonne! Er war so schön, so edel, so elegant. Schnell griff die Prinzessin nach der Hand, die er ihr noch immer entgegenstreckte und er sah ihr in die Augen. Ganz ruhig, tief und durchdringend.
Und er sah eine wunderschöne Froschdame, mit großen, klaren Augen und einem bezaubernden Lächeln.
Sie blickte zurück. Schwarze Augen, er hatte tief schwarze Augen. Und sie funkelten wie die Sterne der Nacht. Und seine Hand fühlte sich an wie ein See voller Daunenfedern. Mit einem kräftigen Ruck zog er die Prinzessin aus dem Schlamm und nahm sie mit in seine Kutsche. Sie redeten kein Wort, denn in diesem Augenblick war jedes Wort überflüssig.
Die Schwanenkutsche setzte sich in Bewegung.
Niemand weiß, wohin sie gefahren sind, aber egal was sie gemacht haben, sie haben es gemeinsam getan.
Erst viele Jahre später sind sie zum See der Prinzessin zurückgekehrt und lebten dort mit ihren tausend kleinen Kaulquappen glücklich und zufrieden, bis an ihr Lebensende...

Ende​

 

hallo s.-i.h.

die idee deiner geschichte hat mir ganz gut gefallen - die häßliche kröte merkt, dass schönheit im leben nicht alles ist und vor allem, dass schönheit subjektiv ist, dass jeder, so, wie er ist, einen partner und sein glück finden kann. auch die idee, mal ein anderes tier zu nehmen, ein richtig ekliges sogar, fand ich gut.

allerdings hast du es meiner meinung nach mit der beschreibung der häßlichkeit ganz schön übertrieben - meinst du nicht, dass kinder sich irgendwann einfach nur noch ekeln? (ging mir am anfang so) ich glaube, das muss man nicht so sehr ausbreiten, man versteht schon am anfang, dass die kröte mit ihrer schleimigen haut und den warzen häßlich ist. überhaupt war mir deine geschichte zu sehr in die länge gezogen. du könntest getrost ganze passagen des selbstmitleids deiner kröte streichen, das würde der geschichte guttun, denke ich. einmal, weil man recht schnell kapiert, wie traurig sie ist, es ist also einfach unnötig, dass immer wieder zu wiederholen. und vor allem, weil die geschichte meiner meinung nach viel zu lang ist.

ein paar sachen zum stil:

aber sie schauten an ihr vorbei...würdigten ihr nicht einen Blick...

würdigten sie keines Blickes

Sie schmiß sich auf ihr Bett

"warf sich auf ihr Bett" fände ich besser

Und danach beleckte sie die vielen kleinen Fellknäule,

heisst es nicht "Fellknäuel"? bin mir aber nicht sicher

Wieviel konnte ihr kleines Herz noch ertragen?

den satz finde ich ein bisschen zu dick aufgetragen für eine kindergeschichte.

Fast der Bewußtlosigkeit nahe, taumelte sie vorwärts. Wie durch einen Alptraum quälte sie sich voran, ein Alptraum, dem man nicht entkommen konnte, denn dieser Traum war schreckliche Realität.

auch hier finde ich, der satz passt nicht in eine kindergeschichte, besonders die worte "bewusstlosigkeit" und "realität".

Sie sah so abgrundtief fies aus, aber dennoch war es ihr möglich, sich stundenlang anzusehen, ohne sich auch nur einmal übergeben zu müssen.

hier habe ich mich ehrlichh gesagt gefragt, ob du irgendwie ironisch oder so sein willst. "abgrundtief fies"??? wenn du deine geschichte für kleine kinder schreibst - ich weiss nicht, ob die das verstehen.

Kleine Echsen rasten an ihr vorbei.

rannten

Und immer wieder wuselten kleine Echsen zwischen ihren Beinen hindurch

die echsen wuseln zwischen den beinen des frosches? hochbeine??

Wie zum Teufel machten die das?

redet - bzw. denkt so eine prinzessin?

insgesamt - wenn du deine geschichte auf sagen wir die hälfte kürzt, gefällt sie mir gut!!

gruss,

sonnenblume

 

Hallo Sonnenblume (eine solche habe ich übrigens unlängst vor meinem Fenster verdursten lassen. Aber das war wirklich nicht meine Schuld, glaub' mir das!! Bei den Blumen kommt man mit dem Wasser einfach nicht hinterher!),

zunächst: Danke, daß Du das Märchen gelesen und kritisiert hast!

Thema "Ekelfaktor"

na, wer wird denn so empfindlich sein? So ein paar Warzen und das bißchen Schleim...das ist doch noch nicht eklig ;)
Hast Du schon mal ein verstopftes Klo mit bloßen Händen frei geschaufelt? DAS ist eklig!
Nein im Ernst, glaubst Du wirklich, daß sich Kinder so schnell ekeln? Und wenn es so ist, ist es dann schlecht? Ich habe mich immer ganz gerne geekel. Gut, ich hab auch keine Probleme mit Herpes oder so, aber ist es wirklich so schlimm, daß man sich abwendet? Denn das sollte man nicht! Aber im Grunde beschreibe ich doch nur eine Kröte, indem ich die unschönen Dinge hervorhebe.

Ich finde es schade, daß Du intensive Wörter wie "rasen" und "schmeissen" durch abgeschwächte Wörter wie "rennen" und "werfen" ersetzen willst. Zumal in diesen Fällen falsche Assoziationen geweckt werden. Ich "werfe" einen Ball, aber ich "schmeisse" mich ins Bett. Wenn ich mich ins Bett "werfe", könnte ich wohl aufgrund meines Hexenschußes nicht mehr aufstehen. Ich hoffe Du verstehst, was ich sagen möchte...?

Wo ich Dir Recht gebe, sind einige Sätze, die so tatsächlich nicht sehr Kindgerecht sind. Die werde ich mir nochmals vorknöpfen. Danke für den Hinweis!
Auch was das Selbstmitleid betrifft, hast Du wahrscheinlich recht, etwas weniger tut es wohl auch!

Die Länge der Geschichte finde ich persönlich nicht unbedingt übertrieben.
Ich glaube es würde überhastet und unglaubwürdig wirken, wenn ich Passagen weglassen würde.
Die Prinzessin muß eine Wandlung durchmachen und so etwas geht halt nicht ruckzuck.
Dennoch kann man sicherlich hier und da den Rotstift ansetzen und etwas kürzen. Die Vögel könnte man z.B. weglassen, denke ich.
Sehen das andere ähnlich?

Sie sah so abgrundtief fies aus, aber dennoch war es ihr möglich, sich stundenlang anzusehen, ohne sich auch nur einmal übergeben zu müssen.

Ja, das ist ein kleiner Anflug von Ironie. Und ein wichtiger Schritt für die kleine Kröte in die richtige Richtung!


Das Märchen ist übrigens fast auf den Tag genau vier Jahre alt. Geschrieben habe ich sie meiner damaligen Freundin und damit hat sie eigentlich ihren Zweck bereits erfüllt (also die Geschichte, nicht die Freundin!) :)

Also danke nochmal für Deine Mühe!!!
Ich würde aber gerne noch andere Meinungen hören, um die Geschichte voran zu treiben!

LG,

S.-I.H.

 

hallo s.-i.h.

ich finde "intensive" wörter nicht schlecht, aber in dem zusammenhang fand ich sie nicht passend. ist aber vielleicht nur geschmacksache.

nun würde mich ja der zweck interessieren, den du mit der geschichte verfolgt hast. ;)

keine bange, es kommen sicher noch ein paar kritiken (wenn nicht, kann es helfen, die geschichten anderer leute zu lesen und zu kritisieren).

gruss,

s.

 

Hi Sonnenblume,

ich werde Deinen Rat gleich beherzigen und selbst kritisieren was das Zeug hält :D

Hm, der Zweck der Geschichte...na ich überlass das mal Deiner Phantasie ;)
Damit aber kein falscher Verdacht entsteht, möchte ich kurz klarstellen, daß sie NICHT wie eine Kröte aussah!!! Ich will mir ja nichts nachsagen lassen ;)

LG,
S.-I.H.

 

Hallo S.-I.H.,

die Idee der Geschichte ist gut. Eine Kröte, die mit ihrer Hässlichkeit nicht umgehen kann. Erst als sie sich damit abfindet und sogar ein Lächeln zustande bringt, geschieht das Wunder: Sie wird geliebt.
Was ein Lächeln alles fertigbringt?

Nur der Geschichte fehlt eine gewisse Spannung. Sie liest sich etwas langatmig. Wahrscheinlich sind daran die ständigen Wiederholungen Schuld. Du schreibst über eine Sache und greifst dieselben Worte im nächsten Satz wieder auf. Besser verständlich vielleicht an einem Beispiel:

Sie hüpfte die ganze Nacht durch und den ganzen Tag. Sie hüpfte, bis sie vor Erschöpfung liegen blieb, und als sie sich ausgeruht hatte, hüpfte sie weiter.
Sie kannte nur noch ein einziges Ziel...die Einsamkeit!

Das Gleiche gilt auch für Wortwiederholungen. (Hier zwei Beispiele)

Die Straße zog sich endlos hin. Aber sie mußte weiter gehen. Irgendwann würde sie schon zu Ende sein, irgendwann mußte sie zu Ende sein. Aber es war kein Ende in Sicht.

Aber noch war sie nicht an ihrem Ziel, noch konnte sie nicht stehen bleiben, also hüpfte sie und hüpfte sie. Sie hüpfte so lange, bis der Boden unter ihren Füßen so matschig war, daß sie bei jedem Sprung daran kleben blieb.

Die Szenen mit der Katze und den Vögeln würde ich straffen oder wie du selbst schon vorgeschlagen hast, die Vogelszene weglassen und die Mutterliebe vielleicht gleich bei den Katzenjungen mit einbauen.

Sehr ausschweifend wirst du hier:

Irgendwann sah sie vor sich eine breite Landstraße, ..... denn dieser Traum war schreckliche Realität.

Vielleicht:
Irgendwann sah sie vor sich eine breite Landstraße voller Löcher, in denen sich Regenwasser gesammelt hatte. Da sich kein Lüftchen bewegte, bildeten die Oberflächen Spiegel, die die ganze Hässlichkeit der Kröte in jedem Wasserloch zurückwarfen. Ihr breites grinsendes Maul, ihre eigenen Glubschaugen. Alles in allem, das hässlichste Wesen auf Erden.

Ich muss noch einmal zum Anfang der Geschichte zurückkommen. Hier wird mir nicht deutlich genug, wann die Prinzessin beginnt zu träumen. Erst durch die Bemerkung, dass sie zum Schloss und ihrem Vater zurückkehrt, kam ich darauf, dass hier etwas nicht stimmen kann. Als der Vater ihre Tagträume anspricht, fiel der Groschen bei mir. Aber das finde ich trotzdem etwas verwirrend.

Dann schreibst du am Beginn, dass sich die Prinzessin für besonders schön hält und nur einen Prinzen akzeptiert, der genauso schön, oder noch schöner ist als sie. Dann schwimmt sie zu ihrem Vater zurück und ist plötzlich von ihrer Hässlichkeit so überzeugt, dass sie in Selbstmitleid versinkt. Soll das nur daran liegen, dass der geträumte Prinz sie nicht angesehen hat?
Ich glaube, hier bedarf es Aufklärung, oder ich stehe auf dem Schlauch.

Zusammenfassend bedarf es mE einer starken Straffung des Textes, wodurch trotzdem noch alle Punkte beibehalten werden können. (Manche Absätze können durchaus in ein oder zwei Sätze gepackt werden.)

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bambu,

die Langatmigkeit, die Du erwähnst werde ich auf jeden Fall mal in Angriff nehmen. Das hatte ich ja oben schon mal geschrieben.

Was die Wiederholungen betrifft, so handelt es sich nicht um "klassische" Wiederholungen.
Wenn ich so etwas Schreibe, dann Beschreibe ich damit eine Steigerung, oder ich zähle etwas auf, oder (wie in diesem Fall) hebe ich die Monotonie hervor, die für den Wandel der Figur wichtig ist!
Vieleicht relativiert es sich, wenn ich die Geschichte etwas gestrafft habe.

Was mir mehr Sorgen macht ist, daß Du den Anfang nicht verstanden hast!

Die Prinzessin macht das, was viele junge Mädchen tun, sie träumt von ihrem Prinzen. Und natürlich ist sie dabei schön, hey es ist ein Traum.
Umso härter ist für sie die Wirklichkeit.
Aber ist das tatsächlich so schwierig zu verstehen? Wenn es so ist, muß es auf jeden Fall geändert werden!

Danke bis hierher für Deine Kritik!

LG,
S.-I.H.

 

Hallo S.-I.H.,

vielleicht bin ich mit einer falschen Vorstellung an die Geschichte herangegangen. In den meisten Märchen geht es ja um Prinzessinnen, die wunderschön sind und ihren ebenfalls wunderschönen Märchenprinzen suchen.
Dass das erste nur ein Traum war, ist für mich wohl eine Enttäuschung gewesen und deshalb habe ich es vielleicht als verwirrend empfunden.

Also, lass es erst mal so. Vielleicht schreibt ein anderer Kritiker noch etwas zu dem Anfang. Meine Kritik soll deshalb nicht bedeuten, dass du da etwas Falsches geschrieben hast.

Ein Tipp: Wenn es andere auch so empfinden wie ich, wäre eine Kursivschreibung für den Traum vielleicht nicht schlecht.

Schönes Wochenende wünscht
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo S.-I.H.,

Kann mich in weiten Teilen nur meinen Vorrednern anschließen. Idee gut, Ausführung etwas langatmig. Da Du das eh noch einmal in Angriff nehmen willst, mecker ich auch garnicht, sondern bin darauf gespannt. Zum Thema Wiederholungen wollte ich noch sagen: sind mir auch aufgefallen. Und selbst wenn Du sie beabsichtigt hast, damit steigern willst, Monotonie hervorheben willst - ich habe sie ebenfalls als störend empfunden. Es gibt stilistisch viele andere Wege, etwas auszudrücken, ich denke, dass es sehr schwer ist, dies durch ein "Stilimittel" zu tun, das vielen Autoren negativ sehr zusetzt. Dazu muss man vermutlich schon sehr viel Erfahrung haben und gut schreiben können, dass es nicht negativ ausgelegt wird, sondern dem Text guttut. (Ich selbst vermeide die Dinger wo es geht, da es sich bei mir mit Sicherheit auch nicht gut macht!)
Zum Anfang: Auch ich war etwas überrascht. Denn dass sich Tagträume so sehr zur Wiklichkeit machen, und das dann in einer Sekunde so zerplatzt ... naja.

schöne Grüße,
Anne

 

Hallo Anne (Maus darf ich nicht sagen, sonst bekomm' ich vin hinten einen drüber ;) ),

was die Wiederholungen betrifft liegt das Problem wohl eher daran, daß es sich um eine Geschichte für Kinder handelt.
In der Regel schreibe ich für Erwachsene (zur Zeit vor allem Drehbücher).
Ihr seid die ersten, die es als störend empfinden, das gibt mir zu Denken. Das fiel bisher nichteinmal meinen bisherigen Lektoren auf ;)

Die Altersgruppe, die ich mit einem kommenden Projekt ansprechen möchte wird bei 10 - 15 liegen. Ich hoffe mal, daß ich bis dahin etwas mehr Übung in Sachen Kindergeschichten bekomme, denn die Sache wird etwas komplizierter...

@bambu die Idee mit der Kursivschrift könnte da tatsächlich Abhilfe schaffen!

LG,
S.-I.H.

 

So, hab das Märchen mal etwas überarbeitet und gekürzt.

LG,

S.-I.H.

 

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