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Die Korpulente

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04.12.2001
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Die Korpulente

Die Korpulente

Frau Giezendanger, Elsi Giezendanger ist 74 Jahre alt. Sie haust – seit Menschengedenken - in einem schmucken schweizerischen Weindorf . Frau Giezendanger ist korpulent, fett, und fast unanständig feiss. Sagt sie. Sie lacht gerne, die Frau Giezendanger – derb - kräftig – zumeist. Mögen tut sie mich, die Frau Giezendanger. Ich sei – sagt sie – gewiss ein guter Mensch. Und dass, sie mich nehmen täte, wenn sie nochmals 20 sein würde. Die über 50 Ehejahre mit ihrem Mann - dem Eisenbahner Erich - sei die tiefste und schwärzeste Hölle gewesen. Sie sei als Lustobjekt, Gebärmaschine, Putzfrau und Dienstmädchen gerade recht gewesen. Auch habe sie ihn, mehrfach die Woche oral verwöhnen müssen. Tiefer Ekel und stetiger, übler Brechreiz sei die Folge gewesen. Da habe sie mit der Fresserei begonnen. Völlerei betrieben so zu sagen. Da sie schon in ihrer Jungmädchenzeit dicklich und gut genährt gewesen sei, habe sie unweigerlich zugenommen wie ein Alpschwein. Bewusst habe sie das gemacht. Schliesslich habe er sie nicht mehr begehrt, was sie sich erhofft, und erwünscht habe. Die Rechnung - für sie - sei also aufgegangen. Nur noch selten habe sie ihm in der Folge Einen Blasen müssen. Dies zumeist, wenn er stockbesoffen war, und, drohte sie zu schlagen. Dass, er dann aber den halben Zahltag in die Freudenhäuser getragen habe – mit dem habe sie nicht gerechnet. Und so sei sie wohl schlussendlich doch die Dumme gewesen. Jeder Versuch später wieder abzunehmen sei gescheitert. Dass, sie in der Folge ihren Körper – zumeist im Sommer – einem Alpknecht zu schenken vermochte, bereue sie nicht. Der sei ausgehungert gewesen, und den habe sie beglückt. Und er sie. Zum ersten Male habe sie da auch einen Orgasmus gehabt. Das Gute an der Sache sei, dass sie sich jetzt als Siegerin fühle. Ihr Mann habe da wohl ganz schön Zweiter gemacht. Jetzt lacht sie wieder, Frau Giezendanger.
Es ist heimelig – Holzofenwarm, in der stattlichen Gaststube des „ Schwanen“ , in eben diesem Weindorf. Die rechte Hand der Frau Giezendanger greift unentwegt in eine Tüte mit trockenem, spiralförmigem Gebäck. Ein Pfund „Aktionschrömli“ verdrückt Frau Giezendanger in genau 16 Minuten.
So geht das!


Pit Staub März 2002

 

Erstmal Hallo.

Also geschrieben ist die Geschichte ganz gut, aber den Sinn, der hinter ihr steckt, kann ich leider nicht so ganz nachvollziehen. Natürlich muß nicht jede Geschichte einen Sinn machen, aber ich hab's gern mit Aussage... ;)
Ist hier die Aussage, daß die Frau sich einen angefressen hat, nachdem ihr Mann das ganze Geld in die Freudenhäuser getragen hat?
Ich weiß es echt nicht... :(

Gruß
stephy

 

Hallo,

ich mag Deine Geschichte. Sie zeigt ein altes... hm, "Problem" ist eigentlich gar nicht das richtige Wort, aber mir fällt kein besseres ein... aus einer neuen Sichtweise.

Irgendwie hat sich in unseren Köpfen eingebürgert, dass der gängigen Norm zu entsprechen eine Art verpflichtendes Muss darstellt. Dicke, die behaupten, sie fühlten sich tatsächlich wohl in ihrer Haut und hätten mit sich selber keine Probleme, gelten als unglaubwürdig. Das kann doch gar nicht sein, da muss man sich doch einfach unwohl fühlen! Gerade so, als hätte man die verdammte Verpflichtung, sich gefälligst zu schämen.

Dass die Protagonistin ihren Zustand selbst bewusst herbeigeführt hat und auch heute noch lachend dazu steht, ist meiner Meinung nach die besondere Aussage.

Meine Meinung: Gut geschrieben, weil gut nachvollziehbar.

Gruss P.
(135 kg ) :p

[Beitrag editiert von: Pipilasovskaya am 05.03.2002 um 08:31]

 

Herzerfrischende Geschichte, mal von ein paar gramatikalischen und ein wenig sprachlichen Mängeln abgesehen, um die kannste dich ja bei Gelegenheit kümmern.

Deine Schilderung hat etwas Köstliches, um es mal verbal genau dort zu lassen, wo du es angesiedelt hast. Diese Frau steht direkt vor mir, mampfend und dampfend und entwickelt dabei den Charme einer Dicken, der man ihre Pfunde einfach nicht übelnehmen kann. Gut gemacht. :thumbsup:

@ stephy diese Geschichte hat Bedeutung. Für mich die, dem Autor mag es durchaus anders gehen, dass auf freundliche Weise das Dicksein behandelt wird und von daher eine gelungene Milieustudie darstellt und die tiefere Bedeutung, dass Dicksein Ursachen hat und nicht so einfach damit abgetan werden kann, dass es schlichtweg an der völligen Disziplinlosigkeit des Futterers liegt.

 

Hallo,

Danke für die Kritiken. Es vermochte mich zu erfreuen, dass sie eher wohlwollend ausgefallen sind.
stehpy, vielleicht hat die Geschichte nicht eigentlich Sinn. Ich aber, hatte mächtig Freude, an eben dieser Frau.
Herzliche Grüsse
Pit

 

Klasse.
Mir gefällt der Schreibstil. Natürlich. Nicht aufgesetzt, keine Schnörkel. Realistisch. Man hat den Eindruck ihr zuzuhören. Ich mag das!
"Dem Volk auf s Maul geschaut."

Nicht zuviel, nicht zuwenig und treffend.

Frank

 

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