Die Klinik
I
Am Anfang ist das Erwachen… aus einem langen und tiefen Schlaf. Ich spüre meine Hände und meine Beine und die heißen Wellen aufgebrachten Blutes, das durch meinen Schädel pulsiert. Damit einher geht der Schmerz, stumpf und allgegenwärtig. Blendung; Gleißendes Licht, das meine Lider über die Augäpfel zwingt.
Nein, es ist kein Erwachen, eher eine Geburt. Ich bin geboren worden. Und durch den weißen schmerzenden Schleier der um mich liegt, glaube ich, leise von fern furchtbare Schreie zu hören. Bin ich es, der da schreit? Möglich, ich bin gerade geboren worden also würde ich doch auch aller Wahrscheinlichkeit nach schreien. Nun, was tut man, wenn man geboren wird? Ich überlege mir eine Antwort auf diese Frage, komme jedoch zu keinem schlüssigen Ergebnis. Ich konzentriere mich darauf, neben den auditiven Reizen weitere Merkmale meiner Umgebung aufzunehmen. Und als ich mich da konzentriere, wird mir ein Duft gewahr, den ich kenne. Krankenhaus, ganz eindeutig. Doch wie kann ich wissen, wie ein Krankenhaus riecht, geschweige denn, was das Wort „Krankenhaus“ bedeutet, wenn ich gerade zur Welt gekommen bin? Nein, hier stimmt etwas nicht, irgendetwas ist einfach … falsch … an der Situation, in der ich mich gerade befinde.
Unter die Schreie mischt sich noch etwas, ein anfangs unhörbares Grummeln, das langsam an- und wieder abschwillt. Ich konzentriere mich mit aller Kraft darauf und kann das Gemurmel als menschliche Stimme identifizieren. Doch sie ist zu leise, als dass ich verstehen könnte, was sie mir sagen will. Ich kann hören, fühlen und riechen. Vielleicht sollte ich nun meine Lider öffnen um mir endlich Klarheit über meine irrwitzige Lage zu verschaffen. Ich öffne ein Auge – das rechte, glaube ich – und sofort spüre ich wieder den stechenden Schmerz der Blendung. Ich will nicht kampflos aufgeben und ziehe instinktiv meine rechte Hand zum Gesicht, um das feindselige Licht abzuschirmen. Doch es funktioniert nicht. Die Hand bewegt sich nicht. Bin ich gelähmt? Eine leise Panik tritt langsam aber sicher an die Stelle der Verwirrung und ich beginne auch meine anderen Körperteile zu bewegen, zu zucken und noch lauter und bestimmter zu schreien. Das linke Bein; nichts. Das rechte ebenso wenig. Auch meine linke Hand rührt sich nicht. Aber nein, ich bin nicht gelähmt, ich spüre sie doch alle, meine Gliedmaßen; der Schmerz in meinem ganzen Körper beweist mir, dass alle Körperteile da sind, wo sie hingehören und dass ich sie immer noch spüren kann. Ich bin nur fixiert; festgebunden; gefangen.
Mit einer bisher ungekannten Vehemenz drängen sich hunderte Fragen auf einmal in mein Bewusstsein. ‚Wo bin ich?’ ‚Warum ich bin hier?’ ‚Was passiert mit mir?’. ‚Und wer bin ich?’. Es ist wie ein plötzlicher Schlag mitten ins Gesicht. Mir wird klar, dass ich nicht einmal weiß, wer ich bin.
Die Panik schwillt immer stärker an und treibt mich dazu, trotz aller Schmerzen, die es verursacht beide Augen weit aufzureisen, völlig egal, ob das aggressive Licht meine Netzhaut versengt. Ich will Klarheit, nicht mehr und nicht weniger.
Eine unbekannte Zimmerdecke schimmert durch den Wall aus Weiß. Eine Lampe, von der das schreckliche Licht ausgeht. Und als wäre ich plötzlich wieder im Vollbesitz meiner Wahrnehmung, höre ich nun endlich, was mir die Stimme durch meine Schreie hindurch zuruft.
„Beruhigen Sie sich doch. Beruhigen Sie sich!“ Die Stimme eines Mannes, wenn mich nicht alles täuscht. Er redet auf mich ein … seit ich geboren worden bin. Seine Stimme war das anfangs unverständliche Grummeln. Dann wendet sich die Stimme plötzlich von mir ab, schreit etwas zu einer schwarzen Silhouette, die ich nicht erkennen kann. Ich höre die Worte „Schwester“, „schnell“ und „Injektion“. Sekunden später spüre ich einen Stich, der das Feld meiner körperlichen Schmerzen durchdringt und einen noch viel schlimmeren, sehr viel konzentrierteren Schmerzimpuls sendet. Ich höre, wie meine Schreie abebben und sich das gerade erst erworbene Blickfeld scheinbar von selbst wieder einschränkt; Schwarzer Nebel flimmert rechts und links in meinem Gesichtsfeld auf und drängt sich immer weiter auf sein Zentrum zu, bis ich schließlich – trotz weit aufgerissener Augen – gar nichts mehr erkennen kann.
Welche Ironie. Gerade erst geboren worden zu sein und gleich wieder zu sterben. Denn ich bin sicher, dass ich genau dies gerade tue: sterben. Doch es fühlt sich gut an. Befreiend. Der Schmerz gleitet von mir ab und sickert zu Boden, Die Geräusche und aufgebrachten Rufe werden dumpfer und eine angenehme Leichtigkeit ergreift von mir Besitz. Schade nur, dass ich nie den Sinn dieses kleinen Intermezzos – meines Lebens – begreifen werde. Doch das alles, ist mir jetzt gar nicht mehr so wichtig, ich genieße einfach diese letzten Sekunden und flüstere den schemenhaften Gestalten über mir, die ich mehr erahnen als sehen kann, verkrüppelte Laute zu, Dinge wie „Warum?“ und „Wo?“, aber ich bin nicht sicher, ob meine betäubte Zunge diese Wörter richtig formt und die Schemen mich verstehen können. Dann ist es gänzlich aus, ein Schwarzes All. Die exakte Umkehrung meiner vielleicht nur eine Minute zurückliegenden Geburt. Vom All ins All zurück…
II
Es war ein gewohnt schwerwiegender Fall, den sie heute reinbekommen hatten. Der Mann verfügte anscheinend über keinerlei Orientierung; wusste nicht, wer er war oder wo er war.
Dr. Mill nahm sich noch einmal das Krankenblatt des Patienten, während die Schwester darum bemüht war, beruhigend auf den Mann einzureden, der seit einer Minute, als er erwacht war, ununterbrochen schrie. Man hatte es für nötig befunden, den Mann zum Schutz vor sich selbst während des Transportes in die Klinik zu betäuben. In der Klinik angekommen wurde der immer noch schlafende Mann an seinem Krankenbett fixiert und dort lag er nun und zappelte und schrie wie von Sinnen.
Im Krankenblatt stand, dass der Mann an akuten Verwirrtheitszuständen, Orientierungslosigkeit und plötzlichen Gewaltausbrüchen litt. Er war vor einer Woche von der Polizei aufgegriffen worden, als er eine Familie belästigt und bedroht hatte und hatte bei seiner Festnahme zwei Polizisten schwer verletzt. Nachdem man sich klar geworden war, dass der Mann offensichtlich verrückt war, hatte man ihn direkt hierher in die Klinik überwiesen.
Dr. Mill lächelte. Die Klinik, in der er arbeitete, genoss zwar einen ausgezeichneten Ruf, doch genau dies war oft ihr größtes Problem. Alle, mit denen andere Kliniken nichts anfangen konnten, wurden hier her abgeschoben, mit der Erwartung, dass die meist psychisch schwerstkranken Patienten hier schnell und effektiv geheilt werden konnten. Die Klinik wurde diesen hohen Erwartungen die an die Ärzte und Schwestern gestellt wurden, jedoch fast immer gerecht, wodurch sie sich im Laufe der Jahre den Ruf als bestes und erfolgreichstes Heil- und Rehabilitationszentrum im Umkreis von hunderten Kilometern gemacht hatte. Es gab nur sehr wenige Langzeitpatienten; die meisten wurden wenige Monate, oder sogar Wochen nach ihrer Einlieferung wieder gesund entlassen.
Wirklich aggressive Patienten, wie den Mann, der nun schreiend an das Krankenbett gefesselt war, gab es nur selten. Viele Patienten litten lediglich an Verwirrtheitszuständen, die jedoch schwer genug waren, um sie hierher abzuschieben und waren ansonsten zahm wie kleine Kätzchen. Wieder musste Dr. Mill schmunzeln. Nachdem der Mann dort ein paar Tage die Vorzüge der Klinik und eine entsprechende medikamentöse Behandlung genossen hatte, würde auch er friedlich durch die Gänge taumeln können und bald wieder als ein rehabilitiertes verantwortungsvolles menschliches Wesen in die Gesellschaft entlassen werden. Das war es, weshalb er Tag für Tag hierher zur Arbeit fuhr, er wollte diesen Menschen helfen. Das machte ihn glücklich.
Schwester Quadratus riss den Doktor aus seinen Gedanken. „Doktor, der Mann reist sich die Haut auf an den Gurten. Er schreit und schreit… Wenn das noch lange so weiter geht, wird er ersticken. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen, aber er reagiert nicht auf mich.“ Genia Quadratus hatte erst letzte Woche in der Klinik angefangen und bis zu diesem Tage noch mit keinem der wirklich schweren Fälle zu tun gehabt. ‚Irgendwann ist immer das erste Mal’, dachte sich Dr. Mill und trat zu dem Patienten ans Krankenbett..
„Es ist wichtig, den Patienten zu beruhigen. Wenn möglich mit Worten, wenn das nicht hilft, mit Medikamenten. Er muss sich klar darüber werden, wo er ist und dass wir ihm nichts böses wollen.“, sagte Dr. Mill zu Schwester Quadratus und fuhr dann zu dem schreienden Mann gewandt fort: „Sir, können Sie mich verstehen? Sir?“ Der Mann im Krankenbett schrie aus vollem Halse weiter ohne irgendeine Reaktion auf die Worte des Doktors zu zeigen. „Beruhigen Sie sich doch. Beruhigen Sie sich!“, versuchte Dr. Mill den Mann zu beschwichtigen, doch der unterbrach seinen schreienden Gesang keine Sekunde. Nun sah Dr. Mill, wovon die Schwester gesprochen hatte: Der Mann rieb sich durch seine wilden Zuckungen die Haut von den Handgelenken. Zur Schwester gewandt sagte Dr. Mill: „Schwester, sie haben Recht, der Patient verletzt sich selbst, in einem solchen Fall muss er ruhig gestellt werden.“ Der Doktor musste jetzt fast schreien, damit die Schwester es hören konnte. „Beeilen sie sich und verabreichen sie ihm eine Injektion. Wir werden ihn für einige Stunden ruhig stellen und später noch einmal versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.“
Quadratus beeilte sich, den Worten des Doktors Folge zu leisten und als sie dem festgebundenen Mann die Spritze verabreicht hatte, dauerte es nur noch Sekunden, bis seine Schreie leiser wurden und er schließlich einschlief.
Dr. Mill trat zu ihr herüber und klopfte ihr auf die Schulter. „Gut gemacht, Schwester.“
III
Ich erwachte. Diesmal ist es keine Geburt, das spüre ich, es ist ein schlichtes, von pochenden Schmerzen begleitetes Erwachen. Diesmal ist der Schmerz jedoch nicht so groß, dass es mich zum Schreien bewegen könnte. Ich liege einfach still da. Ich … erinnere mich. An meine schmerzvolle Geburt, an mein kurzes Leben und an meinen… Tod. Doch wenn ich gerade erwacht bin, dann bin ich vielleicht doch nicht gestorben. Doch wenn ich nicht gestorben bin… Die starken plötzlich auftretenden Kopfschmerzen verhindern die Fortführung dieses Gedankens.
Stattdessen zwinge ich mich erneut, die Augen zu öffnen. Das Licht, das von der Lampe an der Decke auf mich herunterleuchtet, kommt mir nun nicht mehr so grell wie vor meinem Erwachen vor. Die Decke, auf die mein starrer Blick gerichtet ist, ist die selbe wie zuvor. Der selbe abstoßende Krankenhausgeruch steigt mir in die Nase. Ich versuche mit meinen Lippen verzweifelt, Worte zu formen. Da tritt jemand neben mich. Die Person beugt sich zu mir herunter und sieht mich an. Eine Frau in Schwesternuniform.
„Bitte, bleiben Sie ganz ruhig. Ich bin Schwester Genia. Wissen Sie wo sie sind?“ Das runde Gesicht der Frau wirkt leicht pummelig, jedoch nicht unattraktiv. Lange dunkelbraune Haare hängen davon herab und streicheln mein Gesicht. Sie muss noch sehr jung sein, höchstens zwanzig.
Ich versuche wieder, etwas zu sagen, doch erneut misslingt es mir. Stattdessen schüttele ich mit meinem Kopf. Der Mund der Frau formt sich zu einem gutmütigen Lächeln, ihre haselnussbraunen Augen sehen direkt in meine. „Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie sind in Sicherheit. Wir werden Ihnen helfen.“ Helfen? Ich brauche keine Hilfe. Ich will nur hier raus. Ich spüre wieder Panik in mir aufsteigen. Doch ich zwinge mich, sie niederzukämpfen.
Ich konzentriere mich und unter größten Kraftanstrengungen gelingt es mir, einen Satz zu formen und ihn an die Schwester zu richten. „Warum weiß ich nicht, wer ich bin?“
Sie sieht mich einen Moment durchdringend an. Dann blitzt etwas in ihren Augen auf. Ist es Erkennen? Erkennt sie mich? Kenne ich sie? Ich versuche krampfhaft, mich zu erinnern, so stark, dass es mir physische Schmerzen bereitet, aber da ist nichts… absolut nichts … vor meiner wenige Minuten – Stunden? Tage? – zurückliegenden Geburt.
„Der Doktor vermutet, dass Sie auf dem Weg hierher in die Klinik einen nervlichen Zusammenbruch erlitten haben, bei dem ihr Gedächtnis beschädigt wurde.“ Klinik? Ich bin in einer Klinik? Und Amnesie soll der Grund für all das hier sein? Es kostet mich immer noch Mühe zu sprechen, doch ich bringe ein paar Worte heraus.
„Warum…?“ Die Schwester sieht mich fragend an. „…bin ich hier?“, füge ich unter größten Kraftanstrengungen hinzu. Ich sehe mich um. Was ich sehe, bestätigt meinen verdacht. Ich bin nicht gelähmt, sondern gefesselt. „…und festgebunden?“, presse ich hervor. Die Schwester legt ihre Hand auf meine. Es tut gut, etwas anderes zu spüren als die Schmerzen, etwas warmes, etwas menschliches. „Sie haben jemanden verletzt.“, sagt sie ohne Umschweife. Dann steht sie auf und geht zu einem Tisch an der gegenüberliegenden Wand herüber.
Ich nutze die Zeit, um mich umzusehen. Es ist ein Krankenhauszimmer, ich liege gefesselt auf einem Bett. Außer mir und der Schwester ist niemand im Zimmer. Meine Panik ebbt etwas ab und weicht einem zarten Gefühl von Geborgenheit, dem ich mich jedoch verweigere. Ich will hier raus. Hier stimmt etwas nicht, an diesem Zimmer, an der Schwester, an mir selbst. Irgendetwas ist falsch.
Die Schwester kommt zurück. Sie hat etwas in der Hand, das sie mir vors Gesicht hält. Dann setzt sie sich wieder auf die Bettkante und sagt: „Kennen Sie sie?“ Mein blick ist immer noch verschwommen und ich muss mich bemühen, zu erkennen, was die Schwester mir da vors Gesicht hält. Es ist ein Foto. Es zeigt eine Frau. Ende zwanzig, Anfang dreißig mit glattem blondem Haar und einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. „Sagt Ihnen der Name ‚Mara’ etwas?“, fährt die Schwester fort. Ich versuche mich anzustrengen, ich konzentriere mich und durchsuche alles, was mir an Erinnerung geblieben ist, aber vor meiner Geburt - mir wird klar wie lächerlich das klingt, aber ich empfinde es immer noch als solche – existiert lediglich allumfassende Schwärze und Leere in meinem Gedächtnis. Mara? Nein, der Klang des Namens löst in mir nichts aus. Ich kenne Mara nicht.
„Sie haben Sie sehr geliebt.“ Der Blick der Schwester ist zu Boden gerichtet, als sie das sagt.
Nein. Die Schwester lügt. Ich schreie sie an. Sie ist verunsichert. Ich sehe diese Verunsicherung in ihren braunen Augen. Unter der Fassade des Anstands ist sie innerlich genauso verwirrt wie ich. Oder bilde ich mir das nur ein? Hat die Schwester Recht? Bin ich verrückt? Ich spiele mit diesem Gedanken, komme jedoch zu dem Schluss, dass ich es nicht bin. Ich weiß nur, dass ich hier gegen meinen Willen festgehalten werde. Flucht.
Die Schwester legt das Foto auf den Tisch und sagt: „Ich komme gleich wieder. Bitte beruhigen Sie sich.“ Sie geht nach draußen und schließt die Tür hinter sich. Ich bin allein.
Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden nutze ich alle Kraft, die mein schwacher Körper noch aufbringen kann um an den Gurten zu ziehen, doch sie sitzen fest. Hoffnungslos. Nach einer minutenlangen Tortur, bei der ich mir die Handgelenke wundgescheuert habe, folgt die Resignation. Ich weine.
Die Tür öffnet sich und rechne damit, von der Schwester eine Beruhigungsspritze verpasst zu bekommen. Doch da steht nicht die Schwester in der Tür. Eine hochgewachsene Gestalt kommt auf mich zu. Sie sieht verwildert aus, wie ein Angehöriger eines jahrhundertealten Inkastammes. Es ist ein Mann. Sein behaarter Oberkörper ist frei von irgendwelchen Kleidungsstücken, lediglich einige Ketten hängen ihn vom Hals herunter. Knochen. Ketten aus Knochen. Er trägt einen Lendenschurz aus Leder. Über dem mit blutroten Farben wild bemalten Gesicht prangt eine Art Krone aus Stöcken und Federn. Ansonsten ist der Mann nackt. Ich habe keine Angst. Ich hätte Angst, würde ich die Schwester mit einer Spritze in der Hand hereinkommen sehen, aber bei diesem wilden Kannibalen verspüre ich keine Angst. Seine Ausstrahlung verrät mir, dass der Mann seinem unzivilisierten Äußeren zum trotz ein friedliebender Mensch ist. Und offensichtlich ein weiterer Insasse dieser ‚Klinik’ in der ich mich befinde.
Entschlossen und völlig selbstsicher tritt der Mann an mein Bett heran. Sein Schmuck klimpert. Wäre die Situation in der ich mich befinde, nicht so absurd, würde mir der Mann wahrscheinlich als Irrer erscheinen, aber jetzt sehe ich ihn als Gleichwertigen und obwohl ich ihn vor zwei Sekunden zum ersten Mal gesehen habe als Freund an. Wer hat das Recht, einen Menschen allein auf Grund seines Äußeren als wahnsinnig zu bezeichnen?
„Igga Gott.“, flüsterte der Mann, als er neben meinem Bett zum stehen gekommen war und deutet dabei auf seine Brust. Ich denke nicht, dass er verrückt ist. Nein, das ist er sicherlich nicht. Genauso wenig wie ich. Ich überlege lediglich, was ihm antworten soll.
„Du bist ein richtiger Gott?“, frage ich schließlich. Der Mann - … Igga – deutet ein Nicken an.
„Dann befreie mich und bring mich hier raus.“ Ich meine dies nicht als Spott oder Verachtung. Ich glaube dem Mann. Er strahlt etwas aus, das Menschen für gewöhnlich nicht eigen ist. Egal, welche Worte seinen Mund verlassen. Ich weiß, dass sie die reine Wahrheit sind.
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber der bunte Kannibale tritt zum Fenster und zieht die Vorhänge zur Seite. Es ist Nachtmittag. Die Sonne steht am bewölkten Himmel und eine Reihe Kastanienbäume wiegt sich sanft in einer leichten Brise. Das Gelände, das ich durch das Fenster sehen kann ist grün und gesund. Ein kleiner Park, ein Brunnen, ein paar weiße Holzbänke. Igga breitet seine Hand aus und deutet aus dem Fenster, den Blick zu mir gewandt.
„Keine Bäume. Keine Sonne. Keine Himmel. Keine Gras.“ Ich nicke. Ich verstehe zwar nicht, aber ich will den Gott, der da vor mir steht nicht erzürnen oder was mir noch viel wichtiger ist, nicht enttäuschen.
Hinter der roten Kriegsbemalung sitzen zwei kleine runde Augen undefinierbarer Farbe. Grau? Nein, eher Grün. Mit einem leichten Braunton. Undefinierbar. Diese kleinen Augen starren mich an, als würden sie das Innerste meiner Seele durchforsten. Er prüft, ob ich wirklich bereit bin.
Dann tritt er zur mir ans Bett und löst meine Gurte. Ich erkenne, dass er auch an den Hand- und Fußgelenken Knochenketten trägt. Nacheinander löst er alle Gurte. Ich bin frei.
Ich setze mich auf und blicke dem Mann in seine faszinierenden Augen. Er sieht mich an. Wer bin ich? Soll ich ihn das fragen? Doch ich weiß, dass er mir keine Antwort darauf geben kann. Er ist kein allwissender Gott. Nichtsdestotrotz ein Gott.
„Gehen“, sagt er mit fester Stimme. Ich stehe auf. Ich schwanke auf meinen steifen Beinen wie ein Kind auf Stelzen. Igga hält mich fest, damit ich nicht umfalle. Dann gehen wir nach draußen. Raus aus dem Zimmer. Der Gang ist leer, vollkommen leer. Am Ende ist ein Fahrstuhl.
Igga hilft mir beim gehen, als wir darauf zumarschieren. Der Fahrstuhl ist nur wenige Meter entfernt, aber es kommt mir vor, wie Kilometer. Der Gang nimmt kein Ende und erstreckt sich immer weiter in die Länge, je weiter wir gehen. Ich glaube, ich leide an Wahnvorstellungen. Die Fahrstuhltür entfernt sich immer weiter von uns, obwohl wir darauf zugehen. Igga bleibt stehen und packt mich fest am Oberarm. Besorgnis flimmert in seinen Augen. Er sieht mich fest an. Er hat mir etwas sehr wichtiges zu sagen. Wir stehen immer noch mitten in dem endlosen gang, jeden Moment könnte sich eine der tausend Türen öffnen und ein Arzt oder eine Schwester heraustreten. Igga lässt sich Zeit, er redet langsam und deutlich.
„Ich bin Gott auf eine andere Welt. Andere Galaxie. Meine Planet seien trocken. Seien Wüste. Seien Tempel auf diese Planet, große Tempel wo viele Menschen beten mir. Beten für Geschlecht, beten für Potenz.“ Ich versuche diesen Worten zu folgen, ihren Sinn zu verstehen. Es gelingt mir nicht und ich komme mir dumm vor. Unendlich dumm.
„Viele starben als elektrisches Virus kam auf meine Planet. Hat gemordet viele viele Menschen. Hat gewollt mich morden. Hat gewonnen. Hat mich gemordet.“ Ich weiß nicht, was Igga mit dem elektrischen Virus meint, ich begreife den Sinn der Worte immer noch nicht, weiß aber, dass ein enorm wichtiger Sinn darin verborgen ist. „Menschen hat geglaubt an Gott. Hat geglaubt an mich. Elektrisches Virus seien tot. Planet seien gerettet. Nicht ich haben gemordet Virus, anderer hat. Aber Menschen hat geglaubt an mich. Du glauben auch. Du glauben und du fliehen.“
Er will mir helfen. Helfen zu entkommen. Ich muss ihn fragen. Ich muss meine Unwissenheit offenbaren und ihn fragen. „Wie?“, hauche ich ihm mit schwacher Stimme entgegen.
Er lächelt. Das erste Mal, dass ich diesen göttlichen Kannibalen lächeln sehe. Dann deutet er zur Tür neben mir. Zimmer 263. Ich zeige zum Fahrstuhl, der sich in der Zeit in der Igga mit mir geredet hat wieder näher gerückt ist. Meine Sinnesverwirrung ist anscheinend vorbei. Nur noch drei Meter bis zum Fahrstuhl. Igga sieht meinen Blick und der Griff um meinen Arm wird noch fester. Er tut mir weh.
„Nicht dahin du gehen. Dahin nicht seien Fahrstuhl. Fahrstuhl nicht seien da.“ Er deutet erneut zum Zimmer 263. „Dahin. Da Mann der formt die Welt. Formen Ausgang. Du fragen, er formen.“ Ich weiß nicht einmal annähend, was Igga mir sagen will, aber ich nicke.
Ich schaue ihm in die Augen. Es ist ein Abschied. Ich werde ihn nicht wieder sehen. Das wird mir klar. Sein Blick sagt es mir. Ich kenne ihn erst seit zwei Minuten aber diese Zeit hat ausgereicht, um mich Erfurcht zu lehren und den Glauben und die Kraft zu geben, zu entkommen. Eine Frage möchte ich ihm jedoch dennoch stellen. Eine letzte Frage.
„Wer ist Mara“ Die Frau auf dem Bild war wunderschön. Ich kenne, hat die Schwester gesagt. „Mara seien Bäume, Mara seien Sonne und Mara seien Himmel.“ Ich bin dankbar, dass er es mir gesagt hat. Und er umarmt mich. Und ich ihn. Ich werde ihn nicht wieder sehen. Diesen seltsamen eingeborenen Gott. Ich lasse ihn los, er mich. Igga geht zum Fahrstuhl und drückt auf einen Knopf. Ich gehe zur Tür von Zimmer 263. Da dreht sich Igga noch einmal zu mir um und ruft mir über die drei Meter, die uns nun trennen, etwas zu. Diese Entfernung erscheint wie eine Unendlichkeit, der Gang scheint sich wieder zu strecken und Iggas Stimme klingt wie aus einem langen Tunnel zu mir.
„Former kann formen mit Werkzeug. Du husten, dann Former formen werden.“ Ich danke Igga für diesen letzten weisen Rat und er tritt durch die Tür des Fahrstuhls. Sekunden Blicke ich ihm in seine wundervollen Augen, dann schließen sich die Türen und Igga ist verschwunden. Mit ihm das Göttliche, das ihn umgab.
Was tue ich hier? Ich bin nicht wahnsinnig. Ich bin zu unrecht hier. Gegen meinen Willen. Und ein Gott von einer fernen barbarischen Wüstenwelt hat mich befreit. Und ich trete nun ins Zimmer des Formers ein, der einen Ausgang für mich formen wird. Mit einem bestimmten Werkzeug. Ich glaube all dies. Und weil ich es glaube, werde ich frei kommen. Werde ich Mara, den Himmel, die Sonne und die Bäume kennen lernen?
Ich öffne die Tür und trete ein in Zimmer 263. Dort sitzt ein alter glatzköpfiger Mann an einem Tisch vor dem ein Stuhl steht. Er grinst. Ein zu breites Grinsen, als das man es als geistig gesund werden kann. Der Mann wartet. Er trägt einen langen Kittel. Kein Gott. Ein Mensch wie ich. Doch er wartet auf etwas. Still und stumm mit einem überbreiten Grinsen.
Ich denke nicht darüber nach. Ich tue es einfach. Ich beginne zu husten. Erst verlegen, doch dann immer heftiger. Ich sauge alle Luft ein, die meine Lunge zu fassen im Stande ist, es tut weh, aber ich gebe nicht nach, und befördere sie mit einem selbst provozierten schrecklichen Hustenkrampf wieder nach draußen. Doch da fällt etwas auf den Boden. Es ist blutig. Mein Blut. Das Ding kommt geradewegs aus meinem Hals. Es ist länglich. Ich mache mir keine Sorgen um das Blut sondern trete lediglich zu dem Objekt hin und hebe es auf. An meiner Kleidung wische ich das Blut ab.
Ein Stift. Ein gewöhnlicher Kugelschreiber. Blau. Jedoch über die gesamte Länge angeknabbert. IN goldenen Lettern steht etwas auf dem Kugelschreiber, doch es ist nur noch schwer lesbar. Ein S, ein T, drei Buchstaben, die man nicht erkennen kann, dann ein A, wieder einige unlesbare Letter und schließlich ein L. Ich beginne erst gar nicht über den Sinn oder Unsinn von dem was ich gerade tue nachzudenken, sondern gebe dem grinsen Glatzkopf vor mir ‚das Werkzeug’.
Der nimmt es begeistert entgegen uns löst sich aus seiner Starre, als habe er sein ganzes Leben nur auf diesen Moment gewartet, der Moment in dem er einen Kugelschreiber überreicht bekommt.
Und ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden dreht er sich der Wand zu, bleibt jedoch auf dem Tisch sitzen und zeichnet Kreise an die Wand. Groß und konzentrisch. Dann folgen verzwickte geometrische Gebilde. Linien, die Winkel brechen und neue Figuren entstehen lassen.
Ich setze mich auf die Bettkante und schaue dem Mann bei seiner Arbeit zu. Es nimmt Form an. Es nimmt tatsächlich Form an. Dann, nach etwa zehn Minuten, ist er fertig und steigt von seinem Tisch. Er betrachtet sein Gemälde voller Stolz. So etwas wie Sinn geben kann sein bild nur im Kopf eines Schwachsinnigen, zu ungeordnet und wahllos sind die Linien und Kreise auf den ersten Blick. Doch ich bin nicht verrückt. Deshalb verstehe ich das Bild des Glatzkopfes auch nicht. Aber ich weiß, was es ist.
Der Mann stößt einen freudigen Lacher aus, das erste Geräusch, seit ich den Raum betreten habe und ich gehe auf das Gemälde zu, bis meine Nase die Wand berührt und noch viel weiter.
IV
Der neue Patient war eine Stunde später wieder aufgewacht, sichtlich erholt und gesprächsbereiter. Auch wenn er noch immer den Eindruck machte, als hätte er starke Schmerzen, war doch eine anfangs mühsame, Kommunikation mit ihm möglich.
Dr. Mill saß im Ärztezimmer und kaute auf seinem Kugelschreiber herum, während er damit beschäftigt war, einen Bericht zu schreiben als Schwester Quadratus den Raum betrat und verlegen auf ihn zukam. „Der Patient ist erwacht, Dr. Mill. Ich habe versucht mit ihm zu reden, ihm seine Lage klar zu machen, aber es scheint, als würde der Patient unter einer völligen Amnesie leiden. Wie Sie vermutet hatten.“ Dr. Mill blickte die junge, leicht pummelige Schwester an. „Wollen Sie nicht mal versuchen, mit ihm zu reden?“ Dr. Mill sah von seinen Unterlagen auf. „Schwester, ich verstehe ja, dass sie noch leichte … Berührungsängste mit Patienten dieser Art haben, aber gehen Sie doch zu ihm zurück und versuchen Sie ihm schonend alles Weitere zu erklären. Geben Sie ihm gegebenenfalls ein leichtes Beruhigungsmittel und halten Sie seine Hand. Wenn er sich beruhigt hat und sich seiner Lage bewusst geworden ist, wird ihm vieles klar werden. Erinnerungen werden wieder wach werden.“ Die Schwester gestand sich ein, dass sie sehr ängstlich und abweisend dem Patienten gegenüber gehandelt hatte. Sie musste ihre anfängliche Berührungsangst überwinden und offen mit den Patienten umgehen. Sie nahm sich fest vor, Dr. Mills Ratschläge zu beherzigen und verließ das Ärztezimmer.
Dr. Mill überflog seinen bisherigen Bericht noch einmal. „Durchschnittlich etwa 7 Neuaufnahmen am Tag, fast ebenso viele Entlassungen von geheilten Verrückten und nur eine handvoll von anscheinend untherapierbaren Dauerpatienten.“, rezitierte er den letzten Absatz seines Berichtes noch einmal zu sich selbst. Er schmunzelte wieder. Dieser seltsame Kerl auf Zimmer 263. Jede Therapie, jedes Medikament war wirkungslos gewesen. Der Mann hatte die ganzen Jahre über auf etwas gewartet. Doch weder Ärzte noch Psychologen konnten auch nur ein Wort aus ihm herausbringen. Es gab schon schräge Vögel und dieser Mann gehörte zu den schrägsten von Ihnen. Seit Dr. Mill in der Klinik angefangen hatte, war der Mann hier und der Doktor war sicher, dass er auch noch in zehn Jahren hier sein würde. Ein untherapierbarer Dauerpatient eben.
Es klopfte wieder an der Tür. Dr. Mill rief den Besucher hinein, mehrmals, doch der öffnete die Tür nicht sondern klopfte immer weiter. Genervt erhob sich der Doktor und ging zu Tür um sie selbst zu öffnen.
„Schwester, was auch immer sie für einen Grund haben sollten…“ Weiter kam er nicht. Als Dr. Mill die Tür geöffnet hatte, sah er sich einem zwei Meter großen fast nackten Wilden gegenüber, den er noch nie zuvor in der Klinik gesehen hatte. Der Mann trug rote Kriegsbemalung und Ketten aus Knochen um den Hals.
Der Wort blieb dem Doktor im Halse stecken, als der Wilde ohne auch nur ein Wort zu sagen seinen hals ergriff und so fest zudrückte, dass er keine Luft mehr bekam. Dr. Mill versuchte, sich zu wehren, war dem halbnackten Mann jedoch körperlich unterlegen. Der Wilde griff nach dem Kugelschreiber des Doktors, den er immer noch in seiner Hand umklammert hielt und riss ihn förmlich aus der Hand heraus.
Der erstickende Doktor gab jede Gegenwehr auf und blickte dem Riesen in die kleinen runden Augen undefinierbarer Farbe als der ihm mit voller Wucht den Kugelschreiber in den Hals hinein drückte und ihn anschließend zu Boden fallen ließ.
Der Doktor griff sich an den hals und hechelte verzweifelt um Luft. Er lebte und er würde diesen Angriff überleben.
„Du seien der Nächste!“, brüllte der Wilde plötzlich und deute auf Dr. Mill am Boden vor ihm. „Gedenken diese Werkzeug und bringen zu Former!“ Dr. Mill verstand nichts, er sog nur verzweifelt jedes bisschen Luft ein, das er erhaschen konnte und betete, dass der Fremde verschwand. Seine Gebete worden erhört. Ohne ein weiteres Wort schloss der Fremde die Tür und ließ Dr. Mill allein zurück.
V
Der Ausgang ist vor mir. Zwei transparente Glastüren, dahinter der gepflasterte Weg, der noch etwa hundert Meter durch die Parkanlage führt, dann das Tor und dahinter die Freiheit. Freiheit. Der fremde Gott namens Igga hat mich hierher geführt. Der Former hat das Portal hierher geöffnet. Ich weiß, dass ich niemals bis hierher, direkt vor die Türen in die Freiheit gefunden hätte, hätte ich den Fahrstuhl benutzt. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich ihn hätte benutzen können.
Sie wollen nicht, dass ich die Klinik verlasse. Ich muss hier bleiben. Wie sie…
Mir ist nun klar, dass wir beide Gefangene sind, sie wie wir. Einige von uns ahnen es, einige von ihnen mit Sicherheit auch. Doch dann tauschen wir die Rollen, sie werden wir, wir werden sie. Klar wurde mir das, als ich das ‚Werkzeug’, das Igga mir hinterlassen hatte, genauer ansah. Das langwierige Knabbern an dem Kugelschreiber hat zwar einige Letter unlesbar gemacht, jedoch dämmert mir nun wieder ein fahler Blitz der Erinnerung meiner Zeit vor der Geburt. Ich erinnere mich an einen Namen. Den Namen eines Doktors. Der Name, der auf dem Kugelschreiber aus meinem Hals stand, war Dr. Stephen Mill. Ich erinnere mich an diesen Namen. Und ich erinnere mich an Schwester Quadratus. Aber an Mara erinnere mich nicht. Das werde ich nie. Mara ist die Bäume, die Sonne und der Himmel.
Ich schaue durch die Glasscheiben der Ausgangstür direkt vor mir und sehe Bäume, die Sonne und den Himmel. Ich sehe Mara. Mara wie sie auf einer der weißen Holzbänke da draußen sitzt und mir zuwinkt. Wie ihr volles blondes Haar in der leichten Brise an diesem Sommernachmittag weht.
Besteht die Möglichkeit, dass ich verrückt bin? Ja.
Besteht die Möglichkeit, dass Igga ein Konstrukt meiner Phantasie oder bloß ein weiterer Psychopath ist? Ja.
Und besteht die Möglichkeit, dass da draußen Mara auf einer weißen Bank vor einem Kastanienbaum sitzt und darauf warte, dass ich hier geheilt werde und dann gehen kann? Ja.
Aber ich glaube es nicht. Glaube, das war wovon der geheimnisvolle Gott gesprochen hatte und tiefster reinster Glaube ist es, der mich dazu bewegt, die Hand auszustrecken und die Türen vor mir auszustoßen.
Und ich sehe, was ich erwartet habe zu sehen. Galaxien die vorbeiziehen wie Schäfchenwolken, Planeten, die um eine unbekannte Sonne kreisen, in leuchtend bunten Farben, tausende von Sternen, Noven, Nebel und so unendlich viel mehr. Ich sehe dem Universum ins Auge und ich bin so froh, dass ich nicht verrückt bin, dass ich den Gott tatsächlich getroffen habe und dass ich so unglaublich glücklich war, all den armen Seelen, meinen Brüdern und Schwestern in der Klinik, mit meinen Fähigkeiten als Arzt zu helfen. Denn das war es ja, weshalb ich Arzt geworden war. Ich wollte Menschen helfen.
So von tiefster essentieller Klarheit erfüllt schwebte ich hinaus in die mir unbekannten Sphären.
Vom All ins All zurück…