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Die kleinen Backgeister

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02.06.2005
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Die kleinen Backgeister

Anna konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Sie zappelte in ihrem Kindersitz hin und her. Als das Auto an einer Ampel zum Stehen kam, warf die Mutter einen kontrollierenden Blick zurück. Der Gurt hielt Kind und Sitz sicher fest. Sie lächelte liebevoll.
»Freust du dich darauf, mir helfen zu dürfen?«
»Ja,« rief die fünfjährige Anna begeistert. Blonde Strähnen ihres Lockenhaares fielen immer wieder in das runde, rosige Gesicht. Ihre großen, blauen Augen leuchteten erwartungsvoll.
»Das wird toll! Papa wird sich freuen wenn er hört, dass du mir geholfen hast, seinen Lieblingskuchen zu backen.«
»Oh ja!« Anna lachte. Die Mutter auch, dann konzentrierte sich diese wieder auf die Fahrt. Anna begann ein Lied zu singen, damit die Zeit schneller verging.
Bald darauf waren sie endlich zu Hause. Die Mutter drückte Anna ein Paket mit Wischpapier in die kleinen Hände und bat sie, diese mit hinein zu nehmen. Anna rannte vor und ins Haus. Die Mutter kam hinterher und trug mehrere Tüten mit sich. Mit dem Fuß trat sie die Türe ins Schloß und Anna rannte kichernd in die Küche. Dort angekommen legte sie das Wischpapier auf die Eckbank.
»Lass uns anfangen!« rief sie eifrig, als ihre Mutter herein kam.
»Ja gleich, Schatz.« Sie lächelte und begann, das Eingekaufte wegzuräumen. »Wasche dir schon mal die Hände.« Das Mädchen nickte und lief los, um sich die Hände zu waschen. Als sie zurück kam, wartete ihre Mutter bereits und band ihr eine Schürze um. Endlich war es so weit und sie konnten beginnen. Rasch waren alle Zutaten heran geholt.
»Zuerst den Teig!« verkündete die Mutter und stellte eine Schüssel auf den Tisch. Dahinein wog sie Butter, Ei, Zucker, Weizenmehl und Zutaten die Anna nicht kannte. Ihre Augen wurden groß und rund vor staunen weil bei ihrer Mutter alles so schnell ging.
Die Mutter lächelte. Dann mahnte sie Anna, nicht mehr in die Schüssel zu greifen, da sie nun alles mit dem Handrührgerät vermischen würde. Anna nickte und kniete sich auf die Eckbank, um besser zu sehen. Im Nu war der Teig fertig und konnte gerollt werden.
Mit ihrer Kinderteigrolle versuchte sie den Teig gleichmäßig zu rollen, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. Trotzdem lobte die Mutter sie, half dann aber selbst noch etwas nach. Zusammen legten sie die runde Teigplatte in die gefettete Form und drückten den Teig am Rand schön fest. Mit einer Gabel durfte Anna Löcher in den Boden stechen. Das machte ihr so viel Spaß das sie gar nicht mehr aufhören wollte.
»Nun der Belag,« erklärte die Mutter. Mit einem Zipfel ihre Schürze wischte sie Anna das Mehl aus dem Gesicht. Das Mädchen lachte fröhlich.
»Hui, das macht Spaß!« rief sie und kratzte mit einem Löffel den Quark aus dem Päckchen in eine Schüssel. Unterdessen wog Annas Mutter alle andere Zutaten ab. Dann durfte Anna mit dem Schneebesen alles verrühren. Währendessen öffnete die Mutter eine Dose mit Mandarinen und schüttete den Saft ab.
»Das machst du toll,« lobte sie die kleine Anna und diese lächelte wieder.
»Ist das gut so?« fragte sie. Anna starrte in die Schüssel vor sich, in der die Zutaten noch nicht wirklich alle vermischt waren. Dafür aber hatte sie ganz viel Quark und andere Zutaten an ihren kleinen Fingern kleben. Die Mutter kicherte.
»Wunderbar. Lass es stehen und wasch dir die Finger.« Anna nickte. Dann wischte sie ihre Finger an ihrer Schürze ab und kletterte von der Bank. Die Mutter griff nach der Schüssel mit der Masse. Dann wirbelte der Schneebesen durch die Zutaten und vermischte sie richtig. Abschließend gab sie die Mandarinen hinzu und füllte den Belag dann in die Teigform. Als Anna zurück war, durfte sie alles glatt streichen.
»Das müssen wir eine Stunde backen.« Die Mutter schob die Form auf einem Rost in den vorgeheizten Ofen. Sie befahl Anna zurückzubleiben, damit sie sich nicht verbrenne. Anna nickte gehorsam.
Danach räumte die Mutter weg, was nicht mehr gebraucht wurde. Inzwischen hatte sich Anna ein Kissen geholt und sich damit vor den Backofen gesetzt. Sie wollte zusehen, wie der Kuchen bäckt.
»Mama, warum wächst der Kuchen so schnell?«
»Oh,« sichtlich überrascht über diese Frage mußte sie erst mal nachdenken. Sie ging neben Anna in die Hocke. Dann streichelte sie mit ihrer rechten Hand durch Annas Locken und starrte nun ebenfalls auf den Kuchen.
»Das machen die kleinen, unsichtbaren Backgeister.«
»Backgeister?« wollte Anna wissen. Sie hatte nie davon gehört.
»Ja, sie sind viel kleiner als die Wichtel, die du kennst, fast unsichtbar. Sie bauen den Kuchen wie ein Haus von unten nach oben. Dazu benutzen sie all die Zutaten, die wir ihnen gegeben haben.«
»Oh!« staunte das Mädchen und starrte noch intensiver in den Ofen. Sie konnte aber nichts sehen. Sie begann ein selbsterfundenes Lied zu singen, um die kleinen Backgeister hervor zu locken. Aber auch jetzt konnte sie die kleinen Helfer nirgendwo entdecken. Sie blieb sitzen und sang nun ein Kindergartenlied nach dem anderen. Erst als ihre Mutter wieder am Tisch zu arbeiten begann kam Anna zurück. Sie hatte bereits das übrig gebliebene Eiklar mit einer Prise Salz und Zucker in eine Schüssel gegeben. Jetzt begann sie alles zu einer festen, schneeähnlichen Masse zu schlagen. Als sie damit fertig war, holte sie den Kuchen aus dem Backofen. Auf der Oberfläche des Kuchen verteilte sie den Eischnee sorgsam. Anschließend schob sie ihn wieder zurück in den Ofen.
»Und was geschieht jetzt?« fragte das Mädchen neugierig. »Ist der Kuchen nicht fertig?«
»Noch nicht ganz. Jetzt muss der Kuchendeckel in der Hitze bräunen, erst dann ist er fertig.« Anna nickte und sah zu dem Ofen hinüber. Sie konnte es kaum erwarten. Bald könnte sie das Ergebnis ihrer Arbeit bewundern. Solange sang sie wieder ein Lied.
Dann war der Kuchen endlich fertig! Die Mutter stellte ihn zum Abkühlen auf den Tisch. Anna blieb staunend eine Weile daneben sitzen. Dann kam sie der Bitte der Mutter nach und half ihr, ein Teil des gespülten Geschirres weg zu räumen.
»Kommt Papa jetzt?« fragte Anna und Mutter sah auf die Uhr. Inzwischen war es spät geworden, fast der ganze Nachmittag war vorbei. Doch Mutter schüttelte den Kopf.
»Noch nicht, Schatz.«
Anna kletterte wieder auf die Eckbank und wusste nicht genau, was sie tun sollte. Sie wollte einen weiteren Blick auf den ersten Kuchen werfen, den sie gebacken hatte. Doch was mußte Anna da voller überraschen sehen? Da waren kleine, goldene, flüssige Perlen, die sich auf dem Kuchen gesammelt hatten. Ihr kleiner Zeigefinger tippte darauf und die Perle verschwand. Schnell steckte sie ihren Finger in den Mund und schmeckte süßes Wasser.
»Mama!« rief sie aufgebracht. »Was ist das?« Die Mutter kam heran und wieder überlegte sie, wie sie ihrem Kind antworten könnte.
»Weißt du, Anna, das hier ist nicht umsonst ein Tränchenkuchen.«
»Sind das Tränen?«
»Ja,« die Mutter nickte, »von den kleinen Backgeistern. Sie haben sich so darüber gefreut, den Kuchen wiederzusehen, dass sie geweint haben.«
»Aber eben waren die Tränen noch nicht da!« stellte Anna trotzig fest und die Mutter nickte.
»Stimmt. Normalerweise kann man die Backgeister im Ofen auch nicht sehen. Aber jetzt, wo der Kuchen hier steht erlischt der Zauber, der die Backgeister unsichtbar macht. Darum werden auch die Tränen sichtbar.«
»Oh!« staunte Anna. Sie blieb die ganze Zeit sitzen und bewachte den Kuchen. Möglicherweise waren noch nicht alle Backgeister weg. Ihre Mutter hatte ihn ja sehr früh heraus geholt. Vielleicht würde sie einen der Geister sehen. Doch sie wartete umsonst.
Später kam ihr Vater nach Hause und sie rannte ihm entgegen. Sie erzählte ihm von den Backgeistern und dem Kuchen, den sie gebacken hatten. Er freute sich darüber. Vater naschte gleich noch vor dem eigentlichen Essen ein Stück von dem köstlichen Kuchen. Anna war begeistert und stolz auf sich.
Nach dem Essen dufte auch Anna ein kleines Stück von dem Kuchen essen. Danach ging die junge Familie ins Wohnzimmer und verbrachte den Abend gemeinsam.
An diesem Abend ging Anna früh zu Bett. Müde aber glücklich schlief sie ein. Sie träumte von kleinen, unsichtbaren Backgeistern, die dem Kuchen halfen, seine Form zu erlangen. Es waren zierliche Wesen, ähnlich wie Feen, nur ohne Flügel, die mühsam ihre Arbeit verrichteten. Trotzdem lächelten sie immer vergnügt und machten Späße. Ganz zum Schluß, als sie mit ihrer Arbeit fertig waren, naschten die kleinen Helfer noch von ihrem Werk. Danach verschwanden sie und würden erst wiederkommen, wenn der nächste Kuchen in den Ofen kam. Nun wusste Anna, wie die kleinen Löcher in dem Kuchen entstanden. Es war die Bezahlung für die geleistete Arbeit der kleinen Backgeister.

 

Nur zu

Hallo,

das ist meine erste Geschichte bei kg.de und ich hoffe, das ich alles bisher an die richtigen "Flecken" gesetzt habe.

Ich freue mich auf Eure Verbesserungen, Kritik, Lob, ....

Bis bald!
Herzlichst,
Tanja

 

Hallo Tanja und herzlich willkommen! :)

Also, die richtige Rubrik hast Du auf jeden Fall einmal erwischt. ;)

Du schreibst recht flüssig und angenehm, allerdings habe ich doch ein bisschen was zu meckern.
Der Teil, wo beschrieben wird, wie der Kuchen und was für Zutaten und so - das war mir zu lange. Das, worum es doch eigentlich geht, sind die Backgeister, und die kommen in der ersten Hälfte nicht mal vor! Ich würde den Teil etwas straffen. Es muss nicht in allen Einzelheiten und mit allen Gesprächen dastehen, finde ich.
Mein nächster Punkt: Anna spricht das Backpulver an, und die Mutter erklärt es ihr. Dann finde ich aber die Stelle unlogisch, wo Anna genau nach diesem Effekt fragt, und die Mutter plötzlich Backgeister aus dem Hut zieht! Kinder, die aufmerksam zuhören (oder selber schon lesen, für welche Altersgruppe hast Du die Geschichte denn gedacht?), würden das vermutlich merken ...
Der Schluss mit den Perlen (auch wenn ich diese Art Kuchen nicht kenne) hat mir gut gefallen. :)

Hoffenltich können wir hier bald mehr von Dir lesen!

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Tanja

Die Mandarinen rührte die Mutter zum Schluß kurz darunter. Sie füllte den Belag in die Teigform
Liest sich flüssiger, wenn du daraus einen Satz machst. „... kurz darunter und füllte den Belag...“

Die Erklärung mit dem Backpulver war für mich auch nicht ganz zufrieden stellen. Wenn die Mutter gleich von Anfang an die Erklärung gegeben hätte, dass es etwas mit den Backgeistern zu tun hat, gebe es der Geschichte etwas mehr an Fantasie.

An mehreren Stellen haben mich auch ständige Wiederholungen gestört. Z.B.
Backpulver – wenige Worte später Pulver
band die Schürze – kurz darauf band sie die Haare

Ansonsten eine goldige Geschichte. Mal was anderes, einem Kind Fragen zu beantworten.

Gruß
LoC

 

Änderungen

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Anregungen. Ich habe mir die ganze Nacht dazu Gedanken gemacht.
Es ist echt schwer wenn man zum ersten Mal eine Kindergeschichte schreibt. Es gibt sehr viel was man wissen muß, .... und es ist nicht einfacher wenn man gar keine Kinder hat. Im Gegenteil.

Ich habe ein paar Änderungen vorgenommen. Einfach weil Ihr Recht habt. Das Aufzählen der ganzen Zutaten ist langweilig und dauert zu lange. Ich hoffe so auch das "Backpulver" Problem in den Griff bekommen zu haben. Wenn nicht, dann einfach nochmal sagen!
Das Problem ist doch, ich hätte die Geschichte ja auch "Annas erster Kuchen" nennen können, .... aber der Titel ist doch echt langweilig und sagt schon so viel über die Geschichte aus, das ich sie gar nicht mehr lesen würde. Aber "Die kleinen Backgeister" finde ich viel hübscher, .... und wenn man dann mal ein bisschen darauf warten muß, finde ich es nicht schlimm. Nun bin ich aber ja auch kein Kind mehr. :confused:

Für welche Altersgruppe?
Ich denke so ab 4 oder 5 Jahre.


Liebe Grüße & nochmals Danke,
Tanja

 

Hallo TanjaKummer,

auch mir hat deine Geschichte gut gefallen.
Es ist immer recht amüsant, was Eltern einfällt, wenn sie Fragen ihrer Kinder beantworten müssen. Und das hast du gut umgesetzt, obwohl du keine Kinder hast.

Das Backpulver mit "kleinen Backgeistern" zu vergleichen, finde ich eine tolle Idee und zum Schluss die Erklärung mit den Tränen sehr einfallsreich.

Eine schöne Geschichte. Weiter so.

Viele Grüße
bambu

 

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