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Die Kinder Michaels

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16.06.2016
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Die Kinder Michaels

Er konnte noch beinahe das Blut in seinem Mund schmecken, als er seinen Blick über die schlafende Stadt schweifen ließ. Müde lehnte er an eine der vielen Statuen aus Sandstein, die das Dach der alten, katholischen Kirche schmückten. Obwohl er einen wichtigen Sieg in seinem Krieg gewonnen hatte, war ihm trotzdem nicht nach Feiern zumute. Wieder einmal war ihm vor Augen geführt wurden, wozu die Menschen in ihrem wahnhaften Kampf gegen den Tod im Stande waren und sich sogar gegen ihresgleichen wandten.
Egal wie er es drehte und wendete, er brachte nicht einen Funken Verständnis für ihr Streben auf. Warum hatten sie solche Angst vor dem Tod? Er war ein Teil des Lebens. Ohne ihn würde es keine neue Zukunft geben und das Rad der Zeit bis in alle Ewigkeit stillstehen. Altes musste vergehen, um neuem Platz zu machen. Das war das alles überdauernde Dogma, nach dem diese Welt, dieses Universum funktionierte. Und nun wagten die Menschen sich daran zu rütteln und die Ordnung der Dinge umzustoßen. Niemand wussten, was sie damit auslösen würden. Waren sie sich der Folgen nicht bewusst, die dieser Umsturz mit sich bringen würde oder waren sie ihnen schlichtweg egal?
Michael, den Erzengel, überkam mit einem Mal eine tiefe Melancholie. Früher, noch bevor er an den Menschen zerbrochen war, hatte er sie als seine Kinder angesehen, die er leitend an die Hand nahm um mit ihnen gemeinsam all die Geheimnisse zu entdecken, die auf diesem kleinen Planeten schlummerten. Und was sie alles gesehen hatten. Verträumt lächelte er, als er an diese seit Jahrtausenden vergangene Zeit dachte, als er seine Bestimmung gefunden geglaubt hatte. Doch je mehr sie lernten, je mehr sie wurden, desto selbstständiger wurden sie und ihm entglitt die Kontrolle über seine bunte Schar. Dunkle Gedanken Einzelner wurden tief in die Köpfe seiner Kinder getragen und diese Saat des Bösen keimten langsam unter der glänzenden, hellen Oberfläche bis selbst er die blinden Flecken bemerkten, die stetig und unaufhaltsam wuchsen. Er war blind gewesen. Oder hatte er es einfach nicht sehen wollen? Seine Kinder waren erwachsen geworden und hatten ihren eigenen Weg gewählt, ob es ihm gefiel oder nicht. Es war zu spät, um es zu ändern. So blieb ihm nichts Anderes übrig, als sie so zu akzeptieren, wie sie nun waren und sich in den Hintergrund zurück zu ziehen, wo er stumm über sie wachte und still beobachtete. War das nicht die Rolle der Eltern? Zu warten und zu wachen?
Seufzend lenkte Michael seinen Blick auf den schwarzen Himmel, denn Sterne zu sehen, blieb ihm verwehrt. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie schwarz jene Nacht gewesen war, als ihm die Menschen ihr wahres Gesicht gezeigt hatten. Es war schon immer da gewesen, nur hatte der Heiligenschein, den er ihnen aufgedrückt hatte, ihn verdeckt. Er war verblendet gewesen, so wie sie es jetzt waren.
Doch es brachte nichts, in alten, Erinnerungen zu verweilen. Inzwischen hatte er mit sich Frieden geschlossen. Es war nicht seine Schuld, dass die Menschen so geworden waren, wie sie nun schienen. Ihre Lernfähigkeit war einfach zu sehr begrenzt. Wie sollten sie auch von Fehlern der Vergangenheit lernen, wenn ihnen schon hundert Jahre wie eine Ewigkeit vorkamen? Sie vergaßen zu schnell, denn sie lebten zu kurz. Und trotz all seines Grolls, den er gegen die Menschen im allgemeinen und für einige Auserwählte besonders hegte, gönnte er ihnen die aufgesetzte Blindheit gegen das Grauen, was sie tagtäglich umgab. Denn schließlich waren sie trotz alledem seine Kinder, nicht wahr?
Mit einem tiefen Atemzug breitete seine gewaltigen Schwingen aus und flog unsichtbar für die Menschen hinweg über die nächtliche Stadt. Mit einem Ächzen stieß er sich ab und kräftige Flügelschläge trugen ihn hinauf zu seiner Geliebten, die ihn mit zärtlichen Fingern in seinem Haar begrüßte. Tief sog er ihren unverwechselbaren Geruch nach Freiheit ein und das tonnenschwere Gewicht, welches auf seinen Schultern lastete, wurde etwas weniger. Mit einem Lächeln auf den Lippen tauchte er in die erlösende Kälte der Umarmung des Windes ein. Er war wieder ganz.

 

Hallo, ich finde, dass es flüssig zu lesen ist. Allerdings sind mir ein paar Rechtschreibfehler aufgefallen. Du solltest nochmal drüber lesen! Die Geschichte kommt mir sehr bekannt vor, da es viele Filme/ Geschichten mit dem Thema gibt. Von daher ist es auch keine Geschichte die im Kopf bleibt. Kaum gelesen ist die Hälfte wieder vergessen.

Mir ist aufgefallen, dass du anfangs schreibst, er hätte sie früher als Kinder angesehen.
Heißt für mich, er sieht das jetzt anders. Zum Ende hin schreibst du aber, dass sie ja trotz allem seine Kinder waren. Für mich widerspricht sich das ein wenig.

Ansonsten liest es sich so wie das was es ist, größtenteils Gedanken.
Ich finde es nicht schlecht.

Gruß,
Annellie

 

Danke erstmal für deinen Kommentar. Es ist meine erste Geschichte hier und ich freu mich endlich eine Plattform gefunden zu haben, wo man anscheinend wirklich echte Kritik und Hilfe bekommt :)

Was genau sind die Rechtschreibfehler?

 

Morgen,

Du hast öfter Plural anstelle von Singular benutzt gerade zu Anfang.
Und einmal fehlt ein "er". Ich würde ja zitieren, aber das hab ich noch nicht raus

Annellie

 

Hallo Otharia,

du wolltest wissen, was genau die Rechtschreibfehler sind. Ich hab mal aufgelistest, was mir aufgefallen ist (ja, so kleinlich bin ich), ich finde deinen Text aber (im Vergleich zu anderen) erfreulich fehlerfrei:

Wieder einmal war ihm vor Augen geführt wurden, wozu die Menschen in ihrem wahnhaften Kampf gegen den Tod im Stande waren und sich sogar gegen ihresgleichen wandten.
"geführt worden"
Und nun wagten die Menschen sich daran zu rütteln und die Ordnung der Dinge umzustoßen.
das "sich" kann weg, oder?
Niemand wussten, was sie damit auslösen würden.
"Niemand wusste"
Waren sie sich der Folgen nicht bewusst, die dieser Umsturz mit sich bringen würde oder waren sie ihnen schlichtweg egal?
Komma nach "würde" (weil hier der Relativsatz endet), und dass nach dem "wusste" im vorherigen Satz ein "bewusst" folgt, ist zumindest überdenkenswert.
Früher, noch bevor er an den Menschen zerbrochen war, hatte er sie als seine Kinder angesehen, die er leitend an die Hand nahm um mit ihnen gemeinsam all die Geheimnisse zu entdecken, die auf diesem kleinen Planeten schlummerten.
Komma vor "um"
Dunkle Gedanken Einzelner wurden tief in die Köpfe seiner Kinder getragen und diese Saat des Bösen keimten langsam unter der glänzenden, hellen Oberfläche bis selbst er die blinden Flecken bemerkten, die stetig und unaufhaltsam wuchsen.
"diese Saat des Bösen keimte" (Saat ist singular), Komma vor "bis" und "er ... bemerkte"
So blieb ihm nichts Anderes übrig, als sie so zu akzeptieren, wie sie nun waren und sich in den Hintergrund zurück zu ziehen, wo er stumm über sie wachte und still beobachtete.
"nichts anderes" (aus irgendeinem Grund wird "anderes" immer kleingeschrieben) und "zurückzuziehen"
Doch es brachte nichts, in alten, Erinnerungen zu verweilen.
Kein Komma nach "alten"

Es ist, da stimme ich Annellie zu, schön, flüssig und sanft geschrieben. Vielleicht nicht gerade ein Text für mich, da ich nicht sehr spirituell bin. Wenig Handlung halt für eine Kurzgeschichte. Interessant fand ich den Schluss: dass der Erzengel Michael eine Geliebte hat, war eine angenehme Überraschung. Als Charakterstudie ein schöner Anfang.

Schreib unbedingt weiter! Du kannst es. Nur versuch zu erzählen statt nur zu kontemplieren. Schmeiß deine Figuren in eine Geschichte. Lass sie etwas erleben.

Viele Grüße
Ella Fitz

 

Danke für die Hinweise :) Die nächste Kurzgeschichte ist schon in Arbeit...

 

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