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Die Kaulquappen

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20.11.2008
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Die Kaulquappen

Die Kaulquappen

Es hatte tagelang geregnet, eine kleine Sintflut. Der Teich im Garten meiner Kindheit war übergelaufen und hatte sich mit Schlammwasser verschwemmt zur Straße, die nicht mehr zu sehen war.
Ein völlig verdreckter Junge stapft in Gummistiefeln umher und rettet vereinzelte Kaulquappen in seinen Plastikeimer.

Unzählige Stunden habe ich vor diesem Teich kniend verbracht, ihm mit meinem scharfen Blick gebannt die Geheimnisse entlockt.
Wie die Posthornschnecken ihre Glibbereier an Seerosen und Steine heften. Wie Libellen auf Halmen kurz pausieren und weiterschwirren, während die Larven im Nassen lauern bei den Wasserläufern, Würmern und Wanzen. Wie die schwarzen Punkte im Froschlaich täglich neu geformt bald schlüpfen und mir die liebsten all dieser Wesen waren.

Als es dunkel wurde, verlangten meine Eltern endlich ins Haus zu kommen. Die Tiere würden schon alleine zurückfinden, trösteten sie mich hilflos. Aber mir war klar, dass von den Hunderten, die einmal Frösche werden wollten, allen ein elendes Ende gewiss war.
So standen wir gerührt und mir quollen Tränen, wie sie mitleidsvoll nur Kinderaugen weinen können.

Fast nie werde ich an diese Katastrophe erinnert. Umso seltsamer erscheint mir jetzt, dass sie hier vor mir aufgeschrieben steht. Eigentlich auch eine belanglose Begebenheit, der sicher jeder ähnliche hinzuzufügen wüsste. Allerdings habe ich es nicht vergessen. Auch nach so vielen Jahren, sehe ich klar.

Tage später fand ich viele kleine Körper leblos auf der Wiese liegen. Von da an, glaube ich, seltener geweint zu haben.

 

Hallo daeniken,

das könnte ein netter, kurzer Text sein. Mir war er stellenweise zu süßlich:

Der Teich im Garten meiner Kindheit war übergelaufen
Und hier:
So standen wir gerührt und mir quollen Tränen, wie sie mitleidsvoll nur Kinderaugen weinen können.

Das folgende klingt künstlich:
Als es dunkel wurde, verlangten meine Eltern endlich ins Haus zu kommen.
"Komm endlich ins Haus!", verlangten meine Eltern, als es dunkel wurde.

Die Moral am Ende fand ich aber hüsch.

Freundliche Grüße vom

Berg

 

danke für den hinweis! mag sein, dass es etwas zu schwülstig geraten ist, schreibe hauptsächlich gedichte...

 
Zuletzt bearbeitet:

Salve daeniken,

erst dachte ich auch: mein Gott, wie LYRISCH - aber inzwischen denke ich, die Sprache passt ganz gut.
Die Moral am Ende der Geschicht ist ja (zumindest verstehe ich sie so): Trauer, Mitleid lohnt nicht. Das heulende Elend, das man verspürt, wird irgendwann zur belanglosen Begebenheit. Aufhalten konnte man den Lauf der Dinge mit dem Geflenne eh nicht, also gewöht man sich das Weinen ab.

Da darf der Einstig, finde ich, schon übertrieben gefühlvoll sein, um einen härteren Kontrast zum Schluss aufzubauen: von da ab habe ich weniger geweint.

Gruß, Pardus

 

Was ist an einem Satz wie

Als es dunkel wurde, verlangten meine Eltern endlich ins Haus zu kommen.
künstlich, süßlich oder lyrisch? Ich halte ihn für eine Katastrophe.
Und das Gesamtwerk eher für psychiatrisch als philosophisch.
Hmm.
Hallo Daeniken,
ich finds nicht gut
Gruß
Jürgen

 
Zuletzt bearbeitet:

naja, die idee dahinter war, dass man im laufe des lebens immer weiter abstumpft und verhärtet... was uns als kind tief berührt, juckt uns als erwachsener kaum noch... das passiert schritt für schritt... auch wenn die umsetzung fragwürdig ist, halte ich diese wahre geschichte für ein gutes beispiel wie sich dieser vorgang vollzieht ... ob das jetzt philosophisch ist?! ich denke schon... die these wäre: unsere zarten seelen werden mehr und mehr umpanzert, bis wir kaum noch fühlen können...

aber ich glaube ich bleibe besser bei meinen gedichten :) war nur ein experiment, was wohl passiert...

grüße,

daeniken

 

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