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Die Kammer

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03.11.2015
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Die Kammer

Die Kammer

Nachdem eine Weile vergangen war, hörte ich auf, die Wand vor mir anzustarren. Ich neigte meinen Kopf ein wenig nach links und plötzlich tauchten vor meinen Augen die unterschiedlichsten Dinge auf. Je weiter ich meinen Kopf nach links drehte, je mehr meine Augen von der Kammer wahrnahmen, desto absurder schien mir das, was sich in diesem Abstellraum befand. Besonders grell stachen mir zunächst die vielen geometrischen Formen an der Wand ins Auge. Ich begann mich zu fragen, wie ich diese höchst grellen und extravaganten Objekte so lange übersehen konnte. In meiner sturen Tätigkeit, die ich scheinbar Stunden ausgeübt hatte, muss ich es geschafft haben, nicht ein einziges Mal meinen Kopf nach links zu neigen, keinen Blick auf die vielen Dinge am Rande meines peripheren Sichtfelds zu erhaschen.

Dabei war es so einfach, jetzt, wo es einmal passiert war. Vollkommen leichtfertig betastete ich die Sehenswürdigkeiten mit meinen Augen, dann aus der Ferne mit meinen Händen. Die Textur, die ich fühlte, war gestochen scharf. Nicht unangenehm, nein. Ich genoss es wie eine gute Delikatesse, diese Abwechslung zu dem stumpfen Grau welches meine Augen die vorherige Ewigkeit hatten speisen müssen. Es war ein neuer Teil der Welt, von dem ich mir nun sicher war dass es ihn immer schon gegeben hatte, während meine Gedanken mir sagten, dass es keine Möglichkeit geben konnte in meiner vorherigen Lage jemals auch nur zu erahnen was sich außerhalb meiner direkten Wahrnehmung abspielte.

Ich muss zufrieden gewesen sein, mit meiner grauen Wand und meinem bequemen Sitz. Warum hätte ich sonst meinen Kopf so lange nicht gewendet? War das denn zu dieser Zeit alles genug für mich? Das Tier, das durstig ist, begibt sich auf die Suche nach dem Wasserloch. Ist es nicht durstig, so bleibt es dort liegen wo es ist und sonnt sich. War ich nicht durstig gewesen?

Nein, ich muss zu schwach gewesen sein um nach dem Wasserloch zu suchen. Ich wusste das, denn mit einer so geringen Wendung meines Kopfes merkte ich bereits wie die Formen und Farben vor mir begannen, mich zu tränken, und ein Durst von dem ich nicht auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, dass er existierte, begann zu schwinden.

Meine Blicke rannen förmlich über die gebirgige Fläche vor mir. Und es bereitete mir eine gute Zeit lang Freude, wie schnell sie rannten, und mit welcher Leichtigkeit und Ausdauer. Aber trotz allem war da etwas in mir, eine Stimme, ein Drang, etwas das mir zurief dass ich hier nicht verweilen sollte. Wenn ich im langen Grau nicht gemerkt hatte, dass mir die Formen fehlten, sollte es nicht auch möglich sein, dass ich in den Formen nicht wusste was weiterhin möglich war? Und wenn ich den nächsten Schritt getan hatte, wäre ich dann nicht auch zufriedener als ich es jetzt war?

Ich musste meinen Kopf weiter neigen, um es herauszufinden. Nur wie, wie hatte ich es getan? Wie hatte es begonnen, was hatte mich dazu bewegt, genug von dem Grauen zu haben? Ich brauchte Energie, ich brauchte Antrieb. Und plötzlich waren mir die Formen nicht mehr gut genug, sie verblassten und waren ganz gewöhnlich. Es schien mir wie ein komplexes Rätsel, dessen Lösung ich nicht greifen konnte, wie sollte ich mich weiter neigen? Wenn ich es nicht schaffte, würde ich vielleicht im Grau verweilen bis an das Ende?

Aber was machte es aus, wenn doch ohnehin die Möglichkeit zu bestehen schien, dass mir jeder Teil des Raum von dem einen auf den anderen Moment verblassen konnte? Wenn der letzte Winkel der Kammer beim ersten Anblick das ekstatischste Gefühl in mir auftat, aber nach kurzer Zeit doch wieder nur war wie die graue, stumpfe Wand, wo war der Sinn und Zweck darin sich zu bemühen, sich weiter nach links zu drehen? Der eine oder andere Mensch von dem man erfuhr, schien in seiner Kammer nach außen hin ganz zufriedengestellt zu sein. Hatte er einen Winkel gefunden, der ewig strahlte und dessen Farben für immer leuchteten? Oder machte es am Ende gar keinen Unterschied welchen Winkel man gerade betrachtete, solange man ihn mit den richtigen Augen ansah? Konnte die graue, stumpfe Wand mit der richtigen Perspektive ähnlich leuchten wie der letzte, mir unbekannte Winkel?

Wenn es meine Augen waren, die mir die Winkel verdarben, wo bestand dann für mich der Sinn, mich mühsam weiter zu drehen? War das Wenden nicht für jeden das Richtige? Beging ich einen Fehler, der mich nicht entlohnen würde? Betrat ich einen Irrpfad, dessen einziger Erkenntnisgewinn derjenige war, dass ich den Weg umsonst zurückgelegt hatte?

 

Hallo IgorKeefe und willkommen bei den Wortkriegern!

Du scheinst ein gewisses Talent zu besitzen, dich auszudrücken, aber ich muss gestehen, dass mir dein Text nicht gefallen hat. Wenn es um eine einzige große Metapher ging, ist sie mir entgangen. Ich hatte den Eindruck, dass in jedem der acht Absätze dasselbe stand. Es gab keine wirkliche Handlung, die für mich ein essenzieller Teil einer Kurzgeschichte ist.

Ein paar (Komma-)Fehler habe ich gefunden.

von dem ich mir nun sicher war Komma dass es ihn immer schon gegeben hatte

nur zu erahnen Komma was sich außerhalb meiner direkten Wahrnehmung abspielte

ich muss zu schwach gewesen sein Komma um nach dem Wasserloch zu suchen

und ein Durst Komma von dem ich nicht

...

Ansonsten noch:

mit meinen Augen, dann aus der Ferne mit meinen Händen
Wie habe ich mir das vorzustellen?

über die gebirgige Fläche vor mir. Und es bereitete mir eine gute Zeit lang Freude
Mit diesem Wort Sätze zu beginnen funktioniert selten. Hier tut es das nicht.

einen Fehler, der mich nicht entlohnen würde
Das tun Fehler in den seltensten Fällen. ;)

Ich freue mich aber auf eine Geschichte mit Handlung von dir. Die Wortgewandtheit hast du. Generell würd ich noch ein bisschen ausdünnen, insbesondere bei den Adjektiven, aber das ist nicht dramatisch.

Grüße
imperfektionist

 

Hallo Igor,

herzlich willkommen in diesem Forum. (Fühlt sich komisch an, das zu schreiben, wo ich doch selbst noch keine drei Wochen hier bin.)

Da hast Du uns ja einen reichlich rätselhaften Text vorgelegt. Mich kann so etwas ja grundsätzlich faszinieren, ich bin ein großer Fan des Rätselhaften. Allerdings hätte ich mir schon ein paar mehr Andeutungen gewünscht, wofür diese Kammer wohl steht. Natürlich kann ich spekulieren: die Kammer als das Leben an sich? Der Protagonist als der Mensch schlechthin, der sich fragt, ob oder wie man das Leben genießen oder wenigstens wertschätzen kann, statt alle Freuden schon nach kurzer Zeit als selbstverständlich oder gar langweilig anzusehen? Ich vermute, Du hast an etwas Bestimmtes gedacht. Du kannst uns raten lassen, dann kann alles Mögliche in den Köpfen Deiner Leser entstehen, was vielleicht auch Absicht sein kann. Oder Du kannst uns etwas stärker in eine gewünschte Richtung leiten, indem Du uns etwas mehr Information gibst.

So kann ich vor allem erst mal ein bisschen formale Kritik am Text üben. Als Erstes fällt mir auf, dass eine Menge Kommas fehlen. Hier hast Du eine Tüte voll:

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Bitte verteile sie großzügig im Text. ;)

(Das ist nicht böse gemeint. Hier wird viel Wert auf sprachliche Korrektheit gelegt, weil Fehler beim Lesen enorm vom Inhalt ablenken. Du kriegst dann in den Kritiken auch immer erst mal diese Fehler vorgehalten, statt die vermutlich gewünschte inhaltliche Kritik zu bekommen.)

Aber weiter im Text:

Besonders grell stachen mir zunächst die vielen geometrischen Formen an der Wand ins Auge. Ich begann mich zu fragen, wie ich diese höchst grellen und extravaganten Objekte so lange übersehen konnte.

Zweimal "grell". Das kannst Du sicher umformulieren, damit es abwechslungsreicher klingt.

In meiner sturen Tätigkeit, die ich scheinbar Stunden ausgeübt hatte,

Scheinbar oder anscheinend? Das ist ein Unterschied.

musste ich es geschafft haben, nicht ein einziges Mal meinen Kopf nach links zu neigen, keinen Blick auf die vielen Dinge am Rande meines peripheren Sichtfelds zu erhaschen.

peripher = am Rand. Die Dinge am Rand des Randes Deines Sichtfelds?

Die Textur, die ich fühlte, war gestochen scharf.

Kann eine Textur "scharf" sein? Ich weiß nicht recht ...

Nicht unangenehm, nein. Ich genoss es wie eine gute Delikatesse,

"es" oder "sie" (die Textur)?

Es war ein neuer Teil der Welt, von dem ich mir nun sicher war, dass es ihn immer schon gegeben hatte, während meine Gedanken mir sagten, dass es keine Möglichkeit geben konnte, in meiner vorherigen Lage jemals auch nur zu erahnen, was sich außerhalb meiner direkten Wahrnehmung abspielte.

Da fehlen z.B. gleich drei Kommas in einem Satz. Ich werde Dir aber nicht alle Kommafehler einzeln aufzeigen.

Meine Blicke rannen förmlich über die gebirgige Fläche vor mir. Und es bereitete mir eine gute Zeit lang Freude, wie schnell sie rannten, und mit welcher Leichtigkeit und Ausdauer.

"rannen" oder "rannten"? Soll heißen: Rinnen die Blicke, oder rennen sie? Beides sind interessante sprachliche Bilder, aber mit sehr unterschiedlicher Aussage.

So viel von mir zur Form. Ich würde wirklich gerne mehr zum Inhalt Deines Textes sagen, wenn er nur nicht gar so mysteriös daherkäme. Da sind ein paar kraftvolle Bilder drin, aber Du lässt mich im Unklaren, wofür sie stehen. Das Rätsel um des Rätsels willen, das gar keine Auflösung hat, kann leicht frustrieren. Lass Dich von mir aber nicht dazu verleiten, alles in platter Art und Weise zu offenbaren. Nur ein paar mehr Andeutungen hier und da - das könnte es sein.

Grüße vom Holg ...

 

Danke sehr für die Korrekturen.

Ich habe oft das Gefühl, dass ich vorran kommen möchte, mich weiterbilden, mich bessern will. Aber gleichzeitig sind da diese Zweifel, dieses nagende Gefühl, dass mich fragt: Wenn mehr nicht genug ist, wenn es immer ein neues, höheres Ziel gibt, wo ist dann das Glück? Wo stehen stehen andere, und in welcher Haltung, dass sie glücklich sind? Selbst wenn die Besserung eingetreten ist, ist sie irgendwann Normalität fall es nicht weiter geht.

Es ist vergleichbar mit... der hedonistischen Tretmühle, auf die Gedankenwelt angewandt. Aus dem englischen Wikipedia-Artikel übernommen:

"According to this theory, as a person makes more money, expectations and desires rise in tandem, which results in no permanent gain in happiness."

Gruß,

Igor

 

Hallo IgorKeefe,

Ich habe deinen Text nur überflogen. Aber ich möchte auf Deinen letzten Kommentar antworten :)

...wo ist dann das Glück?
Ein Ansatz ist, dass das Glück sowieso nur im Augenblick Bestand hat.
Eine Interpretation des Paradieses ist auch ohne Zeit. Gott ist Zeitlos. Wir Menschen können leider nur in Zeiten denken - aber der Augenblick ist diesbezüglich das Einzige, was wir in Wirklichkeit haben.

^^nur so ein paar Gedanken zu deinem Kommentar :)

Gruss
pantoholli

PS: Sorry, falls das offtopic ist.

 

Hallo Igor,

ich kann Deine Gedanken gut nachfühlen. Das ist sogar gerade sehr aktuell für mich.

Mein momentaner Lösungsansatz (den ich mir auch nicht alleine ausgedacht habe) geht in die Richtung, das ständige Streben nach mehr nicht unbegrenzt mitzumachen, sondern mich immer wieder zu fragen, ob das Mehr, was ich bekommen kann, im richtigen Verhältnis dazu steht, was ich dafür geben muss (Zeit, Stress, Freunde/Familie, Gesundheit ...) - und mir diese Frage auch ehrlich zu beantworten. Auf diese Weise hört man fast automatisch auf einem gewissen Level auf, weiterzurennen.

Danach besteht die Kunst darin, das, was man hat, auch zu würdigen. Das ist schon ein großes Stück leichter dadurch, dass man sich ja bewusst für dieses Niveau entschieden hat; das muss man sich dann wieder in Erinnerung rufen. Außerdem sollte man sich immer wieder die Muße gönnen, das Errungene intensiv zu betrachten und sich seinen wahren Wert vor Augen zu führen. In der Sprache Deiner Geschichte könnte das heißen, dass das Grau ja nicht schlecht sein muss (so ein frisches Steingrau, um mit Loriot zu sprechen :)) oder dass man bei näherem Hinsehen doch immer wieder Farbe im (vermeintlichen) Grau entdecken kann. Oder so ähnlich.

Off topic? Nicht unbedingt. Vielleicht lassen sich ja ein paar der Gedanken von pantoholli, meiner Wenigkeit oder anderen Kommentatoren auch in der Geschichte unterbringen. Muss aber auch nicht sein.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Igor,

also für mich war die Metapher von Anfang an klar. Der Mensch, der immer nur so vor sich hin lebte, guckt aus seiner Schale raus und sieht, dass es im Leben eben mehr Dinge gibt, als er vorher kannte. Auch Sachen, die er nicht unbedingt versteht. Das Streben nach Aufklärung, die Suche nach Antworten, Durst, etc.

Zumindest so verstehe ich deinen Text. Für mich habe ich da nichts Neues gesehen. In meinen Augen auch keine richtige KG, sondern persönliche Überlegungen. Deswegen kann ich nicht viel dazu sagen.

Aber auch von mir viele Grüße!

 

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