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Die Jagd
Ich war gerade an der frischen Luft als meine Großmutter herauskam. Sie hatte die Schlüssel für unsere Postkästen dabei. Finny unser Hund kam auch dahergelaufen, ich öffnete das Tor mit dem unsere Einfahrt verschlossen war, damit der Hund nicht davonlief. „Pass auf, ich würde den Hund nicht mit hinausnehmen. Sie hört ja nicht.“, sagte meine Oma und überreichte mir den Schlüssel für meinen Postkasten.
„Die paar Meter zum Postkasten wird sie schon nicht davonlaufen. Ich vertraue ihr.“, gab ich meiner Oma zurück. Der Hund stürmte durch den Spalt den ich geöffnet hatte. „Finny, komm her!“ Sie drehte sich um und kam zu mir gelaufen. „Siehst du, sie hört auf mich.“, meinte ich stolz zu meiner Großmutter.
Ich holte die Post aus dem Kasten und wollte wieder hineingehen. Plötzlich lief mein Hund die Straße hoch. Ich rief ihr hinterher, aber sie drehte sich nur um, um danach schnell wieder weiterzulaufen. Ich folgte dem Hund, denn in diese Richtung war sie mir schon einmal davongelaufen. Ich dachte sie gleich wieder erwischt zu haben, aber da hatte ich mich geirrt.
Sie bog rechts ab Richtung Wald. Mein Puls und ich wurden schneller. Ich lief ihr hinterher als sie hinter einer alten Hütte verschwand. Als ich um die Hütte bog lief sie nach oben einen kleinen Weg entlang, der an einem Schilfmoor endete. Leider war es Winter und das Schilf war zusammengeklappt und eingefroren. Der Hund sprang mitten hinein. Auf einmal flatterten fünf oder mehr Fasanen in die Luft. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie viele es genau waren, ich hatte mich so erschreckt. Und dann ergriff mich die Panik. Neben dem Schilf war schon der Wald und dort hätten auch Rehe sein können. Leider ist mein Hund eine Mischung eines Jagdhundes. Und im Winter sind auch immer die Jäger unterwegs. Hätte einer meinen Hund erblickt hätte er sie im gleichen Augenblick erschossen.
Ich rief noch immer auf den Hund. Er war in den Wald gelaufen ich folgte ihm durch das Schilf. „Alexandra, Ramona, kommt her. Schnell ich brauche euch!“, rief ich meiner Schwester und ihrer Freundin zu die schon auf dem Weg zu mir waren. Plötzlich spürte ich ein brennen. Ich war mitten in einen Dornbusch gelaufen. Und ich kam nicht mehr heraus. Weiter rief ich auf meinen Hund. In meiner Stimme war fast nur mehr Verzweiflung zu hören.
Ich befreite mich irgendwie aus den Dornen und lief in den Wald. In einiger Entfernung konnte ich meinen Hund erkennen. „Finny, komm her!“ Und sie lief auf mich zu. Als ich ihr Halsband ergreifen wollte drehte sie sich um und lief wieder aus dem Wald hinaus, durch das Schilf hindurch auf das offene Feld. Ich rannte so schnell ich konnte hinter ihr her. Zweimal brach ich in dem Schilf ein. Als ich herauskam war Finny durch einen kaputten Zaun geschlüpft der zu einer kleinen Hütte gehörte. Ich wollte ihr folgen aber der Weg wurde durch ein paar Äste versperrt.
Ich konnte sie hinter den Bäumen auf und ab laufen sehen. In der Zwischenzeit waren Alexandra und ihre Freundin schon am Schilf angekommen. Leider kamen sie auch nicht sofort durch. Plötzlich war Finny bei meiner Schwester und ich lief hinauf um sie einzufangen. So schnell ich auch lief, der Hund war schneller. Sie schlüpfte wieder durch den Zaun und war verschwunden. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte.
„Wir müssen in das Grundstück hinein. Ich gehe außen herum!“, rief Alexandra die sich in der Zwischenzeit befreit hatte und lief schon zum Ende des Grundstückes und verschwand um die Ecke. Ich lief wieder zu der kaputten Stelle im Zaun. Ich keuchte schon vor lauter Anstrengung. Immer wieder rief ich auf den Hund. Zwecklos. Dann kam sie zu mir, aber noch immer hinter dem Zaun. Ich dachte: „Ja, das ist meine Chance, jetzt habe ich sie.“
Sie kam durch die Lücke auf mich zu. Ich wollte mich auf sie stürzen und dann beschleunigte sie. Ich fiel in den Matsch und alles was ich von ihr in die Hände bekam waren ein paar Haare. Sie lief in die Richtung in die zuvor meine Schwester und ihre Freundin gelaufen waren. Ich spurtete hinterher. Der Hund lief um einen großen Berg von Ästen und Erde herum und schnüffelte.
Von der einen Seite kam ich und von der anderen war meine Schwester auf dem Weg. Als ich, Finny nehmen wollte drehte sie sich um und lief nach unten Richtung Bach. Zu meinem Bedauern hatten sich auf dem Weg den Finny nahm, die Fasanen von vorhin versammelt, um sich von ihrem Schreck zu erholen. Finny sah sie und folgte ihnen als sie alle auf einmal davonflogen.
„Alexandra, Lauf dem Hund hinterher. Schnell!“, rief ich zu meiner Schwester. „Wieso muss immer ich hinterherlaufen? Das ist gemein.“, gab sie vorwurfsvoll zurück. „Jetzt lauf endlich. Schau wo Finny schon ist!“ Ich rannte auch los. Der Hund war schon so weit weg gelaufen das ich ihn fast nicht erkennen konnte. Ich begann schon zu brüllen: „Finny! Jetzt komm sofort her! Finny!“ Und vor uns war schon wieder so ein dummes Schilffeld.
Der Hund war um das Schilf herumgelaufen. Alexandra verfolgte ihn von der einen Seite und ich von der anderen. Leise hörte ich die Hundemarke klimpern. Ich trat in das Schilf und plötzlich flogen neben mir zwei Fasanen in den Himmel. Ich hatte mich so sehr erschreckt dass ich den Hund aus den Augen verlor.
„Da, da ist Sie!“, rief Alexandra zu mir und Ramona herauf. Ich sprang aus dem Schilf hinaus und rannte durch den Acker zu meiner Schwester. Zwischen uns war ein großer Graben. „Zoé, warte auf mich!“, rief Ramona die hinter mir herlief. „Es tut mir leid, es geht nicht. Ich muss zu Finny. Es geht um das Leben meines Hundes!“, antwortete ich ihr. Ich konnte den Hund nirgends erkennen. „Wo ist der Hund? Alexandra wo ist sie?“, fragte ich meine Schwester die genau wie ich fast keine Luft mehr bekam. „Da unten.“ Sie zeigte in den Graben hinunter, in dem ein kleiner Bach verlief.
Das ist viel zu steil, dachte ich, da komme ich nie hinunter. Ich hörte ein keuchen hinter mir. Es war Ramona, die mir gefolgt war. Ich kniete mich auf den Boden und rief nach dem Hund. Er sah zu mir hinauf. Eine Hand hielt ich ausgestreckt, die Faust geballt. Die Geste die ich machte wenn ich den Hund mit einem Leckerchen anlocken wollte.
Finny fiel darauf herein und kam zu mir hochgestürmt. Ich packte ihr Halsband und hielt sie fest. Ich sah sie nicht mehr an und beachtete sie auch nicht weiter. Sie sollte sehen was sie davon hat, einfach so davonzulaufen. Ich zog sie mit ihrem Halsband bis nach Hause und würdigte sie keines Blickes mehr.