Die Hybris
Da lernt man fleißig, erledigt seine Aufgaben stets gewissenhaft und ist hilfsbereit gegenüber Anderen, weniger privilegierten.
Doch worin soll dies alles enden? Welchen Gewinn fährt man ein? Was hat man schließlich vorzuweisen, wenn am Ende eine Inventur erfolgt, schonungslos und genau?
So argumentiert der Gelehrte an der Himmelspforte, und der Wächter antwortet.
Eine Diskussion die allen anderen gleicht, doch was krumm gewachsen, kann hier nicht mehr begradigt werden. Es ist wie es ist, erschreckend und unerwartet.
Verglichen damit, kann ich von Glück sprechen. Das Jammern verstummt, wenn man erkennt, dass jede Enttäuschung im Leben einher geht, mit der Erkenntnis der Täuschung und der Chance auf Veränderung.
Es war also so, dass ich angesichts der Dinge weinte, deren ich verlustig gehen sollte. Ich hatte einst die Gabe besessen, Menschen zu dirigieren wie Puppen. Ich hatte es geschafft, mit der kleinsten Anstrengung, eben dem Unterlassen der Selbigen, ein Höchstmaß an Effizienz zu erreichen.
Ohne zu lernen bestand ich den Alltag.
Ohne zu Kochen bekam ich Essen. Ohne zu Arbeiten bekam ich Geld. Ohne zu geben, nahm ich. Ohne Freundlichkeit war ich befreundet. Ohne Zuhören, verwehrte ich Rat. Ohne Vernunft war ich sicher.
Kurz gesagt: Ohne zu lieben, bekam ich was ich liebte. Ohne zu Leben verstrich meine Zeit und ohne das ich es merkte verlor ich alles.
In Wirklichkeit, war ich nicht selbständig genug, um eine Dose Ravioli auf den Herd zu bringen. Ich lebte von der Wohlfahrt, war gierig und egoistisch. Ich war einsam und verhasst, neunmalklug, und gewissenlos. Jeder Tag verlief im Suff und im Krankenhaus erwachte ich ohne feste Adresse, Geld und Familie.
Gut, dass ich mich so erholt habe.
Das ich mich nun Doktor schimpfen darf, in einem Fach das kaum jemand versteht. Das ich soweit bin, dass ich es nicht mehr notwendig habe, mit Menschen über die Sucht zu sprechen, die ich längst beherrsche.
Das ich so viele Freunde habe, bei denen ich mich darauf verlassen kann das sie sogar für mich da sind, wenn ich mich lange nicht bei ihnen gemeldet habe.
Das ich Manns genug bin eine Frau zu verlassen, wenn ich auf andere aus bin.
Das ich jedem weis machen kann, ich hätte mich wirklich geändert, wenn ich es nur selbst glaube!
So ist es eben, mit den Menschen meiner Art. Den Größten.
Für gewöhnlich ändert man schädliches das man bemerkt bei sich. Ich werde jedoch erst morgen ändern und heute ruhen. Ich werde herausfinden wer oder was außer mir schuld hat, werde klagen und recht bekommen. Vor allem gehe ich gestärkt in die Zukunft, denn was kann man mir schon anhaben, einem der schon soviel erlebt hat?