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Die Hybris

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23.10.2003
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Die Hybris

Da lernt man fleißig, erledigt seine Aufgaben stets gewissenhaft und ist hilfsbereit gegenüber Anderen, weniger privilegierten.
Doch worin soll dies alles enden? Welchen Gewinn fährt man ein? Was hat man schließlich vorzuweisen, wenn am Ende eine Inventur erfolgt, schonungslos und genau?
So argumentiert der Gelehrte an der Himmelspforte, und der Wächter antwortet.
Eine Diskussion die allen anderen gleicht, doch was krumm gewachsen, kann hier nicht mehr begradigt werden. Es ist wie es ist, erschreckend und unerwartet.

Verglichen damit, kann ich von Glück sprechen. Das Jammern verstummt, wenn man erkennt, dass jede Enttäuschung im Leben einher geht, mit der Erkenntnis der Täuschung und der Chance auf Veränderung.
Es war also so, dass ich angesichts der Dinge weinte, deren ich verlustig gehen sollte. Ich hatte einst die Gabe besessen, Menschen zu dirigieren wie Puppen. Ich hatte es geschafft, mit der kleinsten Anstrengung, eben dem Unterlassen der Selbigen, ein Höchstmaß an Effizienz zu erreichen.
Ohne zu lernen bestand ich den Alltag.
Ohne zu Kochen bekam ich Essen. Ohne zu Arbeiten bekam ich Geld. Ohne zu geben, nahm ich. Ohne Freundlichkeit war ich befreundet. Ohne Zuhören, verwehrte ich Rat. Ohne Vernunft war ich sicher.
Kurz gesagt: Ohne zu lieben, bekam ich was ich liebte. Ohne zu Leben verstrich meine Zeit und ohne das ich es merkte verlor ich alles.

In Wirklichkeit, war ich nicht selbständig genug, um eine Dose Ravioli auf den Herd zu bringen. Ich lebte von der Wohlfahrt, war gierig und egoistisch. Ich war einsam und verhasst, neunmalklug, und gewissenlos. Jeder Tag verlief im Suff und im Krankenhaus erwachte ich ohne feste Adresse, Geld und Familie.

Gut, dass ich mich so erholt habe.
Das ich mich nun Doktor schimpfen darf, in einem Fach das kaum jemand versteht. Das ich soweit bin, dass ich es nicht mehr notwendig habe, mit Menschen über die Sucht zu sprechen, die ich längst beherrsche.
Das ich so viele Freunde habe, bei denen ich mich darauf verlassen kann das sie sogar für mich da sind, wenn ich mich lange nicht bei ihnen gemeldet habe.
Das ich Manns genug bin eine Frau zu verlassen, wenn ich auf andere aus bin.
Das ich jedem weis machen kann, ich hätte mich wirklich geändert, wenn ich es nur selbst glaube!

So ist es eben, mit den Menschen meiner Art. Den Größten.
Für gewöhnlich ändert man schädliches das man bemerkt bei sich. Ich werde jedoch erst morgen ändern und heute ruhen. Ich werde herausfinden wer oder was außer mir schuld hat, werde klagen und recht bekommen. Vor allem gehe ich gestärkt in die Zukunft, denn was kann man mir schon anhaben, einem der schon soviel erlebt hat?

 

Hallo Lasius,

du schreibst in einer sehr kraftvollen und poetischen Sprache. Und du kannst gut charakterisieren. Jetzt müsstest du dir nur noch eine Handlung ausdenken, in der dein Prot. mit seiner Lebenseinstellung auf eine harte Probe gestellt wird, dann hast du wahrscheinlich eine tolle Geschichte.

Mach auf jeden Fall weiter.

Gruß
knagorny

 

Hi knagorny,

danke für das Lesen und das Lob. Es ist wohl so, dass ich in diesem Text sehr auf das Charakterisieren aus war. Es ist sonst ein Schwachpunkt in meinen Geschichten. Das dir eine konkrete Handlung fehlt, kann ich verstehen, sie fehlt einfach. Ich habe nicht versucht wie sonst, eine Situation ablaufen zu lassen. Ich wollte widerspiegeln, wie ein Mensch(er ist ja zu genüge charakterisiert)denkt, der immer wieder auf den selben Selbstbetrug reinfällt.
Danke nochmal für den Ansporn, ich mach auf jeden Fall weiter.
Liebe Grüße
Lasius

 

Hello Lasius,
schön beschrieben Deine Geschichte der Überheblichkeit - dennoch wirkt sie ein wenig aufgesetzt. Hybris entsteht, wenn sich jemand für 'etwas Besseres' hält, ohne zu hinterfragen. Dein Protagonist freut sich aber wie ein Kleingeist, weil er 'Ohne zu arbeiten' Geld bekam. Wäre er wirklich arrogant, würde er diesen Umstand nicht einer Erwähnung würdig erachten, sondern für selbstverständlich halten. So nach dem Motto: Über Geld spricht man nicht, Geld hat man.
Für jemanden mit Hybris hat Dein tatenloser Protagonist zuviel Einsicht.

Viele Grüsse vom gox

 

Hi gox,
und danke fürs Interesse.
Wie stehst du zu der Entwicklung die die Geschichte durchläuft. Wir haben da einen Prot., der zweifelsfrei so von sich überzeugt ist, das er dadurch alles verliert. An einem Punkt wird durch die Umstände kapituliert und man meint da sei jene Einsicht die du erwähnst. Aber es geht weiter, und zwar so wie bisher, nur in anderen Dimensionen. Er hat also nicht erkannt, das sein Problem der Überheblichkeit weiter besteht. Es war also nicht einfach nur ein Irrtum der dem Prot. in seinem früheren Leben unterlaufen ist, sondern ein fester Bestandteil seines Lebens, ein Verhaltensmuster das er nicht über Nacht ablegen kann. Spinnt man die Geschichte weiter, landet er bald in der nächsten Trinkhalle und erzählt allen wie gescheit er doch geworden ist! Er ist also nicht wirklich einsichtig, oder?

 

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