Was ist neu

Die Honigkekselfe

Mitglied
Beitritt
09.01.2002
Beiträge
2
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Die Honigkekselfe

die Honigkekselfe

Die Honigkekselfe


Es war einmal vor langer, langer Zeit, als die Märchen noch so jung waren, dass man sie in der Tageszeitung lesen konnte...
... da lebten ein Mann und eine Frau in einem kleinem Häuschen auf einer großen grünen Wiese. Und sie waren sehr glücklich. Es ist auch ganz leicht glücklich zu sein, wenn man zu zweit in einem kleinen gemütlichen Häuschen auf einer großen grünen Wiese wohnt und sich lieb hat.
Und das hatten sich die beiden: lieb.

Morgens, wenn sie aufwachten, kuschelten sie sich aneinander und küssten sich.
Das ist ein Zeichen großer Liebe, denn (so unter uns), morgens, direkt nach dem Aufwachen riecht man oft nicht so gut aus dem Mund.
Im Sommer blühten vor ihrem Häuschen viele bunte Blumen und ihr Duft erfüllte das ganze Haus. Hinter dem Haus standen drei große Körbe und in den Körben waren... nein keine schmutzige Wäsche... sondern Bienen!
In den Körben wohnten Bienen! Und die summten und brummten über die Wiese, von einer Blüte zur nächsten. Bienen lieben nämlich den Duft der Blumen und können nicht widerstehen, kommen angesummt und stecken ihre Nasen in die Blüten und schlürfen den Nektar. Den transportieren sie dann zurück zum Korb. Die Körbe hatte der Mann dort aufgestellt. Er war Imker.


Ein Imker ist ein Ganove, ein Bienendompteur und ein Zauberer. Von jedem ein bisschen.
Eines Morgens im Frühling nahm der Imker die Bienenwaben aus dem Korb. Die Bienen waren deswegen natürlich ganz schön ärgerlich. Verständlich.
Den ganzen Tag sammeln sie fleißig und füllen ihre Waben und wenn sie dann endlich voll sind, kommt so ein Lump und
nimmt alles mit! Sie summten um den Mann herum und versuchten ihn zu stechen. Doch der Imker rauchte ein Pfeifchen, um die Bienen zu verscheuchen. Das ist ein guter Trick, Bienen sind nämlich Nichtraucher und können Pfeifenrauch überhaupt nicht leiden.

Die Waben kamen in eine Honigschleuder...das ist quasi ein
großer Zauberkasten, in dem der Honig (wie der Name schon sagt,) geschleudert wird und simsalabim... unten raus, aus einem Hahn...läuft goldgelber Honig. Hmmmm.....

Den Honig füllte die Frau in Gläser, und so hatten sie das ganze Jahr über immer genug Honig zu essen.
Im Sommer ist Honig toll, weil man sich damit Honigbrote machen kann. Abends saßen sie vor ihrem Häuschen und tranken Saft und aßen Honigbrote.
Dann kam der Herbst und es wurde zu kalt, um draußen zu sitzen, deshalb saßen sie drinnen am Fenster und schauten raus und aßen Honigbrote und tranken warmen Tee.
Und dann kam der Winter.

Im Winter ist Honig die herrlichste phantastische Köstlichkeit, die man sich nur vorstellen kann. Ich wage sogar zu behaupten: besser als Schokolade!
Denn aus Honig kann man Honigkekse machen und das kann man aus Schokolade nicht.
Wenn es draußen kalt ist und sich die Sonne hinter Wolken versteckt, braucht man etwas, das im Bauch ein wonniges
Gefühl macht.
So ein Gefühl, als ob man ein kleines Stückchen Sonne essen würde. Das geht am allerbesten mit selbstgebackenen Honigkeksen und einer Tasse warmen Kakao.
Nun sind dort, wo Honigkekse gebacken werden kleine Krümel. Klar, sagst du? Die fallen von den Keksen ab.

Aber hast du dir schon mal Gedanken gemacht, warum diese Krümel abfallen? Es ist zwar ein großes Geheimnis, aber ich werde es dir verraten: wegen der Honigkekselfen. So ein ganzer Keks wäre doch viel zu groß für so eine kleine Elfe. Kleine Elfen lieben nämlich Honigkekskrümel über alles.

An einem kalten, verschneiten Wintertag stand die Frau in der Küche und knetete den Teig und eine kleine Honigkekselfe namens Krümel saß versteckt auf dem Fensterbrett und ließ die Beine baumeln.
Krümel beobachtete die Frau schon eine ganze Zeit.
Erst hatte sie allerlei Sachen auf den Tisch gestellt: Mehl, Eier und Milch, Butter und Zucker. Und da Krümel quasi Keksexperte war, wusste sie genau, dass es gleich Kekse geben würde.

Und als die Frau dann auch noch einen Honigtopf hervorholte, lief der kleinen Elfe das Wasser im Mund zusammen.
Die Frau verteilte etwas Mehl auf dem Tisch und knetete den Teig durch. Sie war ordentlich dick und kam kaum noch an den Tisch, weil der dicke Bauch im Weg war. Wohl zu oft am Honig genascht? Doch der Bauch stand so merkwürdig ab, als ob sie ein Kissen drunter gestopft hätte.
Krümel hopste vom Fensterbrett, flog etwas näher und inspizierte den Bauch genauer.

Eine gewaltige Kugel, aber man konnte kein Kissen entdecken. Mittlerweile hatte die Frau schon den Teich ausgerollt und kleine Kekse ausgestochen und auf das Blech gelegt.
Krümel flog lieber wieder zurück zum Fensterbrett, denn vor einem heißen Ofen müssen sich kleine Elfen in Acht nehmen. Ruckzuck sind so kleine Elfenflügel versengt.
Die Frau setzte sich auf den Stuhl und hielt sich den Bauch. Krümel war einfach zu neugierig, so ein erstaunlicher Bauch, wo der wohl herkam?
Im Frühling war der dicke Bauch noch nicht da, das wusste die Elfe ganz genau,...doch dann waren die ersten Kekse fertig und Krümel hatte ganz andere Dinge im Kopf...mhhhhhh...dieser Duft.

Den Duft frischgebackener Honigkekse können kleine Kinder und kleine Elfen kilometerweit riechen.

Das Elfchen flog wie hypnotisiert zu einem Kekskrümel und begann zu naschen. Deshalb bekam sie auch gar nicht mit, wie die Frau sich den Bauch hielt und nach ihrem Mann rief. Der dicke Bauch kam nämlich nicht vom Honigkekse essen.
Die Frau war schwanger. Und das kleine Baby in ihrem Bauch wollte gerade in diesem Augenblick zur Welt kommen, als die Frau die fertigen Kekse aus dem Ofen holte.
Doch Krümel hatte nur noch Augen für die Kekse und sah nichts anderes mehr, sie naschte und leckte sich die Finger, kostete jeden Krümel, schnabulierte, probierte...

...doch plötzlich ertönte ein markererschütternder Schrei. Die kleine Elfe, die gerade an einem besonders leckeren Kekskrümel schnabulierte ließ ihn vor Schreck fallen.

So ein Geräusch hatte sie noch nie gehört. Neugierig, wie kleine Elfen nun mal so sind, ließ sie den Krümel zurück und flog ins Schlafzimmer, denn von dort kam das Geräusch.

Auf dem Boden stand eine kleine Wiege und in der lag ein Baby, das laut und jämmerlich schrie. Wenn man gerade erst geboren wurde, ist ja alles ganz neu
und laut und hell. Und man selber ist so winzig klein. Kein Wunder, wenn man da erst mal eine Heidenangst bekommt.
Deshalb setzte sich der kleine Elf an das Ohr des Babys und flüsterte ihm ein altes Zauberelfengedicht ins Ohr. Babys verstehen nämlich noch die Elfensprache.
Das Gedicht ging so:

Sonnenstrahlen, die das Näschen necken
Bonbons, die nach Erdbeer'n schmecken

Schneeflocken, die zur Erde schweben
Zwerge, die hinter den Bergen leben

Blumenduft, der über eine Sommerwiese weht
ein Kletterbaum, der auch dort steht

ein Schmetterling, der durch die Gegend flattert
eine Bahn, die über Schienen rattert

Regenpfützen, in die man springt
ein Vogel, der recht lustig singt

Liebe, Vertrauen, Geborgenheit
Eltern, die da sind, wenn man mal schreit

All das und noch mehr wird dir gehören,
bei meiner Elfenehre kann ich 's schwören

tausend Sachen wirst du erleben
und des Nachts ins Traumland schweben

Das Baby lauschte dem Zaubergedicht der Elfe. Und auch wenn es noch nicht alles verstand, weil es ja noch gar nichts von der Welt gesehen hatte, so begriff es doch, dass es keine Angst mehr haben braucht. In seinem kleinen Babyherzen breitete sich eine große Ruhe aus und es schlief friedlich ein.
Der Mann und die Frau sahen von all dem natürlich nur das friedliche Lächeln ihres Babys, denn für Erwachsene sind
Elfen unsichtbar.

Ab diesem Tag hat jedes Baby, das auf der Welt geboren wird eine kleine Elfe, die ihm hilft und beschützt.

Und wenn man bei einem Baby am Köpfchen schnuppert, was riecht man dann?

Genau.

Es riecht ganz leicht nach Honigkeks!

 

Wunderschön!!! Sowohl inhaltich bezaubernd als auch stilistisch sehr schön umgesetzt. Ich freue mich schon auf Deine nächste Geschichte! :)
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

...die liebend gerne Honigkekse ißt

 

Das ist einfach süss, wie ein Honigkeks :)

Der erste Satz bindet einen sofort an die Geschichte und man muss einfach weiterlesen :)

*wink*

jaddi

 

Hallo amnesia,

ich weiß nicht, ob Du hier noch ab und zu vorbeischaust - aber ich finde diese Geschichte ebenfalls sehr schön. Schade, daß sie offenbar so untergegangen ist, und danke an jaddi fürs Wiederentdecken.

Das Gedicht hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, auch wenn Du Dir mit dem Rhythmus ein oder zwei Freiheiten nimmst.

Süß auch, wie Du den typischen Neugeborenenduft in die Geschichte verwebst.

Schöne Grüße
Roy

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom