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Die heilige Unbekannte

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07.12.2003
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Die heilige Unbekannte

Es begann alles an einem sonnigen, wie zur Arbeit geschaffenem Herbsttag. Bruder Jakob und ich waren gerade dabei die Früchte unseres eigenen, kleinen Gartens an der hinteren Klostermauer, einzuholen. Abt Wanderstein stand über unseren Häuptern, am Fenster seiner Arbeitskammer und führte eine angeregte Unterhaltung mit Bruder Morik, der seiner, in letzter Zeit immer öfter vorkommenden Lieblingsbeschäftigung, dem Nichtstun, nachging. Mehrere Male hat unser Klosterleiter ihn schon ermannt, er solle sich doch endlich der körperlichen Arbeit widmen, wie jedes gottesfürchtige Wesen. Doch Bruder Morik schnaubte nur und weigerte sich entschieden, irgend welche Art von Arbeit aufzunehmen, bevor die Frage, welchem Gott unser kleines Abtei wohl diene, nicht geklärt wäre.

Nun ja, schon wieder diese nervenzerreibende Frage. Ich denke Ihr wisst nicht worüber ich spreche, oder? Nun gut, dann muss ich wohl etwas weiter ausholen. Also, wo fange ich denn am besten an...

Vor zwei Wochen, kam ein reicher Kaufmann mit seine beiden Töchtern vorbei. Begleiten von mehreren schwer bewaffneten Söldner, war die Gruppe auf der Durchreise zu ihrem Zielort, ich glaube es waren die vereisten Kristallhöhlen von Holkim, ein immer gern besuchter Ort für Pilger. Oder waren es Logrims Feuerseen, die inmitten eines Eisgletschers existierten. Entschuldigt mich, mein Gedächtnis lässt nach, ich bin nicht mehr der Jüngste, doch es steht fest, das die Karawane ihren Weg nach Norden beschritt. Also kamen diese Leute in der Dunkelheit an unsere Tore und baten um eine Übernachtungsmöglichkeit. Da es uns wohlbekannt war, das eine Nacht in der Wildnis eine unzumutbare Gefahr für Leib und Seele darstellte, ließen wir die Reisenden in Gottes Mauern und luden sie zum Abendmahl ein.

Nach der Mahlzeit, bei der unsere einfache Nahrung mit allerlei Leckereien aus dem Essenvorrat des Händlers angereichert wurde, begaben sich die Klosterbrüder auf den Weg in unsere kleine und angenehm schlicht gehaltene Kapelle, um vor dem Schlafengehen noch ein letztes Gebet an Gott zu richten. Der Kaufmann wünschte an unserer Messe teilzunehmen und begleitet von seine beiden Töchtern führten wir den Gottesdienst durch. Nach der Andacht trat die jüngere seiner Töchter, vielleicht ein Kind von sieben Jahren, an mich heran, zupfte an meiner Kutte und stellte eine einfache, doch alles verändernde Frage, "Welchem Gott dient euer Orden Vater?"
Mit großen Augen starte mich die Kleine an und wartete gespannt auf meine Antwort. Doch ich, wie vom einem Zauberspruch gelähmt, stand da ohne etwas erwidern zu können und ließ mir den Satz durch den Kopf gehen: Welcher Gottheit dienen wir denn eigentlich? Fragend richtete ich meinen Blick auf unseren Abt und verstand, das diesem das Selbe wie mir durch den Kopf ging. Auch das dümmliche Dreinblicken meiner restlichen Mitbrüder ließ keine Lösung erhoffen.
Mit einer leise gemurmelten Entschuldigung, in der Abt Wanderstein etwas von Kopfschmerzen murmelte, verabschiedete sich dieser und begab sich auf seine Kammer. Auch wir, die restlichen 'Gottesdiener' schafften es, uns nach und nach verlegen zurückzuziehen. Das Letzte, was meine Ohren in der Kapelle vernahmen, war es wie der Kaufmann seine Tochter schimpfte, sie solle Erwachsenen doch keine so dumme Fragen stellen.

An nächsten Morgen - dunkle Ringe um die Augen meiner Brüder bewiesen mir, das ich nicht der Einzige war, der die ganze Nacht über nicht schlafen konnte - verabschiedeten wir die Familie mit ihren Begleitern und wünschten diesen eine angenehme Weiterreise.
Nun beinhaltete das Klostergemäuer, wie schon Jahre zuvor, nur noch seine angestammte Bewohner. Doch etwas neues ist dazu gekommen, keine Person, nichts Materielles, sondern ein Gefühl der Leere, basierend auf einer einfachen Frage: Welchem Gott dient denn unser Orden?

Nun, aufgrund meines Berichtes nehme ich an, das Ihr nun versteht, welches Dilemma sich in unserem kleinem Orden abspielte. Jahrhunderte lang stehen schon die uralten Mauern auf diesem Berg, erbaut um einem Gott zu huldigen. Doch wie es scheint, ging im Laufe der Jahre dessen Name verloren. Wir durchsuchten alle sich in der Bibliothek befindenden Bücher. Abt Wanderstein las die geheimen Aufzeichnungen, die nur vom Klosteroberhaupt zum Klosteroberhaupt weitergegeben werden, doch ohne jeden Erfolg. Nach wochenlangen fruchtlosen Nachforschungen übernahm die Verzagtheit unser Handeln und wir waren nur noch Schatten unser früheren Persönlichkeiten. Melancholisch, mit niedergeschlagenem Gemüt, schlichen wir durch das Anwesen und hatten keinen Lichtpunkt, der uns dazu veranlasste unserer täglichen Arbeit nachzugehen und in die Zukunft zu blicken. Nach einigen Tagen schaffte Abt Wanderstein es doch tatsächlich, einige von uns soweit aufzubauen, das sich diese besser fühlten mit der Folge, deren gewöhnlichem Tagesablauf wieder aufnehmen zu können.

Nun denn, wo war ich stehen geblieben... Oh ja, natürlich...

Also versuchte Abt Wanderstein Morik davon zu überzeugen, das dieser seine Arbeit doch wieder aufnehmen solle, dieser weigerte sich aber strickt, den Anweisungen Folge zu leisten. Genau in diesem Augenblick - beim meiner Priesterehre, das folgende Geschehen ereignete sich wirklich und war keine Einbildung, mehrerer auf ein Wunder hoffenden Menschen - fand das wunderbarste Ereignis statt, dem ich während meiner vierundachtzig Jahre, die ich nun auf dieser Welt weile, innewohnen durfte.
Plötzlich wurde die Mitte des Hinterhofs in ein grelles Licht getaucht. Meine Augen wurden dabei dermaßen stark geblendet, das ich einen Moment lang die Befürchtung hatte für immer zu erblinden. Doch nach einiger Zeit, als sich mein Sehvermögen an die anfangs schmerzende Helligkeit gewöhnt hatten, konnte ich zwischen meinen, leicht gespreizten Fingern die Quelle des Leuchtens im Mittelpunkt dieser Erscheinung, näher betrachten. Mein Atem stockte, als sich in der Lichtflut langsam Konturen bildeten und schlussendlich das Bildnis eines weiblichen Gestalt formten. Und bei meiner Seele, ihr könnt euch gar nicht vorstellen welch' wunderschönes Wesen der Ursprung dieser Erscheinung war. Perfekt in allen Formen der gottesgeschaffenen Weiblichkeit, makellos bis ins winzigste Detail und schöner, als alles was ich bis dato kannte, schwebte das Wesen in der Mitte der Lichtkugel, selbst ein Teil des Lichtes und schaute uns mit einem entzückenden Lächeln an.
Aus den Augenwinkeln sah ich Morik rückwärts taumelte, wie vom Hammer eines Bergtrolls getroffen. Er blieb mit dem Fuß an einem Stein hängen, fiel auf seinen Hosenboden, schien es aber gar nicht zu bemerken, den er starrte weiterhin, wie auch der Rest von uns, auf das zauberhafte Geschöpf.
Trotz der Gefahr, es könne sich hier um einen bösen Zauber, oder gar um einen Dämonen aus den dunklen Welten des Unterreiches, handeln, getarnt durch diese unschuldige Schönheit, wagte es keiner der Anwesenden die Ehrlichkeit und Reinheit dieses Wesens in Frage zu stellen.
Auch wagte es keiner das Geschöpf anzusprechen, wir warteten unentschlossen und schoben stillschweigend die Verantwortung dieser Situation auf Abt Wanderstein. Doch diesem wurde diese schwierige Aufgabe abgenommen, als das Wesen leise und doch für alle verständlich, zu sprechen begann, "Ich grüße Euch, o ehrwürdigen Väter dieser heiligen Stätte."
Eine lieblich betörende Stimme umschmeichelte unser Gehör, als wir uns dem Klang entgegen reckten, in der Hoffnung er würde niemals verstummen. Die Erscheinung fuhr fort, "Ihr braucht euch nicht zu fürchten, ich führe nichts Böses im Schilde. Ich bin auf euren eigenen Wunsch hier. Ihr habt mir das Leben geschenkt und ich möchte euch allen...", sie schaute jeden von uns liebreizend an, "ich möchte euch allen für meine Geburt danken."
Ein dezentes Räuspern und der fragende Gesichtsausdruck seitens Abt Wanderstein, veranlasste die schone Gestalt zu einem Lächeln.
"Ihr versteht nicht wovon ich rede?", stellte sie mild fest. "Es ist schade, das das Wissen bei den Sterblichen so schnell verloren geht." Sie machte eine bedauernde Geste und fuhr fort, "Ich werde euch alles erklären, doch zu diesem Zwecke würde ich gerne jeden von euch alleine, unter vier Auge sprechen." Die Gestalt blickte zum Fenster empor, hinter dem sich unser Abt befand und dieser schluckte schwer als das Wesen sich vor ihm verbeugte und sprach, "Euch, Abt Wanderstein, als Oberhaupt dieses euren Ordens, möchte ich als erstes meine Worte widmen."
Ein hastiges Nicken ließ darauf schließen, das dieser nichts einzuwenden hatte.
"Nun denn", fuhr die Gestalt fort, "möge ein neuer Glaube geboren werden." Mit diesen Worten schwebte sie zielstrebig in Richtung Abt Wandersteins Fenster.
"Ha.., halt!" eine zaghaft ausgesprochene Bitte ließ das Geschöpf für einen Augenblick inne halten. Sie sah sich um und wir folgten ihrem Blick und sahen alle auf Bruder Morik, als dieser - immer noch auf der Erde sitzend - verhemmt weiter stammelte, "Ich kenne euch,... ihr kommt aus meinen Träumen .... Wer seid ihr."
Das Lächeln auf ihrem schönem Gesicht wurde noch liebenswürdiger, als sie zustimmend nickte und erklärte, "Ihr habt recht, mein teurer Freund, ich komme aus euren Träumen. Jeder von euch, der an diesem heiligen Ort anwesend ist, trug zu meiner Erschaffung bei."
Sie zuckte geheimnisvoll mit den Schultern und fasste sich kurz, "Ich bin eine Göttin." Mit diesen Worten setzte sie ihren Weg fort und ließ den Rest von uns konfus zurück.

Ich wurde als nächster, mehrere Stunden nach Abt Wanderstein, besucht. Das Wesen klopfte manierlich an meine Kammertür und trat ein. Nun hatte ich die Gelegenheit, die Person genauer zu betrachten. Sie war nicht groß, vielleicht drei Fuß. Das perfekt geschnittene Gesicht, umrahmt von einer langen, goldenen Haarmähne. Ihr Körper war mit einem, mir unbekanntem, schimmernden Stoff bedeckt, ließ aber die Formen ihres Leibes sichtbar. Ich weiß, als Priester und einer etwas in die Jahre gekommener Mann, sollte ich für die Schönheit der weiblichen Anatomie keinen Blick haben, doch in diesem Fall kam man einfach nicht umhin das Beschriebene zu bemerken.
Ich besann mich der guten Sitten, stammelte eine Entschuldigung und wand mit größter Mühe meinen Blick von diesem vollendeten Geschöpf ab. Dem guten Benehmen folgend, bat ich ihr einen Stuhl an, den sie dankend annahm.
"Ich kann mir vorstellen, dass ihr eine Menge Fragen an mich habt.", stellte die Gottheit fest.
Ich bestätigte ihr dieses, wusste aber anderseits nicht wo ich anfangen sollte. Das Wesen bemerkte meine Not und half mir weiter, "Dann beginne ich wohl am besten mit der Alten Ordnung, die, wie ich bemerkte, euch nicht mehr bekannt ist."
Mein unkundiges Schweigen deutete sie als Zustimmung und fuhr freundlich fort.

"Der Ursprung des Ganzen, der Anfang der Welten, liegt so weit zurück, das sogar wir, die Götter nicht wissen wie alles begann. Doch die Alte Ordnung ist jedem unserer Art bekannt, als seien diese unauslöschlich in unser Wesen eingebrannt. Die Regeln sind schlicht und einfach gehalten und doch werden diese oft nicht eingehalten, ja sogar gebrochen. Der Inhalt der Alten Ordnung, beschreibt die Rangfolge, in der die Beziehung der Sterblichen und der Unsterblichen, wie man die Götter unzutreffender Weiße nennt, festgelegt wird. In vielen Religionen wird der Gottheit gehuldigt, mit grenzenloser Verehrung und oft grausamen Opfergaben versuchen die Menschen das Wohlwollen der Götter zu erlangen. Doch dieses Verhalten ist falsch, wenn gar nicht blasphemisch und wird von den wenigen Sterblichen, die sich des alten Wissens rühmen dürfen, häufig missbraucht um Macht und Reichtum zu erlangen." Die Göttin machte eine kurze Pause und vergewisserte sich, ob ich ihr folgen könnte. Da ich zu diesem Zeitpunkt keine spezifischen Fragen hatte, fuhr sie fort.
"Ich nehme an, der Name Phorados ist euch geläufig?", fragte sie.
Und ich nickte, da wohl jedem auf unserer Welt, dieser Name, der Name des bösartigsten aller Götter und seines skrupellosen Volkes, bekannt war.
"Nun, dann, mein geehrter Freund, in ihm habt Ihr ein hervorragendes Beispiel für die Falschheit eines Gottes." Sie legte eine theatralische Pause ein um die Aussage zu dramatisieren.
"Eine Gottheit, wird aus der wahrhaftigen Überzeugung derer erschaffen, die an sie glauben. Je mehr sich zu ihr bekennen, desto mehr Macht und Stärke verzeichnet diese. Ursprünglich sollte die Gottheit also - wenn man bedenkt woher sie ihre Lebenskraft bezieht - ihre Anhänger achten, ja ich würde sogar sagen, sie sollte ihren Jüngern dienen." Sie sah mich fragend an und ich war, infolge dieser logischen und einleuchtenden Aussage, sprachlos. Ihre Behauptung war stichhaltig und ließ keine Fragen offen. Außer vielleicht einer, wenn dies wahr wäre, wieso hat sich die verkehrte Lehre so weit verbreitet? Ich dachte angestrengt nach, konnte jedoch keine religiöse Weltanschauung finden, in der der Gläubige die Meisterrolle und die Gottheit die Funktion eines Dieners übernahm.
Und als ob das Wesen meine Gedanken lesen konnte, verengten sich ihre Augen, sie blickte tief in meine eigenen und gab mir, mit einer gesenkten Stimme, die erklärende Antwort, "Furcht! Durch Angst kann jeder seine Gefolgschaft steuern. Eine entsetzliche Erscheinung da, eine abscheuliche Bestrafung dort, und alles vor den Augen möglichst vieler Zuschauer. Durch die grausame Demonstration der Gewalt, festigt man die Treue seine Gefolgsleute und wirbt nebenbei neue Gemeindemitglieder an. Auch wenn diese anfangs nicht den wahren Glauben beweisen, können sie nach mehreren solcher - wie sagt ihr dazu, Wunder - die Macht der Gottheit nicht leugnen und sind somit der Überzeugung sich unterwerfen zu müssen."

Die Gottheit wurde immer lauter und redete immer hastiger als sie ihrer Empörung freien Lauf ließ, doch als sie bemerkte wie ich angsterfüllt immer tiefer in meinen Sessel hineinrutschte, hörte sie abrupt auf. "Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht erschrecken", entschuldigte sie sich. "Es macht mich nur unendlich wütend wenn ich sehe, wie manche der Unseren ihre Macht missbrauchen."
Ich deutete an, das ich sie verstehe und ließ die Göttin fortfahren.
"Ich behaupte nicht, das alle Götter so sind. Die meisten spiegeln den Charakter ihrer Untergebenen wieder. Doch viele verfolgen ihre eigenen Ziele, die mit den Wünschen ihres Volkes nichts mehr gemeinsam haben. Manche sind auch zu bequem, ihren Erschaffern zu helfen, gelinde gesagt, sind sie zu faul um sich um ihre 'Gefolgschaft' zu kümmern. Deswegen habe ich nicht das geringste Mitleid mit diesen Göttern, wenn der Glauben an sie immer mehr schwindet, sie immer mehr in Vergessenheit geraten, bis sie schließlich nicht genügend Macht besitzen, etwas dagegen zu unternehmen und so für immer verschwinden."
"Genau wie unser... alter Gott." Warf ich zögernd ein, erfreut doch etwas zu diesem Gespräch beitragen zu können.
"Genau wie euer alter Gott.", stimmte mir das Geschöpf zu und lächelte verschmilzt.

Einige Minuten saßen wir still dar. Ich brauchte etwas Zeit um das Unglaubliche, das ich gerade erfahren durfte zu verarbeiten. Glücklicherweise bekam ich diese auch, da die Gottheit inne hielt und geduldig wartete.
"Also, bezieht ihr eure Stärke aus den Gebeten der Glaubensanhänger?", wollte ich noch einmal bestätigt wissen.
Sie nickte. Allmählich verlor ich meine Zurückhaltung und ließ mich von ihrer unbefangen Art anstecken.
"Und wir, also meine Mitbrüder und ich, waren diejenigen, die euch erschufen?", bohrte ich zweifelnd nach.
"Ja", pflichtete mit die Gottheit bei. "Ihr wart es, aus deren Glauben ich auferstand." Sie musterte meinen skeptischen Blick und versuchte mich vollends zu überzeugen.
"Ihr zweifelt zu unrecht an der Stärke eines Gläubigen. Das ist nur zu typisch für die Menschen," sie lächelte verschlagen, "entweder überschätzt ihr euch, denkt ihr seid allmächtig und unbesiegbar, oder ihr unterschätzt euch derart, das ihr euch in Selbstzweifeln verliert. Doch nur die wenigsten von euch schaffen es ihren wahren Wert zu erkennen und genau zu wissen, was ihnen zumutbar ist."
Aus irgendeinem Grund schämte ich mich für die Menschen und konnte nichts erwidern.
Sie fuhr aber besänftigend fort, "Aus weiter Ferne hörte ich eure Gebete und euer Flehen. Erst waren sie leise und kaum zu vernehmen, doch in den letzten Tagen wurden sie lauter und ein tiefer Kummer war deutlich heraus zu hören. Ihr batet um ein Zeichen seitens eures Gottes, ihr wolltet einen Beweis für seine Existenz, doch dieser konnte nicht antworten - denn er war schon vor Jahrhunderten, als Folge einer sterbenden Religion, verschwunden. Euer Orden war bereit zu glauben und wollte Vertrauen einem höheren Wesen entgegenbringen, um einen Sinn im Leben zu sehen." Das wunderschöne Lächeln stahl sich wieder auf ihr Antlitz. "Darum bin ich hier. Ich bin gekommen um euch glauben zu helfen."
" Doch wie kommt es, das ihr weiblich seid und nicht männlich wie viele der anderen Götter?", sprach ich eine der dutzenden Fragen aus, die sich aus dem plötzlichen neuen Wissen formten. "Wenn es wirklich der Tatsache entspricht", ich versuchte meine Zweifeln heraushören zu lassen, "das die Götter ihre Anhänger widerspiegeln, dann müsst ihr uns als Mann, oder wenigstens als eine Greisin erscheinen." Ich dachte dabei an die Druidin Selana, die nicht allzu weit entfernt von unserem Kloster, in einer einsamen Waldhütte lebte. "Denn hier befinden sich keine, eurem Anblick gleichende Frauen."
Stolz in der Zuversicht eine Ungereimtheit in ihrer Erzählung gefunden zu haben, lehnte ich mich zurück und wartete gespannt auf die Antwort. Es war nicht so, das ich im Allgemeinen ungläubig war - schließlich wurde ich Priester - doch im blinden Vertrauen meinen Glauben wiederholt zu verschwenden, konnte ich vor mir selber nicht mehr verantworten.
Ein leichtes Zucken fuhr durch ihren Körper und diesem folgten weitere, bis die Erscheinung, ihr Gesicht mit Händen verdeckt, regelrecht geschüttelt wurde. Erst nahm ich an, sie würde weinen, denn mit einem Schlag wurde mir bewusst wie klein und zerbrechlich die Göttin wirkte und beinahe bereute ich meine unüberlegte Handlung. Doch plötzlich stellte ich fest, das sie... lachte.

Wenige Augenblicke später - ich kam mir vor wie ein verwirrtes Kind, denn ich wusste nicht was dieser Gefühlsausbruch zu bedeuten hatte - schaute die Gestalt, mit Lachtränen auf den Augen, auf und machte eine hilflose Geste. Bevor sie jedoch sprechen konnte, überkam sie ein weiterer Lachanfall, der allerdings nicht mehr so lange anhielt wie der erste. Schließlich fasste sich die Gottheit wieder und wischte ihre Augen trocken.
"Ihr wollt wirklich wissen, woher ich mein Äußeres habe?", sie musste schwer um ihre Haltung ringen. "Wie ihr euch sicherlich denken könnt, ist ein Teil jeden der an mich glaubt in mir. Also Abt Wandersteins Durchsetzungsvermögen, eure Integrität, Bruder Jakobs freundliches Gemüt und so weiter. Doch mein Aussehen," sie schluckte heiter, "mein äußeres Erscheinungsbild, stammt aus Bruder Moriks Träumen."
"Es wäre wahrlich unfair von mir die Phantasien eures Mitbruders zu verraten, doch lasst euch eines gesagt sein, die spärlich bekleideten Rundungen einer sasirischen Kneipentänzerin, ist noch das Harmloseste seines Vorstellungsvermögens. Er ist 'schuld' an meinem, recht kurvenreichem Körperbau." Dann vergrub sie ihr Gesicht erneut in den Händen und ließ sich vollends von Emotionen überkommen.
Da ich nun den Grund für ihre ausgelassene Laune kannte, konnte ich mühelos in ihr Gelächter mit einstimmen. In meinem Gedächtnis machte ich mir aber noch einen Vermerk, so bald wie möglich, Bruder Morik aufzusuchen um ihm vom ganzen Herzen zu danken.

 

Hi, Ganje.

Deine Geschichte hat Potential, leider schöpfst du das meines erachtens nicht gut aus. Die Sprachwahl finde ich etwas unpassend, dass Thema hingegen ist durch aus interessant, allerdings auch nichts neues. Im Text sind noch einige Fehler vorhanden, ich bin aber überzeugt das du diese finden wirst. Wenn du noch ein wenig mehr Zeit in die Story investierst und die Wort- und Sprachwahl ab macher Stelle nochmal überdenkst, wird die überarbeitete Version garantiert wesentlich besser.:rolleyes:
Also gib nicht auf.

greetz,
naty

 

Hallo Ganje,

schöne Geschichte. Meiner Meinung nach passt die Sprache sehr gut zum Inhalt. Die Fehler solltest du aber verbessern.

Ein Problem habe ich damit, dass es eigentlich zwei Geschichten sind, die du erzählst. Erstens leben Mönche in einem Kloster und werden durch eine zufällige Bemerkung eines Mädchens aufgescheucht. Man erwartet als Leser, dass sie jetzt in ihrer Vergangenheit stöbern und ein dunkles Geheimnis ausgraben, worauf man bereits gespannt ist. Soweit Geschichte #1.

In Wirklichkeit kommt es jetzt zu einem Umbruch (2. Geschichte). Mönche eines Fantasyklosters erleben eine Offenbarung, und was folgt ist ein theologischer Diskurs mit ihrem Gott, dessen Inhalt den Leser irgendwie kaltlässt. Ok, du arbeitest auf den Schlussgag mit Bruder Gandalf hin. Der ist aber hart erkauft durch einige zähe Abschnitte.

Mein Tipp: Denk dir ein cooles Geheimnis aus, das sie Mönche haben könnten und schreib Geschichte #1. Geschichte #2 ist vielleicht auch lesenswert, dann muss aber mehr Tiefe in die Ausführungen Gottes gelegt werden.

Eine Frage noch: Warum fragt Gandalf am Anfang, welchem Gott die Abtei dient? Er müsste es doch eigentlich am besten wissen.

Beste Grüße
knagorny

 

Hallo,

ersteinmal danke für eure Verbesserungsvorschläge. Diese werde ich mit Sicherheit beherzigen.

@Natas le Fuet
Was meine Rechtschreibung angeht, nun ja, es ist so 'ne Sache. Schon in der Grundschule hatte meine Lehrerin des öfteren zu mir gemeint wenn ich im korrekten Schreiben nicht besser werde, wird nichts gescheites aus mir werden, ich würde entweder im Gefängnis oder als Politiker enden...
Doch da ich weder im Knast sitze noch das Volk belüge, sei bitte guter Hoffnung, Besserung wird folgen. Ich gelobe!!! ;)

@knagorny
Du hast recht damit das die Geschichte irgendwie zweitgeteilt ist. Der Übergang zwischen den beiden "Parts" sollte schlüssiger und glatter sein. Dazu werde ich das Ganze neu konzipieren und etwas in die Länge ziehen. Das mit der Vergangenheit und einem "dunklen" Geheimnis ist eine Gute Idee, danke.
Zum Thema Zwei-Geschichten-draus-machen: Ich möchte es doch lieber bei einer Erzählung belassen. Denn schließlich brauchen die Klosterbrüder einen Faktor der sie auf die Abwesenheit ihres Gottes hinweist und dazu eignet sich ein kleines unschuldiges Kind einfach perfekt.
Mein größtes Problem ist - vielleicht erklärt es die Abgehacktheit dieser Geschichte - ich kann nicht lange bei einer Sache bleiben und versuche oft mittendrin die Geschichte mit Gewalt ihrem Ende entgegen zu treiben, weil es mich einfach anödet solange bei einem Thema zu verbleiben und ich schon lieber eine andere Idee umsetzen möchte. Aber vielleicht hilft mir hier etwas Übung weiter.
Ich werde auf jedenfall sehen das ich alles noch mal überdenke und neu schreibe, denn ich finde die Grundidee ist zwar wirklich nichts Neues, doch würde ich gerne auch eine Version zu diesem klassischem Thema beitragen.

Zu Gandalf: Woher sollte Gandalf die Gottheit kennen? Er träumt von Leichten Mädchen – diese Gedanken dienen der Göttin als Vorlage für ihr Aussehen – aber er würde doch nie auf die Idee kommen das solche „schmutzigen“ Träume etwas mit Göttlichkeit zu tun haben. Er erkennt das Aussehen der Erscheinung, denn dieses gleicht der perfekten Weiblichkeit die er sich in seinem Kopf zusammengeschustert hat.

 

Hey, Ganje.

Keine Sorge ich bin bestimmt niemand der auf der Rechtschreibung "herum-reitet". In deiner Geschichte sind eigentlich auch keine so starken Fehler vorhanden, der Lesefluss wird zumindest nicht allzu sehr gestört.

Auch wenn das Thema (wie ich schon sagte) nicht mehr das neuste ist, finde ich doch das es sehr gut in die heutige Zeit passt. Ich weiß nicht ob es deine Absicht ist, aber im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es durchaus auch als Sozial- oder vielleicht als Religionskritik zu werten wäre.

Ich wollte mit meinen ersten Kommentar deine Geschichte bestimmt nicht abwerten und werde auch weitere von dir lesen.

Also, auf bald.

greetz,
el naty

 

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