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Die Hausbesetzer

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20.03.2003
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Die Hausbesetzer

Die Hausbesetzer

Im Frühjahr kam Herr Star mit seiner Frau aus dem warmen Süden zurück, um wieder in das Häuschen zu ziehen, welches schon seit Jahren im Geäst des alten Apfelbaumes hängt. Doch hier hatte sich inzwischen die Familie Sperling eingenistet.
Das missfiel den Ankömmlingen sehr. Empört flog Frau Star auf den nächsten Ast, klopfte laut an die Wand und rief: „Kommen Sie heraus und verlassen Sie unser Haus!“
Es blieb still. Nichts rührte sich. Das brachte Frau Star in Rage. Sie klopfte wie ein Trommler gegen das Haus, das dadurch bedenklich zu wackeln begann. Erneut und energischer forderte sie: „Sie sollen herauskommen und von hier verschwinden!“
„Hör‘n Se uf, hier so‘n Radau zu machen!“ tönte es von drinnen, „verschwinden Sie doch!“
„Hör dir diese Frechheit an“, rief Frau Star und wandte sich an ihren Mann, der sich auf einen Ast hoch oben gesetzt hatte und von dort das Schauspiel gelassen beobachtete. „Das ist doch unerhört!“, schimpfte sie, „da kommt man von weither, will in sein Haus ziehen und hier sitzt eine so freche Bande darin.“
Das war für Frau Sperling dann doch zu viel. Aufgebracht schoss die aus dem Haus, setzte sich aufs Dach, plusterte sich auf und schrie: „Wat heeßt hier ‚freche Bande‘, Sie, Sie,... bei Ihn’ piept es woll? !“
„Das ist doch unglaublich wie die Spatzen sich hier aufführen“, erregte sich Frau Star.
„Von wejen ‚Spatzen‘! Noch heeßen wir Sperling, wenn‘s recht is‘. Und nu hör‘n Se uf mit Ihr‘m Jezeter und stör‘n Se uns nich‘ länger.“
„Wie bitte, wir stören Sie? Das ist doch wohl umgekehrt, schließlich ist das unser Haus... schon immer gewesen,“
„Und nu isset unser Haus“, kam es vom Dach, „det seh‘n Se doch, oder? Schließlich haben Sie doch det Haus verlassen.“
„Erlauben Sie mal“, ereiferte sich Frau Star, „wir waren nur den Winter über verreist und kommen jetzt direkt aus Afrika zurück.“
„So isset recht. Sie fliejen ins warme Ofraka und wir könn‘ uns hier den Arsch abfrier‘n. Mir isset völlig schnuppe, woher Sie komm‘n. Wär‘n Se doch in Ihr‘m dämlichen Ofraka jeblie‘m.“
„Hör sich das einer an. Hat man schon eine solche Impertinenz erlebt? !“
Jetzt fühlte sich auch Herr Sperling gekränkt. Er flatterte neben seine Frau aufs Dach und rief: „Von wejen ‚Impotenz‘, Sie, wer‘n Se bloß nich‘ anzüglich!“
„Die Olle spinnt“, setzte Frau Sperling noch eins drauf und warf sich kampfentschlossen in die Brust. „Mischen Se sich jefälligst nich‘ in unsere Intimitäten.“
„Mein Gott, ist das ein gewöhnlicher Pöbel. Hat unsereins es nötig, sich mit solchem Gesindel abzugeben?“
Diese Äußerung ging den Sperlings gewaltig gegen den Strich. Sie zeterten laut und hüpften aufgeregt auf dem Dach umher. Dabei kamen sie in bedrohliche Nähe der Frau Star, die sich durch das Geschrei und Gehabe ernstlich bedrängt fühlte, was sie bewegte, sich durch ein paar Schnabelhiebe Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Im Nu war eine turbulente Keilerei im Gange, dass die Federn nur so flogen. Herr Star kam seiner Frau zu Hilfe und teilte kräftige Hiebe aus. Dabei schrie er so laut, dass die zahlreichen Verwandten der Sperlinge aufgeschreckt ein paar Äste höher flatterten.
Es dauerte nicht lange bis das Federkleid der Frau Sperling arg gelitten hatte und sie schon halb nackt herumhopste, worauf sie resigniert ihrem Mann zurief: „Komm, Alter, die dusslichen Ofrakaner könn‘ uns mal..., soll‘n se selig wer‘n mit ihrer ollen Bruchbude. Der Klügere gibt nach!“

 

Hallo franzkarl,
Deine Geschichte erinnert an eine Fabel - nur daß Fabeln eine Moral oder eine Pointe haben. Daß sich aber ein paar Vögel streiten, schließlich einen kleinen Kampf austragen und der Verlierer von dannen zieht, ist überraschend unüberraschend. Ich hätte mit irgendeiner verblüffenden Wende in der Geschichte gerechnet, irgendwas, was die Geschichte wirklich lustig macht. Daß die Hausbesetzer sich pöbelhaft verhalten und berlinern genügt nicht ganz.
Erzählerisch finde ich Deinen Geschichte fehlerfrei, man kann ihr gut folgen und weiß immer, wer gerade was tut oder sagt - und dazu trägt der Dialekt der Sperlinge bei.

 

Hallo franzkarl,
vom Schreibstil her war deine Geschichte flüssig zu lesen, ein oder zwei Stellen haben mir auch ein Grinsen entlockt. Ich schliesse mich aber Eni Rast an, auch ich fand den Schluss nicht so gelungen. Da fehlt einfach eine unvorhersehbare, witzige Pointe, etwas, was man nicht erwartet hätte. Vielleicht kannst Du Dir ja noch mal etwas anderes ausdenken.

Liebe Grüsse
Blanca

 

Hallo Eni, Hallo Blanca,
na ja, es war halt ein Versuch, den Frühling auf diese Weis zu begrüßen. Dass dieser Beitrag keinen Platz in der Weltliteratur findet, ist mir bewusst und war auch nicht beabsichtigt.
Aber für mich ist es wichtig und interessant zu wissen, wie ihr die Arbeit beurteilt. Aus jeder Kritik kann man lernen. Dafür vielen Dank!
Liebe Grüße
franzkarl

 

Hi franzkarl!

Kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen, mehr als ein leichtes Grinsen zwischendurch kam nicht durch. Schade eigentlich, mit ein paar verrückten Ideen könnte man mit Sicherheit noch etwas aus der Geschichte rausholen.

Eine Anmerkung allerdings (kenn mich mit dem Berliner-Dialekt nicht so aus): ist es beabsichtigt, dass die Sperlings manchmal "Se", manchmal aber "Sie" sagen?

Greetinx
Alisha

 

Moin franzkarl,

Ich muß dir sagen, daß mir diese Geschichte nicht so gut gefallen hat. Von der Idee her ist sie sicherlich nicht schlecht, dein Stil liest sich auch angenehm flüssig und locker und der Dialekt ist eine gute Idee, die du auch sehr schön umgesetzt hast.
Trotzdem hat mir diese Geschichte nicht wirklich gefallen. Du hättest hier einfach deutlich mehr herausholen können. Ich schließe mich hier Alisha an. Ein paar mehr Ideen, je verrückter, desto besser, hätten der Geschichte aus meiner Sicht gut getan, denn die Ausgangssituation gefällt mir und hat auf jeden Fall mehr Potential, als du es hier ausgeschöpft hast.

Auf jeden Fall würde ich dir aber zu einer Pointe am Ende raten. Nimms mir nicht übel, aber deine Geschichte verpufft am Ende einfach. Da solltest du wirklich noch was bringen. Wie wäre es, wenn die Stare am Ende bemerken, daß sie sich in der Adresse geirrt haben? Auch nicht gerade eine gute Pointe, das gebe ich zu, aber eine Möglichkeit, das Ganze mit einem Gag abzurunden.

 

Hi Alisha, Moin gnoebel,

eure übereinstimmende Meinung zu den Hausbesetzern, die sich im Prinzip auch deckt mit dem Standpunkt von Eni Rast und Blanka regt mich an, noch mal darüber nachzudenken und die Geschichte vielleicht zu überarbeiten.
Eine denkbare Pointe wäre auch (allerdings ins Politische zielend): „Rückgabe geht vor Entschädigung“. Mal sehen, was mir da noch einfällt.
Zum Dialekt „Se“ und „Sie“: „Sie“ wurde geschrieben, wenn in der direkten Anrede die Betonung darauf lag.(Z.B. an der Stelle: „...verschwinden Sie doch.“ Ich hätte es in Kursivschrift schreiben sollen. Vielleicht ist es aber besser, durchgängig beim „Sie“ zu bleiben.
Vielen Dank und freundliche Grüße
franzkarl

 

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