Die Haremsdame
Ich weiß nicht, ob ich es sagen soll. Die Nachbarn sehen mich auch schon ganz komisch an. Sie denken, ich bin ein Flittchen, und sagen bestimmt noch schlimmere Dinge über mich.
Früher war ich verheiratet. Mein Mann war in Ordnung, im großen und ganzen. Aber er war auch nur ein Mann.
IN UNSEREM BETT
Mein Mann wälzt seinen Bauch auf mich herauf, klopft an die Tür, kommt herein. Ich gebe einen Seufzer der Lust von mir.
„Tiefer“, sage ich. „Ja. Noch tiefer. Ja. Noch tiefer.“
Noch tiefer geht es nicht.
Mein Mann bekommt einen Orgasmus, sein Stehaufmännchen zuckt und spuckt. Dann läßt es lustlos den Kopf hängen.
EINE STUNDE SPÄTER IN UNSEREM BETT
Mein Mann liegt auf mir drauf und begattet mich. Ich halte ihn mit Armen und Beinen fest umklammert. Sein Jesus ist wieder auferstanden.
„Ist das schön“, sage ich. „Ja. Ja. Ja.“
Er schwitzt. Er liegt mit dem Gesicht flach auf dem Kissen neben meinem Kopf. Vor seinen Augen ist es dunkel. Die mechanische Stupidität seiner Tätigkeit ermüdet ihn. Seine Arme und Hände sind irgendwie im Weg und schlafen nach und nach ein. Im Bauch und in den Oberschenkeln verspürt er ein leichtes Reißen.
„Oh Gott, ich bin so geil“, sage ich.
Hoffentlich ist sie bald so weit. Morgen muß ich wieder in aller Herrgottsfrühe im Büro sein, und dann sehe ich wieder aus wie eine zerknüllte Zeitung. Vorher muß ich unbedingt noch mit dem Wagen in die Werkstatt. Mit der Zylinderkopfdichtung stimmt schon wieder was nicht. Sauteuer, die Karre, und alle paar Meter ist was kaputt.
„Karl-Heinz, mach nicht so schnell“, sage ich.
Karl-Heinz unterdrückt ein Gähnen.
Jetzt habe ich sieben Männer. Nein, ich bin nicht mit allen sieben verheiratet. Ich bin überhaupt nicht mehr verheiratet. Ich bin übrigens auch nicht promiskuitiv. Ich habe nur einen Harem.
Ich fühle mich wie ein Vogel, der, von Launen und vom Wind getrieben, von einem Baum zum andern fliegt. Aber auch einem Vogel gehört nicht die Welt. Er hat ein festes Revier. Ich wildere nicht in fremden Revieren.
Meist sind es auf der Welt die Männer, die einen Harem haben dürfen. Das finde ich nicht gerecht. Es entspricht auch gar nicht den natürlichen Gegebenheiten. Frauen haben einen Harem viel nötiger als Männer.
Ich habe das geändert. Ich habe einen männlichen Harem.
Alfred zum Beispiel sieht gut aus und ist immer tadellos gekleidet.
Bernd hat sagenhaft viel Gefühl und Hände und Lippen aus elektrischem Strom.
Cesare macht immer verliebt-verspielte Anspielungen über mein rostrotes Haar, meine lustig-listigen Augen, meine süßen Füße, meine langen Klimperwimpern.
Guido ist leider impotent, aber das ist nicht schlimm, denn am siebenten Tag sollst du ruhn.
Nein, es ist nicht unproblematisch. Nichts ist unproblematisch. Aber früher war ich eine unzufriedene Frau mit einem unzufriedenen Mann. Jetzt bin ich eine zufriedene Frau mit sieben zufriedenen Männern. Ich habe süße Füße und lange Klimperwimpern.