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Die Hand

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19.03.2016
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Die Hand

Die Hand

Alexander hatte sich für das graue Paar Handschuhe entschieden, das er immer trug, sobald es sich rechtfertigen ließ. Zielstrebig bewegte er sich durch das Dunkel der Straßen, der rechte Arm bewegte sich sacht wie ein Pendel am Körper vorbei, hin und her, die linke Hand hatte er aus Gewohnheit in der Hosentasche begraben. Für einen Oktoberabend war es noch ungewöhnlich mild, zwar hatte es den ganzen Tag geregnet, aber gegen Abend war ein warmer Westwind aufgekommen und hatte einen Teil der klammen Feuchtigkeit aus der Stadt geblasen.
Es kam selten vor, dass er sich im Internet mit Frauen verabredete, immer hatte er die Befürchtung, die Realität könnte seinen Ansprüchen und Vorstellungen nicht gerecht werden, und wenn doch, wäre er es, der die Anforderungen des Gegenübers nicht erfüllen können würde. Bereits seit einigen Tagen hatte er sich mit Marie geschrieben, und sehr schnell hatte sich ein gewisses Gefühl von Vertrautheit eingestellt. An manchen Abenden hatten sie sich stundenlang unterhalten, den anderen an der Belanglosigkeit des eigenen Lebens teilhaben lassen. Dass sie beide trotzdem immer wieder Gefallen an den Unterhaltungen gefunden hatte, so dachte er, war wohl ein gutes Zeichen. Mit dem Maß an gefühltem Vertrauen zwischen ihnen beiden, war auch das Verlangen nach einem wirklichen Treffen gestiegen, hatte er den Wunsch verspürt, die Beziehung nun weiterzuentwickeln.
Für diesen Abend hatte er sich ordentlich zurecht gemacht, Jeans und den neuen Lieblingspullover, nicht zu übertrieben, wie er glaubte. Marie hatte ihn bereits auf Fotos sehen können, so wie auch er sie. Nach einiger Zeit hatte er ihr, nur auf Drängen ihrerseits, immer weitere Fotos von sich gesandt. Sie hatte sie alle schön gefunden, selbst die späteren Fotos gefielen, sie waren kaum bearbeitet und er hatte sie sorgsam ausgewählt. Meist zeigten sie nur sein Gesicht, manchmal auch einen Teil des Oberkörpers bis zur Brust. Die wenigen Fotos, auf denen er ganz zu sehen gewesen war, zeigten ihn von der richtigen Seite oder mit verschränkten Armen. Marie wirkte auf allen ihren Fotos sehr natürlich. Sie hatte ein schönes Gesicht, gerade schön genug, um anziehend zu wirken, nicht soviel, dass es ihm Angst gemacht hätte. Das rotbraune Haar trug sie mal kürzer mal länger, fast immer fielen ihr Strähnen davon ins Gesicht und hoben sich von der hellen, von Sommersprossen übersäten Haut ab. Sie behauptete von sich selber, mehr Sport treiben zu müssen, besaß eine Figur mit fraulichen Rundungen, die in seinen Augen keinen Sport nötig hatte. Dankend hatte sie es aufgenommen und nicht widersprochen, ob sie es geglaubt hatte, wusste er nicht. Er selbst besuchte, wann immer es ging, ein Fitnessstudio, meist sehr früh vor der Arbeit oder spät, wenn kaum noch andere Menschen dort waren. Es ließe sich dann schneller trainieren, die Geräte wären nicht ständig besetzt, hatte er sich gesagt.
Noch immer wehte der milde Wind ihm entgegen, blies ihm etwas von der verbliebenen Feuchtigkeit direkt in das Gesicht, wo sie sich über die braune Haut legte. Mit der rechten Hand wischte er darüber, strich sich anschließend über das blonde Haar und schob die dicken Strähnen über die kurzgeschorenen Seiten. Vor dem Restaurant blickte er auf die Uhr, es war noch zu früh, doch hatte es auch wenig Sinn, vor dem Restaurant zu warten und so öffnete er die Tür und trat ein.

Es war warm, roch nach einer Mischung aus verschiedenen Kräutern, Knoblauch, vielleicht Gebratenem. Eine junge Frau, fast noch Mädchen, war auf ihn zugekommen und lächelte ihn an, so wie sie jeden anderen Gast auch anlächeln würde.
„Sie sind allein?“
„Nein, ich bin hier verabredet. Meine Bekannte hat reserviert.“
Wenn sie ihn nur nicht nach ihrem Namen fragen würde, schoss es ihm durch den Kopf.
„Für zwei Personen?“
„Ja, nur zwei.“
Mit eine Bewegung ihrer Hand lud sie ihn ein zu folgen.
„Bitte sehr. Ihre Garderobe können Sie dort hinten ablegen.“
Eine weitere geübte Geste, die ihm verdeutlichte, dass sie alle Kunden nett behandelte, er war nichts Besonderes.
Marie hatte das Restaurant ausgesucht, er selber ging zwar hin und wieder mit Freunden aus, jedoch selten essen. Niemand hatte sich gemeldet, nicht abgesagt, stellte er mit einem Blick auf das Telefon erleichtert fest.
Bis auf den Eingangsbereich war das Restaurant in ein warmes, gelbliches Licht getaucht, milde floss es aus den kleinen Lampen an den Wänden und den tiefhängenden Pendeln über der kleinen Bar gleich neben dem Eingangsbereich. An einigen Stellen im Raum und an den besetzten Tischen waren Kerzen entzündet worden und warfen ein flackerndes Licht. Für einen Tag mitten in der Woche waren viele Tische besetzt, doch die Hälfte der Plätze war noch frei. Ein erstes Treffen legte er, wenn immer möglich, gerne auf einen Tag in der Woche. So war die Zeit stets etwas beschränkter als am Wochenende und er hatte das Gefühl, bei einem mäßigen Verlauf guten Gewissens gehen zu können. Lief es doch einmal gut, blieb das nächste Wochenende und die Freude darauf.
Während er mit seinen Blicken den Raum in kleine Teile zerlegte, alle Dinge nach gut und schlecht bewertete, angenehm oder nicht, wanderten die Augen immer wieder dem Ausgang entgegen. Dann sah er sie kommen, durch die großen Fenster zur Straße hatte er ihr Profil erkannt und beobachtete, wie sie sich durch das nächtliche Licht der Straße bewegte. Für einen kurzen Moment durchlief sie das Licht eines vorbeifahrenden Autos, dann war es schon vorbei und sie verschwand für einen langen Moment. Die Tür öffnete sich nicht sofort, blieb Sekunden geschlossen, schlug endlich auf und ein wenig seiner sorgfältig unterdrückten Aufregung betrat mit Marie zusammen den Raum. Im grellen Licht des Eingangs wirkte Marie älter als auf den Fotos. Sie hatte kein Geheimnis aus ihrem Alter gemacht, bei allen Fotos das Jahr dazugeschrieben. Nun näherte sie sich, der Kellnerin folgend, dem Tisch. Noch hatte sie ihn nicht erblickt, seine Hand verkrampfte sich. Das sanfte Licht der Kerzen ließ ihre Augen angenehm leuchten und blies seinen ersten Eindruck von ihrem Gesicht. Als sie ihn fand, glitt ein Lächeln über die fast braunen Lippen. Schnell stand er auf, näherte sich und legte ihr zur Begrüßung den rechten Arm um die Schulter. Leicht umschlang sie ihn mit ihren Armen, schob für einen kurzen Moment ihren Kopf ganz nahe an den seinen und strahlte ihn an, dann nahmen sie beide Platz.
„Wie schön!“
Immer noch strahlte sie und er spürte eine wirkliche Freude hinter ihren Worten.
„Ja, das ist es.“
Die eigenen Worte empfand er als nichts sagend, fast schon profan und versuchte ihnen mit einem besonderen Lächeln eine angemessene Bedeutung zu verleihen. Sie lächelte zurück.
„Wartest du schon lange, hast du schon etwas bestellt?“
„Ich bin auch erst gekommen.“
Für einen Moment schwiegen beide und verloren sich mit den Augen in der Speisekarte. Einmal schob sich sein Blick leicht über die Karte und er beobachtete ihr angestrengtes Gesicht, sah wie ihre Augen die vor ihr liegende Karte intensiv studierten. Als sie seinen Blick bemerkte, lächelten beide, fast schon verlegen, und vertieften sich wieder in die geschwungenen Buchstaben des Papiers.
„Weißt du schon …?“, ihre Stimme klang sanft.
Er klappte die Karte zu und legte sie an den Rand des Tisches, bevor er sich erneut in ihrem Gesicht verlor.
„Die 47 klingt gut.“
Sie schaute ihn fragend an, dann in die Karte.
„Das werde ich auch nehmen. Wollen wir dazu eine Flasche Wein bestellen?“
Er nickte, müsste das Auto vielleicht stehen lassen und überlegte wann die Bahn fahren würde.
Langsam kamen die Worte in Fluss, legte sich die Zurückhaltung. Es entspann sich ein müheloses Gespräch, durchfloss die seichten Hügel der Belanglosigkeit, schnitt einige Male durch felsige Tiefen und rauschte gurgelnd lachend über steinigen Untergrund. Die Unterhaltung fühlte sich warm und vertraut an und Maries Gesicht schien zunehmend zu strahlen, erfüllte ihn mit dem leichten Gefühl eines Kribbelns, das bald mehr bald weniger in die Arme und Beine, zunehmend in den Kopf stieg.
Die Nudeln schmeckten gut, hatten eine feine Note Salbei, gerade genug, um nicht aufdringlich zu sein. Immer wieder klangen die Gläser und sandten leises Klirren in den Raum, unterstrichen die gefundenen Gemeinsamkeiten. Ein letztes Mal schenkte er ihr nach, dann war die Flasche geleert.
„Jetzt ist für dich nichts mehr geblieben, wir können noch eine Flasche bestellen?“, schlug sie vor.
Ein Zaudern, dann antwortete er.
„Nein, es ist schon gut. Ich muss sowieso noch fahren.“
„Dann teilen wir den Rest, ja? Ich bestehe darauf.“
Er hatte nicht vor zu widersprechen und griff zum Einverständnis sein Glas, schob es ihrem entgegen. Zu sacht war der Griff seiner Finger am dünnen Stil und es entglitt den Fingern, so dass es nach vorne fiel und unter dem einsetzendem Schwall des roten Getränks aus ihrem Glas zum liegen kam. Mit der anderen, bisher sorgsam verdeckten Hand griff er eine der Servietten, zog sein Glas schnell zur Seite, und warf das Tuch darüber. Der Moment hatte ausgereicht, das Weiß der Decke dunkel zu verfärben und noch immer lief der Fleck an seinen Rändern auseinander. Er blickte sie verlegen an, dann auf den Fleck, schließlich auf die Hand. Augenblicklich verkrampften sich die Finger und wurden rasch aus der Mitte des Tisches gezogen.
„Es ist ja nichts passiert. Nur schade um den Wein. Dein Teil ist der auf der Decke.“
Dann lachte sie.
Er blickte auf die Tischdecke, den Fleck, die Serviette wirkte unordentlich darüber geworfen, als wolle man etwas ungeschickt verbergen. Dann lächelte er seltsam gezwungen.
„Ja“, flüsterte er beinahe.
„Was ist mit deiner Hand?“
Sie hatte aufgehört zu lachen.
„Es ist nichts, sie hat nichts abbekommen.“
Am Rand des Tischs konnte er den Ballen fest auf dem Holz spüren und blickte sich hilflos nach der Kellnerin um.
„Ich meine, was damit passiert ist.“
Ihre Arme lagen nun ruhig vor ihrem Körper, den Kopf hielt sie leicht nach unten geneigt und blickte ihn an.
„Es ist nichts, nur … sie ist verkrüppelt.“
Ein Teil der Leichtigkeit verging, hatte sich ganz so wie der Wein verflüchtigt. Sehr langsam hatte er den Ballen unter den Tisch geschoben und suchte nach einer Zuflucht.
„Vielleicht sollten wir doch noch etwas bestellen, ein Wasser für mich und du möchtest ein Glas Wein?“ und mit diesen Worten erstarrte das Lächeln auf seinem Gesicht, da es ihm selbst ganz falsch vorgekommen war.
„Ja, wenn du meinst. Wie ist es passiert?“
„Ich wollte dir das Glas reichen und …“
Sie unterbrach mit leiser Stimme, doch eindringlich.
„Nein, ich meinte das mit deiner Hand.“
„Es ist gar nicht passiert. Es war schon immer so.“
Die Worte klangen ungewollt schroff, die Augen wanderten zu einem der Tische zur ihrer Seite und er bildete sich ein, Marie würde die Stelle mustern, auf der eben noch der Ballen gelegen hatte, durch den roten Fleck hindurch den verkrüppelten Stumpf unter dem Tisch betrachten. Vorsichtig schaute er zu Marie. Als er ihre warmen Augen, den lächelnden Mund sah, konnte er sich ihr wieder zuwenden.
„Es ist nichts Besonderes.“
Sie blickte ihn einfach nur an, fast meinte er ein Nicken zu sehen, vielleicht nur ein Spiel der flammenden Kerze auf ihrem Gesicht. Der Ballen glitt, gezogen von den angespannten Muskeln und Sehnen, über den Schenkel, hob sich schließlich über die hölzerne Platte des Tisches. Er tat es ganz ohne darauf zu blicken, seine Augen blieben Marie zugewandt, fast schon starrte er sie an, nur ohne sie zu sehen. Unmerklich hatte Marie die Augenbrauen etwas nach oben gezogen. Doch es war ihm nicht entgangen, als hätte er nur darauf gewartet.
„Ach herrje …“
Erschrocken schnellte der Arm zurück, wurde in die Seite des Oberkörpers gepresst, als wolle er den Ballen in einer Falte des Pullovers verstecken.
„… der Wein ist Ihnen ausgelaufen. Sie haben gar nichts mehr zu trinken. Darf ich Ihnen noch etwas bringen?“
Seine Augen hefteten sich erschrocken auf das Gesicht der Kellnerin. Sie würde sehen müssen, dass es ihm unangenehm war.
„Ein Glas Wein noch und ein Wasser. Ja?“
Der Rest ihrer Frage hatte ihm gegolten und er nickte erst Marie dann der Kellnerin zu und sie verschwand, nicht ohne kurz auf seine linke Seite zu starren, wie er meinte. Ein leichtes Kribbeln, kühle Betäubung, durchfloss seinen Unterarm und beide schwiegen in der gefrorenen Zeit.
„Ich verstehe, wenn du nicht … du brauchst es mir nicht zeigen.“
Nun wirkte Marie verlegen.
„Ich dachte, es würde dir nichts ausmachen. Es tut mir leid.“
„Es macht mir nichts aus, es ist nur einfach … es ist bedeutungslos.“
Um die Worte zu unterstreichen, legte er den Arm auf den Tisch, ganz an den Rand. Die Hand hatte einen helleren Ton als der Rest des Armes, wirkte etwas kleiner, ein wenig, als hätte jemand eine Hand aus Wachs zusammengedrückt. Drei Finger, zwei davon recht kurz, schlossen sich an den zylindrisch geformten Handteller an. Die Nägel waren sauber und gepflegt. Eine Weile, er konnte nicht sagen wie lang, betrachtete Marie den Stumpf und er glaubte den Blick wie einen kühlen Hauch auf der Hand spüren zu können. Die Lähmung blieb.
Nachdem die Getränke gebracht worden waren, die Zeit nur zäh in Fluss gekommen war, versuchte Marie die Stimmung wieder zu heben, erzählte von verschiedenen Missgeschicken, die ihr passiert waren. Er versuchte zu lächeln, doch entspannte sich kaum und die Hand ruhte sehr dicht am Tischrand, er bewegte sie nicht, spürte sie nicht. Erst nachdem Marie für sie beide bezahlt hatte, sie hatte darauf bestanden, zog er den Arm vom Tisch, wo er sofort an die Seite fiel und rasch den Weg in die Tasche fand.

„Es war ein schöner Abend. Wollen wir noch ein Stück laufen? Die Luft ist so angenehm mild.“
Vor der Restauranttür hatte Marie ihre Hände auf seine Schultern gelegt und er hatte gezögert, diese Geste des Vertrauens zu erwidern. Eine Zeitlang wartete sie auf eine Antwort und ihre Mimik durchflossen Nuancen von Freundlichkeit.
„Ja, wieso nicht.“
Augenblicklich drehte sich Marie auf seine Seite und hakte sich mit dem rechten Arm bei ihm ein, sein Lächeln verschwand und langsam stieg das Gefühl der Taubheit den Arm empor und am Hals konnte er die beginnende Kälte spüren. Schweigend liefen sie ein paar Schritte auf dem immer noch feucht glänzenden Asphalt entlang. Das Gelb der Straßenlaternen mischte sich darin mit den Farben der Ampeln und den Scheinwerfern der vorbeifahrenden Fahrzeuge. An manchen Stellen war es, als liefen sie über Brücken aus Licht, dann wieder traten sie in schwarze Löcher, beschleunigten unbewusst ihre Schritte, als hätten sie beide Angst, hineingesogen zu werden.
„Ist es schwierig mit der Hand im Alltag?“
„Man gewöhnt sich daran, es fällt dann gar nicht mehr auf.“
Es wollte ihm kein anderes Thema einfallen, nicht irgendeines.
„Wie war das, als du noch klein warst.“
„Normal.“
Immer weiter kroch die Erstarrung den Hals hinauf, als sie die Augen erreichte, erstarrte sein Blick und verlor sich irgendwo in der nächtlichen Ferne.
„Als ich klein war, haben mich die anderen Kinder immer wegen meiner Ohren aufgezogen. Ich habe sie gehasst.“
Es war nur eine kleine Bewegung seines Kopfes, ein kurzes Zeichen erhöhter Aufmerksamkeit.
„Man sieht es nicht mehr. Ich habe sie anlegen lassen, aber erst viel später, meine Eltern wollten es nicht machen lassen.“
„Sie hatten sicher ihre Gründe.“
Seine Worte klangen nicht schroff, eher belanglos und entschuldigend fügte Marie hinzu: „Sie haben es gut gemeint. Kinder können gemein sein.“
Beide blieben unter einer Laterne stehen, das Licht fiel ihnen direkt auf die Köpfe und zeichnete scharfe Kanten auf ihre Gesichter.
„Wie war das bei dir?“
Die dunklen Schatten unter Maries Augen gaben der leise gestellten Frage einen seltsam traurigen Klang.
„Hast du daran gedacht, die Hand zu operieren?“
„Sie haben es gemacht, haben die Finger getrennt.“
Er setzte sich wieder in Bewegung und Marie musste folgen, wollte sie den Arm nicht aus der starren Schlinge ziehen und sich nicht von ihm lösen. Einige Schritte lang zog er sie mit sich, wusste selber nicht, wie er ihr entkommen konnte und auch nicht warum. Dann wurden seine Schritte wieder langsamer als der flüchtige Eindruck eines Verhöres nach und nach verschwand. Doch es wollten ihm noch immer keine Worte einfallen, nichts worüber er mit ihr hätte sprechen können, und die Angst vor der nächsten Frage wuchs.
„Ich wohne hier gleich in der Nähe. Wenn du magst, können wir noch etwas trinken und uns noch etwas unterhalten.“
Ihre Worte klangen freundlich, aber doch unverbindlich, wie er meinte.
„Wie spät ist es denn? Ich darf nicht zu spät raus morgen.“, antwortete er ihr zu schnell und suchte verlegen nach der Uhr.
„Erst kurz nach neun.“
Er wusste nicht, ob es eine gute Entscheidung sein würde, hatte aber Angst, eine Ablehnung könnte bereits das Ende ihrer Bekanntschaft bedeuten.
„Das ist ja noch recht früh, also ja, warum nicht.“
Freudig legte sie für einen kurzen Augenblick ihren Kopf auf seine Schulter und musste wohl erstarren von der darunter verlaufenden Kälte.

Marie saß in einem großen Sessel, Alexander direkt gegenüber. Zwischen den beiden stand ein kleiner Couchtisch mit einer in der Mitte eingelassenen Glasplatte. Darunter lagen auf einem weiteren Boden einige Zeitschriften, wie es schien einfach aufeinandergestappelt, zwei Fernbedienungen, eine kleine Schachtel und ein zerlesenes Buch. Er kannte weder den Titel noch den Autor, las selber kaum. Die Polster der Couch waren sehr weich, so sank er tief in ihnen ein. Leicht nach vorne gebeugt wollte er Aufmerksamkeit demonstrieren, befand sich in einer unangenehmen Position, die ihm Magen und Beine zwängte. Doch er konnte sich nicht zurücklehnen. Marie lächelte ihn an, war in ihrem Sessel ganz nach vorne auf dem Sitz gerutscht.
„Was möchtest du trinken? Einen Kaffee vielleicht?“
Wieder dieses warme Lächeln, welches ihre ganze Person erstrahlen ließ und sein Körper sank ein Stück zurück in das graue Weich.
„Dann kann ich nicht schlafen. Ein Wasser?“
„Ich habe auch koffeinfreien.“
Ohne die Antwort abzuwarten, war sie bereits aufgesprungen.
„Na gut, dann trinke ich einen. Es ist doch kein Malzkaffee?“
„Nein, bewahre.“
Während sie leise lachte, von einem leisen Glucksen begleitet, fielen ihr beim Schütteln des Kopfes die dicken Strähnen ins Gesicht. Schnell schob sie sie hinter die Ohren, von wo sie sich im nächsten Moment bereits wieder lösten und sanft vor den Augen schwangen.
„Oder möchtest du einen?“
„Das schmeckt mir nicht.“
„Geht mir auch so.“
Dann verschwand sie durch die kleine Tür in den Flur und nur der Hauch ihres blumigen Parfums blieb im Raum zurück.
Er fühlte sich etwas verlassen in der unvertrauten Umgebung und schaute zum Tisch, las die Marken auf den Fernbedienungen und versuchte anschließend die dazugehörigen Geräte im Zimmer zu finden. Auf einem niedrigen Tischchen stand ein kleiner Fernseher. Wahrscheinlich sah Marie nicht viel fern, dachte er und suchte im Raum nach Beweisen für seine Vermutung. Im Regal an der Seite fand er eine Stereoanlage, daneben etliche Stapel von CDs, scheinbar wahllos aneinander gereiht vor dem bunten Hintergrund zahlreicher Bücher. Langsam war er darauf zu geschritten und versuchte nun vor den Hüllen stehend, Bekanntes zu entdecken. Einige Musiker und manche Titel kamen ihm vertraut vor, die Bücher dahinter blieben ihm fremd.
„Soll ich Musik anmachen? Was magst du hören?“
Ein leises Klicken und die Dioden der Anlage begannen zu leuchten, Lichter sprangen auf und ab. Als er sich zu ihr umdrehte, konnte er die kleine Fernbedienung in ihrer Hand sehen. Aus den Ecken erklang leise Musik.
„Der Kaffee ist gleich fertig.“
„Du hörst viel Musik?“
„Im Fernsehen läuft sowieso meist nichts Gescheites.“
Er hatte es sich gedacht. Zuhause ließ er den Apparat einfach laufen, schaute häufig gar nicht hin, blätterte in Zeitschriften oder hing einfach seinen Gedanken hinterher.
Mit ein paar Schritten war er wieder bei der Couch angelangt, setzte sich nun auf eine der Lehnen.
„Was hörst du so?“, fragte Marie, dicht vor ihm stehend.
„Alles mögliche. Als letztes habe ich mir eine CD mit alten Charts gekauft. Sie war runtergesetzt.“, kam die schnelle Antwort und sie klang ihm lapidar in den eigenen Ohren, nicht sonderlich interessant.
Marie bewegte sich wieder in die Küche, rief noch aus dem Flur „Milch, Zucker?“
„Nein.“ und leiser werdend schob er ein „Danke“ hinterher.
Als sie die beiden Tassen abgestellt hatte, beide in die Mitte des Tisches, verschwand sie noch ein Mal in der Küche. Alexander griff die Tasse vor ihm. Sie war leicht, als hätte sich das feine florale Ornament auf das Gewicht ausgewirkt. Dann nahm er vorsichtig einen Schluck, es schmeckte ihm und er war überrascht.
„Da werden wir wohl durchmachen müssen.“
In der einen Hand hielt Marie eine Flasche Wasser, mit der anderen balancierte sie zwei filigran wirkende Gläser.
„Was?“
„Das ist der richtige Kaffee. In der grünen Tasse ist der Koffeinfreie.“
Sie lachte los und auch Alexander musste schmunzeln, ließ sich anstecken und lachte befreit, lehnte den Oberkörper weit zurück und versank mit dem Rücken im weichen Polster der Couch.
„Ich bin so froh, dass du kein Spinner bist. Wie oft habe ich schon die gestörtesten Männer getroffen.“
Sie blickte ihn mit ihren braunen Augen an und schien zu warten.
´Ja, wie oft eigentlich?´, dachte er.
„Schreiben dir viele Männer im Chat?“
Vor seinem Auge erschienen ihre Fotos, das Profil, der einladende Text.
„Ein paar vielleicht. Und bei dir?“
„Es waren auch bei mir nicht so viele.“
Die Antwort schien sie zu freuen. Vorsichtig stellte sie ihre Tasse neben den Untersetzer auf das Glas des Tisches.
„Du bist sehr nett!“
Sie hatte nicht „hübsch“ oder „gut gebaut“ gesagt.
„Danke … du auch.“, antwortete er ihr nach einem langen Atemzug.
Mit wenigen Schritten war sie bei der Couch angelangt, ließ sich neben ihm nieder. Er konnte deutlich die Wärme spüren, die von ihr ausging, und als sie sich zu ihm drehte, stieß sie mit den Knien gegen die seinen. Sehr sanft strich sie über seinen Nacken, beugte den Kopf nach vorne und presste ihre Lippen für einen kurzen, intensiven Moment auf seinen Mund. Nun war sie ihm so nah, dass er nicht mehr ihr ganzes Gesicht sehen konnte, nur die unzähligen Punkte zwischen den Augen, die über den Nasenrücken liefen. In leichten Wellen lief die Erregung durch seine Glieder auf und ab, mal warm, bald darauf wieder kühl. Sehr vorsichtig erwiderte er den Kuss, blickte suchend in ihre Augen. Es war nichts zu sehen, nur ein tiefes, warmes Braun.
Zu Anfang bemerkte er ihre Berührungen an seinen Händen kaum, war er durch die eigenen Gedanken abgelenkt, doch zusehends gelangte der sanfte Druck, die warme Berührung in sein Bewusstsein. Leise kroch die kalte Erstarrung den Arm empor, hinterließ ihre warme Berührung einen kalten Film, welche einsickernd durch die Haut bald schon auf die Knochen traf. Sehr langsam zog er seine Hände zurück. Sie hatte sie nicht losgelassen und verstand es als Aufforderung, die eigenen Hände in seinen Schoß zu legen. Er regte sich nicht, starrte ihr einfach nur in die Augen. Leicht öffnete sich sein Mund, erstarrte, blies ein wenig der verbrauchten Luft in ihr Gesicht, ohne Absicht, und Marie schloss die Augen. Die Erstarrung war von der linken Hand, unerbittlich den Arm hinaufziehend, bis in seinen Mund gelangt, hatte seine Zunge gelähmt und den Atem stocken lassen. Unwillkürlich erwartete er mit dem nächsten Atemzug eine kleine Wolke gefrorenen Wassers auszustoßen. Ihre Lider glitten zurück, zeigten dasselbe warme Braun und Alexander konnte nicht erahnen, was sie von ihm erwartete. Langsam breitete es sich aus, hatte bald schon die gesamte linke Körperhälfte erfasst. In feinen Kreisen massierte Marie die Innenseiten seiner Schenkel, es musste ihm wohl gefallen, denn er hörte sich stöhnen. Doch es klang ihm selbst ganz ohne Leidenschaft. Zwei Blicke lang lehnte sich Marie zurück und etwas der Kälte wich. Als er versuchte entspannt zu wirken, setzte sie wieder ein. Es stieß ihn ab, wie sie sich, nun völlig zügellos an seiner Hose zu schaffen machte, doch er wusste nicht, wie er dem entgehen konnte.
„Alles in Ordnung? Wenn du nicht willst …?“
„Es ist nur … es ist eine Weile her … ich hatte nicht gedacht …“
In kleinen, abgehackten Teilen fielen die Worte aus seinem Mund, landeten zwischen ihren gespreizten Schenkeln. Sie schloss die Beine und rückte auf der Couch ein Stück nach hinten, gleichzeitig ein Stück zurück. Seine linke Seite begann zu kribbeln, als würde sie wieder erwachen.
„Wir müssen ja nicht, es ist auch so sehr nett.“
Wieder dieses Wort von ihr, dachte er. Nett war ausreichend, um ihn und all die Dinge, die mit ihm in Verbindung standen, zu beschreiben.
„Nein, es ist schön.“
Fast hätte er die wenigen Worte verschluckt, sso bitter schmeckten sie, und es würgte ihn. Länger hielt er ihren Augen nicht stand, suchte sein Blick auf den Beinen, dem Ballen Zuflucht.
„Ist es wegen der Hand?“
Sie hatte danach gegriffen und unwillkürlich hatte er den Oberkörper ein wenig von ihr abgewandt. Doch sie hielt sie fest in den eigenen Händen.
„Ich finde sie gar nicht schlimm.“
Sanft ließ sie den Zeigefinger über den gebogenen Handrücken laufen. Es tat ihm weh und mit der anderen Hand schob er ihren Finger vorsichtig zur Seite und legte die eigenen schützend über den Stumpf.
„Es ist ja nichts mit der Hand.“ erwiderte er und jedes Wort schien ihm einzeln aus dem Mund zu fallen.
Für einen Moment zog sie ihre Hand zurück, griff dann erneut beide Hände und führte erst die rechte, dann die linke zum Mund. Mit der Berührung ihrer Lippen, ihrer Zunge, bildete sich ein leichter feuchter Film auf seinem Handrücken und als sie ihren Mund wieder entfernte, spürte er die Kälte, die auf seiner Haut entstanden war. Ihr Verhalten hatte etwas Unnachgiebiges, beinahe Penetrantes bekommen und als sie seine Hände auf die eigenen Oberschenkel legte, ekelte er sich wegen dieser Geste. Ihre langen Finger fuhren ihm über das Gesicht, durch die Haare, doch er spürte nur Druck und etwas Raues auf der Haut. Wieder näherte sich Maries Kopf, noch einmal wollte sie ihn küssen. Doch er zog den Kopf zurück, wie er meinte mit letzter Kraft. Nun erstarrte auch das Braun in ihren Augen, die kleinen Punkte auf ihrem Gesicht kamen zur Ruhe und es blieb eine Frage, auf die er keine Antwort hatte.
Dann stand sie auf, schaute einen Augenblick von ihm abgewandt auf das Regal, irgendwo hindurch, lief zur Stereoanlage. Die CD war bereits am Ende angelangt. Nun startete Marie sie wieder von vorn.
„Möchtest du noch etwas trinken?“
Ihre Worte klangen kühl und er meinte ein Nein zu hören.
„Danke, es ist noch etwas in meinem Glas.“
Sie nickte und es war lange Zeit das letzte Leben im Raum, und keiner vermochte die Zeit wieder in Gang zu setzen
„Musst du morgen arbeiten?“, klang ihre Stimmer durch die feine Wand zwischen ihnen und er erschrak, fand nur langsam in die Wohnung zurück.
„Ja, ich werde wohl langsam gehen müssen.“
„Du kannst ruhig noch bleiben, ich ziehe mir nur was anderes an. Es stört dich doch nicht.“
„Ich muss wirklich gehen. Du willst sicherlich auch noch etwas Zeit für dich.“
Ein Laut der Zustimmung, ein leichtes Nicken, mehr nicht.
Bis zu dem Moment, als er sich erhob, war er nicht sicher gewesen, ob seine Kräfte reichen würden. Ein paar Schritte vor ihr blieb er stehen, sie näherte sich nicht weiter, und verabschiedete sich.
„Vielleicht können wir ja noch mal etwas essen gehen oder ein wenig spazieren?“
„Wenn du möchtest, Alexander?“
„Warum nicht.“
An der Tür nahm sie ihn kurz in die Arme, sehr freundlich. Er winkte ihr vom unteren Treppenabsatz zu, dann war sie nicht mehr zu sehen.

Es war kühler geworden, die frische Luft trieb ihn durch die Nacht und ohne eine bestimmte Richtung eingeschlagen zu haben, fand er sich doch auf dem gewohnten Weg wieder. Die Kälte schlug ihm gegen die Augen und ein dünner Film aus Tränen sickerte an den Rändern der Lider herab. Er dachte an morgen, an die Arbeit, an sein Bett. Eine paar weitere Schritte durch die Nacht und ihm wurde bewusst, dass sie sich nicht mehr treffen würden, zu widerlich war sie ihm geworden. Ein Gefühl von Ekel mischte sich fast unmerklich mit Trauer, doch es machte keinen Unterschied für ihn.

 
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Lieber Kay Mihai,

es ist deine erste Geschichte hier und ich begrüße dich bei den Wortkriegern.
Ja, das ist eine sehr traurige Geschichte. Obwohl ich deine Sprache hin und wieder als ein wenig umständlich, etwas antiquiert, manchmal auch als gestelzt empfinde, hat mich das im Großen und Ganzen nicht gestört und ich habe mit Interesse verfolgt, wie du die Situation beschrieben hast. Es gibt viele Feinheiten, Gefühle und Empfindungen, die du gut darstellst. An vielen Stellen triffst du das Innenleben deines Prot. sehr genau, an manchen übertreibst du mMn etwas zu stark oder wählst einen unpassenden Begriff.
Schwierigkeiten hatte ich, mir die Art der Behinderung vorzustellen. Du sprichst von einem Ballen, dann von einer Hand, die anders gefärbt ist als der Arm und dann von einer Operation, die die Finger getrennt hat. Da konnte ich dir nicht ganz folgen. Hier müsstest du vielleicht nachbessern.

Ansonsten habe ich mir einige inhaltliche und formale Kleinigkeiten notiert. Ich liste sie hier mal der Reihe nach auf:

die linke Hand hatte er aus Gewohnheit in der Hosentasche begraben.
Ich bin mir nicht sicher, ob du bewusst diesen Ausdruck gewählt hast. Wenn du es hier schon stärker möchtest, ist es in Ordnung, ansonsten wäre ‚vergraben’ mMn nicht ganz so theatralisch.

zwar hatte es den ganzen Tag geregnetK aber gegen Abend

Bereits seit einigen Tagen hatte er (sich) mit Marie geschrieben,
Dass sie beide trotzdem immer wieder gefallen an den Unterhaltungen gefunden hatte(n), so dachte er, war wohl ein gutes Zeichen.
Gefallen
Das ist einer von den Sätzen, die ich für etwas zu gestelzt halte. Das liegt wohl an der ungewohnten Art, den Beisatz in die Mitte zu stellen.

Für diesen Abend hatte er sich ordentlich zu Recht (zurecht) gemacht, Jeans und den neuen Lieblingspullover, nicht zu übertrieben, wie er dachte, denn Marie hatte ihn bereits auf Fotos sehen können, so wie auch er sie.
Auch hier empfinde ich den Satz als furchtbar umständlich. Es ist natürlich dein Stil, aber mich haut er mit den aneinandergereihten und nachgestellten Einschüben aus dem Lesefluss.

… selbst die späteren Fotos gefielen (ihr),
Marie wirkte auf allen ihren Fotos sehr natürlich, wenig gestellt oder geziert.
Ein Foto kann gestellt wirken, eine Person wohl weniger.

nicht soviel, das(s) es ihm Angst gemacht hätte.
Er selbst besuchte, wenn (wann) immer es ging,
Es ließe sich dann schneller trainieren, die Geräte wären nicht ständig besetzt, hatte er sich gesagt.
Wieder einer von diesen Sätzen, die mich aufgrund der Satzstellung verwirren. Warum stellst du den Beisatz nicht an den Anfang?

Eine junge Frau, fast noch Mädchen, war auf ihn zugekommen und lächelte ihn an. Geübt, wie jeden anderen auch, stellte er fest.
Hier verkürzt du zu sehr. Wenn du meinst, dass sie ihn wie jeden anderen anlächelt, warum dann dieses ‚geübt’ noch? Was möchtest du damit sagen? Das Geübte kommt ja später ohnehin noch einmal vor.

Durch eine Bewegung ihrer Hand lud sie ihn ein zu folgen.
Mit einer Bewegung …

verstaute die Handschuhe in den Taschen und zog das Telefon aus der Innenseite heraus.
Aus der Innenseite von was ?

warfen ein ruhig flackerndes Licht
Ein flackerndes Licht ist für mich kein ruhiges.

Während er mit seinen Blicken den Raum zerlegte, in kleine Teile, bewertet nach gut und schlecht, angenehm oder nicht, wanderten die Augen immer wieder dem Ausgang entgegen.
Was bewertet er hier nach gut und schlecht? Den in kleine Teile zerlegten Raum?

Dann sah er sie durch die großen Fenster zur Straße kommen,
Vielleicht besser: Durch die großen Fenster zur Straße …

… hatte ihr Profil leicht erkannt und beobachtete, wie sie sich durch das nächtliche Licht der Straße bewegte.
Hier benutzt du wie an manchen anderen Stellen das Plusquamperfekt, aber es gibt hier keine Vorzeitigkeit: er erkannte und beobachtete …

Für einen kurzen Moment wurde sie von den Scheinwerfern eines vorbeifahrenden Autos erleuchtet,
angestrahlt
Die eigenen Worte empfand er als wenig sagend, fast schon profan und (er) versuchte ihnen mit einem besonderen Lächeln eine angemessene Bedeutung zu verleihen. Sie lächelte zurück.
Worte können etwas aussagen, aber mMn können nur Menschen etwas sagen.

Für einen Moment schwiegen beide und durchsuchten mit den Augen die Speisekarte.
Ich glaube, man kann eine Raum durchsuchen, aber ein Blatt, eine Karte wohl nicht.

Zu sacht war der Griff seiner Finger am dünnen Stil und es entglitt den Fingern, so dass es nach vorne fiel und unter dem einsetzendem(n) Schwall des roten Getränks zum liegen kam.
Wie soll ich mir das vorstellen? Das Glas kam unter dem Schwall des Getränks zum Liegen?

Nur S(s)chade um den Wein.
die Serviette wirkte unordentlich darüber geworfenK als wolle man etwas ungeschickt verbergen.
Ja.“, flüsterte er beinahe.
Das ist etwas, was allen von uns am Anfang passiert: Wenn ein Beisatz folgt, setzt man keinen Punkt: „Ja“, flüsterte er beinahe.
Es gibt mehrere Stellen, an denen dir das passiert ist.

und mit diesen Worten erstarrte das Lächeln auf seinem Gesicht, das(s) es ihm selbst ganz falsch vorgekommen war.
Warum hier das PQP ‚vorgekommen war’, warum nicht ‚vorkam’?

Aber das hatte er gar nicht mehr bemerkt.
s. voriges

Eine Zeitlang wartete sie auf eine Antwort und ihre Mimik durchfloss winzige Regungen, nur freundlich war allen gleich.
Ich verstehe, was du meinst, aber so ist es doch recht verschwurbelt.

wie es schien einfach aufeinander gestappelt,
aufeinandergestapelt

„Ich habe auch Koffeinfreien.“
koffeinfreien

Schnell schob sie sie hinter die Ohren, von wo sie sich im nächsten Moment bereits wieder gelöst hatten und sanft vor den Augen schwangen.
PQP ?

Langsam war er darauf zu geschritten und versuchte vor den Hüllen stehend, den Kopf leicht zur Seite gebeugt,
s.o.

„Soll ich Musik anmachen,(?) was magst du hören?“
Zuhause lies (ließ) er den Apparat einfach laufen

Sie lachte los und auch Alexander musste Schmunzeln (schmunzeln)
durch seine Glieder(n) auf und ab
blickte suchend in ihre Augen, es war nichts zu sehen, nur ein tiefes, pulsierendes Braun.
Ein ‚pulsierendes’ Braun kann ich mir in den Augen nicht vorstellen.

Seine linke Seite kribbelteK als sie wieder erwachte.
sso bitter schmeckten sie
und als sie ihren Mund wieder entfernteK spürte er die Kälte,
es blieb eine FrageK auf die er keine Antwort hatte.

„Musst du morgen arbeiten?“K klang ihre Stimmer durch die feine Wand
„Vielleicht können wir ja noch mal etwas Essen (essen) gehen oder ein wenig spazieren?“

Das ist eine ganze Menge, aber du hast ja auch einen sehr langen Text geschrieben. Ich habe ihn mit Interesse gelesen und mir dabei keine Gedanken darüber gemacht, ob er eventuell Kürzungspotential hätte. Vielleicht. In jedem Fall hat mir der erste Text, den du hier eingestellt hast, gut gefallen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo barnhelm,

vielen lieben Dank für die (zahlreichen :-)) Anmerkungen.
Ich werde mich gleich mal dran machen und die Geschichte an einigen Stellen überarbeiten.

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag!

Kay

 

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