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Die Hand

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08.08.2015
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Die Hand

Man hat immer dieses Wunschdenken: So etwas passiert mir nicht. Das gibt es nur in Filmen. Solch ein Schicksal ereilt nur andere Menschen. Es ist sowas von naiv und das wissen wir auch, dennoch halten wir uns genau daran fest. Aber genau das ist auch der Grund, weshalb uns Ereignisse wie der Tod oder die Krankheit so aus der Bahn werfen können. Wir wollen es nämlich nicht wahr haben. Versuchen uns dagegen zu sträuben und uns grundsätzlich davon abwenden. Experten bezeichnen es als Schutzmechanismus und die normal sterblichen entweder als Normalität oder als feige und unrealistisch. Doch eines Tages klingelt der Postbote an deiner Tür, um ein Pakte abzuliefern, das du nicht angefordert hast. Du stellst es vorsichtig auf den Küchentisch. Nichts verrät den Inhalt des Paketes und du siehst ein, dass kein Weg am Öffnen vorbei führt. Mit einem Messer durchtrennst du das Klebeband oben und an den Seiten. Du hältst die Luft an und hebst den Deckel an. Eine Bombe kann man ausschließen, da sonst schon das ganze Gebäude in Schutt und Asche liegen würde. Die Fracht ist mit einem weißen Tuch bedeckt und dir steigt langsam ein sehr intensiver Geruch in die Nase. Plötzlich ahnst du, was dich nun erwartet. Trotzdem legst du das Tuch zu Seite, um Sicherheit zu haben.
Es ist eine abgetrennte Hand. Das Blut am Ende ist getrocknet, das heißt der Besitzer war beim Abtrennen noch am Leben. Trotz der Brutalität und des Ekels von Geruch und Bild, blieb ich erstaunlich ruhig. Nur ein Gedanke zog durch meinen Kopf: „Irgendwann musste es ja passieren.“ Ich griff zum Hörer und rief die Polizei an, setzte mich an die Küchentheke trank meinen Kaffee und las die Tageszeitung bis es schließlich an der Tür klingelte. Ich bat die zwei Beamten in die Wohnung. Ein Mann packte den Karton mit der Hand in einen Indizienbeutel und sah sich etwas um, während die blonde Beamtin mich befragte. Zwanzig Minuten später waren beide verschwunden und ich ging ins Büro.
Ich machte mir wenig Gedanken darüber und erwartete auch nicht, dass die Polizei etwas herausfinden würde, selbst wenn, wäre es nicht großartig relevant für mich. Meine Exfrau würde meinen, dass ich abgehärtet, stumpfsinnig und kalt bin. Woher ich das weiß? Sie hat es mir an dem Abend, an dem sie gesagt hat, dass sie die Scheidung will, sehr detailliert und mit großer Lautstärke, sodass es selbst die Nachbarn im Erdgeschoss gehört haben, mitgeteilt. Ich wusste damals schon, dass wir kurz vor der Trennung waren, deshalb hat mich diese Botschaft auch nicht weiter schockiert. Wir haben uns auseinander gelebt. Das Feuer war erlöschen nach drei Jahren Ehe. Wir waren nur noch Mitbewohner, kein Liebespaar. Mittlerweile ist Marie glücklich verheiratet mit einem Finanzberater und erwartet ihr zweites Kind. Sie konnte sich schon als wir uns kennengelernt haben nie mit meinem Beruf anfreunden. Sie wollte, dass ich einen normalen Bürojob anfange wie ihr jetziger Ehemann. Doch das war eindeutig gegen meine Natur und ich hatte mir geschworen, dass ich niemals das Privatleben vor meine Karriere stelle.
Meine Eltern haben mit allen Kräften und Nöten mein Jurastudium finanziert und ich liebe meinen Job auch wenn das bedeutet, dass ich per Post neben Stromrechnungen und Werbeprospekten, auch abgetrennte Gliedmaßen zugesandt bekomme. Mir ist durchaus bewusst, dass mich viele Menschen in bestimmten Anstalten nicht wirklich gut leiden können, doch aus solchen Dingen habe ich mir noch nie sehr viel gemacht. Soziale Kontakte pflege ich so gut wie keine und das macht mir eben überhaupt nichts aus. Ich lebe für die Arbeit. Ich gebe zu, dass es durchaus ein Problem der Einsamkeit geben kann, wenn ich in Rente gehe, aber das ich dieses Alter überhaupt erreiche war nie wirklich für mich vorgesehen. Alle meine Vorgänger sind früh gestorben, zwar wurden nicht alle von Straftätern ermordet, aber dieser Posten als Richter scheint wie verflucht zu sein. Wenn man nicht getötet wird, ist es die Gesundheit – der Schlafmangel, die schlechte Ernährung oder einfach die Bilder, die man Tag ein Tag aus immer wieder sehen muss.
Kinderleichen, Vergewaltigungsbilder, Verstümmelung. Die Liste ist endlos und grausam, dennoch lernt man damit irgendwie zu leben. Mit einfach allem.
Jeden verdammten Tag, denn das ist nun mal unser Leben, der ständig wiederkehrende Alltag.

 

Der Anfang war unfreiwillig komisch.

Es kommt so rüber, als würde das täglich in Millionen Haushalten passieren.

Das der Mann als Richter da eine ganze Ecke abgehärteter ist, ist zu erwarten, trotzdem fand ich die ganze Szene um die Hand fast satirisch und albern.

Zumal es eigentlich um etwas völlig anderes geht, nämlich den Beruf und das Liebesleben des Richters. Am Anfang habe ich gefragt, warum dieser ganze Mist wichtig ist und was es mit der Hand auf sich hat, schließlich heißt die Geschichte "Die Hand" und nicht "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

Erst am Ende ist mir dann klar geworden, dass es hauptsächlich um seine Monotonie und Abgestumpftheit geht.

Das war für mich ein großer Dämpfer. Damit ging eine ordentliche Prämisse ruckzuck den Bach hinunter und wurde zur xten "Mann versaut seine Ehe, weil er Workaholic ist, lebt allein und ist einsam, während Exfrau glücklich ist"-Geschichte. Boooring.

Daher passt das Krimitag nicht wirklich.

Eins noch:

Es ist eine abgetrennte Hand. Das Blut am Ende ist getrocknet, das heißt der Besitzer war beim Abtrennen noch am Leben.

Weit hergeholte Feststellung. Trocknet das Blut von Leichen nicht? Ist doch auch Flüssigkeit. Da würde ich einen anderen Schlüsselpunkt nehmen, an dem er das festlegt. Für einen Richter klingt das arg unprofessionell.

 

Hallo Missblackpoet,

du hast einen flüssigen Erzählstil, der mir gut gefällt. Deine Geschichte habe ich mir zum Lesen ausgewählt, weil du sie auch unter dem Genre „Krimi“ eingeordnet hast. Beim Lesen habe ich dann jedoch die Spannung vermisst. Ich habe mich gefragt, was es mit der abgetrennten Hand auf sich hat. In einer Kriminalgeschichte hätte ich hier mehr Infos dazu erwartet. Warum eine Hand? Wem gehört sie, weiß dein Protagonist das oder hat er eine Vermutung? Zu was will man ihn mit der Hand erpressen? Welchen Fall verhandelt er gerade am Gericht? So ist es für mich jedoch nur eine Geschichte über einen unglücklichen und unzufriedenen Mann, der einerseits behauptet, dass sein Leben, so wie es ist, in Ordnung sei (er stellt Beruf vor Familienleben, nimmt in Kauf bedroht oder gar ermordet zu werden, ...), jammert aber andererseits über jeden verdammten Tag in seinem Leben. Das finde ich verwirrend.

Beim Lesen ist mir außerdem noch Verschiedenes aufgefallen, das ich in Ermangelung der Kenntnis des richtigen Zitierens, aus deinem Text herauskopiert habe.

Man hat immer dieses Wunschdenken: So etwas ...
Ich würde da einen Doppelpunkt setzen - es liest sich m.M.n etwas flüssiger.
Indizien Beutel - würde ich zusammenschreiben.
... selbst wenn KOMMA wäre es nicht großartig relevant für mich.
so KOMMA dass es selbst die Nachbarn im Erdgeschoss ...
Sie konnte (sich?) schon (als?) wir uns kennengelernt haben nie mit meinem Beruf anfreunden.
... und ich liebe meinen Job KOMMA auch wenn das bedeutet ...
in Rente gehe ... ? Geht ein Richter nicht in Pension?

Viele Grüße von
Tintenfass

 

Hallo missblackpoet!

Deine kafkaeske Erzählung finde ich interessant.

Dein Ich-Erzähler ist Jurist, und Juristen kriegen wirklich sehr intensiv mit, wie böse die Menschen doch sind. Schopenhauer hat gesagt:

Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche, der Advokat in seiner ganzen Schlechtigkeit und der Priester in seiner ganzen Dummheit.

Viele Ärzte und Juristen haben sich angewöhnt, all diese Schwäche, die vielen Krankheiten, Dummheit, Bösartigkeit und Gemeinheit, die ätzende Unvollkommenheit, das ganze Elend, mit dem sie es in ihrem Beruf täglich zu tun haben, nicht mehr an sich ranzulassen - zum Selbstschutz. Alles mitzufühlen könnten sie nicht verkraften, sondern müssten verrückt werden.

Etwas zum Selbstschutz nicht an sich heranlassen bedeutet oft, es zu verdrängen. Aber was verdrängt ist, ist ja nicht aus der Welt, sondern im Unterbewusstsein, von wo aus es weiter wirkt. Und ich glaube, deinem Ich-Erzähler gelingt dieser Selbstschutz durch Nicht-an-sich-Heranlassen nicht, weil er nicht hartgesotten genug für seinen Job ist. Deshalb verfolgt es ihn bis in seine Freizeit, sein Privatleben, seine Wohnung, wo er diese Selbstschutz-Strategie des Sich-nicht-aus-der Ruhe-bringen-Lassens fortsetzt. Doch irgendwann klappt das nicht mehr. Deshalb war der Rat seiner Ehefrau, seinen Beruf aufzugeben, richtig.

Deine Geschichte erscheint mir als Parabel, wie Kafkas Verwandlung Parabel für einen beruflich überforderten Menschen ist.

Grüße
gerthans

 

Sorry, aber das geht nicht. Zuerst wird der Leser mit „du“ angesprochen und dann wechselst du ganz brutal zu „ich“ um. Das ist ein schwerer Fehler.

Nee, ist es nicht.

Der Protagonist erzählt berichtend und greift dabei auf eine aussenstehende Betrachtung zurück.

Das ist vollkommen in Ordnung so.

 

Weit hergeholte Feststellung. Trocknet das Blut von Leichen nicht? Ist doch auch Flüssigkeit. Da würde ich einen anderen Schlüsselpunkt nehmen, an dem er das festlegt. Für einen Richter klingt das arg unprofessionell.

Natürlich trocknet Blut auf Leichen, aber wenn die Hand nach Eintritt des Todes abgetrennt worden wäre, dann hatte es nicht stark geblutet, da das Herz kein Blut mehr durch den Körper pumpt. Deswegen ist das eine mögliche und nicht mal so unwahrscheinliche Schlussfolgerung.


Ich gebe zu die Geschichte ist etwas verwirrend und manchmal auch nicht ganz lückenlos, aber gerthans hat die Botschaft eigentlich ziemlich gut verstanden. Vielen Dank an dich und schönes Zitat(;

Ich plane noch eine oder zwei Fortsetzungen und würde das gerne noch etwas weiterspinnen.

Grammatik Fehler und ähnliches werde ich versuchen auszubessern.

Danke an alle Rückmeldungen(:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo missblackpoet,

ich glaube, wir hatten noch nicht die Ehre hier im Forum, deshalb: Herzlichen willkommen. :)

Ui, Krimi ... Kein einfaches Genre. Und aus der Sicht eines Richters zu schreiben, noch dazu mit rechtsmedizinischen Details. Puh, Hut ab für die Idee, an Fantasiemangel leidest du nicht. Einige Dinge sind aufgefallen - positive und negative - und in Anbetracht der Kürze deines Geschichte geh ich einfach mal linear durch:

Man hat immer dieses Wunschdenken: So etwas passiert mir nicht. Das gibt es nur in Filmen. Solch ein Schicksal ereilt nur andere Menschen. Es ist sowas von naiv und das wissen wir auch, dennoch halten wir uns genau daran fest. Aber genau das ist auch der Grund, weshalb uns Ereignisse wie der Tod oder die Krankheit so aus der Bahn werfen können. Wir wollen es nämlich nicht wahr haben. Versuchen uns dagegen zu sträuben und uns grundsätzlich davon abwenden. Experten bezeichnen es als Schutzmechanismus und die normal sterblichen entweder als Normalität oder als feige und unrealistisch.

Puh, also den Anfang fand ich ... Irgendwie so eine existentiell-philosophische Binsenweisheit. Die Frage nach dem Sein, beantwortet mit pubertärer Altklugheit?
Ja, man denkt, das Schlimme passiert immer anderen, nie einem selbst ... bis es einem doch passiert. Dass schlimme Dinge passieren, aus dieser Phase kommt der eine mal früher, mal später raus. Aber dass ein Richter mit solchen Platitüden aufwartet?
Auch die Formulierung: "das ist sowas von naiv" lässt mich an pubertäre Sprache denken.

Experten bezeichnen es als Schutzmechanismus und die normal sterblichen entweder als Normalität oder als feige und unrealistisch.

"Normalsterbliche" ... als "feige" oder "unrealistisch"? Nun, sehr gut durchdacht ist das nicht, denn wenn es alle denken, warum verurteilen sie es dann?
Experten nennen das nicht nur Schutzmechanismus, sondern eine "realistische Unverwundbarkeitsillusion". Wenn man etwas tiefer geht als man allgemein weiß, dann hat das meist mehr Wirkung, weil dann der Leser trotz ausgelutschter Materie den Eindruck einer großen Neuheit hat.
Der Anfang ist die, meiner Meinung nach, nicht geglückt. Es ist immer cleverer, sich die allgemeinen Lebensweisheiten, die man selber vielleicht für das absolute Non-plus-Ultra hält.

Aus der "du"-Perspektive zu schreiben finde ich persönlich - auch wenn diese Perspektive auch viele hat, die sie kritisch beäugen - recht interessant und du hast diesen Wechsel auch clever gelöst, was ich stilistisch dann wieder sehr raffiniert fand und mich etwas für den platten Einstieg entschädigt hat.

Allerdings:

Eine Bombe kann man ausschließen, da sonst schon das ganze Gebäude in Schutt und Asche liegen würde.

Ach, wirklich? Und eine Bombe mit Zeitzünder oder die einen Auslösemechanismus hat, der nicht durch das Öffnen des Kartons aktiviert wird? Finde ich jetzt an dieser Stelle unrealistisch. Es gibt mehr als nur die Bombe, die beim Klebeband-Schneiden hochgeht.

Es ist eine abgetrennte Hand. Das Blut am Ende ist getrocknet, das heißt der Besitzer war beim Abtrennen noch am Leben.

Kann man so tatsächlich nicht sagen. Sobald die Hand abgetrennt ist, ist die Hand "nicht mehr am Leben". Man könnte feststellen, ob der Mensch zur Zeit der Abtrennung noch am Leben war, wenn man den

An dieser Stelle hätte ich mir auch noch ein bisschen mehr Beschreibung gewünscht. "Show, don't tell" heißt eine alte Binsenweisheit in der Schreiber-Gilde (wo wir bei Plattitüden sind. ;)) Das war immerhin ein großer, tragischer Moment der Geeschichte und ich finde, man kann die Abgebrühtheit des Richter auch sehr gut darstellen - sogar noch besser darstellen - durch die Anreicherung an analytisch vorgetragenen Details, die den Leser "fesselnd anwidern" und zu dem Schluss kommen lassen: "Was ist denn das für einer? Wie geht der denn damit um?"
Dann könntest du dir solche Feststellung sparen:

Trotz der Brutalität und des Ekels von Geruch und Bild, blieb ich erstaunlich ruhig

Das wirkt für mich irgendwie zu sehr "mit der Nase drauf gestoßen". Hätte man raffinierter verpacken können. Ich kann's schwer beschreiben, aber ich hab das Gefühl, du willst hier zeigen: Ja, das ist ein ganz Harter. Der Leser soll sich an dieser Tatsache aufhängen/wundern.
Allerdings: Warum findet er es dann selber seltsam, dass er ruhig bleibt?
Für mich nicht ganz schlüssig.

Ich machte mir wenig Gedanken darüber und erwartete auch nicht, dass die Polizei etwas herausfinden würde, selbst wenn, wäre es nicht großartig relevant für mich.

Guter Punkt. (Aus eigener Erfahrung halte ich viele "höhere Polizeibeamte" auch nicht für sehr helle ... und es holft auch nichts, wenn man sie mit Gehirnteilen "aus Versehen" beschmiert, das macht sie nicht klüger, ich hab's ausprobiert ...). XD Da musste ich unwillkürlich schmuzeln.

Und dass es für ihn nicht großartig relevant wäre, das fand ich ein raffiniert eingearbeiteter Hinweis, der mich als Leser neugierig werden lässt, ohne dass ich jetzt das Gefühl habe, der Autor will mir das aufdrängen. Sehr gut. :)

Woher ich das weiß? Sie hat es mir an dem Abend, an dem sie gesagt hat, dass sie die Scheidung will, sehr detailliert und mit großer Lautstärke, sodass es selbst die Nachbarn im Erdgeschoss gehört haben, mitgeteilt.

Die Frage "Woher ist das weiß?" bringt mich aus dem Leserhythmus. Wenn du die weg lässt, dann vermisst die keiner. Auch der nachfolgende Schachtelsatz ist der unangenehm zu lesen.
Du hast dir da für dich die große Szene ausgemalt. Der letzte Ehekrach, den auch die neugierige Frau Schmid von nebenan auf den Plan ruft ... Aber als Leser bringt mir diese Info nichts.
Schreibt: "Das hat sie mich bei unserem letzten großen Streit vorgeworfen, als sie das Meissner-Prozellan meiner Großmutter an die Wand geworfen hat." oder etwas ähnliches. Es liest sich angenehmer und man hat als Leser informationstechnisch den gleichen benefit.

Alle meine Vorgänger sind früh gestorben, zwar wurden nicht alle von Straftätern ermordet, aber dieser Posten als Richter scheint wie verflucht zu sein.

Das ist ein bisschen drastisch dargestellt, um nicht zu sagen total überzogen.

Auch wie der Ich-Erzähler seine eigene Situation darstellt - das klingt für mich nicht abgebrüht, sondern eher nach Selbstmitleid. Und stilistisch auch nicht clever verpackt. Da breitest du sein ganzes Leben in ein paar Sätzen aus, kommst zu des Pudels berühmtem Kern ... Da bleibt nichts mehr für mich zu erschließen.

Ich hab kein Gesppür für den Richter oder seinen Job bekommen, als du am Ende alles runterzählst (die Leichen, die noch lebenden Opfer ...). Das klingt geradezu pflichtschuldig, aber nicht plastisch.

Ich würde mir, um so etwas dazustellen, eine längere Szene - mit Beispielfall, mit Alltag im Büro etc. - überlegen. Und den Pathos runterschrauben.

Ein Krimi ist das streng genommen auch nicht, sondern ein Innerer Monolog eines Mannes, der zufällig Richter ist.
Wenn du sagst, du schreibst Fortsetzungen, dann mach doch lieber eine ausführlichere Geschchte draus, als so kleine Episode, in denen man das Gefühl hat, du möchtest am Ende alles mögliche noch so schnell wie möglich loswerden/runterratttern.

Liebe Grüße
Tell

Edit: Ich sehe auch gerade, dass ich mich bei der Sache mit der Hand gestern unpräzise ausgedrückt habe. Jedenfalls: Man kann mit einem Blick - anhand der "Blutigkeitsgrades" praktisch - nicht sagen, ob die Hand nach dem atod oder zu Lebzeiten abgetrennt wurde, zumindest nicht als ylaite (auch nicht, wenn man Richter ist). Ich verstehe, was du meinst: Wenn man etwas beim noch Lebeneden abtrennt, dann blutet es je nach Stelle mehr als beim Toten (je größer das Gefäß, umso mehr Sauerei). Besonders schön aber sieht man diesen Unterschied dann eher am Stumpf (denn der ist ja nich am Körperkreislauf mit dem schlagenden Herzen angeschlossen, wenn ich mich mal so ausdrücken darf, da wird noch Blut hingepumpt, dass dann ins Freie suppt.) Die Hand selber hätte natürlich auch mehr Blut an sich, aber wie viel mehr hängt ab von mehreren Faktoren; außerdem war die Hand zu dem Zeitpunkt ja schon ne Weile auf Reisen, das Blut wäre sowieso "ausgetrocknet", auch wenn man ne Hand nach dem Tod abtrennt, kann das noch ne Sauerei sein (je nach dem, zu welchem Zeitpunkt nach Todeseintritt, denn das Blut braucht auch ne Zeit, u. zu gerinnen, abzusacken etc.)
Dein Gedankengang dahinter ist mir klar, prinzipiell stimmt es auch mit dem Unterschied vital/postmortem, aber in der Praxis ist das aber alles nicht so einfach und um authentisch zu bleiben, würd ich von solchen Dingen absehen.

 

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