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Die Hand
Lucius fragte sich, was ihn geweckt hatte. Wahrscheinlich war wieder so ein stechendes Biest in sein Zimmer eingedrungen. Die von gestern hatte er erledigt, aber vorher hatte sie ihm noch eine dicke rote Pustel auf seinem linken Handrücken verpasst.
Seine Wange brannte und er horchte im Zimmer umher, um die Mücke ausfindig zu machen. Er spuckte auf seinen Finger und strich den Speichel auf die schmerzende Stelle. Das war das beste Mittel gegen Mückenstiche, das er kannte. Da er auch bei angestrengtestem Lauschen kein Surren hören konnte, rollte er sich in seine Decke und schlief schnell wieder ein.
Am Morgen wankte Lucius schlaftrunken ins Bad, spritzte sich Wasser ins Gesicht und besah sich sein zerknautschtes Ebenbild im Spiegel. Seine Wange zierte ein langer blutiger Kratzer. „Jetzt zerkratz ich mir schon im Schlaf das Gesicht, bloß weil mich so eine blöde Mücke gestochen hat“, maulte Lucius, sprühte flüssigen Verband auf seine Wange und ließ das Rasieren für heute sein.
Einige Tage lang geschah nichts. Die Mücke hatte sich wohl ein anderes Betätigungsfeld gesucht. Dann, als draußen ein Sturm über die Dächer tobte, wachte Lucius wieder mitten in der Nacht auf. Zuerst dachte er, der Sturm hätte ihn geweckt, aber das war es nicht. Seine linke Hand fühlte sich klebrig an und seine Brust brannte, als hätte jemand ein Feuer darauf entzündet.
Diesmal wartete Lucius nicht bis zum Morgen. Er torkelte verschlafen ins Bad und knipste das Licht an. Er musste blinzeln, als die Helligkeit seine Augen traf und er schaltet die Beleuchtung sofort wieder ab. Aber er hatte schon genug gesehen. Quer über seine Brust von der rechten Schulter bis unter die linke Brustwarze zogen sich fünf tiefe Kratzer, aus denen Blut tropfte. Er schüttelte ungläubig den Kopf und schaltete das Licht wieder ein. Er hatte sich nicht getäuscht.
Sein Kopf fuhr zur Zimmertür herum. Von wegen Mücke! Wo war das Biest, das ihm diese Wunden zugefügt hatte? In seinem Schlafzimmer war alles still, nur der Wind heulte ums Haus und rüttelte an den hölzernen Blumenkübeln auf seiner Terrasse.
Er wandte sich wieder dem Spiegel zu. Die Striemen lagen weit auseinander, viel zu weit für die Krallen einer kleinen Katze. Lucius hielt seine Hände unter den Wasserhahn, um das Blut abzuwaschen. Unter den viel zu langen Nägeln seiner linken Hand hingen kleine Hautfetzen.
„Ob ich mich selbst gekratzt habe?“, überlegte er. „Hab ich jetzt schon Alpträume, an die ich mich nicht erinnere?“
Er versorgte die Wunde und klebte einen weichen Verband über seine ganze Brust.
Vielleicht sollte er sich die Nägel kürzer schneiden. Er griff nach dem Knipser und kürzte die Nägel der rechten Hand. Die Nägel der linken Hand jedoch widerstanden seinen Bemühungen, sie zu kürzen. Es schien, als versuche er, Metall zu schneiden. Sein Werkzeugkasten enthielt eine kleine Zange, die er benutzte, um seine Bonsais zu stutzen. Mit diesem feuergehärteten Stahlwerkzeug gelang es ihm, die Nägel seiner linken Hand zu schneiden. So schnell würde er sich nicht mehr kratzen können.
Aber was war bloß mit seiner Hand los? Zuerst der dicke Pustel vom Mückenstich, der so gar nicht wie ein Mückenstich aussah und jetzt die Fingernägel, die sogar einer normalen Schere widerstanden.
Lucius grinste. Manch anderer würde jetzt zum Arzt rennen, aber er wusste, was er von dieser ganzen Bagage zu halten hatte. Ein richtiger Mann rennt nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt. Er konnte ja morgen seinen Freund Rook fragen, der war Pfleger in einer Nervenheilanstalt. Der hatte bestimmt genug Erfahrung mit ungewöhnlichen Vorkommnissen.
Er kippte einen Schluck Brandy hinunter und kroch wieder unter die Decke, um in dieser stürmischen Nacht noch ein bisschen Schlaf zu finden.
Bevor er einschlief, lauschte er in die Dunkelheit, ob sich ein unsichtbares Ungeheuer in sein Zimmer geschlichen hätte, aber da war niemand, nur die Dunkelheit und sein Atem.
Lucius begann, sich zu beobachten, konnte aber keine Veränderungen feststellen, außer dass er nicht mehr imstand war, die Nägel seiner linken Hand zu schneiden. Rook hatte er nicht angerufen. Im Licht des Morgens war ihm alles nur als ein Unfall erschienen. Und für die harten Nägel würde es auch eine Erklärung geben, wenn er sie auch nicht kannte.
Die Tage hatten sich nicht verändert. Aber die Nächte wurden eine Qual für ihn. Er fürchtete sich vor dem Einzuschlafen und konnte doch nicht verhindern, dass er immer wieder wegnickte. Wenn er dann am Morgen müde, zerschlagen und ohne neue Wunden aufwachte, schalt er sich einen Narren, aber es half nichts. Die nässenden Wunden auf seiner Brust erinnerten ihn schmerzhaft an den gelebten Alptraum.
Lucius begann, Schlaftabletten zu nehmen und sie wirkten.
Bis zu der Nacht, als er aufwachte und verzweifelt nach Luft schnappte. Etwas drückte ihm mit aller Gewalt die Kehle zu. Er schaffte es, sich aufzusetzen, konnte aber seine linken Arm nicht benutzen. Röchelnd und halb erstickt, versuchte er mit der Rechten, den unbekannten Angreifer von seiner Gurgel zu zerren. Er packte den Arm am Handgelenk und zog, aber die Finger ließen nicht locker, sie klammerten sich wie ein Schraubstock um seinen Hals.
Er bohrte seine Nägel in den Arm des Angreifers. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen linken Arm und da überfiel ihn die Erkenntnis, dass es seine eigene Hand war, die an seinem Hals lag und ihn würgte.
Lucius schrie auf vor Entsetzen. Man hätte diesen Schrei gehört, wenn ihm nicht seine linke Hand die Kehle zugedrückt hätte.
„Das ist mein Ende. - Ich träume das doch bloß. - Das kann nicht mein Ende sein. – Gleich wache ich auf. - Das darf nicht mein Ende sein. – So was geht doch gar nicht. - Es ist nicht möglich, dass das mein Ende ist.“ Lucius Gedanken wirbelten zusammen mit den Ringen vor seinen Augen und in seinem Kopf.
Er riss sich zusammen. Mit Aufbietung all seiner Kraft schaffte er es, mit der rechten Hand die Finger seiner Linken umzubiegen und sie so von seinem Hals zu lösen.
Keuchend saß er im Bett und betrachtete seine linke Hand, die nun unschuldig und bewegungslos auf der Bettdecke lag. Die Pustel von dem Mückenstich war zur Größe eines Kirschkerns geschwollen und schimmerte rötlich-blau.
Wurde er langsam verrückt? Es war doch nicht möglich, dass er gerade versucht hatte, sich selbst zu erwürgen. Außer den Kratzern an seinem Handgelenk und den roten Malen an seinem Hals hatte der Anschlag keine Spuren hinterlassen.
Er befühlte den Verband auf seiner Brust und er begann, auch diese Attacke in einem anderen Licht zu sehen. Wenn er nur wüsste, was mit ihm geschah.
Er goss sich einen doppelten Brandy ein und setzte sich auf die Terrasse. Die frische Morgenluft kühlte seine fiebrige Stirn. Lucius überlegte. Wenn er auch nicht wusste, was ihn ihm vorging, so wusste er doch, dass er etwas unternehmen musste, um sich vor sich selbst zu schützen.
Unten auf der Straße ging ein Mann vorbei. Er hatte den Arm in einer Schlinge fest vor die Brust gebunden. Lucius folgte dem Mann mit seinen Blicken und hatte eine Idee.
Er rief im Büro an und meldete sich krank. Dann kaufte er Verbände und Binden und machte sich daran, eine Fesselung für seinen linken Arm zu basteln. Auf Dauer konnte er nicht gefesselt schlafen, aber so lange er nicht herausgefunden hatte, was die Anfälle auslöste, konnte er kein Risiko eingehen.
Die Nächte wurden ungemütlich. Immer wieder wachte er auf, weil die Bandage, mit der er seinen linken Arm an den Körper gebunden hatte, ihn behinderte, aber er legte sie Abend für Abend an.
Lucius war dazu übergegangen, auf seinen abendlichen Brandy zu verzichten. Vielleicht war es ja der Alkohol, der ihn zu seinem abnormen Verhalten reizte. Stattdessen knabberte er an einem Apfel, den er vorher sorgfältig schälte.
Einige Tage später weckte ihn ein Schrei. Er fuhr in seinem Bett hoch und starrte wild in die Dunkelheit. Keine Hand lag an seinem Hals, der Verband auf seiner Brust war unversehrt, aber in seinem Oberschenkel steckte das kleine Messer, mit dem er den Apfel geschält hatte. Seine blutige linke Hand lag ruhig und bewegungslos auf dem Laken. Die Bandagen, mit denen er die Fesselung gebastelt hatte, hingen ihm in Fetzen von Schulter und Brust.
Lucius biss die Zähne zusammen, um nicht noch einmal zu schreien. Er holte tief Luft und zog das Messer aus seinem Fleisch. Das Blut schoss hervor und er presste die Reste der Bandage auf sein Bein. Vor seinen Augen tanzten kleine rote Sternchen und über seine Wangen liefen Tränen, die er nicht zurückhalten konnte. Was war bloß aus ihm geworden?
Wie konnte er dem Monster, das er selbst war, Einhalt gebieten?
In seiner Not rief er Rook nun doch an. Sie trafen sich zum Lunch in einem kleinen Bistro. Einen Teller mit Salat vor sich, einen Flasche Rotwein zwischen ihnen, begann Lucius zu erzählen. Rook starrte ihn an und schüttelte den Kopf.
„Du vergisst, dass ich mit Verrückten zu tun habe. Mir kannst du so eine haarsträubende Geschichte nicht erzählen. Ich höre so was täglich“, unterbrach er ihn.
„Aber können deine Verrückten auch Wunden vorweisen?“, Lucius knöpfte sein Hemd auf und deutete auf die Striemen, die sich, von dickem Schorf bedeckt, über seine Brust zogen. „Ist das Fantasie?“
Rook zuckte die Schultern.
„Sieht aus, als hättest du Tante Lelias Katze geärgert.“
„Versteh doch, das war ich selbst. Ich weiß ja, dass ich wegen deines Jobs schon mal gewitzelt habe, aber jetzt nicht. Schau dir doch meine Hand mal an.“ Lucius wollte die Gabel weglegen und Rook die verlängerten Nägel seiner linken Hand zeigen.
Aber plötzlich entwickelte die Hand ein Eigenleben. Sie packte die Gabel fester und stieß sie über den Tisch auf Rooks Hand zu. Lucius hatte den Anfall kommen gespürt und mit einem gezielten Faustschlag gegen seinen linken Arm hatte er den Schlag abgelenkt und die Gabel stak nun zitternd in der Tischplatte.
Rook war aufgesprungen.
„Hör auf mit dem Mist“, schrie er und warf seine Serviette auf den Stuhl. „Glaubst du, mit einem Verrückten an der Spitze bekommt ihr mehr Aufträge in der Agentur? Nicht mit mir!“ Er drehte sich um und verließ das Lokal.
Lucius saß vor seinem Salat und beobachtete die Gabel, die neben Rooks Teller im Tisch steckte. Wenn sie getroffen hätte, wäre Rooks Hand jetzt an den Tisch genagelt.
Er legte das Geld für die Rechnung auf den Tisch, vergrub seine linke Hand in den Tiefen seiner Hosentasche und schlich sich aus dem Lokal.
Er musste sich einsperren, er konnte es nicht wagen, sich auf die Menschheit loszulassen. Aber morgen war ein wichtiger Termin in der Firma. Sein Kompagnon hatte ihn extra angerufen und um sein Erscheinen gebeten. Wenn sie diesen Werbeetat an Land zogen, stand die Firma für die nächsten Jahre auf sicheren Beinen.
„Nur morgen noch diesen Termin, dann ziehe ich mich zurück, bis sich mein Zustand bessert. Nur morgen noch.“ Murmelnd wanderte er auf seiner Terrasse auf und ab. Seine linke Hand fesselte er in dieser Nacht mit Handschellen an das Bettgestell.
Die Besprechung mit seinem Auftraggeber verlief hervorragend, wenn auch Lucius unaufmerksam war und seine Hand belauerte, aber die lag wie eine ganz normale Hand ruhig auf dem Tisch. Sein Kompagnon musste den größten Anteil des Gespräches bestreiten und warf Lucius hin und wieder einen nervösen Blick zu. Ihr Auftraggeber schien all dies nicht zu bemerken. Er war von der Präsentation begeistert und hielt sich mit Komplimenten nicht zurück.
Als die Gesellschaft aufbrach, blieben Lucius, sein Kompagnon und ihr Auftraggeber am Tisch stehen. Sie sprachen über Golf und Pferde und Lucius begann, sich zu entspannen. Es war alles gut gelaufen. Ihr Auftraggeber reichte ihnen die Hand.
Lucius schüttelte sie kräftig und im gleichen Moment hatte seine linke Hand einen Kugelschreiber vom Tisch gerissen und ihn mit aller Kraft dem Mann entgegen gestoßen. Der zuckte zurück, der Kugelschreiber verfehlte ihn und hinterließ nur einen tiefen, aber ungefährlichen Kratzer auf seinem Hals.
„Ich kann nichts dafür“, schrie Lucius und rannte aus dem Saal. Hinter sich sah er ein Knäuel Menschen, die sich um ihren Auftraggeber bemühten, der in einem Sessel zusammengesunken war.
Lucius rannte und rannte, bis er atemlos sein Appartement erreichte und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Sie hatten den Auftrag verloren, die Firma war pleite, und gleich würde die Polizei vor der Tür stehen und ihn wegen eines Mordanschlages verhaften, für den er sich nicht verantwortlich fühlte. Aber wie sollte er erklären, dass er seine linke Hand nicht kontrollieren konnte?
Der Tag verging, die Nacht auch. Es blieb alles ruhig. Anscheinend hatte sein Kompagnon ihren Auftraggeber von einer Anzeige abbringen können. Vielleicht war für die Firma doch noch nicht alles verloren. Lucius saß in einem Sessel und fixierte die Tür, er lauschte auf Schritte draußen und beobachtete seine Hand.
Nach einem Tag und einer Nacht ohne Essen knurrte sein Magen. Er rief den Pizza-Service an und bestellte eine Pizza. Er steckte das Geld dafür in einen Umschlag, öffnete seine Wohnungstür vorsichtig einen Spalt und legte den Umschlag auf die Matte. Als er die Türe wieder schließen wollte, wehte der Wind von der offenen Balkontür den Umschlag in Richtung Aufzug. Er wollte hinaus gehen und den Umschlag zurück holen, aber mit einem Blick auf seine Hand riegelte er sich schnell wieder ein. Der Junge würde den Umschlag schon finden.
Als der Bote mit der Pizza klingelte, rief er ihm durch den Briefschlitz zu, er solle die Pizza einfach hinlegen, das Geld sei im Umschlag.
„Da ist kein Umschlag, Mann“, schrie der Junge zurück. „Ohne Geld lass ich die Pizza nicht da.“
„Schau nach, er liegt irgendwo im Flur!“, brüllte Lucius durch die Türe.
„Hey, ich kann hier nicht bis Weihnachten suchen. Hier ist nichts. Willst du nun die Pizza oder soll ich wieder gehen?“ Er hörte, wie der Junge im Flur auf und ab ging.
„Schon gut, geh ein paar Schritte zurück. Ich geb dir das Geld.“
„Hey, Mann, ich bin nicht gefährlich“, lachte der Junge, aber Lucius hörte, wie er über den Gang schlurfte.
„Aber ich“, murmelte Lucius. Er zog abermals Geld aus seiner Börse und öffnete die Tür.
Ein Junge mit rötlichem Kraushaar und einer dicken Brille lehnte am Lift und hielt ihm grinsend die Pizza entgegen.
„Geh weg, hau ab“, schrie Lucius, aber es war zu spät. Seine linke Hand mit den zu Tigerkrallen mutierten Nägeln krallte sich in den Hals des Jungen, Blut spritze über die helle Verpackung der Pizza. Als seine Hand den Jungen endlich losließ, wusste Lucius, dass jede Hilfe zu spät kommen würde. Als der leblose Körper aus seinem Griff zu Boden sackte, sah Lucius den Umschlag mit dem Geld in einem Schlitz an der Fahrstuhltüre stecken.
„Tut mir leid, du hättest besser suchen sollen“, murmelte er.
Er schleppte sich zurück in seine Wohnung und rief Rook an.
„Bitte, hilf mir“, stöhnte Lucius. „Ich habe den Pizzajungen umgebracht, ohne es zu wollen. Lass mich in eine Zwangsjacke stecken und in eine Gummizelle. Du hast doch Verbindungen, du kannst mich einweisen lassen.“
„Spinn nicht rum“, blaffte Rook ins Telefon. „Wem willst du mit dieser Masche eigentlich imponieren?“
„Ich mein es ernst. Eine Zwangsjacke, Fesseln, Sicherheitsverwahrung, bitte!“, drängte Lucius.
„Fürs erste werden es die Sanitäter tun. Ich rede mit dem Chef. Wir kommen dann.“ Rook seufzte genervt.
„Sicherheitsverwahrung, bitte!“, wiederholte Lucius, aber Rook hatte schon aufgelegt.
Lucius ging zur Tür und blickte durch den Sucher hinaus auf den Jungen, der in einer Blutlache vor dem Lift lag. Wenn Rook aus dem Lift trat, würde er ihm schon glauben, ganz sicher würde er das.
Seine linke Hand zuckte. Lucius wusste, der nächste Anfall stand bevor. Es hatte keinen Sinn, sich dagegen zu wehren. Er hatte es ja erwartet. Zum Glück war niemand mehr da, gegen den er sich wenden konnte. Nur er selbst. Als er die Hand an seiner Kehle fühlte und die spitzen Krallen den Weg in seine Schlagader fanden, trat ein zufriedener Ausdruck in sein Gesicht. Er würde niemanden mehr verletzten können.
Mit letzter Anstrengung öffnete er die Tür. Er wollte noch einmal nach dem Jungen sehen.
Als eine Stunde später Rook aus dem Lift trat, stolperte er über zwei Leichen, die eines Jungen mit rotem Kraushaar und über die seines Freundes Lucius, der, eine Hand an der aufgeschlitzten Kehle, über den Jungen gebeugt, gestorben war.
Auf Lucius Hand war eine große rote Pustel aufgebrochen. In der Blutlache zwischen den Leichen schwamm eine dicke weiße Made.
Rook verzog angeekelt das Gesicht und setzte seine Stiefelspitze zielgenau auf das Ungeziefer.
Die Akte der Polizei über den Doppelmörder, der seinen Opfern die Halsschlagader aufgerissen hatte, wurde nach zwei Jahren als ungeklärt geschlossen.