Die Halskette
Die Halskette
Mit gesenktem Kopf kämpfe ich mich durch die Menschenmenge hindurch, die mir entgegen kommt. Ich bin gerade in Gedanken vertieft, als mich jemand von der Seite anrempelt. Ach, das ist ja Melanie! Entschuldigung, ich wollte dich nicht anstossen! Ruft mein Mathematiklehrer mir zu. Auch das noch! Murmle ich leise vor mich hin. Ich setze ein künstliches Lachen auf und gehe weiter. Heute ist nicht gerade mein Tag, stelle ich selbst fest. Um mich ein bisschen abzulenken gehe ich in Kaufhaus, dass ganz in der Nähe liegt. Zielos schlendere ich zwischen den Regalen hindurch. Da sticht mir diese schöne, silberglänzende Halskette ins Auge. Die muss ich haben! Schiesst es mir durch den Kopf. Jedoch im selben Augenblick fällt mir ein, dass ich im Moment völlig pleite bin. Doch nach einem kurzen Zögern habe ich mich entschlossen. Ich sehe mich ganz unauffällig ein wenig um und als niemand zu sehen ist, lasse ich die Halskette vorsichtig in meine Jackentasche gleiten. Mit etwas Herzklopfen gehe ich weiter, als plötzlich jemand mit tiefer Stimme zu mir sagt: Suchst du etwas, Mädchen? Vor Schrecken zucke ich zusammen. Ich drehe mich langsam um und mir steht ein gutaussehender, kräftiger Mann gegenüber. Er trägt einen Anzug, an welchem ein Schildchen mit seinem Namen hängt. Nein. Erwidere ich mit heiserer Stimme. Meine Knie werden ganz weich und der Blick des Mannes droht mich zu erdrücken! Die Zeit scheint still zu stehen. Doch da endlich bewegt er sich und sagt: Na, in dem Fall, auf Wiedersehen! Ich erwidere nichts und gehe langsam zur Rolltreppe. Möglichst unauffällig möchte ich das Kaufhaus verlassen, aber ich habe das Gefühl, dass mich alle beobachten. Endlich stehe ich auf der Rolltreppe und fahre wieder in das Erdgeschoss. Nur noch einige Meter! Mache ich mir selber Mut. Allmählich werde ich etwas lockerer. Dann enlich stehe ich wieder draussen auf der Strasse. Ich mische mich sofort unter die Menschenmenge und lasse mich von ihr mitziehen. Stolz halte ich meine Halskette fest und gehe zur nächsten U-Bahnstation. Ich summe gut gelaunt irgendein Lied vor mich hin, als mich plötzlich eine Hand, von Hinten, an der Schulter packt. Suchst du etwas, Mädchen? Höre ich eine tiefe Stimme sagen.