Die Gurke
Ich saß starr auf dem Stuhl und biss mir verzweifelt auf die Lippe. Das Glas saurer Gurken stand auf dem Tisch, daneben eine Packung Schokolade. In der Stille des Raumes war außer dem beständigen Ticken der Uhr kein Geräusch zu hören. Tick-Tack, Tick-Tack verstrich eine Sekunde nach der anderen, während ich wie hypnotisiert auf das Glas starrte.
Ich spürte meinen Hunger, mein Verlangen die Hand auszustrecken und mir eine Gurke zu nehmen. Doch diesem Impuls nachzugeben, würde bedeuten es real zu machen. Meine Übelkeitsanfälle. Meinen Hunger auf alles Mögliche. Das Testergebnis.
Die letzten zwei Tage verbrachte ich nur im Bett, mit der Bettdecke über dem Kopf –ein verzweifelter Versuch die unbarmherzige Realität auszublenden.
Er rief ein paar Mal an, aber ich hatte nicht die Kraft gehabt den Hörer abzunehmen. Und selbst wenn ich es getan hätte, wüsste ich nicht, was ich ihm sagen sollte.
Doch irgendwann musste ich aufstehen und jetzt saß ich hier, mit angezogenen Knien und schaute auf das Glas.
Tick-Tack, schon wieder eine Minute verstrichen.
Mein Magen fing an zu Knurren und automatisch legte ich die Hand drauf. Ob das Gefühl mit einem dicken Bauch dasselbe wäre?
Ich atmete langsam und tief durch und griff zögerlich nach dem Glas. Nach mehreren Versuchen gelang es mir, eine Gurke herauszufischen. Ich starrte sie an, lange, fixierte sie regelrecht.
Dann fing ich an sie zu essen. Nach dem ersten Bissen konnte ich nicht aufhören, ich stopfte sie in mich hinein, als gälte es, einen Rekord zu brechen.
Kurze Zeit später starrte ich wieder auf das Glas, doch diesmal war es leer.
Ich stand auf und suchte, eine Hand auf meinen Bauch gelegt, das Telefon.