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Die große Liebe
Ihre Wärme füllte seinen Körper. Ihr Geruch, seine Luft zum Atmen. Ihr Geschmack, nach einem langen Kuss, seine Nahrung.
Sie gab Ihm was er brauchte. Wenn er bei Ihr war spürte er keinen Hunger, keinen Durst. Es war vollkommen mit Ihr.
Jim lag mit offenen Augen in seinem Bett und träumte vom nächsten Tag, an dem er Sie wie-dersehen würde. Er dachte zurück an Ihre erste Begegnung. Er war allein gewesen in dieser fremden Stadt und stand verloren auf dem einsamen Bahnsteig, ohne zu wissen wohin er ge-hen sollte. Draußen regnete und stürmte es. Der Himmel bedeckt mit tief dunklen Wolken, die den Weltuntergang ankündigten. Vergeblich versuchte er den Stadtplan zu finden und Ihm wurde klar, dass er Ihn in diesem verqualmten Raucherabteil neben sich auf dem Sitz verges-sen hatte. Er fluchte in sich hinein.
Wie sollte er denn nun den Weg zu seinem großen Spiel finden? Er schnappte sich seine letzte Zigarette mit den Lippen aus der leeren Box und warf Sie achtlos auf den Boden. Sie landete einige Meter entfernt vor Ihren Füßen. Erst sah er nur Ihre schwarzen, flachen Turnschuhe, die Sie schon viel zu lange trug. Dann wanderte sein Blick zu Ihrem Gesicht hinauf und er konnte nicht weiterdenken. Sein Mund öffnete sich, die Zigarette viel zu Boden. Er musste so blöd ausgesehen haben als er dastand und Ihrem lächelnden Blick folgte. Unendliche Sekun-den vergingen in denen die Welt um Ihn herum stillstand. Er wünschte sich später dass dieser Moment nie vergangen wäre. Jim fühlte wie sein Herz in seinen Hals hinauf rutschte und Ihm die Sprache nahm. Er hätte gern Hallo zu Ihr gesagt, doch er brachte kein Wort hervor.
Als sie in Ihrem Lieblingscafé saßen und sich Ihre Geschichten erzählten, schien die Sonne. Sie tranken Café und lachten und scherzten. In diesem Moment verliebte er sich vollkommen in Sie. Weshalb er in diese Stadt gekommen war hatte er schon längst vergessen. Alles drehte sich um dieses Wesen, um diesen Menschen in den er sich so unendlich verliebt hatte. Sein Wecker riss Ihn aus seinen Gedanken. Er musste los zu seinen Freunden. Sie hatten heute wieder eine Probe und er konnte Sie nicht schon wieder sitzen lassen. Das kam schon viel zu häufig vor. Sie spielten Ihre ersten Stücke ohne auf den Einsatz zu achten, bevor Sie richtig anfingen. Da klingelte sein Handy. Er sprang auf um ran zu gehen. Sie war es. Ihm wurde weich in den Knien. Sie wartete auf Ihn. Oh Gott hatte er ein Treffen mit Ihr vergessen? Ohne sich zu verabschieden raste er los. Zu Ihr. „Schnell, schnell, schneller Jim, du kannst Sie nicht warten lassen! Das mag Sie nicht, dass weißt du doch“, die Stimme in seinem Kopf hämmer-te. Er konnte Sie in solchen Momenten nicht kontrollieren. Er musste wieder einen Termin vergessen haben. Bei Ihr angekommen umarmte er Sie. Sie stand kalt und gefühllos vor Ihm. Doch das merkte er nicht. Er begann sich zu entschuldigen, bekannte seine Schuld. Machte sich schlecht, machte sich dumm. Wie konnte er Sie nur warten lassen? Sie stand nur da und sagte nichts. Sie stand da und saugte seine Energie auf. Sie genoss es Ihn beherrschen zu kön-nen. Sie besaß Ihn. Es sollte kein Treffen an diesem Tag geben. Sie lächelte Ihn milde an. In Ihrem Inneren herrschte ein höllisches Gelächter.