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Die grüne Fee trifft den Mann mit dem Koks

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28.12.2014
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Die grüne Fee trifft den Mann mit dem Koks

"Es ist kalt, aber so richtig. Die Mittagssonne strahlt, aber er spürt nichts davon, bei ihm kommt nichts davon an, von den wärmenden Strahlen. Kalter, dünner, feiner, pulvriger, klebriger, weißer Schnee umgibt ihn. Und Eis! Eiskaltes Eis. Nichts anderes. Er fühlt sich immer schlechter..."

“Verdammt! Heute klappt nichts. Aber auch gar nichts! Alles Mist! Ich finde keinen Rhythmus, keinen Fluss, habe keine Ideen. Im Text viel zu viele Adjektive.” Simon lässt sich gegen die hohe Rückenlehne seines Bürostuhls zurück fallen, seufzt leise. Seit Stunden versucht er, seiner Mount Everest-Geschichte, die er bereits seit Wochen in seinem Herzen getragen und in seinem Kopf bis ins kleinste Detail ausgearbeitet hat, Kontur zu verleihen. Nichts will gelingen, vor allem nicht, sich in die Geschichte hinein zu versetzen. Nichts will fließen außer der Flüssigkeit, mit der er immer wieder sein Glas füllt, Tröpfchen für Tröpfchen mit Wasser und Zucker versetzt, die einzige Art, Absinth wie einst die Großmeister zu genießen. So wie es bereits Rimbaud, Charles Baudelaire und Oscar Wilde getan und dabei der Nachwelt wunderbare Werke hinterlassen hatten.

"Müsste mir doch eigentlich auch gelingen! Aber was kann man schon erwarten, wenn hier drin so eine verdammte Hitze ist. Wie kann ich eine Geschichte über den kältesten Ort der Welt schreiben, wenn es hier drinnen heiß ist wie am Hochofen?" nuschelt Simon undeutlich. Der Stuhl kracht gegen die Schrankwand, als er ihn beim Aufstehen mit einem Ruck nach hinten stößt, um zum Fenster zu schwanken und beide Flügel bis zum Anschlag aufzureißen. Simons Körper bewegt sich bedenklich auf der Stelle vor und zurück, dann wankt er durch den Flur der Wohnungstür entgegen. Als er in alter Gewohnheit nie versiegender Neugierde durch den Türspion spähen will, schrillt die über dem Rahmen hängende Klingel in einem Ton, der ihm durch Mark und Bein fährt und ihn zusammenzucken lässt. Die milchig-grüne Flüssigkeit, die er zärtlich ma feé verte nennt, schwappt im Glas, ein Schwall des klebrigen Inhalts läuft über seine Hand.

“Ja?” Simons Augen benötigen ein paar Augenblicke, bis sie die Gestalt vor seiner Tür erkennen können. Frau Daum, die alte Dame, die seit Jahren seine Nachbarin ist, hat nicht den Lichtschalter im Treppenhaus betätigt, um zu seiner Tür zu gelangen, so dass ihr Gesicht nur spärlich vom Licht beleuchtet wird, das durch den Spalt der Wohnungstür zum Treppenabsatz dringt.

"Herr Simon, ich hätte da eine Frage" sagt sie zu ihm, der sich mit einer Hand am Türrahmen festhält und in das Glas starrt, in dem sich nur noch eine Pfütze befindet.
"Ach, schon wieder leer" murmelt er geistesabwesend.
"Genau das ist es ja, mein Keller ist leer und hier oben habe ich auch fast nichts mehr. Deswegen habe ich die Lieferung ja auch bestellt" erklärt die alte Dame.
Simon scheint nicht richtig zu verstehen, bringt nur gelangweilt "Ach, so ist das" heraus.
"Der Koks, junger Mann" sagt seine Nachbarin nun langsam und lauter, als wäre er schwerhörig. "Der Mann mit dem Koks kommt heute und ich wollte Sie nur fragen, ob Sie auch etwas kaufen möchten."
“Oh, das ist nett. Koks, sagen Sie? Ja, kann ich gut gebrauchen. Ich nehme einfach soviel wie Sie, dann komme ich schon klar. Das Geld gebe ich Ihnen morgen. Legen Sie bitte noch einen Fünfer dazu, als Trinkgeld für den Mann mit dem Koks.”
“Sind Sie denn nicht hier?” fragt Frau Daum, doch Simon hat sich bereits umgedreht und ist gerade dabei, die Tür hinter sich zu schließen.
“Nee, ich muss dringend noch mal weg. Etwas Wichtiges besorgen. Etwas ganz Wichtiges”. Die letzten Worte spricht er mehr zu sich, in Gedanken ist er bereits in seinem Stammlokal auf der Suche nach dem Mann mit dem besten Koks, das er jemals in seinem Leben probiert hat.

Stunden später.
Beim Verlassen des Lokals bläst ihm eisiger Wind entgegen. Mit einer Hand zieht er die Wolljacke zusammen, die andere Hand steckt in seiner Hosentasche. Fest umkrampft sie die kleinen, silbernen Briefchen. Bloß nicht verlieren! Haben wie immer ein Vermögen gekostet. Dann lieber frieren, soweit ist es ja nicht mehr nach Hause. Mit vorgebeugtem Oberkörper kämpft er gegen den Wind an, der um Hausecken tobt und Schneeflocken in der Luft verwirbelt.

Zu Hause angekommen achtet er nicht darauf, dass die Fensterflügel in seinem Arbeitszimmer offen stehen und eiskalte Luft sich im Raum breit gemacht hat. Der Kaminofen ist ausgegangen, nur Reste erkaltender Glut leuchten durch das Schauglas. Er fühlt eine innere Hitze, wirft Jacke und Pullover in die Ecke und setzt sich im T-Shirt an den Schreibtisch. “Mein Koks ist nicht schwarz, mein Koks ist weiß, aber es wärmt besser alles andere” kichert er und denkt einen flüchtigen Augenblick an Frau Daum, dankbar für den Tipp mit dem Koks. Tief zieht er mit der Nase an dem hastig zusammengerollten Zwanziger, durch den das weiße Pulver bis in die hintersten Verästelungen seines Gehirns jagt.

Von Außen wehen eisige Böen in das Zimmer, die kälteste Nacht seit Jahren hat mit wildem Schneegestöber begonnen, dessen Flocken bis zu seinem Schreibtisch direkt am Fenster vordringen. Simon bemerkt nichts von alledem, unablässig hämmert er in die Tasten.

Endlich: Es fließt! Die Gedanken sind schneller als seine zunehmend kälter werdenden Finger. In dieser Nacht will er sie zu Ende bringen, die Geschichte vom einsamen Bergsteiger auf dem Mount Everest, der erfrierend auf seine Retter wartet. Wie im Rausch tippt Simon, Seite um Seite, Stunde um Stunde, immer wieder befeuert von einer weiteren Ladung des weißen Goldes, das seine Fantasie in ungeahnte Höhen treibt.

Schneeflocken, zu einem hauchfeinen, aber undurchsichtigen Schleier formiert, nehmen den wärmenden Strahlen der Mittagssonne die Wirkung. Kein Laut dringt in diese isolierte Welt vor, in der wie in einer durchsichtigen Gefriertruhe nichts existiert außer festem Eis in klirrender Kälte. Die gute Welt, die Welt der Wärme, Behaglichkeit und Geborgenheit: unerreichbar.

 

Hall freegrazer
und willkommen bei den wortkriegern :)

Schön, dass du dich bereits mit Kommentaren hier eingebracht hast, bevor du selbst eine Geschichte on gestellt hast. So lernt man das Forum schon mal etwas kennen und bringt seinen Namen in die Ohren.

Nun aber zu deiner Geschichte.
Um ehrlich zu sein, hinterlässt sie bei mir ein Fragezeichen. Also wenn ich nach der Moral fragen würde, dann fände ich die doch reichlich bizarr. Ich musste sofort an Das Leben und das Schreiben von King denken. Da schreibt er auch über das Koksen beim Schreiben. Falls du es nicht kennst, ist wirklich lesenswert, nicht nur wegen dieser Stelle ;)

Stirbt dein Prot am Ende? Für mich ist das nicht deutlich. Möglicherweise habe ich wichtige Anzeichen überlesen, aber so lese ich nur raus, dass ihm Koks beim Tippen hilft. Was genau rauskommt, wird da nicht sonderlich kritisch hinterfragt.
Aber gut. So viel zum Inhalt.

Handwerklich gibt es hier in meinen Augen auch noch einige Baustellen.

Er fühlt sich immer schlechter..."
wie fühlt man sich denn immer schlechter? Mit immer-Konstruktionen muss man aufpassen. Klingt in aller Regel sehr unbeholfen. Zudem: Hier ist eine Steigerung ohne Ausgangspunkt.

“Verdammt! Heute klappt nichts. Aber auch gar nichts! Alles Mist! Ich finde keinen Rhythmus, keinen Fluss, habe keine Ideen. Im Text viel zu viele Adjektive.”
okay, jetzt ist das thema klar. Ist natürlich schon oft bedient worden, aber ich persönlich finde mich in diesem Sujet auch immer wieder heimisch. Worüber können Schreiber am besten schreiben? Übers Schreiben natürlich :D
Dennoch ist mir dieser Ausruf zu lang. Durch die Länge wird er künstlich.
“Verdammt! Heute klappt nichts. Aber auch gar nichts! Alles Mist! Ich finde keinen Rhythmus, keinen Fluss, habe keine Ideen. Im Text viel zu viele Adjektive.
Wenn dir der zweite Teil wichtig ist, kann er den doch im Nachhinein noch denken, wenn er nopch mal über den text liest.

Seit Stunden versucht er, seiner Mount Everest-Geschichte, die er bereits seit Wochen in seinem Herzen getragen und in seinem Kopf bis ins kleinste Detail ausgearbeitet hat, Kontur zu verleihen.
Ein sehr langer Satz. Ungünstig, da das Entscheidnde gan am Ende kommt. Kontur verleihen wäre jetz auch zu überdenken, ob das die richtige Formulierung ist. Aber das läuft unter Geschmack

die einzige Art, Absinth wie einst die Großmeister zu genießen. So wie es bereits Rimbaud, Charles Baudelaire und Oscar Wilde getan und dabei der Nachwelt wunderbare Werke hinterlassen hatten.
hehe, das gefällt mir sehr gut, weil hier dein Prot greifbar wird

“Ja?” Simons Augen benötigen ein paar Augenblicke, bis sie die Gestalt vor seiner Tür erkennen können. Frau Daum, die alte Dame, die seit Jahren seine Nachbarin ist, hat nicht den Lichtschalter im Treppenhaus betätigt, um zu seiner Tür zu gelangen, so dass ihr Gesicht nur spärlich vom Licht beleuchtet wird, das durch den Spalt der Wohnungstür zum Treppenabsatz dringt.

"Herr Simon, ich hätte da eine Frage" sagt sie zu ihm, der sich mit einer Hand am Türrahmen festhält und in das Glas starrt, in dem sich nur noch eine Pfütze befindet.
"Ach, schon wieder leer" murmelt er geistesabwesend.
"Genau das ist es ja, mein Keller ist leer und hier oben habe ich auch fast nichts mehr. Deswegen habe ich die Lieferung ja auch bestellt" erklärt die alte Dame.
Simon scheint nicht richtig zu verstehen, bringt nur gelangweilt "Ach, so ist das" heraus.
"Der Koks, junger Mann" sagt seine Nachbarin nun langsam und lauter, als wäre er schwerhörig. "Der Mann mit dem Koks kommt heute und ich wollte Sie nur fragen, ob Sie auch etwas kaufen möchten."
“Oh, das ist nett. Koks, sagen Sie? Ja, kann ich gut gebrauchen. Ich nehme einfach soviel wie Sie, dann komme ich schon klar. Das Geld gebe ich Ihnen morgen. Legen Sie bitte noch einen Fünfer dazu, als Trinkgeld für den Mann mit dem Koks.”
“Sind Sie denn nicht hier?” fragt Frau Daum, doch Simon hat sich bereits umgedreht und ist gerade dabei, die Tür hinter sich zu schließen.

dieser ganze Absatz - der bneinahe die halbe Länge der Geschichte ausmacht, der ist doch eigentlich total unwichtig. Warum ist das so aufgebläht? Da flutscht nichts. Verknappen, das Wesentliche herausstellen

in Gedanken ist er bereits in seinem Stammlokal auf der Suche nach dem Mann mit dem besten Koks, das er jemals in seinem Leben probiert hat.
das würde ich hier noch nicht verraten, dass er richtiges Koks will. Das nimmt doch alle Spannung.
Damit verdirbst du doch die kleine Pointe, die hier erst kommt:
“Mein Koks ist nicht schwarz, mein Koks ist weiß, aber es wärmt besser alles andere” k...

Zuvor allerdings noch das hier:
Stunden später.
das läuft schon unter Todsünde ;) Nein im ernst, was soll diese Zeitangabe? Wir sind doch nicht in einem Theaterstück, in dem es Regieanweisungen benötigt
Außerdem bringt die Information doch gar nichts (außer, dass sie den Leser aus dem text wirft)

Du siehst, mir ist das ganze noch nicht sonderlich rund. Vielleicht kannst du was mit meinen Anmerkungen anfangen.
In jedem Fall wünsche ich dir einen fantastischen Jahreausklang :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Freegrazer, willkommen hier.

“Verdammt! Heute klappt nichts. Aber auch gar nichts! Alles Mist! Ich finde keinen Rhythmus, keinen Fluss, habe keine Ideen. Im Text viel zu viele Adjektive.
Simon lässt sich gegen die hohe Rückenlehne seines Bürostuhls zurück fallen, seufzt leise.

Nach diesen ersten Zeilen dachte ich, abgesehen davon, dass „zurückfallen“ zusammengeschrieben gehört, ich bekäme jetzt vielleicht so eine Art metafiktionale Satire über das Schreibhandwerk zu lesen. Die Verwendung des hier so auffällig unnötigen Adjektivs „hohe“ schien mir kein Versehen zu sein, sondern quasi ein Augenzwinkern von dir, dem Autor. Und der erste Absatz, also das Geschriebene des Protagonisten, ist in seiner rührenden Unbeholfenheit ja wirklich witzig:

"Es ist kalt, aber so richtig ...
Ja, das gefällt mir. Aber echt.

Leider konnte dann der restliche Text das Versprechen, das mir der Beginn zu geben schien, nicht einlösen. Er wird mir zu wenig Geschichte, bleibt mir zu skizzenhaft.
Obwohl mir deine Idee eigentlich recht gut gefällt: Dass ein Autor quasi versehentlich denselben Unbillen ausgesetzt ist, mit denen eine fiktive Figur in der Geschichte, die er schreibt, zu kämpfen hat, und dass er erst dadurch endlich die richtigen Worte findet, aber weil er gleichzeitig das Schicksal der fiktiven Figur erleidet, vermutlich selber auch abkratzt. Also das finde ich eigentlich ganz witzig.
Aber du machst für mein Gefühl viel zu wenig daraus, bzw. scheinst du mir - da teile ich weltenläufers Meinung - die Elemente der Story falsch zu gewichten. Die Szene mit der Nachbarin im Stiegenhaus erscheint auch mir viel zu geschwätzig. Vor allem im Vergleich zu jener, in der sich der Prot dann in eisiger Nacht von der Kneipe nach Hause zurückschlägt. Der gönnst du gerade mal fünf Zeilen und verschenkst damit eine großartige Möglichkeit. Mir würde z.B. gefallen, wenn er auf dem Heimweg leidet wie ein Hund und zur Beschreibung seiner eigenen Qualen - ohne groß nachdenken zu müssen - genau die ergreifenden, mitreißenden, hirnwegsprengenden, grandiosen Worte findet, um die er vorher beim Schreiben so vergeblich gerungen hat. (Stichwort Literatur und das wirkliche Leben)

Und wenn ich schon dabei bin, will ich weltenläufers Meckereien

weltenläufer schrieb:
Handwerklich gibt es hier in meinen Augen auch noch einige Baustellen.
auch noch ein paar hinzufügen:

So wie es bereits Rimbaud, Charles Baudelaire und Oscar Wilde getan und dabei der Nachwelt wunderbare Werke hinterlassen hatten.
In diesem Fall finde ich das Plusquamperfekt falsch, weil die Hinterlassenschaft ja nach wie vor besteht. Da dein Text ohnehin im Präsens verfasst ist, solltest du diesen Satz im Perfekt schreiben.

Der Stuhl kracht gegen die Schrankwand, als er ihn beim Aufstehen mit einem Ruck nach hinten stößt, um zum Fenster zu schwanken.
Simon steht auf, um zum Fenster zu schwanken, oder? Es klingt aber, als müsse er den Stuhl nach hinten stoßen, um zum Fenster zu schwanken.

Hier dasselbe:

Daum, die alte Dame, die seit Jahren seine Nachbarin ist, hat nicht den Lichtschalter im Treppenhaus betätigt, um zu seiner Tür zu gelangen,
Das ist unnötig kompliziert formuliert und klingt auch eigenartig: als wäre das Nichtbetätigen des Schalters Bedingung bzw. Voraussetzung dafür, dass sie an die Tür gelangt.
Wo du doch eigentlich nicht mehr sagen willst, als dass die Daum an Simons Tür gelangt ist, ohne das Licht im Treppenhaus einzuschalten.

Reste erkaltender Glut leuchten durch das Schauglas.
Falscher Begriff. Glut kann nicht erkalten. Könnte sie es, müsste sie nämlich irgendwann auch kalt sein. Kalte Glut allerdings gibt es nicht, weil sie ja glüht. (Deswegen heißt sie ja auch Glut.) Würde sie nicht mehr glühen, wäre sie keine Glut, usw.
Glut kann höchstens (v)erlöschen.

“Mein Koks ist nicht schwarz, mein Koks ist weiß, aber es wärmt besser [als] alles andere”

Von Außen [außen]

Ich glaube, aus der Geschichte könnte man wirklich noch mehr machen. In der jetzigen Form wirkt sie eher wie ein Entwurf auf mich. Aber eben einer mit Potential.

Viel Freude hier noch, Freegrazer.

offshore

 

Hallo Weltenläufer und offshore,

vielen Dank für eure Kritik. Diese wird mir sicher helfen, besser zu werden, obwohl, wenn ich ehrlich bin ... ich gerade an diesem Text lange gearbeitet hatte und zwei Schreiblehrer diesen auch ausgezeichnet fanden.

Soll jetzt aber bitte nicht heißen, dass ich deshalb eure Kritik in die Ecke stellen möchte; soll eher heißen, dass man als Autor immer damit leben muß, dass Texte von unterschiedlichen Lesern/Kritikern eben oftmals recht unterschiedlich beurteilt werden.

Tatsächlich helfen mir eure Aussagen und ich freue mich, hier so schnell ein Feedback zu meinem Text erhalten zu haben. Das bestärkt mich in der Ansicht, hier richtig zu sein und weiter zu machen mit Kritik an Texten anderer User sowie das Einstellen eigener Werke.

Liebe Grüße & euch euch schönes, erfolgreiches Neues Jahr 2015!

Freegrazer

 

Hola Freegrazer,
wir sind ja schon seit letztem Jahr alte Bekannte. Du hast mich sportlich, fair und wohlwollend behandelt.
Jetzt bin ich an der Reihe. Dazu muss ich mich nicht verstellen, denn Deine Geschichte hat mir wirklich gut bis sehr gut gefallen. Origineller Gedanke!
Da darf man noch etwas erwarten von Herrn Freegrazer.
Und danke für die Warnung vor der Kombination Absinth+Koks (weiß).
Ich sage auch immer: Entweder oder.
Vielleicht wäre der Satz mit den berühmten Namen eine Spur witziger: So wie es einst Rimbaud, Ch. Beaudelaire, O. Wilde und andere Großmeister vor ihm.....Und eine Korinthe: La fée.
Stabile Gesundheit und viel Freude beim Schreiben!
Joséfelipe

 

Hallo Freegrazer,

die Geschichte ist flüssig und unterhaltsam geschrieben. Stilistisch kann ich eigentlich nicht herummeckern, mir gefällt Deine unaufgeregte Schreibweise. Über einen Satz bin ich gestolpert:

Als er in alter Gewohnheit nie versiegender Neugierde durch den Türspion spähen will, schrillt die über dem Rahmen hängende Klingel in einem Ton, der ihm durch Mark und Bein fährt und ihn zusammenzucken lässt.

Inhaltlich gesehen stimme ich Weltenläufer zu, auch bei mir hinterlässt die Geschichte ein Fragezeichen. Zum einen, ob der Prot am Ende stirbt, wenn ja, warum? Ich konnte nichts Lebensmüdes aus der Geschichte herauslesen.
Zum anderen,was willst Du uns mit der Geschichte sagen? Da ist dieser Schreiberling, der sich mit Drogen zudröhnt, um kreativ zu sein. Das wird nicht hinterfragt und man erfährt auch nicht den Grund dafür. Für mein Gefühl zündet die Pointe mit dem Koks dann auch nicht so richtig.

Trotzdem ganz amüsant, gerne gelesen,

Kerkyra

 

( ... ) Zum einen, ob der Prot am Ende stirbt, wenn ja, warum? Ich konnte nichts Lebensmüdes aus der Geschichte herauslesen.
Zum anderen,was willst Du uns mit der Geschichte sagen? Da ist dieser Schreiberling, der sich mit Drogen zudröhnt, um kreativ zu sein. Das wird nicht hinterfragt und man erfährt auch nicht den Grund dafür. Für mein Gefühl zündet die Pointe mit dem Koks dann auch nicht so richtig.
(...)
Kerkyra

Hallo Kerkyra,

tja, gar nicht so einfach, auf obige Bemerkungen zu antworten; ich tue es mal aus meinen Gedanken heraus, die ich bei der Erstellung der Geschichte hatte.

Also, ob er stirbt, dass sollten die Leser ganz für sich entscheiden. Er wollte sich definitiv nicht killen, hat sich aber aufgrund des Drogen- und Alkoholgenusses in Rage geschrieben und die Kälte, die er in seiner Bergsteigergeschichte rüberbringen wollte, nicht gespürt, als diese nun in sein Zimmer strömte.

Mit deiner zweiten Bemerkung habe ich so meine Probleme. In der Kürze der Geschichte wollte ich eigentlich nicht rüberbringen, warum er diese Drogen-/Alkoholprobleme hat. Ist aber ein guter Tipp von dir. Ich überlege mal, ob ich dies irgendwie integrieren könnte.

Danke für die Kritik!

 
Zuletzt bearbeitet:

„Dichterische Evidenzen ins Lautliche: ich stelle an einer Stelle
die Behauptung < auf), eben hätte ich in der Antwort auf eine
Frage das Wort lange Zeit nur durch (sozusagen) die Wahrnehmung
einer langen Zeit in dem Lautbestand der beiden Worte gebraucht.
Ich empfinde das als dichterische* Evidenz.“ Walter Benjamin:
Protokolle zu Drogenversuchen

„Mama, der Mann mit dem Koks ist da …“ Volksmund​


“Mein Koks ist nicht schwarz, mein Koks ist weiß, aber es wärmt besser alles andere”[,] kichert er …

Ja aber hallo,

lieber Freegrazer –
und, noch ist es nicht zu spät (hoff ich doch),
herzlich willkommen hierselbst und ein gutes neues Jahr!

Es musste ja so kommen, dass ein Rimbaud Verehrer, der eben den auch mit 17 und 18 auf den Straßen unserer schönen Republik nicht nur mit sich trug, sondern auch las, bei diesem Versuch übers Schreiben landen muss(te), wobei ich heute mehr durch Jean Paul und Gottfried Keller (mit all ihren Vorläufern) denn sonst wem beeinflusst bin. Aber Absinth ist gelegentlich genossen ein feines Gesöff (wobei das Problem beim Kollegen Alkohol nicht so sehr der Allohol als die verwendete Menge Wassers ist).

Bemerkenswert sind mir zwo Dinge: Dass die Frau vom Christoph Daum auftaucht – ich wett mal darauf, auf’ne Kiste Einbecker Maibock - ist ja bald wieder soweit, so gut -, dessen denkwürdige Ansichten anno tobac Dir sicherlich in Erinnerung und zur Inspiration dienten – und Anfang und Ende, in denen ich einen Hang zur Lyrik wittere (womit wir wieder beim ollen „Ra:mbo:“ wären. Was mich in einem Prosatext Lyrik wittern lässt, zeigt schon der rhythmische Anfang:

"Es ist kalt, aber so richtig …
[…]
Heute klappt nichts. Aber auch gar nichts! …“

Nun hab ich nicht parat, ob andere schon auf Eigenwilligkeiten gegenüber der offiziellen Grammatik hingewiesen haben (zur Information: Ich bin derjenige, der einerseits auf Grammatik – im Sinne Niklas Luhmanns als Begrenzung und Eindämmung komplexer Strukturen – besteht und sie dann mit größtem Vergnügen auf den Kopf stellt, weil er vom Mittelhochdeutschen bis Starckdeutschen alles besser findet, als den lahmarschigen Mittelstand, obwohl er daselbst sich gut einzurichten wusste). Da wäre zunächst
Simon lässt sich gegen die hohe Rückenlehne seines Bürostuhls zurück fallen
Ein „zurückfallen“ besser (der Duden lässt inzwischen wieder Varianten zu, die Richtung Mittelhochdeutsch gehen mit seiner Vielfalt von landschaftlichen und auch sozialen Varianten über ein und derselben Zusammensetzung und/oder Getrenntschreibung, und vergisst dabei aber, dass man selbst körperlich zurückfallen kann, aber ein Langstreckenläufer von seiner bisher führenden Position durchaus zurück fallen kann gegen Mitläufer, und nur mehr die zwote Position einnimmt).

Hier allerdings geh ich mit der altehrwürdigen Dudenredaktion konform: Soweit (Subjunktion) und so (Adverb; Partikel) weit (Adjektiv), Ähnlichkeiten zum vorherigen Problem tun sich auf, wären dann aber hier verwechselt:

Dann lieber frieren, soweit ist es ja nicht mehr nach Hause.
besser:
Dann lieber frieren, so[…]weit ist es ja nicht mehr nach Hause.

Jetzt kommt das Adverb/die Präposition „außer“, bei der ich vom Sprachgefühl her ein Komma einfordern würde (aber da können Kollegen mit neuerem Duden – ich weiger mich, zu guugeln oder einen neueren Rechtschreibduden zu besorgen, so lange Unsinn in Form von Aküspra oder lol darin vorkommt mit einer Halbwertszeit, die von den technischen Instrumenten bestimmt wird). Also ggfs.
Nichts will fließen[,] außer der Flüssigkeit, mit der er immer wieder sein Glas füllt, …
Und dann kommt was Auffälliges, was darauf hindeutet, dass Du Deine eigene Vorstellung von Grammatik hast (was uns rattapeng noch mal näherbringen kann)
…, wenn es hier drinnen heiß ist wie am Hochofen?" nuschelt Simon undeutlich.
Es ist das notorisch von Dir weggelassene Komma beim fortgeführten (der Duden nennt es den „übergeordneten“) Satz, der im reinen Aussagesatz der wörtl. Rede zwar den Punkt, nicht aber Frage- und/oder Ausrufezeichen erspart. Hier ist also
…, wenn es hier drinnen heiß ist wie am Hochofen?"[,] nuschelt Simon undeutlich
korrekt.
Mein Verdacht der eigenen Grammatik wird natürlich bestärkt
"Herr Simon, ich hätte da eine Frage" sagt sie zu ihm, …

"Ach, schon wieder leer" murmelt er geistesabwesend.
usw.

Kurios wird es allerdings, wenn ein Punkt entlaufen will (hab auch keine Ahnung, warum) QUOTE]“Nee, ich muss dringend noch mal weg. Etwas Wichtiges besorgen. Etwas ganz Wichtiges”.[/QUOTE]Da fällt’s mir ein: Entlaufen = flüchtig …

So viel oder wenig für heute und mit kommentierischem Vergnügen gelesen vom

Friedel

 

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