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Die grüne Brille

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19.05.2008
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Die grüne Brille

von M. Glass

_BRILLENSCHLANGE_
Ausgelacht zu werden ist schrecklich. Das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, unerträglich. Doch die Tatsache keine Menschen zu kennen und keine Freunde zu haben, zwang mich an den Strick.
Obwohl die Nacht fahl und finster war, leuchtete mein Zimmer heller als am Tag. Mein Computerbildschirm flimmerte und aus meinen Boxen sang Mick Jagger. Meine Eltern würden mich finden, sie würden sich Vorwürfe machen, sie würden im Gegensatz zu mir weinen. Seltsam nüchtern bestieg ich meinen Drehstuhl. Ich wartete. Wartete auf Mutter. Wartete auf Vater. Wartete auf Freunde. Wartete auf ein Zeichen. Wartete auf göttliche Bestimmung. Nichts...
Der Stuhl knarrte unter meinem Gewicht, drängte mich ungeduldig, endlich zu handeln. Ich fixierte den selbst gemachten Galgen, wie es im Internet beschrieben wurde. Im Erdgeschoss hörte ich eine Tür knallen. Es folgten beleidigende Schimpfwörter. Bei dem Gedanken an meine bevorstehende Beerdigung entwich mir ein Schluchzer. Ich zwinkerte, war kurz unaufmerksam und da setzte sich der Stuhl in Bewegung, mein linker Fuß glitt ab und ich fiel in den sicheren Halt meines Gürtels. Der Laut, der so schmerzlich klang, hallt noch heute in meinen Ohren.
Meine Brille ging klirrend zugrunde, mein Blick verschwamm und ich wurde hinfort getragen.

_BLINDER FUCHS_
Tatsächlich konnte ich besser sehen wie zuvor. Ich fühlte mich erstaunlich leicht und weil es schaurig kalt war, stieg ich die Treppen hinab, um ins warme Wohnzimmer zu gelangen. Die Stufen waren weder weich noch hart. Verlässlich führten sie mich zur Wohnzimmertür. Diese jedoch blieb geschlossen. Ich wollte das Gespräch nicht stören und so lauschte ich. Es roch nach Streit und nach Whiskey. Mutter schien schweigsam die Flucht zu suchen, doch Vater wurde handgreiflich. Ein dumpfes Geräusch ließ den Boden vibrieren, ein verzogenes Grölen beendete die Auseinadersetzung.
Mutters zierlicher Leib lag in sehr respektloser Pose vor der Heizung. Mit einem Ausdruck von Kälte starrte Vater auf Mutters Brustkorb, der sich nach wie vor hob und senkte. Ein rotbläulicher Fleck zierte ihr sonst makelloses Gesicht.
Vorsichtig schlich ich auf Vater zu, berührte ihn sanft und blickte ihn aufrichtig, aber nicht vorwurfsvoll, in die Augen, die nach wie vor auf Mutter gerichtet waren. Abwesend zuckte er zusammen, rieb sich, als wäre ihm kalt geworden, als hätte sein Alkohol im Blut ihn einen vernünftigen Gedanken denken lassen. Angestrengt wandte er seinen Blick von ihr ab, warf seinen Blick durch mich, starrte in mich, als wäre ich aus Glas. Tatsächlich fühlte ich mich hohl und leer, aber vor allem zerbrechlich.

Vater öffnete die Wohnzimmertür und begann in mein Zimmer zu gehen. Ich folgte ihm ohne einen weiteren Gedanken an Mutter zu verlieren. Seltsamerweise klopfte er mehrmals an meiner Zimmertür. Aufgrund des Lichts und der Musik musste er wohl angenommen haben, dass ich mich in meinem Zimmer befand. Dass ich ihn schon seit geraumer Zeit Gesellschaft leistete, musste ihm wohl entfallen sein. Nach kurzem Murren öffnete er auch diese Tür.
Was will Vater? Was erhofft er sich von diesem Besuch? Sucht er irgendetwas?

_BEGEGNUNG_
Wir fanden das Zimmer unverändert vor. Die Rolling Stones beschallten den sperrigen Raum, der Bildschirm flackerte und das grelle Licht spiegelte sich in meiner Iris. Vater stürzte und vor ihm baumelte ein Junge in meinem Alter an der Zimmerdecke. Um seinen Hals war ein Gürtel gebunden. Die Stellen rund um den Gürtel waren blutunterlaufen. Als sich der leblose Körper zu uns drehte, blickte mir mein Spiegelbild ins Gesicht. Es war ich.
Mir wurde warm und ich zerfloss in jener Hitze.
Meine Eltern sprach ich nie wieder.

 

Was es so alles an An-, Um- und Verleitungen im Internet gibt!

Hallo M. Glass,

zum Text bin ich schon durch die "zentrierte" Formatierung gekommen, vielleicht auch, weil ich den Whiskey (irish oder Tenn.) roch. Die Form macht neugierig.

>Ausgelacht zu werden ist schrecklich<, wie wahr, aber sozial tot zu sein ist allemal schrecklicher: da lacht nicht mal einer mehr über den lebenden Toten. <Der existiert für andere gar nicht erst. Da kann's schon vorkommen, dass man "an", nicht >in< den Strick/den Gürtel gerät.

Warum die würde-Konstruktion? >Meine Eltern würden ..., sie würden ....< etc. Weil der Erzähler es erwartet und doch nichts geschieht? Am lebendigsten scheint mir der Stuhl zu sein: Tu's endlich!, knarrt er wohl.

Dann Ärger unterm Erz., im Erdgeschoss, da findet die tatsächliche Katastrophe statt, welche dann hier ihre Fortsetzung findet.

>Meine Brille ging klirrend zugrunde,< darf wörtlich genommen werden
>und ich wurde hinfort getragen<, was doch ganz angenehm ist, wie man hinfort eine warme Jacke/Erinnerungen trägt. Was ist eine >respektlose< Pose? Warum sollte die Mutter vor einer Heizung respekt haben?

>Mit einem Ausdruck von Kälte starrte Vater auf Mutters Brustkorb, der sich nach wie vor hob und sank.< Wahrscheinlich senkte sich der Brustkorb.

>Vater öffnete die Wohnzimmertür und begann in mein Zimmer zu gehen.< Warum ging er nicht einfach ins Zimmer, sondern >begann< nur?

>Was will Vater?< Was aber sein /sozial) totes Kind? >Meine Eltern sprach ich nie wieder.< Wie denn auch?

So nehme ich mir einen Schluck Urbock, lege die Stones auf und weine doch zugleich mit Marianne Faithfulls Interpretation von As Tears Go By

Schau Dir getrost Rimbaud an, was ein sechzehn(siebzehjähriger schaffen kann!

Nix für ungut & einen guten Rutsch wünscht

Friedel

 

Sehr geehrter Friedel Friedrichard,

auch ich wünsche Ihnen ein sinnerfülltes und fruchtbares Jahr 2010...

Auch möchte ich Ihnen meinen Dank aussprechen. Sie haben sich die Mühe gemacht, meine Geschichte durchzulesen und dann auch noch zu kommentieren.

Dennoch habe ich Probleme bei Ihrer Kritik, da sie sehr ironisch angelegt und mit zahlreichen Anspielungen versehen ist.

Das Format meines Textes macht neugierig.


Wenn Sie meinen Anfang bemängeln, muss ich sie enttäuschen, den mein Protagonist spricht über die Nachteile "AUSGELACHT ZU WERDEN" und "AUSGESCHLOSSEN ZU SEIN", doch (und jetzt kommt der springende Punkt) daraufhin stellt er fest, dass er keine Menschen kennt und keine Freunde hat, was soziale Isolation manifestiert und den lebendigen Toten komplett macht.


Diese soziale Isolation zwingt meinen Protagonist natürlich an den Strick.

Der Konjunktiv bei der zu erwartenden Reaktion der Eltern wurde bewusst von mir gewählt, weil der Protagonist noch nicht Tod und die Zukunft noch beeinflussbar ist.

Der Protagonist steht kurz vor seinem Suizid. Er wird hin und her gerissen. Er ist nicht ganz entschlossen. Er ist sich unsicher. Er wartet und hofft auf Rettung durch seine Eltern bzw. durch höhere Macht, wie Faust von den Osterglocken und dem Gesang davon abgehalten wird, das Gift zu trinken. Doch es passiert nichts. Er holt sich Sicherheit über und durch das Internet und seine Lage auf dem Stuhl ist er nicht Herr. Er kann nicht ewig dort oben stehen und nichts zu, auf nichts warten. Der Stuhl wird hier nur personifiziert und kann als Ungeduld des Protagonisten oder das unangenehme Gefühl eben dessen ausdrücken. Der Stuhl bewegt sich letztendlich auch nicht selbst, er wird in Wirklichkeit von dem Jungen weggestoßen. Also ist der Suizid beabsichtigt und kein Unfall, aber eben auch ein gewisser Zwang, eine Notwendigkeit in seiner Situation, eben der einzige Ausweg.

Die Brille geht zugrunde. Das menschliche diesseitige Sehen verblasst und das jenseitige übermenschliche Sehen wird dem Protagonisten möglich. "Tatsächlich konnte ich besser sehen als zuvor".

Hier kommt eine dieser Stellen, die ich nicht verstehe:
[>und ich wurde hinfort getragen<, was doch ganz angenehm ist, wie man hinfort eine warme Jacke/Erinnerungen trägt.]
An dieser Stelle ist es kalt, eiskalt und das bildliche Hinforttragen symbolisiert die Transzendenz des Toten.

Die Mutter hat keinen Respekt vor der Heizung.
Die Mutter liegt in einer respektlosen Pose.
z. B. Ihre Beine liegen gespreizt, so dass man ihr ohne größere Probleme unter den Rock schauen könnte oder ihre Hemd wurde ungünstig verschoben, so dass ihre Brust heraus lugt.

Der Vater beginnt in mein Zimmer zu gehen, weil er vorher noch stoppt, um an der Tür zu klopfen. Würde er ins Zimmer gehen, könnte er nicht mehr klopfen. Aber da gebe ich dir recht: Das habe ich umständlich formuliert.

"Was will der Vater?" Der Protagonist ist im Glauben, er lebe noch, doch der Vater nimmt ihn als Toten nicht länger wahr und möchte nach seinem Sohn, den er in seinem Zimmer vermutet sprechen. Dies weiß der Protagonist noch nicht und so fragt er sich, was der Vater wohl will.

Ich behaupte nicht, dass mein Zweistundenwerk ein Meisterwerk ist, aber ist es wirklich so schlimm, dass man es sich mit einem Starkbier wegtrinken muss?

Die Anspielung auf Rimbaud versuche ich gar nicht erst zu deuten.
Wenn ich dich bitten würde, sie mir näher zu erklären, würde
es die Anspielung wahrscheinlich nur noch bekräftigen.

Wäre über eine erneute Meldung deinerseits sehr erfreut.

Erhaben
M. Glass

 

Hallo M. Glass!

Zur Form: Ich sehe keinen besonderen Grund für diese Formatierung. Sie hat keinerlei inhaltliche Funktion, dient nur dazu, wie du sagst, neugierig zu machen. Man fragt sich, warum bloß alle Welt Prosa anders formatiert, wenn es doch so viele andere Möglichkeiten gibt: Warum nicht ein Wort in jeder Zeile, warum nicht rechtsbündig, warum nicht alles kursiv uvm.? Vielleicht damit nicht vom Inhalt abgelenkt werden soll? Ich bitte also darum, sich an die Konvention zu halten. Wenn man sich gegen die Welt auflehnt, dann sollte man schon erstmal wirklich was besonderes zu bieten haben!
Und darüber zum Inhalt: Hier bleibt das Philosophische ziemlich auf der Strecke, bzw. besteht einzig darin, dass nichts 'passiert'. Das ist zwar für sich allein genommen spannend, aber in diesem Fall haut es aus verschiedenen Gründen niemanden um. Erstens: der Selbstmord. Ein ausgelutschtes Thema, das (tut mir leid) jeder Teene für philosophisch hält. Dann der Konflikt und die Konstellation Sohn-Eltern. Eltern kümmern sich nicht, Sohn begeht Selbstmord. Das ist ein soziales Problem, kein philosophisches. Einzig das Doppelgängermotiv könnte in die Richtung führen. Aber es wird nicht ausgebaut, bleibt in den engen Grenzen der Familienproblematik.
Als Fazit ist das kein schlecht geschriebener Text, der aber leider inhaltlich schwächelt und die philosophische Dimension, die er will, nicht erreicht.

Gruß
Kasimir

Erinnerung: Die Formatierung verändern bitte!

 

Sehr geehrter Kasimir,

bitte klären Sie mich darüber auf, seit wann das Leben nach dem Tod nichts mit Philosophie zu tun hat? Es geht nicht um soziale Isolation, nicht um häusliche Gewalt, nicht um suizidale Neigungen. Nein. Es geht einzig und allein um die Erkenntnis, dass nach dem Tod noch etwas ist.

Es ist ähnlich dem Diesseits, aber grundsätzlich und entschieden verschieden. Raum und Zeit bleiben anscheinend bestehen, doch Kommunikation zwischen Jenseits und Diesseits ist nur sehr bedingt, ja fast nur durch zufällige Nebensachen möglich. So empfindet der Vater die Berührung seines jenseitige Sohnes als Kälte.

Vielen Dank auch Ihrem Lob und überhaupt Ihre Mühe, sich den Text genauer anzusehen.

Erhaben,
M. Glass

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi M.Glass,

na, es sagt ja niemand, daß Themen um Leben und Tod, bzw. einem eventuellen Leben nach dem Tod nicht philosophisch sein können, sondern daß es in diesem Text nur ganz am Rande gestreift wird, und er damit eine Geschichte um einen Selbstmörder ist - damit, leider, etwas eher Alltägliches.

Ich sehe das auch nicht anders. Und erkenne hier lediglich einen Ideenansatz, aber bei Weitem kein neues, oder gar ungewöhnliches Gedankengebäude/metaphysische Theorie zu dem von Dir gewählten Thema.

Schau Dir doch den Text mal mit fremden Augen an, und versuche zu vergessen, was in Deinem Kopf steckte, zu sehen, was hier eigentlich wie erzählt wird. Vllt hilft's bei einer Nacharbeitung, so Du die anstrebst (und Verbessern kann sich jeder Autor, nicht nur auf dieser Site, sondern ganz allgemein gesehen!)

Moi moi, Katla

 

Sehr geehrte Katla,

es sagt auch niemand und insbesondere ich nicht, dass ein Autor sich nicht verbessern kann. Jeder Mensch kann sich bei dem, was er tut durch Probieren, Proben und Lernen verbessern. Und dazu gehöre auch ich.

Ich bin ja noch jung und in meiner literarischen Reifezeit.

Mein Problem ist es, dass ich mir viel zu wenig Zeit für meine Kurzgeschichten nehme. Die nächste wird durchdachter und schlüssiger sein.

Leider (oder muss ich sagen: zum Glück?) bin ich immer noch der Meinung, dass die Geschichte in der Rubrik PHILOSOPHISCHES ihren Platz hat.

Seht euch doch einmal meine Gliederung des Textes an.

BRILLENSCHLANGE:
Trotz Sehhilfe immer noch blind.

BLINDER FUCHS:
Trotz Transzendenz immer noch blind.

BEGEGNUNG:
Einsicht des Protagonisten. Er ist tot, existiert aber weiterhin.

Die Verschleierung sollte gezielt als Ausdruck dieses Unbewussten wirken. Vielleicht ist ein Leben nach dem Tod so alltäglich wie der Kaffee am Morgen, um es mal banal zu umschreiben. Doch sicher ist es nicht...

Freue mich über jede Kritik und darauf sie anzunehmen und anzuwenden...

Erhaben
M. Glass

 

Sehr geehrter Are-Efen,

Sie liefern mir eine sehr qualifizierte Kritik, der ich mich nachher noch einmal genauer widmen werde.

Das Symbol der Schlange wird mit der GRÜNEN Brille und der BrillenSCHLANGE aufrechterhalten. Die Brillenschlange soll aber auch eine Anspielung auf die soziale Isolation und die Depression sein, die grüne Brille, soll das Auge der Wirklichkeit verkörpern. Aber in beiden Elementen züngelt die Schlange mit.

Ich habe den Goethes Erdgeist aus Faust vergewaltigt. Dafür entschuldige ich mich aufrichtig.

Erhaben
M. Glass

 

Dank für die Wünsche zum "Agenda"-Jahr zwanzig-zehn,

lieber M.Glass,

lassen wir doch die Förmlichkeiten (Herr, erhaben u. a.) beiseite und tun so, als kennten wir uns schon läng're Zeit.

Ironie ist Ausdruck der Distanz, die ich auch im emotionalsten Text wahren werde, da ein Text allemal was anderes ist als die Wirklichkeit. Niemand verwechsle Literatur mit der Wirklichkeit, es sei denn, er wäre Bücherwurm. Natürlich kann das Abbild, das Lit. von der Wirkl. liefert gelingen und - da kommt der alte Marx zum Vorschein - nix ist praktischer als die richtige Theorie.

Nun halt ich es für nix Alltägliches wie gelegentlich hier geäußert, dass jemand Selbstmord begeht. Statistisch kommt das mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,2 %o vor, dabei legen mehr Alte als jüngere Menschen Hand an sich. Suizid an sich ist also schon ein durchaus seltenes Ereignis und sollte durchaus nicht verschwiegen bleiben.

Die Stelle im Komm., die Du nicht verstehst, ist in der deutschen Sprache begründet, worin Wörter sowohl räumlich als auch zeitlich begriffen werden können: Ich gehe einen langen Weg. Ich gehe lange Zeit einen Weg (der dann auch ziemlich kurz sein könnte) etc. Das trifft auch fürs "hinfort" zu. Du gibst dem den räuml. Aspekt >An dieser Stelle ist es kalt, eiskalt und das bildliche Hinforttragen symbolisiert die Transzendenz des Toten.<

Na, ob ich Respekt vor einer Heizung hätte ... Aber man bewerte deren Leistung unter gegebenen pseudo-siberischen Verhältnissen nicht zu niedrig ein!

Du behauptest >nicht, dass mein Zweistundenwerk ein Meisterwerk ist, aber ist es wirklich so schlimm, dass man es sich mit einem Starkbier wegtrinken muss?< Keineswegs ist es so schlimm. Vielleicht reichte auch Rimbaud, der auf mich wie eine Droge wirkt - und das von einem wahrscheinlich noch pubertierenden Knaben, der aber mit siebzehn klassische Formen mit neuen und ungewohnten Inhalten belegen konnte.

Gruß

Friedel

 

Hallo M. Glass,


Die grüne Brille
von M. Glass


Kannst du das löschen? Es ist doppelt.

Leider kann ich deiner Geschichte nicht viel abgewinnen.

Zum Teil liegt dies an den sprachlichen Unzulänglichkeiten des Textes, hier einige Beispiele:

„Obwohl die Nacht fahl und finster war, leuchtete mein Zimmer heller als am Tag. Mein Computerbildschirm flimmerte und aus meinen Boxen sang Mick Jagger. Meine Eltern würden mich finden, sie würden sich Vorwürfe machen, sie würden im Gegensatz zu mir weinen. Seltsam nüchtern bestieg ich meinen Drehstuhl. Ich wartete. Wartete auf Mutter. Wartete auf Vater. Wartete auf Freunde. Wartete auf ein Zeichen. Wartete auf göttliche Bestimmung. Nichts...“

Wenn der Monitor flimmert und M. Jagger aus den Boxen zu hören ist, sorgt das doch nicht für besonders viel Helligkeit.

Was meinst du mit „göttliche Bestimmung“?


(Leertaste hier: Nichts …)

„Der Stuhl knarrte unter meinem Gewicht, drängte mich ungeduldig, endlich zu handeln. Ich fixierte den selbst gemachten Galgen, wie es im Internet beschrieben wurde“

Das liest sich für mich so, als ob es nicht mehr im Internet beschrieben wird.

„Bei dem Gedanken an meine bevorstehende Beerdigung entwich mir ein Schluchzer.“

Gut – das kann man so sehen. Denkt er aber nicht eher an den Tod, vielleicht daran, ob es sein wirkliches Ende ist?


„ab und ich fiel in den sicheren Halt meines Gürtels“

Wenn man den Fall in den Gürtel als ‚todsicher’ ansieht, kann man von ‚sicher’ sprechen. Aber das wäre eine Art Polemik, die wahrscheinlich nicht beabsichtigt ist. ‚Sicher’ verbindet man eher mit ‚lebenserhaltend’.


„Meine Brille ging klirrend zugrunde“

„zugrunde“ geht etwas (meist) lebendiges, oder dem Leben zugehöriges. Oder meinst du es im Sinne von ‚zu Boden’?

Inhaltlich muss ich bemängeln, dass kaum Atmosphäre oder gar Spannung auf kommen (wobei ich nicht ‚Spannung’ in dem Sinne meine, wie man sie in Krimis erwartet).
Ich frage mich, was der inhaltliche Fokus deiner Geschichte ist, über welchen philosophischen Aspekt ich nachdenken soll. Geht es um Vereinsamung (wird nur am Rande erwähnt), um häusliche Gewalt (wird ziemlich pauschal abgehandelt), um Leben nach dem Tod (dieser Aspekt wird nicht problematisiert)?

Meiner Ansicht nach muss man nicht immer und schon gar nicht vollständig ‚Show don’t tell’ anwenden, aber deiner Geschichte hätte diese Erzählweise vielleicht gut getan, ebenso wie eine stärkere thematische Fokussierung.


Trotz meiner Kritik denke ich, dass du dir Gedanken gemacht, du deine Geschichte bewußt gegliedert hast.

Woltochinon

 

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