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Die gleichen Menschen

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15.01.2002
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Die gleichen Menschen

Anm. des Autors: Die überarbeitete Version findet ihr auf Seite zwei, oben

Es war einmal eine Mauer, die trennte die schwarzen Menschen von den weißen. Es war eine sehr lange Mauer, sie umzog das gesamte Grenzgebiet zwischen den beiden Staaten und stammte aus der Zeit, in der die schwarzen Mensch schwarz und die weißen Menschen weiß geworden waren. Zu dieser Zeit waren beide Staaten so verschieden, dass es gar keiner Grenze bedurft hätte, denn die Unterschiedlichkeit ihres Denkens hinterlegte die Mauer wie ein unsichtbarer Schutzwall. So kam es, dass nur sehr wenige in das jeweils andere Land kamen.
Und obwohl man immer wieder sagte, dass einen die von da drüben nicht interessierten, wurde erstaunlich viel über sie geredet.

Die Weißen sagten, die Schwarzen würden auf dem Boden essen und ihren Reis mit Staub mischen.
Die Schwarzen erzählten, die Frauen der Weißen wären über den ganzen Körper behaart, so dass ihnen sogar zwischen den Zähnen Haare wüchsen.
Die Weißen glaubten, die Schwarzen würden nicht arbeiten und den ganzen lieben langen Tag herumsitzen und faulenzen.
Die Schwarzen wiederum wussten, dass alle Weißen geizig waren, Geld in ihren Gärten vergruben, damit es niemand stahl und dabei ihre eigenen Eltern beraubten.

So ging das Ganze hin und her und schon längst war das Bild der Schwarzen und Weißen in den Augen der jeweils Anderen ein ganz anderes, als man es auf der anderen Seite der Mauer hätte betrachten können. Über Generationen und Generationen.

Irgendwann beschlossen zwei Staatsmänner beider Länder, dass es vernünftig wäre, die Mauer abzuschaffen und fortan miteinander statt voneinander abgegrenzt zu arbeiten. Sie unterschrieben einen Vertrag und veranlassten den Abriss der Mauer.

Es vergingen Jahre und Jahrzehnte. Der Handel blühte auf. Der eine profitierte mehr davon, der andere weniger, doch das störte niemanden. Die Politiker trafen sich nun zum Diner mit Frau und Kind und schwätzten über die künftige Infrastruktur und Probleme bei der Bewässerung ihrer Gärten. Es war erfreulich, zu sehen, wie gut man miteinander arbeitete. Sogar die Uhren tickten im gleichen Rhythmus.

Doch wenn die Menschen unter sich waren, erzählte man die gleichen alten Geschichten, obgleich man wusste, dass keine von ihnen stimmte. Und manchmal in den späten Abendstunden wehte ein kalter Wind, der den Duft der unsichtbaren Mauer mit sich trug, durch die dunklen Straßen der Städte.

 

Eine schöne Geschichte, fast wie ein Märchen. Der Stil ist so weich irgendwie, man hört förmlich die Stimme eines Erzählers im Ohr, es klingt eben wie eine alte Legende.
Der Inhalt ist nichts Neues, aber das macht nichts, denn darauf kommt es wohl nicht an, vielmehr ist es wie ein Symbol für die Wirklichkeit und das Denken vieler Menschen.
In ihrer Naivität schon fast wieder satirisch, so kommt es mir vor.
Also, schöne Erzählung. :shy:

 

Hi Ginny, danke für dein Feedback

Was ist denn deiner Meinung nach die Aussage des Textes?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hm, spontan gesagt: Sie liegt für mich im letzten Absatz der Geschichte. Die steinerne Mauer ist zwar weggefallen und die Menschen leben zusammen, aber im Geiste existieren die Grenzen immer noch und das Misstrauen und die Vorurteile lassen sich nicht ganz ausmerzen.

Den Titel sehe ich übrigens doppeldeutig:
Einmal sind beide Gruppen die hier vorgestellt werden, die schwarzen und die weißen Menschen, in ihrem Wesen gar nicht unterschiedlich voneinander weil sie sich in ihrem Denken über die jeweils anderen gar nicht unterscheiden. Beide haben Vorurteile über den anderen und hüben wie drüben läuft sozusagen der gleiche Film mit anderen Requisiten ab.
Also "die gleichen Menschen" in verschiedenen Hautfarbe auf beiden Seiten der Mauer.

Und zum anderen sind die Menschen nach dem Mauernfall immer noch "die gleichen", denn ihr altes Denken ist noch in ihnen verwurzelt.
Also "die gleichen Menschen" wie vorher.

Die Parallele zu Deutschland drängt sich mir als konkretes Beispiel unwillkürlich auf: Die Mauer ist zwar weg, aber "Ossis" und "Wessis" haben nach wie vor ihre Vorurteile übereinander. ;)

Jep, so sieht die Ginny das. :D

 

Hi, die geschichte hat mir gut gefallen, auch wenn ich sie ein bisschen zu knapp bemessen finde. Ich will nicht sagen du solltest sie bis ins Unendliche ausbauen, ich finde nur , das die handlung etwas schnell vorrüber zieht.
Was die Aussage der geschichte angeht, bin ich Ginnys Meinung

 

Hm hm hm. Ich hme in letzter Zeit so gerne, hehe.

Ja, naiv wirkt die Geschichte. So als ob ein süßer Zehnjähriger zufällig das Wesen des Menschen aufgeschnappt hätte. Das macht sie mir sympathisch irgendwie.

Auffallend ist aber auch, dass Du den wirtschaftlichen Nutzen so hervorhebst. Beide Seiten profitieren ja in erster Linie oder vielleicht auch nur in dieser Hinsicht voneinander. Die Absicht war folglich nicht einmal die Aufhebung der Mauer. Sondern die Aufhebung der wirtschaftlichen Isolierung. Das wiederum - kann man sehen wie man will - bedeutet, dass der Mensch nicht so schlecht oder noch schlechter ist, als es in Ginnys Interpretation klar wird. Nur Bedacht auf seinen ökonomischen Vorteil ist der Mensch gar nicht daran interessiert, andere Kulturen kennenzulernen. Daher auch das Weiterleben der Vorurteile.

Gerade wegen dieser Einfachheit und Naivität gute Geschichte. Sir birgt viel mehr in sich, als es erst klingen mag. Man muss erst die Oberfläche durchbrechen.

 

@kevin ... Dass die Geschichte konkret auf die Berlinr Mauer anspielt glaube ich eher nicht. Sehe dafür keinen Beleg, nur passte das Beispiel eben so gut. ;)

 

Eine Geschichte, die auf mich bedächtig, sorgsam geschrieben wirkt. Zweifellos regt sie zum Nachdenken an, und ich denke so ist es, wie du es beschrieben hast.

Die Berliner Mauer?

Nein, es ist "die Mauer". Es könnten auch die grossen Grenzzäune, die sich Durch Belfast ziehen sein, es könnte auch die nicht vorhandene Mauer in Korea sein.

Nachdenklich sollte es den stimmen, der bisher noch nicht so drüber nachgedacht hat, nachdenklich auch Jeden stimmen, der zum vergessen neigt.

liebe grüsse archetyp

 

Ich melde mich mal zurück und nehme Stellung zur Geschichte.

Es handelt sich nicht um die Berliner Mauer, sondern generell von jeder "Mauer" zwischen Völkern und Gesellschaftsschichten, etc. Die meißten haben das glücklicherweise verstanden. Ich atme auf.

Ginny liefert zudem noch eine ganz gute Interpretation. Einige Elemente stecken noch in der Geschichte, teilweise in einzelnen Sätzen. Aber das Zentrum wurde entlarvt.

Ich bedanke mich für das bisherige Feedback und hoffe noch auf eine schön schrafe Kritik.

Dankeschön
Frederik ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Frederik,

nun - und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute... Und so ist das dann wohl auch.

Ich hab zunächst wenig an die Berliner Mauer, sondern eher an Südafrika gedacht oder den "Eisernen Vorhang" als ganzes gedacht - aber man könnte die "Mauer" wohl auch südlich von Köln, östlich von New York oder oberhalb der zwölften Etage und mitten Im Klassenzimmer sehen und erleben.

Die märchenhafte Erzählweise ist passend traurig gewählt und birgt genug Ironie in sich - die naive Ausdrucksweise spiegelt die Einfachheit des Gedankens und die "Plattheit" der Vorurteile wieder. Also sehr gut gewählt.

Der erste Absatz enthält mE allerdings einige Widersprüchlickeiten oder mir ist er nur noch nicht so ganz klar:
Warum hat wer wann die Mauer gebaut?? Sie wurde doch gar nicht gebraucht? oder ist hier, doch a la Berlin, gemeint, dass man auch wirtschaftlich von den Vorurteilen profitieren konnte um mittels gemeinsamen Feindbild Motivation zu schaffen?

Und "die Schwarzen waren schwarz, die Weißen weiß"? Ja, war das denn später anders? Dadurch das die Uhren den gleichen Rythmus hatten? Macht doch keinen Sinn - denn soweit ich es verstanden habe, handelt sich doch um die "gleichen" Menschen. Was sollte also das "schwarz" oder das "weiß" zuvor ausgemacht haben?? Du gehst nirgendwo auf äußerliche oder andere Unetrscheidungsmerkmale ein - wie schaffen die es bloß, sich auseinadnerzuhalten, nach dem die Mauer gefallen ist?? Ach ja - und weiß und schwarz "geworden waren". Hm - Äußere Kraft - oder Kraft ihrer Vorurteile ...?

"Die Unterschiedlichkeite ihres Denkens" - des Staates, oder? Und nicht die Denkweise der Menschen bzw. diese erst als Ergebnis? Und der Schutzwall, der durch das unterschiedliche Denken gezogen wird - ist nicht räumlich gemeint, sondern die Unfähigkeit, sich überhaupt nicht in den/die anderen hineinzudenken, eine andere Perspektive zu verstehen?

Sehr schön übrigens: Das gemeinsame Problem der Bewässerung der Gärten - da haben jetzt wohl beide Seiten einiges vergraben, was der Bewässerung bedarf ;)

Und weiter unten : Wieso störte es niemanden, dass nach dem Mauerfall und der wirtschaftlichen Vereinigung der eine mehr und der andere weniger profitierte?? Macht für mich keinen Sinn, bei Menschen, die , so wie Du sie beschreibst, hauptsächlich auf ihren wirtschaftlcihen Vorteil bedacht sind. Oder meinst Du es interessierte nur die Staatsmänner nicht?
Insgesamt sind mir manchmal die Bezüge nicht klar!

Was ich nicht verstehe - wenn die Mauer sich doch auf unterschiedliche Denkweise bezieht, so dass schwarze und weiße Menschen sich nicht mehr VERSTEHEN können, wie sollte diese von Staatsmännern abgschafft werden können?

Tja, viele Fragen - die erst auf den zweiten oder vielleicht dritten Blick klarer werden. Aber wenn ich die "Moral von der Geschichte" wirklich richtig verstehe - etwas zu einfach, aber ein netter Aufruf zum Nachdenken über eigene Vorurteile.

Mir fehlt noch etwas mehr Tiefe - und ich denke etwas mehr (Text und Tiefe) wäre bei diesem Thema angebracht. Denn ganz so einfach ist das Leben doch nicht - es sind doch nicht wirklich immer nur die großen bösen staatsmänner, die da unsere Vorurteile schüren. Wir werden doch nicht nur von außen schwarz und weiß gemacht. Es hört sich für mich ein bißchen so an, als sei der Mensch ein willenloses Opfer - ein dummes Tier, das dem Leithammel und der Masse folgt. Vielleicht will ich nur nicht sehen, dass es so ist, aber ich glaube das ist etwas sehr vereinfacht. Aber wenn Du noch ein paar "Widersprüche" aufdecken könntest, kann ich vielleicht das mehr an Tiefe, das mir jetzt noch entgeht, besser erkennen ;)

Lieben Gruß
Kay

PS: War wohl ziemlich blind am Wochenende ...

 

Erstmal danke für deine Kritik kay.
Anscheinend hast du einiges falsch verstanden, was auch mein fehler ist. Ich werde es versuchen zu erläutern.

Zunächst geht es nur hintergründig um Vorurteile zwischen den Menschen. Daher ordnest du es wahrscheinlich als schwach ein. Ich habe es bewusst nicht weiter ausgeführt, da etwas anderes im Mittelpunkt steht.

Es handelt sich sehr wohl um eine manifeste Mauer die gebaut wurde, wenn auch nicht konkret die Berliner Mauer. Es könnte jede andere Mauer, die zwischen Menschengruppen herrscht sein, auch die zwischen Russland und Amerika, auch die zwischen Köln und Düsseldorf, auch die zwischen den Maiers und den Müllers. Im übertragenen Sinne.

"die Schwarzen waren schwarz, die Weißen weiß"?
Hier zitierst du mich falsch. ich schrieb:
sie (...) stammte aus der Zeit, in der die schwarzen Mensch schwarz und die weißen Menschen weiß geworden waren.

Die Menschen sind schwarz bzw. weiß geworden. Sie sind es auch immer noch, sie sind immer noch die gleichen.
Das Schwarz/Weiß werden steht für den Prozess in dem sich zwei Gruppen auseinander leben.

Du gehst nirgendwo auf äußerliche oder andere Unetrscheidungsmerkmale ein - wie schaffen die es bloß, sich auseinadnerzuhalten, nach dem die Mauer gefallen ist??

Nun....öhm...sie sind schwarz und weiß...gehts noch auffälliger?


"Die Unterschiedlichkeite ihres Denkens" - des Staates, oder?
Nein, nicht nur des Staates, daher keine nähere Bestimmung.

Und weiter unten : Wieso störte es niemanden, dass nach dem Mauerfall und der wirtschaftlichen Vereinigung der eine mehr und der andere weniger profitierte?? Macht für mich keinen Sinn, bei Menschen, die , so wie Du sie beschreibst, hauptsächlich auf ihren wirtschaftlcihen Vorteil bedacht sind.

Die Mauer wird durch den Staat geöffnet, der kleine Mann hat dadurch auch Nachteile, aber das interessiert keinen, der beispielsweise in der Regierung sitzt. Ist die Ironie in dem Satz "doch das störte niemanden" nicht heraus zu lesen? Vielleicht ist es nicht eindeutig zu erkennen, werde an der stelle noch etwas feilen.


Was ich nicht verstehe - wenn die Mauer sich doch auf unterschiedliche Denkweise bezieht, so dass schwarze und weiße Menschen sich nicht mehr VERSTEHEN können, wie sollte diese von Staatsmännern abgschafft werden können?

Das ist der Hauptpunkt der Geschichte.Sie kann nicht abgeschafft werden. Die Staatsmänner können zwar eine Mauer einreißen, die Grenze zwischen Menschen bleibt jedoch abgesehen von Oberflächlichkeit bestehen.

Ich hoffe, ich konnte dir den Text auf diese Weise ein wenig verdeutlichen.

Liebe Grüße
Frederik

 

Hi Frederik,
tja da hab ich wohl einiges falsch verstanden, wenn es gar nicht um die Vorurteile der Menschen geht, oder nur "hintergründig"?!?

So nun ins Detail ... dass sie weiß bzw. schwarz GEWORDEN sind, war mir durchaus klar - hab ich ja auch weiter unter ebenfalls erfragt - aber dann um so eher: Wie können sie es werden? Und wenn sie es werden können, und es ja ein so offensichtlich Unterscheidungsmerkmal ist wie Du schreibst (und äußerlich erkennbar) - dann versteh ich nicht wie es einerseits für den Prozess des Aueinanderlebens steht, andererseits sind es ja erst geworden, also nicht mehr die gleichen - zumindest nicht die gleichen wie viel früher?!? Und wenn schwarz und weiß Gesinnung ist, etwas was man übernehmen kann oder wie man werden kann - ist das denn wirklich so offensichtlich zu sehen??

Das ist der Grund warum ich die Frage nach schwarz und weiß zum einen und zum anderen nach dem schwarz und weriß WERDEN gestellt habe (nicht weil ich das nicht so gelesen habe, wie Du es schreibst ...;))

Und wieso wird eine Mauer errichtet, wenn die Menschen selbst sich schon so durch ihre Denkweise unterscheiden? Wozu baucht es die dann noch, wenn dies ein selbstgelenkter Prozess ist?

Wenn der Hauptgedanke ist, dass die Staatsmänner, die von Menschen selbst errichtete Mauer nicht wirklich einreißen können, weil sie die Menschen nur für wirtschaftliche Zwecke, aber nicht "wirklich" zusammenführen - gut, dann hab ich's wohl verstanden. Dann wird mir aber umso unklarer wofür Du die Mauer brauchst?

Und das mit "mehr Tiefe" war nicht bös gemeint - ich halte die Idee ja durchaus für gut und nur unbedingt ausbaufähig! Es kommt mE zum beispiel nicht klar rüber, warum sich schwarz und weiß entwickelten, wie schlecht es welcher Gruppe warum wie geht (wirtschaftlich) - und die Pointe ist doch dann sehr vorhersehbar - nämlich das Mauern im Kopf nur schwerfällig abbaubar sind. AUßer - ja vieleicht außer es geht wirkich allen gut. Und wenn das Ironie sein sollte, dieses "doch das störte niemanden", was auch ohne Feile durchaus so zu lesen ist, dann finde ich es ziemlich unklar, wieso die Mauer fallen sollte??? Ist doch genau der Grund für Mauern ?!?!?

Tja, nicht wirklich unendlich viel klüger, aber trotzdem sehr interessiert grüßt
Kay

 

Krrrrrrrrrrrrristin! Ich umarme dich und werfe mich dir zu Füßen.

Das ist genau das, was ich wollte. Eine richtig ausführliche Kritik. Nun, das ist man ja von dir gewohnt. Mit vielen bis den meißten Kritkpunkten stimme ich überein und werde mir den Text heute noch vornehmen und ihn anpassen.

Danke Danke Danke

Frosch...ähhhh Fred

 

Hier die überarbeitete Version:

Es war einmal eine Mauer, die trennte die schwarzen Menschen von den weißen. Es war eine sehr lange Mauer. Sie schuf das Grenzgebiet zwischen den beiden Völkern und entstammte der Zeit, in der die schwarzen Menschen schwarz und die weißen Menschen weiß geworden waren. Zwei Staaten entstanden, die so verschieden waren, dass es gar keiner Grenze bedurft hätte, denn die Unterschiedlichkeit des Denkens der Menschen stellte sich entlang der Grenze auf wie eine unsichtbare Barriere. So kam es, dass nur sehr wenige in das nahe Ausland reisten.
Und obwohl man immer wieder bekräftigte, dass einen die von da drüben nicht interessierten, wurde erstaunlich viel über sie geredet.

Die Weißen sagten, die Schwarzen würden auf dem Boden essen und ihren Reis mit Staub mischen.
Die Schwarzen erzählten, die Frauen der Weißen seien über den ganzen Körper behaart, so dass ihnen sogar zwischen den Zähnen Haare wüchsen.
Die Weißen glaubten, die Schwarzen würden nicht arbeiten und den ganzen lieben langen Tag herumsitzen und faulenzen.
Die Schwarzen wiederum wussten, dass alle Weißen geizig waren, Geld in ihren Gärten vergruben, damit es niemand stahl und darüber hinaus ihre eigenen Eltern beraubten.

So ging das Ganze hin und her und schon längst war das Bild der Schwarzen und Weißen in den Augen der jeweils Anderen ein ganz anderes, als man es auf der anderen Seite der Mauer hätte betrachten können. Über Generationen und Generationen.

Irgendwann beschlossen zwei Staatsmänner beider Länder, dass es vernünftig wäre, die Mauer abzuschaffen und fortan miteinander statt voneinander abgegrenzt zu arbeiten. Sie unterschrieben einen Vertrag und veranlassten den Abriss der Mauer.

Es vergingen Jahre und Jahrzehnte. Der Handel blühte auf. Der eine profitierte mehr davon, der andere weniger, doch das kam unter in dem Wirrwarr des Umschwungs. Die Politiker trafen sich nun zum Diner mit Frau und Kind und schwätzten über die künftige Infrastruktur und Probleme bei der Bewässerung ihrer Gärten. Es war erfreulich, zu sehen, wie gut man miteinander arbeitete. Sogar die Uhren tickten im gleichen Rhythmus.

Doch wenn die Menschen unter sich waren, erzählte man die gleichen alten Geschichten, obgleich man wusste, dass keine von ihnen stimmte. Und manchmal in den späten Abendstunden wehte ein kalter Wind, der den Duft der unsichtbaren Mauer mit sich trug, durch die dunklen Straßen der Städte.

 

@Kristin

Ich habe mir viele Gedanken über deine Kritik gemacht und neben einigen andere Stellen die vorher schon kritisiert wurden jetzt einiges ausgebessert.

Allerdings verstehe ich das chronologie Problem nicht.

Erster Abschnitt : Erläuterung der Umstände
Zweiter Abschnitt : Beispiele für die Umstände
Dritter Abschnitt : Ausklang der Zeit, in der die Mauer enstand und Fortführung in jüngere Zeiten ("Über Generationen und Generationen")
Vierter Abschnitt : Eintritt der Änderung
Fünfter Abschnitt : Fortführung nach der Änderung
Sechster Abschnitt: Darstellung der Gegenseite/Abschluss

Ich dachte das wäre verständlich. Ein paar Formulierungen habe ich geändert, allerdings kam mir nichts genaueres in den Sinn um diesen Ablauf deutlicher zu machen.

Diner und schwätzen solte sich widersprechen, daher keine Änderung. Anscheinend wirkt diese Widersprüchlichkeit jedoch nicht so wie sie sollte.

"Es vergingen Jahre und Jahrzehnte" ist eine beabsichtige Zeitraffung. Ich hatte überlegt näher darauf einzugehen hielt es dann jedoch für nebensächlich.

Ich danke noch einmal jedem für seine Kritik, würde mich natürlich jederzeit über weiteres Feedback freuen

Fro.....ähhhh.....Fred

 

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