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Die Glaswand

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23.06.2017
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Die Glaswand

„Samstag“, stand es groß und schwarz auf dem Kalender. Der Monat verriet teilnahmslos den Beginn des Frühlings, welcher sich noch hinter einer gräulich leuchtenden Wolkendecke versteckte.
Der Morgen war eben erst angebrochen, und begann wie die Tage davor, die Wochen, die Monate. Die Zahlen auf dem Kalender wechselten, ebenso wie die Akten auf dem Schreibtisch. Leblos lagen sie da, und zerrten den Mann an den Schreibtisch. Sie übten eine große Macht auf ihn aus und wirkten dennoch unschuldig.
Der Schreibtisch war bis ins kleinste Detail aufgeräumt. Die Lampe darauf glühte nicht, einzig das große Fenster spendete ein kaltes fahles Licht. Dennoch saß ein Mann davor, sinnend, und starrte auf die dicke Holzplatte. Er war noch müde und rieb sich das Gesicht, als könnte er seine Müdigkeit damit vertreiben. Doch sein Blick blieb kraftlos. Hilflos suchend, blickte er sich um. Er wusste nicht, wonach er suchte. Kurz blieb sein Blick an einem Foto haften. In seinem Kopf hörte er Vorwürfe, und wandte sich ab.
Es war Wochenende, doch das kannte er nicht. Er wollte arbeiten. Es galt die Akten zu wälzen, die für die nächste Woche fertig sein mussten. Aber er bewegte sich nicht. Er fand den Anfang nicht. Sein Erscheinen war makellos, sein Rücken gerade. So saß er da und sah aus, als würde er jeden Augenblick loslegen. Doch die digitale Uhr zerstückelte die Zeit in Zahlen, ohne dass sich etwas änderte. Widersprüchliche Gedanken hielten ihn in dieser Starre gefangen.
Die Wände waren an sich weiß, aber im matten Licht wirkten sie grau und kalt. Die weichen Ledersessel standen leicht verloren im großen Zimmer umher, und versuchten vergebens, den Eindruck von Luxus zu verteidigen. Doch die Welt bekam Risse. Die Illusionen verblassten mit der Zeit. Er hatte hart für all das gearbeitet. Viele hatte er damit beeindrucken können, gar sich selbst, doch nun erdrückte es ihn mit seinem kalten Glanz. Er hörte seine Frau nach ihm rufen. „Gleich, ich muss nur noch kurz“, hörte er sich antworten und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Nur kurz, doch daraus waren Jahren geworden. Nun war er allein, weil sie nicht gewartet hatte.
Der Mann hatte seinen Kopf in seine Hände sinken lassen und hielt sich mit ihnen die Ohren zu, als wollte er die Schreie ersticken, welche nur er hören konnte. Sie schrien nach ihm, als wollten sie ihm etwas sagen. Doch er wusste, was diese Stimmen sagen wollten, und er wollte es nicht hören. Was wussten die schon – diese rastlosen Stimmen, die ihn auch in seinen Träumen verfolgten.
Sie wollten ihn bremsen. Voller Neid waren sie wegen seinem Erfolg. Kein Wunder, dass sie so verzweifelt schrien.
Das fahle Licht, das von den Wänden zurück geworfen wurde, ließ ihn alt erscheinen. Sein Rücken war dem Fenster zugewandt, und so konnte er nur in den endlosen Raum hineinstarren. Doch den sah er längst nicht mehr. So viel hatte er erreichen wollen, so viel hatte er erreicht, und doch war ihm alles verloren gegangen. Alles was ihm geblieben war, war grau und kalt. Die Akten waren ihm treu geblieben und verlangten nun, dass er sich ihrer annahm.
Dach dann stand er auf. Langsam, als wäre er ein alter Mann. Sein Gesicht verzerrte sich zu einem tonlosen Gähnen, während er seine Arme auseinanderriss, als versuche er, aus seinem Körper auszubrechen.
Er drehte sich um und stand gleich vor dem Fenster, welches bis an die weit entfernte Decke reichte. Viele Meter lang war dieses, und ersetzte eine ganze Wand.
Die Wolkendecke war stark durchflutet von Licht, und ließ den Himmel weiß erscheinen. Der Blick des jungen Mannes glitt langsam von einer Seite zur anderen. Die Bewegung war gleichmäßig, und er selbst unberührt von dem, was er sah. Geblendet von der gleichmäßigen Flut weißen Lichts, stand er da, leblos, wie der Raum hinter ihm. Nur die Uhr wechselte ihr Gesicht und verriet, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Draußen umrahmte eine Hecke die weite Wiese, in der einige Bäume standen. Endlich schien der Mann etwas zu bemerken. Ihm fiel auf, wie der Wind in den Ästen spielte.
Er hielt den Atem an, horchte, doch das Rascheln der tänzelnden Blätter fehlte. Er strengte sich an, doch er fühlte nichts. Es war ihm alles fremd, und so fern. Er versuchte sich zu erinnern, doch es blieb ihm verborgen. Die Welt da draußen, er hörte sie nicht, er fühlte sie nicht.
Nah am Fenster wackelte ein Ast. Ein Vogel, eben gelandet, trällerte sein Lied. Doch nur der Schnabel bewegte sich. Das Fenster schluckte jedes Geräusch. Stummfilm, sein Leben, es war draußen, ausgeschlossen. So fern und unerreichbar wie jedes Gefühl.
Wieder bewegte sich etwas. Ein Junge tanzte lachend auf dem Rasen. Wochenende, sein Sohn wusste das, und spielte mit dem Drachen. Ein Geschenk aus einer lange vergangenen Zeit.
Hoch flog er, lebhaft spielten sie. Der Drache, sein Sohn und der Wind. So wie er es getan hatte – früher – in einer anderen Welt. In einer, in der er den Wind noch gespürt hatte.
Es war nur mehr eine Erinnerung. Alleine stand er da, und starrte hinaus. Sinnend drehte er sich um, sah den Schreibtisch. Das Gesicht der Uhr schrie ihn an. Eine andere Stimme war es. Mächtig, beide kämpften, wie Teufel und Engel auf seiner Schulter. Wie hatte er das zulassen können? Warum waren ihm die Zeichen verborgen geblieben? Er hörte die Stimme seiner Frau nach ihm rufen. Anschreien tat sie ihn.
Doch nun war es zu spät. Sie und sein Sohn lebten ihr eigenes Leben. Sein Kopf sank gegen die Glasscheibe. Seine flache Hand legte er gleich daneben und es sah aus, als wollte diese durch die Scheibe hindurch greifen. Doch er war zu schwach. Wütend verzog sich seine Hand zu einer Faust und pochte zweimal gegen das Glas. Resignierend glitt sie nach unten, und er stieß sich ab. Dann zog er seinen Stuhl hervor und setzte sich. Wahllos nahm er eine Akte in seine Hand. Welche, war bedeutungslos.

 

Hallo Wortzeichner,

Und willkommen hier.
Ich habe deinen Link aus dem Text ausgesondert. Links bitte immer separat unter der Geschichte im Extrapost setzen.

Die Kurzgeschichte gib es auch zum Anhören: https://youtu.be/pVpHfagyIXY

Beste Grüsse,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

danke für das Willkommen heißen. Danke, das werde ich in Zukunft beherzigen.

Beste Grüße,
Wortzeichner

 

Hallo Wortzeichner


Dein Stil trägt die Geschichte, mir gefällt der Klang sehr gut.
Ich fands insgesamt eine schöne sprache.
Obwohl mir normaler weisse, die Handlung sehr wichtig ist, habe ich sie hier nicht vermisst.

Gruss Thelos

 

Hallo Wortzeichner,

ich gebe es offen zu, ich hab die Handlung schon vermisst. Oder ich hab die Geschichte nicht kapiert. Eins von beidem. :D

Es ist nur mein subjektiver Eindruck. (Ich bin selbst ziemlich neu hier.)

LG, Anne

P.S. Du schreibst irgendwo "Brechen". Ich nehme an, du meintest "Breschen"?

 
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Die Wände ansich weiß, wirkten sie im matten Licht grau und kalt.
Der Satz ist definitiv kaputt.
Und zwar in mehrfacher Hinsicht: „ansich weiß“ soll (abgesehen davon, dass „ansich“ natürlich auseinandergeschrieben gehört) vermutlích eine eingeschobene Ellipse sein (in diesem Fall ein prädikatloser Relativsatz im Sinne von: „die an sich weiß waren“), dementsprechend braucht es natürlich ein Komma davor. Wenn ich nun diesen Einschub herausnehme, sollte eigentlich ein in sich stimmiger Satz übrigbleiben. Also schaun wir mal:

Die Wände [...] wirkten sie im matten Licht grau und kalt.

Nicht gut.

Aber er bewegte sich nicht. Fand den Anfang nicht. Saß einfach nur da, makellos sein Erscheinen, gerade sein Rücken, sah er aus, als würde er jeden Augenblick loslegen.
Auch hier wieder: Du kannst nicht aufs Geratewohl subjektlose Ellipsen mit Hauptsätzen mischen. Wenn ich hier die Einschübe „makellos sein Erscheinen, gerade sein Rücken“ rausnehme bleibt das übrig:

Saß einfach nur da, sah er aus, …
Und das klingt einfach nur, na ja, geradebrecht halt.

Groß war der Raum und ließ alles leer erscheinen.
Was ließ der Raum leer erscheinen? Wirklich alles? Das Haus? Die Welt? Das Universum?
Oder ließ er gar nur sich selbst leer erscheinen?

usw.

Oh Mann, das ist einer dieser vertrackten Texte, wo sich mir beim Lesen förmlich das Hirn sträubt. Wo ich einfach in keinen Leseflow reinkomme, weil ich beinahe jeden zweiten Satz zweimal lesen muss, wo ich beinahe jeden zweiten Satz zerpflücken könnte, weil ich die Wortwahl und/oder die Zeichensetzung als unglücklich und unpräzise empfinde, weil mir die Syntax als holprig erscheint … und wo ich trotzdem weiterlese. Weil ich nämlich gleichzeitig ahne, dass ich es hier nicht schlicht mit dem missglückten Gehversuchen eines Schreibanfängers zu tun habe, sondern mit … ja, womit eigentlich? Also ich hab schon das Gefühl, dass sich hier jemand den Kopf zerbrochen hat beim Schreiben, dass hier einer ausgetretene Pfade verlassen will, aber … wie soll ich sagen, irgendwie ist mir dieses Bemühen zu augenscheinlich, und ja, dieser Wille zu (extravaganter) sprachlicher Gestaltung geht halt schon sehr auf Kosten der Sprachästhetik:

Samstag, stand es groß und schwarz auf dem Kalender.

Recht früh war es noch.

Aufgeräumt sah der Schreibtisch aus.

Wochenende war es,

Groß war der Raum

Weiß erschien der Himmel

Es spricht nichts dagegen, das Im Deutschen übliche SPO-Satzglieder-Schema aufzubrechen, nur sollte das auch eine dramaturgische Begründung haben. Bei dir wirkt es eher so, als würdest du zwanghaft versuchen, Satzanfänge zu variieren, und dann klingt das halt sehr schnell ... na ja, bemüht halt.

usw.


Tja, Wortzeichner, du merkst es eh schon, und ich will da jetzt auch nichts beschönigen, ich konnte mit dem Text nicht wirklich was anfangen und hab ihn, muss ich gestehen, ab dem ersten Drittel eigentlich nur noch überflogen. Insofern kann ich mich zum Inhalt (zur Handlung?) auch nicht äußern. In Wahrheit hab ich keine Ahnung, was du erzählen wolltest.

Nichtsdestotrotz, willkommen hier.

offshore

 

Hallo Wortzeichner,

ich muss gestehen, mir ging es ähnlich wie offshore. Ich verstehe die Geschichte nicht. Es kommt mir so vor, als ginge es dir vor allem um Wortwahl und tiefsinnige Formulierungen. Auf mich wirkt das Ergebnis allerdings sehr gezwungen, es funktioniert für mich nicht.

Grüße
Holger

 
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Hallo Thelos,

vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Gruß,
Wortzeichner

Hallo Anne,
Hallo Offshore,
Hallo HoWoA,

auch euch vielen Dank für das Feedback. Da euer Eindruck ähnlich ist, antworte ich euch zusammen. Schade, dass ihr nichts mit der Kurzgeschichte anfangen konnten. Aber aus Kritik lernt man dazu und deshalb schreibe ich auch gerne Kurzgeschichten, weil sich dort besser mit der Sprache und dem Stil spielen kann. Aber dann merke ich mir, dass ich in Zukunft nicht übertreiben sollte.

Und Danke für das Willkommen heißen.

Gruß,
Wortzeichner

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Wortzeichner,
ernst offshore hat das, was auch ich beim (ersten) Lesen deines Textes empfunden habe, schon recht gut skizziert: Ich spüre dein Bemühen um sprachliches Neuland, kann es aber gleichzeitig nicht einordnen, kann nicht immer verstehen, warum du so formulierst, wie du formulierst, kann an manchen Stellen den Sinn deiner befremdlichen Syntax nicht erkennen.

Zum Inhalt:
Diesen herauszufiltern, ist gar nicht so leicht. Du beschreibst einen Menschen in einer ihm vertrauten, aber gleichzeitig fremden und unzugänglichen Welt. Alles ist bedeutungslos und inhaltsleer geworden: das Zimmer, in dem er sich befindet, der Luxus, seine Arbeit, die Dinge, die ihn umgeben, die Natur vor dem großen Fenster, das Leben, das sich dort abspielt, das eigene Kind.
Ich kann nur vermuten: Beschreibst du hier die Wahrnehmungen eines Menschen in einer Burnout-Situation, für den alles, was außerhalb seiner Selbst ist und sich dort abspielt, verstummt ist, der sich in seinem eigenen Vakuum befindet und dem nicht mehr entfliehen kann, es auch gar nicht mehr versucht? Alles ist ihm abhanden gekommen: der Sinn dessen, was er tut, die Lust, es zu tun, das Interesse an dem, was ihn umgibt. Geblieben sind Hilflosigkeit und Erschöpfung.

Wenn es so ist, frage ich mich, ob dir deine inhaltliche Intention mit diesem Text gelungen ist? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Dein Text enthält sehr interessante sprachliche Stellen, aber auch einige, bei denen ich das Gefühl habe, da warst du unpräzise, hast einfach drauflos formuliert.
Ein Beispiel, für das, was ich meine:

Der Morgen angebrochen wie die Tage davor, die Wochen, die Monate. Es bedeutete nichts. Nur Zahlen wie die auf dem Schreibtisch. Gefangen und doch mächtig in den aufgehäuften Akten. Leblos und ergreifend, fesselnd lagen sie da und taten unschuldig.

(Die Subjekte der einzelnen Sätze: der Morgen, es, Zahlen, Zahlen ?, sie (die Akten?)

Das ist eine von mehreren Stellen in deinem Text, die bedeutungsschwer daherkommen, aber deren Aussage ich nur erahnen, deren Bezüge ich nur mühsam zuordnen kann. Was ist dieses ‚Es’, was nichts bedeutet? Bedeutet dieses ‚Es’ ebenso nichts wie die Zahlen auf dem Schreibtisch? Und was ist dann mit dem ‚nur’ gemeint? Ist hier lediglich gemeint? Und was willst du dann mit dem gesamten Absatz sagen?

Und auch deine immer wiederkehrenden syntaktischen Eigenarten ließen mich stolpern, ohne dass ich erkennen konnte, warum mir der Autor diese Steine in den Weg gelegt hatte, warum er seine Satzstellung so verquer gestaltete:

Sein Gesicht müde, versuchte er es mit reiben (Reiben)

Saß einfach nur da, makellos sein Erscheinen, gerade sein Rücken, sah er aus, …

Die weichen Ledersessel, verloren im Zimmer umher stehend (umherstehend), verteidigten sie mächtig den makellosen Eindruck von Luxus
Draußen eine weite Wiese, nach dem Winter noch ungemäht, war sie umrahmt von Hecken, einige Bäume standen verloren darin.

Zum Ende hin wird dein Text für mein Empfinden recht redundant. Ich habe hier das Gefühl, alles schon einmal so oder ähnlich vorher gelesen zu haben:

Es war ihm alles fremd, und so fern.

…Stummfilm, sein Leben, es war draußen, ausgeschlossen. So fern und unerreichbar wie jedes Gefühl.
Wie ein Zeitzeuge starrte er genauso fasziniert wie gelangweilt durch das Glas. Sein Blick, wie der eines Mannes, der aus weiter Ferne die Welt wie durch eine Scheibe betrachtet. Gefangen in der Nüchternheit, der Leere seines Hauses.

Als wäre es nur eine ErinnerungK stand er da und starrte hinaus. Gefangen wie ein Fremder in seinem eigenen Körper.

Hier solltest du vielleicht einige Stellen rauskürzen, sie wiederholen ja nur das, was im vorhergehenden Text schon gesagt oder angedeutet ist.
Noch ein paar Stellen, die ich mir herausgepickt habe:

Pochend schlug die Leere ihre Brechen in diesen Schein und drückte schwer auf den kalten Glanz.

Das ist schwurbeliges Wortgeklingel ohne Sinn. (für mich)

Doch er wussteK was diese Stimmen sagen wollten …

Er verharrte, genau wie seine Einrichtung, beleuchtet vom fahlen LichtK welches von den Wänden zurück geworfen (zurückgeworfen) wurde.
Das wirkt ungewollt komisch auf mich.

Sein Rücken war dem Fenster zugewandt und so konnte er nur in seinen endlosen Raum hinein starren (hineinstarren).
während er seine Arme auseinander riss (auseinanderriss)K als versuche erK aus seinem Körper auszubrechen.
Als er sich umdrehteK stand er gleich vor dem Fenster,

Weiß erschien der Himmel, stark durchflutet von Licht, die grauen Wolken, ohne dass die Decke irgendwo aufriss.
???

Gleichmäßig die Bewegung, unberührt von demK was er sah. Kein Hindernis stellte sich ihm in den Weg, nichtsK das seinen Blick fest halten (festhalten) konnte.
Nur die Uhr wechselte ihr Gesicht, krampfhaft (sich) an der Zeit klammernd, die doch wie Wasser zerrann.
Die Uhr steht doch gerade für das Verrinnen der Zeit, nicht dafür, dass sie die Zeit festhält. Auch vermittelt mir 'die Uhr klammert sich an der Zeit [fest]' kein Bild.

Ihm fiel aufK wie der Wind in den Ästen spielte.

aber er konnte es nicht, weil die Scheibe ihn zurück hielt (zurückhielt).

Fazit:
Also, wenn ich mir sehr sehr viel Zeit nehme und deinen Text sehr langsam lese, dann beginnt er sich mir allmählich zu erschließen und ich glaube zu verstehen, was du mir als Leser vorstellen möchtest.
Um aber weniger geduldige Leser zu erreichen, müsstest du ihn dringend noch einmal durchgehen und einige (wie ich finde) manieriert-schwurbelige Formulierungen auf ihre Aussage hin überprüfen und eventuell neu gestalten. Und die letzten Absätze kürzen um alles das, was hier sehr wiederholend und redundant daherkommt.
Zum Schluss hat dein Text dann begonnen, mir zu gefallen und ich kann mir diesen Mann und die Situation, in der er sich befindet, vorstellen.

Lieber @Wortzeichner, ich begrüße dich bei den Wortkriegern und wünsche dir hier eine gute Zeit..

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Wortzeichner,
ich mag den Ton der Geschichte und der Anfang hat mich neugierig gemacht. Gerade da hat es ein paar schöne Formulierungen, z.B:"Der Monat verriet teilnahmslos den Beginn des Frühlings" oder:"Pochend schlug die Leere ihre Brechen (Breschen?) in diesen Schein..."
Durch Formulierungen dieser Art, hast Du mir das Innenleben Deines Prot sehr gut verdeutlicht. Offenbar leidet hier ein Mann - die unpersönliche Bezeichnung steht für mich dafür, dass es jeden treffen könnte, also ein allgemeines Problem ist - unter einer Depression, bzw. an einem burn out, da er ja weiter arbeiten will, aber nicht mehr kann. Kurz dachte ich, es handelt sich um Schizophrenie, weil er Stimmen hört, aber dann klingt es, als hätten die Stimmen ihn nicht völlig unter Kontrolle, sondern wollen ihn lediglich dazu bringen, weiter zu arbeiten.
Mit der Beschreibung der Umgebung hast Du seinen Gefühlszustand noch verdeutlicht, und das fand ich gelungen miteinander verwoben.
Ab: "Weiß erschien der Himmel" wird es mMn zu viel. Da müsste für mich eine Wende kommen, etwas passieren. Wohin führt dieser Zustand? Das müsste an einem weiteren Beispiel verdeutlicht werden, sonst stagniert es. Dass er nichts mehr fühlt, ist deutlich geworden, aber macht er sich noch Gedanken? Das hätte ich z.B. spannend gefunden, zu verfolgen, was dieser Mann denkt, da hätte ich auch ein wenig mehr über sein Leben erfahren und mich mit ihm identifizieren können. So wie Du die Geschichte aufgezogen hast, entwickelt sich nichts. Wahrscheinlich war das Deine Intention, um zu zeigen, dass sich eben wirklich nichts entwickelt. Aber ich denke, das könntest Du auch an verschiedenen Beispielen oder eventuellen Rückblicken zeigen. Sonst artet es für mich zu sehr in eine Zustandsbeschreibung aus und nicht in eine Geschichte.
Ich hoffe, Du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.
Viele Grüße, Chai

 

Hallo Chai,
danke für deine Anmerkungen. Ja, damit kann ich etwas anfangen, zumal du den Inhalt so wahrgenommen hast, wie ich es beabsichtigt hatte. Ich fürchte auch, dass es eben nur eine Zustandsbeschreibung ist, die eben seinen Gefühlzustand, mit dem Druck zu glauben weiter arbeiten zu müssen, aber es nicht mehr zu können/wollen.
Ob es nun ein Burn out sein muss, wollte ich nicht sagen, es ist vielmehr der Moment in dem ein Workaholic realisiert, dass er zu viel Zeit auf das Arbeiten konzentriert hat und nun merkt, dass es ihm nichts mehr bedeutet und er sich von seinem bisherigen (sozialen) Leben so weit entfernt hat, dass es ihm fremd geworden ist. Und in diesem Beschriebenen Moment hat er nichts mehr, das ihm halt gibt. Die Arbeitswelt verlangt nach ihm und er ist ihr gehörig, wobei er beginnt sich ihr zu widersetzen. Diese innere Zerrissenheit ist im Prinzip der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.
Ich hatte eben auch versucht sein Empfinden durch die Umgebung widerzuspiegeln. Ich nehme auch gerne die Kritik an, dass dem Mann eine Geschichte fehlt. Zumal es mich freut, dass ich das Interesse an dem Mann geweckt habe. Da muss ich mir noch durch den Kopf gehen lassen, wie ich das anstellen möchte. Mit den Bemerkungen der vorangegangen Posts steht dann eine große Überarbeitung an.
Brechen = Breschen, das ist ein Fehler gewesen.
Beste Grüße,
Wortzeichner

 

Salut Wortzeichner

barnhelm hat es bereits sehr schön ausgedrückt, man braucht sehr viel Zeit und Geduld, auch ich musste nach zwei Schritten vor, wieder einen zurücklesen, um mir zum Schluss die Szenerie einigermassen zusammenpuzzeln zu können. Die Geschichte beginnt erst gegen Ende, davor ist schwurbeliges Gefühlsgebrabbel.
So erinnert ihn, als er dann endlich mal aus dem Fenster blickt, sein Sohn an vergangene Zeiten, als er selber hinter der Glasscheibe im Freien herumtollte und Drachen steigen liess. Leider erschliesst sich mir nicht, weshalb er seinen Sohn nicht (mehr) erreicht, die Glasscheibe als Symbol für was? Emotionale Kälte, aber warum? Mir fehlt der reale Konflikt.

Wortzeichner schrieb:
Die Arbeitswelt verlangt nach ihm und er ist ihr (ge)hörig, wobei er beginnt sich ihr zu widersetzen. Diese innere Zerrissenheit ist im Prinzip der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.
Was ich bei deinem Text leider nicht gespürt habe.
"In tausend Splitter soll die Scheibe bersten, seine Hand dem Schmerz scharfer Kanten zum Trotz, die Drachenschnur hindurch ergreifen und gemeinsam mit dem Sohn die Kraft des Windes spüren lassen." So etwa, in deiner Sprache, ja das wäre der Kontrapunkt zu seinem Damoklesschwert, dem Abgabetermin seiner überarbeiteten Akten.

Aber mir gefällt die Aussage barnhelms ganz gut,

barnhelm schrieb:
Um aber weniger geduldige Leser zu erreichen, müsstest du ihn dringend noch einmal durchgehen und einige (wie ich finde) manieriert-schwurbelige Formulierungen auf ihre Aussage hin überprüfen und eventuell neu gestalten. Und die letzten Absätze kürzen um alles das, was hier sehr wiederholend und redundant daherkommt.

und ich nehm dich beim Wort:
Wortzeichner schrieb:
Ich nehme auch gerne die Kritik an, dass dem Mann eine Geschichte fehlt.
...
Mit den Bemerkungen der vorangegangen Posts steht dann eine große Überarbeitung an.
Ich bin gespannt darauf, viel Spass und Erfolg.

Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo barnhelm, dotslash, Chai, HoWoA, ernst offshore,

ich habe versucht euren Anregungen gerecht zu werden, und habe die Geschichte überarbeitet. Ich habe bisher auf vieles nicht geantwortet und hoffe euch das angebrachte Feedback für eure Kritik hiermit geben zu können.

Mein zweiter Versuch ist nun oben zu lesen.

Beste Grüße,
Wortzeichner

 

Hallo Wortzeichner,

bitte editiere den Ursprungstext per Button "bearbeiten" und schreibe die Änderungen nicht in einem Extrapost unterhalb der Geschichte. Danach bitte deine Antwort ebenso bearbeiten und den Text löschen.

Danke.

Beste Grüße,
GoMusic

 

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