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...die Gitarre ist noch warm

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15.01.2004
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...die Gitarre ist noch warm

Völlige Dunkelheit umgibt mich. Er hat die Augen geschlossen. Doch gleichwohl spüre
ich sein Beben. Wehre mich jedoch mein Heim zu verlassen.
Höre die Töne, gebe mich ihnen ganz ihn und er beruhigt sich langsam wieder.
Ein kleiner Streifen Licht bricht zu mir durch während sein Lid flattert und
das Lied zittert. Bemerke wie seine Hände sacht über das Eichenholz gleiten, jeder Unebenheit
folgend bis hinunter zum Steg, wo sie sich trennen.
Nun unabhängig voneinander, nicht sehend, nicht wissend aber doch fühlend was die andere
tut. Sich ganz harmonisch wie eins bewegend. Über den aufgeribbelten Stahl, die leichten
Dissonanzen wohlwollend überhörend.
Auf der Suche nach der letztem Strang, der den Akkord erst komplettiert, verliert sich seine
Rechte wieder. Verliert er sich selbst. Verliert er selbst den Sinn.
Findet sie nicht. Findet ihn nicht. Findet sich nicht.
Und ich spüre wieder das Brodeln in ihm, wie es kocht, wie es versucht aus ihm
herauszubrechen. Dieses mal stemme ich mich nicht gegen ihn. Lasse ihn. Lasse mich fallen.
Rolle seine Wange hinunter, über die verbissenen Züge, den zur Maske verzerrten Mund.
Durch den Urwald an seinen Kinn. Dort springe ich ab und stürze. Wie er. Schlage auf Eiche
aber lebe noch. Höre noch die Melodie. Eine Schicksalsmelodie... Doch die Gitarre ist noch
warm.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, fragman!

Zunächst mal: Herzlich willkommen auf KG.de! :)

Ein netter kleiner Text mit einer ungewöhnlichen Perspektive, die auch tatsächlich erst am Ende einen Sinn ergibt - das ist Dir gut gelungen. Natürlich kann man einen solchen Text nicht ellenlang auswalzen, insofern ist die Kürze in Ordnung - der Pointe angemessen sozusagen. ;)

Wenngleich natürlich ein paar Fragen offen bleiben, z.B. wer da spielt, welche Musik, warum da geweint wird usw. - so ist es eher eine Momentaufnahme denn eine richtige Geschichte, allerdings aus einer recht ungewöhnlichen Perspektive - in der Gänze schon beinahe experimentell.

Ebenfalls angenehm: Sprachlich keine Ausrutscher, angenehm zu lesen, Tonfall und Sprachregister sind angemessen gewählt, Orthographie und Zeichensetzung sind selbst für mein nörgeliges Auge okay. Alles in allem also ein gelungener Einstand.

Das einzige, was mich wirklich gestört hat, da es einen zumindest für mich offensichtlichen Fehler darstellt: Gitarren sind i.d.R. niemals aus Eiche gebaut! Darüber bin ich sofort gestolpert, was mir den Eindruck an der Stelle dann ein wenig zerissen hat. :(

Das hättest Du mit 2 Minuten Recherche leicht vermeiden können. Schau halt mal auf diesen Link über Tonhölzer und such Dir ein schönes aus. ;)

Ach ja: Auch die Saiten sind nicht "aufgeribbelt", sondern vielmehr umwickelt. "Rauh" wäre vielleicht als Attribut noch gegangen, "aufgeribbelt" finde ich allerdings nich so doll.

Gruß,
Horni

 
Zuletzt bearbeitet:

Erstmal vielen Dank für deien Kritik. Hätte wirklich nicht mit so einer positiven Resonanz gerechnet. Vor allem weil die GEschichte innerhalb von gut 10 Minuten entstanden ist.
Gut mit den offengebliebenen Fragen, ist vielleicht auch schwer zu verstehen. Aber wenn man die geschichet ganz deutlich liest kann man darauf kommen (Auf doppeldeutigkeit von den Personalpronomen achten *g*).
Gut mit dem Tonholz hast du natürlich Recht. Ich weiss das auch sehr gut, da ich selbst Jahrelang Gitarre spiele.
Vielleicht ein wenig blöd gewählt, aber schau mal anch der Symbolik der Eiche.
Und ist aufribbeln wirklich so schelcht gewählt? wenn sich der Stahl vom Nylon ablöst, kann man da nicht aufribbeln zu sagen?

Aber erstmal natürlich danke für deine Tipps. Ich werde sie beim nächsten mal sicherlich berherzigen.

P.S.: Ein kleienr Nachtrag zum Experimentellen. Da danke ich dir natürlich für die Blumen, muss aber gestehen, dass ich mich da stark an Kafka orientiere, der ja Meister in der Kürze und der Chiffrierung war und der vor allem aus ungewöhnlichen Perspektiven heraus beschrieben hat.

 

Hi!

Ganz kurz zur Eichen-Sache:

Die Eichen-Symbolik ist leider in ihrer Gänze sehr verquast (Lebenssymbol bei den Germanen usw.), weshalb man mit der Verwendung m.E. eher sparsam umgehen sollte. In dieser Geschichte konkret finde ich sie unnötig.

Zudem finde ich die Aufgabe sachlicher Richtigkeit (über die viele Leser mit Sicherheit eher stolpern als über ein weggelassenes Symbol! ;) ) zugunsten einer wenig eingängigen - und in diesem Fall m.E. auch nicht unbedingt schlüssigen und brauchbaren - Symbolik grundsätzlich eine fragwürdige Entscheidung.

"Aufribbeln" empfinde ich auch als Wort an sich im Kontext etwas störend, zumal das Kaputtgehen der Saiten ja nirgends angedeutet wird. Ich find's halt nich so schön...

Überchiffrierung und Monstersymbolik mochte ich übrigens schon bei Kafka nich so besonders... :D

Gruß,
Horni

 

Recht hast du!
Mag den Kafka übrigens auch nicht (vor allem nicht wenn ich ihn analysieren muss - aber im Deustch Lk bleibt mir nichts anderes übrig).
Aber faszinierend ist er schon muss ich zugeben.

 

Hallo Fragman, auch von mir ein herzliches Willkommen.

Deine Geschichte hat mich erst verwirrt, dann überrascht. Allerdings könnte das auch gut eine von meinen sein, da ich persönlich ein Gitarrennarr bin und über die Gitarre, die Lieder die ich schreibe, gelernt habe, meine Emotionen zu verarbeiten...

Wirklich gelungen, allerdings bin auch ich über die "geribbelten" Saiten gestolpert.

Weiter so,
WibiB

 

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