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Die Geschichte zweier Tauben

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26.07.2015
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Die Geschichte zweier Tauben

In seiner linken Hand trug er einen Koffer, der nicht seiner war, während die andere Hand auf dem warmen, schwarzen Handlauf der Rolltreppe ruhte. Er stand neben ihr, sah sie an und sie lächelte aufmunternd zurück und so fuhren beide hinab zum Gleis, ohne ein Wort zu sagen. Kräftige Sonnenstrahlen brachen durch die schlierigen Scheiben der gewölbten Dachkonstruktion aus Stahl und tauchten die Bahngleishalle in ein warmes Licht. Helle Reflexionen glitzerten auf Metall und jeder Luftzug trug eine angenehme, wohlige Wärme mit sich. Hoch über dem Bahnsteig, auf dem die Menschen gingen und standen, thronten dicht nebeneinander zwei graue Tauben auf einem rostigen Stahlträger, scheinbar unbeeindruckt vom Treiben unter ihnen. Am Gleis angekommen, stellte er den Koffer neben sie und so standen sie dicht voreinander zwischen den Menschen, die sich unterhielten und lachten und sich eine gute Reise wünschten. Und die versprachen, sich bald wiederzusehen. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn.
„Ich mag es, wie du mich küsst“, sagte sie grinsend und während er ihre Hand hielt, wischte sie ihm mit der anderen die rote Farbe von den Lippen.

Er hatte sie vor kaum vier Monaten kennengelernt. Eine Freundin stellte beide einander vor und sie waren ins Gespräch gekommen – über Musik, Filme und über Pläne die sie hatten und was sie vom Leben erwarteten. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden und daraufhin viel Zeit miteinander verbracht. Sie hatten geredet und gelacht und diese Zeit genossen. Dann war eine Nacht genug gewesen, um zu zeigen, dass beiden die Freundschaft nicht ausgereiche. Eine Nacht, in der sie getrunken, getanzt, gesprochen und gefühlt hatten. Und so hatten die Getränke die Zungen gelockert, die Berührungen beim Tanzen die Sinne erregt, die gesprochenen Worte die Seele berührt und die aufgehende Sonne auf dem Heimweg das Gefühl bekräftigt, genau am richtigen Ort zu sein, mit genau der richtigen Person.

Das warme Licht und das metallische Glitzern verschwanden aus der Bahngleishalle, als sich graue Wolken am Himmel breit machten und das Spiel der Sonnenstrahlen unterbanden. Die zwei Tauben auf dem Stahlträger flatterten aufgeregt, als sähen sie ein herannahendes Unwetter voraus. Während die Menschen geschäftig an ihnen vorbeieilten, standen sich die beiden noch immer auf dem Bahnsteig gegenüber.
„Ich werde dich vermissen“, sagte er, obwohl ihm nicht danach zumute war, überhaupt irgendetwas zu sagen. Was er wirklich empfand, nämlich, dass er nicht wollte, dass sie ging, dass er wollte, dass sie bei ihm blieb, konnte er ihr nicht sagen. Es hätte auch nichts geändert. Und so küsste er sie, um sich in ihr und nicht in derartigen Gedanken zu verlieren und hielt ihre Hände, aus Angst, sie würde in den wartenden Zug steigen, sollte er sie jetzt loslassen.

Bereits als sie sich kennengelernt hatten, hatte sie ihm erzählt, dass sie plane, für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Er war davon begeistert gewesen, von ihrem Mut, die Heimat, Freunde und Familie hinter sich zu lassen, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit, und in ein kleines Abenteuer aufzubrechen. Doch umso näher die Abreise gerückt war, desto geringer wurde seine Begeisterung für ihr Vorhaben. Gesagt hatte er ihr das selbstverständlich nie. Sie hatten einfach immer weniger darüber gesprochen.
„Ich wünschte, du könntest mitkommen“, hatte sie manchmal zu ihm gesagt. Doch sie hatte gewusst, dass das nicht ging und er, dass sie das auch gar nicht wirklich wollte. Das war ihr Abenteuer, nicht seins.

Dicke Tropfen prasselten aus nun dunklen, schweren Wolken auf die dreckigen Scheiben des Daches der Bahngleishalle. Hoch oben auf dem rostigen Stahlträger begab sich eine der Tauben flügelschwingend in die Luft, um die Halle durch eine Öffnung knapp unterhalb eines gegenüberliegenden Trägers zu verlassen und die andere Taube allein an ihrem Platz zurückzulassen. Vom Regen überraschte Menschen strömten auf den Bahnsteig und verschwanden sogleich durch die Türen ins Innere des bereitstehenden Zuges. Sie nahm ihren Koffer, legte eine Hand in seinen Nacken und küsste ihn. Sie seufzte, als sie in seine Augen schaute, welche die Traurigkeit nicht verbergen konnten.
„Wir sehen uns bald wieder. Du kommst mich besuchen“, sagte sie, als wollte sie ihn trösten. Dass das nicht passieren und er sie nun an diesem Bahngleis das letzte Mal sehen würde, sie das letzte Mal küssen und das letzte Mal ihre Hand in seiner spüren würde, konnte er noch nicht wissen. Er ahnte es, er hatte dieses Gefühl des endgültigen Abschieds, aber wissen konnte er es damals noch nicht.

Später, als der Kontakt zu ihr langsam weniger wurde und dann abrupt abbrach, da sie nicht mal mehr auf seine Nachrichten antwortete, erst da wusste er es. Und er fragte sich danach oft, ob in dieser einen Nacht, in der sie tranken, tanzten und sprachen, nur er es war, der auch fühlte. Und nicht nur in dieser Nacht, auch an jedem Tag danach. Ob er nicht mehr gewesen war, als eine willkommene Ablenkung für eine zweifelnde Abenteurerin.

Eine verzerrte Stimme aus einem Lautsprecher kündigte die Abfahrt des Zuges an. Ihre Lippen lösten sich zögernd voneinander und er ließ ihre Hand aus seiner gleiten.
„Bis bald!“, rief sie, als sie sich halb in der geöffneten Tür des Zuges stehend noch einmal umdrehte und winkte.
„Mach’s gut“, sagte er leise. Der Zug verließ pünktlich den Bahnhof. Erst als der letzte Waggon außer Sicht war, ging er langsam in Richtung Rolltreppe. Seine rechte Hand ruhte auf dem nun kalten und feuchten Handlauf, als er sich noch einmal zum Gleis umdrehte und die einsame, graue Taube hoch oben auf ihrem rostigen Stahlträger erblickte, wie sie sich in ihrem aufgeplusterten Gefieder zurückzog und Schutz suchte.

 

Hallo Fred!

Süß! Da komme ich Romantikerin gerade zur rechten Zeit! Zum Kommentieren nämlich! :D

Mir hat die Geschichte gefallen. Zugegeben, sie ist ein ganz kleines bisschen "platt" und es hakt an der ein oder anderen Stelle. Aber mir gefällt, dass da so viel Gefühl drin steckt. Toll! Wirklich schön! Da verzeihe ich auch den etwas "platten" Vergleich mit den beiden Tauben.
Wobei ...
Vögel sind monogam. Demnacht müssten die beiden dann doch wieder zueinander finden, nachdem Täubchenfrau der Abenteuerregen draußen vielleicht doch nicht so gefallen hat.

Nun zu ein paar stilistischen Besonderheiten.

Wenige klare Worte besser als Relativsatz.

trug er einen Koffer, der nicht seiner war,
= einen fremden Koffer; oder auch "ihren" Koffer

Weniger Adjektiv ist mehr!

staubigen und schlierigen Scheiben
eines reicht, vielleicht sogar keines


trug eine angenehme, wohlige Wärme mit sich.
trug mit sich ... heißt es nicht, brachte mit sich bzw. einfach nur "trug"?
Warum nicht "wehen"? Wind weht doch!


auf dem die Menschen kamen,
Sorry, *kicher* WAS machten die da??? Sex??? *hihihihihi*

Er hielt ihre [...] Hand dabei in seiner.

Doch dann war eine Nacht genug gewesen, um zu zeigen, dass Beiden die Freundschaft nicht ausgereicht hatte.
Wieso "doch"?
Mein Vorschlag: Eine Nacht war genug gewesen, um zu zeigen, dass ...

Berührungen beim Tanzen das Fleisch erregt
Fleisch passt hier nicht. Das ist so "brutal".


und hielt ihre [...] Hände, aus Angst,
Nie haben Menschen mehr als zwei Hände, daher ist diese Info unnötig. :)

Abendteuer
Abenteuer. Hab ich früher auch immer falsch geschrieben.

Sie nahm ihren Koffer [...]
Wieder diese Hände. Hier müssen sie gar nicht sein.

Interessantes Präteritum ... aber es heißt: winkte.


Wink Wink!

Runa

 

Hallo Runa,

vielen Dank, dass Du meine Geschichte gelesen und Dir die Zeit genommen hast, sie zu kommentieren.
Dass Deines Empfindens nach viel Gefühl in der Geschichte liegt, freut mich - dass sie auf Dich etwas platt wirkt, freut mich natürlich weniger. Aber um das zu ändern, bin ich ja hier!
Ich habe bereits den Großteil Deiner Vorschläge übernommen; wo das "wank" herkam, weiß ich wirklich nicht :D Und die Hände waren mir wohl so wichtig, dass ich es mit ihnen etwas übertrieben habe. Nur an den ersten Satz bin ich noch nicht rangegangen - der kleine Relativsatz hatte mir beim Schreiben eigentlich ganz gut gefallen ;)

Der Romantikerin einen schönen Abend wünschend, verbleibt dankbar

der Fred

 

Hola der Fred,

Deine Taubengeschichte ist mit Herzblut geschrieben – da verbietet es sich von selbst, am Text herumzumäkeln, sondern man sollte lesen!
Viel Gefühl bringst Du hinein; sollte mich nicht wundern, dass einiges Autobiographische in den Text geflossen ist. Aber vielleicht gehe ich zu sehr von mir aus, denn Deine Geschichte hat mich um ein halbes Jahrhundert zurückkatapultiert. Diese Bahnsteiggefühle vergisst man ein ganzes Leben lang nicht. Ich hab’s genauso in Erinnerung, wie Du es aufgeschrieben hast.

Ich danke Dir vielmals für diesen schönen Text.
José

Eine kleine Anmerkung ganz am Rande sei erlaubt:

Hoch oben auf dem rostigen Stahlträger begab sich eine der Tauben flügelschwingend in die Luft, um die Halle durch eine Öffnung knapp unterhalb eines gegenüberliegenden Trägers zu verlassen und die andere Taube allein an ihrem Platz zurückzulassen.

Dieser Satz ist etwas unschön geraten.

 

Lieber Fred,
mir gefällt deine kleine Geschichte von dem Paar und den beiden Tauben. Wer hat so etwas noch nicht erlebt? Du schreibst sie in einer Sprache, die mich an Geschichten aus den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts erinnert. Das kann man so machen und verstärkt die Melancholie deines Textes.

Ein paar Kleinigkeiten:

Sie hatten geredeten und gelacht und diese Zeit genossen.

Die beiden = immer klein (beim ersten Mal machst du es richtig)

Und so hatten die Getränke die Zungen gelockert, die Berührungen beim Tanzen das Sinne erregt, …
das ? Sinne

Noch etwas ist mir aufgefallen:

Er ahnte es, er hatte dieses Gefühl des endgültigen Abschieds, aber wissen konnte er es damals noch nicht.

(Später), als der Kontakt zu ihr langsam weniger wurde und dann abrupt abbrach, da sie nicht mal mehr auf seine Nachrichten antwortete, erst da wusste er es. Und er fragte sich danach oft, ob in dieser einen Nacht, in der sie tranken, tanzten und sprachen, nur er es war, der auch fühlte. Und nicht nur in dieser Nacht, auch an jedem Tag danach. Ob er nicht mehr gewesen war, als eine willkommene Ablenkung für eine zweifelnde Abenteurerin.

Eine verzerrte Stimme aus einem Lautsprecher kündigte die Abfahrt des Zuges an.


Hier gehst du aus der Vergangenheit in eine spätere Zeit, bleibst aber im Präteritum. Das ist mE in Ordnung. Ich meine aber, du müsstest hier einen Absatz machen, so dass auch äußerlich sichtbar wird, dass es sich um ein „Später“ handelt, eventuell sogar ein „später“ einfügen.

Ich habe deine melancholische Geschichte gerne gelesen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo José!

Vielen Dank für Deinen Kommentar - und es freut mich, dass die Geschichte es schafft, Erinnerungen zu wecken... auch wenn es vielleicht bittere Erinnerungen sind, da die Taube nicht zurück zu Dir gekommen zu sein scheint. Über den von Dir angesprochenen Satz werde ich mir gerne nochmal Gedanken machen!

Und auch Dir vielen Dank barnhelm!
Die Idee mit dem Absatz fand ich gut und habe sie gleich umgesetzt - so wird der Blick in die nahe Zukunft deutlicher. Und die Fehler, die Dir aufgefallen sind, waren leider einer zu hastigen Überarbeitung geschuldet.

Also an euch beide: Merci beaucoup!

Der Fred

 

Hallo Fred,

"Diese Bahnsteiggefühle vergisst man ein ganzes Leben lang nicht." Da kann ich josefelipe nur zustimmen. Die Geschichte weckt Erinnerungen.

Das mit den zwei Tauben finde ich eine schöne Idee.

Stilistisch aufgefallen ist mir im vierten Abschnitt, dass es viele "hatte gibt. Vielleicht könnte man zwischendurch einmal das Impferfekt gebrauchen. Zum Beispiel am Anfang:
"Bereits als sie sich kennen lernten, hatte sie ihm erzählt..."

Aber sonst ein schöner Text mit viel Gefühl. Obwohl, den Kontakt abrupt abbrechen ohne etwas zu sagen, finde ich nicht gerade die feine Art. Hätte sie es ihm nicht in einem Brief mitteilen können, dass sie die Beziehung beenden will? Das wäre "leichter" verdaulich, als die Ungewissheit, wenn einfach keine Nachricht mehr kommt.

Trotzdem sehr gern gelesen.
Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Ein "Hallo" zurück an DerFred!

Nachdem du dir vorhin die Mühe machtest mein erstes Forumswerk zu lesen und zu kommentieren, dachte ich mir ich vergelte gleiches mit gleichem! (nachher oder morgen folgt dann auch mein Kommentar zu deinem Kommentar!)

Nun zum eigentlich wichtigen:
Ich war zunächst etwas abgeschreckt diese kleine Geschichte zu lesen, da Romantik nicht unbedingt zu den Dingen gehört die ich auf meine Fahne schreiben würde. Im Nachhinein gebe ich gerne zu, dass ich froh bin mich für das Lesen entschieden zu haben und muss zugeben, dass auch ich schon Dinge geschrieben habe die in diese Sparte schlagen!

Wie bereits angedeutet gefällt mir die Geschichte gut. Der Stil trifft meinen Geschmack und auch der Inhalt ist mir trotz seines romantischen Grundtenors nicht übel aufgestoßen! ;)

Im Gegenteil! Mir gefällt sehr gut was auch bereits von anderen kommentiert wurde: die Realitätsnähe und Nachvollziehbarkeit. Auch wenn ich selbst noch nicht diese Art von Außeinandergehen erlebt habe, so ist es mir dennoch leicht gefallen mich in den Protagonisten reinzuversetzen, was natürlich dem Umstand zu verdanken ist, dass du ihn mit Emotionen und Gedanken ausgestattet hast, die für jeden gewisse Erinnerungen wachrufen.

Dennoch will ich dich nicht gänzlich ohne Kritik davonkommen lassen!

Er hielt ihre andere Hand dabei in seiner.

An sich okay, aber womit hält man, wenn nicht mit der Hand? - Würde ein "Dabei hielt er ihre Hand." nicht genügen?

Die zwei Tauben auf dem Stahlträger flatterten aufgeregt, als sähen sie ein herannahendes Unwetter voraus. Während die Menschen geschäftig an ihnen vorbeieilten, standen sich die beiden noch immer auf dem Bahnsteig gegenüber.

Wohl kaum "die beiden Tauben", oder? - oder ist das 'gar gezielt so konstruiert?

Und auch wenn, wie du es bereits erwähnt hast, du viele Kommata setzt, so habe ich dennoch eine Stelle gefunden, wo du es vergessen hast:

Am Gleis angekommen stellte er den Koffer neben sie und so standen sie dicht voreinander[KOMMA] zwischen den Menschen, die sich unterhielten und lachten und sich eine gute Reise wünschten.

Wie du siehst sind es nur Kleinigkeiten die ich auszusetzen habe und es lässt sich vermutlich sogar drüber streiten, ob diese Punkte nicht nur eine Frage des Geschmacks sind - ansonsten bleibt mir nur zu sagen: schön gemacht, weiter so!

Beste Grüße
Das LAK

 

Hallo Fred!

Ich finde die Geschichte "ein kleines bisschen" (!!!) platt. Nicht "platt". ;)

Also ... der Vergleich ist halt so naheliegend, aber ich glaube, auch aufgrund der anderen Meinungen hier, dass Du das tunlichst so lassen kannst!

Beste Grüße!

Runa


PS. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?
*hihi*
Oh, es ist Goethe!!! Das wusste ich noch nicht.
Und wie passend, das Zitat zu Deiner Geschichte doch ist!
Ach, ach ... so romantic today! Have been visiting Goethe ... stop now. Late. Too much red water.

 

Bonne nuit "das LAK" (wobei mich ernsthaft interessiert, wofür das steht... "Lust auf Kunst", "Landesapothekenkammer", "Landwirtschaftliche Altersklasse"... bitte, erlöse mich :D )
Aber auf jeden Fall vielen Dank für Deinen Kommentar und vor allem Deine Verbesserungsvorschläge!
So wäscht eine Hand die andere und wir haben beide was davon. ;)

Und Runa,
ich bin "ein kleines bisschen" beruhigt, dass Du die Geschichte nicht ganz platt fandest ;) Verstehe aber auf jeden Fall, was Du meintest!

Bereit fürs Bett zu so später Stund verbleibt

Der Fred

 

Moin, moin, Der Fred!

Lustig, auf was für Ideen du kommst - "Lust auf Kunst" gefällt mir besonders gut, auch wenn da dann das "das" nicht passt, trotzdem eine nette Idee! ;) - Faktisch sind es schlichtweg meine Initialen und darüber hinaus dachte ich mir, ich gönne mir einen kleinen, versteckten Worwitz, bei dem man etwas um die Ecke denken muss: "luck" als englisches Wort für Glück, welches ja genauso ausgesprochen wird, wie "lak" und daher "das LAK" wie "das Glück" ! ;)

Freut mich dass ich helfen konnte - ich mach mich jetzt Mal weiter an die Überarbeitung meiner Geschichte - da ja die Version in ihrem jetzigen Zustand scheinbar auch bei anderen nicht gut ankommt (was ich aus dem Mangel an Kommentaren schlussfolgere)

Beste Grüße
Das LAK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo DerFred

Unaufgeregt erzählst du hier über eine Abschiedsszene zwischen einem Romantiker und einer Abenteurerin, der kein Abschied auf Zeit, sondern ein schmerzhafter Wendepunkt ihrer noch so jungen Beziehung darstellt, die für den Romantiker wohl mehr gewesen zu sein scheint, als für die Abenteurerin.

Inhaltlich dürftest du ruhig noch etwas aus dem Leben der beiden Protagonisten erzählen.
Woher kommen sie? Wie trafen sie sich denn nun genau? Wer ist diese gemeinsame Freundin? usw.
Das gäbe dem Ganzen mehr Tiefe, deren Fehlen ja bereits schon angemeckert - ein ganz kleines bisschen "platt" - wurde.

Sprachlich kann man den Text stellenweise sicher noch etwas aufpolieren, du verwendest zum Teil störende Wortwiederholungen, oder umständliche Formulierungen, die meinen Lesefluss unnötig hemmen.

In seiner linken Hand trug er einen Koffer, der nicht seiner war, während seine rechte Hand auf dem warmen, schwarzen Handlauf der Rolltreppe ruhte.
"der nicht seiner war", das ist so ein Darling von dir, gell? Die soll man ja bekanntlich töten, nun gut, lass ich dir. Trotzdem sind es für meinen Geschmack zu viele seiner/seine.

Am Gleis angekommen[KOMMA] stellte er den Koffer neben sie und so standen sie dicht voreinander zwischen den Menschen, die sich unterhielten und lachten und sich eine gute Reise wünschten. Und die sich versprachen, sich bald wiederzusehen.
Auch hier zuviel Wortwiederholungen, du setzt zwar "sie" & "und" als Stilmittel ein, das will aber wohldosiert sein, sonst wirkt's überladen.

„Ich mag es, wie du mich küsst“, sagte sie grinsend und wischte ihm die Spuren roter Farbe mit dem Daumen von seinen Lippen. Er hielt ihre andere Hand dabei in seiner.
Vorschlag: ..., sagte sie grinsend und während er ihre Hand hielt, wischte sie ihm mit der anderen die roten Spuren von den Lippen.

Er hatte sie vor kaum vier Monaten kennengelernt. Sie waren sich durch eine gemeinsame Freundin vorgestellt worden und ins Gespräch gekommen – über Musik, Filme und über Pläne die sie hatten und was sie sich von ihrem Leben hatten vorgestellt. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden und daraufhin viel Zeit miteinander verbracht. Sie hatten geredet und gelacht und diese Zeit genossen. Dann war eine Nacht genug gewesen, um zu zeigen, dass beiden die Freundschaft nicht ausgereicht hatte. Eine Nacht, in der sie getrunken, getanzt, gesprochen und gefühlt hatten.
Das liest sich für meinen Geschmack einfach sperrig. Ich erlaube mir diesen Abschnitt in meinen Worten wiederzugeben, bitte betrachte es als Variante, es bleibt natürlich dein Text. Vielleicht zeigt es dir aber, was ich meine:

"Vor vier Monaten lernten sie sich durch eine gemeinsame Freundin kennen. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden, redeten über Musik, Filme und ihre Zukunftspläne. Danach trafen sie sich öfters und genossen die Zeit. Eine Nacht reichte, um zu zeigen, dass ihnen Reden nicht genug war. Eine Nacht, in der sie tranken, tanzten, fühlten."

Und so küsste er sie, um sich in ihr und nicht in derartigen Gedanken zu verlieren und hielt ihre Hände, aus Angst, sie würde in den bereits wartenden Zug steigen, sollte er sie jetzt loslassen.
Sehr schön, "bereits" darf aber weg.

Gesagt hatte er ihr das selbstverständlich nie. Sie hatten einfach immer weniger darüber gesprochen.
Wiederum sehr subtil, schön!

Das war ihr Abenteuer gewesen, nicht seins.
braucht es das "gewesen" wirklich?

Sie nahm ihren Koffer und legte eine Hand in seinen Nacken, als sie ihn küsste.
Andere Abfolge: Sie nahm ihren Koffer, legte die Hande in seinen Nacken und küsste ihn.

Dass das nicht passieren würde und er sie nun an diesem Bahngleis das letzte Mal sehen würde, sie das letzte Mal küssen und das letzte Mal ihre Hand in seiner spüren würde, konnte er noch nicht wissen.
Wortwiederholung.
Hier wünschte ich mir, du könntest die Vorstellung der entgültigen Trennung eher als (s)ein Gedankenspiel präsentieren, das hätte dann etwas tröstliches (für mich als Leser), im Sinne von: so könnte es dann abgelaufen sein, muss aber nicht. ;)

Er wartete, bis der letzte Waggon außer Sicht war und ging dann langsam in Richtung Rolltreppe.
Erst als der letzte Waggon außer Sicht war, ging er langsam in Richtung Rolltreppe.

Hoffe, dir mit meinen Anregungen geholfen zu haben.

Gern gelesen,
Gruss dot

 

Hallo dot!
So wäscht eine Hand die andere ;)

Vielen Dank für Deinen Kommentar - da konnte ich viel mitnehmen, auch für das, was da vielleicht noch kommen mag. Und einiges wird gleich übernommen!

Besten Dank für Dein Feedback sagt
der Fred

 
Zuletzt bearbeitet:

„Bächlein, das so kühle rauschet,
Tröstest alle Vögelein,
Nur das Turteltäubchen trauert,
Weil's verwitwet und allein.“​

Schon alles gesagt,

lieber Fred,

mit nichten und Neffen! Es ist schon denkwürdig, dass die „Ratten“ der Lüfte, welche alle Plätze, auf denen es was zu ergattern gibt, heimsuchen, zugleich mit den Vokabeln „Friede“ und „Turteln“ zusammengesetzt werden, dabei ist das ahd. turtula (= nhd. Turteltaube) wie bei der Krähe und dem Kuckuck bloße Lautmalerei, die Friedenstaube ist das biblische Bild der weißen Taube mit dem Ölzweig im Schnabel als Symbol für Noah, dass der sintflutartige Regen (den wir immer nur in Ausschnitten hierorts mitkriegen) vorbei sei.

Ich erzähl die Geschichte nun nicht nach (kann und soll ja jeder selber lesen, überlassen wir das Nacherzählen den Schülern, für mich hat’s schon Eichendorff mit den zitierten versen ganz gut hingekriegt), aber was mir auffällt ist vor allem die Herrschaft der Hilfsverben, sein und haben. Du bist also, was ich bei unserer ersten Begegnung (schau mal rein in den Moment der Macht …) nie gedacht hätte, noch sehr nah an den schulsklavisch korrekten Gezeitenwechseln und liebst Variationen über Reflexion (womit ich nicht das Spiel des Lichtes meine und auch keine Gedanken). An einigen Beispielen wird’s gleich wie nebenbei dargestellt.

Das zwote sind die Adjektive (hat schon ein Vorredner, pardon, Vorschreiber dargelegt). Schon im ersten Satz:

In seiner linken Hand trug er einen Koffer, der nicht seiner war, …
ist in Ordnung, aber muss die „rechte“ auch noch erwähnt werden
während seine rechte Hand auf dem warmen, schwarzen Handlauf der Rolltreppe ruhte,
wozu sich dann die Frage gesellt, ob da eine Gefahr bestünde, dass es in beiden Fällen nicht „seine“ Hand sein könnte, wobei das Spiel mit der Besitzordnung („der nicht seiner war“) „seinen“ Reiz hat. Kurz: Attribute (zu denen ja auch die Possessivpronomen zu rechnen sind) ließen sich reduzieren. Vo allem Adjektive bergen die Gefahr der Verkitschung …

Im folgenden ist es nun nicht die Aneinanderreihung langer Sätze, sondern eine eher harmlos wirkende Wortzusammensetzung wie die „Bahngleishalle“, die mir auffällt.

Er stand neben ihr, sah sie an und sie lächelte aufmunternd zurück und so fuhren beide hinab zum Gleis, ohne ein Wort zu sagen. Kräftige Sonnenstrahlen brachen durch die schlierigen Scheiben der gewölbten Dachkonstruktion aus Stahl und tauchten die Bahngleishalle in ein warmes Licht
Sehn wir mal von ab, dass ich auf einer Rolltreppe noch nie mit jemand anderem zusammen auf einer Stufe stand (also „neben“ einer anderen Person, zudem mit einem Koffer in der Hand - was nicht aussschließen soll, dass es breitere als die üblichen Rolltreppen gäbe), so wissen wir doch, dass die „Dachkonstruktion“ sich über Gleise „wölbt“, und nicht die (Bahnhofs)halle schlechthin gemeint ist.

Hier nun wäre ein Reflexivpronomen entbehrlich, oder "lügen" die:

Und die sich versprachen, sich bald wiederzusehen.
Wobei ich also, wie bereits angedeutet, das erste bevorzugte, denn es hat eine eigentlich ungewünschte Nebenwirkung: „Versprechen“ reflexiv verwendet bedeutet ein hoffentlich „versehentliches“ falsch sprechen (x verspricht sich) und hat nix mehr mit der Zusage zu tun, die man einander gibt.

Sie waren sich durch eine gemeinsame Freundin vorgestellt worden und ins Gespräch gekommen –
Das ist so ein Modellsatz, den ein Hilfsverb regiert, bedingt und erzwungen durch das Reflexivpronomen. War doch einfach etwa so: Eine Freundin stellte beide einander vor und die kamen ins Gespräch …

Was mich freut ist der Konjunktiv irrealis, wie hier und ganz ohne Hilfverb (zu dem ja auch „würde“ zählt):

Die zwei Tauben auf dem Stahlträger flatterten aufgeregt, als sähen sie ein herannahendes Unwetter voraus.
Was dann freilich beachtet werden sollte: Der Konj. II endet immer auf „e/n“, das ersatzweise durch ein Apostroph ersetzt werden kann, wie hier
Was er wirklich empfand, nämlich, dass er nicht wollte, dass sie ging[’/besser: ginge], dass er wollte, dass sie bei ihm blieb[e], konnte er ihr nicht sagen.
(das schöne ist doch, dass das Wollen durchaus korrekt da steht, denn zumindest das zwote ist Konj.!)

Es folgt das gleiche Problem, erweitert um ein nachzutragendes Komma und die furchtbaren Hilfsverben (versuch’s mal ohne haben …)

Doch sie hatte gewusst, dass das nicht ging[e,] und er hatte gewusst, dass sie das auch gar nicht wirklich wollte.
(Hilfestellung: Versuch's nur mit einem "hatte gewusst ...")

Und dann doch eine nicht notwendige würde-Konstruktion. Ich weiß, auch die bekommstu mit eingeschränkter Zahl an Hilfsverben hin. Versuch mal!

Dass das nicht passieren würde und er sie nun an diesem Bahngleis das letzte Mal sehen würde, sie das letzte Mal küssen und das letzte Mal ihre Hand in seiner spüren würde, konnte er noch nicht wissen.

Gruß

Friedel

„Einsam soll man mich begraben,
Laß mich trauernd hier allein,
Will nicht Trost, nicht Lust mehr haben,
Nicht dein Weib, noch Liebchens ein!«“

Eichendorff: Turteltaube und Nachtigall​

 

Hallo Friedel!

Erst einmal muss ich um Entschudigung bitten - Dein Kommentar zu "Der Moment der Macht" muss sich unbemerkt an mir vorbei geschlichen haben.

Umso größer mein Dank für ein erneutes Feedback und, dass Du mir trotz der fehlenden Rückmeldung noch eine Chance gegeben hast!

Ich habe schon eingie Deiner Kommentare gelesen - sie sind nicht selten ebenso lesenswert wie die Geschichten auf die sie sich beziehen; auch wenn mich der räselhafte Ausdruck eben manchmal rätselnd zurücklässt.

Zum Inhalt: Deine Hinweise sind ungemein hilfreich... man liest den Text wieder und wieder und merkt doch erst, dass etwas nicht ganz stimmig klingt, wenn man ihn nochmal zerstückelt vorgesetzt bekommt. Ich werde heute noch einmal in Ruhe den Text durchgehen und Deine Anregungen in die Korrektur einfließen lassen. Vielen Dank!

Ich freue mich, dass Du gelesen und kommentiert hast und würde mich dann doppelt freuen, wenn Du vielleicht bei der nächsten Kurzgeschichte auch wieder dabei bist und Dir ein bisschen stolz auffällt, dass Dein Feedback nachhaltig Früchte trägt ;)

Der Fred

 

Hallo Fred,

sehr melancholisch deine KG. Mir hat sehr gut gefallen, wie du den Bahnhof beschreibst, ein bisschen unwirklich, wie durch einen Filter.

Eine Nacht, in der sie getrunken, getanzt, gesprochen und gefühlt hatten.

Diesen Satz fand ich sehr schön. Du bringst viel Gefühl mit rein. Deine Geschichte hat mich echt berührt.

„Ich wünschte, du könntest mitkommen“, hatte sie ab und an zu ihm gesagt. Doch sie hatte gewusst, dass das nicht ging und er hatte gewusst, dass sie das auch gar nicht wirklich wollte. Das war ihr Abenteuer, nicht seins.

Auch sehr schön, finde ich. Und sehr wahr. Manchmal muss man Dinge alleine tun, um sich selber besser kennen zu lernen xD
Vielleicht würde ich aber das "ab und an" durch ein "manchmal" ersetzen, das klingt besser, finde ich.

Und er fragte sich danach oft, ob in dieser einen Nacht, in der sie tranken, tanzten und sprachen, nur er es war, der auch fühlte.

Wie traurig :( Diesen Satz finde ich auch sehr gelungen.

Okay, also ich mag ganz viel an deiner KG :) die Gefühle, die Beschreibungen, auch den Aufbau (Beschreibung hier und jetz, dann Rückblick), allerdings fand ich, dass deine Charaktere ein bisschen blass blieben und auch ihre romantische Beziehung. Du hast das sehr gefühlvoll beschrieben, aber ich hätte mir einfach mehr Wiedererkennungswert gewunschen, wenn ich das jetzt mal so sagen darf.
Bei Liebesgeschichten oder romantischen Geschichten, finde ich es sehr schön, wenn man nachvollziehen kann, warum sich jemand in jemand anderen verliebt hat... was ich bei deinen Figuren nicht kann... sie haben geredet und getanzt und gelacht; aber machen das nicht alle Pärchen?
Ich versuche herauszufinden, was sie von den anderen unterscheidet. Warum gerade über sie erzählt wird...

Aber wie schon gesagt, ich finde deinen Text sehr gelungen. Und er hat mich berührt. Gerne gelesen :D

Liebe Grüße

Lucinda

 

Hallo Lucinda,

mich freut es sehr, dass Dir meine Geschichte gefallen hat und ich danke Dir für Dein Lob und Deine Kritik.
Dass meine Figuren recht blass bleiben - auch in meiner letzten Geschichte -, damit hast Du sicherlich recht. Diese Kritik habe ich schon öfter gelesen und ich kann sie total nachvollziehen. Ich glaube, ich habe die Texte zu knapp gehalten und sollte den Charakteren zukünftig mehr Platz einräumen.

Nochmals vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! =)
Der Fred

 

Hallo Der Fred,

zwei Dinge möchte ich loswerden, ich fang mal mit dem Korrigieren an:

"Eine Freunding stellte beide einander vor" das g hat ungeahnte Folgen ;-)
"was sie sich von ihrem Leben hatten vorgestellt", das klingt mehr als holprig, hier fänd ich schöner "was sie vom Leben erwarteten".

Und dann will ich dir unbedingt sagen wie gut ich das Bild mit dem Handlauf der Rolltreppe finde.
Es ist so nebensächlich und doch so bezeichnend für die Situation.

LG
Shyla

 

Hallo Shyla,

oh, oh, oh ... die von Dir bemängelte Passage hatte ich erst heute geändert und war wohl nicht ganz konzentriert. Vielen Dank!
Und auch mit der anderen Anmerkung hast Du recht - die habe ich gerne übernommen.

Ich freue mich, dass Dir der Handlauf gefallen hat! ;)
Und, dass Du Dir die Zeit zum Lesen und Kommentieren genommen hast.

Toll, wie viel hilfreiche Rückmeldung ich hier bekomme - ich danke euch allen!

Der Fred!

 

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