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Die Geschichte von einem Mann, der mehr gewann als er verlor

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19.05.2008
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Die Geschichte von einem Mann, der mehr gewann als er verlor

Überarbeitete Version - Siehe unten

Ein Mann saß auf einer Parkbank. Er blickte gebildet, schien auch klug, doch wissen konnte er es nicht. Im Rauschen jenes Blätterzitterns wunderte es ihn, wie alt er doch schon war. Wie viele Jahre er schon hier war und dort. Freundschaften wurden geschmiedet, zerrannen mit der Zeit, auch jene, von der man sagte, sie halte ewig. Ein Beischlaf zerstörte jene Idylle, Familie wird sie genannt. Es war vielleicht nicht richtig, aber zutiefst modern. Dem Mann entglitt ein Schluchzen. Ein Kind stolperte einem Eichhörnchen nach.

Den Mann trieb es jeden Tag hier in den Park. War jene Bank frei, so saß er darauf und blickte in die grüne Fläche, dem Gewand der vornehmen Natur entgegen. Hier war es ihm viel wärmer ums Herz. Zu Hause mochte er es nicht so sehr. Er rätselte oft, wie sich das so fügte, doch blieb jede Antwort aus. Er leugnete jegliche Wirkung der Vergangenheit. Doch war es genau diese, welche Eigenheim verfremdete.

Der Park pulsierte jugendlich als Läufer die Wege passierten, junge Mütter und Väter ihre vereinte Liebe vor sich schoben und Hunde nach dem Holze jagten. Der Mann fürchtete sich. Neben all der lebendigen Frische berührte ihn auch der Geschmack der unausweichlichen Verwesung. Er sah die alten Damen in Rollstühlen, Strahlenpatienten ihr letztes Picknick aufschlagen und spürte sich, sein Spiegelbild. Tränen füllten seine Augen.

Da kam an ihn eine Stimme näher. Gebrochen und sehr tief. Vertraut, aber anders als gewohnt, sprach sie in ihm. "Trenn dich, lass los, vergiss Gedachtes und leb befreit."

Gefesselt saß er bis in die Nacht, wohin der Tag ihn gebracht hatte. Er fühlte sich neu, in gewisser Art und Weise tot, jedenfalls nicht länger lebendig. Ein langbärtiger Herr in übel riechenden Kleidern gesellte sich zu ihm, bot ihm sogleich die Flasche purer Seele. Dankend lehnte der Mann ab, stand auf und ging weiter. Weiter weg hörte er einen Schrei: "Loslassen!" Als der Mann noch einen letzten prüfenden Blick zurückwarf, sah er zwei Obdachlose, um den Wodka kämpfen.

Das Bett stand so einladend da, dass es dem Mann leid tat, jetzt darauf verzichten zu müssen. Doch tat er den Entschluss, nicht länger zu rätseln, sondern zu handeln. Schmerzlich stellte er fest, wie falsch sein Zuhause war. Er sah sie. Er roch sie. Er spürte sie. Er fühlte sie. Die Vergangenheit. Die alles zerstörende, unwiderrufliche Vergangenheit. Fotographien, Audioaufnahmen, Möbel, Kleider, Spielsachen, Duftkerzen, Bücher, Briefe, Uhren, Besteck und Kissen. Das alles war sie. Sie, wie sie nicht sein durfte.

Der Mann brannte das Haus nieder.

Als er am gegenüberliegenden Fußgängerweg stand, allein, weinend und sichtlich verwirrt, konnte er beobachten, wie Menschen in Schutzanzügen den Brand zu löschen versuchten. Das Gebäude schmolz langsam, aber unaufhaltsam der Ehe gleich in sich zusammen, bis nur mehr ausgebrannte, schwarze Mauern übrig blieben und dem Feuer jeglicher Nährboden entrissen ward. Eine unwirkliche Wärme ging davon aus und der Mann bereute seine Tat.

Das Leben des Mannes schien langsamer, aber wieder im gewohnten Ablaufe fortzuschreiten. Die neue Wohnung im parknahen Altenheim sagte dem Mann zu und die bekannte Bank war nur noch sieben Minuten von ihm entfernt. Eines Tages jedoch erreichte ihn ein Paket. Beiliegend fand er ein sehr künstlich und unpersönlich klingendes Schreiben. Er musst nicht lesen, um zu wissen, dass dieses stählerne Kästchen das Inferno überdauert hatte. Der Mann erkannte das Erbstück seines Vaters. Als er das leicht beschädigte Kästchen öffnete, sah er eine Uhr. Er nahm sie wertvoller und schöner wahr, als je zuvor.

Zwei Tage darauf fand er sich in einer Goldschmiede wieder. Nach einer fachlichen Schätzung sollte der Verkauf erfolgen. Er tat es ungern, aber es musste sein. Sehr zu seiner Überraschung handelte es sich aber dann um eine Fälschung. Der Mann freute sich und lachte, wie seit langem nicht mehr.

Am selben Tage entschlief der Mann dem Leben. Zurück gelassen auf der Bank mit einer gefälschten Uhr blickte der leblose Körper freundlich in die Natur...

 

Hallo M.,

Ich stolperte gleich zu Beginn über Formulierungen und Stil.

Er blickte gebildet, schien auch klug, doch wissen konnte er es nicht.
Was will das bedeuten?
Auch der Grund für die poetische Verbrämung im nächsten erschließt sich mir nicht:
Im Rauschen jenes Blätterzitterns wunderte es ihn
Freundschaften wurden geschmiedet, zerrannen mit der Zeit, auch jene, von der man sagte, sie halte ewig.
Ehe ist ungleich Freundschaft. Es ist gut mehrere Information in einem Satz zu kombinieren, das ist hier aber leider falsch.
Ein Beischlaf zerstörte jene Idylle, Familie wird sie genannt. Es war vielleicht nicht richtig, aber zutiefst modern.
Das kommt so pathetisch daher, auch die Meinung, Fremdgehen sei etwas zeitgenössisches klingt so nach dem ewigen Haderer, der mit sich selbst nicht im Reinen ist und die Welt dafür verantwortlich macht. Lege solche Sätze den Figuren in den Mund - wenn es unbedingt sein muss -, aber als Autor tust du dir und den Lesern mit diesem jammerigen Ton keinen Gefallen.
Dem Mann entglitt ein Schluchzen.
Ich weiß was du meinst, aber die Bezeichnung ist falsch. Etwas entgleitet aus der Hand. Ein Schluchzen könnte ...? Wie wärs mit der Mann schluchzte? :)
Doch war es genau diese, welche Eigenheim verfremdete.
Na ja, da fehlt ein Wort, oder? Siehste bestimmt selbst.
Der Park pulsierte jugendlich als Läufer die Wege passierten, junge Mütter und Väter ihre vereinte Liebe vor sich schoben und Hunde nach dem Holze jagten.
Irgendwie musst du aus diesem seltsamen Stil raus ... ein jugendlich pulsierender Park, das vornehme Gewand der Natur ... ich hab immer das Gefühl, Leute schreiben so, weil sie das für erhaben halten, als wäre umständliche Sprache was besonders schönes.

Irgendwo zwischen Fehlern und Umständlichkeit geht die Geschichte verloren.

Grüße
Kubus

 

Hallo M.Glass

Pathetisch, rührend, sogar traurig las sich deine Geschichte, weswegen der Mann wohl wirklich etwas gewann, in dem er diese alltägliche Traurigkeit verlor.
Das Gefühl des alten Mannes kommt dabei hervorragend rüber, und viele schön-traurige Bilder formten sich beim Lesen. Allerdings gingen sie für mein Verständnis ein wenig unter in den von Kubus angesprochenen Umständlichkeiten.
Ich mag das Träumerische des Textes sehr, in dem sich der alte Mann, leider auch der Text selbst, immer wieder verliert.
Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen, da ich mich leider nicht wirklich klarer ausdrücken kann. (Hätte fast aus zu drücken vermag geschrieben.)

Klar hingegen ist:
Ein Seufzer darf einem entgleiten. Zumindest mir.

"Trenn dich, lass los, vergiss Gedachtes und leb befreit."Gefesselt saß er bis in die Nacht, wohin der Tag ihn gebracht hatte.
Hier fehlt eine Leerstelle.
Der zweite Satz ist eine exemplarische Umständlichkeit, die den im Vergleich sehr profanen aber inhaltlich wichtigeren Satz untergehen lässt.

Parknahen Altenheim
kleines p :P

... doch wissen konnte er es nicht.
Ich frage mich jedoch, was er nicht wissen konnte. Dass er sterben würde? Dass die Uhr (angeblich?) gefälscht ist? Dass er etwas im Verlust gewinnen würde?

Highlight war für mich der Seelenwodka und den verzweifelten Kampf um ein scheinbar trauriges Leben.

LG Tiltik

 

Vielen Dank schon einmal für eure kritische Betrachtung.

Hallo Kubus,

genau über das sollst du ja gerade stolpern. Was konnte er nicht wissen? Was ist das?

Er blickte gebildet, schien auch klug, doch wissen konnte er es nicht.

Der poetisch angehauchte Stil transportiert den Klang des Textes. Wenn du auf die sich immer durchsetzende Melodie achtest, verstehst du vielleicht, was ich genau meine.

Freundschaften wurden geschmiedet, zerrannen mit der Zeit, auch jene, von der man sagte, sie halte ewig.
Das dich hier "Freundschaften" stört, leuchtet mir ein. "Bündnisse" würde zu distanziert klingen, "Verbände" zu bürokratisch und im engeren Sinne entwickelt sich neben der emotionalen Liebe, der sexuellen Lust auch eine unbeschreibliche Freundschaft zu Partner. Ich würde es gerne so stehen lassen. Hast du Alternativvorschläge?

Ein Beischlaf zerstörte jene Idylle, Familie wird sie genannt. Es war vielleicht nicht richtig, aber zutiefst modern.
Hm...

Dem Mann entglitt ein Schluchzen.
Klar hingegen ist:
Ein Seufzer darf einem entgleiten. Zumindest mir.
Sehe ich auch so.

Doch war es genau diese, welche Eigenheim verfremdete.
Na ja, da fehlt ein Wort, oder? Siehste bestimmt selbst.
Bei solchen Anspielungen habe ich immer Angst, in Fettnäpfchen zu treten. Aber ich nehme stark an, dass du "das" vor Eigenheim meinst. Funktioniert der Satz ohne Artikel nicht?

Der Park pulsierte jugendlich als Läufer die Wege passierten, junge Mütter und Väter ihre vereinte Liebe vor sich schoben und Hunde nach dem Holze jagten.
Irgendwie musst du aus diesem seltsamen Stil raus ... ein jugendlich pulsierender Park, das vornehme Gewand der Natur ...
ich hab immer das Gefühl, Leute schreiben so, weil sie das für erhaben halten, als wäre umständliche Sprache was besonders schönes.
Darüber lässt sich streiten, aber ich sehe, was du meinst. Aber wenn ich schreibe: "Junge Sportler belebten den Park, Mütter und Väter schoben Kinderwägen und blickten Hunden nach, die Stöckchen nacheilten." Dann klingt das falsch. Zumindest für mich.


Hallo Tiltik,

anscheinend hat dich die Geschichte in gewisser Art und Weise doch berührt. Das P wurde zu einem p. (Danke hierfür.)

Klar hingegen ist:
Ein Seufzer darf einem entgleiten. Zumindest mir.
Stimme ich dir zu.

Das Gefühl des alten Mannes kommt dabei hervorragend rüber, und viele schön-traurige Bilder formten sich beim Lesen. Allerdings gingen sie für mein Verständnis ein wenig unter in den von Kubus angesprochenen Umständlichkeiten.
Ich mag das Träumerische des Textes sehr, in dem sich der alte Mann, leider auch der Text selbst, immer wieder verliert.
Ich weiß, was du meinst. Ich biete dem Leser keinen Faden an, an den er sich halten kann und meiner Erzählung gebe ich zu wenig Kontinuität. Aber im Vordergrund steht eben die Stimmung, der Inhalt tritt leider zurück.

Ich frage mich jedoch, was er nicht wissen konnte. Dass er sterben würde? Dass die Uhr (angeblich?) gefälscht ist? Dass er etwas im Verlust gewinnen würde?
Wahrscheinlich habe ich die am Anfang aufgeworfene Frage zu wenig beantwortet. Ich werde das Ende noch einmal überarbeiten müssen.


Vielen Dank fürs Lesen
und Kommentieren.

Beste Grüße
markus.

 

Entschuldigt das Doppel-Posting, aber würde die Geschichte davon profitieren, wenn ich den letzen Absatz einfach streiche?

 

Hi M.Glass

Doch war es genau diese, welche Eigenheim verfremdete.
Na ja, da fehlt ein Wort, oder? Siehste bestimmt selbst.
Bei solchen Anspielungen habe ich immer Angst, in Fettnäpfchen zu treten. Aber ich nehme stark an, dass du "das" vor Eigenheim meinst. Funktioniert der Satz ohne Artikel nicht?

Eigenheim wirkt auf diese Weise wie ein Eigenname. Ein Artikel stellt klar, was für ein Eigenheim es ist, selbst wenn es nur das Eigenheim ist.

Was den letzten Absatz angeht:
Ich mag die Formulierung:

[...] mit einer gefälschten Uhr blickte der leblose Körper freundlich in die Natur...
Das rundet die Geschichte schön ab.
Dem Leben entschlafen ist mir wieder zu viel. Vielleicht reicht die Reduzierung.

Versuche mal lieber an den umständlichen Formulierungen zu feilen, ohne die Atmosphäre zu vernichten. Dann ergibt sich das mit dem letzten Absatz von alleine. Vielleicht wird dann auch klarer, was er nicht wissen konnte und warum es wichtig gewesen wäre es zu wissen.

LG Tiltik

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin!

Er blickte gebildet, schien auch klug, doch wissen konnte er es nicht.
Es ist erstens eine verwirrende Satzkonstruktion, denn doch leitet normalerweise einen Widerspruch ein. Zweitens kann ich mir schwer vorstellen, wie jemand gebildet blickt. Gebildet könnte er wirken. Und genau was du fragst, fragte ich mich auch. Was konnte er nicht wissen? Aber es ist dein Text, du musst nicht deutlicher werden.

Der poetisch angehauchte Stil transportiert den Klang des Textes. Wenn du auf die sich immer durchsetzende Melodie achtest, verstehst du vielleicht, was ich genau meine.
Nichts gegen poetische Elemente in der Prosa! Aber poetischer Stil bedeutet doch nicht Sätze umständlich zu formulieren oder bspw Artikel wegzulassen. Da hat man eher den Eindruck, du bist kein Muttersprachler.

Freundschaften wurden geschmiedet, zerrannen mit der Zeit, auch jene, von der man sagte, sie halte ewig.

Bspw Beziehungen entstanden und ... Das geschmiedet würde ich auch weglassen. Erinnert mich an Heldensagen, sowjetischen Realismus oder an die Herstellung des Einen Rings. Für die Freundschaften oder Beziehungen normaler Menschen passt das Wort eher nicht. Außerdem zerrinnt Geschmiedetes nicht mit der Zeit. Metalle rosten, setzen Patina an oder so ... Wenn du eine Metapher wählst, soltest du sie durchziehen, nicht mitten im Bild die Ebene wechseln.

Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hilfreiche Kritik ließ mich die Geschichte folgendermaßen formulieren:

Die Geschichte von einem Mann, der mehr gewann als er verlor
von M. Glass

Ein Mann saß auf einer Parkbank. Er wirkte gebildet, schien auch klug, doch wissen konnte er es nicht. Erschrocken stellte er fest, wie alt er schon war. Wie viele Jahre er schon hier war und dort. Die Zeit schloss und brach Beziehungen, auch jene, von der man sagte, sie halte ewig. Ein Beischlaf zerstörte die Idylle, in der er jemand sein konnte. Gatte, Vater, Mensch. Ein Kind stolperte einem Eichhörnchen hinterher. Schluchzen.

Den Mann trieb es jeden Tag in den Park. War jene Bank frei, so saß er darauf und blickte in die grüne Fläche, lauschte dem Rauschen der Gräser und dem Zittern der Blätter. Die Natur erwärmte sein Herz, hier war er mehr. Zu Hause mochte er es nicht so sehr. Er rätselte oft, wie sich das so fügte, doch blieb jede Antwort aus. Er leugnete die Vergangenheit und deren Wirkung. So wurde er zu einem Fremden im eigenem Heim.

Die Sonne brach aus einem Wolkengedicht hervor. Junge Sportler passierten die Wege, Mütter und Väter blickten lieblich in Kindergesichter, während Hunde nach dem Holze jagten. Der Park pulsierte. Der Mann fürchtete sich. Neben all der lebendigen Frische berührte ihn auch der Geschmack der unausweichlichen Verwesung. Er sah die im Rollstuhl sitzenden Damen, Strahlenpatienten ihr letztes Picknick aufschlagen und spürte dabei sich, sein Spiegelbild. Tränen füllten seine Augen.

Da kam an ihn eine Stimme näher. Gebrochen und sehr tief. Vertraut, aber anders als gewohnt, sprach sie in ihm. "Trenn dich, lass los, vergiss Gedachtes und leb befreit."

Stunden zogen vorüber und so fand er sich wieder im nächtlichen Park. Etwas war geschehen. Er fühlte sich neu, in gewisser Art und Weise tot, jedenfalls nicht länger lebendig. Da gesellte sich ein langbärtiger Herr in übel riechenden Kleidern zu ihm und bot ihm sogleich die Flasche purer Seele. Dankend lehnte der Mann ab, stand auf und ging weiter. Weiter weg hörte er einen Schrei: "Loslassen!" Als der Mann noch einen letzten prüfenden Blick zurückwarf, sah er zwei Obdachlose, um den Wodka kämpfen.

Zuhause angekommen, tat es dem Mann leid, auf das Bett verzichten zu müssen, das so einladend da stand. Doch er musste handeln, nicht länger rätseln. Schmerzlich stellte er nämlich fest, wie falsch alles doch war. Er sah sie. Er roch sie. Er spürte sie. Er fühlte sie. Die Vergangenheit, die alles zerstörende, unwiderrufliche Vergangenheit. Das Bett, die Kissen, die Decke, der Schrank, die Kleidung, Fotographien, Audioaufnahmen, Spielsachen, Duftkerzen, Bücher, Briefe, Uhren, Besteck und überhaupt. Das alles war sie. Sie, wie sie nicht sein durfte.

Der Mann brannte das Haus nieder.

Im Angesicht der Flammen stand er auf dem gegenüberliegenden Fußgängerweg. Allein, weinend und sichtlich verwirrt. Der Mann konnte beobachten, wie Menschen in Schutzanzügen den Brand zu löschen versuchten. Das Gebäude aber schmolz unaufhaltsam der Ehe gleich in sich zusammen, bis nur mehr ausgebrannte, schwarze Mauern übrig blieben und dem Feuer jeglicher Nährboden entrissen ward. Eine unwirkliche Wärme ging davon aus und der Mann bereute seine Tat.

Das Leben des Mannes schien langsamer, aber wieder im gewohnten Ablaufe fortzuschreiten. Die neue Wohnung im Altenheim trennte ihn nur noch sieben Minuten von seiner beliebten Bank im Park. Eines Tages jedoch erreichte ihn ein Paket. Beiliegend fand er ein sehr künstlich und unpersönlich klingendes Schreiben. Er musste nicht lesen, um zu wissen, dass dieses stählerne Kästchen das Inferno überdauert hatte. Der Mann erkannte das Erbstück seines Vaters. Als er das leicht beschädigte Kästchen öffnete, sah er eine Uhr. Er nahm sie wertvoller und schöner wahr, als je zuvor.

Der Mann besuchte seinen Vater. Dieser war tot und lag im Waldfriedhof eines abgelegenen Dorfes. Es war kalt. Der Grabstein war ausgetauscht, die Ruhestätte aufgehoben. Ein Blick auf die Uhr sagte, es wäre zu spät.

Der Mann fuhr zu dem Haus seiner ehemalige Gemahlin. Als er ihren neuen Partner erblickt, fährt er ohne Anzuhalten weiter. Er fuhr soweit der Kraftstoff es zuließ. Nachdem das Fahrzeug zum Stehen kam, stieg der Mann aus und wählte die Nummer seiner Tochter. Eine unbekannte Männerstimme meldete sich. Er legte auf.

Er steckte das Mobiltelefon zurück in seine Jackentasche, schloss das Fahrzeug ab, setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Karosserie. Hier schlief er ein. Zurück gelassen mit einer Uhr blickte der leblose Körper freundlich in die Natur...

 

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