Was ist neu

Die Geschichte vom Küsschen

Mitglied
Beitritt
17.10.2002
Beiträge
48
Zuletzt bearbeitet:

Die Geschichte vom Küsschen

Wusstet Ihr schon, dass Küsse auch eine Familie haben? Nein? Dann erzähle ich euch die Geschichte vom kleinen Kuss, den sie in der Kussfamilie das Küsschen nennen.
Küsschen war heute ein bißchen traurig, denn ihm war so langweilig. Es war niemand da, dem es sich hätte verschenken können, dabei wollte Klein-Küsschen unbedingt schnell groß werden. Die kleinen Küsse aus der Kussfamilie werden nämlich um so größer, je öfter sie sich verschenken.
Küsschen machte sich auf den Weg in die Stadt. Es muss doch jemanden geben, dem ich mich verschenken kann‘, dachte das Küsschen und schaute sich um.
Küsschen kam am Bahnhof vorbei und traf seinen Vetter Handkuss, der gerade durch die Luft flog. Vetter Handkuss ist nämlich der Flieger der Familie. Er schoss soeben in hohem Bogen von der Hand einer Frau, die auf dem Bahnsteig stand, und setzte sich mitten auf den Mund eines Mannes, der aus dem Fenster eines abfahrenden Zuges schaute. Kaum hatte sich Vetter Handkuss niedergelassen, wurde er auch schon wieder zurückgeschickt. Huiiii, in hohem Bogen durch die Luft fliegend landete er jetzt auf den weichen Lippen der Frau. Sie lächelte und Küsschen kicherte. „Ganz schön anstrengend, Vetter Handkuss, was?“, rief Küsschen. Weiter hinten auf dem Bahnsteig entdeckte es zwei Männer, die eilig aufeinander zuliefen und sich fest umarmten. Hey, da war ja auch Bruder Bruderkuss, der sich abwechselnd links und rechts auf die Wangen der Männer setzte. Bruderkuss hüpfte ein paar Mal fröhlich von Wange zu Wange und wieder zurück. „Hallo Bruder Bruderkuss, hier bin ich. Macht’s Spaß?“, rief Küsschen. Aber Bruder Bruderkuss hörte nicht, er war zu beschäftigt. Küsschen winkte noch einmal und zog weiter.
Nicht weit vom Bahnhof lag der Stadtpark, den Küsschen jetzt erreicht hatte. ‚Der Park ist sicher ein guter Platz, jemanden zu finden, dem ich mich verschenken kann‘ , dachte das Küsschen und suchte in alle Richtungen. Auf einer Parkbank saß ein Pärchen eng umschlungen. „Ach“, murmelte Küsschen, „dort kann ich mich auch nicht hergeben. Da ist bestimmt schon meine alberne Schwester Knutschkuss...“ Und richtig, Schwester Knutschkuss legte sich mächtig ins Zeug, bis die beiden Verliebten ganz rote Köpfe hatten. „ Pöh!“, raunte Küsschen und wurde immer trauriger: „Niemand da, der mich will?“ schluchzte es und ging tapfer weiter. Später begegnete Küsschen noch seiner Mutter Mamakuss. Sie war zusammen mit Tanten- und Omakuss unterwegs bei einem Picknick mit vielen großen und kleinen Leuten auf der Parkwiese. Das Küsschen erinnerte sich, dass es mal gehört hatte, die Tante Tantenkuss könne niemand so richtig leiden. Sie sei immer so dick und feucht und rieche nach Spucke.
„Nö, also, wenn ich mal groß bin, möchte ich lieber ein Mamakuss werden“, entschied das Küsschen und dachte: Der Mamakuss ist so schön weich und lieb und beruhigend. Er kann trösten und kleine Wunden heilen, kann wieder froh machen, wenn man traurig ist. Und wenn man etwas gut gemacht hat, kommt der Mamakuss als Lob. „Ich will auf jeden Fall ein Mamakuss werden, wenn ich mich oft genug verschenkt habe!“ , sagte das Küsschen laut und strengte sich noch einmal ganz doll an.
Da sah das Küsschen auf einmal einen kleinen Jungen und ein Mädchen, die auf dem Spielplatz im Park nebeneinander im Sandkasten saßen. Beide waren ganz versunken in ihr gemeinsames Spiel mit Förmchen und Sand. Doch mit einem Mal unterbrach das Mädchen ihr Spiel, legte dem Jungen ein Ärmchen um die Schultern und zog ihn an sich. Ehe der Knabe sich versah, saß das Küsschen auf seiner Wange. „Hihi, endlich!“, rief das Küsschen und wurde dann aber auch schon mit einer schnellen Handbewegung abgewischt.
Mächtig gewachsen und glücklich zog das Küsschen weiter auf der Suche, sich zu verschenken.

 

Ich find die Geschichte einfach wundervoll und irgendwie süß geschrieben *g*. Einfach schön!
-kris

 

Lieber Wondering,

Ein paar Anregungen wie man den Kuss auch noch nennen kann:
:bounce:
Kuss, Busserl (südd., österr.), Bussel (südd., österr.), Küsschen (fam.), Bussi (fam., österr.), Schmatz, Schmutz (oberd.), Bützchen (rhein.), Schmusschen (rhein.), Schmunz (rhein.), Schmockert (rhein.), Schnuckes (rhein.), Schnuss (rhein.), Bäss (rhein.), Guschel (schles.), Mäulchen (veraltet) Zungenkuss, französischer Kuss langer: Dauerbrenner (scherzh.), Fünfminutenbrenner (scherzh.) als Zeichen der Freundschaft: Bruderkuss;

(c) Dudenverlag.

Fremde Sprachen noch dazu und die Palette reicht gegen umendlich.

Freundlicher Gruß
Klaus Helfrich

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Klaus,
erstmal... ich bin DIE wondering :)
danke, für die vielen Küsse. Du hast aber schon auch gesehen, dass es sich um eine Kindergeschichte handelt, eine Kuschelgeschichte zum Einschlafen und keine Abhandlung über den KUSS?
Ich werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen und mit einer neuen "Geschichte vom Kuss" in die Rubrik Alltag (oder so) ziehen...
oder, mach du doch mal!
Wg Bruderkuss, lies nochmal das Gschichterl, der ist drin ;)
Grüße wondering

 

Hallo Wondering,
eine wunderschöne, süße Geschichte. Schade, dass meine Tochter schon 11 Jahre alt ist und ich ihr eigentlich keine Gute-Nacht-Geschichten mehr vorlese.
Nun, ich werde es bei nächster Gelegenheit mal wieder tun oder ihr zumindest Deine Geschichte geben.

Liebe Grüße,
mvalley

 

Hallo Wondering,

die Geschichte ist wahnsinnig niedlich und mir tat das Küsschen sehr leid, als es zuerst niemanden fand, dem es sich schenken konnte. Umso mehr habe ich mich für es gefreut, dass es am Ende die beiden Kinder im Sandkasten gesehen hat.

*ein :kuss: gibt* ;)

Mario

 

Hallo Wondering,

schnuckelig geschrieben. Hat mir gefallen, weil die Grundstimmung in deiner Geschichte so beschwingt war.
Diese Geschichte ist eindeutig ein :kuss:chen wert. ;)

Die Passage mit dem Tantenkuss ist etwas weniger flüssig geschrieben, vielleicht auch ein wenig zu lang, denn du kannst ja voraussetzen, dass jeder schon mal so einen widerlichen Feuchtsabberkuss aufgezwungen bekam. Vielleicht etwas straffen?


Lieben Gruß
Lakita

 

Hallo Lakita,
du hast Recht, die Tantenkusspassage kann man kürzen und den zweiten Satz dazu einfach weglassen, mache ich jetzt auch.
Danke für dein Lob das Küsschen :)!!!
Liebe Grüße
Astrid

 

Hi Astrid,

Du siehst, heute lese ich eine wondering-Geschichte nach der Anderen!

Deine kleine Kindergeschichte gefällt mir gut! Kinder lieben es, wenn alle möglichen Wesen plötzlich lebendig werden und Gestalt annehmen und Du hast das kleine Küsschen sehr gut beschrieben. "Himmelblau im Streik" hat mir auch schon so gut gefallen! Du hast ein Talent für Kindergeschichten!

Liebe Grüße
Barbara

@mvalley
Vorlesen sollte man seinen Lieben immer! Bis ins hohe Alter hinein! Das ist jedenfalls meine Meinung! Das heißt ja nicht, daß die Kinder nicht auch selbst ihre Bücher lesen sollen. In unserer Familie lesen wir uns immer irgend ein Buch oder eine Geschichte vor... Wir genießen es. Mein jüngster Sohn wird neunzehn, mein Mann ist fünfzig und ich lese vor, obwohl sie alle selber lesen können!

 

Hallo wondering,

eine nette kleine Geschichte, so richtig schön für einen romantisch - heiteren Moment. Die Tanten lernen ja vielleicht noch im Laufe der Zeit, wie man es besser macht...

Tschüß... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom